Neman hatte das kleine Cubiculum neben der Taberna Medica für die kranke Esquilina hergerichtet. Das Zimmer wurde durch einen Vorraum betreten. Alpina führte den Iulischen Praefecus mit dem fiebernden Kind auf dem Arm in den Raum und ließ ihn das Mädchen auf dem bereiteten Lager ablegen. Dann gab sie Neman Anweisungen einen Trank aus Kamillenblüten zu kochen und auf Körpertemperatur abkühlen zu lassen. Außerdem sollte die Sklavin eine Schüssel mit Salzwasser und leinene sowie wollene Tücher für Wadenwickel herrichten.
Esquilina hitziges Schwitzen war einer starken Blässe und einem heftigen Schüttelfrost gewichen. Mit sorgenvoller Miene fühlte die Hebamme den Puls. Als Neman mit dem Salzwasser erschien tauchte Alpina die Leinentücher ein und drückte sie wieder aus. Dann schlug sie die Decke zurück, umwickelte die Waden des Mädchens mit den Tüchern und schlug die Wolltücher darum. Anschließend deckte sie die Kleine gut zu. Die Raeterin tauchte einen Schwamm in die Schüssel, drückte den Schwamm aus und tupfte sanft über die Stirn des zarten Mädchens. Die Pupillen unter den geschlossenen Lidern zuckten hin und her, die kleinen Zähne schlugen in einem hektischen Rhythmus hart aufeinander.
Alpina sah zu Marcus Iulius Licinus auf, der unschlüssig neben dem Bett stand und auf Esquilina starrte. "Du könntest mir helfen. Ich möchte einen Einlauf vorbereiten. Wenn du bitte die Stirn immer wieder feucht abtupfst und die Wadenwickel erneuerst, wenn sie warm geworden sind. Das dürfte nicht mehr lang dauern, so heiß wie sie ist. Wie man es macht hast du ja gesehen. Ich bin gleich wieder da."
Eigentlich war die Bitte der Raeterin eher ein Befehl. Sie erwartete auch keine Widerrede sondern stand auf. Alpina hielt dem Soldaten den Schwamm hin.