Villa Tiberia - Das Ende

  • Panik machte sich breit, während Männer und Frauen mit Fackeln zur Villa Tiberia hinaufzogen. Die Haussklaven des Hauses verbarrikadierten die Tür mit allerhand Möbeln von Innen und doch war die Hauptporta bald durchbrochen, da die grausamen Seelen bereits Äxte mitgebracht hatten, um in das Haus einzudringen.
    Die anwesenden Mitglieder der angesehenen Familie waren überfordert und suchten die Veteranen, welche sie beschäftigten, um sie zu schützen. Doch die bewaffneten Kräfte hatten sich versteckt oder waren geflohen, denn kein Geld der Welt konnte diese verfahrene Situation auflösen. Immer wieder schlugen die Äxte gegen das Holz der Tür, während bereits einige Fackeln auf das Dach des Hauses flogen. Der Pöbel gröhlte und jaulte über diesen Moment. Einige freuten sich sogar auf eine lukrative Plünderung und waren nur deshalb mit den Aufständischen aufgebrochen. Es war nicht die Untreue ihrer Kräfte, die hier lebenden Tiberii beunruhigte, sondern das es scheinbar keine Hilfe von außerhalb mehr geben konnte. Da man durch ein kleines Seitenfenster beobachten konnte, wie bereits andere Domus gestürmt wurden. Was war geschehen? Es war diese Unsicherheit, die sie aufraß und bei den Menschen kaltes Wimmern auslöste. Ihre Welt brach zusammen und würde sicherlich heute enden, wenn die Götter keine Gnade kannten. Ein älterer Mann in eleganter Kleidung kauerte am Hausaltar und zündete mehrere Rauchopfer an, um die Götter als Beistand zu gewinnen oder zumindest die Laren. Immer noch schlugen die Äxte gegen die Porta, bis erste Holstücke herausbrachen und das trotz des massiven Holzes, welches einst mal schön gearbeitet war. Doch es fassten sich zwei der versteckten Veteranen ein Herz und stellten sich mit ihren Holzknüppel hinter die Porta, während man versuchte den Seiteneingang zu öffnen. Doch auch hier hatte sich bereits das mörderische Pack gesammelt. Schnell stieß man auch diese Tür zu und legte den schweren Riegel ein. Man war hier gefangen. Elendig gefangen.
    Die Haussklaven suchten Schutz bei ihren Herren, kauerten nun zusammen mit diesen im Atrium, während die Geräuschkulisse immer bedrohlicher wurde. Die Porta brach immer weiter ein und die beiden Veteranen blickten sich todesgewiss an. Es gab auch für sie kein Entkommen mehr.
    Das Holz brach und die Mörder fanden Einlass. Mit jenen Äxten schlugen sie auf die fast wehrlosen Beschützer ein, die sich mit Mühe noch einigen Hieben mit ihren Knüppeln erwehren konnten. Erst als die beiden Römer zu Boden gegangen waren, ließ man von ihnen ab, denn man hatte wichtigere Ziele: den Reichtum des Hauses. Der alte Mann fiel als nächstes, als ihn ein Knüppel den Schädel zerschlug.
    Im Geschrei des Todes, rückten die Gefährdeten enger zusammen, beteten gemeinsam und versuchten sich in dieser furchtbaren Zeit nah zu sein. Schließlich durchbrachen die Aufständischen mitsamt den Plünderern auch die Tür zum Atrium, wo sie die Tiberii mit einigen ihren Haussklaven vorfanden. In ihren Gesichtern lag Angst, Trauer und Wut über diese Ungerechtigkeit, nun vergehen zu müssen. Die Mordlustigen geiferten mit Hunger nach deren Tod. Auch Frauen waren darunter, die mit Holzlatten und Fackeln in die Villa eingedrungen waren. "Verräter," spuckte einer der Aufständischen zu den Haussklaven, die sich schützend in den Armen der Tiberii hielten. "Sterbt mit euren Herren," sagte ein anderer und schlug einer Haussklavin, wohl einmal Küchenhilfe, die Axt in den Schädel, bis dieser auseinander fiel. Die Tiberii und ihr Haus schienen nun mehr gefasst und verfielen in eine wortlose Starre, die nur von Tränen durchbrochen wurde. In einem wilden Gemenge aus Schlägen und Hieben ging das Haus unter. Es dauerte eine schreckliche Zeit bis alle niedergemacht waren und die Aufständischen entfernten sich nach Tatwerk von den toten Körpern, die sie aus Rachsucht und Mordlust arg geschunden hatten. Nur wenig konnte man an diesen armen Seelen noch als Mensch erkennen, da sie zertrümmert, zerhackt oder zerschlagen worden waren. Wenigstens starben sie im gemeinsamen Trost; Arm in Arm. In einer riesigen Blutlache, einem einsamen Meer aus roter Farbe, ertranken die Hoffnungen dieses Hauses, während jenes Blut ins Becken des Atrium floss, wo es sich zerlief und ein sanftes Rosa im Wasser zurückließ. Die wütenden Mörder fanden endlich, was sie gesucht hatten und trugen Kisten mit Gold, Geschmeide und selten Dingen vor die Tür, um sie dort auf die Straße zu kippen, um die Beute an alle Willigen zu verteilen. "Varia," rief einer der Männer. "Unser Dank," setzte er fort und doch war der Bluthunger nicht gestellt. Der Pöbel begann sich an den Wertsachen zu bedienen, als eine kleine Truppe der Verdammten erneut ins Haus ging und begierig auf die sterbenden Veteranen, die einst Beschützer sein wollten, eintraten und dann mit zwei gezielten Schlägen ihre Häupter abzutrennen. Man warf die Köpfe einfach auf die Straße und trat sie den Hang hinunter.
    "Hier ist noch einer," sagte einer der elendigen Seelen mit einem teuflischen Grinsen, als man im Keller des Hauses einen Hausbesucher, wohl auch Patrizier fand, den man aufrichtig die Treppe hinauf zog. "Ich bin ein ... ," wollte er sagen aber wurde unterbrochen. "Das bedeutet nichts mehr. Rom ist tot und jetzt gibt es nur noch uns," antwortete einer seiner abführenden Peiniger, während sich der Patrizier einnässte und die Seide mit Urin beschmutzte. "Ihr Römer kreuzigt uns Sklaven doch gerne," meinte einer der Aufständischen böse, während man den Patrizier vor die verputzte Hauswand zerrte. "Hammer und Nägel," riefen sie in die Menge und eine eifrige Frau brachte jenes Werkzeug. Mit einer gewissen Anstrengung hob man den Mann an, schlug ihm mehrfach Nägel in den Unterarm, da man kein Kreuz zur Verfügung hatte aber den Mann sichtbar in bekannter Position befestigen wollte. Er schrie in voller Pein auf aber konnte sich nicht befreien, da zu viele Hände sein Leid wollten. Ein sadistisches Lachen ging durch die Meute, während sie ihr Werk vollenden und der Mann in in sichtbarer Höhe an der Wand hing. "Das sieht gut aus," bedankte man sich bei ihm, während er bereits ins Jenseits abdriftete. Man schlug ihm noch zwei mal ins Gesicht und zog dann mit verteilter Beute weiter. Es gab noch andere Häuser zu plündern und viele Römer zu töten. Zum Abschluss warfen ein paar Jugendliche und Frauen Fackeln ins Haus und gossen Öl hinein. Ein helles und höllisches Feuer begann den Dachstuhl zu umschließen, während sich die Flammen gierig ausbreiteten. Die Villa Tiberia brannte strahlend, wie ihr einstiger Heldenmut. Eine Tragödie, die sich heute mehren sollte.
    Ein trauriger Tag in Rom.



