• Oh ja, sie hatte uns gesehen. Trotz meines Knies stand mir nun ein Lächeln im Gesicht, so lange bis Pina mich fragte, ob sie mir irgendwie helfen könnte, ob ich verletzt sei oder ob sie Hilfe holen sollte. Aber nach Hause? Ich winkte ab. “Ach was, nein, nein, es geht mir hervorragend. Es ist nur meine alte Kriegsverletzung!“, sagte ich dann leicht scherzend. “Das ist bei mir vollkommen normal, wenn ich lange Strecken laufe.“ Nun richtete ich mich ein wenig auf und die Schmerzen im Bein ließen nach, als ich es ein wenig entlastete. “Ich würde noch viel weiter gehen, doch leider habe ich hier bis jetzt noch nicht gefunden was ich gesucht habe.“ So. Nun war mein Lächeln wieder da. “Es ist aber eine Überraschung, dich hier zu treffen,“ gab ich zu und schaute dann zu Muckel hinüber, der neben mir stand und mich irgendwie stützen wollte. Aber das brauchte er gar nicht. Ich konnte gut und gerne alles alleine!

  • “Echt eine Kriegsverletzung? Du warst in einem Krieg? Was ist passiert“ Da hatte Casca doch bei Pina den richtigen Knopf gedrückt. Voll Bewunderung schaute sie ihn an. Wer hätte das gedacht er war ein Kriegsheld.
    Pina immer schon voll Bewunderung bei allem was mit Militär zusammenhing, konnte es nicht fassen. So schnell wollte sie Casca jetzt nicht verlassen. Konnte es sein, dass er ein Geschenk für ihre Tante suchte? „Was suchst du denn? Vielleicht kann ich dir helfen“, manchmal war der Rat einer Frau doch wichtig.

  • Mir war die plötzliche Bewunderung in den Blicken Pinas keineswegs entgangen und ich hob meine Hände, um diese abzuwehren. “Oh, es war kein wirklicher Krieg. Es war mehr eine Art Spiel zu Pferde im Kindesalter, bei dem ich dann abgeworfen und gegen einen Zaun geprallt war.“ Es war nun doch schon ein bisschen beschämend das zugeben zu müssen, aber so war es nun einmal gewesen. “In Folge hat dieser Umstand dann verhindert, dass aus mir jemals ein Kriegsheld werden könnte.“ Bedauern schwang nun in meiner Stimme mit, doch konnte man daran nun auch nichts mehr ändern. “Ich suche eine griechische Komödie von Aristophes. Die Vögel. Ich fand die damals recht amüsant und wollte sie einmal wieder lesen.“
    “Und einen Stock!“, raunte mir Muckel gut hörbar zu, doch ich schüttelte empört den Kopf.
    “Sei nicht albern! Ich brauche keine Krücke!“, erklärte ich dann und wendete mich dann entschuldigend an Pina. “Man versucht mir einzureden, dass ich dringend eine Stütze für mein Bein benötige,“ erklärte ich dann dieses kleine Intermezzo und verdrehte unwillig die Augen dabei. “Und was hast du gesucht?“, wollte ich dann wissen, um von diesem Thema ein wenig abzulenken.

  • „Er hat recht der Muckel“, dabei zwinkerte Pina diesem zu. „Die Rede war von einem Stock und nicht von einer Krücke. So ein Stock kann recht dienlich sein. Einmal kannst du dich darauf stützen, ein anderes Mal bei einem Spaziergang elegant schwingen, was der Damenwelt imponieren könnte. Du kannst ihn als Waffe bei einer Gefahr benutzen, dass beste aber du könntest den Griff besonders gestalten lassen mit dem Kopf eines wilden Tieres oder dem Tier deiner Familie.“ Bei dieser Vorstellung nickte Pina zufrieden.
    „Ich stelle aber weiter fest, wir beide haben eines gemeinsam. Wir wurden von Schicksal betrogen, denn wir konnten beide keine Militärkarriere anstreben. Du wegen deiner Verletzung ung ich weil ich eine Frau bin.“
    Pina zupfte ein wenig an einer vorwitzigen Haarsträhne herum um dann Cascas Frage nach ihrem Vorhaben zu beantworten. „Eigentlich würde ich gerne zum Ludi Apollinaris gehen um mir die Spiele der Aedile anzusehen. Doch alleine? Abgesehen von der Schicklichkeit, macht es keine Freude.

