• Zitat

    Original von Vulpis Lupus

    Volusus Pinarius Albus, - Alb


    In den letzten Tagen liefen Albs Geschäfte nicht so gut. Er hatte sich ein wenig verspekuliert und brauchte dringend eine Finanzspritze. Was also war näherliegend als den Alten aufzusuchen.
    Hungrig betrat er die Taberna und bestellte sich beim Wirt einen Eintopf. Heute setzte er sich nicht direkt an den Tisch des Alten, zuerst wollte er die Lage sondieren. Also wählte er seinen Platz so, dass er den Eingang als auch den Alten im Blick hatte. Unauffällig nickte er diesem zu und wartete auf seinen Eintopf. Dabei überlegte er sich, ob sie sich nicht ein Zeichen ausmachen sollte, wenn die Luft nicht rein war.


    Plato las eine Tabula, während er gelegentlich zu einem Tonbecher Wein griff. Er schien von dem Gelesen ganz ergriffen, so dass er seine Mimik vorsichtig verzog. Schließlich legte Plato die Wachstafel vor sich auf dem Tisch ab, um dann diesen merkwürdigen Neuling in seinen Reihen zu erblicken. Dieser Mann, der wirklich um jeden Auftrag zu buhlen schien. Plato, der das Netzwerk betreute, nickte diesem zu, als sich die Blicke kreuzten. Sollte er doch mit seinem Eintopf an Platos Tisch kommen, damit man ein wenig plaudern konnte. Denn Plato war heute in Redelaune, vielleicht nicht über den Beruf aber über das Wetter oder den wunderbaren Tag, der heute ohne Blutvergießen ausgekommen war.

  • Zitat

    Original von Feras
    Eine Taberna wie jede andere die er bis heute kennengelernt hatte. Feras sah nur flüchtig in die Runde und setzte sich an einen der Tische. "Eine Kanne Wein unverdünnt." rief er dem Wirt zu. Es waren seine letzten Sesterzen, die er da gerade auf den Kopf schlug. Wie es morgen weiter ging, darüber machte er sich jetzt keine Gedanken.
    Die Kanne Wein und ein Becher dazu bekam er gebracht. Der Wirt forderte gleich das Geld dafür. Zechpreller gab es immer wieder. Feras zahlte. 6 As blieben übrig. Das reichte Morgen für Brot.
    Der Wein schmeckte nicht sonderlich gut, aber er machte die Welt bunter. Feras trank. Nach dem 5ten Becher war deutlich zu sehen, dass der Wein seine Wirkung entfaltete.
    In der Kanne waren vielleicht noch 2 Becher. Beim Nachschenken verschüttete Feras einen Teil. Er wischte kurz über den Tisch und trank den halb vollen Becher aus. " Bei Epona, ich möchte so saufen können wie mein Hengst Perseus. Ja, das war mein Hengst und der alte Sack hat ihn behalten. Dem werd ich's zeigen. " Der letzte Becher füllte sich. Feras trank in bis zur Hälfte aus und murmelte vor sich hin. " Ein Parther lässt sich sowas nicht gefallen. Mein Messer wird er zu schmecken bekommen." Der letzte Schluck rann durch seine Kehle. " Morgen ist er dran." Das Aufstehen fiel ihm schwer. Er musste sich am Tisch festhalten. " Bis Morgen Römer." Sein erster Schritt war wackelig. Nach und Nach angelte er sich von Tisch zu Tisch in Richtung Tür.



    Ein Parther. Der Erzfeind des römischen Reiches trank in einer abgetarnten Taverna der Prätorianer und drohte mit Meuchelmord durch ein Messer. Natürlich wurden die verdeckten Soldaten hellhörig, als dieser Mann plärrte und rumorte. Schließlich folgten zwei verdeckten Mannen der Schwarzen dem Parther, um seine Schandtat zumindest zu beobachten oder bei Bedarf davon abzuhalten.


  • Volusus Pinarius Albus, - Alb


    Der Wirt hatte Alb ein Zeichen gegeben, dass seine Bestellung fertig wäre. Jetzt setzte er sich mit seiner Schüssel zu dem Alten an den Tisch. „Salve, Schön dich wieder einmal hier zu treffen. Laufen deine Geschäfte gut? Meine doch nicht ganz wie erwartet. Mir fehlen Waren um meine Produktion am laufen zu halten. Aber was klag ich, solange ich mir noch den Eintopf leisten kann ist alles gut.“ Nach mehrmaligen umrühren begann er seine Suppe zu löffeln.

