[Garten] Besuch der Hebamme

  • Es war ein sonniger Tag und während Marga und die Mägde im Innenhof der Villa Duccia saßen und Camelia mal wieder überall und nirgends durchs Haus lief und bei dem guten Wetter vor lauter guten Laune ohnehin kaum zu bändigen war, hatte Octavena die Gelegenheit genutzt und sich einen Moment alleine in den Garten zurück gezogen. Sie mochte das, Augenblicke wie diese, wenn sie, selbst wenn es auch nur kurz war, ab und zu einmal einen Schritt von dem immer turbulenten Treiben der Hausbewohner zurückmachen konnte und für die Dauer einer kurzen Pause die Ruhe hier draußen genießen konnte.
    Sie hatte gerade kurz die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt, um die Wärme der Sonne auf ihrer Haut zu genießen, als Albin mit Susina Alpina im Schlepptau auftauchte.
    Octavena schlug die Augen wieder auf und lächelte in Richtung der Hebamme, die ja ihren Besuch schon am Vortag hatte ankündigen lassen. "Salve, Susina Alpina. Danke nochmal, dass du extra vorbei kommst."

  • Alpina traf die Hausherrin im Garten an. Sie schien die Ruhe und die Sonne zu genießen und hatte es sich bequem gemacht. Als sie das Nahen der Hebamme bemerkte, öffnete sie die Augen und begrüßte Alpina.
    "Salve, Octavena. Ich komme doch immer gerne zu dir. Du hast es wirklich schön hier und tust gut daran dir ein paar ruhige Minuten zu gönnen. Davon wird es in Bälde nicht mehr allzuviele geben und ich nehme an, dass du sie auch jetzt schon zählen musst."


    Die Raeterin sah sich suchend um. "Wo ist denn Camelia? Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen. Ich glaube bei der Hochzeit von Curio und Runa zuletzt. Sie muss schon wieder ein Jahr älter geworden sein. Stell dir vor, meine Ursicina ist auch schon bald ein Jahr alt."


    Alpina stellte den Korb ab und entnahm ihm das Öl gegen die Schwangerschaftsstreifen und die Kräutermischung für den Trank während der Schwangerschaft.
    "Hier habe ich das gewünschte Öl und die Kräuter für den Trank. Ich denke damit bist du gut vorbereitet. Gegen Ende der Schwangerschaft sehen wir dann, ob wir noch etwas verändern müssen an der Zusammensetzung. Aber jetzt wollen wir zunächst einmal sehen, ob alles in Ordnung ist. Bist du noch immer beschwerdefrei?"

  • "Die ruhigen Minuten sind hier immer selten genug." Ein gut gelauntes Grinsen erschien auf Octavenas Lippen, als Alpina nach Camelia fragte. "Meine Tochter kann, ganz besonders bei diesem Wetter, manchmal ein Wirbelwind sein und ich habe es inzwischen aufgegeben, zu versuchen, sie in dieser Stimmung bändigen zu wollen. Sei froh, dass deine Ursicina noch so klein ist, Camelia kommt langsam in das Alter, in dem sie manchmal ihren eigenen Kopf hat."
    Das war zwar vielleicht nicht die Art von Verhalten wie Octavena es sich für ihre Tochter gewünscht hätte, aber ein Teil von ihr hatte einfach auch nicht die Nerven gehabt, dauerhaft Diskussionen mit Camelia zu führen und so ließ sie sie eben zu Hause ein Wirbelwind sein solange sie sich, wenn es darauf ankam, auch benehmen konnte.


    "Danke." Dann hatte Alpinas Bote also nicht vergessen, der Hebamme Octavenas Bitte nach dem Öl auszurichten. "Bisher geht es mir gut. Ein klein wenig Übelkeit oder Schwindel, aber nichts, das der Rede wert wäre."

  • Dass auch Uriscina bereits ihren eigenen Kopf hatte und sehr geschickt alles Bewohner der Casa Helvetia um den kleinen FInger wickelte, verschwieg Alpina. Sie lächelte nur mitfühlend als Octavena die Trotzphase in schönen Worten umschrieb. Diese stand ihr tatsächlich erst noch bevor.


    Nachdem Octavena keine besonderen Beschwerden angab außer einer leichten Übelkeit und Schwindel, also ganz natürliche und typische Begleiterscheinungen einer Schwangerschaft, nahm die Hebamme ganz selbstverständlich die Hand der Schwangeren und interpretierte den Puls. Alles war soweit wie üblich, keine Besonderheiten.
    "Wenn du dich ein wenig zurücklehnst, dann kann ich deinen Bauch abtasten. Für die Untersuchung des Muttermundes bräuchte ich allerdings Wasser zum Waschen der Hände, gerne mit einem Schuß Essig darin. Ich kann sie im Sitzen vornehmen oder aber auf einer Kline. Wie du möchtest."


    Alpina kramte ein Fläschchen mit Olivenöl hervor, das sie für diese Untersuchung brauchen würde. Dann nahm sie die Tastuntersuchung des Bauches vor. Man konnte die vergrößerte Gebärmutter tasten. Alles fühlte sich normal an. EIn Zustand wie er typisch für eine Schwangere im 4. Monat war. Mit einem zufriedenen Nicken wartete sie auf die Entscheidung wie sie weitermachen sollte.

  • Octavena tat wie ihr geheißen und lehnte sich ein wenig zurück. Während sie die Hebamme ihren Bauch abtasten ließ, antwortete sie bereits auf deren Erklärungen.
    "Ich habe mir so etwas schon gedacht und drinnen eine Kline vorbereiten lassen. Es müsste da auch eigentlich alles schon bereit stehen, aber ansonsten lasse ich es noch schnell holen."
    Sie nickte in Richtung des Hauses und lotste Alpina dann auch schon in die richtige Richtung. Unabhängig von der Kline und dem tatsächlich schon bereit stehenden Wasser würde das auch den Vorteil haben, dass sie hier nicht gestört werden würden.

