Montes Taunes | Zwei Praefecten gegen die weiße Pracht (oder Macht?)

  • Die Welt flirrte unangenehm, als er durch die Gegend gehoben wurde und irgendwo wieder abgelegt wurde. Er hatte ein Gefühl als würde er durch die Gegend geworfen und gedreht. So musste sich ein Stück Fleisch in der Suppe fühlen, wenn gerührt wurde. Plötzlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam die Welt um ihn herum wieder zur Ruhe. Und wieder tauchte der Iunier in seinem Sichtfeld auf.


    "So schnell ... nicht los." wies Licinus ihn ob des dummen Spruchs zurecht. Eine kleine Pause folgte, dann setzte er erneut an. "Wasser, ja! Und ... Kopf platzt!" brachte er noch heraus, dann nahm das Dröhnen wieder überhand. Was auch immer es war, er sah sich nicht in der Lage es jetzt niederzubrüllen. Er schloss für einen Moment die Augen und konzentrierte sich auf seine Atmung um die Kopfschmerzen zu vertreiben. Tatsächlich, stellte er überrascht fest, konnte er damit auch das Dröhnen vertreiben. Als er aber einen Versuch unternahm die Augen wieder zu öffnen und den glitzernden und funkelnden Schnee überall sah wurde es wieder lauter. Erneut schloss er die Augen.

  • Sofort befahl Seneca einem der Soldaten etwas Wasser zu holen, welcher es kurzerhand an den Iulius weitergab. So verwirrt wie er war, war es unwahrscheinlich dass dieser sich innerhalb der nächsten paar Augenblicke auf ein Pferd schwingen würde und einfach so weiterreiten konnte.
    Seneca musste nachdenken, eine Trage musste her, irgendwas um Licinus ohne große Umstände transportieren zu können.
    "Milites, sucht erst einmal eine geeignete Stelle für ein Feuer, wir machen hier eine Rast. Errichtet ein Zelt, besser zwei." befahl Seneca und wandte sich an einen anderen seiner Equites, "Du da, reite voraus und suche nach einer wetterfesten Unterkunft. Ein Limesturm, ein Hof, irgendwas." der Mann nickte und ritt los ohne sich noch einmal umzudrehen. Währenddessen setzte sich Seneca wieder zu Licinus,
    "Der Capsarius riet uns von einer Weiterreise ab, wenn wir nicht hier im Umfeld eine befestigte Unterkunft finden, müssen wir hier unsere Zelte aufschlagen."

  • Licinus spürte wie eine kalte Flüssigkeit seine Lippen benetzte und schluckte in kleinen Portionen die Flüssigkeit herunter. Eine wunderliche Flüssigkeit schien das zu sein, die den Geschmack zu ändern schien, wie sie in seinem Mund umherglitt. In einem Moment war es posca, im nächsten Wein, dann irgendein Kräutertrank, dann wieder Wasser.
    " 'ange!" nuschelte er und kaltes Wasser lief ihm das Kinn hinunter.


    Er wartete einen Moment, begann dann wieder zu schlucken, pausierte wieder. So ging es eine Weile.


    ~~~ inzwischen: die Soldaten ~~~


    Während ein Teil der Soldaten versuchte eine kleine Stelle auf dem Weg vom Schnee zu befreien. Auf dem Weg, da dieser zumindest geschottert war und ein Feuer nicht den Untergrund in Matsch verwandeln würde. Das zweite Problem war hindes schwieriger zu lösen. Sie hatten nicht so wirklich viel Feuerholz dabei. Also schwärmten sie aus, in den umgebenden Wald und durchsuchten das Unterholz auf der suche nach halbwegs abgelagertem Holz, dass nur äußerlich nass war.


