[Trainingsrennen] der Albata und Russata

  • "Ah, die Veneta. Keine schlechte Wahl. Nach der Russata und der Albata, versteht sich", kommentierte Macer. "Früher sind wir häufiger Trainingsrennen mit denen gefahren, als Aelius Quarto der Factio noch vorstand und... " - Macer musste einen Moment angestrengt nachdenken, um sein Namensgedächtnis auf Touren zu bringen - "... Valerius Victor dort Vicarius war. Mit Dareios und Diokles als Fahrer. Gegen die hatten wir damals oft nicht den Hauch einer Chance", schwelgte er ein wenig in Erinnerungen. "Wäre schön, wenn es das wieder häufiger gäbe, mit umgekehrten Vorzeichen, versteht sich. Und mit der Albata als dritter im Bund und überhaupt, wieder mehr Rennen mit vielen Factiones." Die Träume seines Klienten konnte Macer dahingehend wirklich gut verstehen und nur unterstützen. Auch wenn er den Plan, gezielt in der jeder Factio einen Aktiven zu platzieren, für etwas gewagt hielt.

  • Caius nickte auf Atticus' Frage hin: "Ja, ich habe mich bereits beworben." Seine Entscheidung stand seit langem fest, nachdem Tiberia Lucia und Iulius Dives ihn sehr aktiv umworben hatten. Die Ausführungen des Pompeius zur Steigerung der Aktivität der Factiones durchdachte Caius dann kurz kritisch. Er verstand zwar Atticus' Beweggründe, konnte aber auch gute Argumente für einen ganz anderen Ansatz aufbringen. "Es klingt vernünftig, einer Factio allein der Belebung wegen beizutreten, so viel sehe ich ein. Andererseits sollte man einer Factio doch in erster Linie deshalb beitreten, weil man diesen speziellen Rennstall mag und favorisiert und ihn aus Herzenslust unterstützen will. Ich denke also dein Plan wird besonders dann aufgehen, wenn du andere für bestimmte Factiones begeistern kannst und nicht nur für Wagenrennen im Allgemeinen." Caius wollte mit diesem Argument Atticus' Plan nicht die Grundlage entziehen, vielmehr wollte er ihm noch einen weiteren Weg aufzeigen, wie der Rennsport für regelmäßige Rennen zurück auf die große Bühne des Circus Maximus geführt werden konnte.


    "Die Aedile haben tatsächlich ihre Pflicht den Circenses gegenüber allzu schmählich vernachlässigt in den letzten Jahren", befand Caius und erschrak sogleich über seine so offenen Worte. Deshalb schob er mit Blick auf Senator Purgitius schnell hinterher: "Wenn ich das mit allem gebührenden Respekt so ausdrücken darf." Er wollte sich beim Purgitier nicht damit unbeliebt machen, dass er dessen Standesgenossen beleidigte. "Kann man denn neben den Aedilen nicht auch andere Senatoren überzeugen, Rennen zu veranstalten? Oder den Imperator gar selbst? Anlässe gäbe es ja genug."


    Oha, plötzlich zeigte sich eine Hundeschnauze von beachtlicher Größe an der Seite des Pompeius! Caius zog überrascht die Augenbrauen hoch, lächelte dann jedoch. Er hatte Hunde - auch ziemlich große und bissige Wachhunde - auf dem Landgut seiner Sippe bei Mogontiacum kennen und lieben gelernt und zeigte deshalb auch keine Furcht vor dem Tier. So entgegnete er dann auch unbeeindruckt von der tierischen Gesellschaft auf Macers Erzählungen: "Ich habe vor, die Kontake zwischen den Factiones für Trainingsrennen zu intensivieren, sobald ich aufgenommen worden bin. Ich wage zu behaupten, dass wir drei dies zukünftig durchaus gemeinsam in die Wege leiten könnten." Erwartungsvoll sah er in die Runde. Und mit einem spitzbübischen Blitzen in den Augen fügte er hinzu: "Meine Hoffnung ist, dass die Blauen mit Namen wie Hamiris, Prusias Kynegros und Oxtaius bald wieder an der Spitze fahren. Ganz wie in alten Zeiten unter Aelius Quarto und Valerius Victor." Damit griff er ganz direkt Macers Erinnerungen an jene Zeiten auf, die er noch nicht wirklich miterlebt hatte, die er sich in seinem Ehrgeiz allerdings zum Vorbild nahm.

