Atrium | Q. Claudianus Anaxander

  • Eben noch hatte Anaxander zugestimmt, den letzten Punkt einseitig zu formulieren. Etwas widerwillig zwar. Aber er hatte zugestimmt. Dann hatte er auch die Korrektur von 1.600 Sesterzen auf 2.000 Sesterzen im letzten Absatz anstandslos bejaht. Nur bei dem Wunsch seines Patrons nach einer Rückführungsregelung hatte er Bedenken angemeldet und erklärt warum er die hatte. Darum kam die Reaktion des Claudius für ihn jetzt doch ziemlich unerwartet.


    "Einen zweiten Vertrag wird es nicht geben." Das hörte ziemlich harsch an. Und irgendwie nicht sehr nach Rückführung. Denn ein Vertrag war ja eine gegenseitige Willenserklärung. Egal ob mündlich oder schriftlich. Heute ging es um den Willen seines Patrons, einen seiner Betriebe abzugeben, und um Anax Willen, das unter den Einschränkungen, wie dem Vetorecht, anzunehmen. Und die Rückführung? Die sollte ja stattfinden, falls Anaxander vielleicht irgendwann keine Lust mehr auf das Führen der Jägerei hatte. Da musste er also neu seinen Willen erklären. Ein neuer, zweiter Vertrag. Egal ob mündlich oder schriftlich.


    Aber das wars jetzt scheinbar. "Entscheidend für mich ist aber, welche Form von Betätigung Dir liegt." War einmal. "Schließlich will ich genau wie Du einen florierenden Betrieb haben." Vergangenheit. "Zur Debatte stehen: Jagdrechte." Das hatte sich jetzt also erledigt. Warum? Weil man nicht schon zu Lebzeiten unwiderrufliche Rechte am Nachlass anderer erwerben konnte? Weil die Juristerei halt eben nicht immer so ganz einfach war? Schade.


    Anaxander nahm das Papier seines Patrons. Er las und unterdrückte ein enttäuschtes Seufzen. "Danke, Patron." Mehr brachte er nicht raus. Seine Stimme war belegt. Und Anax sah schon, wie er mit dem Betrieb genauso unterging, wie sein Vater damals. Ohne einen "grünen Daumen" kam er mit einem Gemüsebauern ja bestimmt nicht auf einen "grünen Zweig". Aber: Friss oder stirb. So hörte sich das an, was sein Patron mit seinem letzten Satz gerade gesagt hatte. Und es fühlte sich an, als wäre er wieder ein Sklave. Nicht des gütigen Claudius Felix. Ein richtiger Sklave. Aber: Anax war machtlos. Und er wollte nicht sterben. Also fraß er.

  • Obwohl er es unterdrücken wollte, beobachtete Menecrates Anaxander. Im Verlauf des Gesprächs war ihm der Gedanke gekommen, dass sein neuer Sekretär ähnlich vorlaut wie sein alter sein könnte. Die Reaktion bei der Übergabe des Dokuments würde weiteren Aufschluss über dessen Charakter geben. Zu Menecrates' Überraschung passierte jedoch nichts Nennenswertes. Diese Erkenntnis ließ seinen Blick weiterhin auf Anaxander ruhen. Möglicherweise konnte aus diesem holprigen Anfang doch noch ein gutes Angestelltenverhältnis erwachsen.
    Menecrates zog einen Strich und wollte bei Null beginnen. Einen fairen Versuch war es wert.


    "Ich könnte Dir mit ein oder zwei Sklaven behilflich sein, die Dir den Start in die Selbstständigkeit erleichtern. Sie gäbe es ebenfalls gratis."