    Sim-Off:

    Mit ATV abgeprochen und genehmigt von ihm

  • “Mama?“ klagte die Stimme eines kleinen Kindes durch die brennende Ruine. Menschliche Ohren konnte sie nicht hören. Die meisten Menschen waren nur auf das beschränkt, was sie sehen und anfassen konnten, auf die Dinge, die ihnen begreiflich waren. Der Tod war für sie so erschreckend, so endgültig, dass sie seine wahre Bedeutung, seine wahre Größe nicht erfassen konnten. Darum hörten die wenigsten von ihnen auch das, was nach dem Tod von einem Menschen blieb.
    Aber Mercurius war ein Gott, und Mercurius hörte. “Mama? rief es nochmal. Und er kam. Wie er bei jedem Tod kam. Leise, ruhig, pflichtbewusst. Es war seine Aufgabe, die Toten zu sammeln und zu Pluto zu bringen, damit er sie in seinem Reich aufnehmen konnte. Er war der einzige Gott, der in allen Reichen wandern konnte, seien es die Gefilde der Götter, der Menschen, des Meeres oder der Unterwelt. Daher war dies seine Aufgabe, da er als einziger sie alle erreichen konnte. “Mama, ich kann dich nicht sehen!“
    Mercurius folgte dem Weinen. Das Feuer, das brannte, konnte ihm nichts anhaben. Seine Flammen schienen erstarrt, als er ruhig durch die brennende Ruine trat. Hinter einem umgestürzten Flechtkorb sah er das Mädchen, vielleicht vier Jahre alt, wie es sich versteckte und weinte. Dass seine fleischliche Hülle zu seinen Füßen lag, blutend und zerschmettert, bemerkte das Kind nicht. Mercurius, der es sonst immer so eilig hatte, ließ sich Zeit. Denn was war Zeit schon für einen Gott? Oder einen Geist? Gemessen am Leben einer Fliege war ein Augenblick eine Stunde. Was war also dieser Augenblick gemessen an der Unendlichkeit eines göttlichen Daseins? Nichts.
    “Komm mit mir, Kind“ sagte er sanft und streckte dem Kind die Hände entgegen. Das Mädchen blickte auf aus verweinten Augen, die keine Tränen mehr vergießen konnten. Ich kann meine Mama nicht finden.“ “Ich helfe dir suchen. Sie kommt auch mit auf die Reise.“
    Das Kind zögerte, einen Herzschlag, eine Unendlichkeit, und ergriff seine Hand. Sie ließen den brennenden Korb und die tote Hülle hinter sich und gingen weiter durch das Haus. “Mama hat gesagt, ich soll mich verstecken.“ “Ich weiß. Sie hat dich sehr lieb.“
    Sie kamen durch die Küche, wo Mercurius einer verwirrten Haussklavin die Hand entgegenstreckte. “Der Schmerz ist vorbei. Komm mit.“ Sie war ein wenig verwirrt, sah sich um. “Warum?“ fragte sie nur. Warum, fragten fast alle. “Weil es deine Zeit war. Weil es so Sinn macht“, antwortete Mercurius, wie immer. Und auch, wenn sie noch nicht verstand, kam auch sie mit.
    Sie gingen weiter, kamen noch an weiteren Seelen vorbei. Manche verwirrt, manche ärgerlich, manche weinend. Aber alle kamen sie mit. Im Atrium waren am meisten. Hier klagten sie am lautesten, weinten, schrien, hatten den Schrecken ihres Lebens noch mitgenommen in ihren Tod. Bis Mercurius sie berührte, einen nach dem anderen, ihnen die Ruhe wiedergab, den Frieden, die Zuversicht.
    “Mama!“ rief das kleine Mädchen und flog seiner Mutter in die Arme. Mama, ich hab dich so lieb!“ Mercurius wartete, ließ Mutter und Kind sich vereinigen, ihre gegenseitige Liebe sich berühren, und kam dann langsam zu ihnen. “Kommt mit“, sagte er nur sanft und reichte auch der Mutter seine Hand.


    Alle folgten sie ihm. Auch der Mann an der Wand, von seinen Leiden endgültig getrennt, folgte ihm. Das kleine Mädchen fragte: “Wohin gehen wir?“
    “Dahin, wo alle Seelen gehen. Zu meinem Onkel, dem reichen Vater, Dis Pater.“ antwortete Mercurius wahrheitsgemäß.
    “Ist es da schön?“ fragte das Mädchen.
    Mercurius zögerte kurz, wog seinen Kopf hin und her. War es schön in der Unterwelt? “Es ist anders als das Leben. Gerechter, als das Leben. Es ergibt Sinn. Daher, ja, es besitzt Schönheit.“
    Der Geist nickte, auch wenn er nicht verstand. Aber er würde es verstehen. “Werde ich meine Freunde wiedersehen?“
    “Wenn es ihre Zeit ist, sicher.“
    “Wann ist es ihre Zeit?“
    “Bald, Kind. Du wirst die Wartezeit nicht bemerken.“


    Ein Wind blies noch einmal über die Ruine, und dann waren Mercurius und all die Seelen, die hier auf ihn nur gewartet hatten, verschwunden.

