[...] Er hatte eine Ausgangserlaubis erhalten, was gar nicht so einfach gewesen war. Doch nun war er ein waschechter Miles der Cohortes Urbanae und auch mächtig stolz darauf. All das Training und die harte Ausbildung hatte sich ausgezahlt und er war auch stolz auf sich selbst, dass er alles durchgestanden hatte und gar nicht so schlecht gemeistert hatte. Bald würde es den ersten Einsatz geben und Scaeva freute sich schon sehr darauf. Doch heute war erst einmal feiern angesagt, wobei er allerdings darauf verzichtete, mit seiner Kumpane um die Häuser zu ziehen. In eine äußerst zivile, rostrote Tunika gekleidet hatte er sich auf den Weg in Richtung Forum gemacht und hatte die Taverna Apicia gesucht und letztendlich auch gefunden. An einem der Tische hatte er sich nieder gelassen und sich einen Becher Wein und ein wenig Wasser zum Verdünnen bestellt. Mehrfach hatte er sich umgesehen, doch von Faustus fehlte noch jede Spur. Es war zu hoffen, dass er es rechtzeitig schaffte, denn allzu lange Ausgang hatte Scaeva nicht bekommen. In ein paar Stunden würde er wieder zur Castra zurück müssen und er wollte doch alles über seinen Verwandten erfahren. Aufmerskam betrachtete er sich die Gäste, die ein und ausgingen und hoffte, dass der freme Helvetier bald unter ihnen sein würde.
Familienbande
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Abgehetzt kam ich an der Taverna an. In letzter Minute hatte es doch noch geklappt, fast wäre ich schon in Versuchung gewesen einen Jungen als Bote zu schicken, um mein nicht kommen zu entschuldigen. Jetzt war ich aber hier und atmete erleichtert auf. Nachdem ich die Taverna betreten hatte schaute ich mich suchend um, es war ja noch die Frage offen ob Scaeva Ausgang bekommen hatte. Erfreut stellte ich fest, hatte er, denn da saß er und wartete schon. Ich trat an seinen Tisch heran und grüßte. Scherzhaft meinte ich.
Salve, Entschuldigung ist hier noch ein Platz frei. -
Er war mittlerweile bei seinem zweiten Becher angelangt, doch noch hatte er die Hoffnung nicht aufgegeben. Eine kleine Schönheit in einer sehr kurzen Tunika hatte auch begonnen mit ihm zu flirten, doch Scaeva wollte nicht, dass sie zu ihm kam. Für derlei Vergüngen wollte er kein Geld ausgeben und noch verspürte er nicht den Drang, sich auf diesem Gebiet Erleichterung verschaffen zu müssen. Stattdessen schaute er immer wieder zum Eingang und nahm sich vor, nach dem dritten Becher zu gehen und sich seinen feiernden Kameraden anzuschließen. Das wäre immerhin besser, als allein in einer Taverne vergebens zu warten. Doch dann erschien Faustus doch. Scaeva hob die Hand und winkte ihm zu, dann deutete er auf den leeren Platz ihm gegenüber.
“Salve! Ich wollte ihn schon der entzückenden Schönheit dort drüben überlassen,“ sagte er dann heiter und deutete auf die Sklavin in der knappen Tunika. “Doch noch ist er frei, wenn du schnell genug bist!“ Scaeva lachte, während sich nun auch die Sklavin näherte, um zu fragen, was sich der Angekommene zum Trinken wünschte.
“Das ist schon mein zweiter Becher,“ sagte er. “Aber für die Familie wartet man doch gern.“ Erwartungsvoll blickte er Faustus entgegen, wobei er ihn auch ein wenig bemusterte. Es war doch immer spannend, einen Helvetier kennen zu lernen. -
Lächelnd musterte ich die musterte ich die Schönheit.
Nicht schlecht, aber ich denke für einen frischgebackenen Miles, bist du doch?
Diese Frage schob ich rasch dazwischen,
kommt es teuer, erstmal die Getränke dann ihr Preis. An den Straßenecken und in billigen Lupanars gibt es dies billiger. Allerdings, wie lange hattest du keinen Ausgang? Da müsste dir so ein Besuch willkommen sein. Vorteile, wenn du es geschickt anstellst, kann es für einen Urbanear auch haben, du kannst dort gute Informationen erhalten.