  • Anaxanders Augen starrten auf die Schenkungsurkunde in seinen Händen. Er wusste, dass er sich jetzt eigentlich freuen soll. Denn auch eine Chance, die zum Scheitern verurteilt war, war besser als gar keine Chance. So richtig freuen konnte er sich aber trotzdem nicht. Denn er bekam ja nicht nur einen Gemüsebauern. Er bekam auch keine Jägerei. Ein Betrieb, der eben noch zur Auswahl gestanden hatte. Jetzt stand er es nicht mehr. Es war ein Schritt nach vorne, dass er überhaupt einen Betrieb von seinem Patron bekam. Aber anfühlen tat es sich gerade trotzdem wie ein Schritt zurück. Erst die Aussicht auf eine Jägerei. Dann ein Gemüsebauer.


    Dass ihn sein Patron nochmal ansprach, riss Anax aus seinen Gedanken. Er sah von dem Papier auf. "Wenn die ein bisschen Ahnung haben von Gemüse und .. so Sachen?", fragte er frei heraus. Denn zu Pflanzen hatte er einfach keine Beziehung. Keine Blume, die bei ihm nicht irgendwann einging. Da konnte er tun, was er wollte. Mit sowas hatte er einfach kein Glück. Noch nie gehabt. Und das änderte sich bestimmt auch als Besitzer eines Gemüsebauers nicht. Nicht von heute auf morgen....

  • Die Antwort war nicht ganz eindeutig, konnte aber als Zustimmung zum Vorschlag gewertet werden. "Ich werde veranlassen, dass fachkundige Sklaven ausgewählt werden", erwiderte Menecrates und winkte seinem Leibsklaven.
    "Such Vilicus Delmaticus. Er könnte noch draußen mit den Klienten beschäftigt oder bereits wieder an seine Arbeit gegangen sein. Er soll zwei Sklaven auswählen, die in der Bestellung von Gemüsefeldern bewandert sind. Beide sollen unverzüglich packen und im Vorraum auf Abruf bereitstehen."


    Anschließend lehnte sich der Claudier wieder zurück. Der Fall Anaxander schien ihm erledigt zu sein. Er wandte sich an einen anderen Klienten, der bislang wenig Aufmerksamkeit erhalten hatte.



    edit: Rechtschreibung

  • Sim-Off:

    Gratias tibi ago. :)


    So war der Fall also abgeschlossen. Anaxanders Patron wandte seine Aufmerksamkeit einem der anderen Klienten zu. Und wie die vorher still und zurückhaltend gewesen waren, als es um Anax und seine Anliegen ging, war jetzt er umgekehrt still. Die hatten ja auch ihre Anliegen und sollten ebenfalls Gehör beim Claudier finden.


    Erst als alle Gespräche soweit vorbei waren und es langsam Zeit wurde, dass sie ihren Patron wieder dessen Arbeit machen ließen, passte Anaxander nochmal einen günstigen Moment ab. "Ich danke dir nochmal für deine Großzügigkeit und Hilfe, Patron.", fühlte er sich verpflichtet zu sagen. Aber er meinte es auch so. Denn auch wenn es sich jetzt noch nicht so anfühlte. Anax war geschäftstüchtig genug, dass ihm auch mit dem ungeliebten Gemüsebauern bestimmt noch eine Idee zur Lösung seines Problems kam. Er musste nur lange genug darüber nachdenken. Und das war genau das, was er als nächstes tun würde.

  • Sim-Off:

    Gern geschehen. :)
    Ich finde übrigens super, was Du daraus machst. Ungeplantes ist eben doch viel spannender als vorher Abgesprochenes.


    Menecrates erhob sich und schritt zum Ausgang als die allgemeine Verabschiedung nahte. Er nickte zum Zeichen, dass er Anaxanders Dank zur Kenntnis genommen hatte. Es erfüllte ihn mit Zufriedenheit, geholfen zu haben, denn er gab von Herzen gern. Das fiel ihm deutlich einfacher als etwas anzunehmen.
    "Deine Sklaven stehen vor dem Atrium bereit", gab er den Hinweis weiter, den er zuvor von seinem Vilicus erhalten hatte. "Die Götter mit Dir."


