Die Prozession der Kybele-Kultanhänger zum Frühlingsfest Hilaria

  • Langezeit hatte sich Apolonia die Prozession angesehen, sie hielt nicht viel von diesem Kult. Wenn dann richtete sie ab und und an, sicherheitshalbe ein Gebet an Laverna der Schutzgöttin der Diebe und Betrüger, nur so sicherheitshalbe, man konnte ja nie wissen, aber das hier war einfach lächerlich. Sie wollte sich schon abwenden und gehen, da sah sie ein ihr bekannte Gestallt. War das nicht der Bettwärmer von dieser arrogante Zicke, die dachte sie wäre die Kaiserin der Stadt. Sie schaute sich die sogenannten Gläubigen genauer an. Ah da habe ich doch richtig vermutet, dachte sie, wenn er da ist kann sie nicht weit sein. Sie ging ein paar Schritte auf Phryne zu. „Wer kann sich schon für so was hergeben, ausser der Stadthure?“ Diese Frage troff nur so für Spott. Dachte diese dämliche Kuh wirklich, man wüsste nicht wofür der Kult stand? Kopfschüttelnd drehte Apolonia sich um und verließ das Spektakel, als mehr konnte man es kaum halten.

  • Balbus verfolgte die Show. Nicht nur die Darbietung der Kultanhänger war beeindruckend sondern auch das Gezeter einiger Zuschauerinnen, die sich ein Wortgefecht mit seinem neuen Gehilfen Kaeso lieferten. Balbus erkannte die Hebamme, Susina Alpina, die offensichtlich ebenso entsetzt von Kaesos Auftritt war wie die Duccierin. Es schien ihr nicht nur um Kaesos tuntenhaftes Äußeres zu gehen sondern vielmehr um die Frau, die im Zentrum der Feierlichkeiten stand. Diese wurde von der Duccierin ebenson wie von einer anderen Frau als Hure bezeichnet. Der Chirurgicus musterte die so diffamierte interessiert. Sie war eine schöne Frau, mit allem gesegnet wohin man als Mann gerne seinen Blick wendete. Dazu bewegte sich diese Tänzerin und offensichtlich wichtige Teilnehmerin an den Mysterienfeiern mit großer Eleganz. Balbus beobachtete ihre Bewegungen eine Weile und kam nicht umhin sich vorzustellen wie es wohl wäre wenn sie diesen Hüftschwung bei einem gemeinsamen Tanz mit ihm üben würde. Er beschloss, dass er sie nicht von der Bettkante schubsen würde.


    Eine schöne Dunkelhaarige gesellte sich zu den Zuschauern. Balbus ließ seinen Kennerblick schweifen. Was für ein Glück er hatte Zuschauer dieser Prozession zu sein. So viele gutaussehende Frauen auf einmal!
    Er drehte sich der Dunkelhaarigen zu als die gehen wollte.
    "Schöne Frau, wohin des Wegs? Darf ich dich ein Stück begleiten?"

  • Herje, dachte sich Apolonia, als sie sich zu dem Mann der sie gerade anquatschte umschaute. Säuerlich lächelte sie, „wäre die da, nicht eher ein Opfer für dich?“ Sie wies dabei mit dem Kopf in Richtung tanzende Phryne. Gleich darauf schaute sie sich suchend um, wo steckte denn nur ihr Custos? Der sollte doch hier sein, da wäre ja noch mehr Verlass auf Babila, der nun leider beim Einkaufen war. Natürlich dahinten stand er und hatte die Welt um sich herum vergessen. Wie konnte es anders sein, er starrte dem tanzenden Weib hinterher. Männer, fluchte sie innerlich.
    „Aber danke für dein Angebot, mein Custos begleitet mich schon“, kam von Aplononia, wenn er denn mal kommt, fügte sie gedanklich hinzu.
    „Ich wünsche noch eine erfolgreiche Jagd“, nach diesem spöttischen Abschied ging sie in die entgegengesetzte, ihr eben gewählte Richtung weiter. Vielleicht kommt Peducaeus Messianus, bei meinem Anblick wieder zur Besinnung und erinnert sich an seine Aufgabe.

