• Vom Tiber wieder in der Castra angekommen, machte der Optio auch unmissverständlich deutlich, dass für den Trupp Tirones das Ganze noch nicht gegessen war.


    "So ihr Gesindel. Ich muss jetzt beim Vorgesetzten Meldung wegen Plotius machen. Das dauert nicht lang und ich beeil mich. Derweil werdet ihr euch in die komplette Ausrüstung werfen. Rüstung, Mantel, Schanzwerkzeug, alles. Und zwar in Perfektion. Jede beschissene Niete hat zu glänzen, wie die Fresse von Sol invictus persönlich. Aber wenn irgendeine Schlaufe auch nur aussieht, als sei sie locker, wird die Schlampe, der das Teil gehört, richtig derbe am Arsch sein, wenn mir das auffällt. Und der Rest auch.


    Dasselbe gilt, wenn einer noch fehlt, wenn ich wieder da bin, das könnt ihr mir glauben. Der, der gleich zu spät kommt, wird sich wünschen, er ständ knietief im zugefrohrenen Rhein mit einer Horde germanischer Stammeskrieger vor der Nase, die seit vier Monaten weder eine Frau gesehen, noch etwas gegessen haben. Klar?


    Den Plotius lasst ihr da liegen. Irgendeiner wird den schon irgendwann auflesen. Aber der ist im Moment nicht euer Problem. Ihr habt größere. Also auf gehts."

  • Schließlich standen die Tirones wieder auf dem Exerzierplatz der Castra angetreten, nachdem sie vom Tiber zurückgekehrt waren.


    Die Befehle des Optio zum weiteren Vorgehen waren unmissverständlich. Ausrüstung (natürlich in bestem Zustand) anlegen und wieder auf dem Exerzierplatz antreten, bevor der Octavier zurückkam.


    Nachdem Maro den Befehl zum Abmarsch gab, begaben sich die Tirones schnellen Schrittes zu ihren Barracken, um ihre Ausrüstung anzulegen. Innerhalb der Barracken gab das dabei die ein oder andere Diskussion, was denn nun genau an Ausrüstung mitzunehmen sei - immerhin war der Optio nicht allzu sehr ins Detail gegangen. Doch Canus versuchte - früher oder später mit Erfolg - die Diskussion zu unterbinden, schließlich war der Optio seiner Meinung nach unmissverständlich gewesen: Alles. Man verständigte sich lediglich darauf, mehrfach empfangene Ausrüstungsgegenstände in den Baracken zu lassen.


    Möglichst gesammelt begaben sich die Tirones schließlich mit angelegter Ausrüstung wieder auf den Exerzierplatz, der ein oder andere hatte dabei die Hilfe eines Kameraden benötigt. Die Ausrüstung war schwer, doch das kannten sie inzwischen. Canus atmete tief durch und auch den anderen Rekruten erging es so, während sich der ein oder andere tatsächlich dazu durchrang den Blick nach dem Octavier schweifen zu lassen. Ob sie schnell genug gewesen waren?

  • Ausführlich inspizierte Maro die Truppe. Es hatten tatsächlich alle geschafft rechtzeitig anzutreten. Deutliche Worte wirkten also doch. Er hatte schon fast daran zu zweifeln begonnen.


    Das war natürlich auf Kosten der Sorgfalt mit der Rüstung gegangen. Lose Kinnriemen waren der Klassiker.


    "Titus Laterensis, du Schlampe." er schlug dem Tiro erst den Helm vom Kopf, der ob des losen Riemens sofort herunterpurzelte und danach noch einmal herzhaft mit dem Stock ins Gesicht."Für was hast du die Kappe überhaupt mitgebracht? Die soll deine hohle Birne schützen, nicht bloß deine hässlichen Haare vor der Welt verstecken.


    Für Titus machen alle Tirones jetzt ein paar Liegestütze, während besagter Titus um den Platz rennt und sich währenddessen den Helm anzieht. Und zwar fachgerecht. Renn du Sau!"

  • Die Strafe des Befehlsverweigerers am Tiber - und die Aussicht auf weitere Strafen für diesen - hatte auf die Tirones, auch die jüngeren, verwöhnteren, einen bleibenden Eindruck hinterlassen.


    Zwar hatten sie es geschafft die Zeit zu halten, doch selbstverständlich fand Maro etwas, das er bemängeln konnte. Canus verdrehte kurz die Augen, wie konnte nur jemand den Riemen seines Helms zu locker gelassen haben?! Schließlich aber begaben sich die Tirones in die Ausgangsposition für die Liegestütze, während besagter Titus zu rennen begann und dabei alle Mühe hatte, seinen Helm wieder vernünftig aufzusetzen.


    Sport in voller Montur war dann doch etwas anderes, deutlich anstrengender zumindest. Grund genug für Canus seine Kräfte vernünftig zu portionieren, doch der ein oder andere konnte dies doch nicht allzu lange durchhalten.

