Licinus Blick wechselte von überrascht zu beinahe entsetzt.
"Ausreiten?"
Im Prinzip wunderte es ihn schon, dass das mit Kindern ebenso ging, wie mit ausgewachsenen Männern, aber hier hatte er einfach zu wenig Ahnung. Und daher ließ er sich gerne beraten. Aber ausgerechnet Ausreiten. Dann würde er lieber mit Esquilina laufen gehen.
Mit belegter Stimme -- auch damit Esquilina nicht verstand, was sie redeten -- begann Licinus zu sprechen.
"Dann sollte ich vielleicht erklären. Du weißt, dass Esquilina nicht meine Tochter ist? Sie ist das Kind einer Frau aus Mantua. Ihr Vater war ein Soldat der prima, der seine Geliebte kaum dass sie schwanger war sitzen gelassen hat. Die Mutter hat sich mehr recht als schlecht durchgeschlagen. Vor Jahren gab es ein Unwetter in Mantua, bei dem das Haus, in dem sie wohnten einstürzte. Ich und einer meiner Soldaten konnten Mutter und Tochter aus dem Trümmerhaufen bergen. Die Mutter überlebte es nicht, das Kind schon. Ich nahm mich ihrer an, bis wir Verwandte gefunden hatten, vorläufig sollte das sein. Wir fanden keine." Licinus grinßte etwas schief, er hatte sich an das Kind gewöhnt und sie hatte etwas in ihm ausgelöst, was ihn heute noch faszinierte. Er verlor aber kein Wort hierüber, es ging ja nicht um ihn.
"Sie bleib bei mir. Freundete sich mit einem Sklavenmädchen an, das aber nach einigen jahren spurlos verschwand. Im Bürgerkrieg brachte ich sie in meinem Landgut unter, das Lager war zu unsicher. Dort fühlte sie sich wohl und wurde von meinem Verwalter -- einem Vateranen -- und seiner Frau umsorgt und wohl auch verhätschelt. Die beiden starben kurz bevor wir nach Mogontiacum kamen. Ja, den Rest kennst du ja."
Sowohl Esquilinas Krankheit als auch Licinus Unfall hatten ja die Casa Helvetia durchaus betroffen, von daher ging Licinus nicht davon aus, dass Duccia Silvana davon nichts mitbekommen hatte.
"Nun, gibt es denn etwas, was du gerne anschaffen würdest, aber bisher nicht konntest?" fragte Licinus frei heraus. Er hatte keine Ahnung, was eine Schule so brauchte. Dafür hatte er einen ganzen Haufen Geldmünzen in der Truhe in seinem haus stehen und in Roma müsste Dives eine weitere haben.
"Ich werde versuchen, das so oft wie möglich zu tun." versprach Licinus ernsthaft, wusste aber doch, dass der Dienst ihm oft genug einen Strich durch diesen Plan mache würde. "Gibt es so etwas wie eine Fibel, die ich hierfür nutzen kann?"