Eine willkommene Überraschung

  • Verus hatte vor wenigen Tagen die Casa Sergia stürmen lassen. Stürmen war ein hartes Wort, da sich seine Leute dezent Zugang verschafft hatten. Die anwesenden Sklaven hatten den Prätorianern schlicht die Tore geöffnet, um nicht in deren Kerkern zu enden. Es war kein Schaden am Mobiliar entstanden, so dass man von Außen keinerlei Veränderung erkennen konnte. Verus selbst war noch nicht an diesem Ort gewesen aber es erschien ihm als sinnvoll die festgesetzte Sergia Fausta in ihrem Hause zu empfangen. Zumal es eine deutliche Geste war. Man würde ihr das Haus symbolisch übergeben und sich dafür entschuldigen aber im Kern war die Aussage eine andere. Man hatte das Anwesen durchsucht und unauffällig auffällige Dinge entdeckt und auch entsprechende Dokumente, die man eiligst auf Wachstafeln kopiert hatte. Zwar war noch nicht alles gesichtet worden aber man hatte den Trecenarius über gewisse Verwicklungen aufgeklärt, die nicht direkt mit der vermuteten Verschwörung im Zusammenhang standen. Ein Bild rundete sich ab, welches bereits länger bestanden hatte. Sergia Fausta war durchtrieben. Eine Feststellung, die Verus zu nutzen wusste und fand sich mit seinen handverlesenen Leuten in dem Hause ein. Er ließ Schweineblut auf dem Boden auskippen, so dass weitreichend verlief und schickte zwei Prätorianer in einen angrenzenden Raum, die ein schönes Theater spielen sollten: Folter von Hauspersonal oder Sergia Fausta bekannten Personen. Verus selbst würde ebenso aus diesem Raum kommen und seine Hände in Blut gebadet wissen. Er würde erst vor ihren Augen seine Hände reinigen, während die beiden Prätorianer Schmerzensschreie von sich gaben, die natürlich gespielt waren. Es war ein Theater, welches ängstigen sollte und eine Kulisse schaffen, damit Sergia Fausta wahrhaftig aussagte. Die anderen Prätorianer, selbstverständlich in ziviler Maskerade, hielten stoisch Wache in den Korridoren und dem Atrium. Alsbald würde Sergia Fausta, gebracht von behändigen Händen, eintreffen und ihr Haus durch die Porta betreten. Oder zumindest würde sie ankommen. Verus selbst würde auf einen Zuruf warten, damit er unbeteiligt erschien.

  • >> Man hatte mir einen Sack über den Kopf gezogen. Hatte mich gefesselt. Wollte mich brechen. Offensichtlich. Aber den Gefallen, den wollte ich diesem Präfekt nicht tun. Diese Genugtuung gönnte ich ihm nicht. Nicht im Geringsten. Trotzdem konnte ich nicht verhindern, dass ich mich enorm unwohl fühlte. Das Atmen fiel schwer. Ich sah nichts. Und ich konnte immer nur erahnen, woher die vielen Geräusche kamen und was sie bedeuteten. In einem Wort: Es war der reinste Horror! Auch wenn ich versuchte, stark zu bleiben. Mir nichts anmerken zu lassen. Ich hüllte mich die komplette Reise lang in Schweigen.


    Nur meine Gedanken konnte ich auch während der (unbequemen, unangenehmen und alles andere als standesgemäßen) Fahrt nicht abschalten. Sergius Catilina ging mir durch den Kopf. Ein genialer Politiker meiner Gens, der es bis zur Prätur gebracht hatte. (Also weiter als zum Beispiel jeder Iulier aus dem Stamm meines Mannes. Nur um das mal ins Verhältnis zu setzen.) Ein edler Mann, der auch das Konsulat absolut verdient hatte. Aber am Ende wurde er gestürzt. Regelrecht vernichtet von dieser falschen Schlange Tullius. Sogar die Patrizierwürde hatte dieser doppelzüngige "Republikaner" (in was für einer Scheinwelt musste sein Geist nur gelebt haben; in einer Zeit von Marius und Cornelius Sulla, von Pompeius und Iulius Caesar, von Antonius und Augustus) meine Gentilen gekostet.
    Ich fühlte mich verbunden wie nie mit meinem von vielen verkannten Ahnen. Aber wenn dieser.. dieser Präfekt meinte, dass sich hier die Geschichte wiederholen würde, dann unterschätzte er mich. Gewaltig. Denn ich war immer noch Sergia Fausta. Von den Sergii Furores. Sein Blut floss in mir. Das Blut von Sergius Furor. Der seinen Namen sicher nicht umsonst hatte. Furor. Der Aufruhr. Der Kampfwut. Der Zorn. Gepaart mit dem edlen Blut des Sergestus, das war eine explosive Mischung, der man besser nicht in die Quere kam!