  • Plato rieb sich mit seiner flachen Hand über das alte Gesicht, während sich sein neuer Handlanger näherte und zu ihm setzte. "Salve," grüßte der Mittelsmann der Prätorianer gelangweilt, da der heutige Tag eigentlich ohne Arbeit enden sollte. Das Geschäft wurde auch für den Alten immer mehr zur Last. "Die Geschäfte hören nie auf," verlautbarte Plato mit einer gewissen Reue, denn ihm war längst klar, dass der neue Trecenarius eine Agenda verfolgte, die Rom zumindest verändern könnte. Und zudem waren diese Geschäft nie wirklich beendet, da es für die Prätorianer immer Feinde gab. Der neue Trecenarius sah nicht nur überall Feinde, sondern war auch bereit diese zu erschaffen. Plato wusste, dass Rom stets Feinde brauchte, um zu überleben, wie jeder Staat. Staaten waren Herrschaftskonstrukte, die mit Ängsten und falschen Sicherheiten arbeiten mussten, um ihre Macht zu erhalten, die auf Illusion und System baute. Abhängigkeiten waren der Schlüssel zu einem stabilen Staat und auch diese Abhängigkeiten benutzte Plato, auch wenn er selbst abhängig vom Trecenarius war. "Ich denke, dass du unseren neuen Eintopf probieren solltest," sagte Plato und hob die Hand, damit die Wirtin aus der Küchen den Spezial-Eintopf mit Sondereinlage brachte. Albus würde erneut einen Zifferstein darin finden. Wenigstens war der Neue ein brauchbarer Diener der prätorianischen Sache.


  • Volusus Pinarius Albus, - Alb


    Alb nickte bedächtig, „woher weißt du? Eine zweite Schüssel Eintopf kann ich wirklich gut vertragen. Wie gesagt, die Geschäfte laufen nicht so und da verzichtet man ab und an auf eine Mahlzeit.“
    Schnell aß er seine erste Schüssel leer und lächelte zufrieden als er mit seinem Löffel in der zweiten Schüssel rührte. „Es scheint, mit den Zutaten wurde hier auch nicht gespart. Aber ich hätte da eine Frage, geht das hier auch umgekehrt? Kann ich wenn nötig Auskünfte bekommen? Wenn ja was würde das kosten? Wir haben zwar ein gutes Netzwerk, doch an einige Sachen kommen selbst wir nicht heran.“ Abwartend löffelte Alb genießerisch seinen Eintopf. Bis er schließlich fast an den Grund gekommen war.

  • Plato kratzte sich an seiner Nase, bevor die Hand wieder herabsank. "Es kostet dich immer ein Geheimnis. Ein Geheimnis gegen ein Geheimnis," meinte Plato fast tonlos; wie ein Geist gesprochen. Es war ein Geschäft mit einer teuflischen Welt; einer anderen Welt, welches Alb dort verlangte. "Alles hat seinen Preis," verlautbarte der Mittelsmann der Prätorianer und leistete sich keinerlei Lächeln, welches sonst seine alten Lippen zierte. Plato war nicht bösartig aber in dieser Sache wollte er weitesgehend ehrlich sein. "Aber genieße erstmal deinen Eintopf. Manchmal helfen uns gute Speisen...," sagte der Mann und nickte Alb zu. Denn in der Tat würde dieser Mann erneut einen Zifferstein darin finden.


  • Volusus Pinarius Albus, - Alb


    Alb hob leicht seine Augenbraue seines rechten Auges hoch, wie oft wenn er jemanden prüfend musterte. Dachte der Alte jetzt wirklich ihm wäre die Welt in der sie lebten, so fremd? „Da erzählst du mir nun wirklich neues. Das ist mir bekannt schon seit Kindertagen. Was denkst du warum ich gerade diesen Weg eingeschlagen habe. Es gab keinen anderen, wenn die Jüngsten meiner Familie und ich in Freiheit überleben wollten.“ Jetzt konzentrierte er sich kurzzeitig mehr auf seinen Eintopf und löffelte still vor sich hin. „Wirklich sehr schmackhaft“, betonte Alb als der Stein fast frei gelegt war. „Müsste ich für die Beantwortung von Fragen mit Antworten auf Gegenfragen bezahlen oder mit Tätigkeiten, denn an Geld liegt bestimmt kein Mangel vor. Oder liege ich damit falsch?“ Der Ziffernstein lag nun offen, sorgfältig angeschabt in der Suppenschüssel, nach einem prüfenden Blick in die Taverna, hatte Alb ihn schnell genommen und in seinem Geldbeutel verschwinden lassen.

