[Limes] Praesidio XXII

  • Verus schmunzelte bei den Worten. "Wir leben nicht im Wünsch-Dir-Was-Imperium, Römer." Er winkte ab und deutete in Richtung Süden. "Dann zieht wieder ab. Hier gelten die Gesetze des Augustus. Du kannst gegen geringe Gebühr in Mogontiacum ein Dokument erwerben. Ich mache die Regeln nicht aber führe sie aus," sagte der junge Tiberius noch, bevor er sich wieder umwandte, um mit einem Legionär über diesen Vorfall zu sprechen. Man ließ die Reiter wieder aufsitzen und ihrer Wege ziehen. Die Legionäre senkten ihre Hastae und nickten beide fast simultan Gurox zu. "Diese Leute, die meinen, dass man Sonderregeln für sie machen würde," schimpfte Verus und verstaute seinen Stock wieder am Militärgürtel, während seine Füße nervos im festen Schlamm des Bodens herumtraten. "Niemand informiert sich vorher," setzte der Centurio nach. Der Soldat, der diese Worte ertragen musste, lächelte vorsichtig und zog dann beide Schultern hoch, sofern dies im Schienenpanzer überhaupt sichtbar war. "Gut, machen wir weiter." Der Tiberius drehte sich wieder um, während seine Augen wieder zu den Reitern wanderten. Hoffentlich verschwanden sie schnell, da sich danach bereits zwei weitere Ausreisende bemerkbar gemacht hatten. Verus wirkte ungehalten.

  • Ein breites Grinsen konnte ich mir nicht verkneifen. Dieser Ausritt hatte sich glohnt. Im Gegensatz zu meinen Ansätzen bei der Ala hatte ich hier soweit alles erfahren was ich wissen wollte und noch einiges mehr. Darüber würde ich mir aber später in meiner Taverne Gedanken machen.
    Noch einmal suchte ich den Blick der Schönheit, hob meine Hand zum Winken, mit der Hoffnung sie würde es sehen. Schon stoben die sechs davon, ich schwang mich auch auf und ritt ihnen nach.

  • Es hatte sich nun schon eine kleine Schlage am Nordtor gebildet, als eine kleine Gruppe bestehend aus drei Gestalten sich dem Tor näherte. Alle drei trugen lange Mäntel. Die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Die Gestalt in der Mitte trug einen Großen Stab bei sich. Eine Raunen ging durch die Wartenden und den Römern mochte sich ein seltsames Bild bieten. Denn die Schlange der Wartenden teilte sich es bildete sich eine Gasse, die die Drei durchschritten.
    So kamen die Drei nun unaufhaltsam dem Tor näher, bis sie schließlich vor den Soldaten die das Nordtor bewachten zum stehen kamen.

  • Warum taten Menschen etwas, was sie eigentlich nicht mochten? Warum sah sich Verus an einen Eid gebunden, der ihn stets an Orte gebracht hatte, an denen er nie sein wollte? Dieser Ort brachte ihm kein Glück und auch kein Leben, welches seiner Person gerecht war. Dennoch schenkte ihm dieser Ort eine wertvolle Erkenntnis, dass Geburt ins Leben immer ein Geschenk war und die Welt größer war als Rom. Die Eindrücke seiner Wache, die dunkel und auch oft voller Schrecken war; nicht immer gefährliche Erfahrungen aber mit niederschlagenden Elementen. Letzten Winter war ein Kamerad im Fieber gegangen, während der Schnee die Füße blau werden ließ. Diese Wache wurde zu einer echten Belastungprobe für den einst sensiblen jungen Mann. Der Ruhm Roms war hier so fern, dass selbst solche Gedanken bedeutungslos waren. Man diente, weil man diente - und dies auch ohne besonderen Zweck. Wenn es etwas gab, was ihn noch bewegte, war es Hoffnung. Hoffnung, dass Calena ihn noch liebte und diese Wache enden konnte. Der Schatten der Gleichgültigkeit hatte sich jedoch für diesen Moment über den Geist des Römers gelegt, als er von einem Legionär informiert wurde, dass etwas am Nordtor geschah. "Hm," machte Verus nur als er dem Soldaten in festem Schritt zum Nordtor folgte. Dort hatten zwei römische Soldaten mit ihren Hastae eine Grenze eröffnet, indem sie die Fremden mit jeweils in beiden Händen quergestellten Lanzen vom Weitergehen abhielten. Die Wachen auf dem Wehrgang blickten lustlos herab, während drei weitere Legionäre als kleine Traube im Torbereich standen. Der Centurio betrachtete dies, warf einen Blick zu beiden Wachtürmen hinauf. Aus einen der beiden Türme winkte ihm ein Legionär zu. Verus wusste, dass er sich auf seine Männer verlassen konnte. Diese Zeit hier hatte ihn mit seinen Männern verwoben, auf eine Art die kein anderer Dienst und kein Marsch hätte schaffen können. Es war die ständige Bedrohung und das harte Land, welches Menschen zu echten Brüdern machte. Nicht, weil alle an Rom glaubten oder an die Befehle, welche gegeben waren, sondern weil sie alle in jeder Sekunde aufeinander angewiesen waren. Als der traurige Kamerad im Fieber verstorben war, hatten sie eine Nachricht nach Mogontiacum geschickt und erbeten, die Leiche nach Mantua zu überstellen. Die Bitte wurde verweigert und somit einem Soldaten Roms die letzte Ehre genommen. Verbitterung war zurückgeblieben. Verus und seine Männer hatten die Gründe verstanden, dass diese Station keinen Mann als Geleit entbehren konnte aber es war schlicht eine heilige Pflicht an diesem unheiligen Ort. Diese Lage hatte dazu geführt, dass man sich selbst einen Priester besorgt hatte und den Kameraden unweit des Lagers nach bekanntem Ritus beisetzte. Der Familie ließ man den Siegelring und eine erträgliche Summe zukommen. Die Verbitterung blieb und die Enttäuschung machte diese Männer innerhalb der Legion zu einem verschworenen Haufen, die Verus und ihrer brüderlichen Verbundenheit dienten. Verus, anfangs unbeliebt, war inwischen dank seiner Hingabe zu einem echten Anführer erwachsen. Traurig für Rom war, dass diese Einheit einzig von Verus unter dem Adler gehalten wurde, da die meisten schlicht nach Hause wollten. Jegliche Bitte auf Ablösung war ungehört verhallt. Nur der Tiberius erinnerte seine vertrauensvollen Männer stets an jenen Eid, dem er selbst so unliebig folgte. Immer noch war für ihn, als Tiberius erzogen, Rom etwas Großes. Ein Ideal, welches nicht gebrochen werden dürfte. Dennoch konnte auch dieser Tiberius nicht mehr leugnen, dass diese zwei Jahre sein Weltbild deutlich gewandelt hatten. Rom war nicht mehr nur Licht, sondern auch Erlösung von diesem Ort. Am Nordtor angekommen, betrachtete dern Centurio die drei Männer in Mänteln. Sein Blick blieb musternd auf der Gestalt mit dem großen Stab. "Salvete," grüßte er die gesamte Gruppe, während seine Hand nervös den Rebstock drehte, um etwas Nervosität Kanal zu bieten. Seine Augen verkniffen sich dabei zu engen Schlitzen, während Luft durch seine Nasenflügel stieß.

