[Hortus] Ein Hauch Ovid oder: Cupidos Arglist

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara


    “So, so!“, kam es spitz von Aesaras Lippen. Sie hatte eine Hand in die Hüfte gestemmt und hielt ihn mit stechenden Blicken fixiert. Gerade war Maahes aus der kleinen Bibliothek gekommen und hielt ein Schriftstück in den Händen, welches einen guten Teil der „Amores“ von Ovid enthielt. Genau so, wie es Caerellia für diesen Morgen gewünscht hatte.
    “Ich verstehe nicht, was du mir sagen willst!“, sagte der ägyptische Sklave und hob erstaunt eine Augenbraue.
    “Gehst jetzt zu dieser Iunia, nicht wahr?“ Aesara machte nicht den Eindruck, als würde sie Platz machen wollen. “Hast Gefallen an diesem Mäusegesicht gefunden, was? Ich habe es doch gesehen, wie du sie anschaust!“
    Maahes atmete tief ein und verdrehte die Augen dabei. Alles was ihm in seiner Sammlung dieser Tage noch gefehlt hatte, war ein Eifersuchtsdrama, und genau das lieferte ihm die wütende Sklavin gerade.
    “Mach dich nicht lächerlich,“ erklärte er nüchtern. “Sie gehört zur Familie des Dominus.“
    “Lächerlich?“ Aesara lachte hell auf. “Ich habe genau gesehen, wie du im Garten gelegenen hast. Und sie hat...“
    “Sie hat gar nichts!“ Maahes setzte sich in Bewegung, um an ihr vorbei zu gehen. Er hatte keine Lust auf einen Streit und erst recht nicht wegen diesem Thema. Außerdem würde es nicht mehr lange dauern und irgendjemand würde auf sie aufmerksam werden. Immerhin standen sie mitten im Atrium.
    Mit schnellen Schritten war er auch schon unterwegs, drängte die Sklavin zur Seite und setzte seinen Weg fort, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    “Lauf nur!“, sagte Aesara hinter ihm vernehmlich. “Du entkommst mir sowieso nicht!“
    Damit könnte sie sogar recht haben. Maahes seufzte und machte sich auf den Weg in den Garten, wo er bereits zwei Korbsessel, einen kleinen Tisch mit Obst und Käse vorbereitet hatte. Er hatte Clarissa aufgetragen, der jungen Domina Bescheid zu sagen, dass er im Hortus auf sie warten würde. Das kleine Intermezzo mit Aesara hatte ihm jedoch die Freude auf die Poesie des Ovids verdorben. Vielleicht würde es ja der Iunia gelingen, diese wieder in ihm zu erwecken. Noch stand ihm der gestrige Tag gut im Gedächtnis und er hatte für sich feststellen müssen, dass Aesara auch irgendwie recht hatte. Er schaute Caerellia wirklich gerne an. Im Garten angekommen wartete er nun, dass sie erscheinen würde.

  • Caerellia hatte eigentlich gedacht das sie besser schlafen würde. Doch war das für sie kaum möglich gewesen. Es war die erste Nacht hier bei ihrem Cousin. Unzählige Gedanken gingen der jungen Iunia durch den Kopf. So waren es Gedanken, die von Seneca handelten oder sie schwärmte vom Landgut selbst. Es war wirklich sehr schön hier. Und dann gab es auch die Momente in denen sie an Maahes dachte, der so freundlich war und ihr den Garten zeigte. Auch an den Streit dachte sie. Sie musste gestehen, dass sie sich nicht durchsetzen konnte. Doch wie sie da so schlaflos in ihren Bett lag und sich an diese Situation zurückerinnerte, wurde ihr langsam klar, dass es nicht das Ergebnis des Streites war, was sie wach hielt.


    Tiefen Schlaf fand sie erst in den Morgenstunden und doch war sie schon wach, als Clarissa kam, um sie zu holen. Caerellia trug eine cremefarbene Tunika. Ihre braunen Locken waren nach hinten gesteckt. Sie lächelte Clarissa zu und verlies dann mit ihr das Zimmer. Clarissa begleitete die Iunia bis zum Eingang des Gartens, ehe sie dann Caerellia verließ.
    Von Weiten sah sie bereits Maahes. Sie freute sich ihn zu sehen und doch machte er sie irgendwie nervös. Dann ging sie auf ihn zu. Sie achtete gar nicht auf die Sessel, die er bereit gestellt hatte. Die waren ihr wohl in Wirklichkeit egal. Für sie zählte nur, dass der Ägypter hier war.
    "Salve Maahes!", begrüßte sie den Sklaven lieb, als sie nun vor ihm stand.

