Runa nahm Alpina also mit auf einen Spaziergang in den Garten. Sie sagte lieber erst mal nichts, denn sie wusste ja nicht wieviele ihre Freundin wusste.
Garten - Gespräch unter Freundinnen
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Die ungewohnte Schweigsamkeit ihrer Freundin machte Alpina nervös. Was war der Grund für Runas Flucht aus der Casa Helvetia? Hatte es etwas mit ihr zu tun? Acanthos Aussage, dass es in dem Streit des Ehepaares um Kaeso und Corvinus gegangen war, sprach dafür.
Während sie zunächst schweigend nebeneinander hergingen, überlegte die Raeterin, wie sie anfangen sollte.
"Runa, ich will eigentlich nicht mit der Tür ins Haus fallen, aber ich bin gestern zufällig in ein Gespräch von Acanthos und Thorgall geplatzt... sie unterhielten sich über deinen überstürzten Ausszug aus der Casa Helvetia. Ich bin furchtbar erschrocken! Runa, hat das mit mir zu tun? Bin ich schuld am Streit zwischen dir und Curio? Acanthos deutete da so was an..." -
Runa machte große Augen. „Nein bei den Göttern Alpina! Natürlich bist du nicht Schuld an dem Streit. Wenn jemand Schuld hat, dann Curio und sein helvetischer Sturkopf.“ Runa sah ihre Freundin wirklich fassungslos an. Runa ging schweigend ein paar Schritte neben ihrer Freundin her und überlegte wie ihr sagen sollte worum es in dem Streit ging. „Nun hauptsächlich ging es darum, dass ich nicht damit einverstanden bin, dass er Kaeso vor die Tür gesetzt hat und ihn damit – zumindest sehe ich das so – in die Arme dieser Lupa getrieben hat. Und außerdem ging es darum, dass er sich für alles was sonst so passiert ist die Schuld gibt.“ So bis hier her war es wohl unverfähnglich. Nun aber musste sie ihrer Freundin wohl reinen Wein einschenken und ihr sagen, dass sie von dem Vater ihres Kinder, der ja zufällig auch noch Curios Bruder war, nicht so viel hielt. „Alpina, du weißt wie schrecklich ich es finde, was dir angetan wurde. Aber ich bin eben nicht der Meinung, dass Curio daran irgendein Schuld trägt. Wenn jemand Schuld auf sich geladen hat dann sein Bruder.“ Runa atmete tief durch. „Ich weiß du liebst diesen Mann. Aber ich weiß nicht was ich von einem Mann denken soll der sich seit Jahren nicht bei dir oder seinem Bruder meldet. Und genau das sagte ich Curio. Er jedoch fand nur Ausreden und Ausflüchte.“ Runa nahm Alpinas Hände und sah sie nun direkt an. „Alpina ich hoffe so sehr für dich, dass ich mich irre. Aber ich denke dass er sich irgendwo eine Andere gesucht hat. Welchen Grund gäbe es sonst, dass er sich so gar nicht meldet? Curio meinte er könnte verletzt sein oder was weiß ich. Aber dann hätte und die Legion doch informiert. Es tut mir wirklich leid, dass ich so schlecht von ihm denke, aber …“ Runa sah nun wieder in die Ferne. „Nun ja Curio fand wie gesagt Ausreden, Ausflüchte und sein einziges Argument war... Helvetier sind nicht so. Dann hat er Acanthos gerufen und ihm gesagt er solle das Gästezimmer für mich herrichten. Seine genauen Worte waren... Sorge dafür, dass die Sachen der Duccia umgehend ins Gästezimmer gebracht werden. Sie wird bis auf weiteres dort schlafen.“ Runa schnaufte, als sie daran dachte. „Nun wenn die Duccia in seinem Hause nur Gast ist... dann kann sie auch gehen. Deswegen bin ich nun hier.“ Nun war es Runa, die ihre Freundin ansah und nicht wusste was nun kam. War Alpina ihr nun auch böse, weil sie derart über den Vater ihres Kindes dachte? Würde sie ihr Vorhaltungen machen?
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Alpina hörte zu. Ab und an nickte sie. Ja auch sie war der Meinung, dass Curios Verhalten Kaeso in die Arme dieser Lupa getrieben hatte.