    Sim-Off:

    Ich bin mal so frei und führe mich selbst bis ins Atrium. ;)


    Eine gefühlte Ewigkeit verging. Bis irgendwann der Wagen hielt und ich.. ausgestiegen wurde. Immer noch hatte ich einen Sack über dem Kopf. Und immer noch schwieg ich eisern. Zwei Männer brachten mich ins Innere eines Hauses. Ich hörte, wie sich eine Tür vor mir öffnete. Und wie sie sich hinter mir wieder schloss. In meinem Sack rümpfte ich die Nase. Denn selbst bis hierher roch ich den Gestank. (Dagegen kamen mir selbst diese groben Prätorianersoldaten vor wie in Rosenwasser gebadete Prinzen.) "Öchö.. Öchö.. Öchö.." Von diesem elenden Mief musste ich husten. Meine rechte Hand wollte vor meinen Mund schnellen. Aber ich hatte ja nicht nur den Sack überm Kopf. Auch meine Hände waren immer noch hinter meinem Rücken aneinander gebunden....

  • Ein dumpfes Klopfen an seiner Tür war ein Zeichen, welches Verus verstand. Das Paket war eingetroffen und wurde ins Atrium verbracht. Man stieß Sergia Fausta auf den Boden ihres eigenen Hauses, fixierte sie mit festen Händen, um sie auf den Knien aufzurichten. Kurz darauf öffnete man die Schlaufe des Leinensackes, um diesen mit einer ruckartigen Bewegung vom Kopf zu reißen. Der Prätorianer, der diese Handlung vollführte, war kein geringerer als Schweinenase, welcher die beiden Soldaten, die Sergia Fausta an ihren Schultern in Position hielten, beäugte. Sie sollten die Furie nicht entkommen lassen, auch wenn sie noch an ihren Händen gefesselt war. Der Centurio trat daraufhin mit dem Sack zurück und verschwand im Schatten.


    Die Gefangene konnte wieder sehen! - Und ihr Blick konnte direkt erkenntlich auf jene Blutlache fallen, welche eine Armlänge von ihr entfernt, ihren roten Horror verbreitete. Immer noch behindert durch grobe Hände, eine Handfessel und eine ungünstige Position, war nun ihr Ausblick frei aber diesen konnte sie immerhin frei wählen: von der einen Wand mit der kleinen Tür, über das Blut, hin zu zwei Säulen und einer Büste eines berühmten Sergius. Und selbstverständlich die Bodenplatten konnten in ihrer wunderbaren Einfachheit bestaunt werden, sofern sie sich dafür entschied. Verus selbst wartete noch einen Augenblick, gab seinen soldatischen Schauspielern ein klares Zeichen, indem er nickte, und die beiden begannen jene Show aufzuführen. Einer der Soldaten schlug mit einem Knüppel gegen einen Getreidesack, während der andere lautstark im Gnade flehte und ein Geständnis in den Raum stellte. "Ich gestehe.... Gnade, bitte! Gnade!" Das Geschrei flaute ab aber verblieb im Hintergrund. Verus öffnete vorsichtig die Holztür und schloss diese hinter sich, so dass man nicht sofort einen Einblick gewinnen konnte. Das Theater bestand ja in dieser besonderen Illusion. Bei dieser vorsichtigen Handbewegung hinterließ der Prätorianer einen Blutfleck am Griff, da er seine Hände ausgiebig in Schweineblut getaucht hatte. Das Blut tropfte von seinen Händen und zog somit Linien als er auf Sergia Fausta zuging. Er ließ sich einen Wassereimer reichen, in den er seine Hände tauchte, um diese vom Blut zu befreien. Im Anschluss nahm er ein Handtuch auf, welches ihm durch jenen Eimer-bringenden Soldaten gereicht wurde. Ruhig und geordnet trocknete er seine Hände ab, wobei sich auch dieses Tuch rot färbte; ähnlich dem wunderbaren Kleid der Frau vor ihm.