  • Plato wollte sich eigentlich bald zur Ruhe setzen. Aber scheinbar brauchte man immer noch seine Erfahrung als veteranus in diesem Geschäft, so dass Plato Alb genügsam musterte. "Man hat immer eine Form der Wahl, auch trotz der Umstände aber wir Menschen wählen meistens den bequemen Weg," meinte Plato mit warmer Stimme. Er veurteilte niemanden für seinen Lebensweg. Immerhin hatte auch er selbst einige Verfehlungen auf seinem Kerbholz. - Und in der Welt der Prätorianer war vieles deutlich anders als für andere außerhalb dieser Strukturen. Gewalt und Brutalität waren für Soldaten in dieser Einheit nichts Ungewöhnliches. Auch kannten sie fast alle Umstände im Imperium und fast alle Gegebenheiten, wie die subura oder den Krieg, wie auch das normale Leben eines Handwerkers. Die Bandbreite war groß, die auch Plato an Erfahrung vorweisen konnte. "Mit einer Tätigkeit oder einem Geheimnis, welche zeitweilig Gegenfragen wären, ja," war die Antwort des Mittelsmannes.

  • Es hatte gedauert. Lange gedauert. Es waren Briefe entziffert worden, Schlüssel gefunden und Hinweise gedeutet werden, um an diesen Ort zu gelangen. Nicht nur der verlockende Duft eines hervorragendes Eintopfes verweilte in der Luft, sondern auch die fadenscheinige Atmosphäre. Etwas stimmte hier nicht. Diese taberna war gemütlich, florierte aber hatte diesen einen Tisch, an dem zwei finstere Gestalten saßen. Beide wirkten recht alt aber noch nicht zu alt für ihre Geschäfte, die sie augenscheinlich hier abwickelten. War es Glücksspiel? Möglich. Aber ihr Vater hatte ihr keinen Hinweis hinterlassen, dass sie ein Glücksspiel finden sollte, sondern die letzten Getreuen ihres Vaters, die nicht nur unter ihm gedient, sondern auch erheblich profitiert hatten. Diese Getreuen sollten sich an diesem Ort aufhalten. Unsicher aber sicher spielend, trat Stella durch das Geschäft auf diesen einen Tisch zu, der nicht ganz ins Bild der freudigen und schwätzenden Leute passte. Die beiden Gestalten blickten auf.


    "Haha," sagte einer der beiden vom Salz des Lebens entstellten Gesichter. "Eine schöne Blume verirrt sich an unseren Tisch. Ich könnte etwas Spaß gebrauchen. Aus welchem Lupanar bist du entflohen?" Er lachte schäbig, während sein Tischpartner fast geräuschlos murrte. Er sagte nichts. Stella spürte ihr Herz schlagen. Denn die Gefahr war deutlich wahrzunehmen. An diesem Ort war ein schnelles Ende möglich. Und nicht einmal die Stadtwachen würden sie womöglich finden, wenn diese beiden Halunken sie packten und fortschleppten. Die Tiberia besann sich auf ihre Ausbildung. "Ich bin keine Lupa," sagte sie mit ernster Stimme.


    "Ich kann dich zu einer machen...," sagte der schäbige Mann und machte eine anstößige Geste mit seiner Hand. Stella wich nicht zurück. "Das würdest du nicht überleben," drohte sie und verwandelte ihre Augen in jenes kaltes Eis, welches selbstwusst frostig strahlte. Inzwischen kannte sie dieses Milieu. Diese Umgebung wurde ihr vertrauter. Zu lange war sie auf der Flucht gewesen. Ein einfältiger Gauner würde sie nicht einschüchtern. Sie wusste, was sie konnte und wer sie war. Dies würde er ihr nicht mehr nehmen. Lieber starb sie, als diesem Mann Macht einzuräumen. Der Halunke stand erbost auf und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch.


