[Culina] Unsere kleine Farm

  • Runa wartete einfach ab, auch wenn Curio jetzt gesagt hätte, dass er nicht darüber reden will oder einfach schweigen würde – ja Runa würde es hinnehmen. Aber sie war froh. Als er ansetzte und zu reden begann. Sie nickte bei seinen ersten Worten. Ja er gab ihr den Halt, den sie brauchte. Er war so etwas wie ihr Anker, damit sie sich nicht verlor.
    Dann wurden ihren Augen groß und sie lächelte. Sie war eine Stütze für ihn? Gab ihm Sicherheit? Das hatte sie sich erhofft, aber nicht erwarte. Sie nah seine Hand und flüsterte. „Es gib eine alte Weisheit bei meinen Ahnen. Die größte Berufung der Frau ist es, ihren Mann zu seiner Seele zu führen und ihn mit seinem Ursprung zu verbinden. Die größte Berufung des Mannes ist es seine Frau zu schützen, damit sie frei und unverletzt über die Erde wandeln kann. Ich denke wir haben beide unsere Berufung gefunden.“
    Sie streichelte seine Hand als er dann weiter sprach. „Nein so recht hat mir keiner erzählt, was passiert ist. Nur wage hat man mir erzählt, dass es dir nicht gut ging. Es ist wie ein Tabuthema hier im Haus. Wovor hast du Angst? Was zeigen dir deine Träume?“ Fragte Runa einfühlsam. Ja sie wollte es wirklich wissen, schließlich war sie inzwischen ganz gut darin Träume zu deuten.

  • Curio brachte wieder ein Lächeln zustande, als Silvana den Spruch ihrer Kultur zitierte. Genau dazu hatte er sich ja auch bei der Hochzeit verpflichtet, sie zu beschützen und dafür zu sorgen, dass es ihr gutging. Er gab sich dabei alle Mühe, denn es ging ja nicht nur um die Verpflichtung ihrer Familie gegenüber, sondern auch um sein eigenes Interesse. Nichtsdestotrotz hatte der junge Helvetier stets die Befürchtung, dass er nicht genug tat, aber nun ja, das würde seine Frau wohl am besten entscheiden können. Erneut drückte er ihre Hand und genoss ihr Streicheln. Dennoch musste jetzt wohl einfach gesprochen werden, damit Silvana besser verstand, was ihn eigentlich schon seit ihrer Hochzeit umtrieb.


    Weißt du... es war eine schlimme Zeit nach dem Opfer. Du... weißt ja selber, wie wir da auseinander gegangen sind.


    Curio schluckte und erneut strich er sich mit der freien Hand über die Stirn. Ja, er kämpfte mit sich, denn eigentlich hatte es bislang zu seinem Verständnis von Schutz gehört, dass er sie weitgehend von Problemen abschirmte und stattdessen versuchte, sie selber zu lösen.


    Die folgenden Tage... war ich wie betäubt. Ich habe niemanden an mich herangelassen, hab mich im Schlafzimmer eingeschlossen, nichts gegessen. Mir schwebte die ganze Zeit das Bild vor wie du... wie du...


    Ihm versagte die Stimme und er musste sich räuspern. Es war dieses Bild gewesen, dass ihn so erschüttert hatte: Ihr Ehemann, der Silvana ihr göttliche Gabe auszuprügeln versuchte. Auch jetzt noch bekam er eine Gänsehaut, obwohl er ja wusste, dass Silvana jetzt bei ihm so etwas nicht zu befürchten hatte.


    Erst Alpina hat es geschafft, mich wieder ins Leben zurückzuholen, na ja, einigermaßen zumindest.


    Ja, er hatte Alpina viel zu verdanken. Wäre sie nicht gewesen, die Götter wüssten, wie das alles ausgegangen wäre. Curio machte eine Pause, denn nachdem er nun erstmal zusammengefasst hatte, was gewesen war, musste es jetzt wohl um das Jetzt gehen, was umso schwieriger war. Erneut presste er die Lippen aufeinander, erhob sich und ließ dabei seine Hand vorsichtig aus ihrer gleiten. Er brauchte was zu trinken und so holte er eine der vollen Wasserkannen und zwei Becher zum Tisch herüber, goss zuerst Silvana und dann sich etwas ein und setzte sich dann wieder. Kaum dass er saß, war es seine Hand die wieder nach ihrer suchte, während er edem freien Hand einen großen Schluck Wasser trank.