    Schon wollte er sich dem Nächsten zuwenden, als ihm noch etwas einfiel. "Wo erreiche ich Dich, wenn ich einmal einen Auftrag für Dich habe?" Hoffentlich erkannte Anaxander, dass er in seiner Funktion als Sekretär angesprochen wurde. Gelegentlich sprang der Claudier in seinen Gedanken schneller als andere ihm folgen konnten.

  • Anaxander nickte bei dem Hinweis, dass die Sklaven im Atrium stehen würden. "Danke." Lieber einmal zu viel als einmal zu wenig gesagt, ging ihm durch den Kopf. "Die Götter auch mit dir, Patron, und mit deiner ganzen Familie." Mit manchen hier, mit manchen in den elysischen Feldern.


    Gerade wollte Anax zum Abschied noch ein freundliches "Vale" wünschen, da hatte sein Patron noch eine Frage an ihn. "Ich? Äh.." Mit noch einer Frage hatte er jetzt nicht gerechnet, darum reagierte er auch etwas unvorbereitet. Aber nur am Anfang. Denn es war ja zum Glück eine ganz einfache Frage, die leicht zu beantworten war: "Ich wohne in der Insula des Caius Fundanius Vulso auf dem Caelimontium. Da habe ich mir eine Habitatio im dritten Stock gemietet." Nicht sehr groß. Mit einem Ausblick, der nur bis zur Insula auf der andere Straßenseite reichte. Etwas spartanisch eingerichtet. Aber ansonsten ganz großartig. Großartig, weil es seine war. Sein Symbol der wiedererlangten Freiheit.

  • Als er die Nachricht seines Patrons gesehen hatte, war Anaxander natürlich so schnell wie möglich in eine ordentlichere Kleidung geschlüpft und hatte sich auf den Weg zur Villa Claudia gemacht. Dort war er nun das erste Mal seit seiner Freilassung nicht (nur) als Klient, sondern (auch) als Angestellter des Hausherrn. Darum nahm er auch zum ersten Mal seit seiner Freilassung wieder den Seiteneingang, um das große Haus zu betreten.


    Im Atrium war die Reise für Anax dann erstmal zu Ende. Denn ein genauer Ort, wo Claudius Menecrates seinen Klienten empfangen wollte, war nicht in seiner Note gestanden. Also wartete Anaxander einfach erstmal hier. Er bat einen der Haussklaven freundlich darum, dem Claudier sein Eintreffen weiterzugeben. Dann rüstete er seine linke Hand mit einer leeren Wachstafel, seine rechte mit einem Stilus und war gespannt, welcher "Auftrag zur baldigen Erfüllung" hier jetzt auf ihn wartete....

  • Menecrates saß in seinem Arbeitszimmer, als die Nachricht vom Eintreffen seines Sekretärs kam. Er legte die Auftragslistung für seinen Verwalter zur Seite und griff nach der kleinen Notiztafel, In letzter Zeit hantierte er immer häufiger mit Notizen, damit er nichts Wesentliches vergaß. Er wurde zwar nicht senil, aber ließ sich schneller als früher ablenken. Wenig später betrat er das Atrium.


    "Salve, Anaxander", grüßte er schon am Eingang. Er erreichte mit wenigen Schritten den jungen Mann und hielt an. "Ich möchte, dass Du etwas auf dem Markt für mich orderst. Es handelt sich nicht um einen bloßen Einkauf. Die Aktion erfordert Verhandlungsgeschick. Du müsstest eine Stammkundin von mir aufsuchen und Konditionen aushandeln. Traust Du Dir das zu?" Er wartete erst einmal auf die Reaktion seines Sekretärs, schließlich konnte er auf keinerlei Erfahrungen in der Einschätzung desselben zurückgreifen.

