[Atrium] Glaucus und Curio - Ein Entführungsfall

  • Der Ianitor geleitete den Sklaven ins Atrium, wo Curio nach seinem kurzen Urlaub auf seinem Landgut außerhalb der Stadt die wenigen heißen Tagen seine Freizeit verbrachte und grade dabei war, einige Briefe zu beantworten. Die Tage auf dem Landgut hatten ihm sichtlich gut getan und wenn man von gelegentlichen Wortfindungsstörungen absah, war er von dem Angriff auf dem Forum wieder komplett genesen. Aedil war er nun aber schon eine geraume Zeit nicht mehr, hatte er doch die letzte Woche seiner Amtszeit vor allem in seinem Bett und hier im Haus verbringen müssen, wo er noch regelmäßige Gäste und Bittsteller empfangen hatte.


  • Glaucus


    Der Sklave der Freigelassenen Phryne sah übel aus. Blutflecken zierten seine zerrissene Tunika und man konnte verkrustetes Blut an seinen Armen und in seinem Gesicht erkenne. Die Lippe war aufgeplatzt und dick angeschwollen.


    Salve Helvetius Curio, ich komme in einer delikaten Angelegenheit. Eigentlich hätte ich gleich zum Exercitus gehen müssen oder dem neuen Aedil Bericht erstatten, aber du wirst gleich verstehen, warum ich damit zu dir komme. Ich erhoffe mir von dir das nötige Fingerspitzengefühl und die notwendige Sorgfalt, diesen Casus zu behandeln. Es geht um die Entführung meiner Domina Aciliana Phryne.


    Hier machte Glaucus eine Pause. Ihm war bewusst, dass das was er in den vergangenen Stunden erlebt hatte nicht für jedermanns Ohren geeignet war und musste noch darüber nachdenken, was und wieviel er von den Geschehnissen erzählen sollte.

  • Curio saß in einem Korbstuhl in der Sitzecke, die sich im hinteren rechten Teil des Atriums befand. Einen Brief in der Hand hatte er bereits aufgeblickt, als er das laute Wummern und eine gedämpfte Stimme gehört hatte und wartete nun, wer da Einlass begehrte. Zum Glück konnte er sich darauf verlassen, dass Liam im Zweifel aussortieren würde, wer ins Haus kam, Störenfriede gleich auf der Türschwelle stehen ließ und diese auch jederzeit mit Roderiq würde vertreiben können, falls sie zu lästig wurden. Nach einigen Augenblicke hörte der Helvetier dann aber Schritte, die auf ihn zukamen, bis er schließlich den übel zugerichteten Custos von Phryne sah.


    Bei allen Göttern, wer hat dich denn so zugerichtet?


    fragte der Helvetier entgeistert, erhielt aber sofort die notwendige Antwort. Ein Entführungsfall also. Phryne war entführt worden und die Entführer hatten den Custos dabei offenbar verprügelt.


    Selbstverständlich werden wir diskret vorgehen, äm... wie war noch gleich dein Name?


    fragte er, bot dem Sklaven einen Platz auf einem der Korbstühle an und blickte dann zurück zu Liam.


    Liam, keine Besucher in der nächsten Zeit. Und sag gleich bitte Alpina bescheid, das es hier Wunden zu versorgen gibt.


    Der Ianitor nickte und kehrte erstmal zur Tür zurück, um die zu verriegeln. Curio blickte erstmal zu dem verletzten Custos hinüber, goss einen Becher mit Wasser voll und schon ihn dem Sklaven hin.


    Trink erstmal und dann erzähl mir bitte, was vorgefallen ist.


    Die Stimme des Helvetiers war gedämpft, grade so laut, dass sein Gegenüber es hören konnte, aber leise genug, dass sie nicht über das Atrium nach draußen klingen würde.


  • Glaucus


    Der Sklave kam der Aufforderung nach und nahm den Becher. Er trank einen kräftigen Schluck.


    Mein Name ist Glaucus. Danke, Helvetius, dass du mir deine Zeit schenkst. Meine Wunden sind nicht der Rede wert. Wir dürfen keine Zeit verlieren. Meine Herrin Phryne und ihre Sklavin Korone sind in Lebensgefahr! Sie befinden sich in den Händen einer ganz üblen Bande.
    Nun musste Glaucus Luft holen.


