Tonstrina des Tibullus

  • Es gab einige Barbiere in Mogontiacum aber am bekanntesten war wohl der Barbier Tibullus, der in einer Taberna unmittelbar am Forum seinem Handwerk nachging. Glücklicherweise hatte er sich noch zu einem Elitenfriseur entwickelt, sondern bediente Stadtgranden ebenso wie die einfachen Bürger der Stadt. Natürlich herrschte auch hier der Klatsch vor, denn Tibullus unterhielt sich mit jedem seiner Gäste, ob jung ob alt, ob bekannt oder unbekannt. Da das allerdings bekannt war, wussten grade die städtischen Amtsträger, dass sie hier nicht allzu viel über ihre zukünftigen Vorhaben hatte, und wenn sie es taten, war es meist der Versuch, auf diese aufmerksam zu machen.##


    Auch Curio ließ sich regelmäßig die Haare schneiden und die Gesichtsbehaarung rasieren und unterhielt sich natürlich wieder immer auch mit dem Friseur. Für ihn üblich ging es aber nur um allgemeine Dinge, wie die derzeit herrschende Problematik mit den Überfällen auf den Handelsstraßen oder Gerüchte um eine weitere, direkt folgende Amtszeit als Aedil, was Curio allerdings deutlich verneinte. Heute jedoch war auch Kaeso dabei, dem Curio bereits in der Casa Helvetia ein paar Sesterzen zugesteckt hatte, damit er seinen Haarschnitt selbst bezahlen konnte, ohne allerdings sein gespartes Geld nutzen zu müssen. Der Helvetier wollte ja nicht den Anschein erwecken, er würde den Jungen bevormunden, oder sowas. Stattdessen bekam er die Chance, hier selbst zu bezahlen und wurde damit auch nicht in der Öffentlichkeit bloßgestellt.

  • Ich muss sagen, ich war schon in wenig aufgeregt an diesem Morgen. An dem mit Curio vereinbarten Morgen, an welchem ich ihn zum Barbier begleiten durfte. Bei der Vorstellung mit ihm gemeinsam bei dem Barbier ein zu treten hatte wirklich etwas besonders.
    Aufgeregt hatte ich immer wieder gelauscht wann ich die Schritte des Helvetiers hören würde. Endlich war es so weit.


    Es war eine andere Welt die ich betrat, eine Männerwelt. Für viele schien es wichtig zu sein an solchen Orten gesehen zu werden. Die Gründen waren sehr unterschiedlich. Neben dem Hauptgrund Haare schneiden, sowie rasieren lassen, waren noch wichtige Gründe, Volksnähe zu Demonstrieren aber auch der umgekehrte Grund, von Persönlichkeiten bemerkt zu werden, Aufmerksamkeit zu erhalten. Neugier war noch ein wichtiger Grund, wie auch, was oft nicht bedacht wird, die Klatschsucht der Männer. Hier war ein Ort an dem man Gerüchte verbreiten und Meinungsmache unterstützen konnte.
    All diese Erkenntnisse kamen mir während voller Spannung in der Nähe des Aedils dem ständigen Themenwechsel verfolgte.
    Überfälle? Ja natürlich, die Reise- und Händlergruppen waren gut bewacht, dass hatte ich selber mitbekommen.
    Curio wollte nicht mehr für eine zweite Amtszeit kandidieren?
    Von allen diesen Dingen hatte ich in meiner behüteten Welt, in der Casa Helvetia nichts mitbekommen. Zu sehr hatten mich die verschiedensten Aufgaben und das Lernen beansprucht. Es hatte mir Freude gemacht doch ich durfte mich nicht allem anderen verschließen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich seit dem Weggang von Rom, jemals wieder so vielen Gesprächen gleichzeitig gelauscht hatte. Ja es war eine andere Welt die der Erwachsenen und ich kam mir wieder einmal klein, unwissend und unbedeutend vor.