  • Natürlich hatte sich Anaxander auf dem Weg hierher schon ein paar Gedanken gemacht. Womit wollte ihn sein Patron beauftragen? Vielleicht irgendwas im Zusammenhang mit den nächsten Wahlen? Noch konnte er ja seinen Namen für ein Amt in den Ring werfen. Oder vielleicht wollte er auch irgendwen unterstützen. Oder die Wahl von irgendwem verhindern. Viele Möglichkeiten. Sicher war nur, dass Politik oft auf beiden Seiten der Senatstüren gemacht wurde..


    Da kam der Hausherr ins Atrium. "Sei gegrüßt, mein Patron." Anax senkte respektvoll seinen Kopf. Dann hörte er sich an, was man von ihm verlangte. "Du hast eine Stammkundin, die regelmäßig bei dir einkauft. Und jetzt möchtest du umgedreht etwas bei ihr einkaufen. Zu guten Konditionen.", fasste er nochmal mit seinen Worten zusammen. Damit er sicher war, dass er das auch richtig verstanden hatte. Dabei nickte er. "Das traue ich mir zu, diese Konditionen auszuhandeln.", beantwortete er dann die Frage seines Patrons. Ein bisschen neugierig war Anaxander, wer diese Frau wohl war. Und was sein Patron von ihr haben wollte. Und wie viel davon. Und wo die Grenzen lagen, wie weit er ihr entgegenkommen durfte. Aber Anax behielt seine neugierigen Fragen für sich. Denn was er wissen sollte, das würde sein Patron ihm schon noch erzählen. Auch ohne, dass er vorlaut sofort alles wissen wollte. Also schwieg er erstmal und ließ seinen Patron reden.

  • "Das ist perfekt erfasst", bestätigte Menecrates. Besser als erwartet sogar. "Wir brauchen uns nicht er zu setzen, mein Anliegen an Dich ist schnell erklärt. Ich schildere Dir das bisherige Geschäftsverhältnis, dass bereits seit Jahren währt. Und ich werde formulieren, was ich mir wünsche. Dein Vorgehen, die Verhandlungsstrategie bleibt Dir überlassen. Aalso:
    Für die Blumen und Kräuter meines Gemüsebauern habe ich eine feste Einkäuferin. Obwohl ich die Ware auf dem öffentlichen Markt anbiete, kauft immer nur sie. Sie ist schnell."
    Menecrates grinste, bevor er weitersprach. "Ich weiß, dass meine Konkurrenten die gleiche Ware leicht verteuert anbieten, während ich sie zum marktüblichen Durchschnittspreis verkaufe. Meine Stammkundin ist Sergia Fausta. Ich wünsche, dass Du auch nur mit ihr verhandelst. Die Konkurrenz widerstrebt mir.
    Sergia Fausta stellt unter Mithilfe meiner Kräuter Balsam her, den ich wiederum in letzter Zeit brauche, wenn auch nur in ganz kleinen Mengen. Aktuell brauche ich 20 Portionen, aber zukünftig nur ganz sporadisch, denn so schnell wird er sich ja nicht verbrauchen. Was mir missfällt, ist die Tatsache, dass ich den Balsam zu einem erhöhten Preis einkaufen müsste, obwohl sie bei mir die Kräuter zu den moderaten Preisen erhält."

    Menecrates betrachtete Anaxander, um abzulesen, ob ihm die Sachlage klar war. Menecrates hingegen war wiederum bewusst, dass er Anaxander zu einer Kundin führte, die auch dessen Kräuter abnehmen könnte. Aber da der alte Claudier sich keine Sorgen um den Absatz seiner Produkte machte, störte ihn diese Tatsache nicht.