  • Einen Moment hatte er sich noch gedulden müssen, doch nun erschien Caerellia tatsächlich und sah ungelogen wunderbar aus. Ihre Tunika sah sehr schön aus und sie stand ihr ausgezeichnet. Bei dem Anblick der jungen Domina lächelte er und ging einen Schritt auf sie zu, um ihr einen guten Morgen zu wünschen. “Guten Morgen, Domina!“, begrüßte er sie dann. “Ich habe schon alles vorbereitet und ich hoffe, es ist in deinem Sinne. Ich hoffe auch, dass du eine angenehme Nacht hattest.“ Immerhin war es ihre erste Übernachtung in diesem Haus.

  • Die Iunia erwiderte sein Lächeln und fragte sich, ob er dieses ihr nur aus reiner Höflichkeit schenkte, denn Maahes war eben ein Charmeur oder ob er es tat, weil er sich wirklich freute sie zu sehen. Es war nur ein Lächeln! Es konnte ihr doch egal sein. Aber es war ihr nicht egal.
    Erst jetzt da Maahes sie darauf angesprochen hatte, sah sie die Sessel und den kleinen Tisch mit den Speisen darauf. Erst als er sie fragte, ob sie denn gut geschlafen hätte, sah sie wieder zum ihm. Nein, sie hatte nicht gut geschlafen.
    "Das ist es.", antwortete sie und nahm in einem der Korbsessel Platz bevor sie weiter sprach.
    "Es war gestern einfach alles zu aufwühlend um wirklich Schlaf finden zu können. Ich bin viel zu spät eingeschlafen.", gestand sie ihm ehrlich.
    "Aber ich bein hellwach für Ovid!", fügte sie dann noch rasch hinzu und lehnte sich zurück.
    "Ich hoffe du hast besser geschlafen als ich."

  • Der Ägypter lächelte noch immer, doch es war mehr als nur reine Höflichkeit. Carellia sah wunderschön aus und sie war eben ein Mensch, den er gerne betrachtete. Der kleine Konflikt mit Aesara konnte so in Vergessenheit geraten und reiner Freude Platz machen. Auch er setzte sich nun und entrollte die Schrift, welche er aus der Bibliothek geholt hatte. “Gestern war wirklich ein langer Tag,“ sagte er dann. “Heißt es nicht, dass das was man in einer neuen Umgebung träumt wird in Erfüllung gehen?“ Er schaute der Domina entgegen. “Ich hoffe, dein Traum war viel besser als der Rest des Schlafes.“ Dann nickte er. “Ich habe wunderbar geschlafen, wenn auch ein wenig zu kurz, doch auch meine Freude auf Ovid ist ungebremst.“ Dies war eine Lüge, doch das konnte man ihm weder ansehen, noch anhören. Eine medizinische Schrift wäre ihm bei Weitem lieber gewesen, doch der Wunsch der jungen Domina war eindeutig gewesen und vielleicht würde er ja auch ein wenig Freude an den Versen finden. Besonders in dieser Gesellschaft.

  • Konnte es sein, dass er wirklich Gefallen an ihr fand? Caerellia war sich da nicht sicher. Auch wenn sie es sich natürlich wünschte. Der Sklave setze sich auf den anderen Sessel. Die Iunia konnte ihm wirklich nur zustimmen. Gestern war wirklich ein langer Tag für sie gewesen. Ein langer Tag mit unzähligen Eindrücken.
    "Heißt es das?", fragte sie nach. Dummerweise wusste sie, dass sie geträumt hatte doch konnte sie sich nicht mehr an den Traum erinnern.
    "Ich erinnere mich nicht an ihn. Vielleicht ist das sogar besser so.", antwortete sie ihm und seufzte ein bisschen enttäuscht.
    "Wenn du zum lesen zu müde bist, dann kann ich das verstehen. Es macht mir nichts aus. Ich will dich nicht deiner Kräfte berauben. Ruhe dich lieber aus um dann deinen anderen Aufgaben nachkommen zu können." Sie hatte keine Ahnung das er viel lieber andere Schriften bevorzugte und sich nun verstellte. Aber sie wollte Maahes schonen. Sie hatte keine Ahnung welche Tätigkeiten er heute noch zu erledigen hatte. "Darf ich fragen warum du so wenig geschlafen hast?", hakte sie dann nach. Ihre Neugierde hatte mehrere Gründe.