  • Ich hatte mir in der hintersten Ecke einen Platz gesucht. Eigentlich wollte ich zum Stadttor, um nach zu schauen wo meine Karren mit den Vorräten für die neue Taverne blieben, war dann aber einer plötzlichen Eingebung gefolgt und zu dem nahe liegenden Barbier gegangen. Jetzt lauschte ich interessiert dem üblichen Stadtklatsch.Ein neuer Kund trat ein, gefolgt von einem jungen Burschen, nicht übel, dachte ich bei dessen Anblick, dass wäre doch mal eine hübsche Abwechslung. Ich wurde aber gleich von diesen Gedanken abgelenkt, denn die Stimmung änderte sich. Einige überlaute Redner zogen sich zurück andere grüßten ein wenig unterwürfig und wieder andere biederten sich regelrecht an. Es dauerte nicht lange und ich hatte mitbekommen wer der neue Kunde war. So, so der Aedil also dachte ich, du kommst mir gerade recht und wartet noch eine Zeit um zuerst die weitere Gesprächsverläufe an zu hören.


    Mit dem Gedanken das passt stand ich irgendwann auf und trat zu dem Aedil. „Wie ich höre bist du hier der zuständige Aedil“, bewusst die Begrüßung zuerst weg lassend begann ich das Gespräch. „Ich würde auch nicht wieder kandidieren, wenn ich das Problem mit den Überfällen nicht in den Griff bekäme und deshalb die Wachen an den Stadttoren ihre Arbeit nicht schaffen.“
    Nun machte ich eine kurze Pause um meine Worte wirken zu lassen. „Ach Verzeihung, Salve zuerst einmal, mein Name ist Gurox. Doch du musst meine Verärgerung verstehen. In den nächsten Tagen möchte ich gerne meine Taverne, ganz hier in der Nähe, Zum brünftigen Hirschen eröffnen, das kann ich aber nicht wenn mein Vorrat samt Köchin nicht kommt. Soll ich mich alleine auf die Suche machen und wo möglich Opfer dieser Banden werden.?“ Mit einem fragenden, aufhetzenden Blick wandte ich mich an die Lauscher. „Also was gedenkt die Stadt zu unternehmen?“
    Ich war so etwas wie zufrieden und freute mich auf die Reaktionen.

  • Der Barbier war grade damit beschäftigt, den kaum gewachsenen Bart des Helvetiers zu stutzen, als jemand von der Seite herantrat und ihn recht unwirsch ansprach. Mit einer kurzen Handbewegung bat er den Barbier kurz innezuhalten und wandte sich dem Sprecher zu, der das Wort an ihn gewendet hatte und dabei vor allem darauf verzichtet hatte, die üblichen Höflichkeitsfloskeln einem Amtsträger gegenüber zu nutzen. Curio atmete tief durch. Er bestand nicht unbedingt auf diese Floskeln, war er doch bei solchen Dingen ein recht unkomplizierter Mensch, aber der Ton, mit dem er hier angesprochen wurde, gefiel ihm überhaupt nicht. Und insbesondere gefiel ihm nicht, das ihm hier, in einem allseits bekannten Stil mal wieder ein Vorwurf aus einem ganz normalen Amtsverständnis gemacht wurde, dass Amtsträger eben nicht bis in alle Ewigkeiten auf ihren Scherenstühlen festklebten, sondern in gesunden jährlichen Abständen Wechsel in den Ämtern stattfanden.


    Die Stadtverwaltung wird dafür sorgen, dass die Einwohner von Mogontiacum in allen Vici vor den Angriffen geschützt sind. Die Ala ist zudem bereits über die Situation informiert und hat bereits angekündigt, den Überfällen auf den Grund zu gehen. Ich möchte zudem betonen, dass die Torwachen ihre Arbeit hervorragend machen und überhaupt nichts mit den Überfällen zu tun haben, weil diese eben nicht hier im Stadtgebiet geschehen, sondern abseits der Stadt und der Vici auf den Straßen. Du wirst ja wohl kaum verlangen, dass die Torwachen ihren Posten verlassen und auf den außerstädtischen Straßen zu arbeiten, anstadt ihre Aufgabe zu tun und die Stadttore zu beschützen.


    argumentierte Curio recht ruhig.


    Was deine Köchin und deinen Vorrat angeht, wirst du wohl nicht drumherum kommen, deine Karren mit zusätzlichem Sicherheitspersonal zu schützen. Denn auch wenn die Legion und die Ala sich bereits auf die Suche nach den Verbrechern machen, können sie unmöglich überall gleichzeitig sein.


    Daran führte nicht vorbei. Sein guter Freund Othmar hatte auch zwei weitere kampferprobte Männer dabei, wenn er unterwegs war und auch sein Bekannter, der Fabricius Tullus Maior hatte zuetzt vermehrt ehemalige Soldaten angestellt, um seine Handelskarawanen zu beschützen. Eine ständige, raumübergreifende Überwachung war schlicht nicht möglich und selbst der beste Reiter mit dem schnellsten Pferd konnte nicht in wenigen Minuten den halben Weg von Mogontiacum nach Borbetomagus zurücklegen.