  • Die Wartenden hatten den Weg frei gemacht, nicht aus Angst sondern aus Respekt. Das die Drei nun von den Römern aufgehalten wurden führte zu einigem Murren in der Menge. Doch die Gestalt in der Mitte hob kurz die freie Hand und brachte somit die Menge zum Schweigen.


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    Idun



    Dann hob sie den Kopf und während die Kapuze vom Kopf gezogen wurde fing sie an zu sprechen.
    „Salve Römer. Wir wollen in Richtung Süden.“ Mehr sagte sie nicht. Aber auf einen kurzen Wink hin zogen auch die anderen beiden ihre Kapuzen vom Kopf zum Vorschein kamen zwei jungen blonde Frauen, kaum älter als 18 Jahre.
    Die Stimme der Frau in der Mitte war nicht feindselig im Gegenteil, sie hatte wohl eher einen beruhigenden angenehmen Klang. Doch auf die Römer musste jene Frau fremdartig wirken.

  • Eine Frau! Er hatte vieles über die germanischen Frauen gehört und nur wenige erlebt. Wenn sie derartigen Einfluss auf die anwesende Menge hatte, war sie von besonderem Stand und somit eine Gefahr. Er mochte es nicht, wenn okkulte Figuren mit Gesichtsbemalung nach Süden einreisten. Seine Wache galt dem Schutz des Reiches und somit sollte er sich gegen Wildlinge stellen, während er am Limes Dienst tat. Die anderen beiden Unbekannten entpuppten sich auch als Frauen in sattem Blond. Hübsch waren sie, das musste er zugeben. "Das entscheide ich," fiel nervös aus seinem Mund, während er den beiden Männern mit den Hastae mit einem Zeichen zu verstehen gab, dass sie die deutliche Geste beenden konnten. Beide nahmen ihre Lanzen zurück und richteten sie auf. Das bereits ein Murren ausgelöst wurde, dass sie überhaupt von Römern aufgehalten wurden, machte den Offizier zusätzlich nervös. Dies konnte schnell eine Verwicklung geben, da man hier auch gerne tödlich endete. Einmal hatte er einen Dieb gefasst, der jedoch von den Hiesigen geschützt wurde. In einem blutigen Handgemenge konnte man ihm noch habhaft werden aber nicht ohne den Preis eines toten Germanen. Diesen Fall hatte er gemeldet aber erneut erging keine Reaktion aus Mogontiacum. Man hatte sie wohl vergessen. "Süden also. Warum?" Skeptisch legte Verus die Lippen zusammen und betrachtete nüchtern Idun, die trotz ihres Aufzuges einen gewissen Reiz hatte; nicht, dass er wirkliches Interesse an ihr hatte aber ein anderes Gesicht zu sehen als die üblichen, war sicherlich nicht unangenehm. Auch wollte er verstehen, was sie für eine Person war. War sie überhaupt eine Person? Für ihn als Römer stellte sich immer Frage, ob sie nicht gleich einen Dolch ziehen würde, um alle hier zu töten. Barbaren waren immer mit Vorsicht zu genießen. Wohl auch diese hier.