  • An manche Träume wollte man sich wirklich nicht erinnern, auch wenn es nur selten vorkam, dass er selbst schlecht träumte. Meistens erinnerte er sich wirklich nicht daran, was des Nachts in seinem Kopf vonstatten ging. Eine Wohltat, wenn man es so wollte. “Nein, nein, ich bin nicht zu müde zum Lesen,“ sagte er dann. “Ich bin es gewohnt sehr früh aufzustehen. Das macht mir nichts mehr aus.“ Es war sehr freundlich von ihr, sich um seine Kräfte zu sorgen. Bisher hatte das noch niemand getan, was Caerellia noch einmal eine Spur charmanter zu machte. “Du brauchst dich nicht sorgen, ich muss noch nicht ruhen.“ Maahes lächelte nun wieder. “Wir haben viel zu tun und nach der Cena haben wir selbst noch etwas gegessen. Danach unterhalten wir uns noch ein wenig und dann ist es meistens schon recht spät. Und wir stehen vor den Herrschaften wieder auf, damit alles bereitet ist, wenn sie erwachen.“ Er wollte ihr keinen Vortrag halten und deshalb schwieg er nun und biss sich kurz auf die Unterlippe. “Aber die nächste Nacht kommt bestimmt.“

  • Warum sorgte sie sich um Maahes? Weil eine gute Domina sich um ihre Sklaven kümmern sollte. Aber bei Maahes war der Grund wohl mehr ihre Sympathie zu ihm. Selten wurden sie von den Sklaven geweckt, die bereits früh wach waren und ihren Tätigkeiten nachgingen. Wenn sie doch einmal erwachte, musste sie gestehen, dass die froh war sich noch einmal umdrehen zu können. Verstehen konnte sie Maahes daher überhaupt nicht, da sie keinen so strengen Zeitplan hatte wie er.
    "Für das frühe aufstehen beeneide ich dich wirklich nicht. Man müsste mich wohl jeden Tag aus dem Bett zerren.", gestand sie. Sie konnte natürlich nicht beweisen, ob Maahes doch nicht müde war, denn zugeben würde er es sicherlich nicht. Er sah jedenfalls nicht schläfrig aus, ganz im Gegenteil.
    "Ich weiß! Als ich klein war und nicht schlafen konnte, habe ich mich oft zu den Sklaven geschlichen und ihren Gesprächen beigewohnt. Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für einen Ärger ich dann immer von meiner Mutter bekam. Aber in den wenigsten Fällen bekam sie es heraus.", offenbarte sie Maahes und grinste.
    Dann setzte sich sich gerade hin und sah zu dem Schriftstück.
    "Wollen wir beginnen?"

  • Maahes schmunzelte, während Caerellia aus ihrer Kindheit erzählte. Er kannte ein solches Vorgehen von Kindern nur allzu gut. Der Tochter des Dominus fiel es bisweilen auch ein, den Slaven zu lauschen, auch wenn es bisweilen acuh zu grenzwertigen Unterhaltungen kommen konnte. Schon einige Male hatte er selbst sie dann wieder zu Bett gebracht. Also nickte er zu den Worten der jungen Domina. “Ja, das haben Kinder so an sich. Sie sind mitunter sehr neugierig.“ Sein Blick senkte sich wieder auf das Schriftstück vor ihm und er atmete noch einmal tief durch, ehe er nun begann. “Beginnen wir doch gleich mit dem ersten Buch,“ schlug er vor, auch wenn die spanndenden Stellen sicher erst später zu finden sein würden. Maahes räusperte sich und begann mit wohltönender Stimme zu lesen:


    “Waffen und Schlachtengedröhn zu singen in wuchtiger Versart,
    War mein Beginnen: dem Stoff sollte entsprechen die Form.
    Gleich lang waren die Verse; da lachte Cupido und heimlich
    Stahl er dem unteren Vers einen der Füße hinweg.
    »Wer gab, herrischer Fant, dir ein Recht auf Gedichte? Den Musen
    Dienen wir Sänger, doch nicht solchem Gelichter wie du.
    Wie, wenn der blonden Minerva nun Venus die Waffen entrisse
    Und nun Minerva die Glut schwänge der Fackeln umher?*



    Er gab sich mit der Betonung Mühe, um diesem Abschnitt eine besondere Würze zu verleihen. Nach diesem kleinen Absatz schaute er zu Caerellia, um herauszufinden, ob ihr gefiel, was er las.



