[Trainingsrennen] der Albata und Russata

  • Atticus war schon seit den frühesten Morgenstunden wach, so aufgeregt war er wegen dem Trainingsrennen am heutigen Tag. Wahrscheinlich würde er beim ersten richtigen Rennen seiner Factio in der Nacht gar nicht schlafen, für das jetzige Trainingsrennen war es wohl nur die halbe Nacht. So aber war er schon weit vor Sonnenaufgang wach und zum Haus der Factio geeilt, um den Transport der Rennwägen zum Stadium Domitiani am Marsfeld zu begleiten. Tagsüber war es ja nicht möglich, die Wägen wegen des Fahrverbotes zu transportieren, also musste dies noch vor Sonnenaufgang geschehen, während die Straßen voll mit hunderten von anderen Wägen waren, die Waren zu den verschiedensten Märkten, Verkaufsläden und Ständen brachten. Die Pferde hingegen sollten sich ausruhen und noch weiterschlafen, weshalb die Rennwägen ziemlich unrennwagenhaft von jeweils einem Gespann Maultiere gezogen wurde, während sämtliche Sklaven und Angestellten der Factio aufpassten, dass man nirgendwo hängenblieb oder etwas jetzt kaputtging.


    Etwa eine Stunde vor dem eigentlichen Beginn des Trainingsrennens wurden dann auch die Pferde geholt. Natürlich musste man als Factio darauf achten, dass man die schnellsten und gesündesten Tiere bekam. Wenn die Albata aber die Wahl gehabt hatte zwischen den Pferden, hatte sie häufiger weiße Pferde bevorzugt. Bei drei Rennwägen mit je vier Pferden kamen nun also zwölf Pferde, je zwei gehalten von einem Pferdeknecht, durch die Straßen Roms, von denen über die Hälfte tatsächlich weiß war. Atticus fand allein den Anblick der Pferde sehr beeindruckend und er hoffte inständig, dass sie auch das halten würden, was ihr imposantes Auftreten versprach.


    Schließlich also war alles am passenden Ort und man begab sich nach unten auf den Sand des Hippodroms. Die wagen wurden herausgeholft, die Pferde von den Pferdepflegern eingespannt und von den Fahrern inspiziert. Atticus war aufgeregt. Überhaupt war es sehr ungewohnt, hier unten im Sand zu stehen, aber bis das Rennen beginnen konnte, waren noch einige Dinge zu tun. Die Pferde mussten sich warmlaufen, die Fahrer tauschten sich untereinander aus. Weil es ein Trainingsrennen war, durchaus freundschaftlich auch mit dem Gegner. Heute war es ja nicht das Ziel, den anderen auf Gedeih und Verderb zu überholen und notfalls in die Wand des Stadiums zu drängen. Heute würde hoffentlich niemand verletzt werden. Zur Sicherheit war dennoch ein Arzt mit einigen Helfern anwesend.
    Und Atticus genoss es , hier unten zu sein. Es hatte etwas verbotenes an sich. Der Sand unter seinen Füßen fühlte sich geradezu abenteuerlich an! Aufgeregt sah Atticus sich um, ob Purgitius Macer auch schon da war und ob dieser ebenso wie er selbst es sich nicht nehmen ließ, das alles erstmal aus wirklich nächster Nähe zu betrachten, ehe es hinauf auf die Tribüne ging und man nur mehr zuschauen konnte.


    Sim-Off:

    Zuschauer auf den Rängen sind natürlich auch gerne willkommen, auch wenn es nur ein Trainingsrennen ist :D

  • Tatsächlich war auch Macer unten an der Rennbahn im Startbereich unterwegs. Bei ihm hatte das aber weniger damit zu tun, dass er sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen wollte oder dass er aufgeregt war, sondern es gehörte eher zu seinen Gewohnheiten, sich zumindest bei größeren Trainingsrennen hier umzuschauen. Bei großen Rennen mit mehr Factiones hielt er sich raus, denn da waren ohnehin alle viel aufgeregter und es war deutlich voller im Startbereich. Und bei ganz kleinen Rennen, die meist auf sehr einfachen Bahnen vor der Stadt ausgetragen wurden war er häufig nicht einmal dabei. Also blieben eben nur die größeren Trainingsrennen, damit Fahrer und Betreuer mitbekamen, dass sich der Dominus Factionis auch wirklich für das interessierte, was sie taten.


    Außerdem wollte sich Macer natürlich auch mit den anwesenden Offiziellen der anderen Factio austauschen und erwartete dabei heute im Speziellen natürlich auch seinen jungen Klienten zu sehen. "Salve, Atticus!", grüßte er diesen, nachdem er ihn entdeckt und sich einen Weg zu ihm gebahnt hatte. "Ihr seid mit den Vorbereitungen im Plan?" erkundigte er sich dann.