    Ein zweiter Teil schwärmte weiter aus, wie befohlen auf der Suche nach einer Unterkunft. Sie kamen nicht gut voran, auch wenn sie sich an den Lichtflecken, die die Signalfeuer der Limestürme in die Dunkelheit stachen, orientierten. Sie stapften durch den Schnee. Nur dumpf hörten sie in der Entfernung die Schritte der anderen, gedämpft und immer schwächer die Stimmen und Aktivitäten jener der Soldaten die sich um den gestürzten praefectus kümmerten.
    Es wurde immer leister und sie konnten nur noch das leise Rascheln des toten Holzes über ihnen hören. Und die Geräusche der Tiere um sie herum, von ihrer Einbildung um ein vielfaches verstärkt. Und war es wirklich ein Wolf, der dort heulte, oder war es ihre Imagination, die es den Soldaten vorspielte. Im Kampf waren sie allesamt tapfere Männer, hatten sich mehrfach bewiesen. Aber hier, allein im Wald schlotterten ihnen die Beine, anderen klapperte die Zähne, und später würde jeder nur sagen, es sei die Kälte gewesen. Wenn er überhaupt bereit gewesen wäre zuzugeben, dass er geschlottert hatte.


    Zwei von ihnen kamen nach einem langen Marsch, der so lang vielleicht gar nicht gewesen war, zu einem kleinen Grenzbauernhof. Ein winziges Haus, besser gesagt eine ärmliche Bauernkate, die Mensch und Vieh gleichmaßen beherbergte. Schnell war der Bauer informiert, was sich zugetragen hatte. Und so nah an der Grenze waren selbst mürrische alte Männer schnell überzeugt, hier kleines Heim dem Militär zur Verfügung zu stellen.
    Eiligste kehrten die beiden also zurück zu den beiden und erstatteten dem praefectus der ala Bericht, was sie gefunden hatten. Dabei kam ihnen der Rückweg doch um einiges weniger weit vor, als es der Hinweg auf der Suche getan hatte. Insgesamt waren sie vielleicht eine Stunde unterwegs gewesen.


    Sim-Off:

    Erlaube mir mal ein paar deiner Soldaten zu übernehmen

  • Es war durchaus erfreulich dass die Milites tatsächlich ein Dach über dem Kopf auftreiben konnten, wer wusste schon ob die Nacht nicht neue Schneefälle bringen würde, und dann wären sie hier draußen relativ aufgeschmissen gewesen.
    Es stellte sich nur noch die Frage wie man den arg angeschlagenen Iulier zum Bauernhaus bringen sollte, eine Trage musste also her, immer noch.
    Schnell wurden die Männer ausgeschickt um zwei solide Stämme zu suchen, welche auch zeitnah gefunden wurden. Ein paar Lederbänder, ein wenig Fell, und dann war die äußerst provisorische Transportgelegenheit für den Praefectus auch schon fertig.
    Mit einer Ration Wasser und weiterem Fell beladen wurde der Praefectus auf die Trage geschubst und von zwei Milites zum Gehöft gebracht. Seneca war erleichtert, er selbst hätte weder Lust noch den Willen gehabt in der Eiseskälte auszuharren. Die Bude in welcher sie letztlich Rast machten war zwar nicht groß, aber immerhin warm.
    "Bereitet das Lager des Praefectus Castrorum nahe der Feuerstelle und versorgt ihn zuerst mit etwas warmen zum kauen." wies der Iunier die Männer an und wandte sich an den Bauern, "Hab Dank für deine Gastfreundschaft. Die Truppen vergessen ihre Freunde nicht, dem kannst du dir gewiss sein."


    Sim-Off:

    Ist genehmigt

  • Tatsächlich war die Bude der beiden Bauersleut nicht nur voll sondern in dieser Nacht so hoffnungslos überfüllt, dass für die Anwesenden an Schlaf nicht im geringsten zu denken war. Für keinen bis auf einen. Licinus, der auf dem Weg zwar Bewegung und Flirren wahrgenommen hatte, unruhig und unartikuliert gemurmelt und den dicken Fellen zum Trotz gezittert hatte, kam an dem warmen Feuer etwas zur Ruhe. Das Murmeln wurde leiser und zahmer, das Zittern verschwand. Die einzige Bewegung, die man noch wahrnahm waren die regelmäßigen Trinkversuche, die jedoch nur mäßig erfolgreich waren, denn die Hälfte verließ seinen Mund nciht durch die Kehle, sondern durch Licinus Mundwinkel.


    Und während der Bauer auffgeregt umherlief -- schließlich beherbergte man nicht jede nach zwei der höchsten militärischen Würdenträger der Provinz -- und abwechselnd dem Iunier versicherte, dass man Willkommen sei und versuchte sein Vieh zu beruhigen, trat die resolute Bäuerin zu dem Mann, der offensichtlich das Kommando führte.


