Panik machte sich breit, während Männer und Frauen mit Fackeln zur Villa Tiberia hinaufzogen. Die Haussklaven des Hauses verbarrikadierten die Tür mit allerhand Möbeln von Innen und doch war die Hauptporta bald durchbrochen, da die grausamen Seelen bereits Äxte mitgebracht hatten, um in das Haus einzudringen.
Die anwesenden Mitglieder der angesehenen Familie waren überfordert und suchten die Veteranen, welche sie beschäftigten, um sie zu schützen. Doch die bewaffneten Kräfte hatten sich versteckt oder waren geflohen, denn kein Geld der Welt konnte diese verfahrene Situation auflösen. Immer wieder schlugen die Äxte gegen das Holz der Tür, während bereits einige Fackeln auf das Dach des Hauses flogen. Der Pöbel gröhlte und jaulte über diesen Moment. Einige freuten sich sogar auf eine lukrative Plünderung und waren nur deshalb mit den Aufständischen aufgebrochen. Es war nicht die Untreue ihrer Kräfte, die hier lebenden Tiberii beunruhigte, sondern das es scheinbar keine Hilfe von außerhalb mehr geben konnte. Da man durch ein kleines Seitenfenster beobachten konnte, wie bereits andere Domus gestürmt wurden. Was war geschehen? Es war diese Unsicherheit, die sie aufraß und bei den Menschen kaltes Wimmern auslöste. Ihre Welt brach zusammen und würde sicherlich heute enden, wenn die Götter keine Gnade kannten. Ein älterer Mann in eleganter Kleidung kauerte am Hausaltar und zündete mehrere Rauchopfer an, um die Götter als Beistand zu gewinnen oder zumindest die Laren. Immer noch schlugen die Äxte gegen die Porta, bis erste Holstücke herausbrachen und das trotz des massiven Holzes, welches einst mal schön gearbeitet war. Doch es fassten sich zwei der versteckten Veteranen ein Herz und stellten sich mit ihren Holzknüppel hinter die Porta, während man versuchte den Seiteneingang zu öffnen. Doch auch hier hatte sich bereits das mörderische Pack gesammelt. Schnell stieß man auch diese Tür zu und legte den schweren Riegel ein. Man war hier gefangen. Elendig gefangen.
Die Haussklaven suchten Schutz bei ihren Herren, kauerten nun zusammen mit diesen im Atrium, während die Geräuschkulisse immer bedrohlicher wurde. Die Porta brach immer weiter ein und die beiden Veteranen blickten sich todesgewiss an. Es gab auch für sie kein Entkommen mehr.
Das Holz brach und die Mörder fanden Einlass. Mit jenen Äxten schlugen sie auf die fast wehrlosen Beschützer ein, die sich mit Mühe noch einigen Hieben mit ihren Knüppeln erwehren konnten. Erst als die beiden Römer zu Boden gegangen waren, ließ man von ihnen ab, denn man hatte wichtigere Ziele: den Reichtum des Hauses. Der alte Mann fiel als nächstes, als ihn ein Knüppel den Schädel zerschlug.