  • Immerhin saß der Helm jetzt halbwegs fest.


    Aber der nächste Delinquent ließ nicht lange auf sich warten. Liegestutze verrieten lose Harnische so schnell wie eine Hure einen Republikaner bei den Prätorianern.
    "Potinus. Falls du es noch nicht wusstest. Du bist hier nicht im Puff. Ja. Warum sieht deine Rüstung dann aus, als wenn sie gleich runter fällt von dir. So leger ist schon lang keiner mehr hier auf der Bahn aufgetaucht. Soll ich dir noch ein bisschen Käse und Wein bringen? Ach ich hab ne bessere Idee. Potinus zieht sich einmal komplett aus und wieder an. Der Rest frisst bitte weiter Staub. Na los"

  • Canus behielt den Tiro im Blick, welcher beim Laufen seinen Helm wieder anlegte - während die anderen Liegestütze machen mussten. Zunächst schien es so, als ob sie es fast hinter sich gebracht hätten doch gerade als der lose Helm keine Ausstellung mehr darstellte, fiel dem Optio bei den Liegestützen der Tiro Potinus auf, welcher seinen Harnisch viel zu locker angelegt hatte. Mussten Canus und die anderen, wenigen, älteren Tirones, etwa jeden einzelnen kontrollieren?


    Also hieß es weiter Liegestütze machen, was für Canus kein großes Problem war - immerhin wusste er seine Kräfte einzuschätzen und einzuteilen. Doch für einige der Jüngeren war dies eher ein Problem, vor allem in voller Ausrüstung.


    "Beeil' dich, Potinus!"


    Zu dieser Aussage ließ sich der Quintilier hinreißen, was er direkt im Nachhinein bereute. Ob der Octavier ihn dafür bestrafen würde?

  • Da hatte einer doch tatsächlich die Nerven ins Exerzieren rein zu quatschen.
    Es wurde immer besser.


    "Canus! Sind wir hier auf einmal im philosophischen Diskurs oder warum schwätzt du hier herum wie ein Waschweib am Tiber? Wenn hier einer einem in den Arsch tritt, dass er schneller machen soll, dann bin ich das. Klar?


    Aber da du heute in gesprächiger Stimmung zu sein scheinst kannst du unsere kleine Abendgesellschaft ja auch ein bisschen unterhalten, ja? Steh auf und erzähl uns einen Mythos deiner Wahl. Der Rest macht derweil Kniebeuge."


    Kopfschüttelnd ging der Optio weiter, um Potinus Rüstung zu kontrollieren

  • Canus hatte einfach nicht die Geduld für Potinus' Versagen, was dem Optio natürlich nicht gefiel. Canus brummte auf dessen Worte hin leise und verstimmt, doch er war mehr sauer auf sich selbst als auf den Octavier: Im Endeffekt hatte er ja Recht, nicht zuletzt aufgrund seiner Stellung dem Tiro gegenüber.


    Der Befehl des Optios gefiel dem Quintilier ganz und gar nicht, doch er musste diesem natürlich Folge leisten. Während die anderen Tirones schließlich begannen Kniebeuge zu machen, seufzte der Quintilier leise und überlegte kurz, ehe er seinen Blick vom Optio aus wieder geradeaus richtete. Mythen, Religion - das waren nicht gerade seine Stärken.


    "Nun, da fällt mir als erstes der Mythos vom Tiro ein, der jede seiner Entscheidungen bereut. Zu blöd für irgendeine andere Karriere, entschied er sich in jungen Jahren den Kohorten beizutreten, jedoch ohne irgendeine Art von Vorbereitung zu treffen, sei es körperlich oder geistig. Mit der Zeit bemerkt er, dass er zwar für seine Fehler und Dummheit des öfteren bestraft wird, viel öfter jedoch auch seine Kameraden, was das Ganze für ihn erträglicher macht. Und aus irgendeinem Grunde schafft er es doch seine Grundausbildung zu bestehen, nur um dann für die niedrigsten Aufgaben herangezogen zu werden - bis sein erbärmliches Leben irgendwann ein Ende findet."


    Dies war sicher nicht im Sinne des Optio und Canus war sich sicher, dass ihn dafür irgendeine Art von Strafe erwarten würde. Dies war auch keine Selbstkritik, absolut nicht - viel mehr eine Kritik in Richtung der Kameraden, die es bisher einfach nicht geschafft hatten, ihr Verhalten und ihren Ehrgeiz endlich auf die Reihe zu bekommen. Vermutlich hatten sie diesen subtilen Ansatz an Kritik vermutlich aber auch nicht bemerkt.

  • Maro sah den erzählenden Tiro mit zusammengekniffenen Augen scharf an.
    Wollte der ihn hier verarschen? Einerlei. Es ging hier um die Liegestütze.