    Mit Verlaub, sprach sie, aber der Mann kann doch nichts Kauen, legatus! Mit eurer Erlaubnis mache ich ihm eine Brühe. Aber kauen, das Schlucken von Wasser fällt ihm doch schon schwer. Männer und Medizin, dachte sie sich, um jede Kleinigkeit machten sie ein Mord-Bohei, aber wenn wirklich was los war, dann hatten sie keine Ahnung. Sie hatte einen von denen geheiratet und fünf groß gezogen. Sie wusste, wovon sie redete oder dachte.

  • Seneca war immer wieder kurz vorm einnicken als einer der Viecher, damit inkludierte er auch die Milites, irgendeinen Krach machte, welcher ihn wieder erwachen ließ. Es war unbequem, es war stickig, und Seneca, mittlerweile einen deutlich wertigeren Lebensstil gewöhnt, wollte nur noch raus aus seinen miefigen Klamotten. Aber immerhin war es warm, und Seneca zog diesen Umstand möglichen Erfrierungen dann doch vor.
    Als die Bauersfrau letztlich die Initiative ergriff, und anbot eine Gemüsebrühe für Licinus zu kochen, huschte ein verschlafenes Lächeln über das Gesicht des Iuniers, welcher etwas Abseits, sofern dies möglich war, auf dem Boden saß und sich durch das verkaterte Gesicht fuhr..
    "Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich danke dir, natürlich werden wir deine Familie für die Unannehmlichkeiten entschädigen." versicherte Seneca welcher sich nichts sehnlicher wünschte als bei Seiana im bequemen Bett zu liegen, was sie wohl gerade machte?


    Er raffte sich auf und bahnte sich den Weg vorbei an einigen schlafenden Milites zum Feuer.. Hatte er früher auch mal immer und überall schlafen können? Er glaubte nicht mehr dran. Am Feuer angekommen griff er einen Trinkschlauch und versuchte seinem alten Weggefährten beim trinken zu helfen. Sie waren nicht die Art Freunde die einander ständig zum Essen einluden oder die zusammen einen schönen Ausflug auf ein Landgut am Meer machen würden, aber Seneca schätzte den Iulier, er wusste dass man sich auf den knurrigen alten Bock verlassen konnte, und genauso wollte er seinem Kameraden nun ebenfalls ein guter Freund sein, auch wenn es nur wenig war was er machen konnte. Hoffentlich fand Licinus ein wenig Schlaf, den der wirkte schließlich oftmals wunder.

  • Die Nacht verging ohne großes zutun Seitens Licinus, er trank schlief, trank wieder, schlief wieder. Seine Träume waren unruhige Muster heller und weniger heller Lichter, nichts greifbares war darunter und nichts, was einer Erinnerung Wert gewesen wäre. Die Bäuerin hatte ihm Brühe eingeflößt und der Bauer den Soldaten sein saures, selbst gebrautes Bier angeboten. Jene, die nicht schliefen, hatten angenommen. Kein Soldat schlug kostenlose Verpflegung aus. Gelegentlich hatte auch mal der capsarius nach Licinus gesehen und Mutmaßungen über den Zustand geäußert, die nicht bis zu Licinus durchgedrungen waren.


    Ob er spürte, wer neben ihm saß oder nicht, war nicht klar, aber als er das erste mal die Augen aufschlug und sie auch offenbehielt, statt sie sofort geblendet zusammenzukneifen sah er Seneca an seiner Seite sitzen. Gequält lächelte er. "Oder nicht zurückgelassen? Oder beide im orcus?" Dann brach er in ein trockenes Husten aus. Und deute mit dem Finger auf das Trinkgefäß, dass sein Kamerad in der Hand hielt.

