[Nahe der Felder] Familientag im Hause Iunia-Decima

  • Sim-Off:

    *Alles mit Seiana abgesprochen.


    Es war einer dieser Tage im Herbst. Die Blätter hatten sich gefärbt, gelb, orange, rot, während andere stark waren, und noch immer trotzig ihr sattes grün präsentierten, um solange wie möglich dem unweigerlichen zu entgehen. Der Wind wehte eine kühle Brise über die Wälder, während sich ein grau-weißer Schleier über das weite Land legte.
    Es würde heute noch Regen geben, da war sich Seneca sicher, schließlich gab es in diesen Tagen überhaupt fast immer Regen hier. Doch der Nachmittag war trocken, und Silana war gut verpackt in mehreren Schichten Stoff, sodass sie sich keine Erkältung holen konnte. Seneca erinnerte sich noch lebhaft an das Elend der letzten Erkältung. Laufende Nasen und Gejammer, klar war sie noch ein kleines Mädchen aber er hatte schon von Lanzen durchbohrte Männer gesehen die besser drauf waren.
    Heute jedoch spielten sie ein wenig. Seiana war wie immer etwas zurückhaltender, auch wenn Seneca wusste, wie sehr auch sie die kleine liebte, war sie einfach nicht der Typ Mensch der wirklich oft aus sich herauskam. Seneca auf der anderen Seite war schon immer ein Spaßvogel gewesen, und spielte fangen mit Silana und dem Hofhund Argos, ein großer schwarzfelliger Brocken von einem Hund, mit einem Herz aus Gold. Gänzlich untauglich als Wachhund, aber seine Erscheinung flößte Unwissenden schon ein wenig Respekt ein... Außerdem sabberte er ohne Punkt und Komma.


    "Drei.. Zwei.. Eins.. Ich komme!" rief Seneca, bevor er die Hände von den Augen nahm und das Landgut mehr oder minder gründlich auf ein kleines verstecktes Mädchen absuchte. Fairerweise gab ein übereifriger Argos das Versteck recht schnell preis, doch als guter Vater, und auch weil er seinen kompetitiven Charakter nicht gegenüber seiner Tochter ausleben wollte, schließlich sah auch seine Frau zu, stellte er sich erst einmal einige Augenblicke blöd. "Wo kann Silana nur sein?" fragte er Seiana etwas theatralisch laut, während er immer wieder am Versteck vorbeilief, den Kopf immer in eine andere Richtung drehend.
    Erst beim vierten oder fünften Mal ließ er die Tarnung auffliegen und tippte Silana kurz auf die Füße, welche unter den untersten Planken des kleinen Werkzeugverschlags hervorlugten.
    "Hab dich!" sagte Seneca grinsend, bevor er sich seinerseits versteckte. Diesmal wählte er natürlich ganz bewusst das wohl schlechteste Versteck. Zwischen den Getreidefeldern, welche ob des nahenden Winters natürlich karg waren, stand eine alte Eiche, der einzige Baum innerhalb der rustikalen Steinmauern des Gehöfts. Der Iunier stellte sich hinter den Baum, und Silana dachte natürlich nicht daran auch nur eine Sekunde auf dumm zutun, sodass sie ihn sofort auffliegen ließ. Nach einer ganzen Weile, rieselten die ersten Tropfen auf den aufgewühlten Erdboden hinab, sodass sich die Familie Iunia-Decima in die warmen Gemäuer ihres Landhofes zurückzog...

  • ...der Regen prasselte draußen und der etwas angetrocknete Boden, er hatte den ersten Frost des Jahres bereits gesehen, sog sich bald voll während der Wind die Regenschwaden über die Felder und den Hof peitschte.
    Im Haupthaus des Landgutes merkte man davon recht wenig, auch wenn das Atrium natürlich etwas ungemütlich war, und sich die kleine Familie in den privaten Bereich der Villa zurückzog, welcher wohlig warm beheizt war, und somit eine gute Umgebung bot um etwas melancholisch hinaus auf das Land zu blicken.
    Der Hof an sich war längst für den Winter vorbereitet worden. Die Ernte war eingefahren und alles was haltbar gemacht werden konnte, wurde haltbar gemacht. Hier und da war über den Sommer auch etwas ausgebessert worden, sodass es eigentlich nicht viel gab worüber sich Seneca Sorgen machen musste.


