[Officium] (De)Curio bei der Arbeit

  • Weitere verbale Schläge folgten. Und jeder einzelne traf ins Schwarze und zerrte weiter an der Haltung des Helvetiers. Matt beobachtete er, wie Kaeso sich nun erhob. Curio hatte recht gehabt. Keines seiner Worte mochte noch an den Jungen herandringen, es brachte nichts, rein gar nichts, es noch weiter zu versuchen.


    Kaeso!


    hielt er ihn dann aber doch noch mal zurück, nahm alles Selbstbewusstsein, was ihm noch geblieben war, zusammen und schaute dem Jungen in die Augen.


    Falls du irgendwann einmal nicht mehr weiter wissen solltest, falls du an deine Grenzen geraten solltest, falls du das Gefühl haben solltest, dass es keine Lösung gibt, denk bitte daran, dass du hier im Haus Freunde hast, die dir weiterhelfen werden.


    brachte er über die Lippen, wusste aber ziemlich genau, dass er sich selbst, obwohl er es gerne getan hätte, nicht mehr dazu zählen durfte. Mit einem zurückhaltenden Nicken entließ er den Jungen schließlich und kaum, dass die Tür ins Schloss gefallen war, sackte er vollkommen in sich zusammen. Mal wieder hatte er versagt, aber das war ja auch eigentlich nichts Neues bei ihm.

  • Ich wusste Curios Abschiedsworte kamen von Herzen, doch ich wollte es nicht wissen und nicht hören. Zu sehr fühlte ich mich gekränkte und verletzt. Warum musste das Leben nur so ungerecht sein, kaum hatte man ein Zipfelchen Glück erwischt, fiel man ins Bodenlose hinab.
    Mit zusammengebissenen Zähnen, stakste ich mehr als ich ging zu Türe hinaus.
    >>>>

  • Vier Wochen war der Auszug von Silvana nun her und zuletzt hatte sich der Helvetier stets damit herausgeredet, dass es eine dringende Familienangelegeheit gab, die Silvana in der Villa Duccia hielt, doch leider konnte ja keine Dauerlösung sein. Irgendwann würden die Leute neugierig werden und Nachforschungen anstellen und spätestens dann, wenn die Reaktion eines Ducciers auf die Frage nach einem Problem zahlreiche Fragezeichen in den Augen waren, konnte ein cleverer Mensch seine Schlüsse problemlos ziehen. Dennoch sah sich Curio im Recht und er hatte es sich in den helvetischen Dickkopf gesetzt, dass sie den ersten Schritt machen, in die Casa Helvetia zurückkehren und ihn um Verzeihung bitten musste, die er dann natürlich auch umgehend erteilen würde, um wieder in den normalen Tagesablauf eintreten zu können. Doch war in den letzten Wochen nichts dergleichen passiert. Hier trafen zwei Dickköpfe aufeinander und bis jetzt hatte keiner der beiden auch nur einen Schritt nachgegeben.


    An diesem Morgen, an dem Curio ein paar Korrespondenzen vorgezogen hatte, trat nun Acanthos in den Raum. Er hatte sich nach dem Gespräch mit dem duccischen Knecht und Alpina weitgehend zurückgehalten in der Hoffnung, dass Curio von sich aus auf die Idee käme, den ersten Schritt zu tun, doch hatte er da den helvetischen Dicckopf vollkommen unterschätzt. Bislang hatte er immer geglaubt, dass er bei dem jüngeren Bruder weniger ausgeprägt war, als bei seinem älteren Bruder oder seinem Vater, aber das war ein Irrtum gewesen.


    Helvetius, wir müssen reden.


    Ohne auf eine Erwiderung Curios zu warten, setzte sich der Makedone auf den freien Platz vor dem Schreibtisch und blickte den Helvetier ernst an. Der schrieb noch den aktuellen Absatz zu Ende und blickte dann hoch. Tiefe dunkle Ringe waren unter seinen Augen, die zeigten, dass er kaum schlief, was Acanthos an die unschöne Zeit während der erzwungenen Trennung vor ihrer Verlobung erinnerte, doch dieses Mal war es die Sturheit und der Trotz des Helvetiers, der ihn davon abhielt den ersten Schritt zu tun.