  • Eigentlich hatte ich das Thema Krückstock ja unter den Tisch kehren wollen, doch offenbar war mir dies nicht ganz gelungen. Nun meinte Pina auch noch, dass mein Muckel recht hätte. Aber bei genauerer Betrachtung hätte vielleicht ein Stock doch etwas Apartes. In meinem Geiste malte ich mir wirklich aus, wie es wäre mit einem schmucken Stock mit einem Pferdekopf als Griff herum zu laufen. Dennoch schob ich den Gedanken erst einmal beiseite, denn Pina hatte schon weiter gesprochen. Ja, wir waren Betrogene. “Aber man kann nie wissen, was sich die Götter dabei gedacht haben,“ erklärte ich schließlich und seufzte schwer. “Ach ja, die Spiele!“ Von denen hatte ich natürlich gehört und auch ich hatte mir bereits überlegt, ihnen einen Besuch abzustatten. “Heute morgen noch hatte ich mir überlegt auch dort hin zu gehen,“, erklärte ich. “Vielleicht können wir ja gemeinsam dort hingehen!“ Ich nickte zu meinem Vorschlag.
    “Nicht ohne einen Stock, Casca!“, zischte mir Muckel wieder ins Ohr. “Das ist wichtig!“
    Wieder seufzte ich. Sollte ich mich nun dieser Forderung ergeben? Fragend schaute ich Pina entgegen. “Nun gut, vielleicht sollte ich mir zuvor doch ein Hilfmittel kaufen,“ Die Götter hatten kein Einsehen wie mir schien, also musste ich es haben, auch wenn ich mich wie ein alter Mann fühlen würde.

  • „Ja manchmal sind unsere Götter und ihre Beweggründe schwer zu verstehen“, bestätigte Pina. Sie wollte schon freudig auf Cascas Vorschlag, die Spiele gemeinsam an zu sehen eingehen, doch da war er wieder, der besorgte Muckel mit seinen Einflüsterungen. Vernünftigerweise willigte der Decimer dann doch ein sich einen Stock anzuschaffen. Pina begrüßte zwar seine Einsicht, befürchtete dann aber das Angebot, mit ihm die Spiele zu besuchen, würde über diese Aktion vergessen oder zu zeitraubend sein. „Ich habe eine Idee während ihr den geeigneten Stock sucht, schaue ich mich nach dem Buch um und wir treffen uns dann später hier an dieser Bank. Vielleicht kann lässt du es mich dann später auch lesen. Zu gerne würde ich über die Vogelwelt, König Wiedehopf und dem Himmelskönigreich lesen. Gehört habe ich schon davon aber gelesen noch nicht. Was hältst du davon?“
    So zumindest konnte sie sicherstellen, dass sie sich heute wenigstens hier noch einmal begegnen würden.