  • Für Balbus war es nichts ungewöhnliches einen Korb zu bekommen. Wenn man wie er in einer Gladiatorenkaserne arbeitete, hatten die Frauen meist nur Augen für die muskelbepackten Kerle, die in der Arena ihr Leben riskierten. Sie schätzten weder die Arbeit, die er tat, noch seine eher schmächtige Figur. Dennoch ärgerte ihn die Abfuhr.


    Er drehte sich wieder der Prozessionsgruppe zu. "Du hast Recht, Weib. Sie ist das hübschere Opfer!"


    Schon kurz darauf hatte er die Dunkelhaarige vergessen. Fasziniert beobachtete er die Bewegungen der Rotblonden. Er sah auch die offensichtliche Verliebtheit seines Gehilfen in diese Frau. Die hatten doch was miteinander! In Balbus kam die Eifersucht hoch. Was hat dieser schmächtige Taugenichts, dieser Niemand, der sich als Gehilfe einer Hebamme und dann als Gehilfe eines Chirurgicus verdingen musste, was er nicht hatte? Wieso gab so eine Venus ihm den Vorzug und warum bekam er einen Korb nach dem anderen? Balbus Stimmung wurde immer düsterer. Als die Prozession um eine Ecke bog an der es ein Thermopolium gab, blieb er zurück und orderte erstmal einen Becher Wein. Schnell wurden drei draus.

  • Der letzte Tag der Hilaria brach an. Mit vereinten Kräften hatten die Fanatici die Statue ihrer auf dem Löwenthron sitzenden Göttermutter aus dem Tempel geholt und sie auf den Wagen gehoben, der über und über mit bunten Tüchern, Blumen- und Immergrüngirlanden geschmückt war. Bekränzt mit Blumen und behängt mit seidigen Tüchern trat die Göttin Kybele ihre Fahrt durch die Stadt zum Rhenusufer an. Es war eine Stelle ausgesucht worden an der üblicherweise Schiffe zu Wasser gelassen wurden. Dort würde man den Wagen so weit in den Fluss fahren, dass man die Göttin waschen konnte.


    Das Benetzen mit dem Flusswasser sollte der Göttin Fruchtbarkeit verleihen. Denn wenn die Große Mutter fruchtbar war, dann war es auch das ganze Land. Dann grünte und blühte die Natur, dann trugen die Bäume Früchte, die Feldfrüchte gediehen und Mensch und Tier sorgte für Nachwuchs. So war es seit jeher gewesen und so würde es auch immer sein, sonlange sie der Göttin Respekt erwiesen, Ehrfurcht vor ihr hatten und ihre Statue vom Staub und Ruß befreiten.


    Wie schon die Tage zuvor trug Phryne ihr neues Ritualgewand. Korone hatte sie frisiert und geschminkt. Gemeinsam mit dem Gallus würde sie die Prozession anführen. Es ging durch die gesamte Stadt bis zum Hafen.
    Als sie das Fanum verließen sammelten sich schnell Schaulustige um die farbenfrohe Festgemeinde zu bewundern, die seit Tagen das Stadtgespräch war. Heute würde für ein ganzes Jahr die letzte Gelegenheit sein, diese eigenartigen Kultangehörigen zu sehen. Für Römeraugen war es schon sehr gewöhnungsbedürftig, dass sich die männlichen Kultteilnehmer in bunte Frauenkleider hüllten und sich mit allerlei Tand behängten.