    "Ich muss mich entschuldigen," erklärte der Trecenarius, als er das Handtuch achtlos vor die Frau segeln ließ. Es war ohnehin beschmutzt und würde auch noch dazu dienen können, das Blut vom Boden aufzuwischen. "Diese Arbeit war auch mal...," begann Verus ohne eine Regung im Gesicht. "... leichter. Meine Soldaten waren auch mal zartfühlender mit einer Frau. Es war nicht ihr Auftrag, dich derartig zu verbringen." Er blickte auf die Knieende herab. Ja, er fühlte sich als Bestie, als Monster, welches im Krieg geschaffen worden war, um dieser einen Aufgabe mit Pflichtgefühl und Tapferkeit zu folgen. Dieses kalte Gefühl kroch in ihm hinauf, ließ zynischen Frost in seinem Herzen zurück, als die Vernunft dieses Geschäftes seine Handlungen bestimmte. "Aufrichten," befahl Verus und die beiden Soldaten hoben Sergia Fausta an. "Eine Sergia kniet nicht," entsprach er ihrem Naturell, welches aktenkundig war. Dieses Theater wurde nun um eine weitere Schauspielerin erweitert. Verus spreizte seine Finger, streckte diese und tat entsprechend, als ob er sich diese bei der Bearbeitung des Gefangenen überanstrengt hätte.


    "Ich muss mich wirklich entschuldigen," erklärte er abermals aber zeigte in seinem Gesicht immer noch keine wirkliche Gefühlsregung: außer jenen leeren Augen, welche durch sie hindurch zu blicken schienen. Noch hatte sich Verus unter Kontrolle. Denn Kontrolle war das wichtige Kernelement dieser Arbeit. Auch wenn sein Zorn und seine Selbstverachtung gerne einen Ausfluss finden wollten. All die Kämpfe haben eine verfluchte Rage in ihm zurückgelassen, die seine Träume in eine Hölle verwandelten. "Fessel lösen," wieder ein geblaffter Befehl, der sofort ausgeführt wurde. Man löste zwar die Fesseln, verweilte aber in direkter Nähe zur Gefangenen, damit sie keine falsche Bewegung machte. Verus hingegen ließ sich Zeit, um Sergia Fausta zu beobachten, seine eigenen Gedanken zu sortieren und ihr eine geraume Reaktionszeit einzuräumen. Sie war nun Beobachtungsobjekt. Diese Frau würde ihm einige Dinge erklären müssen und sicherlich zur Erhellung diverser Umstände in Rom und um Rom beitragen.


    Sim-Off:

    Und ich war mal so frei, die Fesseln zu lösen! ;)

  • Man warf mich auf meine Knie. Ich bemühte mich darum, mein eisernes Schweigen aufrecht zu erhalten. Nur ein leichtes Stöhnen beim Aufprall meiner Knie konnte ich nicht verhindern. Dann riss mir einer der Soldaten den Sack vom Kopf. Endlich! Es dauerte einen kleinen Moment, bis ich mich orientiert hatte. Und überrascht stellte ich fest: Ich war hier wirklich in Rom. In der Casa Sergia. Mein Blick fiel auf das viele Blut am Boden. Angeekelt von diesem widerlichem Bild (und da kam ja wohl auch dieser furchtbare Gestank her) wandte ich meinen Kopf ab. "Hoffentlich ist das nicht Severas Blut", schoss es mir dabei durch den Kopf. Denn immerhin war das hier ja auch Severas Haus. (Als ich damals aus Alexandria hierher nach Rom gekommen war. Als ich für kurze Zeit selbst hier im Haus gewohnt hatte. Und auch seit ich nach meiner Hochzeit vor mehreren Jahren zu meinem Mann in die Domus Iulia gezogen war, hatte sich dieser Fakt nie geändert. In diesem Haus hatte meine liebe Base Severa das Sagen.)


    Plötzlich hörte ich aus einem Nebenzimmer, wie jemand geschlagen wurde. Severa! Mein Puls schoss in die Höhe. Bis ich eine "Männin" um Gnade winseln hörte. Denn ich kannte Severa. Und das war ganz sicher nicht ihre Stimme. Wahrscheinlich nur irgendeiner ihrer Sklaven. Und dessen Schicksal tangierte mich, gelinde gesagt, überhaupt nicht. Denn seit wann bitte interessierte ich mich für Sklaven? Noch dazu welche, die mir nicht mal gehörten? (Denn in Severas Haus standen natürlich auch nur Severas Möbel. Lagerten Severas Sachen. Schufteten Severas Sklaven. Ich war damals noch Postpräfektin gewesen, als ich hier ausgezogen war. Noch nicht Procuratrix Annonae. Geschweige denn Procuratrix a memoria. So lange war das schon her. Mehr als genug Zeit, um mit meinem kompletten Sack und Pack von dieser eher bürgerlichen Casa in die senatorische Domus der Iulier umzuziehen.)