  • Die Villa ein riesiger Schutthaufen. Der Gestank von verbranntem Fleisch und verkohltem Holz hing in der Luft. Corvina schlich den Hang hinauf, als ob sie eine schwere Last zu tragen hatte. Roxana sah nach unten aufs Pflaster hielt sich an Thessalius fest. Gordius ging voraus und Inaros blieb neben seiner Domina. Sie war kreidebleich, atmete schwer und drohte jeden Augenblick zusammen zu brechen. Bevor sie den Eingang erreicht hatten, kam Gordius zurück. „ Domina ich würde an deiner Stelle nicht bis zur Villa gehen.“ Corvina blieb stehen, zögerte. Sie musste sich selbst ein Bild machen. Was sie dort oben erwartete ahnte sie nicht.„ Roxana du bleibst mit Thessalius hier. Wir gehen zur Villa.“ Sie hatte entschieden. Gordius gab Inaros einen Wink. Beide flankierten die Tiberia. Es war schlimm , schlimmer als sie sich ausgemalt hatte. Ein wenig Feuer und zwei oder drei Tode. Was sie zu sehen bekam war für sie nicht fassbar. Es überstieg alles was sie bisher gesehen hatte und sich sich vorgestellten konnte. Ruckartig blieb sie stehen, ihr Blick hing starr an dem Toden, den diese Mörder an der Wand gekreuzigt hatten. Tränen schossen ihr in die Augen, sie presste die Hand zur Faust geballt vor den Mund. Innerlich schrie sie laut auf. Sonst so selbstbewusst und stark, war sie kurz davor zusammen zu brechen. „ Onkel Titus (NSC)“ Gordius und Inaros griffen ihr unter die Arme. Corvina war dankbar. Sie wendete ihren Blick ab. Was für abscheuliche Menschen waren das? Der Sitz der Tiberer in Rom war verwüstet, ausgelöscht. Corvina fasste sich, löste sich aus dem Griff ihrer custos. Man merkte ihr an, dass sie erschöpft war, sich dennoch keine Blöße geben wollte. „ Nehmt ihn ab.“ Ein Blick über die Ruine, hier war nichts mehr zu retten, geplündert bis auf die Grundmauern. Corvina wollte nicht länger auf das Elend sehen, dreht sich abrupt weg und lenkte ihre nicht mehr so sicheren Schritte zurück zu Roxana und Thessalius. Wo sollte sie hin? Bei einem Klienten unterkommen? Nein, gab es nicht eine andere Möglichkeit? „ Was machen wir jetzt? Thessalius weißt du einen Rat? Nach Germanien zu Verus und Lucia? Tiberius Merula ist auf Studienreise.“ Thessalius runzelte die Stirn. „Du könntest bei den Aurelii vorsprechen. Zu ihnen besteht eine lange und enge freundschaftliche Beziehung.“ Das war ein kleiner Hoffnungsschimmer am dunklen Horizont. Corvina wollte nicht länger hier auf der Straße stehen bleiben. Das Gesindel war sicher immer noch unterwegs. „ Wir gehen zur Villa der Aurelii.“ Der kleine Trupp setzte sich in Bewegung und erreichte unbehelligt den vorgegebenen Zielort.

  • Es ging einfach den Augen und der Nase nach. Der Rauch war nicht zu übersehen, der Gestank nicht zu verdrängen. War das aufregend! Sisenna - obwohl klein von Statur - bückte sich, während sie auf das Anwesen zuschlich. Rauch schwebte in der Luft und vermutlich würde sie eher ihr Hüsteln verraten aus ein aufgerichteter Körper. Je näher sie kamen, umso größer wurde die Gewissheit.


    "Das ist die Villa der Tiberia", flüsterte sie über die Schulter hinweg, denn hinter sich vermutete sie Sofian. "Das ist toll!" Sie meinte natürlich nicht die Zerstörung, sondern die große Chance für sich und ihre Bienen."Sieh nur den Garten! Ich möchte da rein." Sie zeigte auf die Grundstücksmauer. "Der Eingang liegt ein noch Stück weiter." Sie tippte mit den Zeigefinger geradeaus voraus in die Luft und kicherte. Selten hatte sie so viel Spaß und Abenteuer erlebt. Kein ihr bekanntes Spiel bot so viel Aufregung.
    Dann kam ihr eine entscheidende Idee.
    "Sofian, bevor wir uns drinnen umsehen, möchte ich, dass du etwas schreibst. Du kannst doch schreiben, oder?" Sie blickte fragend, sprach aber schnell weiter, denn sie konnte es im Augenblick nicht gebrauchen, sollte Sofian nicht der Schrift mächtig sein.


    "Schreib bitte an die Mauer neben der Eingangspforte gaaanz groß: Ich möchte das Grundstück kaufen! Unterschrift Claudia Sisenna." Sie klatschte in Vorfreude mehrmals in die Hände, wobei sie sich bemühte, nur wenig Geräusche dabei zu machen.
    Mit den Gedanken bereits bei der Besichtigung, betrat Sisenna das Anwesen und blieb stehen. Das Lächeln verschwand langsam, während sie den Blick schweifen ließ. Schwarze Mauern, ein eingestürzter Dachstuhl, Glas geborsten, verkohlte Stofffetzen flogen durch die Luft, bis der Wind sie sanft absetzte. Unmittelbar neben dem Stofffetzen lag ein Körper im Schmutz. Es sollte längst nicht der einzige sein.
    Ekel kroch ihr wie eine Nacktschnecke die Kehle nach oben. Sie schluckte mehrfach, bevor sie begann zu würgen.

  • Zitat

    Original von Claudia Sisenna
    Ich möchte das Grundstück kaufen! Unterschrift Claudia Sisenna


    Wo jemand anfing Mauern zu beschreiben. Da gabs ganz schnell auch ein paar Nachahmer.
    Manche Sprüche waren lustig .. manche ernst .. manche ironisch .. manche sogar ein bisschen sarkastisch.


    Ich möchte ein Patrizier sein. Tiberier adoptiert mich. - Ein Plebejer mit Geld für den Wiederaufbau
    Ich möchte meine Frau zurück. Dis Pater gib sie mir wieder! - Ein trauriger Witwer
    Ich möchte auch eine Frau. Claudia Sisenna wie siehts aus? - Dein heimlicher Verehrer
    Ich möchte ganz viel Geld. Damit ich mir auch so ein Grundstück kaufen kann. - Einer der mindestens genauso wenig Land besitzt wie die armen, armen Claudier


    Aber auch offene Kritik. Vereinzelt fand man auch die ..