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    Idun sah den Römer an. Ihre Blick war nicht feindselig, dennoch lag etwas in ihrem Blick, was einem wohl einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Ja man musste das Gefühl gewinnen, als könnte diese Frau einem tief in die Seele blicke. Dann ließ sie wieder ihre Stimme erklingen, die so warm und weich war und damit im Gegensatz zu ihrem – für römische Verhältnisse – barbarischen Aussehen stand.


    „Nun ich möchte einige Dörfer besuchen. Ich wurde gebeten zu kommen und die Zeichen der Götter zu deuten.“ Sicher würde der Römer wohl wissen, dass die Germanen Frauen mit ihren Fähigkeiten vereherten und sehr viel auf ihre Meinung gaben.
    Schließlich gab es in früheren Zeiten sogar Kaiser der Römer, die mit Seherinnen der Germane Bekanntschaft gemacht hatten.


    Idun bemerkte die Unsicherheit der Römer und so fügte sie noch mit sanfter Stimme hinzu. „Ihr habt nichts zu befürchten von uns.“
    Sie sah nun den Centurio an, er wirkte nicht glücklich auf sie. Ja sie hatte gar das Gefühl , dass er innerlich zerrissen war. Die Frau blickte dem Römer tief in die Augen gar so, als wollte sie erkunden, was er zu verbergen suchte.

  • Ihre Augen fanden etwas in Verus, welches er längst verloren glauben: Menschlichkeit. Verus, so lange schon fernab der Heimat, fern jener Liebe, die er mehr brauchte als er sich selbst eingestehen konnte, hatte für eine gewisse Zeit die Maske einer Maschine getragen, welche mörderisch kalt diese Grenze belebte. Er war das Monster, welches die Germanen fürchteten; nicht, weil er so grausam agierte oder blind mordete, sondern weil er so kalt und berechnend vorging. Die Listen, die Befehle und auch die ständige Wiederholung waren die größten Schrecken Roms; nicht mehr nur die Kreuze an den Wegen oder die Kerker. Was viele Germanen vergaßen, war das jene Soldaten auch sich selbst aufgaben in dieser Wiederholung und es galt noch immer noch die alte Wahrheit eines römischen Beamten: was in Akten geriet, war längst tot. Verus war auf eine gewisse Art bereits gestorben. Damals als Calena und er die gemeinsame Ehe beendeten. Es war dieser Akt an seelischer Grausamkeit, die jetzt ihren Preis forderte. Eines Tages musste jeder Mensch seinen Preis für seine Lebensführung bezahlen. Verus bezahlte auf diesem Posten doppelt. Der Tiberius war verloren mit sich und die einzige Person, die ihn verstand, trotz der Verbundenheit und Treue seiner Legionäre, war Aviana, welche in ihrer Verrücktheit ehrlich war. Liebevolle Ehrlichkeit fehlte Verus. Der ständige Selbstbetrug mit falschen Werten hatte ihn zerstört und diese Person, die gerade vor Idun stand, zurückgelassen. Ein kalter Römer war er geworden, welcher an Nichts mehr wirklich glaubte, sondern schlicht lebte, um zu dienen. Dienst war alles, was er noch kannte. Ja, sie hatte für diesen Hauch an Zeit, die sie in seine Augen geblickt hatte, diesen Abgrund gesehen. In dieser tristen Traurigkeit, die in seinen Augen lag, und garnicht zum harten Gesicht passen wollte, welches sanfter sein sollte. Ihre Stimme gab ihm eine Zuversicht, dass ihre Worte nicht gelogen waren. Der Centurio verspürte keinen Drang mehr, weiter diese Kulisse aufrecht zu halten und verstaute den Rebstock wieder am Gürtel. "Wenn das so ist," drückte er sich unsachlich aus und blickte kurz vor ihr zu Boden; ganz so als ob er sich entschuldigen wollte. Es war keine große Geste, viel mehr ein stilles Symbol für einen Mann, der nicht an diesen Ort gehörte. Verus hob seinen Blick wieder. "Habt ihr Waffen dabei? Das müssen wir noch kontrollieren!" Wieder griff das alte Muster, doch dieses mal in einem freundlichen Ton, ohne den harten Kern, welcher stets Befehle gebellt hatte. "Danach könnt ihr drei einreisen," meldete er noch mit einem vorsichtigen Lächeln. Die Wachen neben Verus wunderten sich etwas, dass ihr Centurio auch Freundlichkeit bei diesen Fremden beherrschte. Oft war seine Haltung nur von Abneigung und Angst getragen gewesen. Diese Frau hatte etwas Magisches, wenn sie einem Mann mit einem Blick wieder Zuvertrauen gab. Stille kehrte ein.

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    Idun spürte fast körperlich die Zerrissenheit des Mannes vor ihr, die zur Schau getragene Härte in seinem Blick und die Traurigkeit seiner Seele, die nur für einen kurzen Moment aufblitzte. Er suchte es vor ihr zu verbergen. Dennoch gelang es ihm nicht.
    Idun hegte, im Gegensatz zu vielen ihrer Volksleute, keinen Hass gegen die Römer. Für sie war ihre Anwesenheit eine Prüfung der Götter. Eine Prüfung, die ihr Volk bestehen musste und bestehen würde.
    Sie betrachtete ihn weiter schweigend doch dann antwortete sie auf seine Frage. „Nur diesen Stab, aber er ist keine Waffe.“


    Sie reichte dem Römer den Stab, der auf diesem wohl nun auch die fremdartigen Zeichen,, welchen die Germanen Runen nannten erkennen konnte. Viele die einen derartigen Stab berühren durften erzählten von einer Gewissen Kraft die von ihm ausging. Ob der Römer dieses auch spüren würde?