Damit komme ich zu dem Teil der uns hier zusammenführt. Sagt dir der Name Morrigan etwas? Ich meine im Zusammenhang mit dem Namen Helvetius und dem eines Lupanars? Es soll einen sehr guten Ruf haben?
Meine Frage ließ ich kurz wirken, derweil winkte ich die Bedienung herbei.
Du isst doch auch etwas mit? Wie versprochen bist du heute mein Gast.
Herje, bremste ich mich dann selber, man merkt wirklich, du ist nicht wirklich den Umgang mit Menschen gewohnt, du redest und redest. Hol Luft und entspann dich. -
“Ich glaube nicht, dass mich mein Weg heute noch in ein Lupanar führt,“ sagte Scaeva und lächelte dabei. “Ich hatte während meiner gesamten Grundausbildung keinen Ausgang, aber dennoch zieht es mich nicht zu einem leichten Mädchen.“ Immerhin waren seine Gedanken noch voll von Vera, die er hatte zurücklassen müssen. “Aber du hast recht, woher sollten die guten Informationen kommen, wenn nicht von einer Lupa. Nur leider muss man dafür bezahlen. Morrigan sagt mir nichts, auch nicht im Zusammenhang mit einem Helvetius. Bevor ich zu den Urbanern ging war ich nicht in Rom, sondern bei Ostia, weshalb ich mich auch noch nicht so gut auskennen. Alles Wissenslücken, die ich dringend ausfüllen sollte, wenn ich hier ein Bein an die Erde bekommen möchte.“ Scaeva lachte. “Ich esse gerne etwas. So langsam hängt mir der Puls zum Halse raus. Ich hoffe, hier gibt es auch etwas anderes. Danke für die Einladung, die nehme ich gerne an.“ Zwar hatte er seinen Sold schon erhalten, doch kostenloses Essen war immer gut. Eines Tages würde er sich dabei bei Faustus revangieren. “Bist du schon lange in Rom?“ wollte er dann wissen.
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So so also auch kein waschechter Römer aber den Marcus Helvetius Severus kennst du schon?
Leicht genervt schaute ich mich nun wiederholt nach der Bedienung um.
Nach was steht dir denn der Sinn? Wurst oder Schinken vom Schwein, Huhn oder Wildente, oder etwas von einen Wildbrett? Ich für meinen Teil wähle heute Taube, die gab es auf meinem Gut weniger.
Ich überlegte kurz, richtig die Frage war ob ich schon lange in Rom war.
Nein ich bin gerade erst ein paar Tage hier in Rom. Bei meiner Arbeitssuche hatte ich Glück oder sagen wir besser die richtige Idee zum Nachfragen. Beim ersten Anlauf bekam ich gleich eine Stelle. Als ich bei dir an der Kaserne war hatte ich den Nachmittag frei bekommen für gute Arbeit und einen Gehaltsbonus. Mir scheint es lässt sich gut an. Aber sag leben deine Eltern noch oder hast du Geschwister?
Endlich die Bedienung kam an unseren Tisch,
bitte wähle du zuerst.