  • Bei dem ganzen Durcheinander hatte Atticus seinen Patron nicht gleich gesehen. Als er dann aber sah, wie der Consular sich durch die ganze Versammlung im Sand schob, winkte er ihm fröhlich und kam dann auf ihn zugelaufen, Pontus wie immer ihm dicht auf den Fersen. Der große Hund bemühte sich, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und den Pferden zu lassen. Nicht, weil er Angst vor den Tieren hatte, aber weil er heute schon viel mal geschumpfen worden war, weil die Pferde sich vor ihm erschreckt hatten. Und er wollte ja ein braver Hund sein.


    “Ja, wir sind so gut wie fertig. Die fahrer wollen noch eine oder zwei lockere Runden fahren, damit die Pferde sich warmlaufen können, und dann... kann es eigentlich losgehen.“
    Atticus drehte sich strahlend zu den Gespannen um. Einige Pferde scharrten mit den Hufen und wieherten hin und wieder, als wüssten sie ganz genau, was gleich von ihnen erwartet wurde. Ganz so, als würden sie sich selbst darauf freuen, endlich mal zeigen zu können, was in ihnen steckte. “Ist das nicht einfach großartig?“ fragte Atticus euphorisch dann noch und konnte es selber kaum erwarten, dass es los ging.

  • Die Euphorie seines Klienten war nicht zu übersehen und Macer freute sich, dass sich dieser offenbar sehr für Wagenrennen begeistern konnte. Die Factiones brauchten engagierte Mitglieder, wenn es auch in Zukunft Rennen geben sollte. "Ja, es ist ein guter Tag für ein Rennen", antwortete Macer daher ebenfalls zufrieden. "Wir sind auch im Plan mit unseren Vorbereitungen. Ich wollte noch schauen, was unsere beiden Gastfahrer machen, die wir zur Aufstockung des Feldes eingeladen haben", berichtete er dann und schaute neugierig zu dem Teil des Startbereichs, wo die Gastfahrer sich vorbereiten sollten. Auch dort sah es nach nahezu vollendeten Startvorbereitungen und freudiger Erwartung aus, wenn er die Zeichen aus der Ferne richtig deutete. "Falls es sich noch nicht herumgesprochen hat: Syennesis und Manius Scorpus fahren heute mit", schob Macer noch ein paar sachliche Informationen hinterher.

  • Atticus hatte nur gesehen, dass zwei Fahrer mit Wagen gekommen waren, die weder zur Albata noch zur Russata augenscheinlich gehörten, aber ihre Namen hatte er noch nicht gekannt. “Dann drück ich dir die Daumen, dass du dir von ihnen gleich einen guten Eindruck machen kannst.“ Das war ja der Grund, den sein Patron bei der Vereinbarung dieses Rennens für deren Einladung angegeben hatte.


    Die ersten Wagen setzten sich in Bewegung, noch langsam und gemütlich, die Fahrer aber schon sehr konzentriert. Sie lenkten die Pferde teilweise in Schlangenlinien die Bahn entlang, als wollten sie noch einmal das Lenken testen. “Ich fürchte, wir müssen langsam dann hoch, bevor wir hier unten im Weg rumstehen?“ fragte Atticus daher schon fast wehmütig. Ein Rennen anzusehen war natürlich auch nicht zu verachten. Zumal er jetzt bei diesem Trainingsrennen auch am besten Platz im ganzen Stadion sitzen konnte: Direkt an der Ziellinie ganz vorne! Als Sohn eines Ritters bekam er zwar immer einen guten Platz im Stadion, aber von einem so guten Platz konnte er sonst nur träumen. Aber trotzdem...

  • "Wo sollte ich mir besser ein Bild von ihnen machen können als bei einem Rennen?", antwortete Macer mit einer rhetorischen Frage. "Wobei es darum ja nur bei Syennesis geht. Manius Scorpus ist ein bisschen zu alt, um noch ernsthaft eine Option für uns zu sein." Dass er trotzdem eingeladen worden war, lag eher daran, dass die Russata eine volle Bahn mit acht Fahrern haben wollte, um eine möglichst authentische und spannende Rennsituation zu haben. Jeder Fahrer mehr machte es enger und schwieriger und trug damit zur Erfahrung bei, die die anderen sammeln konnten. Und falls Manius Scorpus mit einem guten Auftritt doch noch eine Factio für sich begeistern konnte, war er der Russata vielleicht auch dankbar für diese Einladung. Und sich Dankbarkeit zu verdienen, konnte nie schaden.