    Die Träume sind jedes Mal gleich. Am Anfang steht das untrügliche Gefühl, dass ich irgendwas falsch gemacht habe. Ich weiß nicht was, ich weiß nur, dass es meine Schuld ist...


    Er stockte und erneut drückte er ihre Hand, wobei jetzt wieder ein leichtes Zittern einsetzte. Es war nicht so schlimm, wie in der Nacht, aber dennoch wohl deutlich spürbar. Von Wort zu Wort wurde es schwieriger für ihn, denn er eröffnete seiner Frau hier wohl seine größte Schwäche. Allerdings hatte er jetzt angefangen und ein Zurück war ausgeschlossen.


    Danach ist es so, als würdest du verschwinden und je mehr ich versuche, dich festzuhalten, desto schneller bist du verschwunden. Heute Nacht... na ja... hat wohl alles zusammengespielt.

  • Runa lauschte still seinen Worten, Hier und da nickte sie. Ob er eigentlich wusste, dass sie wahrscheinlich in der Zeit nach dem Opfer genau das selbe getan – oder eben nicht getan hatten? Auch Runa hatte ja nur noch vor sich hin vegetiert. An Leben – an Zukunft war zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr zu denken. Nur ungern dachte Runa an eben dieses trüben Tage zurück. Das es ihm ebenso ergangen war erschütterte sie, vor allem, weil sie sich vorwarf, dass sie es nicht gespürt hatte, dass sie sich vor allem verschlossen hatte. Ebenso warf sie sich vor, dass er sich mit ihren Bilder gequält hatten. Aber sie konnte es nicht mehr rückgängig machen.
    Deutlich war Curio anzumerken, wie schwer es ihm fiel weiter zu sprechen. Runa ließ ihm die zeit die er braucht, dann endlich offenbarte er ihr was er fürchtete, welcher Art die Träume waren, die ihn quälten. Runa ergriff nun auch mit ihrer zweiten Hand die Seine. „Curio. Zunächst lass dir eins gesagt sein. Ich werde dich nie verlassen – nie verschwinden. Und wenn jemand versuchen sollte, mich hier wegzuholen, dann lernt er mein germanisches Temperament kennen.“ Runa lächelte etwas, denn Curio hatte ja schon die ein oder andere Kostprobe davon erhalten. „Nun aber zu deinen Träumen. Ich denke deine Träume sagen dir aber etwas anderes.“ Runa sah ihm tief in die Augen. „Du hast Angst meine Familie zu enttäuschen nicht wahr?“ Natürlich hatte er das. „Ich denke das ist die Angst die an dir nagt, dass du nicht ihren Erwartungen – die jetzt noch höher als zuvor sind – entsprichst. Diese Sorgen sind es die dich bis in den Schlaf verfolgen. Du hast Angst mich zu enttäuschen, weil du aufgrund deiner vielen Aufgaben bald weniger Zeit haben wirst. Du hast also Angst mich und meine Familie zu enttäuschen und denkst sie trennen uns wieder – beziehungsweise ist es das was dein Unterbewusstsein dir suggeriert.“ Runa nahm sein Gesicht in ihre Hände und schaute ihm tief in die Augen. „Iullus Helvetius Curio hör mir jetzt genau zu. Ich weiß, dass es verdammte Axt nochmal nicht einfach werden wird. Aber wir werden das meistern, gemeinsam! Ich werde immer an deiner Seite stehen und dich unterstützen wo ich nur kann. Ich habe dich geheiratet und vor den Göttern geschworen dir immer eine gute Ehefrau zu sein. Und ich gedenke nicht diesen Schwur zu brechen. Mein Vater hat vollstes Vertrauen in dich und weiß das du deinen Weg gehen wirst. Und die Zweifler in meiner Familie wirst du auch noch überzeugen.“ Runa gab ihm einen Kuss. „Nur versuche es Schritt für Schritt, versuch nicht dich selbst zu überholen. Dein Unterbewusstsein sendet dir eindeutige Signale. Ich will nicht, dass du dich übernimmst. Denn schließlich will ich lange... sehr lange etwas von meinem Mann haben und unser Sohn von seinem Vater.“ Wieder folgte ein Kuss diesmal länger. „Und Curio versprich mir eins. Rede mit mir über deine Ängste, so wie ich dir von den meinen erzähle. Denn nur was wir teilen, können wir auch gemeinsam bewältigen. Zu zweit trägt sich eine Last leichter.“