    Das Beste wird sein, ich fange vorne an. Gestern bekam Phryne Besuch von einem ominösen Mann der sich Appius Petilius Plautus nannte und vorgab, Schmuckhändler zu sein. Er zeigte Phryne einiges an Schmuck und versprach ihr am Abend noch mehr zu zeigen, auch Schmucksteine. Allerdings sollte sie dazu mit einer Sänfte abgeholt werden. Phryne war das schon nicht ganz geheuer und sie nahm kein Geld mit zu diesem Treffen. Ich sollte sie begleiten. Doch kaum war sie in die Sänfte geklettert, hat man mir eins übergezogen. Ich wurde bewußtlos.
    Der Sklave machte eine Pause.


    Korone fand mich und schleppte mich ins Innere des Hauses. Als ich gerade zu mir kam, waren diese Kerle schon wieder da. Ich habe mich gewehrt und alles versucht, zu verhindern, dass auch ich und Korone verschleppt wurden, aber du siehst ja, wie sie mich zugerichtet haben. Man fesselte und kebelte uns und und verband uns die Augen. Ich kann dir nicht sagen wohin man uns brachte.


    Seine Miene zeigte deutliches Bedauern.


    Als man uns die Augenbinde abnahm waren wir in einem von Fackeln und Kohlebecken erleuchteten runden Kellerraum mit sechs Säulen. Es waren einige geheimnisvolle Leute anwesend. Die meisten davon kannte ich nicht. Eine der Frauen bezeichnete der Anführer der Bande, ein fieser, schwarzhaariger Wicht, als Köchin und nannte sie Laverna, eine andere Frau Flore. Und da war noch ein Mann, dessen Name Máirtín war. Ich glaube, ich kenne ihn. Doch ich weiß nicht, woher.


    Es war offensichtlich, dass sich Glaucus das Hirn zermarterte aber nicht darauf kam, woher er diesen Máirtín kennte.


    Man hat Phryne ganz übel mitgespielt. Sie hat sich schließlich bereit erklärt, das böse Spiel dieses Bandenoberhauptes mitzuspielen um mich und Korone zu retten. Jedoch ließ man nur mich wieder laufen. Leider wieder mit verbundenen Augen, so dass ich weder eine Aussage über das Versteck der Bande geben kann, noch über den Weg dorthin.


    Nun sah der Sklave den Mann vor ihm flehend an.


    Helvetius Curio, ich flehe dich an! Hlif meiner Herrin! Sie ist in Lebensgefahr! Wenn der Kerl genug von ihr hat, wird er sie töten. Das muss er, denn sie kennt sein Gesicht. Sie kann ihn vor den Richter und dann in die Arena bringen. Das Kreuz ist noch zu gnädig für einen Mistkerl wie den! Wir müssen ihr helfen und dabei vorsichtig vorgehen. Die Bande darf nicht merken, dass wir etwas gegen sie unternehmen, sonst ist Phryne tot!

  • zusammen mit


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Curio hörte sich die ersten Worte des Sklaven an, der sich als Glaucus vorstellte, und schon verfinsterten sich seine Gesichtszüge. Es konnte ja wohl nicht angehen, dass sich hier ganze offentliche irgendwelche kriminellen Banden in Mogontiacum breitmachten, just als er grade wieder aus dem Amt geschieden war. Wahrscheinlich waren diese Banden auch verbudnen mit dem Angriff auf ihn, weshalb er den Sklaven mit einer eindeutigen Geste kurz schweigen hieß und Roderiq herbeirief, der im Moment vor allem damit beschäftigt war, jene Aufgaben zu übernehmen, zu denen Malleus noch nicht wieder fähig war. Der Veteran nahm auf die Aufforderung neben ihm Platz.


    Dies ist Roderiq, er trägt den Namen Galeo Vedius Bestia und wird von mir teilweise mit speziellen Aufgaben bertraut.


    erklärte der Helvetier und ließ den Sklaven dann weiter erzählen. Die Worte des Sklaven verhießen jedoch nichts Gutes. Aus Sicht des Helvetiers würde es tatsächlich schwierig werden, nicht aber aus der Sicht Roderiqs, der aufmerksam zugehört hatte und nun nachdenklich den Sklaven anblickte.