  • "Stammkundin" und "kauft Blumen und Kräuter" und "ist schnell" notierte sich Anaxander, um nichts zu vergessen. Dann schrieb er sich auf, dass sein Patron die Ware zum marktüblichen Durchschnittspreis (wahrscheinlich meinte er damit die staatliche Preisempfehlung) anbot und dass die Konkurrenz teurer war. Dahinter machte aich Anax ein Ausrufezeichen. Denn das ließ sich sicher gut in einer Verhandlung einsetzen. Und dann nannte er den Namen der Stammkundin. Anaxander ritzte in seine Tafel: "Sergia Fausta". Dann sah er auf. "Die Sergia Fausta? Die Ritterin?", fragte er sicherheitshalber nach. Von Posten und Politik hatte er keinen Schimmer. Aber dass eine Frau mit diesem Namen eine ritterliche Männerkarriere machte, soviel war auch bis zu Anax durchgedrungen.


    Nach der Zwischenfrage schrieb Anaxander fleißig weiter. Sie machte "Kräuter zu Balsam" und Claudius Menecrates brauchte "20 Portionen Balsam plus sporadisch geringe Mengen". Aber "zur staatlichen Preisempfehlung". Denn sie bekam die claudischen Produkte ja auch zu dieser Preisempfehlung des Staates. Anax nickte, als er das alles notiert hatte. "Muss ich sonst noch irgendwas beachten, Patron?" Zum Beispiel irgendeine Vorgeschichte zwischen ihm und ihr? Oder zwischen ihm und ihrer Verwandtschaft? Oder zwischen ihm und ihrem Mann? Oder zwischen ihr und einem anderen Claudier? Oder...?

  • Zuerst blickte Menecrates überrascht, als der Begriff Ritterin fiel. Ihm schien das absurd, aber er musste sich auch eingestehen, in seinem gesellschaftlichen Engagement nachlässiger geworden zu sein und möglicherweise nicht mehr alles zu wissen. Er vermied lieber eine Antwort auf die Frage, die vermutlich ohnehin nur rhetorisch gestellt war. Die nächste Frage konnte er dann schon leichter beantworten.
    "Nein, zu beachten gibt es nichts. Ich halte mein Anliegen auch nicht für sonderlich schwierig, weil ich nichts Unmögliches erwarte. Eine zusätzlichen Auftrag hätte ich aber noch, der sich möglicherweise als etwas schwieriger erweisen kann. Mein Papyrus geht zur Neige und benötige einen Posten als Nachschub. Bisher konnte mir niemand meiner Angestellten einen Posten Papyrus besorgen und ich hoffe, Du hast darin mehr Glück."


    Sim-Off:

    Bitte beides WiSim-tauglich, aber das hast Du Dir sicherlich schon gedacht. ;)

  • Was eine blöde Frage. Claudius Menecrates sagte nichts dazu, sondern schwieg. Und das war für Anaxander Antwort genug. Also hörte er weiter zu, machte sich weiter Notizen und fragte am Ende nur noch, ob es sonst noch etwas zu beachten gab. Aber sein Patron verneinte. Also hatte Anax jetzt alle Infos zusammen.


    Aber bevor er losstarten konnte, hatte sein Patron auch gleich noch einen zweiten Auftrag. Er wollte Papyrus. "Auch zur staatlichen Preisempfehlung?" Wahrscheinlich. Mengenrabatt konnte man bei 1 Posten aber schon mal vergessen. Da müsste sich Anaxander etwas anderes einfallen lassen. Falls er überhaupt einen Buchhändler fand, der nicht seinen kompletten Papyrusüberschuss an irgendeinen Architekten für dessen Baupläne lieferte. So von wegen: ein Buchhandel stellte 150 Papyri her und beschrieb 120 von ihnen selbst und ließ einem Architekten die anderen 30 für Baupläne. Die Zahlen waren natürlich etwas aus der Luft gegriffen. Aber das Prinzip war klar: Wo die Wirtschaft keinen Überschuss produzierte, da gabs für den Konsumenten auch nix zu kaufen. "Ich versuche mein Bestes.", versprach Anax trotzdem.

  • Menecrates schüttelte den Kopf, bevor er antwortete: "Den Posten Papyrus würde ich auch nehmen, wenn er leicht überteuert wäre. Ich brauche ihn einfach und werde ihn mir gut einteilen. Wozu gibt es sonst Wachstafeln. Das musst Du aber nicht von vorn herein durchblicken lassen, was ich Dir auch nicht unterstellen wollte."
    So viel Pfiffigkeit traute Menecrates seinem Sekretär zu.