Aufmunternd schaute ich Scaeva an. -
“Nein, kein waschechter Römer!“, lachte Scaeva heiter. “Ich bin ein Landei und ich denke, nach einigen Dingen, die man hier sieht, ist das auch ganz gut so. Ich bin recht behütet aufgewachsen und wer weiß ob das im Rom gewährleistet gewesen wäre.“ Dann überlegte er. Was wollte er essen? “Ich glaube ich entscheide mich für Wurst und Schinken. So oft bekommen wir das in das Castra nicht.“ Wildbret mochte er sowieso nicht allzu gerne, denn der Geschmack war ihm meistens ein wenig zu herb und Geflügel hatte er in Ostia genug gegessen. Dann lauschte er den Worten von Faustus. Also war diese auch noch nicht lange in Rom. Das hätte ihn auch gewundert, denn schließlich hatte Severus ihn nie erwähnt. “Ich habe Severus gleich kennen gelernt, nachdem ich in Rom angekommen war. Bei ihm habe ich auch nach meiner Ankunft übernachtet. Dass du eine Stelle gefunden hast ist sehr gut. Das ist das Wichtigste.“ Scaeva nickte. “Mein Vater ist vor einiger Zeit gestorben, aber meine Mutter lebt noch. Ich habe drei Brüder. Zwei sind tot, sie sind an einer elenden Krankheit gestorben und mein dritter Bruder ist irgendwo an der Küste, was das beste für seine Lunge ist, wie der Medicus meinte.“
Dann kam die Bedienung und Scaeva lächelte ihr entgegen. “Für mich ein wenig Wurst und Schinken,“ sagte er dann. “Wenn du bestellt hast, musst du mir mehr von dir erzählen. Woher kommst du und welche Stelle hast du ergattern können?“
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Ach das war ja interessant, Scaeva war auch auf dem Land aufgewachsen.
Das freut mich, du hast noch wenigstens einen Teil deiner engsten Familie. Ich hoffe deiner Mutter und deinem Bruder geht es gut.
Von der Bedienung unterbrochen hörte ich mir seine Bestellung an.
Bring ihm ruhig eine vernünftige Portion
ergänzte ich
und für mich bitte eine gebratene Taube und nochmal Wein für uns.
Mich an Scaeva wendend meinte ich,
Wurst und Schinken hatte ich bis jetzt reichlich, ich möchte etwas neues kennen lernen.
Damit war ich auch schon bei meinem bisherigen Leben.
Ich wuchs auf dem Landgut meiner Eltern auf. Zuerst starb meine Mutter bei der Geburt eines Kindes, dies überlebte auch nicht. Schon wenige Monate später erkrankte meine Vater auch. Zum Glück war ein erfahrener, ehrlicher Verwalter bei uns angestellt. Er und seine Frau kümmerten sich um uns. Um Silana und mich, sie verstarb auch vor zwei Jahren.
Ich machte eine Pause, ihr Tod ging mir noch immer sehr nahe.
Tja und ich war alleine, arbeitet und lernte alles was man für einen erfolgreichen landwirtschaftlichen Betrieb braucht. In den letzten Monaten hatte ich dann aber plötzlich immer mehr genug vom leben auf dem Lande und ich wollte nach Rom. Da half kein Zureden von Seiten des Verwalters, ich wollte einfach in die Stadt. Ich sagte mir wenn es schief geht kannst du ja jederzeit zurück und so packte ich mir Mania, meine Sklavin und machte mich auf.
Lachend und Augenzwinkernd fügte ich hinzu,
schließlich muss sich ja einer hier um mich kümmern, wenn du verstehst was ich meine? Sie ist übrigens eine ausgezeichnete Köchin, du siehst in dieser Richtung bin ich bestens versorgt.
Bei der Wohnungssuche brauchte ich allerdings etwas Ausdauer, aber auch das ist jetzt gelöst und auch das Problem Arbeitssuche. Da hatte ich wirklich unverschämtes Glück. Der Praetor Urbanus, war nicht zufrieden mit seinem Scriba, nein zwei waren es sogar und nach einer Probeaufgabe, die ich bestand obwohl ich überhaupt keine Ahnung von der Juristerei habe, bekam ich die Stelle eines Liktors und Scriba bei ihm. Nun was mir geholfen hat ist mein Gedächtnis, was ich einmal gelesen habe, prägt sich meist wörtlich bei mir ein.
