[Lararium] Die Opfer der Familie

  • Im Haushalt der Helvetier lebten gleich zwei Aeditui und auch wenn Curios älterer Bruder als Anhänger des Mithras nur wenig mit den römischen Göttern anfangen konnte, legte der jüngere Helvetier doch Wert darauf, dass grade an den hohen Festtagen der Privatkult vollzogen wurden. So auch das traditionelle Opfer an Saturnus zu Beginn der Saturnalien. Da an diesen Tagen bewusst auf alle Standesabzeichen verzichtete wurde, trug Curio keine Toga, sondern vollzog das Opfer, wie es bei Saturnus nicht unüblich war, nach dem griechischen Ritus. Statt sein Haupt also mit der Toga zu verdecken, hatte er sich einen Kranz von Blättern übergezogen. Am Impluvium stand derweil das Opfertier, ein gut genährtes männliches Ferkel und trank etwas Wasser. Auch die übrigen Opfergaben, Feldfrüchte und ein Krug mit Wein standen bereit.


    Curio bereitete sich derweil auf das Opfer vor, wusch sich die Hände und legte etwas Weihrauch in das Kohlebecken. Danach hielt er kurz inne und nahm dann die Gebetshaltung ein.


    Ehrenwerter Saturnus, Stammvater der olympischen Götter, Herr über die Landwirtschaft und Fürst des Friedens!
    Mit deiner Großzügigkeit lehrtest du unsere Vorfahren den Ackerbau und schafftest damit die Grundlage unser aller Erfolg. Nun, zum Ende der Erntezeit, an der die Temperaturen niedrig und die Tage kurz sind, feiern wir dich und deine Frau Ops. Euch, die ihr stets unser bestes wollt, rufen ich, Iullus Helvetius Curio, und meine Familie an, um dir zu danken, dass du im vergangenen Jahr durch eine gute Ernte dafür gesorgt hast, dass meine Familie und ich gut genährt werden konnten. Zugleich danken wir dir dafür, dass du uns vor großen Konflikten und Kriegen verschont hast. Dafür bringen wir dir diese Opfergaben dar, alles Früchte des Bodens, den du für uns gesegnet hast, dieses Gemüse und diesen Wein.


    Curio legte die Opfergaben vor die Kultstatuette in das Lararium und hielt erneut inne, damit Acanthos das Ferkel herbeiholen konnte. Curio führte alle rituellen Reinigungs- und Übereignungshandlungen durch, bevor er erneut das Wort erhob.


    Nimm zudem dieses Ferkel als Opfer an und erhöre unsere Bitten für das kommende Jahr. Bewahre mich und meine Familie vor Hunger und Durst und bewahre uns allen den Frieden, der den Menschen guttut und Wohlstand und Sicherheit der Menschen erhält. Erfülle diese Bitten, Saturnus und wir werden dir auch bei den nächsten Festtagen ein Opfer darbringen. Do, ut des.


    Mit einer Wendung nach rechts beendete Curio das Gebet und hielt nun ein drittes Mal inne. Acanthos hielt derweil das Ferkel fest und war bereit, das blutige Opfer durchzuführen.


    Agone?


    fragte er und hielt bereits das Opfermesser bereit.


    Age!


    antwortete der Helvetier, das Pfft des Messer, das die Kehle durchschnitt, ertönte, und Curio nahm das auslaufende Blut mit einer Patera auf. Mit Teilen davon betrich er den Altar, während Acanthos die Vitalia entnahm und sie in eine weitere Patera legte.

  • Direkt am ersten Tag der Parentalia hatte Curio alles für das kleine Opfer für die Manen seiner Familie vorbereitet. Da die Tempel über die Parentalia geschlossen blieben und sich die Politiker mit prunkvollen Gelagen oder pompösen Cenae in diesen Tagen zurückhielten, hatte er praktisch eine Woche frei, die er einerseits dafür nutzen konnte, Liegengebliebenes abzuarbeiten, und sich andererseits um seine Familie kümmern konnte. Da gab es natürlich seine schwangere Frau, die, wenn es nach dem Helvetier ging, gar nicht genug Aufmerksamkeit bekommen konnte, aber natürlich auch Alpina und Ursicina, die ohne Mann und Vater zuletzt eher bedrückt wirkten. Bei diesem Opfer war nun aber der gesamte anwesende Haushalt versammelt, doch war es kein großes Opfer, dass sie vollzogen, sondern lediglich ein kurzes, schmuckloses, um die Manen zu besänftigen.