    Abseits solcher theoretischer Gedanken waren praktischen Startvorbereitungen aber in vollem Gange und es wurde wirklich bald Zeit, dass alle ihre Plätze einnahmen. "Ja, sollten wir", bestätigte Macer daher die Vermutung seines Klienten. "Wir sehen uns dann gleich auf der Tribüne wieder?" fragte er, da er selber noch einmal bei seiner Factio vorbeischauen wollte und eben auch noch kurz bei den Gästen einen Besuch abstatten wollte und annahm, dass Pompeius Atticus auch nicht einfach so ohne letzte Worte an seine Factio-Kollegen nach oben verschwinden wollte.

  • So ganz verstand Atticus nicht, warum man einen Fahrer eingeladen hatte, von dem man doch gar nichts wollte, aber er musste ja auch nicht alles verstehen. Vielleicht schuldete die Russata dem Mann einfach noch einen Gefallen? Atticus war es egal, Hauptsache, das Rennen wurde ein Erfolg. Er hoffte ja irgendwie immer noch auf ein wenig Publikum, das er mit seinem Rennfieber anstecken konnte, aber scheinbar hatte er nicht laut genug die Werbetrommel hierfür gerührt. Aber gut, es war ja auch nur ein Trainingsrennen.


    Dass sein Patron nicht gleich mit hinauf kommen wollte, erwischte ihn dann aber doch ein wenig überraschend. “Ähm... gut. Dann... bis gleich“ verabschiedete er sich etwas unsicher. Er selber hatte niemanden zum Verabschieden. Von seinen factio-Kollegen war traurigerweise niemand gekommen, und mit den Pferdeknechten hatte er schon die halbe Nacht gequatscht, die Fahrer waren jetzt beschäftigt und den Arzt kannte Atticus nicht. Etwas verloren wirkend blieb er also einen Moment neben seinem Hund stehen, zuckte dann die Schultern. Mit einem kleinen Pfiff und einer Geste forderte er Pontus zum Mitkommen auf und begab sich wieder Richtung Tribüne.
    Nach der morgendlichen Sonne auf der Bahn war es fast schwarze Nacht, als er in den Tunnel eintrat, der zu einer Treppe führte. Seine Augen brauchten einen Augenblick, sich daran zu gewöhnen. Als er wieder sehen konnte, stieg er also hinauf, folgte einem Gang und einer weiteren Treppe, die ihn schließlich im Gewirr der Tribünenaufgänge dann wieder ausspie. Irgendwo war er scheinbar falsch abgebogen, aber das machte nichts. Auf der Tribüne kletterte Atticus einfach wieder über die Sitzreihen nach vorne, von Sitzblock zu Sitzblock hüpfend, bis er schließlich da war, wo er eigentlich hin wollte.
    Unten sah es so aus, als wären die Fahrer auch bereit, denn so langsam fingen sie an, eine Reihe mit ihren Wagen zu bilden. Fehlte also nur noch sein Patron, dann konnte es losgehen.

  • Macer schaute währenddessen erst einmal bei den beiden Gastfahrern vorbei und wechselte ein paar nette Worte, wie man das als Gastgeber eben so tat. Alles schien in Ordnung zu sein und beide waren offenbar bald startbereit. Also wünschte Macer beiden viel Erfolg und ein gutes Rennen und konnte anschließend noch einmal bei seiner eigenen Factio vorbeischauen, wo die Startvorbereitungen ebenfalls abgeschlossen wurden. Also gab es für ihn auch hier nichts mehr zu tun. Er wünschte den roten Fahrern ebenfalls viel Erfolg und machte sich dann auf den Weg nach oben zu den Sitzreihen, wo sein Klient schon auf ihn wartete. Auf den anderen Rängen war nicht viel los. "Das Publikum ist heute wohl leider nicht sehr zahlreich erschienen", bemerkte Macer mit leichter Enttäuschung in der Stimme, wollte sich seine Laune davon aber nicht verderben lassen.


    Über Zeichen und Rufe verständigte man sich schließlich mit den Leuten unten an der Bahn, dass alles für den Start bereit war und Macer ließ es sich als Dominus Factionis der gastgebenden Factio nicht nehmen, selber das Startsignal zu geben. "Nun denn, auf ein gutes und spannendes Rennen!", wandte er sich vorher noch einmal an Pompeius Atticus, bevor auf sein Zeichen hin die Fahrer ihre Pferde in die erste Runde trieben.