  • Natürlich hatte sich Seneca auch nicht lumpen lassen und ebenfalls ein Bier genommen, auch wenn er diese Entscheidung kurz darauf bereute, und sich danach das Gebräu der Höflichkeit halber in kleinen Zügen einverleibte, immer darauf achtend dass sich das Gesicht nicht allzu sehr verzog.
    Die Nacht verging nur äußerst zäh, sie hatten ja nichts, keine Schriften, keine Spiele, nur das Feuer und die Enge... Nicht gerade angenehm also.
    Während Seneca also ein wenig im Feuer rumstocherte, und sein krumm und schief gewachsener Ast bereits Glut ansetzte, es war bereits früher Morgen, erwachte Licinus plötzlich aus seinem teilweise gar fieberhaften Schlaf. Seine Worte ließen den Iunier hochschrecken, doch ehe er eine passende Antwort auf die Worte seines Kameraden finden konnte, hustete dieser schon als ob der Fährmann persönlich an die Pforte klopfen würde..
    Schnell öffnete der Iunier den Trinkschlauch und half Licinus beim Trinken, Wasser war wichtig, und so hielt er behutsam das Gefäß höher und sprach erst dabei..
    "Nein, im Orcus sind wir noch nicht. Vielleicht wenn wir dann zuhause sind, Seiana freut sich sicher nicht solange allein zu sein." scherzte er, wohlwissend dass die Truppe tatsächlich bald weiter müsste.

  • "Tut mir Leid ... Unannehmlichkeiten", versuchte Licinus einen seiner launig-trockenen Kommentare, aber garniert mit einer ordentlichen Portion Husten kam der nicht ganz so über die Lippen wie gewohnt.
    Also tat er das naheliegende und trank. Was anderes blieb ihm auch nicht übrig, als Seneca das Gefäß höher hielt. Er trank einige Schlucke, dann signalisierte er dem Alen-Präfekten, dass er absetzen sollte. Dann machte er Anstalten sich aufzusetzen, was auch gelang. Dabei wenig Rücksicht auf seinen mehr als angeschlagenen Zustand nehmend richtete er sich zu schnell auf und die Bauernkate fing an sich um Licinus herum zu rotieren. Im Gegensatz zum Vorabend kippte Licinus nicht sofort zurück -- soweit die gute Nachricht -- stattdessen lehnte er sich weiter nach vorn und erbrach sich seinem Freund direkt auf die Füße -- die schlechte Nachricht.

  • Seneca war gerade im Begriff zu beschwichtigen, schließlich war Seiana ja kein Drache, als Licinus volle Kanne auf seine Füße göbelte. Jetzt war es wiederum Seneca dem sein 'Kein Problem' im Halse stecken blieb, und welcher ein wenig angewidert auf seine eigenen Füße blickte.
    "Ja..." versuchte sich der Iunier zu fangen und wusste nicht so recht was er denn jetzt machen sollte, "...es ist wohl besser wenn du dich nochmal hinlegst. Wir beschaffen uns einen Karren oder sowas, oder besser noch ein Schiff, die Inspektion können wir sowieso knicken." befand er mit Blick auf den Zustand seines Freundes und erklärte in seinem Kopf den dienstlichen Teil der Reise schon einmal für beendet.
    Der Bauer brachte schnell einen Bottich mit Wasser, eiskaltem Wasser, aber was sollte es, man musste da einfach Prioritäten setzen.
    "Wie geht es dir Iulius? Ist jetzt alles raus was keine Miete zahlt?" scherzte Seneca wieder während er seine Füße in den Eimer tauchte, "Scheiße ist das kalt!" fluchte er und biss die Zähne zusammen.

  • Licinus hustete noch einmal und zwang die Galle zurück in seinen Magen. Er lehnte sich zurück und starrte an das schiefe Dach über ihm


    "Dreimal verfluchter Dreck!" bellte ernoch immer schwach auf der Brust, aber ohne Unterbrechung. Die Kotzerei hatte ihn etwas befreit und er brachte immerhin wieder zusammenhängende Sätze hervor. Dennoch dröhnte sein Schädel wie wild und es war ihm klar, dass die Erschütterungen zu Pferde ihn wohl umbringen würden. Also auf dem Wagen, wie ein Invalide. Wütend blickte er auf seinen Arm, der noch die lange Narbe aus dem Bürgerkrieg trug. Normalerweise, sollte man meinen, war man als Lagerpräfekt doch vor so einem Scheiß sicher, aber nein, bei ihm lief es wieder anders.


