Tablinum | Musterung neuer Wagenlenker

  • Der Hausherr hatte anweisen lassen, ihn sofort über das Eintreffen von potentiellen Wagenlenkern zu informieren und diese in das Tablinum zu führen. Es dauerte nach dem Aufhängen von Plakaten auch nicht lange, da meldeten sich erste Kandidaten.

  • Syennesis ließ sich in den Raum führen, in dem die Musterung stattfinden sollte. Er war gespannt, wie es hier weitergehen würde und ob er auf andere bekannte Gesichter treffen würde, die er schon aus anderen Rennen kannte. Auch wenn er noch nicht viele wirklich große Rennen in Rom gefahren war, war er keineswegs unerfahren und hatte schon manches Rennen in anderen Städten erlebt und viele Fahrer getroffen.

  • "Salvete", grüßte der Consul in den Raum, als er das Tablinum betrat. Er blickte in die Runde, um die Anwesenden zu mustern. DIESE Interessenten gehörte zu den schnellsten nach dem Veröffentlichen der Anzeige. Neben einem Mann mittleren Alters standen drei Lenker, die jung bis sehr jung wirkten.


    Der Consul trat zuerst an den ältesten der Bewerber heran, fragte nach seinem Alter, der Anzahl der gefahrenen Rennen und den Ergebnissen. Er kommentierte nicht, sondern hörte sich erst die anderen Bewerber an - unter ihnen ein Mann namens Strabax: vierundzwanzig Jahre jung, aber noch kein größeres Rennen gefahren.
    Blieb noch ein sehr junger Mann namens Athenodorus, der zwar auch noch bei keinem nennenswerten Rennen an den Start gegangen war, aber mit gerade einmal neunzehn Jahren noch die gesamte Karriere vor sich hatte.


    Zuletzt trat Menecrates an Syennesis heran, der ebenfalls sehr jung wirkte.
    "Sag mir, weshalb sollte ich mich für dich als neuen Lenker der Factio Praesina entscheiden?"

  • Die Frage überraschte Syennesis ein wenig. Bisher war er davon ausgegangen, dass die Factiones wussten, warum sie einen Fahrer haben wollten. Die Factio Praesina schien es anders halten zu wollen. "Weil ich für euch fahren will", antwortete er etwas unbeholfen. "Und weil ich gut bin." Letzteres war wohl das bessere Argument. "Ich bin schon in Rom gefahren und andere Factiones könnten sich auch für mich interessieren." Das war nicht einmal gelogen, denn er war schon auf Einladung der Russata bei einem Übungsrennen gestartet. "Und ich bin noch jung genug, dass ihr lange etwas von mir habt." So konnte man mangelnde Erfahrung auch positiv verkaufen.

  • Als Verkaufstalent würde Syennesis sicher nicht durchstarten, dachte Menecrates bei sich, aber ihm gefiel die Steigerung der Argumente. der Mann begann kläglich, biss sich aber zufriedenstellend durch.


    "Wenn du so gut fährst wie du dich verkaufst, dann startest du schlecht, aber du steigerst dich. Lassen wir es auf einen Versuch ankommen." Menecrates tendierte ohnehin zu einem jungen Talent. Er erwartete außerdem eine gewisse Identifizierung mit dem Rennstall, was bei einem älteren Lenker, der sicherlich bereits unter verschiedenen Flaggen gefahren ist, kaum noch zu erwarten war.


    "Finde dich morgen bei den Ställen ein. Und ihr", er wandte sich an die anderen Interessenten, "seid nicht abgelehnt. Ihr würdet von mir eine Chance erhalten, wenn sich Syennesis nicht bewährt." Gleichzeitig wollte Menecrates abwarten, ob sich in den nächsten Tagen nicht doch noch ein Ausnahmelenker melden würde. Lieber einen Lenker zu viel als zu wenige am Start.

  • Auch der weitere Verlauf des kurzen Gesprächs kam für Syennesis eher überraschend. Offenbar war hier sehr schnell eine Entscheidung gefallen. "Für ein Proberennen? Oder bin ich schon engagiert?" fragte er etwas irritiert. Letzteres war eher unwahrscheinlich, immerhin hatten sie bisher nicht über Geld gesprochen.