    Sie gab den beiden Frauen ein Zeichen und alle drei legten ihre Mäntel ab. Während die beiden Frauen normale germanische Kleider trugen, war die Gewandung von Idun anders. Ihr Kleid war aus Fellen und Leder gefertigt und betonte ihre wohlgeformte Figur.
    „Nun dann Römer tut eure Arbeit.“ Ja die Stimme konnte einen wirklich einlullen. So weich, so angenehm.
    Immer noch blickte sie den Tiberius an und urplötzlich fragte sie ihn. „Denkst du deine Götter haben dich verlassen?“

  • Es roch nach Gewitter. Die Luft veränderte sich als Verus den Stab umfasste und betrachtete. Urplötzlich schlug ein einsamer Blitz in einen Baum unweit ein, welcher Feuer fing und in einem brennden Licht pochte. Ein oder zwei Tropfen Regen fielen auf seine Nase, während er den Stab erschreckt an Idun zurückgab, bevor er überhaupt seine Kontrolle beginnen konnte. "Ich denke, dass du schlecht etwas verstecken kannst," merkte er an und versuchte seine vorübergehende Schreckhaftigkeit zu verbergen. Diese germanischen Sommergewitter waren ihm ein Graus geworden, da sie plötzlich auftraten und ebenso schnell wieder verschwanden. "Du und du, Wasser holen und den Baum löschen! Ich will keinen Waldbrand!" Ein klarer Befehl, den die beiden Soldaten sofort ausführten. Sie stellten ihre Scuti und Hastae ab, um in der Station zu verschwinden, um aus dem Brunnen Wasser zu holen. Zum Glück brach kein größerer Brand aus und der entfachte Ast brach schlicht ab. Rauchend sowie noch leicht glimmend fiel er zu Boden, wo er ausbrannte. Der Baum stand im diesigen Dunst, während die beiden Soldaten Wasser über den Ast kippten; schließlich auch über rauchende Stellen des Baums selbst. Die beiden Blondinen wurden nur augenscheinlich kontrolliert, von leicht perplexen Wachen, die über den Blitzeinschlag ähnlich dachten, wie Verus. Der Herzschlag von Verus hatte erheblich zugesetzt, denn der Einschlag war sehr nah gewesen, so dass der Römer fast schon die Berührung des Stabes damit in Verbindung gebracht hätte. Die Frage, ob ihn seine Götter verlassen hatten, wirkte da wie Hohn. "Ich glaube nicht wirklich, Fremde. Wenn es Götter je gegeben hat, haben sie uns Menschen lange verlassen," stellte er fest, wobei er sich selbst über seine Ehrlichkeit wunderte. Er wich einen Schritt von Idun zurück, als ein weiterer tiefer Donner durch den Wald rollte. Die restlichen Wachen blickten nervös auf. "Wir sollten schließen, Centurio," meinte ein Legionär. Verus ignorierte dies und war ganz auf Idun fixiert.

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    Kaum das der Römer den Stab berührte schlug ein Blitz in einem Baum ein. Dieser Einschlag wurde begleitet von einem lauten Donner.
    Doch Idun lächelte und nahm den Stab wieder an sich und sprach.
    „Die Götter haben uns nicht verlassen, auch dich nicht. Sie sind immer um und unter uns. Dein Gott hat sich gerade gezeigt. Donar Gott des Gewitters, der Fruchtbarkeit und Beschützer der Menschen. Donar ist groß und stark, aber dennoch gutmütig.“ Die Germanin sah zu dem Römer auf und fragte sich ob er es erkennen konnte. Ob er merken würde, wie ähnlich er doch dem Gott war, wie sehr sie sich gleichten. Idun wunderte es nicht, dass gerade Donar der Gott jenes Römers war.
    „Die Götter verlassen uns nicht, auch wenn du das vielleicht denken magst. Du willst hier nicht sein und denkst das es eine Strafe ist, dass die Götter dich verlassen haben.
    Aber haben sie das wirklich?


    Du hast um Kraft gebeten…
    und dir wurden Schwierigkeiten gegeben,
    um dich stark zu machen.


    Du hast um Weisheit gebeten…
    und dir wurden Probleme gegeben, um sie zu
    lösen und dadurch Weisheit zu erlangen.


    Du hast um Wohlstand gebeten…
    dir wurde ein Gehirn und Muskelkraft
    gegeben, um zu arbeiten.


    Du hast um Mut gebeten….
    und mir wurden Hindernisse gegeben,
    um sie zu überwinden.


    Du hast um Liebe gebeten …
    und dir wurden besorgte, unruhige Menschen
    mit Problemen gegeben, um Ihnen beizustehen.


    Du hast um Entscheidungen gebeten …
    und dir wurden Gelegenheiten gegeben, welche zu treffen.