Im Geschrei des Todes, rückten die Gefährdeten enger zusammen, beteten gemeinsam und versuchten sich in dieser furchtbaren Zeit nah zu sein. Schließlich durchbrachen die Aufständischen mitsamt den Plünderern auch die Tür zum Atrium, wo sie die Tiberii mit einigen ihren Haussklaven vorfanden. In ihren Gesichtern lag Angst, Trauer und Wut über diese Ungerechtigkeit, nun vergehen zu müssen. Die Mordlustigen geiferten mit Hunger nach deren Tod. Auch Frauen waren darunter, die mit Holzlatten und Fackeln in die Villa eingedrungen waren. "Verräter," spuckte einer der Aufständischen zu den Haussklaven, die sich schützend in den Armen der Tiberii hielten. "Sterbt mit euren Herren," sagte ein anderer und schlug einer Haussklavin, wohl einmal Küchenhilfe, die Axt in den Schädel, bis dieser auseinander fiel. Die Tiberii und ihr Haus schienen nun mehr gefasst und verfielen in eine wortlose Starre, die nur von Tränen durchbrochen wurde. In einem wilden Gemenge aus Schlägen und Hieben ging das Haus unter. Es dauerte eine schreckliche Zeit bis alle niedergemacht waren und die Aufständischen entfernten sich nach Tatwerk von den toten Körpern, die sie aus Rachsucht und Mordlust arg geschunden hatten. Nur wenig konnte man an diesen armen Seelen noch als Mensch erkennen, da sie zertrümmert, zerhackt oder zerschlagen worden waren. Wenigstens starben sie im gemeinsamen Trost; Arm in Arm. In einer riesigen Blutlache, einem einsamen Meer aus roter Farbe, ertranken die Hoffnungen dieses Hauses, während jenes Blut ins Becken des Atrium floss, wo es sich zerlief und ein sanftes Rosa im Wasser zurückließ. Die wütenden Mörder fanden endlich, was sie gesucht hatten und trugen Kisten mit Gold, Geschmeide und selten Dingen vor die Tür, um sie dort auf die Straße zu kippen, um die Beute an alle Willigen zu verteilen. "Varia," rief einer der Männer. "Unser Dank," setzte er fort und doch war der Bluthunger nicht gestellt. Der Pöbel begann sich an den Wertsachen zu bedienen, als eine kleine Truppe der Verdammten erneut ins Haus ging und begierig auf die sterbenden Veteranen, die einst Beschützer sein wollten, eintraten und dann mit zwei gezielten Schlägen ihre Häupter abzutrennen. Man warf die Köpfe einfach auf die Straße und trat sie den Hang hinunter.
"Hier ist noch einer," sagte einer der elendigen Seelen mit einem teuflischen Grinsen, als man im Keller des Hauses einen Hausbesucher, wohl auch Patrizier fand, den man aufrichtig die Treppe hinauf zog. "Ich bin ein ... ," wollte er sagen aber wurde unterbrochen. "Das bedeutet nichts mehr. Rom ist tot und jetzt gibt es nur noch uns," antwortete einer seiner abführenden Peiniger, während sich der Patrizier einnässte und die Seide mit Urin beschmutzte. "Ihr Römer kreuzigt uns Sklaven doch gerne," meinte einer der Aufständischen böse, während man den Patrizier vor die verputzte Hauswand zerrte. "Hammer und Nägel," riefen sie in die Menge und eine eifrige Frau brachte jenes Werkzeug. Mit einer gewissen Anstrengung hob man den Mann an, schlug ihm mehrfach Nägel in den Unterarm, da man kein Kreuz zur Verfügung hatte aber den Mann sichtbar in bekannter Position befestigen wollte. Er schrie in voller Pein auf aber konnte sich nicht befreien, da zu viele Hände sein Leid wollten. Ein sadistisches Lachen ging durch die Meute, während sie ihr Werk vollenden und der Mann in in sichtbarer Höhe an der Wand hing. "Das sieht gut aus," bedankte man sich bei ihm, während er bereits ins Jenseits abdriftete. Man schlug ihm noch zwei mal ins Gesicht und zog dann mit verteilter Beute weiter. Es gab noch andere Häuser zu plündern und viele Römer zu töten. Zum Abschluss warfen ein paar Jugendliche und Frauen Fackeln ins Haus und gossen Öl hinein. Ein helles und höllisches Feuer begann den Dachstuhl zu umschließen, während sich die Flammen gierig ausbreiteten. Die Villa Tiberia brannte strahlend, wie ihr einstiger Heldenmut. Eine Tragödie, die sich heute mehren sollte.
Ein trauriger Tag in Rom.
Mit ATV abgeprochen und genehmigt von ihm