  • "Selbstverständlich erst einmal nur für ein Proberennen." Insgeheim musste Menecrates schmunzeln. Für ihn war damit - zumindest diese - Musterung beendet. Er verließ den Raum und widmete sich den Verpflichtungen eines Consuls. Nur kurzzeitig erlaubte er sich den Abschweif der Gedanken zur Praesina.

  • Marsyas traute sich kaum umzusehen. Wo er auch hinblickte, entdeckte er Raritäten, teure Einzelstücke und wertvollste Materialien. Er warf einen Blick auf Helvetius Faustus, der nicht so beeindruckt schien. Vermutlich ging er hier ein und aus. Für Marsyas hing viel von dem kommenden Gespräch ab. Seine Anspannung verursachte Aufregung und die wiederum bewirkte feuchte Hände. Er wischte sich immer einmal wieder die Handflächen an der Tunika ab.

  • Nach der Pleite mit dem größenwahnsinnigen Syennesis hörte Menecrates erfreut von der Ankunft eines weiteren Interessenten. da die Spiele unmittelbar bevorstanden, wollte er die Musterung nicht aufschieben. Im günstigsten Fall rutschte der neue Lenker auf den letzten Minuten ins Startaufgebot der Praesina.


    Als Menecrates das Tablinum betrat, musterte er interessiert den jungen Mann, bevor er sich an Faustus wandte. "Du bringst einen Kandidaten für die Praesina vorbei?"

  • Ja, stell dir vor, direkt am Eingang der Factio aufgesammelt, abgefangen und hierher gebracht, denn die Zeit drängt. Marsyas ist sein Name und er ist glaube ich froh es schon einmal bis vor dir geschafft zu haben.
    Ich konnte mir nicht helfen, obwohl wir noch nichts von seinem Können sehen konnten, hatte ich ein gutes Gefühl. Es schien irgendwie zu passen.
    Marsyas, das ist, wie du dir sicher denken kannst, der Consul Herius Claudius Menecrates.
    Dabei lächelte ich ihm aufmunternd zu.
    Das einander vorstellen hier war nun nicht ganz formvollendet, doch ich hoffte der der Claudier würde mir dies verzeihen.

  • "Wenn das mal nicht entschlossenes Handeln ist, dann weiß ich auch nicht", erwiderte Menecrates auf Faustus' Schilderung hin und schmunzelte. Dann wandte er sich an den Wagenlenker.


    "Marsyas also. Salve." Mit diesem Namen verband er einen vor Jahren über die Maßen erfolgreichen Lenker der Factio, den er schon längst als Trainer engagieren wollte, wenn es seine Zeit zugelassen hätte. Als schlechtes Zeichen wertete er diese Namensdopplung nicht.
    "Erzähl etwas von dir. Wie alt bist du? Wie oft bist du bereits an den Start gegangen? Was sind deine Vorstellungen?" Vor allem Letzteres interessierte ihn heute - nach den Erfahrungen der Vergangenheit.

  • Jetzt kam es darauf an, sich gut zu präsentieren. Die Einladung dafür hatte er bereits.

    "Ich bin mit Pferden aufgewachsen. Wir hatten immer ein eigenes Gespann, mit dem mein Bruder an den Start gegangen ist. Ich durfte viel damit fahren, zuerst heimlich, später von meinem Vater unterstützt. Ich möchte, nachdem mein Bruder verstorben ist, die Familientradition fortführen, deswegen bin ich hier. Es wäre meine erste Anstellung und ich habe auch noch kein offizielles Rennen gefahren. Morgen werde ich 16 Jahre alt."


    Er kratzte sich am Hinterkopf, während er überlegte, ob er etwas vergessen hatte. Da fiel ihm die Frage nach seinen Vorstellungen ein. Er wusste zunächst nicht, was er darauf sagen sollte und zuckte mit den Schultern.
    "Ich dachte, ich werde als Fahrer eingestellt, darf Rennen fahren und bekomme dafür einen gewissen Lohn, wovon ich leben kann."