    Appius Petilius Plautus? Noch nie gehört.


    warf Curio derweil ein, bevor nun auch Roderiq zu reden begann.


    Ganz sicher ein falscher Name, Helvetius. Sonst hätten wir mit diesem Kerl schon zu tun gehabt.


    knurrte er und wandte sich wieder dem Sklaven zu.


    Es ist nicht viel, aber viel mehr, als du vielleicht glaubst. Hast du den Chef, dieses selbsternannten Petilius sehen können und kannst du ihn beschreiben? Hatte er besondere Merkmale oder einen auffälligen Akzent? Oder vielleicht konntest du das bei einem der Zuschauer feststellen? Eine Köchin könnte natürlich überall arbeiten, aber die Namen Laverne, Flore und Máirtin sind hier in der Umgebung nicht verbreitet. Das ist sicher ein weiterer Ansatz.


    Er überlegte weiter und man merkte ihm an, dass er bereits früher solche Aktionen durchgeführt hatte.


    Zu wie vielten Stunde wurdet ihr abgeholt? Und heute Morgen, versuch dich zu erinnern, wie oft hast du die Sonne in deinem Gesicht gespürt?

  • [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Der Leibsklave der Libertina dachte nach. Hatte der vorgebliche Schmuckhändler irgendwelche Auffälligkeiten oder einen Akzent? Nicht wirklich... oder doch?


    Der Mann hat auffällig volles schwarzes Haar. Er ist nicht sehr groß und auch nicht so gut gebaut wie ich.


    Glaucus warf sich in Pose. Er mochte nicht viel unterhalb der blonden Haare versammelt haben, aber um die Vorzüge seines Körperbaus wusste er.


    Von der Sprache her... naja, Germane war er keiner. Eher sprach er wie die Leute in Rom oder zumindest in Italia.


    Nun kratzte sich Glaucus am Kopf. Es war dämmrig gewesen als man Phryne mit der Sänfte abholte.


    Man holte Phryne zur Hora una der Nacht ab. Es dämmerte gerade. Danach habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Ich war bewusstlos und wurde erst im Dunkel des Kellers wieder wach. Dort wurden wir dann auch gefangen gehalten. Keine Ahnung wie viele Stunden vergangen sind?! Die Sonne habe ich überhaupt nicht gesehen, bis man mich wieder frei ließ. War das eine Nacht oder zwei? Ich weiß es nicht. Allerdings vermute ich, dass es nur eine Nacht war.


    Etwas hilflos stand der Muskelberg vor dem ehemaligen Aedil. Konnte er mit seinen Aussagen irgendwie helfen? Glaucus wurde immer unzufriedener mit sich und seiner schwachen Vorstellung bei diesem Entführungsfall.

  • zusammen mit


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Sowohl Curio als auch Roderiq verfolgten die weiteren Ausführungen des Sklaven aufmerksam. Roderiq nickte dann und wann, zum Ende der Ausführungen jedoch war ein leises unzufriedenes Knurren zu hören, dass Curio mit einem tadelnden Blick quittierte.


    Glaucus gibt sich sicher alle Mühe, Roderiq.


    fügte er noch hinzu und nickte dem Sklaven aufmunternd zu. Man musste ja bedenken, dass er wohl, wenn nicht unter Schock stand, immer hin noch die Verletzungen durch die Angriffe verpacken musste. Die Ausführungen ließen Curio dann aufhorchen.


    Schwarzes Haar, kleiner und weniger gut gebaut als du, stadtrömischer Akzent. Hat er einen Bart?


    Curio musste an einen Mann denken, der ihn in der Tonstrina des Tibullus angegangen hatte, als Kaeso und Malleus dabei gewesen waren. War das der gleiche Mann? Und hatte er nicht sogar seinen Namen und den Namen seiner Taberna genannt? Solche Gebäude hatten doch auch nicht selten Kellerräume für den Vorrat.