  • Ich nickte zu Pinas Vorschlag. Sie war wirklich sehr hilfsbereit, wie ich empfand. “Genau so machen wir das!“, bestätigte ich, dann ließ ich mich von Muckel ein wenig stützen. Dieser erschien sichtlich erfreut, dass ich seinem Vorschlag nun doch nachgegeben hatte. “Dann lasst uns alle eilen und uns dann hier wieder treffen. So schnell es eben geht.“ Also machte ich mich mit Muckel auf den Weg, nicht jedoch ohne mich noch einmal nach Pina umzuschauen. Sie war genauso freundlich wie ihre Tante und irgendwie stieg diese Familie in meiner Achtung immer mehr und mehr.
    “Nun aber schnell, Muckel!“, forderte ich und hielt zielstrebig auf einen Stand zu, der offenbard das Gesuchte anbot. Einige Stöcke waren wirklich wunderschön anzuschauen. Sie waren aus geöltem Holz, zum Teil aufwändig mit Schnitzereien versehen. Ich suchte mich durch das Angebot und fand schließlich ein Exepmplar aus dunkelm Holz mit einem silbernen Winkelgriff, der einem Pferdekopf nachempunden war. Augenblick schlug mein Herz höher. Muckel begab sich sogleich mit dem Händler in die Verhandlungen und ich musste feststellen, dass auch der geforderte Preis meinen Blutdruck in die Höhe trieb. Dennoch. Wenn schon einen Stock, so sollte es dieser sein. Während noch gefeilscht wurde, machte ich einige Gehübungen mit diesem wertvollen Assesoire und war zufrieden. Mein Knie wurde bestens entlastet und er lag auch sehr gut in der Hand.
    Zurück beim Stand des Händlers hörte ich Muckel noch sagen: “Du bist ein Halsabschneider!“, doch ich kümmerte mich nicht weiter darum. Geld wechselte den Besitzer und dann waren wir auch schon so weit. Wie ein Mann von Welt stakte ich nun zurück in Richtung der Bank, an welcher ich mich mit Pina verabredet hatte. So konnte der Ausflug nun auch noch ein wenig länger werden.

  • Pina war indes bei allen ihr bekannten Buchhändlern vorbei gegangen. Entweder war das Buch vergriffen, bestellt, gerade eben verkauft, angeblich nicht mehr zu bekommen oder ähnliches. Man kannte ja die Händler mit ihren Ausreden und den Versuchen irgend etwas anderes dem Kunden aufzuschwatzen. Pina schon enttäuscht auf dem Rückweg zu dem Treffpunkt, entdeckte dann doch noch einen alten Laden. Durch die die ausgestellten Prunkstücke von Töpferwaren des Nachbarladens war er leicht zu übersehen. Pina trat ein und ihr schien sie würde erdrückt von der Masse an Schriftmaterialien. Es war keine neuwertige Ware, nein es waren meist abgegriffene, oft vergilbte leicht beschädigte Schriftstücke. Inmitten all dieser Werke, saß ein alter, großer, hagerer Mann auf einem Sitzkissen und las. Er schrak zusammen als Pina plötzlich vor ihm stand, scheinbar war er kaum Kundschaft gewohnt. Auf ihre Frage nach der Komödie lächelte er. „Schau da vorne liegen mehrere, such dir ein Exemplar aus.“ Bei ihrer Frage nach dem Preis lachte er, "ich schenke es dir, junge Leute sollte man immer unterstützen, bei ihrem Interesse an große Dichter.“ Pina konnte ihm nicht genug danken und ging schnell zu der Bank.

  • Einen Moment standen Muckel und ich noch da, doch allzu lange warten brauchten wir nicht. Da kam Pina auch schon wieder und ich lächelte ihr entgegen. “Hast du es bekommen?“, wollte ich wissen, als sie sich näherte. Ich war schon lange auf der Suche nach diesem Buch und ich würde es mir irgendwann am Abend im Garten zu Gemüte führen. Vielleicht bei einem guten Becher Wein und ein paar Trauben. “Wir sind erfolgreich gewesen,“ setzte ich dann noch hinterher und hob meinen Stock in die Höhe. Ein wirklich schönes Exemlar, doch am Besten gefiel mir der silberne Pferdekopf, der als Griff diente.