    Curio trug hierfür eine ganze einfache, schon teils etwas zerschlissene Toga, mit der er an die Verstorbenen erinnern wollte. Für das Opfer standen ein großer Laib Brot, eine Schüssel Salz, eine Kanne Wein und ein von Silvana und Alpina geknüpfter Kranz aus Tannenzweigen. Zu Beginn stand wie immer die Handwaschung, das Entzünden des Weihrauchs und und die Bedeckung des Hauptes mit der Toga, bevor sich der Helvetier in der römischen Gebetshaltung dem Hausalter zuwandte.


    Manen der Gens Helvetia!
    Hört euren Nachkommen Iullus Helvetius Curio, Sohn des Lucius Helvetius Curvus aus dem Stamm der Helvetii Corvini. Hört mich, der sich an euch wendet am Beginn der Tage, an denen ihr durch Welt wandert und prüft, ob eure Nachkommen so leben, wie ihr es ihnen vorgelebt habt.


    Curio bekam eine Gänsehaut, denn eigentlich mochte er keine Opfer, die mit Unterwelts- und Todesgottheiten zu tun hatten. Als Oberhaupt des Hauses hatte er dieses Opfer aber durchzuführen, das war nunmal seine Pflicht.


    Nehmt diesen Laib Brot, diese Schüssel Salz, die Kanne Wein und diesen von den Frauen dieses Hauses geknüpften Kranz als Gastgeschenk an und blickt mit gnädigen Augen auf die Bewohner dieses Hauses. Sodann werden wir auch in Zukunft euch Gedenken und unsere Pflichten euch gegenüber wahrnehmen und weitertragen.


    Während des Gebets stellte Acanthos die Opfergaben auf den Altar und lehnte den geküpften Kranz an diesen an, sodass er sofort sichtbar warn. Nun beenderte Curio mit einer Wendung nach recht das Gebet und ließ es wieder einige Augenblicke wirken. Für den Fall, dass auch Alpina ihren Ahnen und Silvana speziell ihrer Mutter gedenken wollte, trat er dann einen Schritt beiseite und ließ die Toga wieder von seinem Kopf herabgleiten.

  • Die Parentalia kamen und Alpina nahm mit Ursicina auf dem Arm an dem Opfer im Familienkreise teil. Curio sprach das Gebet am Lararium der Helvetii. Und auch wenn Alpina offiziell keine Helvetia war, fühlte sie sich durch Ursicina und das bedingungslose Akzeptieren ihrer Lebensgemeinschaft durch Corvinus und seine Familie als Mitglied der Helvetii.


    Die Anrede an die Manen riefen bei Alpina eine Gänsehaut hervor. Wie gut erinnerte sie sich an die Alpträume, die ihr die Unterirdischen geschickt hatte, als sie aus Verzweiflung ihr erstes Kind abgetrieben hatte. Es waren zwar nicht die Manen der Helvetii, die sie für ihre tadelnswerte Tat fürchten musste, doch aber die Unterweltsgötter.
    Dazu kam, dass sie seit seiner Abreise keine Nachricht von Corvinus erhalten hatte. Sie konnte nur hoffen und beten, dass er lebte. Umso mehr wünschte sie sich das Wohlwollen der Manes, für den Fall, dass er nicht lebend wiederkehren würde. Als Curio beseite trat, um den Frauen ihr Gebet zu gestatten, trat Alpina demnach vor. Sie hatte Ursi der bereitstehenden Neman in den Arm gelegt. Den Schleier über das Haupt gezogen breitete sie die Arme zum Gebet aus.


    "Manes der Gens Helvetia und Manes der Gens Susina,
    Hört die Bitte der Mutter eines helvetischen Nachkommen und Tochter der Gens Susina. Ich bitte im Namen unserer Tochter, Susina Ursicina, und in meinem Namen für meinen Gefährten, Lucius Helvetius Corvinus. Nehmt den von uns Frauen geknüpften Kranz als Geschenk an und werft euren gnädigen Blick auch auf den auf einer gefahrvollen Mission reitenden Sohn dieses Hauses. Seid ihm gewogen, dann wollen wir euch auch weiterhin ehren und beschenken."


    Alpina wandte den Blick nach rechts und ließ die Arme sinken. Sie trat zurück, nahm Ursicina wieder aus den Armen der Kinderfrau entgegen uns sah Runa erwartungsvoll an, ob auch sie noch ein Gebet sprechen wollte.

  • Auch Runa trat vor. Auch sie hielt einen Blumenkranz in der Hand. In den letzten Wochen hatte sie den Tod der Mutter erfolgreich verdrängt. Doch jetzt kam es in ihr hoch. Für einen Germanin völlig untypisch liefen ihr Tränen über die Wangen. Immer wieder hatte auch Runa sich nach dem warum gefragt. Doch anders als ihr Vater gab sie nicht den Göttern die Schuld. Sie Zog sie den Schleier über die haare und sprach leise.


