[Triclinium] Decimus bei Decima

  • Auch wenn das Haus nicht allzu riesig war hatte Gorgion doch genug Zeit gehabt um über das Wetter und die Ernte zu schnattern. Als er Massa ins Triclinium geführt hatte, ließ er ihm eine Auswahl an Getränken bringen und machte sich dann auf um die Herren des Hauses zu suchen und zu informieren.

  • Beim Durchqueren des Hauses sah sich Massa ein wenig um. Eine große casa stellte er fest. Sollte er länger hier in Germanien bleiben, wäre eine eigene Casa nicht verkehrt. So lange er bei der Legio diente, hatte er erst mal eine Unterkunft.
    Im Tricilinium angekommen, ließ sich Massa einen verdünnten Wein geben und wartete auf seine Gastgeber. Etwas nervös stand er da, Seiana und er hatten sich sehr lange nicht gesehen. Massa versuchte sich Seiana vorzustellen, wie sie jetzt aussah.

  • Für den ersten Moment musste der Decimus aber leider erstmal mit einem Iunius vorlieb nehmen.
    "Appius! Wie ich sehe hat man dich bereits gut versorgt!" merkte Seneca und näherte sich ihm zum Gruß, bevor er direkt auf Seiana zu sprechen kam, denn er ging davon aus, dass der Mann vor allem für sie hierher gekommen war.
    "Wie du ja weißt, war meine Frau bereits bei unserem ersten Gespräch hochschwanger, und nun ja... Nun ist sie erneut Mutter geworden. Du hast dir also gewissermaßen einen guten Zeitpunkt ausgesucht. Sie sollte allerdings auch gleich zu uns stoßen, keine Sorge." berichtete der Iunier und setzte sich hin, die letzten Tage waren anstrengende und Seneca, der sich ja ob des Krieges und dem Dienst in Mantua um die ersten Monate und Jahre von Silanas Leben wenige Sorgen machen musste, war erstaunt, wie laut kleine Kinder doch sein konnten. Ständig. Und auch wenn das das Problem der Ammen war, so waren die Wände leider nicht dick genug.

  • Es dauerte ein kleines bisschen, bis auch Seiana im Triclinium auftauchte. Die Geburt war vier Tage her, und anstrengend wie sie gewesen war, verbrachte Seiana derzeit noch recht viel Zeit im Bett... was hieß, dass sie sich jetzt erst ein wenig herrichten musste, bevor sie Besuch empfangen konnte – selbst wenn es Verwandtenbesuch war. Sie war immer noch recht blass, dagegen konnte sie wenig tun, und sich zu bewegen war nicht unbedingt das Angenehmste, aber ansonsten ging es ihr verhältnismäßig gut. „Appius“, lächelte sie leicht, als sie sich näherte. Sie hatte von Seneca schon erfahren, dass er ihn vor einigen Tagen in der Ala besucht hatte und kommen würde, sobald die erste Eingewöhnungszeit als Tribun vorüber war und er es in der Legio ein wenig ruhiger hatte. Seneca hatte ihr auch schon erzählt, was Massa ihm gesagt hatte – dass er kein Problem mit ihrer Ehe hatte. Sein Brief hatte das schon vermuten lassen, oder zumindest dass er nicht vorhatte das zu thematisieren, aber dennoch war Seiana sehr erleichtert darüber. „Wie schön, dass du es geschafft hast. Hattest du eine gute Reise hierher?“

  • Die Vorhut rückte an. Auf Seneca‘s Bemerkung hin, hob Massa lächelnd den Becher stellt ihn kurz beiseite um Aulus zu begrüßen. „ Dann lass dich beglückwünschen. Mögen die Götter ein wachsames Auge auf und eine schützende Hand über euch haben.“ Massa setzte sich ebenfalls und sah Aulus an. „ Du siehst geschafft aus. Ich dachte Seiana hat das Kind bekommen.“ sagte er grinsend. Schadenfreude war die schönste Freude. Er wollte Aulus noch ein bisschen unter Freunden aufziehen, da kam Seiana.