  • Ich konnte mir nicht helfen, mir gefiel die Einstellung des jungen Mannes. War es nicht gerade dieses unbedarfte für alles offene was die Menschheit vorwärts gebracht hatte. Nicht dieses, in festen Normen und Strukturen gepresste Leben, in das die Menschen gerade in den Städten gepresst wurden. Wie oft kamen Menschen nur durch die Förderung von Familie oder sonstigen Seilschaften, ungeachtet ihrer wirklichen Fähigkeiten vorwärts.
    Mir würde es gefallen wenn er die Chance bekäme und natürlich noch mehr wenn er danach auch noch Erfolg hätte. Natürlich nicht nur für ihn, sondern auch für uns, wie ich mir ehrlicher Weise eingestand.

  • Was der junge Mann sagte, klang erheblich besser als die dreisten Ansprüche seines Mitbewerbers. Menecrates legte aber nicht nur Wert auf ein korrektes Auftreten ihm gegenüber, sondern achtete auch auf ein gutes Klima innerhalb der Factio und vor allem zwischen den Lenkern. Einen Störenfried wollte er nicht haben. Er suchte den Blickkontakt zu Faustus, fand dort keine ablehnende Geste und nickte zufrieden, bevor er überlegte, wie er den jungen Mann nicht nur an die Praesina, sondern vor allem an sich binden könnte. Auf regelmäßige Gehaltsverhandlungen konnte er gerne verzichten und einem Abwandern zu anderen Factiones oder dessen Abwerben wollte er zuvorkommen. Syennesis' Worte klangen noch deutlich in seinen Ohren.


    "Vorschlag: Du erhältst natürlich Erfolgsprämien. Da diese Form der Bezahlung recht unregelmäßig ist, ich dich - bei Eignung - gern für immer an die Factio binden möchte und du auch an ein Leben nach der Karriere denken solltest, schlage ich statt eines festen Gehaltes ein Geschäft vor. Ich gebe dir das erforderliche Startkapital für den Erwerb eines Kräuterbetriebes und stelle das Personal zur Verfügung. Als Abnehmer hast du die Factio, denn wir wollen ein neues Ernährungsprogramm bei den Rennpferden einführen. Die Verkaufserlöse fließen in deine Tasche, womit du bei guter Betriebsführung ein regelmäßiges Einkommen hast. Mein Verwalter kann dich anfänglich bei der Betriebsführung unterstützen.
    Als Gegenleistung erhalten wir deine Loyalität."


    Er legte den Kopf leicht schief und schaute fragend. "Sind wir im Geschäft?"

  • Wie zufällig drehte ich mein Gesicht ab um ein Schmunzeln zu verbergen. Je länger ich den Claudier kannte um so sicherer war ich, er war zeitweise richtig ausgefuchst. Welcher, nicht größenwahnsinnige, junger aufstrebende Mann würde ein solches Angebot ablehnen können. So wie ich selber ihn kennen gelernt hatte, würde bei guter Leistung noch einiges für den, hoffentlich neuen Lenker, hinzukommen.
    Ich wandte mich nun wieder zu den Beiden und war drauf und dran Marsyas zu raten, „Nun los ergreife deine Gelegenheit“.
    Irgendwas sagte mir aber auch, mein Zureden war gar nicht nötig.

  • Es gab stumme Zeichen zwischen den beiden Männern, die Marsyas zwar nicht verstand, aber sie jagten ihm keine Angst ein. Der Claudius und der Helvetius machten einen aufrichtigen Eindruck, auch wenn das Angebot jenseits aller Normalität lag.


    "Wir sind im Geschäft!" Verblüfft über sich selbst, das unerwartete Eigentum und die erste Anstellung seines Lebens lachte Marsyas auf. Er konnte nicht fassen, was gerade geschah.

  • "Melde dich am besten gleich auf dem Rückweg beim Trainer. Du wirst ein Gespann zugeteilt bekommen und hast wenig Zeit, dich einzufahren. In wenigen Tagen zu den Ludi Palatini findet ein großes Wagenrennen statt, an dem ich dich starten lasse. Ziel ist es, dass du gut durch den Vorlauf kommst. Ich erwarte nicht, dass du es bis ins Finale schaffst, dafür ist die Konkurrenz zu groß. Hals und Beinbruch!"