    Hast du irgendwas gehört? Geräusche von Tieren, Werkzeugen oder ähnliches?


    fragte Roderiq weiter, denn er wollte sich längst noch nicht geschlagen geben, irgendwelche Hinweise auf den Weg zu bekommen.

  • [Blockierte Grafik: http://1.1.1.3/bmi/1.1.1.3/bmi/www.imperium-romanum.info/images/misc/ava_galerie/2.jpg]
    Glaucus


    Glaucus dachte nach. Der Mann hatte einen Bart getragen. Ungewöhnlich für einen Römer. Aber es war kein stattlicher Bart gewesen.
    Ja, er hatte einen Bart. Nicht sehr auffällig aber dennoch. Etwa ein 6-7 Tage Bart.


    Der Helvetier fragte nach Details und Glaucus merkte, dass er sich in der Aufregung gar nicht so viele Details gemerkt hatte. Nun fragte auch dieser andere, den der Helvetier Roderiq nannte.


    Nein, ich habe nichts Auffälliges gehört, nichts was ich hätte identifizieren könnte. Es tut mir leid.
    Glaucus kam sich sehr wenig hilfreich vor. Es war ihm peinlich so wenig von der Örtlichkeit zu erinnern.
    Siehst du eine Möglichkeit, wie wir Phryne finden und diesen Verbrecher samt seiner Bande dingfest machen können?

  • zusammen mit


    [Blockierte Grafik: http://abload.de/img/custosjzy4v.jpg]| Roderiq


    Curio wirkte einige Momente leicht abwesend, bevor er seine Hand lautstark auf den Beistelltisch niedersausen ließ.


    Ich kenne diese Mann... Roderiq, sein Name ist Gurox, nicht etwa Petilius Plautus, er hat mich während meiner Amtszeit ziemlich rüde angesprochen, weil eine Ladung für seine Taberna nicht angekommen ist. Allerdings will mir der Name der Taberna einfach nicht einfallen. Aber sie besteht noch nicht so lange, das weiß ich noch.


    Konsterniert lehnte sich der Helvetier danach in seinem Sessel zurück. Sein verdammtes Gedächtnis spielte ihm immer noch Streiche und jetzt grade war es wie leergefegt. Roderiq hingegen nickte nur, denn es war die erste brauchbare Information die er hatte, und blickte dann wieder zu dem Sklaven.


    Es wird nicht einfach werden, aber mit dem Namen Gurox und der Information, dass er irgendwo in der Stadt eine Taberna betreibt, kann ich etwas anfangen..


    brummte der Veteran und wandte sich erneut dem Helvetier zu.


    Zudem werde ich das nicht allein schaffen. Auch wenn man mich eher weniger in der Stadt kennt, wissen doch die meisten, dass ich zum Haushalt gehöre. Ich brauche also mindestens einen bis zwei Leute, die weniger bekannt sind. Bolanus soll mich dann hier vertreten.


    Curio nickte.


    Du weißt, wo die Hauskasse ist. Nimm dir Geld für zwei weitere Helfer raus und achte darauf, dass es vertrauenswürdige Männer sind. Und du, Glaucus, sei versichert, dass Roderiq und ich alle Hebel in Bewegung setzen, um deine Herrin zu finden.


  • Glaucus


    Ein wenig dümmlich sah Glaucus von Roderiq zu dem Helvetier. Er kannte den Mann? Der Name Gurox fiel. Glaucus hatte gleich gewusst, dass sich dieser Verbrecher einfach einen klangvollen Namen zugelegt hatte, um Phryne zu imponieren, um überhaupt bei ihr vorgelassen zu werden. Mit dem ehemaligen Aedil hatte sich der Gauner also auch angelegt.


    Nun, ich könnte mir auch vorstellen, dass sich die Taberna ausfindig machen lassen wird. Ich selbst werde mich auch auf die Suche nach ihr machen. Vielleicht finde ich auf eigenen Faust etwas heraus. Solltet ihr einen Hinweis auf sie finden, schickt mir bitte eine Nachricht in die Casa Acilia. Danke für Hilfe, Helvetius Curio und vale bene.


    Glaucus traute diesem Roderiq nicht über den Weg. Lieber wollte er alleine auf die Suche gehen.

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