    "Du wagst es, Weib?" Sein Tischpartner hob die Hand und forderte ihn mit einer wortlosen Handbewegung, sich wieder hinzu setzen. "Mutige Worte," sagte dieser einstig stille Teilhaber mit einem salzigen Lächeln. Trotz ihrer Todesangst, begann sich Stella hier wohl zu fühlen. Mit Pluto in der Nähe, so unmittelbar vor dem Tod stehend, fühlte sie sich wohler. Stella fühlte sich im Auge des gewalttätigen Schicksals wohler, denn es war mehr als ein ständiger Abgesang und Abstieg, eine heimliche Akzeptanz des Untergangs. Sie wählte ihren Untergang selbst. Dieses Leben gehörte ihr. Und mit Sicherheit nicht irgendeinem dahergelaufenen Mann.


    "Du hast Arbeit?" Eine Frage, die wohl angemessen war, wenn sich an einen Unterweltanführer wendete, der hier residieren sollte. Zumindest hatte sie die Hinweise so gedeutet. "Das weiß ich nicht, " sagte der wohl Mächtigere von beiden mit einem gespielten Kopfschütteln. "Nennt man dich nicht Plato?" Er lachte auf. "Ich habe viele Namen aber an diesem Tisch bin ich Plato, ja," antwortete er. "Ich habe keine Arbeit für dich..." ergänzte er und deutete dann mit einer Handbewegung vom Tisch weg. "Du hast immer Arbeit," behauptete sie einfach, da sie nicht wollte, dass das Gespräch abriss. Er schmunzelte und ließ seine Hand zurücksinken. "Du bist in der Tat mutig und wohl verzweifelt, wenn du mich ansprichst. Das tun normalerweise nicht viele ohne Grund. Meistens brauchen sie dringend Geld oder etwas anderes." Stella nickte nüchtern. "Irgendetwas sagt mir, dass du kein Geld willst, sondern etwas anderes?" Stella sog Luft durch ihre Nase ein, bevor sie antwortete.


    "Ich brauche Informationen über ein paar Personen. Ich möchte etwas über folgende Personen wissen," erklärte sie und legte eine tabula auf den Tisch, der wohl diesem sogenannten Plato gehörte. Plato nahm die tabula auf und es weiteten sich seine Augen. Es handelte sich um Namen, die Prätorianer verwendenten. Explizit sogar Speculatores. Sie waren nicht echt; selbstverständlich waren sie es nicht aber wie kam eine wildfremde Frau an diese Namen? Plato ließ sich nichts anmerken und legte die tabula überzogen langsam zurück. "Und du möchtest für diese Informationen arbeiten?" Plato stand auf und deutete zu einem Vorgang, der ein Hinterzimmer abgrenzte. Er hob die Tafel wieder auf und verstaute sie in seiner Gürteltasche. "Folge mir," mehr ein Befehl, denn als ein Wunsch. Stella nickte und beide gingen hinter den Vorhang. Platos Partner stand ebenso auf und stellte sich vor den Vorhang, damit niemand das Hinterzimmer betrat. Im Zimmer lag ein wenig Schutt, ein paar Amphoren standen in Halterungen und ansonsten war hier nur ein zerbrochenes Regal aus einem morschen Holz. Plato lehnte sich an die Wand, während ihren Abstand bewahrte. "Diese Namensliste kannst du nicht so einfach zusammengestellt haben. Nicht einfach so, mutige Blüte," sagte er und machte eine abweisende Geste mit seiner rechten Hand. "Ich kann dir keine Arbeit anbieten. Auch kann ich dir keine Informationen dazu geben."


    Stella trat an ihn heran und packte ihn an der Schulter, um ihm einen kräftigen Tritt ins Gemächte zu verpassen. Plato stöhnte auf, während der Schmerz seinen Körper lähmte. "Ich habe keine Zeit, Plato," erboste sich Stella, ihre Rolle als Halunkin spielend. Der Partner blickte durch den Vorhang hinein und zog einen Holzknüppel, um Stella damit eine zu verpassen. Dies bemerkte Stella und zog eine spitze Haarnadel aus ihrem Haar, welches daraufhin auseinander fiel. Stella konnte dem tumben Knüppelhieb ausweichen und rammte dem widerwertigen Gauner die scharfe Nadel zwischen Schlüsselbein und Armansatz. Ein wenig Blut quoll hervor, als der Gauner den Knüppel fallen ließ und Stella ihm mit beiden Händen einen Doppelschlag auf die Ohren verpasste. Der Mann torkelte benommen zurück und lehnte sich seinen Arm haltend, an eine Amphore, die bedrohlich wackelte. Plato hatte sich inzwischen wieder aufgerappelt und zog einen Dolch. "Du wirst sterben," schimpfte er. Stella wollte dies vielleicht sogar.