"Ja, was Kaeso betrifft, denke ich, dass Curio zu hart mit ihm war. Er ist ein unerfahrender junger Mann, aber durch und durch aufrichtig. Nun haben wir ihn verloren. Wer weiß was aus ihm wird. Ich hoffe nur, dass ihm die Ausbildung bei dem Chirurgicus Balbus hilft bald von Phryne unabhängig zu werden. Finanziell und emotional."Dann aber begann sich das Gespräch zu drehen. Atemlos lauschte Alpina Runas Einschätzungen zu Corvinus. Sie glaubte also, dass er sich eine Andere gesucht hatte? Wie der Stich einer glühenden Messerklinge fuhr ein Schmerz in die Brust der Raeterin. Unbewusst krümmte sie sich. Sie wollte nicht hören, was Runa sagte. Hatte es ihr eigener Vater nicht genauso gemacht? Hatte er nicht behauptet versetzt worden zu sein, um seine Frau und die zwei Töchter in Augusta Vindelicum sitzen zu lassen? Alpina keuchte. Wie durch einen Nebel hörte sie, dass Curio seinen Bruder verteidigt hatte und dann seine eigene Frau aus dem gemeinsamen Schlafzimmer vertrieben hatte. Ihr wurde schwarz vor Augen. Die Knie gaben nach und Alpina sank neben der Freundin zu Boden.
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Runa wollte gerade antworten, als sie sah, wie ihre Freundin in sich zusammen sank. Noch bevor Alpina auf dem Boden aufkam war Runa bei ihr und fing sie ab. „ALPINA!!!!????“ Runa wusste nicht was sie machen sollte. Völlig verzweifelt rief sie immer wieder ihren Namen. Was sollte sie machen? Sie konnte schlecht Hilfe holen und Alpina hier allein lassen. So rief die junge Germanin laut um Hilfe.
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Alpina blieb nicht lang ohne Bewusstsein. Nach einer Weile drangen die aufgeregten Rufe ihrer Freundin zu ihr durch. Sie schlug die Augen auf. Auf der feuchten Wiese liegend, blickte sie in den blauen Himmel und fragte sich nach dem Grund ihrer Ohnmacht.
Was konnte es schon sein? Schwanger war sie sicher nicht. Es musste an der in Runas Aussage liegenden Wahrheit gelegen haben, die Alpina zwar schon länger ahnte, sich aber nicht eingestehen wollte. Corvinus hatte sie und Ursi verlassen. Ihr blieb nichts als das Kind und das Honigversteck im Wald. Wenn Curio es wollte, konnte er sie jederzeit vor die Tür setzen, den Alpina hatte keine Rechte an der Casa Helvetia. Sie war nur die abgelegte Geliebte seines Bruders.Langsam begannen die Tränen zu fließen. Heiß rollten sie über Alpinas Wangen.
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Auf Runas Rufen hin waren ein paar Knechte herbeigeeilt. Diese halfen nun Alpina ins Innere des Hauses zu bringen. Runa hielt die ganze Zeit die Hand ihrer Freundin. Als sie nun wieder allein waren nahm Runa Alpina in den Arm. „Ich wollte keine Wunden aufreißen.“ Natürlich war Runa bewusst, das Alpina wohl ähnliche Überlegungen wie sie hatte, aber diese wohl hat nie nach oben kommen lassen. Sie hielt ihre Freundin eine ganze Zeit lange im Arm und versuchte sie zu trösten. Leise sprach Runa dann auf sie ein. „Alpina. Egal was er tut oder getan hat. Du wirst immer zu uns gehören. Hast du gehört? Für mich und ich denke auch für Curio bist du ein Teil der Familie und daran wird sich nichts ändern.“ Es war ja erst ein Tag seit dem Streit mit Curio vergangen und Runa ging immer noch davon aus, das er sich schon einkriegen würde. Das diese Trennung auf Zeit nervenaufreibende 4 Wochen dauern würde konnte sie ja jetzt noch nicht ahnen. So nahm sie also das Gesicht ihrer Freundin in ihre Hände, wischte ihre Tränen weg und wieder holte ihre Wort. „Hörst du? Du bist ein Teil der Familie und daran wird sich nicht ändern.“ Ja das stand für Runa so fest wie ein Fels in der Brandung. Ob Corvinus nun wiederkommen würde oder nicht. Selbst wenn er eine andere Frau anschleppen würde, dann würde Runa eher ihn als Alpina aus dem Haus werfen.“Nichts und niemand wird das ändern!“ Runa nahm Alpina wieder in die Arme und hielt sie ganz fest.
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Sie hörte wohl die beruhigenden Worte Runas, die versuchte die Freundin zu beruhigen, doch die Angst wich nur langsam und nicht vollständig. Corvinus war fort. Er hatte sie und Ursi zurückgelassen. Wo auch immer er war, er war nicht bei ihr. Nicht an ihrer Seite.
Wie gerne wollte Alpina glauben, dass sie für Runa und Curio zur Familie gehörte. Ja, dass sie eine Familie hatte. Kurzzeitig hatte sie gehofft mit Corvinus eine kleine Familie gründen zu können. Doch das schien in weite Ferne gerückt. Sie war erneut auf die Gnade anderer angewiesen, ob sie ein Dach über dem Kopf hatte.In Runas Armen fühlte sich Alpina wohl. Sie wollte einfach glauben, dass es so bleiben würde. Dass Curio und Runa für sie und Ursi die Familie bilden würden.
"Danke, Runa!" hauchte die Raeterin und erwiderte die Umarmung.
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