    Dann kam ein weiterer Lakai auf mich zu. Zumindest dachte ich das. Denn er war nicht der.. gewisse Prätorianerpräfekt. Und mit dem rechnete ich ja felsenfest. Mit blutigen Händen kam er näher. Warf mir sein dreckiges, blutverschmiertes Handtuch vor die Knie. Aus zusammengekniffenen Augen sah ich ihn feindselig an. Das würde selbst dieser Decimer nicht wagen, eine Ritterin, eine Senatorengattin, eine Klientin seines Vaters so foltern zu lassen! Das wagte er nicht! Der (ich vermutete) Foltermeister "entschuldigte" sich bei mir. Ich schwieg weiter. Schaute den Typ nur weiter feindselig an. Und hoffte, dass ich damit recht behalten würde, dass hier niemand irgendwie Hand anlegte und mich foltern wollte. (Oder Schlimmeres. Denn ich wusste ja immer noch nicht, was man mit Severa gemacht hatte.)


    Er gab den Befehl, mich aufzurichten. Und die beiden Soldaten, die mich vorher auf die Knie geworfen hatten, holten mich zurück auf die Beine. Anschließend der Befehl, meine Fessel zu lösen. Die beiden Soldaten gehorchten erneut. Mir wurde klar, dass dieser Foltermeister hier vielleicht ein bisschen mehr zu sagen hatte. Nicht nur so ein einfacher Handlanger war wie der Rest. Trotzdem reagierte ich auch auf seine zweite "Entschuldigung" nicht. Denn seine ganze Ausstrahlung sagte mir, dass er es eh nicht ernst damit meinte. (Und eigentlich sagte er ja auch nicht, dass er sich entschuldigte. Nur, dass er sich noch entschuldigen musste. Irgendwann.) Also schwieg ich weiter. Sah dem Foltermeister nur weiter stumm in seine leeren Augen. Bis ich es irgendwann einfach nicht mehr aushielt: "Warum bin ich hier?!", sprudelten gleich zwei Fragen in einer aus mir heraus. Denn ich wollte wissen: Warum hatte man mich hierher.. nach Rom.. verschleppt? Und warum hatte man mich hierher.. in das Haus meiner Base Severa.. gebracht? "Und wo ist Severa? Was habt ihr mit ihr gemacht?!"

  • Es dauerte einen Augenblick, bis er die sich darstellende Lage bewerten konnte. In der Tat. Dieses Haus gehörte Sergia Severa. Der Name war ihm kurzzeitig entfallen, so denn er nun in seinen Gedanken die Berichte durchgehen musste, die ihm noch bekannt waren. Es dauerte einige Atemzüge durch seine Nase, bis er den Namen einsortieren konnte und entsprechend weitere Planungen in diesem Theater tätigen konnte. Wie konnte er nur verdrängen, dass diese Frau im Urlaub war und man deshalb ihr Haus zweckentfremden konnte, ohne sie zur Beteiligten zu machen. Sie galt als harmlos und somit wollte Verus nicht unnötig viele Personen unter Zwangsmittel stellen. "Du bist hier, um eine Aussage zu tätigen und uns Erklärungen abzugeben," antwortete Verus und setzte sich auf eine Bank in der Nähe, um seine Beine zu entlasten. Seine alte Kriegsverletzung machte ihm wieder zu schaffen. Der Schmerz zog sanft über das Gelenk hinauf, so dass er sich tatsächlich für einen Moment setzen musste. "Puh," machte er. "Du hast uns eine Menge Arbeit gemacht. Wirklich eine große Menge Arbeit," meinte er und lächelte falsch. Ein Lächeln, das einer Fratze glich und seine dennoch weißen Zähne offenbarte. Er brach das falsche Lächeln schlagartig ab und verschränkte die Arme vor seinem Oberkörper.