    "Schöne Geschichte Canus. Ich kenne diesen Mythos eher als Tragödie. Drin kommt der Tiro nie durch die Grundausbildung. Der Ärmste. Nehm euch daran ein Beispiel. Das Fatum ist den trionischen Heleden selten wohlgesonnen.So das wars mit der Unterhaltung leider auch schon. Alle Mann aufstehen und dann in Reih und Glied dreimal um den Platz. Danach eine Schildkröte bilden. Dann sehen wir weiter. Hängt davon ab, wie ihr euch jetzt so anstellt. Aufstehen und Abmarsch. Los los."

  • Allein am Blick des Optio war es für Canus nur zu deutlich, dass er an diesem Punkt wohl doch übertrieben hatte. Allerdings hatte der Octavier wohl kein allzu großes Interesse daran, ihn dafür nun rund zu machen und beließ es einigermaßen dabei.


    Schließlich aber befolgten die Tirones Maros Befehle, sie schafften es sogar tatsächlich recht fix - zumindest schneller als bisher - eine Formation zu bilden, um sich schließlich im Laufschritt drei Mal um den Exerzierplatz zu bewegen. Natürlich gab es dabei wieder den ein oder anderen, dem es schwer fiel mitzuhalten - aber in Formation war es deutlich einfacher, die schwächeren Kameraden mitzuziehen.


    Das Problem war dann doch wieder das Bilden der gewünschten Schildkröte. So recht schien niemand der Tirones zu wissen, wo er sich eigentlich aufzustellen hatte, was Canus' Geduld und die anderer, etwas lebenserfahrener, Tirones abermals strapazierte. Noch bevor der Quintilier das Wort erheben konnte, bölkte aber auch schon einer seiner Kameraden rum und verlangte erst einmal, dass alle ihre angestammte Position einnahmen, welche sie auch das letzte Mal inne hatten. Es lief nicht reibungslos, aber mit etwas Führung lief es am Ende doch und die gewünschte Formation stand für den Moment.

  • Nicht perfekt war die Schildkröte, aber wahrscheinich erwartbar nach der Packung, die die Tirones an diesem Tag schon auf dem Zähler hatten. Aber das brauchte er ihnen ja nicht aufzubinden.


    "Den Pennern, die da schon wieder unfähig waren werd ich morgen gesondert in den Arsch treten. Aber mir ist grad einfgefallen, dass Formationen nicht anstrengend genug für diese Art Exerzieren ist. Deswegen werdet ihr jetzt die Schilde weglegen, Dolch und Schwert rausholen und euch dann den Exerzierplatz in der tiefsten Gangart, das bedeutet kriechend einmal hoch und wieder runter bewegen. Danach weggetreten, sauber machen und pennen gehen. Tigellus, Aufidius und Priscus finden sich morgen nochmal hier ein. Der Rest wird schon mitkriegen was er zu tun hat. Vorwärts."


    Dass die Tirones die Waffen in der Hand hatten bedeutete, dass sie die Hände beim Kriechen ncht nutzen konnten, was die Sache zusätzlich erschwerte. Außerdem würden sie richtig schön verdrecken, sodass sie später ordentlich was zu putzen haben würden. Von den Abschürfungen ganz zu schweigen.


    Sim-Off:

    Da würd ichs dann belassen, wenns dir nix ausmacht^^

  • Die Ansage des Optio hatte eine positive und eine negative Seite... die gute war, dass diejenigen, die die Formation verkackt hatten, eine "Sonderbehandlung" bekommen würden. Die schlechte war, dass der Rest natürlich auch seine übliche Behandlung erhalten würde. Canus versuchte sich nichts anmerken zu lassen, so wie die restlichen Tirones. Es war dem ein oder anderen anzumerken dass er sich sein Murren verkneifen musste, doch im Endeffekt schafften es tatsächlich alle, das Maul zu halten und einfach den Befehl des Vorgesetzten auszuführen. Die Schilde wurden von den Rekruten weggelegt, um sich schließlich auf die nächste Trainingseinheit vorzubereiten.


    Der Exerzierplatz hatte sicherlich schon oft unter solchen Einheiten leiden müssen, jedenfalls sah er danach aus. Wenigstens regnete es derzeit nicht, weshalb es nicht allzu schlammig war - also relativ angenehme Bedingungen für die Rekruten, welche sich nun in der tiefsten Gangart über den Platz bewegen mussten, nur um an dessen Ende wieder aufzustehen und das ganze Prozedere von vorn zu beginnen.


    Der Quintilier versuchte sich dabei einfach nichts anmerken zu lassen, führte einfach den Befehl des Octaviers aus und bewegte sich kriechend über den Exerzierplatz, nur um an dessen anderen Ende wieder aufzustehen und die ganze Sache von vorn zu beginnen. Wenigstens war er nicht als einer derjenigen identifiziert worden, die die Formation vergeigt hatten - was ihn aber auch gewundert hätte. So würde ihm wenigstens eine Sonderbehandlung am nächsten Tag erspart bleiben.

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