    "Das ist mir egal," antwortete sie. "Ich brauche Antworten." Ihre Augen fielen auf den Dolch. Sie kannte diese Dolche. Ein schwarzer Griff und eine Klinge speziell bearbeitet, um besonders spitz und scharf zu sein. Diese Klingen drangen mühelos in jeden Körper ein. Es waren prätorianische Waffen. Zumindest Waffen der speculatores. Entweder Plato hatte diese Waffe einem Prätorianer abgenommen oder er war selbst einer, der mutmaßlich nun auf eigene Rechnung ohne ihren Vater weitermachte. "Tiberius Verus," sagte sie fast andächtig, als sie den Knüppel vom Boden aufhob. Stella war eine Überlebende und sie würde auch weiter überleben, da sie mit jeder Verzweifelung und Todesverachtung agierte. Plato stockte und setzte noch nicht zum Angriff an. "Dieser Name...," flüsterte Plato hörbar. "... wird hier nicht genannt. Er wurde hier noch nie genannt." Beide überlegten. Plato versuchte zu verstehen, wer dort vor ihm war und warum dieser Name von ihr genannt wurde und Stella dachte sich, dass ein normaler Gauner, da war sich Stella sicher, diesen Namen nicht kennen würde aber ein speculatores schon.


    "Wer bist du?" Eine Frage, die Plato selten stellte. "Eine Person, die gesandt wurde, um jene ausfindig zu machen, die für unser aller Schicksal verantwortlich sind. Auch du wurdest wohl hintergangen, wenn du noch immer in dieser Absteige hier verweilen musst," formulierte Stella und sagte in Wahrheit nichts über ihre eigene Person und ebenso wenig über ihren Namen. Plato erinnerte sich. Damals. In der vergangenen Zeit war etwas geschehen, was alles verändert hatte. "Ich kann dir nur helfen, wenn du auch mir hilfst, kleine Blüte." Plato überlegte. "Es sind keine echten Namen aber ich kann herausfinden, wer sie verwendete. Mehr kann ich nicht tun. Jedoch wirst du für diese Informationen mit einer Gegenleistung bezahlen, die ich einiges Tages einfordern werde. Du wirst nicht ablehnen können. Es ist ein Handel. Eines Tages werde ich dich, um eine Information bitten. Mehr nicht," erklärte Plato und verstaute den Dolch wieder in seinem Gürtelversteck, hinter der breiten Ledertasche. Stella nickte.


    "So sei es," versicherte die Tiberia. Plato ging zu seinem Partner und zog die Nadel aus der Wunde. "Ich frage garnicht erst, was oder wer du wirklich bist, kleine Blüte. Es ist mir eigentlich auch egal. Ich mache hier nur meine Geschäfte und diesem genannten Namen bin ich etwas schuldig. Was ihm widerfahren ist, ist wirklich eine Schande," offenbarte sich die Person, die man gelegentlich Plato nannte. "Besuche mich in drei Wochen in dieser taberna und ich gebe dir, was du willst." Plato stützte seinen Partner und verließ das Hinterzimmer durch den Vorhang. Stella selbst verweilte noch einen Augenblick und verschwand dann ebenfalls durch Vorhang in den Innenraum. Den Knüppel warf sie hinter sich zurück in den Raum, bevor der Vorgang zurückfiel. Sie musste das Erlebte verarbeiten. Stella war der Aufklärung etwas näher gekommen. Doch geschah etwas Unerwartetes. Einer der Gäste war hinausgerannt, als er das Getöse aus dem Hinterzimmer vernommen hatte und lief wild panisch durch die Straßen auf der Suche nach den Stadtwachen, um diesen Vorfall zu melden. Immerhin war das Gerangel nicht leise gewesen. Plato und sein Handlanger waren längst durch geheime Wege entflohen, während Stella schlicht überfordert in der taberna verweilte. Etwas übernahm sie. Ein kalter Hauch durchfuhr sie, nachdem der Stress und jene Angst von ihr gegangen waren. Was hatte sie getan? Hatte sie wirklich eine Unterweltgröße herausgefordert? Ihre Rolle hatte sie zu gut eingeübt und nun wurde der eigentlich sanften Stella klar, was sie getan hatte und was sie tatsächlich überlebt hatte. Auch wenn es ihr eigentlich egal war, ob sie lebte oder starb, so denn war das Leben doch etwas, was sie auch nicht einfach so wegwerfen konnte. Immerhin hatte sie noch Arbeit vor sich. Ihre Hände zitterten, während ihr Schweiß von der Stirn lief. Ihre Augenlider begannen ebenfalls zu zittern, während sie sich auf einen Stuhl fallen ließ. Sie blickte ängstlich in ihre Hände und versuchte das Blut mit ihren Daumen von ihrer Haut zu schieben. Dabei verteilte sie es nur. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die Stadtwachen eintreffen würden und Stella tat einfach nichts.