    Schämen sollten sich die Claudier! Wollen raffgierig Profit schlagen. Aus dem Leid anderer. Solche kaltherzigen Leute wollen wir hier nicht haben! - Ein Anwohner



    Ich schmunzelte still. Während ich das alles las. Denn: Aus den Gerichtssälen der Stadt hörte man von der Befangenheit eines claudischen Richters. Dank dem ein Angeklagter jetzt die Opferkarte spielen konnte. Wahrscheinlich. Dazu dieses claudische Kaufangebot hier. Wo Leute gestorben waren. Die noch nichtmal unter der Erde waren. Ziemlich pietätlos. Und eigentlich fast schon frech. Mindestens dreist. Mit einem Hauch von Provokation .... Sehr interessant. Dieses Auftreten. Der claudischen Patrizier. In aller Öffentlichkeit.

  • Ich folgte ihr nicht gerne. Nicht zu diesem abgebrannten und noch immer schwelenden Anwesen. Außerdem konnte niemand wissen, welches Gesindel sich in den Straßen herum trieb. Ich war mir sicher, dass es etwas mit den Schmierereien und den Gerüchten in der Stadt die von einem Aufstand kündeten zu tun hatte. Waren das das „Heer der Sklaven“ gewesen? Noch vor einer halben Stunde hatte ich gedacht, dass ich mich ihnen gerne anschließen würde, doch nun sah die Lage ganz anders aus. Ich war weder ein Schlächter noch ein Mörder und ich zog auch nicht marodierend mit Fackeln durch die Straßen, um Häuser nieder zu brennen. Hier stank es nun und die Rauchwolken hingen dick in der Luft. “Ich weiß wirklich nicht, ob das toll ist,“ sagte ich, während mir das marode und übriggebliebene Gemäuer der Villa Tiberia anschaute. Dennoch folgte ich der kleinen Domina, einzig aus dem Grund, dass ich sie nicht aus den Augen lassen wollte. Wenn hier noch irgendwer herumgeisterte…


    Wahrscheinlich sah Sisenna dies wieder als ein Spiel an und ich stutzte, als sie nun forderte, ich sollte ihr Kaufgesuch an die Mauer schreiben. Beinahe hätte ich den Kopf geschüttelt, doch dann hätte es sicherlich Gezeter gegeben und Lautstärke wäre wohl am besten zu vermeiden. Nicht dass derjenige, der das hier angerichtet hatte noch zurück kehrte. Also trat ich auf die Mauer zu, suchte nach einem hellen, porösen Stein, der gute Spuren hinterlassen würde und schrieb mit großen Lettern das Gewünschte an die Wand. Beim letzten Buchstaben angekommen, eilte ich mich noch mehr, warf den Stein achtlos an die Seite, denn immerhin war die kleine Domina schon in der verkohlten Ruine verschwunden. Ich ging ihr hinterher und mir stockte der Atem. Überall lagen Tote herum. Schnell war ich bei Sisenna und fasste sie am Arm. Sie würgte bereits und es stand definitiv fest, dass dieser Anblick sie überfordete. “Komm, kleine Domina, wir müssen hier weg!“, sagte ich so bestimmt wie es ging und wollte sie fort ziehen.



    Sim-Off:

    Tante Edit sagt nachträglich noch mal Danke für das Powerplay an Herrn Rufinus. Wenn ich nun nichts hätte schreiben wollen?

  • Wahrscheinlich stand Sisenna bereits unter Schock als sie das Anwesen der Tiberier betrat. Wie anders sollte sie sonst reagieren, wenn kurz zuvor unsichtbare Graffitimaler Informationen aufgriffen, die Sisenna gerade erst in Form eines Auftrags an Sofian gerichtet hatte, der sie aber noch nicht ausgeführt hatte. Sisenna wusste zu dem Zeitpunkt nicht einmal, ob ihr Sklave schreiben und ihren Auftrag ausführen konnte. Trotzdem standen nun diese Buchstaben an der Grundstückswand. Ein Geist musste zwischen ihr und Sofian gestanden haben, als sie sprach und bevor ihr Sklave schrieb.

    Die Neugier auf das Anwesen diente als Schutz für ihre Psyche, weil sie das nicht Fassbare überlagerte und Sisenna weitergehen ließ. Der Anblick des Toten überforderte aber das angeschlagene Gemüt der kleinen Claudia. Sie starrte den leblosen Körper an - unfähig sich zu rühren.
    Irgendwann drangen Sofians Worte zu ihr, aber er schien fern. Sie fühle sich wie in dicken Nebel gehüllt, der nicht real existierte. Aus dem anfänglichen Würgen wurde ein Brechen, ein Schwall Flüssigkeit mit Bröckchen kam aus ihrem Mund. Sie beugte sich reflexartig vor. So gern würde sie weinen, stattdessen fing sie an zu zittern. Ihr Atem überschlug sich und sie bekam eine gräulich-bläuliche Hautfarbe. Unfähig zu denken, geschweige denn zu entscheiden stand sie wie eine Säule und reagierte nicht auf Sofians Worte.

  • Schnellen Rittes preschten die Turmae den Palatin hinab. Als sich die Straße kreuzte, teilten sich ihre Wege, woraufhin Vespa mit seiner und einer weiteren Turma, die ihm unterstellt wurde, auf den Esquilin in Richtung der Villa Tiberia zusteuerte. Sie waren über den Brand informiert worden und zu Pferd bestimmt schneller vor Ort, als die Kohorte, die zum Theater beordert wurde.


    Während sie sich dem Westhang näherten, kamen ihnen nicht nur panische Menschen entgegen, sondern stieg ihnen auch der beißende Geruch immer mehr in die Nase. Der Decurio und sein Duplicarius erblickten als erstes die Villa - oder zumindest das, was von ihr übrig geblieben war. Vespa hob die Hand, woraufhin die Männer an den Zügeln zogen und die Pferde unter Wiehern vom Galopp in den Trab und letztlich in den Schritt wechselten. Eine Gefahr war hier nicht mehr zu verzeichnen. Diese war schon weiter gezogen und hatte ihre Wunden und Narben hinterlassen. Die Villa Tiberia gab es nicht mehr. Sie war nunmehr lediglich ein gebranndschatzter Haufen aus Schutt und Asche. An einer noch stehenden Mauer standen irgendwelche Schmierereien, der Geruch von totem Fleisch verriet den Männern in Schwarz, dass hier nichts mehr zu machen war.