    Du bekamst nicht was du wolltest …
    Aber du bekam alles, was du brauchtest,
    um heraus zu finden:
    Wer du bist.“

    Idun sah den Römer forschend an.
    „Sag mir Centurio glaubst wirklich, dass die Götter uns je verlassen könnten? Oder geben sie uns nur das was wir brauchen? Das was uns zu dem macht was wir sind?“

  • Was trennte Götter von Menschen? War es das Wissen oder die schöpferische Kraft? Oder doch nur die Unsterblichkeit? Verus war sichtbar erstaunt darüber, dass sich eine germanische Seherin seiner Person annahm und Worte sprach, die sicherlich nicht jedes römische Ohr vernommen hätte. Doch Verus lauschte aufrichtig. Nein, er wurde kein Gläubiger oder fand sich im Dienste Donars wieder, dessen Namen er zwar gehört hatte aber wenig ansonsten von den hiesigen Götterwelten verstand. Er war schlicht noch zu jung, um die Abhandlungen bekannter Historiker und Chronisten vollständig gelesen zu haben. Zwar hatte er sich in gewissen Grenzen über Germanien schlau gelesen, vielleicht sogar mehr als manch anderer Römer aber blieb dennoch ein Kind im Angesicht der kulturellen Mysterien. "Ehm," entfloch ihm fast gehaucht, als seine Augen die von Idun spiegelten. Beide Seelen waren für eine winzige Sekunde verbunden, die noch ein weiteres Donnergrollen anhielt. Idun hatte tief in Verus Seele geblickt und genau die Worte gewählt, die diese Maske eines harten Kriegers so nachhaltig beschädigten, dass nur noch der junge Tiberius übrig blieb, welcher so gerne mehr sein wollte als dieser tollpatschige Träumer. Er hatte alles geopfert, um nicht mehr Getriebener der Zeiten zu sein und doch war er es immer noch. "Donar?" Verus weitete seine Augen bei dem Namen. Er sprach den Namen noch vorsichtig aus, fast so als ob es ein Verbrechen war, ihn zu benennen. Noch immer war der Römer in ihm skeptisch. Diese germanischen Dinge waren im so fremd und doch in diesem Moment so vertraut, weil diese Frau sie repräsentierte. Ein Legionär legte Verus seine Hand auf die Schulter. "Diese Frau ist gefährlich, Centurio." Es war die Meinung dieses Soldaten, der fast glauben wollte, dass Idun den Centurio verhext hatte. Verus kniff nervös beide Augen zusammen, bis er sich wieder öffnete. Er dachte über ihre Worte nach, musste ebenfalls lächeln und fand ein klare Weisheit darin. Die Götter waren mitunter nur Symbole für Werte und eine natürliche Zuversicht. Ja, diese Welt hatte ihm stets das gegeben, damit er mehr wurde als dieser ängstliche Junge aus Achaia, der vom großen Rom träumte. Die Ironie lag darin, dass er sich selbst nun besser verstand und dafür erst von Rom entfernt werden musste. Der Centurio nahm die Hand es Legionärs von seiner Schulter und klopfte diesem auf die Schulterpanzerung seiner Lorica. "Keine Sorge," sagte Verus, während er sich zutraulich Idun zuwandte.


    "In deinen Worten steckt Weisheit, die ich an diesem Ort nicht vermutet hätte. Manchmal findet man Schätze auch in der Fremde," meinte Verus in sanfter Stimme, die für diesen Zeitraum frei von soldatischem Gehabe war. Auch veränderte sich sein gesamter Habitus. Das Grollen am Horizont verschwand, wie auch der kurze Nieselregen. Merkwürdig! Verus blickte kurz in den leicht-ergrauten Himmel, bevor er wieder in ihre Augen blickte. Diese Frau hatte etwas geschafft, was eigentlich nicht sein durfte. Römer in ihrer Überlegenheit nahmen selten Weisheiten von Barbaren an aber diese Frau fand in Verus nicht den Römer vor, sondern den Menschen. "Ich glaube, dass wir Menschen göttliches tun können. Etwas Gutes. Wenn ich es genau bedenke, wirken die Götter durch uns und mit uns," sprach er mit einem Schmunzeln. "Ich diene Rom und damit den Menschen, Fremde. Ich bin kein Feind des Lebens, obwohl ich eine Zeit lang, sehr dunkle Gedanken hatte." Verus wirkte nachdenklich, während er dicht an Idun heranrückte. Die Legionäre tuschelten etwas im Hintergrund, da sie wohl um das Leben ihres Centurios fürchteten. Ein Soldat schritt ein: "Genug, Hexe!" Der Tiberius stoppte den Mann mit einer schnellen Bewegung seines Armes. "Miles, ruhig. Ich denke nicht, dass von einer Frau Gefahr ausgeht," spielte er auf die Ehre des Soldaten an, der unwillig zurücktrat.


    "Viele weise Männer haben darüber gestritten, Fremde. Was ist und was sein sollte; niemals gab es eine klare Antwort," formulierte Verus und deutete ins Lager hinein. "Du und deine beiden Begleiterinnen dürfen einreisen," kehrte der römische Offizier wieder zum Alltag zurück. Doch dieses mal erhob er keine Sondergebühr, gab sich nicht der Korruption hin. Noch immer hallten ihre Worte in seinem Schädel nach. Immer wieder rollte er den Namen Donar in seinem Verstand aus.