    "Besser! Nur der Kopp platzt gleich! Was is eigentlich passiert?" nuschelte er vor sich hin. Ihm war schon länger aufgefallen, dass ihm ein Teil seiner Erinnerung fehlte, aber bisher hatte er keine Kraft gehabt danach zu fragen.

  • Etwas erleichtert nahm Seneca zur Kenntnis dass Licinus immerhin wieder passable Sätze bilden konnte, und so langsam schienen auch die Lebensgeister zurückzukehren, welche der Iunier wider besserem Wissen das ein oder andere Mal vermisste in der Nacht.
    "Nun mein Freund, ich hab herausgefunden warum du niemals zur Kavallerie wolltest." erklärte ihm Seneca und fuhr dann etwas ironisch fort, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, "Nicht nur dass du das Reiten nicht magst, du kannst es auch einfach nicht." scherzte er während er ein Tuch über die mittlerweile von iulischem Erbrochenen befreiten Füße legte um sie abzutrocknen. Seltsamerweise wollte Seneca das Tuch nicht behalten, obwohl der Bauer darauf bestand dass er es mitnehmen könne..
    "Du wurdest von deinem Pferd geholt und bist unglücklich aufgekommen. Der Capsarius war sich nicht sicher was los ist, aber ein Medicus ist auch weit und breit keiner aufzutreiben. Auf einem größeren Gehöft in der Umgebung wird gerade ein Ochsenkarren beschafft. Es wird noch dauern bis zum Aufbruch, aber auch dann wird es nur schleppend vorangehen, weshalb wir beim nächsten Hafen versuchen auf den Rhenus zu wechseln. Der Fluss sollte noch gänzlich befahrbar sein." erklärte Seneca den perfiden Plan den er sich in der Nacht zurechtgelegt hatte. Licinus müsste zu einem Medicus, so viel war klar, und bis dahin war absolute Ruhe wohl das Beste was sie machen konnten.

  • "Um das zu ... bemerken hast du bis heute gebraucht?!" machte Licinus böse Miene zum schmerzenden Kopf. Im Normallfall hätte man wohl seine Augenbraue sehen können, wie sie nach oben wanderte, aber Muskeln am Kopf zu benutzen -- auch noch so kleine -- erschien gegenwärtig keine gute Idee.
    "Also gut, runter von diesen verdammten Höhen und raus aus diesem Wald. Weck mich, wenn's los geht. Mein Kopf bringt mich um den Verstand."
    Auch wenn er es nie zugegeben hätte merkte Licinus doch, dass er Ruhe und Schlaf brauchte. Also drehte er sich mühevoll wieder um und versuchte ncoh ein wenig zu ruhen, vielleicht sogar zu schlafen.
    Bevor es allerdings so weit war murmelte er noch:
    "Und Seneca: Danke! Auch an die Jungs!"

  • "Schlaf gut mein Freund." entgegnete der Iunier seinem Kumpanen und legte die behelfsmäßige Decke, bestehend aus einem Offiziersmantel, noch einmal ein klein wenig zurecht ehe er sich vorsichtig erhob und nach draußen trat. Die kalte Luft biss sich in seinem Rachen fest und erschöpft fuhr sich der Iunier durch die Haare und schaute über die Landschaft, welche der Schnee und das Eis fest im Griff hatten.
    Wie gerne hätte er jetzt ein heißes Bad, vielleicht sogar mit Seiana an seiner Seite? Oder ein warmes Bett und eine gute Mahlzeit. Sicher, seit den Tagen als Miles war er wohl etwas weicher geworden, damals hätte er jetzt noch einen Gewaltmarsch bis Mogontiacum hinlegen können und hätte dann noch eine Nacht in der Taverne durchgezecht, jetzt reichte schon eine Nacht außerhalb der Komfortzone welche man als Kommandeur genoss und er fühlte sich als müsste er schon mal ein Plätzchen im Familiengrab reservieren. Aber vielleicht war es auch einfach den besonderen, und dazu noch ungewohnten, Umständen geschuldet. Die Kälte fuhr in die Knochen, der Kopf fühlte sich schwer und dumpf an und die Nase lief Marathon, wieder einmal merkte er dass sein hispanischer Körper noch ein wenig mit Germanien haderte.