    "Ich geb Dir Geld mit. Vermutlich kann die einmauige Orderung von Papyrus gleich vor Ort abgewickelt werden." Während er sprach, streckte er die Hand aus und sein bisheriger Bürogehilfe legte einen Beutel mit Münzen hinein. "Wie Du mit Sergia verbleibt, teilst Du mir einfach anschließend mit. Geld für die ersten 20 Portionen Balsam wäre jedenfalls dabei."

  • Nach einem erfolgreichen Besuch bei der Sergia und einem erfolglosen Marsch zur Domus Iunia ließ sich Anaxander natürlich wieder bei seinem Patron blicken. Er hatte sich am Eingang ankündigen lassen und wartete jetzt im Atrium darauf, dass der claudische Senator einen kurzen Moment Zeit fand für Anax.


    Als es soweit war, fing er ohne Aufforderung an zu sprechen (damit nicht der Eindruck entstand, dass man ihm alles aus der Nase ziehen musste). "Sei gegrüßt, mein Patron.", lächelte er. "Ich habe gute und ich habe schlechte Nachrichten für dich. Die guten zuerst: Es ist mir gelungen, die Sergia davon zu überzeugen, dass sie dir die gewünschten 20 Portionen Balsam zur staatlichen Preisempfehlung verkauft.* Sie will sich darum kümmern, dass alles in den nächsten Tagen geliefert wird." Welchen Deal er dafür mit der unfreundlichen Ritterin eingegangen war, verschwieg Anaxander. "Und die schlechte Nachricht ist: Ich habe versucht, auch einen Lieferanten für Papyrus aufzutreiben. Leider hatte ich dabei kein großes Glück. Es schien, als wären die Buchhändler so sehr mit dem Produzieren beschäftigt, dass mir niemand eine Tür öffnen konnte, geschweige denn die Zeit hatte, mit mir zu sprechen." Anax guckte ein bisschen zerknirscht und hoffte, dass sein Patron ihn für diesen Misserfolg nicht gleich einen Kopf kürzte. "Es tut mir Leid."


    Sim-Off:

    * Angebot müsste demnächst in der WiSim auftauchen.

  • Das Interesse stand dem Claudier ins Gesicht geschrieben, als er das Atrium betrat. Ein bisschen zügiger hätte er sich die Abwicklung gewünscht, aber vielleicht lag es auch an seiner ewigen Ungeduld, dass er Wartezeiten nur schlecht ertrug. Da hatte sich im Laufe seines Lebens nicht viel geändert. Unverändert gut funktionierte aber auch seine stets zur Schau getragene Beherrschtheit, denn Interesse war vertretbar, gezeigte Ungeduld auf keinen Fall.


    Er erwiderte den Gruß seines Klienten mit einem Kopfnicken, denn er wollte sich auf das Gesagte konzentrieren und der Bericht umfasste alles, was Menecrates wissen wollte.


    "In Ordnung", erwiderte er und trat näher. "Lass uns setzen." Er wies auf die schon oft benutzte Sitzecke und ließ sich nieder. "Fangen wir von hinten an. Es ist zwar schade, dass Du kein Papyrus bekommen konntest, aber auch kein Beinbruch. Ich werde zukünftig eben doch alles auf Wachstafeln festhalten. Oder ich werde mich eines Notars bedienen." Natürlich nur in Sonderfällen.
    "Bei dem Balsam dachte ich mir schon, dass es ein Kinderspiel sein würde, ihn zu angemessenen Preisen zu ordern. Mit 20 Portionen werde ich auch eine gute Weile hinkommen und ich nehme an, ich kann jederzeit nachordern." Menecrates wollte die Bestätigung abwarten, bevor er fortfuhr.