  • Fassungslos beobachtet ich was da gerade geschah. Von einem Moment zum anderen war da etwas anderes in der Luft. Ganz so, als ob da etwas lauerte, um mit wenigen Funken entzündet zu werden.
    Egal ob in Rom oder in Germanien, es würde immer wieder Menschen geben, die mit dem, was und wie sie etwas äußerten, andere in ihren Bann schlugen, sie aufwiegelten, aufhetzten und manchmal zum äußersten brachten. Dies hatte selbst ich schon mehrmals in Rom erlebt. Ihr bestreben schien nur zu sein, Unfrieden und Aufwieglung zu säen.
    Ob dies hier so ein Mensch war wusste ich nicht, in einem war ich mir aber sicher, er war nicht das was er vorgab zu sein.
    Der Helvtier zeigte nach außen Ruhe und Gelassenheit. Es war keine Verteidigung mit der er antwortete, es war mehr eine Erklärung für die, den Umständen entsprechenden zweckmäßigen Handlungsweisen der Verantwortlichen. Bewundernd sah ich zu ihm.
    Zum Schluss erteilte er dem Provozierer noch eine Lektion, in dem er ihm erklärte, wie er sein Eigentum besser schützen könne. Gespannt schaute ich zu dem Fremden, denn dass der jetzt so einfach zurückstecken würde bezweifelte ich. Solche Typen sonnten sich zu gerne im Rampenlicht.

  • Als Malleus mit einem Bastkörbchen voll Dörrobst unterm Arm in die gut besuchte Tonstrina gestapft kam, schlug ihm sofort das erregende Aroma dicker werdender Luft entgegen. Was war jetzt schon wieder? Sein Blick wanderte forschend durch die Barbierstube. Der Aedilis schien sich in ernstem Tonfall mit einem etwas schmierig anmutenden Fremden zu unterhalten, Kaeso guckte betreten, der Rest der Anwesenden murmelte in einer für eine Tonstrina erstaunlich moderaten Lautstärke vor sich hin. Da hatte er offensichtlich etwas verpasst. Konnte man nicht einmal ein paar Schritte zum nächsten Obsthändler riskieren, um Curio und Kaeso etwas zum Naschen zu besorgen? Scheinbar nicht.


    Brummend schob er ein paar sichtlich rasurbedürftige Gäste beiseite, darunter auch Curio’s Gesprächspartner, trat auf den Aedilen zu und stellte das Körbchen auf einen niederen Tisch zwischen Klingen, Ölfläschchen und Salbentiegelchen. „Hier, bitte Aedilis. Leider nur Pflaumen und Apfelringe. Rosinen hatte er keine mehr. Birnen auch nicht. Mies sortiert, der Knabe.“ Während er sich zu dem noch recht jungen Burschen mit den dunklen hängenden Haarsträhnen umdrehte, wickelte sich sein Schnallengurt fast schon automatisch eine Elle lang vom Handgelenk. „Wir haben hier doch sicher kein Problem, oder?“ fragte er an niemandem bestimmtes gewandt in den Raum. Er wollte es nicht hoffen. Schließlich hatte er heute noch so einiges vor. Ein Versöhnungsbesuch in der Silva Nigra zum Beispiel. Da mochte er eigentlich nicht unbedingt verschwitzt und mit aufgestoßenen Fingerknöcheln auftauchen. Zumindest nicht ohne Not.

  • Sehr ärgerlich, mehr als ärgerlich, schimpfte ich im Geiste vor mich hin. Wo kam denn dieser Früchteverteiler her, der kippte doch die Stimmung, die ich gerade aufgebaut hatte.
    Mit einem Blick der sagen sollte, wer bist denn du und was mischst du dich hier ein, maß ich den Dazugekommenen. Bestimmt sein Leibsklave, mit einem erneuten Blick eher doch Leibwächter.
    Nein zu Gewaltausbrüche wollte ich es hier nicht kommen lassen, das war der falsche Weg. Ich musste den Rückweg antreten, doch dass mit meiner Köchin und den Vorratskarren, wollte ich nicht so stehen lassen, wusste ich doch aus eigener Quelle, dass sie vor dem Stadttor standen.
    „Zur Klarstellung Aedil“, ich kannte noch nicht einmal seinen Namen, "die von mir angeforderte Ware und Köchin wurden sehr gut bewacht und kam bis vor die Stadt. Also würde ich sagen liegt das Problem hier. Doch wenn du mir nicht glaubst, so komm mit mir, bis zu dem Stadttor und überzeuge dich selber.“ Ehe ich mich umdrehte um die Taberna zu verlassen schaute ich ihn noch herausfordernd an.
    Ich muss unbedingt seinen Namen und alles wissenswerte über ihn erfahren, ich mag nicht so einfach aufstecken.

