Auf offener Straße - oder wo die Obdachlosen schlafen

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    Es war spät geworden, Carbos Schritte hatten ihn weg vom Forum und hinein in die Wohngebiete geführt. Sein letztes Geld hatte er bei seinem Besuch in der Taverne ausgegeben. Die Sonne war schon vom Horizont verschwunden und es war kühl geworden in Mogontiacum. Carbos erste Nacht in der großen Stadt. Er hatte kein Geld mehr und kannte niemanden in der Stadt außer diesem einen Soldaten, doch den würde Carbo sicher nicht um Hilfe bitten. Dazu war sein Stolz als Noriker zu groß. Scarpus war ein ganz passabler Kerl gewesen, doch hätte es sicher kein gutes Bild für ihn ergeben, wenn er schon gleich direkt nach dem ersten Treffen von Carbo angebettelt worden wäre. Nein Carbo würde einfach die Nacht hier irgendwo in einem etwas abgelegenen Gassenwinkel verbringen, es würde ihm schon nichts passieren. Morgen dann würde er sich um ein kleines Einkommen kümmern. Nach einigem herumwandern inmitten des Wohngebiets fand er eine gemütlich aussehende, steinerne Sitzbank vor einem ihm unbekannten Wohngebäude. Das sollte für diese Nacht sein Lager sein.


    Der Junge sah sich noch einmal um. Er konnte niemanden in seiner Nähe entdecken. Er schien alleine zu sein. So legte er sich auf die Sitzbank und schloss die Augen. Die Härte seines Nachtlagers machte ihm nichts aus, Carbo war daran gewöhnt auf dem nackten Boden oder auf sonst einer unbequemen Unterlage zu schlafen. Wer aus Noricum kam, durfte nicht wählerisch sein. So lag er eine Weile da und dachte über seine ersten Erlebnisse in dieser Stadt nach, ehe er bald einschlief...

  • Sehr sehr früh wurde Norius Carbo geweckt am nächsten Morgen. Der Himmel war schon hell und auch der eine oder andere Vogel zwitscherte sein Lied, doch die Sonne war noch nicht aufgegangen.
    Carbo schreckte aus seinem Schlaf und sah, was ihn so ur plötzlich geweckt hatte. Ein Mann saß auf seiner Bank und hatte geniest. "Hee andere Leute wollen hier schlafen!" grummelte Carbo. Der Alte sah ihn an und murmelte ein kurzes "Verzeihung, ich wollte niemanden wecken." Jetzt, da Carbo wacher war, erkannte er den Mann wieder. "Ihr seid doch dieser Geschichtenerzähler von gestern, nicht wahr?" Der Angesprochene lächelte und erwiderte: "Ich erinnere mich an dich Junge, ja wir begegneten uns gestern am Forum, als ich gerade die Geschichte davon vorgetragen hatte, wie König Ödipus als Jüngling seinen Vater tötete.", "Genau! Und dann gab ich Euch einen Sesterz, meinen Letzten um genau zu sein."


    Der alte Mann betrachtete Carbo überrascht und etwas ungläubig, dann sagte er: "Deinen letzten Sesterz? Du hast dein letztes Geld einem armen Fremden gegeben, obwohl du selber nichts hast?" dann hellte sich seine Miene auf und er begann zu lachen. "Junge, du bist etwas besonderes! Haha gibt einem Fremden sein letztes Geld, entweder bist du sehr dumm oder die Götter haben dich mit einem so guten Herzen gesegnet, wie man es nur noch selten in der Welt findet heutzutage." Carbo lächelte über dieses Kompliment (war es überhaupt eines?) und sah zu Boden, während er neben dem Alten auf der Bank saß und antwortete: "Vielen Dank, die Geschichte hat mir gestern gefallen, weshalb ich etwas Gutes tun wollte."
    Der Alte ergriff Carbos Schulter und sagte beschwörend: "Und diese gute Tat soll dir nun selbst zuteil werden. Ich habe dich in mein Herz geschlossen Junge und deshalb, weil du auch mir etwas gegeben hast, will ich's dir nun vergelten. Sieh her ich gebe dir 100 Sesterze von dem Geld, das ich gestern verdient habe. Damit kommst du die erste Zeit ganz gut zurecht." Carbos Augen weiteten sich, das konnte er doch nie im Leben annehmen! Doch der Alte ließ sich nicht beirren, also nahm Carbo schlussendlich das Geld. "Habt Dank dafür, übrigens mein Name ist Norius Carbo aus Noricum." "Schön dich zu treffen, Norius Carbo aus Noricum. Mein Name ist Appius Aulius Fabulator, doch nenn mich wie alle anderen auch hier in Mogontiacum einfach nur Fabulo. So, was hast du jetzt vor mein junger Freund?" Carbo erwiderte: "Ich will mich beim Statthalter bekannt machen, vielleicht bin ich ihm nützlich und erhalte so wertvolle Kontakte für einen weiteren Aufstieg."


    Mittlerweile waren schon so einige Leute auf den Straßen, mehrere davon drehten sich nach Carbo und Fabulo um, als Letzterer laut zu lachen begann. "Junge du bist wirklich einmalig! Kommt von nirgendwo, ist ein Niemand und will hoch hinaus! Haha! Ich bewundere dich für deine ehrgeizigen Ziele und wünsche dir nur das Beste auf deinem weiteren Lebensweg! Ich bin mir sicher wir werden uns wiedersehen, doch nun muss ich auf das Forum. Die ersten Leute werden sicher schon auf die erste Geschichte warten. Heute will ich ihnen davon erzählen, wie Odysseus die Idee mit dem hölzernen Pferd hat, doch genug davon, lebe wohl junger Freund!" Mit einem letzten Gruß verabschiedete sich Fabulo von Carbo und ging seiner Wege. Carbo winkte ihm hinterher und rief ihm nach: "Lebt wohl und habt Dank für das Geld!" Als Fabulo in der Menschenmenge verschwunden war, stand auch Carbo auf. Er hatte einen Plan gefasst und dafür brauchte er als allererstes Papier.
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