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    So verschmolzen für einen Moment die Welten, die sich doch sonst so fremd waren. Der Ceturio erkannte.
    Ja er erkannte, dass man sich nicht so fremd war wie man dachte.
    Idun ließ ihre Worte nachhallen und unterbrach auch ihren Blick zu dem Römer nicht, als seine Soldaten sich einmischen wollten. Man konnte fast meinen Idun nahm sie gar nicht wahr. Sie ließ sich nicht stören. Sie stand fest und sicher und wich nicht zurück.
    „Es ist nicht immer so wie es scheint. Man kann Weisheit auch an Orten wie diesen finden.“ Natürlich wusste Idun, dass die Römer ihr Volk gern als Barbaren und rückständig betrachteten. Und dennoch schien der Römer zu erkennen, dass sie im Grunde doch alle gleich waren.
    „Was wir tun liegt immer bei uns selbst. Wir sind es die für unser Handeln verantwortlich. Und das ist es doch was die Götter uns lehren. Sie lehren und, dass wir für unser Schicksal selbst verantwortlich sind.“
    Idun griff zu ihrem kleinen Lederbeutel und holte etwas kleines Weißes hervor. „Nimm dies, er wird dich beschützen.“ Sie legte ihm das kleine weiße Ding, gefertigt aus Knochen in die Hand.
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    „Der Hammer des Donar.“ sagte sie.
    Die drei Frauen setzte ihre Kapuzen wieder auf und durchschritten das Tor.
    Idun drehte sich noch einmal um.
    „Wir werden uns wiedersehen Römer. Mein Name ist Idun.“ Die Germanin nickte dem Römer zum Abschied zu.

  • Was war gerade passiert? Verus nahm das Artefakt an, betrachtete es aufgeschlossen und stellte fest, dass es ein besonderes Geschenk war. Viele Germanen trugen es und nun besaß er selbst ein solches Schmuckstück. "Danke," sagte der Tiberius mit einem freundlichen Lächeln, was seine Kameraden sichtlich verwirrte. Hier war gerade etwas geschehen, was so nicht allzu oft geschah. Dieses Geschenk schlug eine Brücke zwischen Welten. Verus wusste darum, dass ihm dieses Geschenk galt und fühlte sich geehrt. Eine Germanin gab einem Römer ein Schutzzeichen. "Da hast du Recht," bemerkte der Centurio noch, bevor sie sich bereits entfernte. Immer noch betrachtete er das Objekt, bevor es in seinem Gürtelbeutel verschwand. Noch traute er es sich nicht, es um den Hals zu tragen. Es war wohl auch für einen Tiberius unschicklich- aber was kümmerte ihn noch sein Haus, welches ihn in Germanien vergessen hatte? "Der Hammer des Donar," wiederholte er noch, als Idun bereits einen Schritt gegangen war. Die Soldaten um Verus waren erleichtert als sie durch das Tor trat. Als Verus wieder zu klaren Gedanken kam, rief er der Seherin seinen Namen hinterher. "Tiberius Verus," war der laute Ausruf in Iduns Richtung, welcher um jenen Zusatz ergänzt wurde: "Ja, wir werden uns wiedersehen." Er wusste nicht, warum er sich dessen so sicher war aber eine innere Stimme sagte ihm, dass dies nicht das letzte Treffen der beiden war. Etwas war heute geschehen, was außerhalb der normalen Ratio des Mannes lag, der einst nur Sklave seiner Ideale war. "Centurio," versuchte der Soldat, der Idun vorhin als Hexe bezeichnet hatte, die Aufmerksamkeit des Offiziers wieder auf die Arbeit zu lenken. Die wartenden Germanen senkten kurz ihr Haupt vor Verus, so als ob sie auch ihm Achtung entgegenbringen wollten. Das Wunder des Momentes verweilte noch eine Weile, bis Verus den Blick von Idun abwenden konnte und wieder der Arbeit nachging. "Gut," sagte der Centurio und deutete auf die Wartenden. "Wir machen weiter." Doch etwas hatte sich dauerhaft verändert.

  • Die Patroullie der Ala Numedia war vorbei geritten und nun hieß es sich sputen, daß wir die Wachstation erreichten, ehe sie ihre Tor schloß.
    Auf dem Markt und in umliegende bauernhöfe hatten wir uns eingedeckt und eine größeren bauernkarren für unser Vorhaben ausgerüstet. Unten auf dem Boden dieses Karren, hatte wir eine Lage mit den billigsten Waffen von unseren Raubzügen ausgebreitet, darüber allerlei Gemüse und darauf wiederum ein Brett. Der Dümmste musste nun erkennen, dass es sich um einen doppelten Boden handelte. Darauf standen nun, schön dicht aneinander aber nicht fest geschlossen 12 Hühnerkäfige und 6 Gänsekäfige. Hinten angebunden war ein Ziegenbock und eine Geiß, deren Zicklein liefen daneben. Eine Kuh war an der anderen Ecke festgebunden.
    Gezogen wurde das Gefährt von zwei Ochsen. Zwei unserer Leute gingen als Knechte, vorne bei den Ochsen, zwei hinter dem Wagen. Ich selber machte wieder einmal den hinkenden Knecht, den cullus über den Kopf tief in die Stirn gezogen und führte mein Pferd, ein Stück hinter diesem Trupp.
    Hinter mir kamen noch zwei als Schweinhirten getarnt, mit sechs Schweinen, sowie einen haufen Ferkel und einem verrückten Eber.
    Damit aber noch nicht genug, weitere 10 Männer, als einfache Landleute gekleidet folgten noch und zu guter letzt kamen dann die sechs Reiter.