  • Alpina folgte der Hausherrin. Tatsächlich war alles schon vorbereitet. Die Hebamme wusch die Hände und nahm dann die vaginale Untersuchung vor. Der Tastbefund war passend zum Stand der Schwangerschaft. Eigentlich völlig normal, vielleicht war der Muttermund eine Spur zu weich. Alpina versuchte sicherzugehen, ob sie eine Lücke ertastete, verwarf den Gedanken dann aber wieder.
    "Alles in Ordnung, Octavena. Streng dich nicht zu sehr an und sorg dafür, dass du nicht schwer hebst. Ansonsten können wir zuversichtlich in die Zukunft sehen. Ich komme in 4 Wochen wieder, dann sehen wir weiter. Was nimmst du gegen die Übelkeit? Ich habe hier ein Öl, das aus der Mentha piperita gewonnen wurde. Du kannst daran riechen oder es dir mit anderem Öl verdünnt auf den Hals reiben. Der Duft vertreibt häufig die Übelkeit."


    Sie stand auf. "Wenn es sonst keine Fragen gibt, sehen wir uns in 4 Wochen".

  • "Bisher gar nichts, da wollte ich dich ohnehin noch um Hilfe bitten", erwiderte Octavena wahrheitsgemäß auf die Frage nach der Übelkeit. "Aber wenn du ein Öl dafür hast, probiere ich es gerne aus."
    Diese eine Frage, die sie damit tatsächlich gehabt hatte, bereits geklärt nickte sie schließlich zufrieden und stand ebenfalls wieder auf. "Nein, erstmal dürfte alles geklärt sein. Und sollte mir noch etwas einfallen, melde ich mich bei dir oder komme direkt selbst vorbei."

  • Einige Tage nach Octavenas Besuch in der Taberna Medica, bei dem die Hebamme eine leichte Öffnung des Muttermundes festgestellt hatte, besuchte sie die Schwangere in ihrem Haus. Sie traf Octavena auf einer Kline liegend vor.
    Alpina trat lächelnd auf die Petronierin zu.
    "Salve Octavena! Wie ich sehe hältst du dich an meine Ratschläge. Das finde ich sehr gut. Wie geht es dir? Irgendwelche Beschwerden? Veränderungen? Oder ist alles nach wie vor ruhig?"


    Wie selbstverständlich nahm die Hebamme das Handgelenk der Schwangeren und interpretierte den Puls.

  • "Salve." Octavena lächelte beim Anblick der Hebamme. Tatsächlich hatte sie die Ratschläge der anderen brav befolgt, aber das hatte auch zur Folge, dass sie die letzten Tage vor allem liegend verbracht hatte, was sie wiederum wahnsinnig machte. Diese erzwungene Ruhe lag ihr ganz und gar nicht. Erst recht nicht, wenn um sie herum ein Haushalt weiterlief, in dem sie sich deutlich lieber nützlich gemacht hätte. "Schön, dass du hier bist. Ich wollte dir heute eigentlich selbst eine Nachricht schicken, dass bisher bis auf ein paar kleinere Vorwehen alles in Ordnung ist."

  • "Das hört sich ja hervorragend an, Octavena!"


    Alpina nahm an der Seite der Schwangeren Platz. Es gab keine schönere Begrüßung als gute Nachrichten. Durch den Stoff von Octavenas Gewand zeichnete sich der mächtige Schwangerenbauch ab. Es war nicht mehr lang bis zum errechneten Termin. Vielleicht 2-3 Wochen, höchstens 4.
    Die Hebamme begann Octavena nach Vorwehen zu fragen und tastete nebenbei die Lage des Kindes im Bauch ab. Das Kleine lag bereits richtig, mit dem Kopf in Startposition. Der Rücken zeichnete sich auf der linken Seite ab. Alles perfekt.


    "Wir sollten dennoch unbedingt eine eingehende Untersuchung vornehmen. Möchtest du dass ich das hier mache?"

  • "Gerne, wahrscheinlich ist hier die Chance ohnehin am besten, dass wir nicht gestört werden."
    Octavena lächelte und war fürs erste schon einmal ein wenig beruhigt. Alpina schien ihr nicht besorgt, das war ein Fortschritt im Vergleich zu der letzten Untersuchung, nach der es der Petronia doch etwas mulmig zu Mute gewesen war.

  • In der gewohnten Routine untersuchte Alpina die Petronierin. Der Muttermund war wie beim letzten Mal schon gut zwei Finger breit geöffnet. Alpina erkannte die Zeichen einer bevorstehenden Geburt. Es würde keine 4 Wochen mehr dauern. Doch wann genau die Wehen einsetzen würden, war nicht abzusehen.
    "Nun, Octavena. Soweit ist alles in Ordnung, doch der Muttermund öffnet sich bereits. Es wird nicht mehr lang dauern. Bitte schick mir sofort einen Boten wenn die Wehen einsetzen. Ich komme bei Tag und bei Nacht. Und scheu dich nicht, wenn die ersten Anzeichen kommen, nach mir zu rufen. Bei der zweiten Entbindung kann alles viel schneller gehen. Und lieber komme ich bei einem Fehlalarm als zu spät."


    Alpina ließ Octavena eine Teemischung da, die den Muttermund erweichen und auf die Geburt vorbereiten würde. Dann verabschiedete sie sich.

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!