  • Und los ging es! Die Zügel schnalzten, die Fahrer riefen, und fast, als wären sie alle eins, setzten sich die Pferde in Bewegung. Nunja, zumindest fast alle Pferde. Manius Scorpus hatte wohl einen Fehler begangen oder hatte einfach Pech, denn eines seiner Tiere stieg und schlug aus, während die anderen schon laufen wollten. Gerade noch rechtzeitig zog er die Zügel wieder an, so dass sein Wagen nur einen Halbkreis zog, anstatt von den Pferden auseinandergerissen zu werden. Allerdings verlor er so wertvolle Zeit, und als seine Tiere wieder in die richtige Richtung sahen und losliefen, war das Feld vor ihm schon an der ersten Kurve.


    Wie erwartet fuhr Proteneas vorneweg, dicht gefolgt von Lusorix – was Atticus mit einem begeisterten “Vorwärts, Lusorix!“ kommentierte – und Bagoas. Nach der Kurve schlossen auch Pigor Secundus und Syennesis auf. Etwas abgeschlagen folgen Amasis und – enttäuschenderweise für Atticus – Pepe.



    Zuletzt beendete dann auch Manius Scorpus die erste Runde. Allerdings schien ihn sein Rückstand anzuspornen, denn schon an der ersten Kurve hatte er das Feld wieder eingeholt und schob sich an Amasis, der zurückgefallen war, vorbei. Auf der langen Geraden spornte er seine Tiere noch weiter an und kam gleichauf mit dem ebenfalls factiolosen Syennesis. Allerdings hatte Manius Scorpus die Innenbahn in der Kurve, so dass er nach der Kurve vor seinem Rivalen lag.


    Aber wo war Pepe? Nun, der hatte ebenfalls seinen Rhythmus gefunden und spornte seine schneeweißen Tiere zu Höchstleistungen an. So überholte er nicht nur Amasis und Syennesis noch vor der ersten Kurve. Auf der langen Geraden schloss er zu seinen Factio-Kollegen auf.
    Lusorix konnte die hohe Startgeschwindigkeit aber nicht halten und fiel langsam weiter hinter Proteneas immer weiter zurück. Bagoas hingegen nahm etwas mehr Fahrt auf, so dass er sich schließlich auf den zweiten Platz nach vorne schob. Alle drei weißen Fahrer waren am Ende der zweiten Runde in etwa gleichauf.

  • Den Start und die ersten beiden Runden verfolgte Macer mit sehr gemischten Gefühlen. Während sich Proteneas wie erwartet souverän nach vorne absetzte und auch Bagoas nach kurzer Zeit ganz kräftig vorne mitmitschte, hatte Amasis einen äußerst miserablen Start erwischt und fand sich nach zwei Runden reichlich ungewohnt am Ende des Feldes wieder. Das würde sehr spannend werden, wie er damit umging. Nicht viel besser schlug sich bisher auch Syennesis, auch wenn er einen etwas besseren Start hatte und nun zurück fiel. Da konnte die Albata mit ihrem neuen Fahrer offensichtlich zufriedener sein bisher.



    Die dritte Runde änderte das Bild jedoch schon wieder um einiges und die Reihenfolge veränderter sich schneller, als man das hätte erwarten können. Amasis schien seine Position am Ende des Feldes jedenfalls gar nicht zu schmecken und er setzte zu einer gründlichen Aufholjagd an. Als erstes zog er relativ leicht am unerfahrenen Syennesis vorbei und legte sich dann Manius Scorpus zurecht, um die nächste Wende zur Mitte der Runde für ein Überholmanöver zu nutzen. Dieses gelang auch knapp, wobei sich die beiden Wägen leicht berührten. Amasis störte dies augenscheinlich nicht, aber Manius Scoprus verlor sichtbar die Linie, was Syennesis geschickt für sich zu nutzen wusste, um ebenfalls mit vorbeizuziehen. Weiter vorne musste sich derweil Bagos einem heftigen Angriff von Pigor Secundus erwehren, der mit großem Schwung aus der Kurve kam und immer weiter aufholte. Am Ende der dritten Runde rasten beide gleichauf aus der zweiten Wende, während sich hinter ihnen Perikles und Lusorix ein weißes Privatduell lieferten und darin so vertieft schienen, dass auch sie noch von Amasis eingeholt wurden. Macers Laune wurde damit um einiges besser, denn jetzt fuhren die roten Fahrer da, wo er sie erwartet hatte.



    Und auch in der vierten Runde schien der rote Fahrer noch nicht am Ende zu sein mit seiner Aufholjagt, denn nun mischte er sich auch noch in das Duell zwischen Bagoas und Pigor Secundus ein. Bis zur ersten Wende der vierten Runde kam er aber noch nicht auf eine gute Position, während ganz vorne Proteneas ein klein wenig seine Pferde zu schonen schien und seinen Vorsprung nicht weiter vergrößerte. Dafür wurde hinten im Feld nun aber etwas unerwartet Lusorix durchgereicht, der nicht nur gegen seinen Factio-Kollegen Perikles den Kürzeren gezogen hatte, sondern in der ersten Wende auch relativ leicht von Syennesis überholt wurde. Aber auch auf der Geraden schienen seine Pferde unterlegen zu sein und er musste sich auch noch von Manius Scorpus überholen lassen. Vorne konnte sich kurz vor der zweiten Wende Bagoas die beste Position sichern, während dahinter das Duell zwischen Amasis und Pigor Secundus weiterging und beide die vierte Runde in etwa gleichauf beendeten.