    Vor der Villa blieb die Turma stehen. Auf der Straße lag ein Toter, der offensichtlich gekreuzigt und gepeinigt worden war, bis er letztlich den Tod gefunden hatte. Bei näherer Betrachtung erkannten sie, dass es sich um einen Patrizier, und bei noch näherer Betrachtung, dass es einer der Tiberier war. Hatten es die Aufständischen wirklich fertig gebracht, sich an der römischen hautes volée zu vergehen? Patrizier zu töten, war das eine, das war schon dreist genug. Sie aber zu kreuzigen, war ein klares Zeichen. Nachdem die Unruhen vorbei sein würden, musste er das seinen Vorgesetzten melden, wenn es sich nicht schon durch die panisch fliehenden Bürger der Straßen verbreitet hatte. Ihnen blieb erstmal nichts anderes übrig, als ihn dort liegen zu lassen und weiterzuziehen. Er war bereits von irgendwem abgenommen und ordentlich hingelegt worden.


    Vespas Lippen wurden schmal, als er überlegte, in welche Richtung sie nun weiterziehen würden. "Decurio, sieh doch!" wies ihn sein Duplicarius an. Mit zusammengekniffenen Augen verfolgte er den Fingerzeig in Richtung des Trümmerhaufens und sah ein kleines Mädchen, was sich scheinbar übergab, und einen Mann, welchen er als Sklaven identifizierte. Ohne ein Wort zu verlieren, ritt Vespa gefolgt von seinem Duplicarius auf die beiden zu. "Das ist kein Ort für ein kleines Mädchen." konstatierte er mit ernstem Blick und gab dem Sklaven in bestimmtem und eindringlichen Ton zu verstehen "Bring deine domina nach Hause, Sklave." Bei genauerem Hinsehen erkannte er, dass es sich um die kleine Claudia Sisenna handelte, die Enkeltochter seines Patrons. Er kannte sie aus der Villa Claudia, als der Kaiser mit der Augusta seinen Patron besucht hatte."Claudia. Du musst hier weg. Meine Männer und ich werden dich zur Villa Claudia geleiten. Umgehend." Seine Aufforderung war eindeutig, es würde keine Diskussionsgrundlage geben. Als Klient ihres Großvaters war es nicht nur seine Pflicht sondern das einzige, was er in dieser Situation zu tun hatte. Die Villa Claudia lag etwas weiter im Norden. Aus dieser Richtung kam zwar kein Rauch, aber es war auch kein wirklicher Umweg. Außerdem war er das seinem Patron schuldig.


    Mit einer Handbewegung deutete er seinen Männern, aufzuschließen, und wies einen seiner Männer an, den Sklaven hinter sich aufsitzen zu lassen. Er selbst Stieg von seinem Sattel und hielt dem Mädchen auffordernd die Hand hin. Er würde sie hinter sich auf den Sattel setzen. Für eine Patriziern hohen Standes war diese Position auf dem Rücken eines Pferdes mit einem Praetorianischer vor sich, an dem sie sich festhielt, in keinem Falle angemessenen, aber sicher. Das war alles, was im Moment zählte.



    Sim-Off:

    Es tut mir Leid, Claudia, dass wir auf dich getroffen sind. Du hattest bestimmt etwas anderes hier vor, aber musst uns jetzt wohl oder übel begleiten, sonst ist Vespa ein toter Mann. Großväter verstehen da keinen Spaß.



    Edit: Ergänzung vorgenommen, kursiv markiert.

  • Wenn jemand Sisenna gefragt hätte, würde sie behaupten, die Zeit stünde still. Geräusche drangen verzögert zu ihr und ihr Geist arbeitete im Schonprogramm. Sie bemerkte die Reiter, aber ihr Bewusstsein befand sich in einem Zustand, in dem die Zeit keine übliche Konstante darstellte. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, bis sie die Worte des Praetorianers vernahm, was nicht bedeutete, dass sie deren Inhalt verarbeitete.
    Die ihr gereichte Hand bemerkte sie und da das Führen an einer Hand zu den Alltäglichkeiten ihres bisherigen Lebens gehörte, ergriff sie diese - langsam zwar und mehr mechanisch als bewusst, aber immerhin. Ihre Finger wirkten steif und fühlten sich kalt an. Diese unnatürliche Körpertemperatur resultierte aus dem Schock, der das Blut nur noch in ihrem Körperzentrum kreisen ließ, aber kaum noch in den Armen und Beinen. Sie ahnte nicht, dass sie in Kürze auf einem Pferd sitzen würde. Selbstständig laufen oder sich festhalten erschien eher unmöglich als durchführbar. Das Bedürfnis niederzusinken wurde immer stärker.


    Sim-Off:

    edit: So ist das Spiel. :)

  • Es war wirklich ein groteskes Bild, das sich hier bot und selbst ich wagte es kaum, mich genauer umzuschauen. Es war ein Bild, welches sich in nächtliche Träumen brennen konnte. Wie auf einem Schlachtfels sah es aus und die verkohlten Ruinen waren sicherlich kein Ort für ein junges Mädchen. Gerade hatte ich noch vor, sie hochzuheben und davon zu tragen, als sie sich auch schon übergab und hinter uns eine Stimme ertönte. Prätorianer! Ich trat einen Schritt zurück und ließ mich anherrschen, dass ich die kleine Domina wegbringen sollte. Das hatte ich verdammt noch mal vorgehabt, doch wahrscheinlich würde es mit den Prätorianern einfach auch schneller gehen. Bei den Pferden angekommen schaute ich noch einmal zu der kleinen Domina, welche wirklich sehr mitgenommen aussah. Sie zitterte am ganzen Leib und wahrscheinlich würde es eine geraume Zeit brauchen, bis sie den Anblick des Trümmerfeldes verkraftet hatte. Ich schaute noch einmal zurück auf die Toten der Tiberier. Die überwiegende Anzahl waren wohl deren Sklaven gewesen und mir schnürte es den Hals zu, als mir das bewusst wurde. Gar nicht weit weg vom claudischen Anwesen und vielleicht wäre es mir etwas mehr Pech ich selbst gewesen, der dort auf dem Boden lag. Gemeuchelt und verbrannt. Ein unangenehmer Schauer perlte mir über meinen Rücken, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. Die Männer achteten eh nicht sonderlich auf mich und einer der Prätorianer hielt mir nun seine Hand hin, sodass ich hinter ihm auf das Pferd steigen konnte, währen sich sein Anführer um Sisenna kümmerte. Mit etwas Schwung und einem Ruck saß ich oben und das Pferd begann unter dem zusätzlichen Gewicht zu tänzeln, doch ich bemerkte es kaum. Nur weg von hier!