Lachend hob ich meinen Weinbecher,
auf Rom, den Kaiser und uns. -
“Ja, ich kann mich glücklich schätzen noch immer meine Mutter zu haben. Leider ist der Kontakt zu meinem verbliebenen Bruder vollkommen abgebrochen. Ich könnte nicht einmal sagen, wo er sich jetzt genau befindet.“ Scaeva konnte nur hoffen, dass es ihm gut ging, doch viel Zeit um über ihn nachzudenken hatte er nicht. Dann hob er seinen Becher. “Auf Rom! Den Kaiser! Und uns!“, prostete er dann seinem Verwandten zu und trank einen guten Schluck. Es schmeckte gut und vor allem nach mehr, aber dennoch setzte er erst einmal seinen Becher wieder ab. Er hatte nicht vor sich zu betrinken, obwohl es eigentlich ja an diesem Abend gleich zwei Gründe zum Feiern gab. Aber der Abend war ja auch noch jung genug und wer konnte schon wissen, was er noch bringen würde. Es war interessant, dass Faustus auch auf dem Land aufgewachsen war. “Es tut mir leid, dass du auch so viele Verluste erlitten hast. Es ist niemals einfach Mitglieder der Familie zu verlieren.“ Auch er selbst dachte noch oft mit Wehmut an Vater und Brüder, doch er hatte es sich abgewöhnt übermäßgi zu trauern. Das brachte niemanden zurück und hielt einen nur vom Leben ab. “Ich habe auch viel über den Betrieb gelernt. Wir bauen Oliven an und ein wenig Getreide für den Hausgebrauch. Vielleicht können wir das eines Tages noch ausbauen. Nur an mir ist kein Landwirt verloren gegangen. Ich wollte schon immer in die Legion, so lange ich denken kann. Mein Vater war immer mein Vorbild.“ Nun lächelte er und schaute zu dem Tresen hinüber, hinter dem einiges an Arbeit vonstatten ging. Auf die Wurst freute er sich schon. “Vielleicht werde ich auch eines Tages eine eigene Sklavin haben, doch im Moment wird es noch für eine ganze Weile heißen: ‚Selbst ist der Mann‘. Aber dafür brauche ich mich auch nicht um eine Wohnung zu sorgen und so lange mein Sold noch ausgezahlt wird, geht es mir recht gut. Die Grundausbildung war zwar anstrengend und das Soldatenleben wird es sicherlich auch, aber ich freue mich schon sehr darauf.“ Dann trank er doch noch einen Schluck und blickte Faustus fragend entgegen. “Was sind deine Aufgaben als Liktor?“, wollte er dann wissen. “Als Scriba würde ich mich nicht eignen. Meine Schrift ist eine Katastrophe.“ Scaeva lächelte verlegen. “Aber ich denke mal, das ist einfach nur eine Übungssache. In Ostia hatten wir auch einen fähigen Verwalter, der das alles für mich übernommen hat. Ich könnte mir ein Leben zwischen Schrftstücken einfach nicht denken.“
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Kurz blickte ich in meinen Weinbecher,
weiß du vor einem Jahr, wäre es mir ach nie in den Sinn gekommen, mich zwischen Akten zu sehen. Doch meine Arbeit ist weit interessanter, ich lerne etwas über unsere Gesetze, dazu verfolge Hinweise auf Fragen des Prätors. Hinzu kommt ich bin ja auch noch Liktor und werde ihn bestimmt von Fall zu Fall zu wichtigen Terminen begleiten. Soviel wirkliche Schreibarbeit habe ich bisher noch gar nicht verrichtet.
Inzwischen war mein Weinbecher leer, suchend schaute ich mich nach der Bedienung um, fing ihren Blick ein, hob meinen Becher hoch und zeigte zwei Finger hoch mit der anderen Hand, sie nickte mir verstehend zu.
Was mir jetzt noch fehlt, ist ein wenig Kampferfahrung,
ich schüttelte mit dem Kopf,
nein richtig gesagt, mehr Ahnung von Selbstverteidigung. Zu Hause haben wir ein wenig mit Stöcken gespielt, du weißt schon, so getan als ob, aber das waren nur Spiele, keine ernstzunehmende Übungen. Na ja es wird sich vielleicht irgendwer finden der es übernimmt, mir das einzubläuen,
lachte ich. Bevor ich mir ein Stück Taubenfleisch in den Mund steckte, fragte ich noch
und nun erzähle du was macht ihr noch besonders als Kampfübungen, Wache stehen und durch die Straßen Roms zu rennen.
Es sollte nicht respektlos klingen, denn ich war froh, dass es die Soldaten gab, die ein friedliches Miteinander gewährleisteten.
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