    Sim-Off:

    Hier ist vorerst die letzte Gelegenheit für die Einwohner Mogontiacums sich über den Kybelekult zu amüsieren, zu mockieren oder teilzunehmen. ;)

  • An mir selber prüfend hinabschauend, überprüfte ich den Sitz meines Festgewandes. Bei der Prozession würde ich, da ich mit den anderen Fanatici die Statue der Großen Mutter, welche auf dem Löwenthron saß, tragen würde, kaum Gelegenheit haben auf derlei zu achten. Trotzdem Wollte ich auf die Aufgaben des Tages nicht nur innerlich vorbereitet sein.
    Ich war schon ein wenig aufgeregt, als ich mich zu den andere Fanatici gesellte um mit ihnen die Statue zu dem mit bunten Tüchern, Blumen und Girlanden geschmückten Wagen brachte und sie dort hinauf zu heben.


    Ich ergatterte einen letzten Blick auf meine Göttin bevor sie sich, da sie jetzt Priesterin war, mit dem Gallus an die Spitze des Festzuges begab. Wieder war sie in ihrem neuen Ritualgewand gekleidet und ich bewunderte aufs neue ihre Schönheit und Anmut.
    Kaum hatte unsere Prozession das Tempelgelände verlassen fanden sich die ersten Schaulustige ein. Kein Wunder seit ich in Mogontiacum lebte hatte ich noch nie einen solchen Festumzug gesehen wie den unseren.
    Beglückt, dazu zu gehören, schritt ich mit den anderen Gläubigen voran.

  • Gerüchte verbreiteten sich in der Provinzhauptstadt Mogontiacum in Windeseile. Balbus war zugetragen worden, dass an diesem Tag die abschließende Prozession der Göttin Kybele stattfinden würde. Und da er kürzlich erst seinen neuen Gehilfen in den Reihen dieser Wahnsinnigen gesehen hatte, die sich selbst verletzten und wie man ihm versichert hatte, sogar im Wahn entmannten, wollte der Chirurgicus wissen, ob Kaeso auch heute dabei war. Ganz nebenbei wollte Balbus sehen ob die rotblonde Schönheit wieder dabei war.


    Der Chirurgicus konnte immer noch nicht glauben, dass sich so ein junger Mann in Frauenkleider hüllte und wie ein Verrückter gebärdete. Ausgerechnet sein neuer Gehilfe musste sich so zur Schau stellen.
    Balbus nahm sich vor, dass er Kaeso zur Rede stellen würde, sobald der in den Ludus zum Dienst zurückkehrte. Der konnte was erleben!


    Und tatsächlich. Aufgebrezelt wie eine Tunte lief Kaeso an der Seite des Prozessionswagens, der bunt geschmückt das Magna Mater-Heiligtum verließ. Allen voran eine alte Schwuchtel, der greise Priester dieses Haufens und neben ihm die Schöne, deren aufreizende Tanzbewegungen ihm so gefallen hatten. Neugierig betrachtete er die Frau. Es konnte einfach nicht wahr sein, dass dieser Hänfling in den Weiberklamotten so eine Frau ins Bett bekam. Was lief falsch auf der Welt, wenn so eine Rassefrau einen weibischen Jüngling gestandenen Mannsbildern vorzog?
    Balbus Zorn wuchs und als er die bewundernden und verliebten Blicke seines Gehilfen sah, der die Schöne nicht aus den Augen ließ. Da reichte es dem Römer. Er beschloss trotz der frühen Stunde eine Caupona aufzusuchen und sich einen Becher gemischten Wein zu gönnen, um den Ärger herunterzuspülen. Vielleicht würde ein Becher nicht reichen....