    Sim-Off:

    * Elegien der Liebe von Ovid, Projekt Gutenberg.de

  • Das sich Silana und sie so ähnlich waren konnte Caerellia nicht ahnen. Sie kannte die Tochter ihres Cousins noch zu wenig, aber das würde sich sicherlich bald ändern und dann würde man ihre Parallelen erkennen.
    "Ja? Ist Silana auch so? Denn mir kommt es so vor, als würdest du aus Erfahrung sprechen.", fragte sie ihn dann grinsend. Auch wenn Silana gestern noch schüchtern war hieß das nicht, dass sie kein kleiner Wirbelwind war.
    Doch nun war erstmal Ovid an der Reihe. Sie lehnte sich zurück und war gespannt, wie Maahes die Verse vortragen würde.
    Sie lauschte seinen Worten und seiner Stimme. Ihr Blick war auf Maahes gerichtet, aber sie nahm ihn nicht wirklich wahr. Sie lauschte Ovid.
    Caerellia legte leicht den Kopf schief, als er aufhörte.
    "Du überrascht mich jeden Tag aufs Neue, Maahes." Mehr sagte sie nicht dazu. Seine Stimme harmonierte so sehr mit dem Text, dass es Caerellia gar nicht glauben konnte.

  • “Silana muss immer erst ein wenig auftauen,“ hatte Maahes gesagt noch eher er mit dem Lesen begonnen hatte. “Aber im Grunde ist sie ein fröhliches und neugieriges Kind.“ Während er las, hatte er versucht ein wenig Pathos in seine Worte zu legen und offenbar war ihm das gelungen. Caerellia schien erfreut zu sein und überrascht. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, während sie sprach und unwillkürlich fühlte er sich geschmeichelt. “Ich gebe mir immer Mühe,“ sagte er und schaute von dem Schriftstück auf. “Besonders, wenn es so bezaubernde Zuhörer gibt.“ Er hielt inne und sprach nicht weiter. Bestimmt war er nun zu weit gegangen und die Lesung war beendet, noch ehe sie angefangen hatte. Immerhin war die Domina keine der Sklavinnen und selbst sein Charme kannte Grenzen.

  • "Das erwartet man auch von dir.", stimmte sie dem Ägypter zu und lächelte dabei. Sie wollte ihm die hochnäsige Domina vorspielen und ihn mit diesem Verhalten ein bisschen aufziehen. Doch der Spaß sollte sehr rasch ein Ende finden.
    Auch Caerellia hielt bei seinen Worten nun inne und sah geniert auf den Boden. Das waren die charmanten Worte eines Sklaven. Sonst nichts.
    Sie sollte nicht darauf eingehen. Sie hätte ihn gerne gefragt, ob er dies wirklich ernst meinte, aber das war nicht richtig. Außerdem war er ein Sklave. Er würde all das sagen, was seiner Domina gefiel.
    "Willst du nicht fortfahren?", fragte sie ihn, um dieser peinlichen Situation ein Ende zu setzen.

  • Maahes erkannte, als Caerellia zu Boden schaute, dass sie wohl peinlich berührt worden war durch seine Worte. Das hatte er nicht gewollt, doch nun war es nicht mehr zu ändern und außerdem machte es sie besonders reizend. Zu dumm nur, dass er bei allem was weiblich war handelte und erst danach das Denken anfing. Kein Wunder, dass sie nun wollte, dass er weiter las. Der Ägypter räusperte sich kurz, nachdem er entschieden hatte nicht mehr darauf einzugehen oder etwa noch nachzulegen. Stattdessen senkte er seine Blicke wieder auf die Schrift. Wo war er stehen geblieben? Ach ja:


    “Wie, wenn nun Ceres ihr Reich aufschlüg' in den Gründen der Wälder
    Und nach Dianas Gesetz würden die Fluren bestellt?
    Wie, wenn der lockige Phöbus den Wurfspieß schleuderte? Wer denn
    Lehrt' ihn zu treffen, indeß Mars an der Leier sich müht?
    Wahrlich, Knabe, zu groß ist dein Reich schon längst und zu mächtig –
    Was, Ehrgeiziger, strebst du noch nach neuem Gebiet?
    Ist, wenn dir Alles gehört, auch der Helikon dein und sein Lusthain?


    Vielleicht sollte auch er aufhören nach neuen Gebieten zu streben. Flüchtig nur hob Maahes sein Augenmerk um zu sehen, wie diese Worte bei Caerellia ankamen. Wieder hatte er sich bemüht, besonders melodiös zu lesen.