  • "Ich dachte schon der macht sich gleich in die Hose", lachte Pinus seinen Kameraden an ehe sie die Taberna betraten. Aufmerksam schauten sie sich um. Alles schien ruhig zu sein, das war allerdings fast normal, denn meistens wenn sie eintrafen wirkte es so. "Man sagte uns hier gäbe es Probleme. Was also ist los?" Typisch, keiner wusste von was. Was machte die Frau hier? Sie passte so gar nicht in das Bild. Pinus trat näher an ihren Tisch. "Alleine hier?" Fragend hob er eine Augenbraue hoch. "Du hast natürlich auch nichts gesehen?" Provozierend klang die Frage.

  • Noch einmal musste sie sich aufraffen. Gerade jetzt, war ihre Aufführung noch nicht vorbei. Eigentlich war diese nie vorbei, denn sobald man sich in Lügen verstrickt hatte, musste man immer wieder lügen. Vergebung gab es für Lügen selten und doch taten es alle Menschen täglich; und selbst eine Theateraufführung war eine Verwandlung der Lüge. Stella hatte inzwischen Erfahrung darin, Menschen zu entkommen. Insbesondere Männern, konnte sie im Regelfall gut entkommen, da diese selten annahmen, dass eine Frau, wie sie, mit diesem Gesicht, etwas getan haben konnte, was außerhalb des Üblichen lag. Mit glasig-traurigen Augen blickte Stella auf, um der Wache mit ihrem Angesicht zu begegnen. Sie wollte fliehen aber etwas hielt sie hier. In diesem furchtbaren Theaterstück, welches eine weitere Bühne ihres Lebens war. "Ja," versuchte sie zu antworten aber brach direkt nach diesem Wort ab und versuchte ihre blutbeschmierten Hände zu verbergen, was nur mäßig gelang, da bereits ihre Kleidung mit kleinen Blutspritzern vom Gerangel benetzt war. Sie setzten sich zwar nicht deutlich ab aber der sanfte Braunton ihrer Tunika verhinderte wohl eine direkte Erkenntnis der Wachen. "Ich... Ich...," musste sie überlegen. "Ich bin entkommen...", log sie halbwahr. Immerhin war sie ja irgendwie der Situation entkommen und versuchte jetzt, nervös und unsicher, eine neue Geschichte zu entwickeln, damit diese Wachen nicht auf eine irgendeine Idee kamen, die schädlich für Stella sein konnte. Oder schädlich für Plato, den sie noch brauchte und eigentlich wollte sie einem Menschen auch nicht unnötig Leid zu fügen. Ihre Arme zitterten und ihre Wangen wirkten eingefallen vor Angst. Ihre Geschichte war nicht gut, da sie aufgrund ihrer emotionalen Lage nur sehr zögerlich aus ihrem Verstand sprudelte.

  • Zu dumm dachte Pinus wenn man neu dabei ist und noch keine feste Partner hat. Sein Kamerad beschränkte sich zunächst nur auf zuschauen. Die Frau verhielt sich aber wirklich merkwürdig. Angst war da aber noch etwas anderes. „Dir hat man etwas getan? Hier?“ Ungläugig stellte er die Frage. Er schaute sich um, es sah wir nicht nach Gewaltätigkeit hier aus. Was trieb sie da mit ihren Händen. Dichter trat er an sie heran. War das Blut? „Ist das Blut da an deinen Händen?“ auffordern warf er einen Blick zu dem Miles, doch der glotzte nur.