  • Heute sollte wieder eine Prozession dieses abartigen Kultes stattfinden, so hatte Babila jedenfalls Apolonia am Vortag erzählt. Das das Wetter gut war, versprach sie sich ein gutes Geschäft, denn es wären bestimmt viele Schaulustige am Wegrand.
    Babila und ihr Custos Messianus, hielten sich in ihrer Nähe auf während sie die Männer und Frauen am Straßenrand aufmerksam betrachtete. Langsam schlenderte sie hinter ihrem Rücken weiter.
    Vorne wurde es lauter, ein Zeichen, dass sich die Prozession näherte.
    Ein Blick auf ihren Anfang reichte ihr, wer rannte vorneweg, natürlich, das männergeile Weibsstück. Ja und da war auch der Kerl, der sie letztes mal nach Hause begleiten wollte. Dem troff ja bald der Speichel aus dem Mund. Verwundert schaute sie ihm nach, was war denn das? Der ging schon und das nicht gerade in bester Laune.
    Die Diebin gab sich einen Ruck und konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Schmunzelt sah sie wie sich die Tunika eines kleinen dürren Kerls vorne wölbte. Der liegt im Geiste bestimmt auf einer Kline und treibt es mit ihr, mutmaßte sie, während ihr Blick an seinem Geldbeutel hängen blieb. Das kommt von so was, grinste sie innerlich und schon hatte sie diesen unter ihrer Palla.
    Im weitergehen näherte sich Babila von hinten mit seinem Einkaufskorb, stieß diesen leicht gegen Apolonias Rücken und schon war der Beutel darin verschwunden, während sie in aller Ruhe weiter ging.
    Ehe sie sich nach weiteren Opfern umschaute war sie noch einen Blick auf das Heiligtum, was gerade an ihr Vorbeizog, natürlich der Bettwärmer war auch dabei.

  • Die Prozession erreichte das Ufer des Rhenus. Die Profani und Fanatici bemühten sich, den Wagen der Göttin ohne größere Schwierigkeiten in den Fluss herabzulassen. Dann tauchten sie Becher und Tücher in das Flusswasser und wuschen zunächst die Statue der Göttin, später sich selbst. Es ging zunächst sehr ernsthaft und ruhig zu, doch sobald die Göttin das Flusswasser wieder verlassen hatte und nur noch die Gläubigen im Wasser planschten ging es fröhlich und ausgelassen zu. Man lachte und bespritze sich gegenseitig. Ab und an wurde einer der Fanatici oder Profani lachend untergetaucht.


    Schließlich verließen auch die Kybele-Kultanhänger das Flusswasser wieder. Man trocknete die Göttin ab und schmückte sie mit frischen Tüchern, Bändern und Blumenkränzen. Auch die Gläubigen setzten sich Blumenkränze auf. Auf dem Rückweg streuten die Profani und Fanatici Blütenblätter über die thronende Göttin und ihr Gefolge. Der gesamte Weg vom Fluss zum Tempel war schließlich bedeckt von einer Schicht Blütenblätter.


    Phrynes neues Ritualgewand klebte nass an ihrem venusgleichen Körper. Jede ihrer weiblichen Rundungen wurde abgebildet. Sie lachte fröhlich und genoss den letzten Festtag in vollen Zügen.

  • Welch ein Anblick, da stehen sie ja bald Schlange, giftig kam diese Bemerkung von Flore. Sie war auf dem Weg zur Hebamme und musste eine kleine Pause einlegen, da die Straße leicht bergan ging und ihr heute das Atmen schwer fiel. Sie machte sich wieder einmal Sorge um ihre Schwangerschaft. Ihre Niederkunft war bald und sie wollte einfach sicher sein, dass alles in Ordnung war.
    So kam es, dass sie die Prozession, welche auf ihrem Rückweg zum Tempel der Isis und Mater Magna war, sah. Vorneweg die nasse, tanzende Phryne. Bei ihrem Anblick steigerte sich gleich wieder die Wut auf dieses Weib, welches versucht hatte sie zu vergiften oder ihrem Kind zu schaden, sie zudem noch des Diebsstahls von irgendwelchem Schmuck beschuldigte. Jetzt hatte sie sich zwar eine Schafzucht gekauft, konnte ihre Schafherde aber nicht anschauen und sich um diese kümmern, da sie ja nicht, wegen dieser Anschuldigung, laut Anweisung des Praefecten die Stadt verlassen durfte. Flore atmete noch einmal tief durch ehe sie weiter ging.

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