"Ausgezeichnet", kommentierte Avianus, "Dann könnt ihr vor Ort auch gleich über den ungefähren den Preis der Arbeiten unterhalten." Er besaß den Betrieb schließlich nur. Was an dem Schrein konkret gemacht werden musste und wie viel Zeit für die jeweiligen Arbeitsschritte nötig wäre, konnten ein Handwerker sicherlich besser einschätzen.
"Wenn damit dann alles besprochen ist, würde es mich freuen, erneut von dir zu hören." Sobald der Sergius eben die nötige finanzielle Unterstützung im Sack hatte. Danach würde Avianus gerne seine Leute anbieten.
Officium - Aulus Iunius Avianus
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Sowie sie die Domus erreicht hatten, wurde Fusca gleich ins Balneum geführt und Avianus begab sich mit seinem neuen Custos mit grünem Daumen - so hoffte er jedenfalls - ins Arbeitszimmer. Solange das Balneum besetzt war, würde er die Zeit nutzen, sein neuestes Schnäppchen etwas besser kennenzulernen.
"Setz dich, Matho", sprach er und nahm gleich darauf selbst auf der anderen Seite des Tisches Platz, "Du hast früher nicht in einer Domus gelebt?" Dann würde er heute allerhand Luxus kennenlernen. Ein einfacher Feldsklave, der im Haus einer angesehenen Gens Roms landete - besser hätte er es kaum erwischen können. Geräumige Zimmer, bemalte Wände, ein eigenes Bad und gutes Essen ... Matho würde es an nichts fehlen, wenn er sich gut anstellte. Avianus sah Sklaven nicht als Dinge an, sonst hätte er wohl kaum selbst eine ehemalige Unfreie geheiratet, mit der er sich zuvor jahrelang getroffen hatte. Gut, bei Sibel war es noch einmal anders. Sie liebte er, und sorgte nicht allein deshalb für sie, weil sie keinen Ärger machte und ihm über alles dankbar war. Das war sie, ganz ohne Zweifel, aber Ärger hatte sie ihm jahrelang gemacht. Dennoch, es gab ja Leute, für die Sklaven nicht einmal Menschen waren. Traurig. Avianus hatte nicht vor, sich genauso zu verhalten. Dafür erwartete er allerdings auch, dass sein Personal zu schätzen wusste, was er ihnen bot.
"Erzähl mir von dir", forderte er Matho auf, "Wie alt bist du? Wie war dein letzter Herr?" Unterdessen schenkte er sich etwas Wein ein. Ob der Sklave auch etwas wollte? "Hast du Durst?" -
Es war schon eine Weile her, dass er einen Brief von seinem Vetter im Norden erhalten hatte. Zeit für eine Antwort, dachte sich Avianus lächelnd, wenn er auch in letzter Zeit ansonsten weniger optimistisch war. Er hatte Sibel aufs Landgut geschickt und sie kurzerhand durch eine Sklavin und ein junges Ding, die Quintilia, ersetzt, und das obwohl sie sich zu Beginn dagegen gestemmt hatte, dass sich eine Fremde um ihren gemeinsamen Sohn kümmerte. Sibel würde ihn umbringen. Naja gut, da übertrieb er. Vermutlich wäre sie enttäuscht und würde wieder mal weinen. Vielleicht würde sie einen Teil der "Schuld" auf sich selbst schieben, weil sie überhaupt erst eine Auszeit benötigt hatte. Und er müsste ihr einmal mehr erklären, dass sie ihm doch das liebste auf der Welt war. Sie würde ihm verzeihen, und die Welt wäre wieder heil. Avianus seufzte. Ob das Leben anderer Patres ebenso anstrengend war?
Na wenigstens sah es bei Seneca etwas rosiger aus. Zumindest mit seiner kleinen Familie schien der keine Probleme zu haben. Wäre ja noch schöner gewesen, wenn er sich auch noch darum Sorgen hätte machen müssen. Er wollte es nicht länger aufschieben und griff nach seinen Schreibutensilien:
Ad
Aulus Iunius Seneca
Domus Iunia
Mogontiacum, Germania superiorAulus Avianus Senecae suo s.p.d.
Über die guten Nachrichten aus Germania habe ich mich sehr gefreut, treuer Freund. Gut, der Ärger mit den Stämmen jenseits der Grenze zählt wohl kaum zu der Art Vorkommnisse, die irgendjemand als erfreulich bezeichnen würde, aber du und deine Familie seid wohlauf und das scheint mir das Wichtigste zu sein.
Die Lage in der Domus Iunia kommt mir dagegen weniger erfreulich vor.
Mein Neffe kriecht kaum zwischen seinen Büchern hervor, und ist inzwischen noch aufmüpfiger geworden als ohnehin schon. Ich verstehe, ich bin weder sein Vater, noch habe mich in der Vergangenheit groß um ihn gekümmert. Aber wenn er in der Domus Iunia bleiben will, wird er seinem Patruus zwangsläufig den nötigen Respekt entgegenbringen müssen. Furchtbar. Und ich dachte, Lucius mit seinem Geschrei wäre anstrengend. Es wird wohl Zeit deinen Rat zu befolgen und Agricola daran zu erinnern, welcher Familie er angehört.Apropos Lucius. Der hat inzwischen ein Kindermädchen. Ich habs nicht mehr ausgehalten und die anderen Sklavinnen auch nicht. Die beste Enscheidung die ich je getroffen habe, obwohl das bestimmt noch was werden wird, wenn Sibel wieder in die Domus einzieht. Sie hat sich geweigert, ein Kindermädchen - oder eigentlich irgendjemand anderen als uns beide - an den Jungen ranzulassen. Am besten lege ich mir schon jetzt ein paar Worte zurecht, für den Tag, an dem Sibel wieder nach Rom zurückkehrt. Verflucht, ich bin Pater familias, nicht wahr? Wenn ich eine Entscheidung treffe, dass etwas so oder so gemacht wird, dann wird das so gemacht. Würde man meinen. Aber du weißt ja, wie empfindlich meine Frau sein kann.
Aber gut, wir leben alle und sind mehr oder minder gesund. Im Grunde also alles halb so wild, würde ich meinen.Gibt es was Neues von der Grenze? Wie sieht es mit euen plündernden Barbaren aus? Hier in Roma ist es dasselbe wie immer. Diebe, andere Kleinkriminelle, Banden, du kennst es ja. Wir haben eine heiße Spur, was einen Hehler und seine Kollegen angeht und ich hoffe, dass wir auch diese Bande demnächst ausheben können, ansonsten ist alles beim Alten.
Ach, beinahe hätte ich es vergessen: Diesem Kacksack von einem Offizier hast du nicht die Fresse poliert? Du hast ihm Wein angeboten? Und sowas nennt sich Bruder. Sollte es mich mal nach Germania verschlagen, sieh lieber zu, dass du deinen neuen Freund zügig beiseite schaffst.
Na jedenfalls, grüß deine Familie herzlichst von mir. Vielleicht kannst du Silana ja mit diesem Brief ein wenig vertrösten, aber lass bitte die Stelle mit dem Kacksack aus, wenn du ihn ihr vorliest, ja?
Ich würde dir furchtbar gerne Grüße von meiner kleinen Familie ausrichten, aber Sibel ist nicht da, Agricola hat sich wieder mal in Büchern vergraben und Lucius versteht beim besten Willen nicht, was bitteschön ein Seneca sein soll. Aber ich bin mir sicher, allesamt würden sich freuen, von dir zu hören und dass es euch oben im Norden gut geht.Stell keinen Blödsinn an und pass gut auf dich auf.
Avianus
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