  • Ganz so leicht ließ Atticus aber seine Argumente nicht entkräften. Immerhin hatte er ja auch eine ganze Weile darüber nachgedacht, bevor er damals mit seinem Patron genau darüber gesprochen hatte. “Ja, das stimmt schon. Aber beliebt sind die Factiones, die Siege einfahren. Und erfolgreich sind die Factiones, die aktiv sind und an vielen Rennen teilnehmen. Und das führt ja dann dazu, dass sich ja doch nichts ändert, weil die erfolgreichen Factiones ja doch die anderen immer weiter abhängen. Außer, irgendjemand fängt mal an. Und naja... ich dachte mir einfach, warum nicht ich? Jetzt muss ich nur noch jemanden finden, der sich für die Purpurea auch begeistern kann. Und die Praesina.“ Und wenn es so weiter ging, wohl auch bald die Aurata. Die Wagenrennen-Verdrossenheit der letzten Aedile hatte dem Rennsport wirklich einen Bärendienst erwiesen. “Aber da muss ich wohl noch weitersuchen. Doch das wird schon noch.“ Ein jungenhaftes Grinsen machte deutlich, dass Atticus es dem Duccius wirklich nicht krumm nahm, bei einem anderen Rennstall sein zu wollen. So wusste Atticus immerhin schon, wen er wegen Trainingsrennen mit der Veneta dann regelmäßig nerven konnte.


    Auch zu den Ausführungen mit den Aedilen oder den anderen Senatoren nickte Atticus eifrig und sah hoffnungsfroh zu seinem Patron, der das ja sicher noch besser wissen sollte. Der kannte ja seine Kollegen. Und wichtiger noch: Er war ja selbst auch Senator und könnte da vielleicht selber tätig werden. Atticus würde da sogar liebend gern helfen!
    Und auch bezüglich der Trainingsrennen hatte Callistus ähnliche Gedankengänge. “Ja, sofort! Wenn du aufgenommen wurdest, musst du mir unbedingt gleich Bescheid sagen. Dann feiern wir das ordentlich mit einem Trainingsrennen!“ Und vielleicht ein wenig Wein.
    Plötzlich bemerkte auch Atticus, dass Pontus sich hinzugesellt hatte. “Pontus, ab!“ befahl er nur und zeigte wieder auf den Sitzplatz. Der Hund sah möglichst mitleiderregend zu allen umstehenden und trollte sich mit einem leisen Fiepen. “Es hat sowieso niemand was zu Essen dabei!“ setzte Atticus noch halb entschuldigend nach und wandte sich schulterzuckend wieder an seine Gesprächspartner.

  • Als die Augen der Männer auf ihn gerichtet waren, hob Macer zum Spaß abwehrend leicht die Hände. "Schaut mich nicht so an. Ich kann meinen Kollegen auch nicht sagen, was sie zu tun haben", antwortete er lachend. "Aber ihr habt schon Recht. Die Aedile sind in der Pflicht und andererseits haben sie große Auswahl. Es gibt ja nicht nur Wagenrennen, sondern auch noch die ebenfalls beliebte klassische Gladiatur, dazu noch Naumachien, klassisches Theater und einiges mehr. Jeder möchte etwas besonderes machen und alles kostet Geld. Da fällt so ein normales Wagenrennen dann einfach mal weg", schilderte Macer die Problematik aus Sicht eines Amtsträgers. "Was natürlich keine grundsätzliche Entschuldigung dafür ist, dass es in letzter Zeit so dermaßen wenige Rennen gab. Für das eine oder andere bescheidene Rennen sollte immer eine Gelegenheit sein, da bin ich ganz eurer Meinung. Wobei natürlich auch die Factiones gemeinsam etwas ausrichten können, an einem Feiertag zum Beispiel, an dem die Magistrate typischerweise keine Rennen veranstalten", schlug er dann vage vor.

  • Atticus hielt erfolgreich argumentativ dagegen. "Es ist ein Zirkel, den man irgendwo einmal aufbrechen muss, da geben ich dir wohl recht", stimmte Caius deshalb zu und erwiderte das Grinsen des Pompeius. "Ich helfe dir gerne bei der Mobilisierung. Konkurrenz belebt das Geschäft und je mehr Rennen es gibt, desto besser werden auch die eigenen Fahrer." Denn wer Erfahrung in echten Wettkämpfen sammelte, war stets stärker als diejenigen Fahrer, die bloß immer Trainingsrennen fuhren.