  • Der anfängliche Jubel wich langsam deprimierender Ernüchterung. Lusorix hatte einen geradezu phänomenalen Start hingelegt, wurde aber weiter und weiter nach hinten durchgereicht. Enttäuscht ließ sich Atticus auf seinen Platz zurücksinken. Natürlich hatte er nicht gedacht, dass die Albata gegen die wesentlich routiniertere Russata gewinnen könnte. Aber dass sein neuester Fang am Ende der vierten Runde als letzter durchs Ziel kam, das war doch extrem demotivierend.



    Dass Proteneas den Sieg davon fahren würde, war auch in der fünften Runde kaum zu bezweifeln. Höchstens Bagoas konnte ihm noch gefährlich werden, doch schien der Rote damit zufrieden zu sein, zu seinem Factiokameraden aufgeschlossen zu haben.
    Hinter den beiden Führenden aber kam noch einmal Bewegung ins dichte Feld. Amasis hatte zwar seinen anfänglichen Rückstand aufgeholt, aber seine Pferde konnten dieses hohe Tempo auf Dauer nicht halten. Pigor Secundus nutzte diesen Umstand und kam vor Amasis in die Wende. Um einer Kollision zu entgehen, musste der Rote Fahrer seine Pferde etwas zügeln, was zu einer weiteren Geschwindigkeitseinbuße führte.
    Dahinter gab Manius Scorpus seinen Tieren die Peitsche. Geschickt nutzte er eine Lücke, die sich zwischen den rivalisierenden Syennesis und Pepe auftat, und ließ beide Fahrer so hinter sich. Und auch danach ließ er nicht nach. Auf der langen Geraden holte er immer weiter auf den zurückgefallenen Amasis auf, der in der zweiten Kurve noch die Oberhand behalten konnte. Doch lieferten sich die beiden Fahrer weiterhin einen erbitterten Zweikampf und fuhren tatsächlich gleichzeitig über die Ziellinie.
    Lusorix bildete weiterhin das Schlusslicht.



    Doch schien diese Position auch dem jungen Fahrer nicht besonders zu gefallen. Immer weiter spornte er seine Pferde an, um aufzuschließen, bis er schließlich zu Pepe und Syennesis aufgeschlossen hatte. Noch immer lieferten sich diese beiden Fahrer einen erbitterten Zweikampf im hinteren Feld. Dabei wiederholten sie scheinbar denselben Fehler wie schon zuvor, denn fast wie in einer gespiegelten Manöver nutzte nun Lusorix wie in der Runde zuvor Manius Scorpus eine Lücke zwischen den beiden Wagen, um beide zugleich hinter sich zu lassen und anschließend seinen Tieren die Peitsche zu geben, um weiter zum vorderen Feld aufzuschließen.
    Nachdem Pigor Secundus nun Amasis hinter sich gelassen hatte, mühte er sich, zu dem führenden Proteneas und Bagoas aufzuschließen. Doch die beiden Fahrer hatten mehrere Längen Vorsprung, so dass sich hier wenig machen ließ.
    Hinter ihm nun lieferten sich Amasis und Manius Scorpus ein Duell um Platz vier. Sowohl in der ersten Kurve als auch auf der langen Geraden ließ sich hierbei kein klarer Sieger ausmachen. Erst in der letzten Wende vor der Zielgeraden schaffte Manius Scorpus es, den roten Fahrer auf die ungünstigere Außenbahn zu drängen. Die Wagen touchierten sich leicht, bei der hohen Geschwindigkeit gab es einen kurzen Funken, als die beschlagenen Radkappen aufeinandertrafen. Amasis' Wagen hüpfte dabei leicht und es war wohl seiner Erfahrung und seinem Geschick zu verdanken, dass er dennoch das Gleichgewicht behielt. Trotzdem musste er sich so dem factiolosen Konkurrenten vorläufig geschlagen geben.