    Zufrieden mit der Entwicklung wandte sich Menecrates an seinen Sekretär.
    "Und nun zu dir, Faustus. Welchen Betrieb möchtest du haben? Such dir einen beliebigen aus." Insgeheim freute sich Menecrates auf den Gesichtsausdruck seines Liktors und Sekretärs. Er liebte es, treue Gefährten und seine Familie zu überraschen.

  • Ich konnte reinen Gewissens sagen ich freute mich für Marsyas. Wer konnte schon sagen was die Zukunft brachte, vielleicht hatte das Schicksal uns gerade ein großes Talent geschenkt. Noch immer mit diesem Thema beschäftigt hörte ich gerade noch rechtzeitig, wie der Consul meinte, Und nun zu dir, Faustus. , sofort ergriff ich die Tabula. Es gab aber nichts zu notieren, es folgte eine Frage. Zunächst war ich total überfordert, ich hatte es gehört, begriff es aber nicht. War ich damit gemeint? Oder hatte ich etwas nicht mitbekommen? Ich schüttelte meinen Kopf nur um sicher zu sein, dass alles mit meinen Ohren oder dem Kopf in Ordnung war.
    Ungläubig starrte ich meinen Arbeitgeber an, ehe ein fragendes krächzen von mir kam.
    Iiich?
    Ich deutete sogar mit dem Finger auf mich, ehe ich weiter stotterte.
    Also ehm... nun … wenn du mich so fragst.... es mag mir etwas seltsam vorkommen.... doch es kam mir ein Gedanke, bei der Auspeitschung dieser Sklavin.
    Jetzt machte ich eine Pause um meine Worte so zu wählen, damit der Claudier verstand warum ich dies wählte.
    Die Bedürfnisse der Menschen sind mannigfaltig,
    begann ich,
    besonders bei uns Männern,....vielleicht auch bei den Frauen, doch darüber Maße ich mir kein Urteil an.
    Männer besuchen bestimmte Häuser....wie sich herausstellte, werden diese genau wie Thermen zu vielen Zwecken aufgesucht.
    Warum sollte man dies nicht nutzen und ein solches Haus führen um es zu eigenen Zwecken zu nutzen.
    Wenn es stimmte was man dem Gerede zu Folge, dieser Morrigan vorwarf, warum sollte ich es nicht auch nutzen, denn Wissen war macht.
    Um es kurz zu machen, dann würde ich gerne ein Lupanar besitzen. Einen fähigen Mann oder ein Frau wird sich bestimmt finden, die es dann führen kann. Einen Namen hätte ich auch schon „Tempel der Sinne“.

    Bestimmt war mein Wunsch jetzt eine harte Nuss für den Patrizier, der wie ich glaubte immer ein sehr diszipliniertes Leben geführt hatte. Mit dem gewählten Namen wollte ich ausdrücken, dass nicht nur für den Körper gesorgt wurde.

  • Alleine das Amüsement war es wert, unangekündigt überraschende Angebote zu machen. Menecrates erfreute sich an dem Wechselbad der Gefühle, die sich alle auf dem Gesicht seiner Sekretärs abzeichneten. Dann jedoch durchlief auch er ein Wechselbad der Gefühle. Zunächst hörte er überrascht, wozu Faustus tendierte, dann hätte er bei dessen Argumentation beinahe losgelacht. Er hielt sich aber zurück, denn er wollte nicht den Anschein erwecken, dass er Faustus auslachte.


    "Du musst dich nicht verteidigen", erwiderte er beschwichtigend und hob die Hände. "Auch wenn ich zugeben muss, dass du mich gewaltig überraschst." Er grinste ein wenig, dann bemühte er sich wieder um Ernst in Stimme und Antlitz. "Ich habe dir die freie Wahl gelassen und du bekommst sie, ohne wenn und aber." Er drehte sich um und ging zu einer Truhe. Ihr entnahm er drei prall gefüllte Geldbeutel und kehrte zu Faustus zurück.

    "Um die Anmeldung des Gewerbes müsstest du dich selbst kümmern. Ist das in Ordnung?"
    Gleichzeitig reichte er die Beutel Faustus entgegen.


    Sim-Off:

    Überweisung der Anschaffungskosten für den Betrieb inkl. Betriebskosten und einem Sklaven. :) Viel Spaß!

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