  • Malleus sah dem offensichtlich verstimmten jungen Mann kurz nach, um seiner Sammlung an verdächtigen Visagen ein weiteres Exemplar hinzuzufügen, und ließ sich dann seufzend auf einem gerade frei gewordenen Stuhl neben Curio nieder. Den verhaltenen Protest eines unrasierten Bürgers, der eigentlich als nächstes an der Reihe gewesen wäre, ignorierte er dabei ebenso wie die taxierenden Blicke des Tonsors. Was genau hier soeben vorgefallen und wie es dazu gekommen war, wusste er nicht. Eines jedoch wusste er: Es hätte so nicht passieren dürfen. Mit einem missmutigen Schnauben kraulte er sich den Bart, was das professionelle Interesse des Barbiers noch zu steigern schien. Der Schnauzenschaber glaubte ja wohl nicht ernsthaft, dass er ihn an seine Matte ließ. „Denk nicht mal dran, Meister.“ knurrte Malleus finster, wandte sich dann mit aufgesetzter Leutseligkeit seinem Dienstherren zu und deutete mit einer knappen Kinnbewegung auf das Obstkörbchen. „Künftig werd’ ich mir derlei Ausflüge wohl verkneifen müssen.“


    Er sagte es leichthin, garniert mit einem aufgeräumten Lächeln, meinte es aber todernst, und Curio – dessen war er sich sicher – verstand auch sehr wohl, wie es gemeint war. Was es tatsächlich über den Vorfall zu sagen gab, würden sie wenn nötig in kleinstem Kreise besprechen. Das war eine Sache zwischen Aedilis und Custos Corporis. Die Besucher der Tonstrina ging das einen feuchten Dreck an. Alles war in Ordnung. Nichts war passiert. Dementsprechend schnell wandten sich die Anwesenden denn auch wieder dem üblichen Tratsch zu. Nur Kaeso schien noch immer etwas blass um die Nase. „Nun guck nicht so bedröppelt, Kleiner.“ schmunzelte Malleus aufmunternd. „Nimm dir ein paar von den Apfelringen. Sind wirklich zu empfehlen.“

  • Bedröppelt? Hatte Cossus Malleus wirklich gesagt ich würde bedröppelt schauen? Schon möglich, doch das nicht wegen den provozierenden Worten jenes Gurox. Nein eher weil ich hilflos daneben stand stehen musste. Hatte ich für kurze Zeit gedacht jetzt würde ich endlich in der Erwachsenen Welt angekommen sein, so war ich eben auf dem Boden der Tatsache gelandet. Selbst wenn ich die richtigen Worte gefunden hätte, was ich aus mangelndem Wissen in den Angelegenheiten nicht konnte, so hätte man bestimmt erst gar nicht auf die Worte eines Kindes gehört. So kam ich mir wenigstens gerade wieder vor, auch wenn meine Stimme in den letzten Wochen mindestens zwei Oktave tiefer geworden war.
    Fast automatisch hatte meine Hand, nach der Aufforderung einen Apfelring gegriffen und kaute darauf herum, als wenn zähes Hühnerfleisch wäre.
    Was ich einfach nicht verstand war, wieso keiner von den Anwesenden etwas dagegen gesetzt hatte. Vorher schien ihr Redefluss fast unendlich gewesen zu sein. Jedoch kaum waren die ersten aufwiegelnden Worte zu hören, schwiegen sie und ich meinte in manchen Augenpaare, die sich auf den Helvetier richteten, so etwas wie Spott gesehen zu haben oder war es gar Schadenfreude?
    Für mich war dies nur Neid und Missgunst, was aus ihnen sprach.
    „Wie kann es nur sein?“ fragte ich in die plötzlich eingetretene Stille hinein. Ich meinte nicht das Publikum damit, ich meinte den Helvetier. Dann wiederholte und ergänzte ich bewundernd. „Wie kann es sein, dass man bei solchen Provokationen, so die Ruhe behält? So gelassen wirkt.“