    Es verging einige Zeit bis die Männer alles nötige zum Aufbruch beisammen hatten. Ein paar Dörfer weiter hatten sie einen Kahn organisieren können welcher sie, natürlich nicht ganz umsonst, nach Mogontiacum schippern würde. Auf einem Nachbargehöft konnten sie einen Bauern auftreiben welcher Licinus mit einem Ochsenkarren zum Steg bringen würde, allein diese Strecke würde lange dauern, und Kraft kosten, denn der Karren war auch nur bedingt schneetauglich.
    In weiteren umliegenden Höfen hatte man hier und da immer mal wieder ein wenig Proviant abzwacken können, denn durch den harten Wintereinbruch waren die meisten Landwirte nicht unbedingt glücklich darüber Teile ihrer Vorräte aufgeben zu müssen. Aber nun hatten sie alles beisammen, einen Karren, ein Boot, etwas Getreide, etwas Bier, eingelegtes Gemüse und etwas Dörrfleisch. Nicht gerade ein Fest für den Gaumen, aber die Fahrt nach Mogontiacum über den Rhenus würde ja keine Ewigkeit dauern.


    Es war schon früher Vormittag, die Sonne, oder zumindest dieses leuchtende Ding dass ab und an mal aus dem unwirtlichen Grau über ihnen hervorstach, näherte sich dem Zenit als Seneca den Iulier weckte, "Iulius, es geht los. Erschreck dich nicht, die Milites werden dich jetzt auf den Karren legen." sagte der Iunier und gab sogleich das Kommando für die Männer welche den Iulier weitestgehend ohne allzu große Probleme auf den wartenden Karren ablegten und sich selbst auf die Pferde schwangen, oder sich ebenfalls auf den Karren setzten um ihn mehr Bodenhaftung zu verleihen.
    Die alte Bauernfamilie, noch immer bemüht um einen guten Eindruck, stand zur Verabschiedung vor der Tür und gab den Männern noch wenig Brühe mit, welche natürlich schnell erkalten würde, aber es war ja der Wille der zählte. Seneca selbst hatte einige Sesterzen auf dem kleinen Tisch liegen lassen welche die Unannehmlichkeiten mehr als entschädigen würden.


    Der Tross setzte sich in Bewegung und bereits nach kurzer Zeit ahnte man wie die Reise wohl verlaufen würde: Schlecht.
    Immer wieder mussten die Männer vom Karren steigen und den Wagen anschieben, ziehen, runterdrücken, oder über Hindernisse hinwegzerren. Aber nach einer Weile, und Seneca war noch nie so froh gewesen ein Schiff zu sehen, erreichten sie den Steg. Schnell wurde die Fahrt bezahlt, die Tiere sowie das Gepäck verladen, und vor allem das iulische Paket sicher verstaut. Bald darauf setzte sich der Kahn in Bewegung und eine Last fiel von Seneca ab, von jetzt an gab es nur noch den Rhenus um den er sich Sorgen machen müsste, sicher, wenn irgendwas passieren würde dann würde Licinus wohl jämmerlich ertrinken, aber immerhin waren die Gefahren um ein vielfaches simpler geworden. Mit einem Stück Brot in der Hand, den Mantel eng um sich geschlungen lehnte er sich zurück und starrte auf das Ufer des Rhenus welches langsam an ihm vorbeizog.

  • Und Licinus schlief, bis ihn der Iunier mit ruhigen Worten zurück in die Wirklichkeit holte. Eigentlich hätte er ganz froh darum sein können, denn spätestens die unter dem dicken Schnee verborgenen Schlaglöcher, in die der Karren unweigerlich fiel, hätten ihn deutlich unsanfter aus dem schlaf gebracht. Und auch so war es für Licinus keine Freude diese Fahrt ständig standen neue Sterne vor seinen Augen und kaum hatte sich das Lichtermeer wieder beruhigt folgte der nächste Schlag, da mochten die Soldaten sich noch so sehr um eine ruhige Fahrweise bemühen.


    Irgendwie merkte Licinus aber genau daran, dass er umgezogen sein musste, denn sein Blick klarte sich wieder auf. Als eine ganze Weile keinen neuen Lichtblitze durch sein Sichtfeld gezuckt waren schlug er mühsam die Augen auf. "Wo?" fragte er müde mit schwacher Stimme.

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