Atticus war schon seit den frühesten Morgenstunden wach, so aufgeregt war er wegen dem Trainingsrennen am heutigen Tag. Wahrscheinlich würde er beim ersten richtigen Rennen seiner Factio in der Nacht gar nicht schlafen, für das jetzige Trainingsrennen war es wohl nur die halbe Nacht. So aber war er schon weit vor Sonnenaufgang wach und zum Haus der Factio geeilt, um den Transport der Rennwägen zum Stadium Domitiani am Marsfeld zu begleiten. Tagsüber war es ja nicht möglich, die Wägen wegen des Fahrverbotes zu transportieren, also musste dies noch vor Sonnenaufgang geschehen, während die Straßen voll mit hunderten von anderen Wägen waren, die Waren zu den verschiedensten Märkten, Verkaufsläden und Ständen brachten. Die Pferde hingegen sollten sich ausruhen und noch weiterschlafen, weshalb die Rennwägen ziemlich unrennwagenhaft von jeweils einem Gespann Maultiere gezogen wurde, während sämtliche Sklaven und Angestellten der Factio aufpassten, dass man nirgendwo hängenblieb oder etwas jetzt kaputtging.
Etwa eine Stunde vor dem eigentlichen Beginn des Trainingsrennens wurden dann auch die Pferde geholt. Natürlich musste man als Factio darauf achten, dass man die schnellsten und gesündesten Tiere bekam. Wenn die Albata aber die Wahl gehabt hatte zwischen den Pferden, hatte sie häufiger weiße Pferde bevorzugt. Bei drei Rennwägen mit je vier Pferden kamen nun also zwölf Pferde, je zwei gehalten von einem Pferdeknecht, durch die Straßen Roms, von denen über die Hälfte tatsächlich weiß war. Atticus fand allein den Anblick der Pferde sehr beeindruckend und er hoffte inständig, dass sie auch das halten würden, was ihr imposantes Auftreten versprach.
Schließlich also war alles am passenden Ort und man begab sich nach unten auf den Sand des Hippodroms. Die wagen wurden herausgeholft, die Pferde von den Pferdepflegern eingespannt und von den Fahrern inspiziert. Atticus war aufgeregt. Überhaupt war es sehr ungewohnt, hier unten im Sand zu stehen, aber bis das Rennen beginnen konnte, waren noch einige Dinge zu tun. Die Pferde mussten sich warmlaufen, die Fahrer tauschten sich untereinander aus. Weil es ein Trainingsrennen war, durchaus freundschaftlich auch mit dem Gegner. Heute war es ja nicht das Ziel, den anderen auf Gedeih und Verderb zu überholen und notfalls in die Wand des Stadiums zu drängen. Heute würde hoffentlich niemand verletzt werden. Zur Sicherheit war dennoch ein Arzt mit einigen Helfern anwesend.
Und Atticus genoss es , hier unten zu sein. Es hatte etwas verbotenes an sich. Der Sand unter seinen Füßen fühlte sich geradezu abenteuerlich an! Aufgeregt sah Atticus sich um, ob Purgitius Macer auch schon da war und ob dieser ebenso wie er selbst es sich nicht nehmen ließ, das alles erstmal aus wirklich nächster Nähe zu betrachten, ehe es hinauf auf die Tribüne ging und man nur mehr zuschauen konnte.
Zuschauer auf den Rängen sind natürlich auch gerne willkommen, auch wenn es nur ein Trainingsrennen ist