Hin- und hergerissen war sie, nachdem Lala losgelaufen war. War es die richtige Entscheidung? Er war zwar nur ein Junge, trotzdem konnte es gefährlich werden. Andererseits lag hier noch irgendwo ihr Armband. Sie wollte es wiederhaben. War der Preis zu hoch? Es war zwar ein schlechter Vergleich, der ihr in den Sinn kam, aber Neriman war gestorben, während sie auf der Suche war. Wäre sie zuhause geblieben, sie würde vielleicht noch leben. Ihre Suche war allerdings eine andere gewesen, eine, die die Zukunft verändern konnte. Ob sie es jemals bereut hatte?
Es war nur ein Armband, Lala sollte sich nicht dafür in Gefahr bringen... Ihr Blick durchkämmte suchend die Menge, doch sie konnte Lala nirgends mehr erkennen. Sie hätte sie aufhalten sollen. Dann aber raffte der Sklave die Tunika des dicken Römers noch ein Stückchen höher und plötzlich konnte sie es sehen. Ihr Armband hatte sich tatsächlich unter dem Saum verfangen und lag umhüllt von Dreck und vertrockneten Blättern direkt vor ihren Füßen. Anahita bückte sich eilig und hob es erleichtert auf. Sie pustete den Staub von den bunten Steinen und polierte es mit dem Stoff ihrer Tunika, dann hielt sie es triumphierend über die Schulter des Römers, um dem Verginier zu signalisieren, dass sein Manöver von Erfolg gekrönt war.
Fast hätte sie schon nicht mehr damit gerechnet, doch endlich hatte sie es wieder. Blieb die Sorge um Lala, die nun eigentlich grundlos einem angeblichen Dieb hinterherrannte. Auf jeden Fall wollte sie hier auf sie warten. Der Brunnen war dazu bestens geeignet. Ana setzte sich auf die Stufen, stellte den Korb neben sich und legte sich ihr Armband um. Dann beobachtete sie die Szene weiter, die der andere Römer mit dem Dicken angezettelt hatte. Ob das auch ein gutes Ende nehmen würde?