  • Das Rennen blieb spannend und Macer erfreute sich nicht nur am Ergebnis, sondern auch daran, dass seine Fahrer einiges zu tun hatten. Genau darum ging es ja schließlich im Training. Vor allem für Amasis würde dieses Rennen wohl eine wertvolle Erfahrung sein, nachdem er den miserablen Start aufzuholen hatte. Und auch Bagoas konnte hier wohl noch einiges lernen, wie er sich gegen Angriffe verteidigte und damit dem dritten Roten an der Spitze den Rücken freihalten konnte. Aber noch war das Rennen ja gar nicht vorbei, sondern es ging auf die letzte Runde.



    Auf der setzte Amasis gleich zum Gegenschlag an, um sich den verlorenen Platz zurück zu holen. Er trieb seine Pferde an, die letzten Reserven herauszuholen und wieder touchierte sich sein Wagen und jener von Manius Scorpus, als es zum direkten Duell kam. Diesmal behielt jedoch tatsächlich der Rote die Oberhand und schob sich wieder vor den Gastfahrer, der dies nur äußerst unwillig zur Kenntnis nahm und nun seinerseits seine Pferde antrieb, noch einmal etwas zuzulegen. Der andere Gastfahrer Syennesis schien dagegen die Verfolgung des Feldes schon aufgegeben zu haben und konnte damit keinen guten Eindruck in diesem Rennen hinterlassen. Mit schon einigem Abstand fuhr er hinter dem Weißen Perikles, der seinerseits versuchte, den Anschluss an seinen neuen Kollegen Lusorix nicht zu verlieren. Aber da auch dieser seinen Platz nicht aufgeben wollte, schaffte es keiner der beiden, den Abstand nennenswert zu verändern. Pigor Secundus, der dritte Weiße im Rennen, hatte dagegen seinen Pferden ein klein wenig Ruhe vor dem letzten Sprint gegönnt, da für ihn nach vorne nicht mehr viel ging. Stattdessen fuhr er die letzte Wende besonders vorsichtig, um keinen Unfall zu riskieren und legte dann noch einmal zu, um die aufkeimende Hoffnung von Amasis souverän zu ersticken und seinen dritten Platz bis zum Ende des Rennens nicht mehr herzugeben. Amasis streckte sich also vergeblich, konnte sich damit aber immerhin bis zum Ende noch ein Stück von Manius Scorpus absetzen, dessen Pferde sichtlich am Ende waren und zu keiner Leistungssteigerung mehr in der Lage waren. Hinter ihm rollten Lusorix, Perikles und Syennesis ins Ziel, während der Sieger Proteneas und der Zweitplatzierte Bagoas schon auf eine Ehrenrunde gingen und sich von Macer und den anderen Mitgliedern und Anhängern der Russata feiern ließen.

  • Als einer der wenigen Zuschauer hatte Caius auf der Tribüne Platz genommen. Er war auf Empfehlung seines Sekretärs Polydorus hergekommen. Caius hatte es zwar nicht ganz pünktlich geschafft, aber die Gespanne hatten die erste Runde noch nicht beendet, als er sich in den hinteren Zuschauerrängen niederließ. Im Rücken der Organisatoren konnte er zunächst unbeobachtet das Rennen verfolgen. Wie Caius schnell feststellte, waren nicht nur rote und weiße Rennfahrer angetreten, sondern auch zwei factiolose Wagenlenker. Interessiert verfolgte Caius den Rennverlauf. Die Gespanne der Russata machten erwartungsgemäß den Sieg unter sich aus. Interessanter war, wie sich die Albata-Wagen zu den factiolosen Fahrern verhielten. Manius Scorpus konnte einen durchaus ordentlichen fünften Platz für sich verbuchen.


    Während Proteneas und Bagoas die Ehrenrunde begannen, erhob Caius sich von seinem Platz und ging die Stufen hinunter, bis er auf einer Höhe mit Pompeius Atticus und Purgitius Macer war. Er musste kurz seinen Mut zusammennehmen, um nicht vor der Anwesenheit des Senators zu kapitulieren, ehe er auf Atticus zusteuerte. "Pompeius!", rief er dessen Namen um auf sich aufmerksam zu machen. "Gratuliere zum dritten Platz." Er reichte Atticus die Hand. "Du erinnerst dich vielleicht, wir haben zusammen gerungen. In den Palaestrae der Thermae Agrippae."
    Und an den Purgitier gewandt, sagte Caius: "Senator, dir meine herzliche Gratulation zum Sieg und zweiten Platz." In der Hoffnung, dass Atticus sie einander vernünftig vorstellen würde, beließ Caius es vorerst bei diesem knappen Satz.