    A propos Trainingsrennen: "Abgemacht", frohlockte Caius. "Ich hoffe, dass ich zügig von Senator Iulius Bescheid erhalte." Den Hund bedachte Caius mit einem wohlwollenden Lächeln. Atticus schien den Vierbeiner gut unter Kontrolle zu haben. Caius imponierte das, denn er kannte auch viele Hundeeigentümer, die ganz erbärmliche Herrchen waren.


    "Schade eigentlich", entgegnete Caius auf die Erläuterungen des purgitischen Senators zur Auswahl der Aedile. "Wagenrennen sollten zur Grundausrüstung jedes Aedils gehören, wie ich finde." Macers Vorschlag, dass Factiones einfach auch von sich aus Rennen veranstalten könnten, ließ Caius dann aufhorchen. "Keine schlechte Idee. Allerdings sollte man sich dann trotzdem um Veranstalter außerhalb der Factiones bemühen, wegen der Finanzierung, oder? Sonst müssten ja Antrittsprämien und Preisgelder von den Factiones gestemmt werden. Und die treten doch zumeist auch deshalb an, um solche Geld einzufahren."

  • Atticus grinse Callistus breit an. Wenn sie beide zusammen arbeiteten, musste sich doch wirklich jemand finden lassen, der sich breitschlagen ließ, in eine der anderen Factiones einzutreten. Vielleicht fand sich sogar ein Freund für jede der Factiones, und dann.... naja, dann konnten sie zumindest richtig viele, richtig bunte Trainingsrennen fahren. Aber immerhin!


    “Ach bestimmt. Ansonsten hat die Veneta doch auch andere Mitglieder, die sicher zumindest Auskunft geben können, wie es steht?“ versuchte Atticus seinem neuen freund etwas Mut zu machen. Atticus war nicht ganz so firm, welcher Senator gerade wo war und wie aktiv. Interessierte ihn auch ehrlicherweise nicht so sehr, die meisten Senatoren waren irgendwie... seltsam. Aber die Veneta hatte definitiv mehr Mitglieder als Senator Iulius, und sicher konnte man auch bei anderen zumindest anfragen, wann denn die nächste Sitzung der Factio war, bei der Neuaufnahmen vielleicht besprochen wurden.


    Nachdem sein Patron ihren Träumen einen kleinen Dämpfer verpasst hatte, brachte Callistus einen guten Punkt ins Spiel. Die Rennen waren für die Factiones ja auch nicht gerade billig. Die Pferde wollten Futter, die Fahrer wollten Lohn, die Wagen brauchten Wartung. Es war ja nicht so, als wäre das alles umsonst. Daher konnten sie auch nicht auf Dauer für umsonst fahren.
    Atticus überlegte, und eine gerade noch ziemlich abwegig erscheinende Idee schien mit einem Mal gar nicht so unlogisch. “... ich könnte meine Mutter fragen, ob sie eins sponsort....“ überlegte Atticus laut, ehe er sich seiner Mithörer erinnerte und aus seiner Meditation über dem Nichts wieder auftauchte. “Also, wenn es nicht zu oft vorkommt, könnten wir ja für solche Rennen auch einfach private Sponsoren fragen, die normalerweise nicht so öffentlich auftreten. Ich meine, es gibt ja auch sehr wohlhabende Ritter, oder eben Frauen, die viel Geld haben, aber eben, weil sie keine Wahlen gewinnen müssen, eher weniger öffentlich auftreten. Aber nichts desto trotz könnte es ihnen ja gefallen, einmal Editor zu sein, wenn man ihnen ein wenig die Planungsarbeit und so abnimmt und sie eigentlich nur den Preis sponsorn müssen.“

  • Mit der Frage der Finanzierung hatten die beiden jungen Männer recht und trafen bei Macer auf keinen Widerstand. Vielmehr war er in diesem Bereich für kreative Ideen durchaus offen. "Ja, sicher müsste man Sponsoren finden, aber das sollte ja eigentlich kein Problem sein", zeigte er sich daher optimistisch. "Wohlhabende Ritter oder solche die es werden wollen, Frauen, Wahlkämpfer, andere Vereine - es gibt viele potenzielle Geldgeber für das eine oder andere Rennen, denke ich. Vielleicht muss man das dem einen oder anderen einfach nur wieder in Erinnerung rufen. Früher war es üblich, dass man zu einer Bestattung Gladiatorenkämpfe veranstaltet hat. Warum sollte da nicht jetzt jemand zum Geburtstag ein Wagenrennen ausrichten?" In Macers Ohren klang das zumindest ganz pragmatisch. Es musste ja tatsächlich nicht jedes Mal ein riesiges Rennen sein und wenn die Factiones häufiger fahren konnten, konnten sicher au die Prämien pro Rennen etwas geringer ausfallen.