    Der Plan war nun der, dass die Wache den Karren auseinander nehmen sollte und die Tiere dabei ein riesiges Tohuwabohu veranstalten sollten, damit der Rest so unbemerkt nachrücken konnte.
    Sollte die Wache wieder erwarten nicht richtig kontrolieren, würden wir selber, angefangen mit den Ziegen die Tiere befreien.
    Die Waffen wären im Notfall für unsere Leute. Wären die Schweine eingetroffen sollten die Reiter und ich versuchen, wertvolle Waren oder sogar Truhen mit Zolleinnahmen an uns zu bringen. Wir waren mit, wie ich hoffte genügend, Säcken und großen Lederbeutel ausgerüstet.


    Ich wusste, es war sehr risknat, schließlich war der Wachposten gut ausgerüstet und mit 60 Legionären versehen. So war wenigstens der Plan, den ich mir in meiner Taverne"Zum brünftigen Hirschen", ausgedacht hatte.
    Auf mein Zeichen setzten wir uns in Bewegung so, dass wir gerade noch vor Toresschluß ankamen.
    Die beiden vorne grinsten die Wache etwas dümmlich an. "Da haben wir wohl noch Glück gehabt?"

  • Ein langer Tag war vorbei. Verus müde von den einseitigen Kontrollen, wollte gerade die große Truhe mit den Einnahmen verschließen, als seine Legionäre am Tor wohl die letzten Kunden des Tages trafen. Verus brummte genervt, erhob sich aus der gebückten Haltung vor der beschlagenen Truhe, ging mit enttäuschten Schritten Richtung Tor. Er beäugte das Personal kritisch und sagte: "Eigentlich machen wir zu." - Und Verus wollte schließen, denn in seinen Augen musste niemand eine Sonderbehandlung erwarten. Doch gerade die Erfahrung heute mit dieser Seherin hatte ihn zum Umdenken gebracht. Er grummelte noch einmal. "Aber gut," sagte der Centurio, trat mit drei Wachen hinter ihm an den Karren heran, um hinein zu blicken. "Welche Waren sind geladen worden? Außer dieses Getier?" Wieder nahm er seinen Stock vom Gürtel, um die Käfige ein wenig zu verrücken, damit er mehr sehen konnte. "Warum so spät?" Die üblichen Fragen eines Zöllners ergingen, als Verus mit seinen Leuten noch näher an den Wagen heranrückte. Heute war ihm nicht mehr nach großer Arbeit und wollte das schnell hinter sich bringen. Denn die Müdigkeit ließ seine Augen gelegentlich zufallen, was ein geübter Betrachter sicherlich erkennen konnte.

  • "Warum so spät?" widerholte ein Knecht und dabei wippte der Grashalm rauf und runter, der anscheunend fest an seinen Lippen klebte. "Da fragst du am besten den verrückten Ziegenbock", dabei wies er nach hinten. "Der tobte wie ein irrer herum und brachte das Federvieh völlig durcheinander". Zur Bestätigung seiner eigenen Worte nickte er dann heftig.
    "Wir haben Hühner, Gänse, Gemüse, Ziegen, eine Kuh, und die Schweine dort hinter uns und Gemüse, Karotten, Zwiebel, Kohl und Pastinake". "Tölpel du", schimpfte der erste Knecht, "das eben, mit dem Gemüse, solltest du doch nicht nicht sagen. " Zur Bestätigung seiner Worte, gab er dem angeblichen Plappermaul einen Tritt in den Allerwertesten, dieser wollte sich das nicht gefallen lassen und ging mit geballten Fäusten auf Ersteren zu.
    "Was ist denn da vorne wieder los?" Donnerte von hinten eine tiefe Stimme. Da spang wie aus dem nichts plötzlich der Ziegenbock plötzlich auf dem Hof herum, gefolgt von der meckernden Ziege, samt den Zieglein. "Verdammt nun halte doch einer die verrückten Viecher".
    Schon rannte der vierte Knecht nach vorne den Ziegen an den verdutzten Wachen vorbei hinter her.
    "Da musst du unser Plappermaul fragen, der konnte wieder einmal, wie gewöhnlich, seine Fresse nicht halten. Du weißt schon, wegen dem Grünzeug", brüllte der Erste zurück.
    "Ich geb dir gleich ein Plappermaul", schon stieß der beschuldigte Ersteren wütend gegen eine Wache.
    Inzwischen war die ganze Gruppe bis auf die Reiter dicht aufgeschlossen. "Richtig Giesbrecht las dir nichts gefallen, zeig es ihm, der hat dir nichts zu sagen". Schon schob sich ein Teil der Männer nach vorne und bildete einen Kreis um die beiden Kampfhähne. In Hand um drehen balgten sich die beiden, angefeuert von den Zuschauern.