    Die Sonne, sofern man abschätzen konnte wo sie sich befand, aber sie hatte ja eine Tendenz zur Regelmäßigkeit, wanderte unaufhaltsam gen Abend, und in der Küche wurde bereits alles für die Cena vorbereitet, während Seneca seiner Tochter noch etwas vorlas, die Geschichte der Gänse am Kapitol, welche die römischen Bürger vor den Galliern warnten. Seneca mochte diese Geschichte als Kind selbst, und so las er sie auch immer gerne vor.
    Kurz nach dem zweiten Abschnitt war Silana jedoch tief und fest am schlafen, und nur ein kleines Säuseln war vernehmbar, sodass Seneca beschloss die kleine bis zum Essen schlafen zu lassen.


    Er war froh einige Momente mit seiner Frau allein zu haben, klar, theoretisch hatten sie die meisten Abende allein für sich, aber in diesen Tagen blieb Seneca häufiger im Kastell und auch sonst schwirrten ihm immer tausende Dinge im Kopf herum, sodass es einfach nett war, dass sie heute einmal ein wenig Plaudern konnten und nur für sich waren. Die Ruhe hier in Germanien tat Seiana gut, auch wenn sich Seneca wünschte, dass Seiana ein Projekt finden würde an dem ihr Herz hing, denn die Rolle der Mutter füllte sie zwar gut aus, doch sie wurde durch die Rolle wohl nicht so gut ausgefüllt.
    Doch der Iunier hatte nicht die Muße sich nun mit grundsätzlichen Diskussionen zu befassen, und außerdem kam einer der Sklaven herein um zu berichten, dass das Essen nun fertig sei. Kurz wurde Silana geweckt, und dann begab sich die Familie zur Cena, um ein recht gehaltvolles, aber nicht unbedingt überschwänglich luxuriöses Mahl zu sich zu nehmen...

  • ...der Abend brach herein, und die Familie hatte sich längst in den privaten Teil der Villa zurückgezogen und den Sklaven gesagt, dass sie sich um die Culina und ihre Quartiere kümmern sollten, und dass die Herrschaften nicht gestört werden wollten.
    Seneca und Seiana lasen Silana noch einige Geschichten vor, bevor diese in einige Decken gepackt wegdämmerte und tief und fest schlief. Der Tag war lang, aktiv und anstrengend gewesen, sodass es nur verständlich war wenn die jüngste im Hause die Segel strich.
    Seiana und Seneca jedoch zogen sich noch mit etwas Wein zurück um den Tag ausklingen zu lassen. Schon lange hatten die beiden nicht mehr die Gelegenheit gehabt um etwas Zeit als Ehepaar zu verbringen, schließlich war Ala im Frühjahr und im Sommer ganz schön auf Trap gehalten worden, sodass Seneca mehr Zeit mit seinen Offizieren verbrachte als mit seiner Frau, was zweifelsfrei eine sinnvolle, aber dennoch weniger wünschenswerte Gesellschaft war. Der Wein lockerte ein wenig die Stimmung zwischen den beiden, denn die lange Zeit der zwischen-Tür-und-Angel Gespräche und der Abwesenheit hatte eine gewisse Distanz entstehen lassen. Der Alkohol ließ das Eis schmelzen, und nach kurzer Zeit fanden sich beide bei dieser einen Sache wieder, die man als Ehepaar eben so machte, oder auch manchmal nicht mehr.
    Als die beiden etwas verschwitzt aber dennoch glücklich in die Bettwäsche sanken und ebenfalls langsam einschliefen, ahnten sie nicht, dass sie in einigen Monaten zu viert in diesen Wänden leben würden.

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