    Canutius fing noch einmal an. „Du bist also entkommen? Von was und wo geschah es?“

  • In gewisser Hinsicht hatte man ihr etwas angetan. Aber nicht hier. Nicht an diesem Ort. An diesem Ort hatte sie Stärke bewiesen und das eingefordert, was ihr - nach ihrer Ansicht - rechtmäßig zustand. Stella atmete langsam aber beständig, wobei sich ein regelmäßiger aber fokussierter Luftzog ergab. "Dort Draußen," log sie und deutete zur Tür. "Ja, es ist Blut," gab sie das Offensichtliche zu. Es gab hier auch nichts mehr zu leugnen, also galt es mit der neuen Requisite zu arbeiten und die Geschichte auszubessern. Stella fand gerade eine mögliche Lösung, um aus dieser Lage zu entkommen. "Mich hat ein Mann gepackt und wollte..." Sie brach ab, da sie es nicht aussprechen wollte und es auch nicht mochte. Die Tiberia wusste darum, dass Menschen gerne Sätze im Kopf beendeten und sich schon das passende Bild für ihre Geschichte ergeben würde. Eigentlich wollte sie von einer versuchten Entführung sprechen oder eines Raubüberfalls, tat dies aber wohlwissend nicht. Manchmal war es besser, nicht alles zu sagen und eine Lüge durch sich selbst wirken zu lassen. "Zwei Männer haben mich gerettet und mich hierher gebracht," erklärte sie, um Plato zu schützen. "Ich habe den Mann verletzt, schlimm verletzt, und sie brachten ihn auch hierher. Die beiden anderen Männer wollten sich kümmern. Sie versicherten mir, dass er mir nie wieder etwas antun würde...," stammelte sie mühsam Worte zusammen, die aber doch eine zusammenhängende Logik hatten und somit verständlich waren. Stella drückte sich tatsächlich ehrliche und gefühlte Tränen aus ihren Augenwinkeln. Doch galten sie nicht dieser Lüge, sondern der gesamten Situation und dem, was sie selbst getan hatte.

  • Nein, etwas stimmt nicht entschied Pinas für sich, auch wenn es sich schlüssig anhörte.
    *Ich habe den Mann verletzt, schlimm verletzt,* womit wollte sie das gemacht haben? Ach und gleich waren wie durch ein Wunder plötzlich drei hilfsbereite Kerle da und jetzt war keiner mehr zu sehen.

    Auffordernd schaute er sich in dem Gastraum um. Natürlich, keiner nahm Notiz von ihm. „Hat einer von euch den Verletzten gesehen? Oder wer diese Frau hierher gebracht hat?“ „Der Eintopf schmeckt wieder wirklich gut“,
    bekam er als Antwort zu hören.

    Voller Misstrauen schaute er die Frau an, war das wirklich schon eine Frau?
    Grimmig änderte Pinas seine Taktik. „Wie ist dein Name? Wo wohnst du und wie alt bist du? Sollte ich merken oder auch nur vermuten, dass du nicht die Wahrheit sprichst nehmen wir dich mit? Junge Dame“, fügte er erbost hinzu.
    Sie sollte ruhig merken, dass er ihr keinen Glauben schenkte.