  • Der Rennausgang war sehr enttäuschend für Atticus. Er hatte jetzt nicht wirklich mit einem Sieg gerechnet, aber dass sogar ein factioloser Fahrer zwei weiße Fahrer bezwingen konnte, das war schon reichlich bitter. Gerade in Lusorix hatte Atticus große Hoffnungen gesetzt, und dieser hatte ganz und gar enttäuschend abgeschnitten. Da würden noch viele, viele Trainingsrennen vonnöten sein, damit die Albata wieder ernsthaft im Renngeschäft mitmischen konnte. Viele Trainingsrennen.
    ”Proteneas ist momentan wirklich unschlagbar, und Bagoas ist auch sehr gut gefahren”, setzte Atticus gerade zu einer Lobrede an, aus der man seine eigene Enttäuschung nicht heraushörte, als er plötzlich seinen Namen rufen hörte. Aus dem Konzept gebracht drehte er sich um und sah Duccius Callistus auf sich und seinen Patron zukommen. Atticus war sich nicht sicher, ob es die Situation besser oder schlechter machte, dass sich doch jemand als Publikum eingefunden hatte. Trotzdem freute er sich, den Duccius zu sehen.
    ”Natürlich, Duccius. Mein Knie tut immer noch weh. Und das" deutete Atticus zur Rennbahn hinunter ".... ist verbesserungswürdig”, feixte Atticus ein wenig, ehe er natürlich die Vorstellung übernahm. ”Patron Purgitius, darf ich vorstellen: das ist Caius Callistus von den Duccii, ein engagierter, junger Mann und ein ziemlich erbarmungsloser Ringer. Duccius, du kennst ja sicher meinen Patron, den ehrenwerten Consular Purgitius Macer.”

  • "Ja, Bagoas hat mich positiv überrascht heute", freute sich Macer über den Doppelsieg, bevor sie unterbrochen wurden. "Salve, Duccius und Danke für die Glückwünsche", grüßte er dann den hinzugekommenen Zuschauer, nachdem sein Klient ihn vorgestellt hatte. Da die beiden sich offenbar von gemeinsamen Freizeitaktivitäten kannten, verzichtete er dann aber darauf, dass Gespräch in die Hand zu nehmen, sondern hielt sich erst einmal zurück.

  • Trotz des mittelmäßigen Abschneidens seiner Gespanne schien Atticus guter Laune zu sein. Callistus grinste schief bei der Anspielung auf den robusten Ringkampf, den sie vor kurzem geführt hatten. "Ich hoffe sehr, dir keine bleibenden Schäden zugefügt zu haben", beteuerte Caius, um dann während er Vorstellung gegenüber dem Purgitier erstmal zu schweigen. Ein bisschen aufgeregt war er schon, denn der Senator war weithin bekannt und genoss einen guten Ruf über Italias Grenzen hinaus.


    Und er war Atticus' Patron! Caius war überrascht, was er eiligst zu überspielen suchte. Er reichte dem Senator die Hand zum Gruß, erfreut über die netten Worte des Pompeiers über seine Person. "Sehr erfreut, Senator", sagte Caius und war dann kurz unschlüssig, ob er noch etwas sagen sollte. Sein Blick fiel auf die Rennbahn, wo Sieger und Zweitplatzierter dem Ende der Ehrenrunde entgegenfuhren. "Die Russata wird wohl noch einige Zeit die römischen Rennbahnen dominieren", meinte er und hoffte, dass er damit an die zuvor gestörte Analyse des Rennens anknüpfen konnte. So viele Siege in Folge wie die Russata hatte zuletzt keine andere Factio einfahren können.

  • Atticus machte ein nachdenkliches, übertrieben unsicheres Gesicht und eine vage Handbewegung. “Na, also wenn der Wind von Osten Regen heranbringt...“ Weiter schaffte er es aber selber nicht, ohne von einem Ohr bis zum anderen zu Grinsen. In seinem Alter heilte ja zum Glück alles noch schnell. Auch wenn sein Knie wirklich einen Tag lang noch verdammt weh getan hatte.
    Sein Patron aber war für die Fortführung des Gesprächs ungefähr so nützlich wie ein Goldfisch im Impluvium: Ganz nett anzuschauen, aber nicht wirklich hilfreich! Sollten Senatoren nicht angeblich stundenlang über nichts reden können? Davon wusste der Purgitius anscheinend ebenfalls nichts.
    Zum Glück war auf Callistus da etwas mehr Verlass, denn er gab Atticus die Steilvorlage schlechthin. “Naja, ich arbeite gerade daran, das zu ändern. Auch wenn die Albata noch viel Training braucht und mein Plan nicht nur sie umschließt. Du willst nicht zufällig in eine Factio eintreten, oder?“

  • "Oh, das hoffe ich doch", meinte Macer mit einem überzeugten Lächeln zur vermuteten Dominanz der Russata. "Lange genug haben früher andere die Bahn dominiert, nun sind wir eben dran. Und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft", ergänzte er dann mit einem Augenzwinkern in Richtung Albata. Bis diese wirklich eine ernsthafte Konkurrenz darstellte, dauerte es wohl wirklich noch ein wenig. Wobei die beiden Topfahrer der Russata zugegebenermaßen ihren Zenit wohl bald überschritten hatten und Nachwuchs her musste, der ihren Spuren folgen konnte.