  • "Sicherlich", bejahte Caius zur Frage nach anderen Mitgliedern der Blauen. Er wartete jetzt schon länger als angemessen auf eine Antwort von Dives. Womöglich musste er sich doch ganz offiziell an den Dominus Factionis wenden.


    Atticus brachte dann eine gute Idee zur Rennfinanzierung vor, die sein Patron sogleich aufgriff. Caius sah seine Chance gekommen, sich direkt für seinen Patron nützlich zu machen: "Ein guter Gedanke. Ich hätte da auch direkt einen Senator, der Interesse an der Ausrichtung eines Rennens hat. Mein Patron, Senator Caius Flavius Scato, möchte nach seiner Amtszeit als Aedil nochmal Spiele ausrichten, die nicht von Tumulten überschattet werden. Als Privatmann sozusagen. Wären die Albata und die Russata an einer Teilnahme interessiert? Ich würde euch dann im Namen meines Patrons nochmal konkrete Renndaten und Informationen zukommen lassen."


    Ein Seitenblick auf die Tribüne zeigte Caius, dass sich die spärlich besetzten Ränge im Laufe des Gesprächs beinahe gänzlich geleert hatten. Sollten Atticus und Macer ihr grundsätzliches Interesse an einem weiteren Rennen bekunden, würde er anschließend wohl langsam seinen Aufbruch ankündigen.

  • Hach, Atticus war von diesem Gespräch begeistert! Da sprudelten die Ideen ja nur, wie man mehr Wagenrennen unters Volk bringen könnte! Und Callistus hatte sogar schon eine ganz konkrete Idee und einen ganz konkreten Namen, den man wohl nicht erst lange zu überreden brauchte.
    “Natürlich wäre die Albata interessiert! Sag einfach Bescheid, wenn alles soweit steht, und ich sorg dafür, dass die Albata mit dabei ist. Auch wenn wir vorher wohl nochmal trainieren sollten. Falls die Blauen sich also zuerst bei dir melden, wäre ein Trainingsrennen davor sehr praktisch...“

  • Auch Macer zögerte nicht, eine Teilnahme der Russata in Aussicht zu stellen. "Ja, sehr gerne würde die Russata daran teilnehmen. Und ich finde es sehr erfreulich, dass Flavius Scato keine Mühen scheut, noch einmal Spiele nachzuholen!" Den Flaviern war es wohl wirklich gegeben, es gründlich machen zu wollen, egal was sie angingen. Und sie hatten offenbar genug Geld für mehrere kostspielige Anläufe. Aber den Factiones konnte letzteres ja nur Recht sein.

  • "Hervorragend", freute sich Caius über die Zusagen der beiden. Mit Albata und Russata hatte er auf einen Schlag insgesamt drei Factiones für Wagenrennen seines Patrons gefunden. Jetzt musste er mal sehen, ob bei den anderen Factiones noch etwas zu holen war.


    "Dann hört ihr von mir, sobald sich eine neue Wettkampfgelegenheit auftut", verkündete er zufrieden. Und mit einem verschmitzten Grinsen fügte er in Macers Richtung hinzu: "Für einen Flavius ist es doch eine Frage der Familienehre, wo er öffentlichkeitswirksam Geld ausgeben kann. Wie es sich eben für Patrizier gehört, die etwas auf sich halten." Seit Urzeiten hatte es sich ja bekanntlich die Erwartung des Volkes etabliert, von der Reichselite bei Laune gehalten zu werden. Da konnte ein Flavius wie sein Patron nicht bloß kleine Brötchen backen.


    "Mit eurer Zusage im Gepäck möchte ich mich nun verabschieden. Ich muss nach diesem unterhaltsamen Übungsrennen leider noch einige weniger spaßige Erledigungen machen." Er gab erst Senator Purgitius die Hand: "Senator, es war mir eine Freude dich kennen zu lernen. Ich freue mich auf die zukünftige Zusammenarbeit." Dann reichte er Atticus die Hand. "Bis die Tage, Atticus. Du hörst von mir."

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