  • So einfach war es dann doch nicht. Sie hatte die Hoffnung gehabt, dass eine einfache Geschichte ausreichen würde. Jetzt wurde es also spannend. Stella musste sich anstrengen und dies lies ihr Herz schneller schlagen. Diesen Ton, den der Soldat anschlug, kannte sie. Zum Glück war sie von ihrem Vater ausgebildet worden, auch unter Stress nichts zu verraten und einfach mit der Lüge fortzufahren. Lügen konnten auf Lügen aufbauen; und irgendwann war es schlicht egal, was wirklich geschehen war. Man wählte schlicht eine passende Lüge aus und machte diese zur akzeptierten Wahrheit, weil sie alle Beteiligten irgendwie gefiel. Diese Erfahrung hatte Stella leider zur Genüge machen müssen. Stella legte ihren Kopf schief zur Seite und betrachtete Canutius fast so als ob sie etwas bestaunte. Weiterhin war ihr Gesicht jedoch von Tränen umspielt, die nur langsam verstarben. Eine merkwürdige Aura umgab Stella. Langsam und in einer eleganten Bewegung, fast einer Tänzerin gleich, erhob sie sich vom Stuhl. Sie stand nun vor Canutius, schob den Stuhl leicht zur Seite, so dass sie diesen im Zweifel - in einem Versuch - in seine Beine schieben konnte, sofern sie flüchten wollte. "Es ist unbedeutend, wer ich bin. Es ist nicht wichtig, weil ich keine Bürgerin bin. Ich habe nichts verbrochen, außer zu überleben," stellte sie fest und urplötzlich gab ihr Pluto jenen Mut zurück, der sie bis jetzt durch das Leben geführt hatte. "Ich wohne in der subura, schlage mich so durch aber habe nie etwas Unrechtes getan. Ich bin gelernte Farbmischerin," erfand sie schnell eine neue Geschichte, um ihre eigene Identität zu verbergen. "Ich bin 19 Jahre alt," sagte sie mit einem Nicken und dies war nicht einmal gelogen. "Ich bin doch sowieso nichts wert für euch. Ich habe überlebt. Es ist mir gleich, was ihr glaubt oder nicht glaubt. Im Zweifel trete ich auch vor einen Richter aber ich vergaß, für uns gibt es ja nicht zwingend einen Richter?" Stella übersah nur ein wichtiges Detail ihrer Darbietung: Sie drückte sich für ein Mädchen aus der subura zu gewählt aus. Und sie sprach mit Sicherheit kein Gossenlatein mit einem starken Akzent.

  • Immer verunsicherter schaute Pinas auf das weibliche Geschöpf. Die Tränen, ihre Anmut, ihr Selbstbewusstsein. Ja so musste er es nennen was er da sah. Alles schien stimmig und dennoch etwas stimmte nicht. Nur was war es? Ich kann es fast fühlen grübelte er.

    Unzufrieden mit dem Ergebnis brummte er mit großem Zweifel im Herzen: „Also gut du kannst gehen“. Ist das wirklich richtig was ich gerade mache, jagte ein Gedanke hinterher.

  • Stella kämpfte ihren eigenen Kampf. Nicht nur mit der Welt, sondern auch mit sich selbst. In ihrem Kopf wollten die Gedanken nicht weichen, die schreckliche Erinnerungen waren so real für sie. Gewalt erzeugte eine unangenehme und unruhige Stille. Es fehlten die Worte und so nahmen Gefühle deren Platz ein. Beständig aber langsam wurde ihr Herz von jener Gewalt übernommen, die sie erlebt hatte. Machte sie dem Soldaten einen Vorwurf? Nein, aber dennoch konnte sie diesen Mann nicht aufrichtig achten und sein Verhalten hatte sich als das gezeigt, was Stella nur zu gut, von diesen Soldaten kannte. "Danke", brachte sie höflich aber kalt hervor, während sie sich mit einem Blick zurück aus dem Geschäft zurückzog. "Rom, ich verfluche dich," spuckte sie leise in den staubigen Wind zwischen den Häusern. In diesem Augenblick wollte sie Rom, diesem Symbol und diesem Namen, alles entgegenwerfen, was sie fühlte. - Und das tat sie auch.

  • "Ich möchte zuerst noch etwas essen", murmelte Pinus. Er bestellte sich eine Schüssel von dem Eintopf. Während er wartete und auch als er aß beachtete er seinen Kamerade kaum. Die ganze Zeit beschäftigte ihn nur das was er vorher von der Frau gehört hatte. Fast Wort für Wort ging er in Gedanken ihr Gespräch durch. Zum Schluß sah er noch immer ihren kalten Blick.

    Plötzlich krachte donnernd seine Faust auf den Tisch, so das das Geschirr nur so schepperte. Erschrocken fuhren die Gäste an den Nachbartischen zusammen und schauten entsetzt zu ihm hin. "Die Sprache ist es, ich wusste doch das etwas nicht stimmte. Aber jetzt ist sie weg, bestimmt unauffindbar." Resigniert aß er den Rest seines Eintopfes. Wie er es hasste wenn man ihn so für dumm verkaufte und belog.

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