    Du musst bei deiner Frau den ersten Schritt machen.


    sagte Acanthos mit fester Stimme und hielt dem Blick des Helvetiers stand. Es konnte so nicht weitergehen. Und Curio musste den Anfang machen, sonst würde wahrscheinlich gar nicht passieren.

  • Gleich nach seiner Ankunft hatte sich Curio in sein Arbeitszimmer begeben und seinem Sohn freie Hand gelassen, seine Zeit mit den Sklaven oder im Garten zu verbringen. Natürlich konnte er hier nicht so einfach raus, wie auf dem Landgut, aber das kannte er ja auch schon. Curio jedoch musste wieder Dinge erledigen und während sich das Schreiben an die Villa Duccia noch recht schnell aufsetzen ließ machte ihm der nächste Brief deutlich mehr Sorgen.


    Ad
    Susina Alpina
    Domus Iulia
    Roma


    Iullus Helvetius Curio Susinae Alpinae s.d.


    Es fällt mir nicht leicht, diesen Brief zu schreiben, und um ehrlich zu sein - immerhin waren wir beide immer ehrlich zueinander - habe ich die Schrift auf dieser Wachstafel schon mehrmals wieder geglättet, da ich selbst nicht zufrieden mit den Worten war, die ich niedergeschrieben hatte. Sie wollten nicht ansatzweise ausdrücken, was in meinem Kopf vor sich geht, da ich glaube, dass es einfach zu viel ist, um es in allzu blumige Worte zu fassen, deren Ausschweifungen doch nur dazu führen würden, meine eigentliche Meinung zu verschleiern. Daher fasse ich es am besten in einem einzigen Satz zusammen.


    Es tut mir leid und ich bitte um Verzeihung.


    Ich habe euch hier alleine zurückgelassen, dich, Silvana, Ursicina und Camilla. Meine Pflicht habe ich in den Wind geschlagen, weil ich glaubte, dass die Welt auf dem Landgut an mir vorbeilaufen und auch sehr gut ohne mich funktionieren würde. Doch die Realität holt einen doch immer wieder ein. Du hast deinen Lebensgefährten verloren, meinen Bruder, auf den du so lange und so treu gewartet hast, wie es nur eine wahrhaft verbundene Seele getan hätte. Und während du und Silvana hier so tapfer ausgehalten habt, habe ich die Flucht ergriffen und ich kann nur hoffen, dass die Götter mir das irgendwie verzeihen können.


    Nichtdestotrotz kann ich verstehen, dass du dich nunmehr für eine Reise nach Rom entschieden hast. Du warst immer bestrebt, deinen Horizont erweitern und ich wünsche dir alles Gute und viel Erfolg dabei, den bekannten Medicus zu finden und bei ihm in die Lehre gehen zu können. Doch auch der persönliche Besuch bei unserem ehemaligen Lagerpräfekten, dem guten Iulius Licinus - dem du hoffentlich meine besten Wünsche ausrichten könntest - ist nur zu verständlich.


    In diesem Sinne hoffe ich, dass du und Ursicina die Reise nach Rom gut überstanden habt, dass ihr nicht mit allzu widrigen Umständen zu kämpfen hattet und nun in Rom bei den Iuliern eine freundliche Unterkunft gefunden habt. Doch gleichsam hoffe ich, dass wir uns irgendwann hier im Norden wiedersehen werden und du dich nicht dafür entscheiden wirst, deinen Lebensweg in Rom zu Ende zu führen. Wie auch immer du dich entscheiden wirst, sei versichert, dass ich deinen Entschluss respektieren werden, auch wenn ich hoffe, dass wir in jedem Fall weiter in Kontakt bleiben und du mich über Ursicinas Werdegang auf dem Laufenden hältst.


    Mögen die Götter ihre Hände schützend über dich und Ursicina halten.


    Vale bene


    Iullus Helvetius Curio
    _____________


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    Iullus Helvetius Curio | Casa Helvetia | Mogontiacum

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