    „Manen der Gens Helvetia!Hört die Frau eures Nachkommen Iullus Helvetius Curio. Nehmt dieses Kranz als Geschenk an und werft euren gnädigen Blick auf die Bewohner dieses Hauses und beschützt sie wo immer sie sich auch gerade befinden.Seid uns alles gewogen, dann wollen wir auch auch weiterhin ehren und beschenken.“


    Viel mehr brachte Runa gerade nicht zustande. Verdamte Schwangerschaft sie machte die junge Frau einfach zu emotional.

  • Es dämmerte schon, als Curio bereit war, das Opfer an Iuno und Apollo zu vollziehen. Für beide hatte der Helvetier ein großes unblutiges Opfer vorgesehen. Dabei war er deutlich nervöser als sonst. Seine rechte Hand zitterte leicht und während sich die Familienmitglieder um den Hausaltar versammelten, blickte der Hausherr geistesabwesend auf den Boden und hatte die Hände vor dem Bauch gefaltet. Menschen konnten auf so viele Arten verschwinden und Curio machte sich nichts vor, dass es die Götter bis heute mehr als gut mit ihm und seiner Familie gemeint hatten. Aber ganz im Sinne von Fortunas Gesetzen konnte es nicht nur bergauf gehen und im Moment schien es mal wieder so, dass es nun soweit war, dass das Rad sich weiterdrehte.


    Sim-Off:

    Alle Hausbewohner können gerne dazukommen. :)

  • Schließlich setzte sich Curio in Bewegung. Sein Kopf wanderte langsam nach oben, während er sich mit den Händen die Toga über den Kopf zog. Er atmete einmal tief durch und schon stellte er sich frontal zum Hausaltar auf, wo er kleine Abbilder der feingezeichneten Iuno und des bärtigen Apollo Grannus aufgestellt hatte. Dann nahm er etwas Weihrauch aus der Schale und streute sie in das bereits aufgestellte Kohlebecken. Mit leiser Stimme sagte er dabei:


    Vater Janus, Herr allen Beginnens, nimm dieses Weihrauchopfer an, auf dass ich ein gutes Gebet spreche, das den Göttern gefällt.


    Danach nahm er die Gebetshaltung ein, fokussierte die beiden Statuetten und begann dann, mit etwas sicherer Stimme zu sprechen.


    Große Iuno, Beschützerin der Frauen und Mütter, Vorbild aller Familien und Helferin bei der Geburt. Mit deinen wachsamen Augen beobachtest du die Frauen, aber auch ihre Ehemänner und bedenkst sie mit deiner Gnade. Meine Frau, Duccia Silvana, liegt mit einen schweren Fieber im Kindbett und kämpft um ihr Leben, damit sie deinem Beispiel nachfolgen und eine gute Ehefrau und Mutter sein kann. Gib ihr die Kraft, die sie braucht, um gegen ihre Krankheit anzukämpfen und hilf ihr dabei, zu gesunden. Nimm dafür diesen Opferkuchen, dieses Gemüse und diesen Wein als gerechtes Opfer an. Nimm meine Frau unter deinen Schutz und ich und meine Frau werden dir auch in Zukunft Opfer darbringen.


    Curio schluckte. Es war keine Option, das Silvana starb. Es durfte einfach nicht sein. Erneut fing seine rechte Hand leicht zu zittern, doch strengte er sich an, das Zittern zu unterbinden. Währenddessen wandte er sich der Apollostatuette zu.


    Gnädiger Apollo Grannus, Herr über die Heiler und Ärzte und Helfer bei Krankheiten und Verletzungen. Sie auf deinen Priester Iullus Helvetius Curio. Ich bitte dich um meine Frau, Duccia Silvana, die an einem schweren Fieber leidet. Nimm dich ihrer an und unterstütze sie bei ihrer Gesundung. Stehe ihr bei und lass ihr deine gütigen Heilkrämpfe zuteilwerden. Dafür bringe ich dir dieses Brot, dieses Obst und diesen Wein als gerechtes Opfer dar. Wenn du sie bei ihrer Heilung unterstützt, verspreche ich dir ein weiteres blutiges Opfer in deinem Heim in dieser Stadt.


    Erneut zögerte der Helvetier, während die Opfergaben nun nach und nach ihren Platz auf dem Altar fanden und der Wein auf den Boden des Atriums floss. Letztlich ließ er die Arme sinken und wandte sich nach rechts ab. Angespannt starrte er wieder auf den Boden. Es konnte nicht sein, es durfte nicht sein...

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