    Ist auch die Leyer Apolls nicht mehr gesichert vor dir?
    Kraftvoll hob den Gesang mir der schlachtendröhnende Vers an
    Und schon dem folgenden hast, Amor, den Flug du geschwächt.
    Fehlt für ein leichteres Lied doch auch der gefällige Stoff mir,
    Knab' oder Mädchen, mit langwallenden Locken geschmückt.«
    Also klagt' ich; da griff schon der Gott nach dem klirrenden Köcher,
    Wählte sofort den Pfeil, mir zum Verderben bestimmt,


    Die junge Domina war wirklich schön, wie sie da saß. Langwallende Locken… oh ja. Maahes seufzte tief. Fort und fort las er, bis er am Ende der Seite angelangt war. Erst dann hob er wieder den Kopf. “Ich hoffe meine Art zu lesen langweilt dich nicht,“ sagte er schließlich. Dabei machte er einen zögerlichen Eindruck. War es wirklich recht hier von Amors Pfeilen zu lesen. Aber warum nicht? Aus dem Augenwinkel heraus erkannte er, dass Aesara in den Garten getreten war und vom Ausgang der Villa zu ihnen hinüber schaute. Sollte es ihn stören? Vielleicht, denn immerhin musste er einmal mehr erkennen, dass nicht nur Amors Flug geschwächt worden war, sondern auch der seine. “Wünschst du noch etwas zum Trinken, Domina?“, wollte er dann lächelnd wissen und deutete auf den Tisch mit der Karaffe und den Bechern.

  • Die junge Iunia hatte nun die Augen geschlossen, während sie Ovids Worte aus dem Munde von Maahes lauschte. Caerellia konnte nicht ahnen, dass Maahes sie in diesen Worten wiederfand. Auch ihr war die Bedeutung dieser Zeilen bewusst, doch brachte sie Maahes damit nicht in Verbindung.
    Erst als der Sklave nachfragte, ob er sie denn nicht langweilte, hob sie ihr zartes Köpfchen und sah ein bisschen erstaunt drein. So als hätte Maahes sie bei irgendetwas verbotenes erwischt.
    "Nein. Das tut es gewiss nicht.", antwortete sie ihm und räusperte sie sich dabei, während sie sich wieder aufrecht hinsetzte.
    "Etwas verdünnten Wein, Maahes."
    Sie hatte bemerkte, dass Aesara sie beide beobachtete, aber deutet die Situation vollkommen falsch. Caerellia legte ihre beiden Hände wieder auf ihren Schoß und sah dann zu Maahes hinüber.
    "Wenn du möchtest können wir für heute auch Schluss machen. Ich glaube nämlich, dass man nach dir sucht.", vermutete sie und sie würde es ihm verziehen, wenn er nun andere Tätigkeiten zu erledigen hätte. Sie konnte Maahes nicht böse sein.

  • Es war schade, dass er den Ovid nicht auswendig kannte, denn die Iunia hatte die Augen geschlossen und schien seinen Vortrag zu genießen. Es wäre eine wunderbare Chance gewesen, sie eingehend zu betrachten, doch so mussten seine Blicke leider auf den Zeilen haften bleiben. Innerlich seufzte er und mühte sich redlich so viel Emotion in seine Worte zu legen, wie es ihm möglich war. Zwar war das, was er hier tat vielleicht für einige Menschen sehr romantisch, doch er selbst gehörte nicht dazu. Viel zu sehr vertraute er auf seinen ureigenen Charme, bei dem er nicht die Schreibe ihm fremder Dichter verwenden musste. Nein, seine Liebe war stets praktischer Natur gewesen. Doch die Momente vergingen, für die Iunia beteuerte, dass sie ihr nicht langweilig erschienen waren. Auf den Wunsch, etwas Wein trinken zu wollen, nickte Maahes, legte das Schriftstück beiseite und erhob sich, um einen Becher voll aus der Karaffe einzuschenken. Schließlich goss er noch etwas Wasser hinzu und reichte den Kelch an Caerellia weiter. Diese wollte nun ihr Beisammensein beenden und erst einen Augenblick später bemerkte er auch warum. Aesara beobachtete sie und die hart aufeinander gepressten Lippen konnte er selbst von seiner Position aus sehen. Am liebsten hätte er mit den Augen gerollt, denn zu dieser Dame zog es ihn nun gerade wirklich nicht, denn was ihn erwarten würde waren doch nicht mehr als spitzfindige Bemerkungen. “Wenn du es wünschst, Domina,“ sagte er dann aber dennoch. “Vielleicht findet sich eine andere Gelegenheit, dich zu zerstreuen.“ Doch konnte er sie nun einfach hier sitzen lassen? “Soll ich dich zum Haus zurück geleiten?“, fragte er freundlich und griff nach dem Ovid, um ihn wieder sicher in der Bibliothek verbergen zu können.

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