  • Vespa hievte das Mädchen in halbwegs angemessener Haltung auf das Pferd und stieg hinter ihr ebenfalls auf das Pferd. Der Reiter zog den Sklaven per Handgriff hinter sich hoch auf den Rücken seines Pferdes. Während dieser voll bei Sinnen war, ging es der kleinen Claudia sichtlich schlecht. Vespa hielt sie zwischen seinen Armen gut fest, damit sie nicht so hin und her taumelte und herunterfallen konnte. Auf die Übelkeit konnte der Decurio leider weniger Rücksicht nehmen, was das Reittempo anbelangte, und so machte er sich mit seinen Männern auf in Richtung Villa Claudia.

  • << Lange hatte Maximilla nicht umherirren müssen. Proximos hatte auf sie gewartet und gemeinsam hatten sie den Weg zu einem Sänftenverleih gefunden. Innerlich hatte sich die Tiberia geärgert, denn sie trug ihre besten Schuhe und sie wollte nicht unbedingt den Schmutz der Straße an ihnen wissen. Doch im Nachhinein war dies alles unwichitg, denn es galt noch immer die Villa Tiberia so schnell es ging zu erreichen. In der Sänfte ging es erstaunlich schnell weiter und sie hatte dafür gesorgt, dass ihre Träger alles kräftige und überaus robuste Männer waren, die sie zur Not auch hätten verteidigen können. Immerhin hatte sie gutes Geld bezahlt. Nun thronte sie in den Kissen. Neben ihr kauerte Hymaes, noch immer mit dem Fächer bewaffnet, den er auch nun wieder einsetzte. Die sanfte Brise, die der Luftzug verbreitete tat recht gut und immer wieder fächelte sich Maximilla ob ihrer Aufregung auch selbst Luft mit der Hand zu. Dazu seufzte sie ein jedes Mal und befeuerte ihre Träger und Begleiter doch schneller zu gehen. Dank ihrer Überzeugungskraft gelang es auch schließlich und die Sänfte hubbelte ob des raschen Laufschritts auch mächtig auf und nieder, sodass die Tiberia reichlich hin und her geschüttelt wurde. Erst ales es auf den Westhang des Esquilin hinauf ging wurde der Schritt etwas ruhiger, dafür aber das Schnaufen der Männer noch lauter. Maximilla achtete gar nicht darauf, sondern spähte entschlossen umher, um möglichst schnell das wahre Ausmaß der Katastrophe zu entdecken. Und dann erreichten sie sie auch schon. “NEIN!“, entfuhr es ihr und ihre Augen weiteten sich entsetzt. Was ihr entgegen ragte war eine verkohlte Ruine, die in ihrer mächtigen Gesamtheit aussah wie ein verfaulter Zahn. Das musste nun ersteinmal sacken. Maximilla sank kurzfristig in sich zusammen und traute ihren Augen nicht, wobei sie einen seltenen Eindruck machte: Sie wirkte verloren. Der junge Schönling verstärkte seine Befächerungsversuche daraufhin, doch Maximilla schob ihn weg und setzte einen Fuß auf den Boden. Dann den anderen. Langsam schritt sie auf die Reste der Villa zu und hielt dann inne, während sie eine skurrile Inschrift las, die jemand an die Mauer geschmiert hatte. Ich möchte das Grundstück kaufen! Unterschrift Claudia Sisenna Maximilla runzelte die Stirn, ehe sie beide Hände zu den Wangen führte, um diese in Entsetzen zu umfassen. “Oh Iuno!“, krächzte sie kläglich. Dann ging sie wieder zu ihrer Sänfte zurück und ließ sich nieder sacken. Proximos eilte mit einem Wasserschlauch herbei, in dem sich ein verdünnter Weißwein befand. Den mochte sie immer am liebsten. Leicht süßlich, mit einem Hauch Frucht im Abgang. Maximilla setzte ihn an die Lippen und nahm einen kräftigen Zug. “Wer immer das gewesen ist!“, schimpfte sie dann. “Die Geier sollen ihre Gedärme fressen! Die Raben ihre Augen zerhacken und ihre Leiber sollen in der Gosse faulen!“ Es war nur ein Murmeln, welches sie letzten Endes noch hervor brachte, doch für ein lauteres Sprechen war sie einfach viel zu betroffen.

  • Thessalius
    Sklave der Tiberii


    Der alte Thessalius hatte sich kurz verflüchtigt um seinem Drang nach Erleichterung nachzugeben. Den ganzen Tag vor der Villa zu stehen und auf eventuell eintreffende Tiberii zu warten, für Thessalius eine unwürdige Aufgabe. Das hätte einer der custos machen können. In seinem Alter bei Wind und Wetter auf der Straße zu stehen, eine Zumutung.
    Als er zurückkam, stand da eine Sänfte mit einer Unmenge von kräftigen Männern und einer korpulenten Matrone, die anscheinend geschockt über den Anblick der Villa Tiberia war. Ein Sklave reichte ihr einen Weinschlauch. Vorsichtig ging Thessalius auf die Sänfte zu und richtete seine Frage an den Sklaven mit dem Weinschlauch. „ Salve, ist die Domina eine Tiberii? Ich wurde hier abgestellt um sie zur Villa Aurelia zu bringen.“ Das er auch für andere Tiberii hier stand, das war im Moment nicht relevant.