  • Curio wusste natürlich nichts davon, dass es Silvana in der Villa Duccia ebenso ergangen war, wie ihm hier , denn wer sollte ihm davon auch erzählt haben? An ihrem Hochzeitstag hatte er andere Dinge im Kopf gehabt, während diejenigen, die davon wussten, entweder dafür sorgten, dass ihre Verwandte ob der langen Wartezeit nicht den Kopf verloren hatte, oder damit beschäftigt waren, die übrigen Gäste bei Laune zu halten. Die Zeremonien waren danach schnell durchgeführt worden, denn noch mehr Verzögerungen hatte niemand haben wollen. Außerdem war dieser Tag nicht geeignet gewesen, in tristen Erinnerungen zu schwelgen, sondern war schließich dann doch noch durch allgemeine Freude gekennzeichnet.


    Dennoch tat es ihm und seiner verängstigten Seele gut, dass Silvana es grade zumindest schaffte, ihm mit ihren Worten, die größte Angst zu nehmen. Daher ließ er sich einfach die gemeinsamen Augenblicke ein, genoss die Berührungen und noch mehr die beiden Küsse, von denen ihn der erste überraschte, der zweite aber schon mit ähnlicher Intensität erwidert wurde.


    Ich danke dir.


    sagte er danach mit einem weiteren etwas zuversichtlicheren Lächeln in ihre Richtung. Dennoch sah er sich aber genötigt, mal wieder etwas klarzustellen, denn so rosarot sie sich ihr gemeinsames Leben auch ausmalen mochten, war es doch schlecht und ergreifend nicht so einfach.


    Trotzdem möchte ich, ganz ehrlich zu dir sein und dir für etwas anderes die Augen öffnen. Denn so einfach ist es nicht. Dein, zugegeben entzückendes Temperament -


    Er drückte ihre Hand, die er sich von seinem Gesicht gefischt hatte, wieder und sein Lächeln bekam etwas leicht Schelmisches, das aber gleich wieder verschwand.


    - hin oder her, sollte ich straucheln, und seine Familie eine einträglichere Partie finden, werden wir schnell wieder da sein, wo wir vor der Hochzeit gewesen sind. Denn wenn deine Familie mich einbestellt oder hier vor der Tür steht und -


    Er atmete tief durch, denn dieses Szenario war dasjenige, dass er am meisten fürchtete. Letztlich spielte nämlich keine Rolle, ob es ihr hier gut ging, sie sich hier wohl fühlte und die Ehe harmonisch war. Es war vielleicht nettes Beiwerk, mehr aber nicht


    - verlangt, dass diese Ehe aufgelöst wird, dann wird uns wahrscheinlich kaum eine Alternative bleiben.


    Zugegeben, es war im Moment eher ein Theoretikum. Aber es war nicht ausgeschlossen und so war das das Schreckensszenario, das Curio verfolgte und das auch durch die Worte Silvanas nicht zerstreut werden konnte, denn in diesem Szenario würde mal wieder nicht gelten, was für sie beide das beste war und dass dadurch eine funktionierende, ja innige Familie auseinandergerissen werden würde. Nein, in diesem galt nur das Interesse der Duccier und wenn Curio ehrlich war, konnte er ihnen das nicht mal übelnehmen, auch wenn es ihm natürlich nicht gefallen konnte.

