Nun sprudelte es nur so aus Kaeso heraus. Die gesamte Beichte. Wie er Phryne kennengelernt hatte, wie sie ihn verführt und ihm den Kopf verdreht hatte. Ganz offensichtlich hatte Cupido so sehr von ihm Besitz ergriffen, dass der junge Mann nicht mehr, zwischen der Venusdienerin Phryne und seiner Lehrerin und Freundin Alpina unterschieden hatte.
Was dann folgte war eine Räubergeschichte ohne Gleichen. Irgendein Kerl hatte wohl die wohlhabende Phryne entführt und auch ihre Sklaven unschädlich gemacht. Kaeso hatte schließlich von Glaucus eine hanebüchene Geschichte aufgetischt bekommen, von der Alpina zunächst nur die Hälfte glaubte. Was deutlich zu sehen war - die Misshandlung des Jungen. Sollte der Rest der Geschichte auch wahr sein. Es klang so abenteuerlich, dass die Hebamme es kaum glauben konnte.
"Du sagst der brutale Kerl, der dich so zugerichtet hat oder zurichten ließ, halte Phryne in ihrem Haus gefangen? Und du willst da nochmal hin? Sag, Kaeso, bist du verrückt? Du wirst einen weiteren Besuch dort nicht überleben!"
Alpina ließ sich auf der Bettkante nieder. Gedankenverloren streichelte sie über Kaesos staubige Lockenpracht. "Wir werden Hilfe brauchen, Kaeso. Alleine können wir da nichts ausrichten. Wen könnten wir fragen? Nachdem Curio mit Runa auf dem Landgut ist, könnten wir seinen Rat nur schriftlich einholen. Das hilft uns nicht. Wir brauchen bald Hilfe. Denn wenn es so ist, wie du sagst, ist Phryne in großer Gefahr."
Eigentlich tat die Schauspielerin Alpina überhaupt nicht leid. Mit ihrer unverschämten und frechen Art und ihrer offen zur Schau getragenen Promiskuität, hatte sie es sich schon lange verscherzt bei Alpina. Doch ein Verbrechen zu dulden, wenn man davon Kenntnis hatte, soweit würde die Hebamme nie gehen. Nicht einmal bei Phryne!