  • Anaxander folgte seinem Patron zu der Sitzecke und nachdem der Patrizier sich gesetzt hatte, setzte auch Anax sich. Eine kleine Erleichterung sah man ihm dann an, als der Claudier über den Papyrus sprach. Denn glücklich über den Misserfolg sah der Senator zwar nicht aus. Aber richtig enttäuscht andererseits auch nicht.


    Doch kaum hatte sich das erste Feuer sozusagen von selbst gelöscht, flammte auch schon das nächste auf. "Naja." Anaxander zögerte. "So ganz einfach war das nicht. Weil die Sergia hat schon ziemlich deutlich gemacht, dass ihr Balsam ein sehr viel größeres Mangelprodukt ist als Blumen/Kräuter und dass sich sowas eben auch in den Preisen widerspiegelt." Und irgendwie ja auch widerspiegeln musste. Denn teuren Balsam kauften nur die, die ihn für ihre Produktionen auch wirklich brauchten. Balsam zum Standardpreis kauften hingegen auch andere (zum Beispiel der Claudius). Und das schadete rückwärts natürlich genau denen, die den Balsam dringend zum Produzieren brauchten. Das war dem Freigelassenen nach meinem Gespräch mit der Sergia klar geworden. (Immerhin gehörte er mit seinem Farbmischer ja jetzt auch zu genau den Leuten, die Balsam zum Produzieren brauchten.)


    Anax schluckte. "Nur kleine Mengen .. wie du gesagt hast .. nur sporadisch nachgefragt .. wie du gesagt hast .. kann ich bestimmt immer mal wieder organisieren." Hoffentlich. Aber da zeigte er sich jetzt einfach mal eingeschränkt optimistisch. "Mittlere oder größere Mengen .. jederzeit", wie sein Patron jetzt gerade meinte, "kann man von der Sergia aber eher nicht erwarten." Denn nach dem Gespräch mit ihr war sich Anaxander sicher: Da ließ sie ihn bestimmt eiskalt abblitzen, wenn er sie danach fragte.

  • Die Verblüffung stand Menecrates ins Gesicht geschrieben. Eine Plebejerin, die seit Jahren, ja Jahrzehnten, seine Kräuter erwarb und zwar zu keinen überhöhten Preisen, machte deutlich, dass Ihre Waren von besonderer Bedeutung waren? Von besonderer Bedeutung aus Claudius‘ Sicht war die lange Geschäftsverbindung. Seine einmalige Anfrage nach einer kleiner Menge Balsam stand in keinem Verhältnis dazu.

    Er erhob sich, weil er im Laufen besser nachdenken und leichter Verärgerung loswerden konnte.
    "Das ist eine Frechheit", murmelte er. Dass Anaxander derweil positive Einschränkungen machte, überhörte er. Schließlich blies er Luft durch die Lippen und blieb stehen. Gut möglich, dass er Konsequenzen zog. Das jedoch würde er in Ruhe überdenken.

    Als er weitersprach, bemühte er sich um äußere Ruhe.
    "Ich habe einen neuen Auftrag für Dich." Setzen wollte sich Menecrates nicht mehr, also sprach er von dort aus, wo er vorhin stehengeblieben war.

    "Mein Enkel Sabinus hatte Unannehmlichkeiten im Zusammenhang mit seiner Einreise nach Rom. Ich wünsche, dass Du nach seinen Angaben ein schriftliches Ansuchen an den Praefectus Urbi richtest. Die Einzelheiten erklärt Dir mein Enkel. Nur so viel: Es geht um eine Untersuchung der Vorfälle am Stadttor. Vereinbare selbstständig mit meinem Enkel einen Termin."
    Er überlegte kurz, ob er an alles gedacht hatte, was er ansprechen wollte, war aber offensichtlich etwas aus der Spur geraten, als ihn die Nachricht von Sergias Reaktion traf.


    "Meinerseits war es das für heute", schloss er daher.

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