  • Immer wieder hatte sie zu den Ruinen geschaut und sie konnte es nicht fassen. Die Villa, sie sollte einfach nicht mehr da sein und sie konnte bis jetzt nur vermuten, was mit ihrer Familie und mit den Sklaven geschehen ist. Es war einfach empörend, unfassar und ungeheuerlich. Unter diesen Emotionen schnaubte sie und schnaufte, wobei sie sich des öfteren ans Herz griff, welches so fürchterlich hart in ihrer Brust pochte. Sie hasste dieses Gefühl, welches sich allerdings noch verstärkte, wenn sie auf die Mauer schaute, auf der dieses wirklich infame Kaufangebot stand. Claudia Sisenna. Den Namen würde sie sich merken und sie würde diese Frau derartig quer durch Rom jagen, dass diese ihre Sandalen verlieren würde.

    https://abload.de/img/proximos0juvg.jpg “Proximos!“, schnappte sie dann und deutete auf das Geschmiere. “Wisch das ab oder mache es unkennlich! Wer immer auch diese Schmeißfliege ist, die das da dran gemalt hat, aber ich werde sie finden.“ Niemand würde die Schmach der Tiberia ausnutzen. Niemand würde ihre Leichen gehen, um an ihren Grund und Boden zu kommen. Es war erschütternd. Proximos machte sich ans Werk. “Hymeas, mein Herz… komm herbei!“ Sie streckte ihre Hand aus, welche der schweigsame, scheue Sklave sodann ergriff und sie ein wenig drückte. “Ich brauche ein wenig Halt.“

    https://abload.de/img/hymeasaaurs.jpg


    Dann allerdings näherte sich eine Person und die gedungenen Leibwächter sammelten sich, um einem etwaigen Feind entgegen treten zu können, doch es war nur ein alter Mann, der offenbar entsand worden war, um verstreute Familienmitglieder einzusammeln. “NATÜRLICH BIN ICH EINE TIBERIA!“, schnauzte sie in seine Richtung. “Sehe ich etwa aus wie ein Klageweib, welches man bezahlt, um verkohlte Steine zu betrauern?“ Sie entließ mit einer wegwerfenden Bewegung die Hand ihres Sklaven und legte sich auf der Liege zurecht. Dann klatschte sie in die Hände, um die Träger zu animieren, wieder ihrer Aufgabe nachzukommen. “Erzähle mir wie das hier geschehen ist!“, verlangte sie von dem alternden Sklaven. Die Sänfte ruckte nach oben. Es konnte also losgehen. “Und wer von meiner Familie hält sich bei den Aureliern auf?“ Die Träger setzten sich in Bewegung. Ebenso die Wächter und Hymeas und Proximos. Der fremde Sklave könnte auch auf dem Weg erklären. Maximilla wollte keine Zeit verlieren und sie wollte sich auch nicht länger neben diesem deprimierenden Anblick der Villa aufhalten. Sie hatte genug gesehen. Nun galt es sich aufklären zu lassen und zu handeln.

  • Thessalius
    Sklave der Tiberii


    Hatte sie es etwa auf ihrer Stirn stehen? Thessalius nahm das Gezeter der Tiberia gelassen hin. Die hatte auch schon ihre guten Tage hinter sich, stellte er beim näheren Betrachten fest. Hörte man ihr so zu, könnte dass die Frau sein die Corvina mal erwähnt hatte. Thessalius verstrickt sich lieber nicht in Vermutungen. Er sollte sich nur um die Umleitung der Tiberii zu den Aurelii kümmern. Immer schön eins nach dem anderen. So schnell ist der Thessalius nicht mehr. „ Da wäre Tiberia Corvina und ansonsten keine weiteren Tiberii.“ Thessalius ging neben der Sänfte her. War er froh, dass er den Zenit seines Dasein überschritten hatte, als er den jungen Burschen (Hymeas) sah. Gänsehaut. Ach sie wollte ja wissen was vorgefallen war. „ Die Villa wurde von aufständischen Sklaven überfallen, ausgeraubt, angezündet. Ein Tiberii wurde aufs grausamste misshandelt und an der Hauswand gekreuzigt. Er war tot, als wir ihn fanden.“ Das man alle in der Villa verbliebenen Sklaven getötet hatte interessierte die Tiberia bestimmt nicht. Thessalius hüstelte. „ Die Aurelii haben den Tiberii erlaubt bei sich unterzukommen, bis sie sich die Lage wieder normalisiert hat.“ Um die Ecke und ein Stück gerade aus. Die Villa der Aurelii tauchte auf. „ Wen darf ich bei den Aurelii ankündigen?“ fragte Thessalius pflichtbewusst.

  • Maximilla nickte. Corvina. Damals in Tarraco, als sie sie besucht hatten, war sie noch ein kleines Mädchen gewesen. Doch sollte sie nun spekulieren wie alt sie inzwischen war? Das musste Jahre her sein und Maximilla hatte sich abgewöhnt in Jahren zu denken. Dennoch wäre es sicherlich erbaulich, sie wieder zu sehen, obwohl, oder gerade weil das Schicksal der Familie gerade so übel mitspielte. Immerhin war dieser Gedanke flüchtig dazu angetan, von der Ruine, die sie im Begriff waren zu verlassen, doch dann folgte eine Aufklärung über die Vorgänge. Aufständische Sklaven. Das hatte sie schon am Stadttor gehört, doch was danach kam, ließ sie einen spitzen Schrei ausstoßen. “Gekreuzigt? Einen Tiberius?“ Abrupt richtete sie sich auf ihre Liege auf und funkelte den Slaven böse an. Vielleicht mochte er keiner der Aufständischen sein, doch er war ein Sklave, der sich Rom aufgehalten hatte. Allein das sollte ihn in ihren Augen schon verdächtig machen. Überhaupt hatte Maximilla etwas gegen die Unfreien und am liebsten war es ihr, wenn diese in ihrer Gegenwart schwiegen oder wahlweise mit der Wand verschmolzen. Nur Gesindel, welches besser arbeiten sollte. Nein, sie war gewiss nicht zimperlich mit diesem Volk und inständig hoffte sie, dass die Verantwortlichen der Stadt auch nicht sein würden. Sie alle sollten brennen oder gekreuzigt werden. Am besten beides zusammen, obwohl der Tod für diesen Bodensatz noch viel zu schade wäre. Steinbrüche, mit einem Joch im Nacken, schuften unter der Peitsche, bis sie zugrunde gingen.