  • Kurz bereitete Caius sich darauf vor ein bestürztes Gesicht aufzusetzen, als Atticus über die Schwere seiner Verletzung zu spekulieren begann. Glücklicherweise blieb er bei seiner humorvollen Art, wie Caius sie bereits kennengelernt hatte. Caius lachte über den Scherz, woraufhin sein Gesprächsansatz in Sachen Factiones von Atticus dankbar angenommen wurde.


    "Doch, tatsächlich", ging Caius auf Atticus Frage ein. "Ich möchte der Factio Veneta beitreten. Senator Iulius Dives hat bereits mein Ersuchen vorliegen, ich erhoffe seine positive Antwort." Soviel zu seinem Vorhaben. "Und du hast einen Plan? Hat das mit besagter Konkurrenz zu tun? Am Ende kommen frühere Dominierer mit Erfolg zurück in die Circi." Er wandte sich bei diesen Worten mit einem freundlichen Lächeln Senator Purgitius zu, auf dessen Einwurf er damit einging. Dabei interessierte ihn tatsächlich sehr, welchen Plan Atticus verfolgte. Was konnte ein junger Mann wie er - jünger noch als Caius - denn im Rennsport bewegen? Mit Blick auf Macer erkannte Caius: Mit so einem Patron, der langjähriges Engagement für Wagenrennen betrieb, war wohl so einiges möglich.

  • Warum denn ausgerechnet in der Veneta? Die hatten doch schon drölfzig Mitglieder! “Ah, dann hast du dich schon beworben?“ Atticus bemühte sich, nicht enttäuscht zu klingen. Sicherlich sagte Senator Iulius ja. Was sollte er auch gegen weitere Mitglieder haben? “Naja, mein Plan ist vielleicht ein bisschen theoretisch“, druckste Atticus herum wie schon zuvor bei seinem Patron vor einigen Wochen. Irgendwie war er halt doch der jüngste hier und kam sich etwas albern vor, seine jugendlichen Pläne verkaufen zu wollen. “Aber ich bin in die Albata eingetreten, weil dort eben sehr wenige aktive Mitglieder sind. Daher hat sie von einem aktiven Mitglied am meisten, und wie du siehst, haben wir jetzt ja auch schon ein Trainingsrennen. Jetzt bräuchte ich noch jemand, der dasselbe für die Purpurea macht, die ähnlich unterbesetzt ist. Und ich glaube nicht, dass die was dagegen haben, ein zahlungskräftiges Mitglied zu kriegen, wenn das dann gleich zu Beginn auch viel anderes übernimmt. Oder die Praesina wäre auch sehr spärlich besetzt... im Gegensatz halt zu Veneta, Russata und Aurata.
    Und naja, wenn dann alle Factiones wieder zumindest feste Ansprechpartner und engagierte Mitglieder haben, müssen wir nur noch den jeweiligen Aedil ein wenig... ähm... nerven“
    , kurz warf Atticus seinem Patron einen entschuldigenden Blick zu. Aber ihm fiel kein besseres Wort ein. “Dass dieser mehr Rennen veranstaltet. Und wenn er nicht will, einfach so lange Trainingsrennen untereinander veranstalten, bis die Leute das Rennfieber wieder richtig gepackt hat.“ Ein Grinsen, und der Plan war zuende erzählt. Andere würden es vielleicht auch 'Wunschzettel' nennen. Aber zumindest mit der Albata hatte es ja jetzt geklappt, warum auch nicht bei der Purpurea? Und vielleicht kannte Callistus ja auch jemanden, der diesen Part übernehmen würde, wenn er selbst schon herausfiel. Ansonsten musste Atticus wohl doch noch einmal seine Mutter beknien, was er tunlichst vermeiden wollte.


    Pontus indessen hatte den Neuankömmling auch mit etwas Verzögerung bemerkt. Eigentlich sollte der schwarze Molosser ja ruhig liegen bleiben, und eigentlich wollte Pontus ja auch ein braver Hund sein. Aber bei neuem Besuch galt der alte Befehl ja sicher nicht mehr?
    Ganz zaghaft und auffällig unauffällig also stand Pontus auf und kam langsam an die Seite seines Herrchens, wo er möglichst unauffällig die Nase vorstreckte, um den neuen Menschen auf die Entfernung nach Essbarem abzuschnüffeln.

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