    Massa stand schnell auf und ging Seiana entgegen. Obwohl sie, so wie er sie von früher kannte, exzellent hergerichtet war, sah man, dass sie anstrengende Tage und Stunden hinter sich hatte. Bevor er ihre Frage beantwortete erlaubte er sich sie zur Begrüßung kurz zu umarmen. „ Entschuldige, aber es ist lange lange her.“ Danach nahm er wieder Platz. „ Ja, die Reise war zum Glück ereignislos. Bis auf einen kleinen Holzsplitter, den ich mir eingezogen hatte.“ Jetzt konnte er darüber lächeln. „ Dir gratuliere ich auch zum Nachwuchs. Er ist hoffentlich gesund und munter? Wie geht es dir? Wie kommst du hier in Germania zurecht? Ich meine, wir ...“ er sah zu Aulus.“... Wir müssen es nehmen wie es ist.“ Sie waren ja vom Kaiser hierher berufen worden.

  • "Ich danke dir." entgegnete Seneca lächelnd, und begann noch breiter zu Lächeln als Massa ihn auf seine eher durchnächtigten Gesichtszüge ansprach, wobei er zusätzlich noch mit den Schultern zuckte.
    "Sollte man meinen nicht wahr? Ich habe die ganze Zeit mitgelitten und sicherlich einen halben Gewaltmarsch durch das Haus zurückgelegt. Ich hatte keine ruhige Sekunde das kannst du mir glauben." plauderte Seneca aus dem Nähkästchen, als er bemerkte, dass Seiana sich zu den beiden gesellte.
    "Ah, da ist sie ja, und bezaubernd wie immer nicht wahr?" fragte Seneca und nahm sich dann bewusst erst einmal etwas zurück, dem decimischen Moment wollte er den beiden schließlich lassen.

  • Gerade noch hatte sie darüber nachgedacht, dass sie erleichtert war, dass Massa zumindest einen neutralen Standpunkt einnahm, was die Streitigkeiten innerhalb der Familie betraf – aber als er sie umarmte zur Begrüßung, konnte Seiana nicht leugnen, dass sie nicht nur erleichtert war, sondern ihr ein Stein vom Herzen fiel. Genug, dass sie zur Abwechslung nicht mal ein Augenverdrehen für Senecas Schmeichelei übrig hatte, was sie sonst immer mindestens auf Lager hatte, wenn er mit derartigen Komplimenten anfing.
    Sie erwiderte die Umarmung, so kurz sie auch ausfallen mochte, und ihr Lächeln wurde noch etwas offener. „Na, wenn ein Holzsplitter das Schlimmste war, muss die Reise ja wirklich sehr ereignslos gewesen sein. Den Göttern sei Dank dafür.“ Seiana setzte sich ebenfalls in einen der Sessel, als ihr Cousin wieder Platz nahm, froh darüber, nicht allzu lange stehen zu müssen – es war im Grunde das erste Mal seit der Geburt, dass sie ihre Gemächer für längere Zeit verließ, und ein leichter Schwindel war nie fern, wenn sie aufrecht stand. Kein Grund herauszufordern, dass er schlimmer wurde. „Danke“, erwiderte sie auf die Gratulation hin, „und ja, es geht ihm gut.“ Noch war der Junge erst ein paar Tage alt – nicht einmal neun, nicht einmal genug, um schon vom Vater offiziell aufgehoben zu werden und einen Namen zu bekommen –, und Seiana wollte nichts verschreien, aber jeder weitere Tag vergrößerte die Chancen, dass das Kind auch weiterhin überleben würde. „Erschöpft, nach wie vor. Aber auch gut.“ Sie reichte Seneca eine Hand und drückte die seine kurz. „So bald es mir wieder gut geht, müssen wir Iuno ein Dankopfer darbringen dafür. Und was Germanien angeht... Was soll ich sagen? Die meiste Zeit ist es kalt hier, und ich habe nicht das Gefühl, dass man sich daran je gewöhnen würde. Und mit Rom ist Mogontiacum freilich nicht zu vergleichen. Aber die Menschen sind freundlich, und das Leben ist...“ Sie überlegte einen Moment und entschied sich dann für: „ruhiger. Auf angenehme Art ruhiger.“ Als sie jünger gewesen war, wäre es ihr wohl zu ruhig gewesen, aber inzwischen hatte sie eine Phase in ihrem Leben erreicht, in der ihr das gut tat. In der sie die Aufregung und die Anstrenungen und die Intrigen Roms gar nicht mehr haben wollte.

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