  • Da standen die beiden schon und erwarteten Pina. Diese sah gleich, Casca hatte sich einen Stock gekauft. Sie nickte anerkennend und meinte, „mit dem Stock wirkst du richtig distinguiert. Er passt wirklich gut zu dir. Darf ich mir den hübschen Kopf ansehen? In dieser Zeit schaust du dir das Buch an und sagst mir, ob es in Ordnung für dich ist, wenn es nicht mehr neuwertig ist.“

  • Natürlich tat mir das Lob von Pina unendlich gut. Zwar war ich nun voller Besitzerstolz gegenüber meinem Hilfmittels, doch so recht hatte ich mich noch immer nicht damit angefreundet. Merkwürdig eigentlich, doch wenn er mir gut zu Gesicht stand, dann war das doch ein gutes Zeichen für unsere gemeinsame Zukunft. Ich lächelte und übergab Pina den Stock, während ich mit der freien Hand nach der Schrift griff und diese sogleich überflog. “Das macht mir überhaupt nichts aus,“ erklärte ich dann der Neuwertigkeit eine Absage. “Ich hätte sie auch aus dem hinterletzten Winkel irgendeiner Bibliothek gekauft.“ Ich nickte zufrieden und überreichte die Schrift dann Muckel, der sie in seiner obligatorischen Ledertasche verschwinden ließ. “Wie viel bin ich dir schulig?“, wollte ich dann wissen. Immerhin war dies beileibe kein billiger Tag und wir wollten ja auch noch zu den Spielen gehen, wo Pina und Muckel mit irgendetwas versorgt werden mussten. Schließlich waren die fliegenden Händler ja überall mit ihren Bauchläden. Und natürlich würde ich Pina dazu einladen. Das war Ehrensache.

  • Ausgiebig betrachtete Pina den schönen Pferdekopf des Stockes und fuhr mit den Fingerkuppen ihrer rechten Hand dessen Form und Konturen nach. „Der ist wirklich schön gearbeitet“, versicherte sie nachdem sie den Stock zusätzlich einmal auf den Boden aufstützte und so den Griff in seiner Funktion testete. „Ach ja, das muss ich dir noch erzählen“, meinte sie und gab den Stock dabei Casca zurück. „Siehst du dahinten den großen Töpferladen?“ Dabei wies sie mit ihrer Hand in die entsprechende Richtung. „Dahinter liegt etwas verdeckt ein kleiner Buchladen, vollgepackt mit Büchern und Schriftrollen. Mittendrin sitzt der Besitzer. Dieser Besitzer nun zeigte mir wo ich ein paar Exemplare der Komödie finden würde. Nach dem Preis gefragt antwortete er, ich schenk es dir, junge Leute sollte man immer unterstützen, bei ihrem Interesse an große Dichter. Was sagst du dazu?“ Pina schaute die beiden erwartungsvoll, nach einem kleinen Lob heischend, für ihren guten Handel an.

  • Ich betrachtete Pina dabei, wie sie meinen Stock bewunderte, dann lauschte ich ihren Ausführungen und meine Augen weiteten sich. Sie hatte das Buch umsonst bekommen? Erstaunt schaute ich in die besagte Richtung und versuchte den Stand zu erspähen. Ich meinte sogar ihn entdecken zu können. Der Besitzer musste wirklich ein wunderbarer Mann sein, wenn er die Jugend so förderte. Das musste ich mir gut merken. Vielleicht hatte noch mehr Schätze bei sich auf dem Tisch, die eines Studiums würdig waren. “Bei Gelegenheit werde ich auch einmal bei ihm vorbei schauen,“ sagte ich. “So viel Großmut trifft man nicht oft und bestimmt ist er ein Mann, der gute Schriften zu schätzen weiß.“ Nun blickte ich Pina wieder entgegen. “Doch nun wollen wir uns nicht länger aufhalten. Wir wollten doch zu den Spielen gehen. Am Ende haben sich die Gladiatoren alle besiegt und liegen schon am Boden, ehe wir eintreffen.“ Nun lächelte ich und gab Muckel ein Zeichen, dass wir uns gleich in Bewegung zu setzten gedachten.

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