  • Runa war bei weitem nicht so romantisch verklärt, wie Curio im Moment vielleicht annahm. Ihr war sehr wohl bewusst, dass es kein Spaziergang werden würde. Aber sie sah im Gegensatz zu ihm wohl positiv in die Zukunft. Sie drückte also ihrerseits seine Hand. „Curio, bei den Götter, ich weiß das es nicht einfach werden wird. Ich weiß, dass wir das ein oder andere Mal verzweifeln werden. Aber ich bin mir sicher, dass wir es gemeinsam schaffen werden.“ Sagte sie noch einmal eindringlich. „Schau natürlich können wir uns mit unseren Ängsten verrückt machen. Aber stehen wir uns damit nicht selber im Weg?“ Runa sah ihren Mann fragend an. „Und Curio ich bin deine Frau und bald auch noch die Mutter deines Erben. In desjenigen Haut, der mich von meinem Mann und meinen Kind trennen will, möchte ich nicht stecken.“ Runa begann leicht zu lächeln. „Weißt du bei uns Germanen haben nicht nur die Männer das Herz eines Kämpfers.“ Sagte sie zwinkernd. Sie nahm nun wieder seine beiden Hände. „Meinst du nicht, wir sollten einfach unser Bestes versuchen? Versuchen, die Zukunft zu nehmen, wie sie kommt... und außerdem bleibt uns ja immer noch das leben als Bauern... irgendwo ganz weit weg von hier.“ Ja Runa würde lieber mit Curio gemeinsam weglaufen, als sich von ihm, wegen irgendwelcher politisch motivierten Ziele ihren Familie von ihm trennen zu lassen. „Also egal was und wie es kommt, mich wirst du nicht mehr los.“

  • Curio erwiderte den Griff ihrer Hände mit einem fest Druck. Wie konnte er auch nur in Betracht ziehen, dieses menschliche Wunder vor ihm einfach aufgeben zu können? Ein zurückhaltendes Lächeln stahl sich in sein Gesicht, als Silvana fortfuhr: Das Herz einer germanischen Kämpferin, ja, das hatte sie. Ohne Zweifel. Und am Ende musste er wohl auch noch daran denken, dass sein helvetischer Widdersturkopf, sicherlich noch eine Kleinigkeit mitzuentscheiden hatte.


    Du hast recht, wir sollten das beste aus der Zeit machen, die uns die Götter zugestehen.


    sagte er kopfnickend und erhob sich. Es wurde Zeit, sein Dienst im Tempel begann bald und er musste ja noch ins Stadtzentrum laufen. Dennoch trat er, nachdem er sich den warmen Umhang umgelegt hatte, nochmal an seine Frau heran, zog sich zu sich hoch und gab ihr zusätzlich zur Umarmung - die mit zunehmendem Babybauch ebenso zunehmend komplizierter wurde - einen sehr langen Kuss, der sogar noch länger ausfiel, als der zweite vorherige Kuss von ihr.


    Ich muss mich jetzt gleich auf den Weg machen.


    sagte er danach mit einem Augenzwinkern, bevor er eine scheinbar geschäftsmäßige Miene ausfesetzte.


    Im Officium liegen der neueste Bericht aus der Villa Rustica. Wir können dann ja heute Abend darüber sprechend. Und danach muss ich noch etwas anderes mit dir besprechen.


    Dann drehte er sich um, doch als hätte er etwas vergessen, wandte er sich noch einmal und ein letzter Kuss fand seinen Weg auf Silvanas Mund.


    Ich liebe dich.


    Und schon war er aus der durch die Tür und verließ das Haus.

  • Runa nickte. „Ja ich werde die Berichte durchgehen und mal schauen, vielleicht kann Alpina meine Hilfe gebrauchen.“ Auch wenn sie neugierig war, fragte sie nicht nach, was er mit ihr zu besprechen hatte. Er musste los und sie wusste das. Sie wollte ihn nicht länger aufhalten. Sie erwiderte sie seinen Kuss. „Ich dich auch.“ Runa begleitete ihren Mann noch bis zur Haustür und schaute ihm noch einen ganze Weile nach, bevor sich sich wieder ins Haus begab um zu sehen was zu tun war.

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