  • Curio hob eine Augenbraue, denn irgendwie schien die Geschichte des Fremden, der sich Gurox nannte, nicht aufzugehen. Zuerst behauptete er, dass er nach seinen Waren und seiner Köchin suchen müsste und sich damit in die Gefahr begab, selbst Opfer der Räuber zu werden. Andererseits behauptete er, dass er wusste, dass diese es bis zu den Stadttoren geschafft hatten und er - und da verstand Curio nun gar nichts mehr - nun mit ihm im Schlepptau dorthin gehen wolle, um dem Helvetier dort irgendwas zu zeigen. Dabei musste Curio täglich durch das Stadttor, war auch erst auf seinem Weg hierher dort vorbeigekommen und er würde sich daher sicherlich nicht vorwerfen lassen, dass er keine Ahnung hatte, was an den Toren der Stadt vor sich ging.


    Ich bitte zu entschuldigen, dass ich jetzt nicht mir nichts dir nichts einfach zum Stadttor stapfen werde, um mir - was eigentlich genau anzuschauen. Wenn du allerdings möchtest, dass ich deinen Fall aufnehme und an die Ala sowie die Legion weiterleite, bist du gerne eingeladen, mich heute Nachmittag in der Curia aufzusuchen, wo die regelmäßige eine Sprechstunde der Aedilen stattfinden wird.*


    War ja nicht so, dass der Helvetier nicht auch so schon genug zu tun hatte und mal eben so seine Vormittagstermine umwerfen konnte, nur weil hier jemand gerne stänkern wollte. Mit einem kurzen Nicken wandte er sich danach wieder dem Tonsor zu, der kurz schluckte, dann aber mit der Rasur fortfuhr.


    Nachdem der Fremde dann gegangen war, atmete der Helvetier tief durch und ließ seine Augen zu Malleus wandern.


    Macht nichts, Malleus. Dafür können wir uns jetzt ein paar Trockenfrückte schmecken lassen.


    Na ja, Curio musste damit noch ein bisschen warten, denn ein kauendes Gesicht machte sich bei der Rasur nicht gut. Wenn es gleich aber zum Kopfhaar ging, dann konnte auch er sich bei dem Obst bedienen. Bis dahin stand aber erstmal die Frage Kaeso im Raum, zu dem die helvetischen Augen nun wanderten.


    Übung, Kaeso. Nichts als Übung. Irgendwann versteht man als Amtsträger, besonders als Gewählter, dass es sehr viele Menschen gibt, die an sich unzufrieden sind, und denen man es selbst dann nicht recht machen kann, wenn man sich vor ihren Augen ein Bein ausreißt.


    Dass die Übung, die Curio dabei hatte, nicht nur auf seine Zeit als Tempelverwalter und Lokalpolitiker zurückgingen, sondern auch auf die lange Zeit zu Hause in Noviomagus, wo er gelernt hatte, wann es sich lohnte, Widerworte zu geben oder einfach zu schweigen, die wogenden Wuttiraden seines Vaters über sich ergehen zu lassen, bis sie sich schließlich ob der fehlenden Gegenwehr von selbst abschwächten und schließlich ganz verschwanden. In solchen Situation war es nichts anderes, hatte er gelernt, denn je mehr man in die Diskussion einsteigen wollte, desto größer wurde die Stänkerei, weil es darin eben nicht um eine gepflegte Diskussion ging, sondern lediglich darum, seine Wut und seinen Frust abzulassen und wenn niemand anders dafür zur Verfügung stand, musste Amtsträger herhalten, die ja ständig irgendwie ansprechbar waren und sich wegen ihrer Position ganz hervorragend als Sündenböcke eigneten. Nur wenn es dann persönlich wurde, fühlte sich der Helvetier gedrängt, zu reagieren und eben auch von seiner Amtsgewalt gebrauchzumachen. Auch hier hatte er besonders in dieser Amtszeit dazugelernt, auch mal etwas gröber zu werden. Zu seinem Glück gab es Malleus, der sich in dieser Hinsicht hervorragend in sein Officium einfügte und der sich das Vertrauen des Helvetier mehr und mehr erarbeitete.

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