  • "Alarm," schrie Verus als die beiden Streithähne aneinander gerieten und seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. Den Mann mit der Ziege und dem Zieglein übersah er, als dieser glaubhaft ins Lager rannte. "Vier Mann zu mir," rief er zu den weiteren Wachen, die ihre Scuti und Speere abstellten, um zu Verus zu eilen, da sie bereits ahnten, dass die beiden Streithähne zu trennen waren. Verus selbst zog seinen Rebstock hervor, um ihn in alter Centurio-Manier zur Züchtigung einzusetzen. Unruhe konnte er garnicht leiden und schon garnicht jetzt, bevor sie schließen wollten. Der Grenzübergang bei Nacht war immer eine Gefahr für sich und ein offenes Tor bei Nacht war sowieso für den eigentlich ängstlichen Verus schon ein echter Grenzgang. Er verbunkerte sich gerne in diesem kleinen Kastell mit den zwei Toren. Die Soldaten drangen zu den Kämpfern durch, um sie jeweils mit zwei Mann zu packen. Verus selbst schlug mit seinem Stock auf beide in einem abwechselnden Rythmus ein, was ihn jedoch ermüdete, so dass er es nach zwei Intervallen unterließ. Der Tag hatte ihn sehr müde gemacht und steckte in seinen Knochen. Es war wirklich anstrengend den ganzen Tag zu stehen und Zölle einzutreiben. Zumal Verus sein übliches Training in letzter Zeit erheblich vernachlässigt hatte. Nicht, dass er fett geworden war aber da er nun der Kommandant war, hatte er sich den Luxus von etwas weniger Sport gegönnt, während der billige Wein abends doch recht gut schmeckte. Dann bemerkte er, dass ein Mann ins Lager gestürmt war und die jaulende sowie kreischende Ziege, die immer wieder ihren typischen Ton von sich gab. Verus wandte sich von den gebändigten Prügelseelen ab und zog beide Brauen hoch als der Mann sah, der in seinem Lager umher rannte. "Bei allen...," wollte er einen Satz beginnen, als er zwei Männern am hinteren Tor andeutete, den Mann doch einzufangen und eventuell auch die Ziege. Wild gestikulierte Verus, der immer wieder auf den Innenhof zeigte. "Dort," brüllte der Centurio mit weichem Gesicht. In der Tat hatte Verus gerade die Übersicht verloren.

  • Hinter mir war man neugierig geworden. Da der Wagen die Sicht zum Tor versperrten rückten die Schweine hirten vor, ich winkte sie vorbei und wie vorher eingetrichtert trieben sie Schweine, Ferkle, samt Eber nach vorne und drängelten sich irgendwie zum Tor. Grinsend standen sie da und freuten sich, dass ihre schweine wie irre durch den Hof rasten. Die Ferkel aus Angst ihre Muttersau zu verlieren rannten laut quickend hinter ihnen her.
    Ich nutzte die Gelegenheit und spähte um den Wagen herum, um enttäuscht fest zu stellen das Federvieh war noch auf dem Wagen. Scheinbar waren alle irgendwie im Hof zu Gange und so konnte ich ungestört Hühner und Gänsekäfige öffnen. Das Federvieh würde sich schon alleine einen Weg in die Freiheit suchen.
    Zum Schluß band ich noch die Kuh los und trieb sie ebenfalls auf den Kasernenplatz. Jetzt mussten wir nur noch ein wenig abewarten und der Schatz war unser. Doch wo mochte die verdammte Kiste mit dem Geld sein?

  • Es wurde immer schlimmer! Noch mehr Tiere! Er hatte doch keine Tierzucht eröffnet! Verus schlug entsetzt die Hände über seinem Kopf zusammen. "Alle Mann, treibt diese Viecher raus," befahl er panisch als er erschlagen von der Situation auf den Platz rannte um die Tiere zu verscheuchen, mal ein Federvieh, dann tauchte auch noch eine Kuh auf, die er mit beiden Händen zur Seite zu schieben versuchte; er war völlig hilflos und abschlachten wollte er die armen Kreaturen auch nicht. Seine Sanftmütigkeit wurde ihm nun zum Verhängnis. Die anderen Legionäre versuchten ihrem Centurio zu helfen, so dass in der Tat die Truhe mit den Einnahmen (fast) ungeschützt war. Sie stand unweit des Südtores unter einem Zähltisch, auf dem auch ein paar Säckchen mit Sesterzen lagen. Auch eine Tabula mit den Abrechnungen, die Verus schon begonnen hatte. Die Truhe stand noch geöffnet und Silber und Gold schlug einem beim Anblick entgegen. Nur ein Legionär, aber in voller Rüstung (lorica hamata), stand mit seinem Speer daneben, jedoch ohne Scutum. Scheinbar war dieser Mann so vertrauenswert, dass man ihn mit den Einnahmen alleine lassen konnte. Er ließ sich auch vom Schauspiel nicht beirren und ging seiner Anweisung nach, den Kassentisch und die Truhe zu bewachen. Enttäuscht ließ er den Blick schweifen, als er Verus, seinen im Ansehen leidenden Centurio, erblickte und traurig schmunzelte. Verus selbst, verstaute seinen Stock wieder am Militärgürtel, der hektisch klimperte, weil er stets von Getier umzingelt wurde. Die vielen Geräusche trieben ihn fast in den Wahnsinn, während seine Helfer immerhin die Kuh einfangen konnten, um sie an einem Pfahl anzubinden, der eigentlich für Reitpferde gedacht war. Selbst die Mauerwachen kamen nun herunter, um das Getier zu bändigen. Gurox und seine Bande hatten noch ein paar Atemzüge Zeit bis die Legionäre die Situation unter Kontrolle hatten.

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