    Unter ihrem Gedankenstrom bekam sie gar nicht mit, was der Sklave sagte. Sie verstand nur, dass die Aurelier sie aufnehmen würden. Eine ehrenwerte Familie durchaus, doch kaum ein Ersatz für die Villa Tiberia mit ihren Annehmlichkeiten. “Wie nett von ihnen,“ sagte sie nur kurz angebunden. “Du darfst Tiberia Maximilla ankündigen. Sie ist gerade eben erst von ihrer Reise nach Macedonien zurück gekehrt.“ Sie ließ sich wieder sinken und seufzte. All die schönen Kissen konnten nicht darüber hinweg täuschen, dass sie wohl kaum Ruhe finden würde. Und das wollte sie auch gar nicht. Sie wollte nicht ruhen, bis die Aufständischen ihre gerechte Strafe erhalten hatten. Auf diesen inneren Schwur brauchte sie noch einen Schluck aus dem Wasserschlauch und sie streckte die Hand aus, um Proximos zu animieren, ihr diesen zu reichen. “Wie weit ist es bis zu den Aureliern?“, wollte sie wissen, ehe sie den Schlauch an ihre Lippen setzte.

  • Leidlich erfrischt gab sie den Weinschlauch zurück und widerstand dem Blick zurück zu schauen. Wenn sie eines im Leben gelernt hatte, so war es, dass man niemals zurück blickte, sondern immer nur nach vorn, auch wenn das seit den letzten Geburtstagen auch keine sonderliche Freude mehr bereitete. Die Sänfte schwankte über die Straße und die Träger schritten kräfitg aus, damit es nicht mehr allzu lange dauerte, bis sie die Villa der Aurelia erreicht hatten. Lange war sie nicht mehr in Rom gewesen und sie kannte sich auch nicht mehr so gut aus. In all den Jahren hatte die ewige Stat nun doch ein wenig ihr Gesicht verändert und so oft war sie damals, vor unendlich langer Zeit auch nicht mehr bei den Aureliern gewesen. Dennoch stieß die Antwort des Sklaven ihr übel auf, denn sie bedeutete, dass deren Villa gerade mal so einen Steinwurf weit entfernt war und sie quasi schon direkt darauf schauen konnte. Maximilla blähte ihre Nasenflügel. “WERD NICHT FRECH!“, herrschte sie dann den alten Sklaven an und überlegte einen Moment, ob sie Offensichtlichkeit ihres Nichtwissens, auf welches er geantwortet hatte, mit einem Schlag auf den Hinterkopf vergelten sollte. Doch letzten Endes entschied sie sich dagegen. Es war der Mühe nicht wert. Sie setzte einen stolzen Gesichtsausdurck auf und wartete den Moment ab, in welchem die Träger die vor der Türe absetzen würden.

  • "Bei allen Göttern..."
    Natürlich hatte der junge Iuvenalis vom Aufstand der Sklaven gehört. Nicht im Detail, aber so viel, dass er eine Ahnung davon hatte, was in Rom in der Zeit seiner Abwesenheit passiert war. Dennoch ... Solche Dinge passierten gewöhnlich irgendwo anders, in entlegenen Provinzen. Und wenn doch in der Nähe, dann betraf es andere. Und dennoch hatte er schon auf dem Weg zum Haus seiner Familie ein komisches Gefühl gehabt. Auf den Straßen Roms herrschte eine ganz andere Stimmung, als zur Zeit seines Aufbruchs. Auch roch es seltsam. Nach Brand? War es so schlimm gekommen? Wolken hingen in der Luft, es regnete leicht, hier und da eine in den Lüften verlorene Krähe ... Unheilvolle Zeichen?


    Und dann war er angekommen und stand vor der Ruine des Hauses seiner Väter. Also doch. Noch vor zwei Tagen war er ahnungslos gewesen, hatte sich seine Heimkehr vorgestellt, was er berichten würde, hatte überlegt, wen er wohl antreffen würde. Und nun stand er vor dieser verbrannten Ruine und brauchte einen Moment, das zu verarbeiten.


    "Aber wo sind die anderen?" dachte er nach einer Zeit. "Sie sind doch nicht etwa ... ". Iuvenalis schluckte.


    "Nee, kann nicht sein. Darf nicht sein! Aber wo könnten sie hin sein? Verdammt, ich brauch' mal einen kurzen Moment, um das hier zu verarbeiten. Das ist gerade deutlich zu viel."
    Der Tiberier murmelte in sich hinein, spuckte auf den Boden, und setzte sich auf einen am Rande der Ruine liegenden Stein, starrte in den Himmel, und überlegte, welche Möglichkeiten er nun hätte...

  • "Schrecklich, nicht wahr?"
    Der junge Tiberier hatte den älteren Mann in Toga vor lauter Nachsinnens nicht herankommen bemerkt.
    "Wenn ich diese verbrannte Ruine sehe, überfällt mich Grauen. Weißt Du, unser Haus ist da unten, man kann es sehen, wenn du nach da schaust."
    Iuvenalis hatte immer noch nicht ganz umrissen, wer dieser Kerl war, wo er so plötzlich herkam, und was er wollte. Mit einem halben Auge scgaute er in die Richtung, in die der alte Mann gedeutet hatte.
    "Ich denke mir, dass diese Horde ja auch zu uns hätte kommen können. Dann wären ich und die meinen jetzt tot, und unser Besitz zu Asche verbrannt..."
    "Tot...?" Iuvenalis erschrak und starrte den Alten jetzt hellwach an.
    "Oh ... achso .... ! Nein ... also du lieber Himmel! Wollte dich nicht erschrecken. Sie sind nicht alle tot. Aber das lass deine Leute dir selber erzählen. Da bist du besser dran. Jedenfalls... selbst wenn DIE ... diese Sklaven vielleicht die ein oder andere berechtigte Forderung gehabt haben, dieser Aufruhr, nein! Soll ich dir was sagen! Die meisten von denen sind bereits tot, der Rest der Hundebande wird von den Prätorianern gerade im Carcer bei lebendigem Leib gekocht, bis sie die Namen aller Beteiligten und Mitverschwörer rausgerückt haben. Und das werden sie. Bevor sie dann sterben."
    Dem jungen Mann schwirrte jetzt der Kopf und er sah den alten Mann verwirrt an, der seinen Blick auch umgehend richtig einzuordnen wusste.
    "Geh zu den Aureliern, Junge. Da hocken deine Leute. Die sollen dir die ganze Tragödie genauer schildern. Geh zum Haus der Aurelier! Das heißt, sobald du hier fertigüberlegt hast natürlich!"
    Der alte Mann blickte kurz aber aufmerksam in den bewölkten Himmel und ging dann langsamen Schrittes davon.

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