    Er ließ sich Zeit, denn er hatte es nicht eilig. Sergia Fausta würde sich entweder belasten, entlasten oder zumindest nützlich machen. So oder so, in dieser Sache waren die Prätorianer zumindest auf eine gute Mine gestoßen, die noch Geheimdienstgold auswerfen würde. "Sergia Severa," spielte er mit den beiden Worten und tat unwissend, um dann doch plötzlich mit einer Antwort hervor zu stoßen. "Ihr geht es sehr gut," war die ehrliche Antwort, die er aber sarkastisch betonte. "Ebenso, wie deiner Familie," erweiterte er diese Aussage mit einer Geste seiner Hand, deren Arm sich aber nicht von der Position löste. "Wir haben dafür gesorgt." Jetzt verspürte er Durst aber es war noch nicht an der Zeit, so dass Verus sich erneut Zeit ließ, um Sergia Fausta ausgiebig zu betrachten. Ihr Kleid hatte gelitten, sie war verschmutzt durch die Reise und Behandlung; und auch ihre Haare waren einmal in einem besseren Zustand. Eine gewisse Verwahrlosung ihres sonst adretten Auftretens war eingetreten. Nur ihr Blick schien standhaft, feindselig und selbstgerecht. Eine tapfere Frau, die viel erreicht hatte und sich sogar über Traditionen hinweg gesetzt hatte. Einerseits bewunderte Verus diese Frau und andererseits verachtete der Römer in ihm jede Faser dieser dominanten Einstellung, die mit alten Werten gebrochen hatte. Eine Procuratrix. Die Ahnen rotierten im Eylsium und sogen die Lila Wolken kräftig ein, um nicht daran zu denken. Nach ihm hätte es dies nicht gegeben. Man sah ja, welche Folgen es hatte. Frauen waren nicht für derartige Aufgaben geeignet; auch wenn er wusste, das Luna ihm jetzt für diesen Gedanken eine Pfanne über die Birne ziehen würde. Was wusste er über diese Frau, welche allerhand begangen haben soll? Einiges aber nicht alles. Sicherlich genug, um ihren Charakter zu bewerten und auch die Hintergründe für ihren rasanten Aufstieg bis in die Kanzlei des Kaisers. "Ich denke, du weißt, wer uns geschickt hat und warum?" Nun wollte sich Verus vorarbeiten, um ihr Wissen zu testen.

  • Pah! Dass ich nicht lachte. Hier, um eine Aussage zu machen. Eine Aussage hätte ich auch in meinem Anwesen bei Misenum machen können. Diese Erklärung glaubte ich dem Foltermeister keine zwei Wimpernschläge lang. Für irgendeine harmlose Aussage war ich nicht hier. So behandelte man keine Zeugin. Erst recht keine Zeugin von Stand. Selbst die Prätorianer würden jede Wette große Probleme mit ihrem obersten Dienstherrn bekommen, wenn das die Art war, wie die Schwarzröcke standardmäßig mit einer Ritterin, und einem Mitglied des senatorischen Ordo, umsprangen. Denn so behandelte man nur Verbrecher. (Hieß also: Irgendetwas wurde mir vorgeworfen. Musste mir vorgeworfen werden. Denn selbst dieser.. gewisse Präfekt hatte sich bestimmt wenigstens irgendeinen Vorwand gesucht. Bevor er mich aus meinem eigenen Haus entführen ließ.)


    Über Severa behauptete der Typ dann, dass es ihr gut ging. Aber auch das glaubte ich ihm nicht. Seine "Entschuldigungen" waren Lügen. Seine Erklärung, warum ich hier war, war eine Lüge. (Oder wenigstens nicht die volle Wahrheit.) Und bei der seltsamen Betonung. Da konnte auch der Rest hier nur eine Lüge sein. Nur der Nachsatz zu meiner Familie machte mir irgendwie Mut. Auf eine ganz seltsame Art. Denn kein Wort über meinen Mann auf seiner abartigen "Vergnügungsreise". Und kein Silbe über meinen ausgerissenen Sohn. Obwohl man mir mit solchen Andeutungen viel mehr zusetzen könnte. Als nur so allgemein und beliebig mit dem Wort Familie. (Ich vermutete also.. oder hoffte stark, dass dieser Foltermeister weit, weit weniger wusste, als er mich glauben machen wollte. Gut möglich, dass Severa auch einfach gerade selbst irgendwo auf dem Land eine Freundin oder einen Verwandten besuchte.)


    Mein Instinkt sagte mir deshalb: Bloß nicht eingehen auf diese Psycho-Spielchen des Foltermeisters. Der wollte mich nur Einschüchtern. Kirre machen. Damit ich irgendwas sagte, was mich am Ende wirklich noch zur Verbrecherin machte. Also kommentierte ich seine Antworten nicht weiter. Fixierte ihn nur weiter mit feindseligem Blick. Und hüllte mich wieder in Schweigen. Bis er dann anfing und seine erste Frage stellte. "Ich.." biss mir auf die Zunge. Denn natürlich ahnte ich, wer diese Soldaten hier geschickt hatte. Einer der beiden Prätorianerpräfekten. Der Sohn meines Patrons. Aber wollte ich das wirklich einfach so zugeben? "..habe keine Ahnung." Nicht von Verhörtaktiken. "Tut mir Leid." Tats mir nicht im geringsten. Und das konnte der Foltermeister auch ohne Probleme aus meinen Augen lesen. Die fixierten ihn nämlich immer noch. Feindselig. Misstrauisch. Und trotz meines Aussehens gerade, auch ein kleines bisschen von oben herab. "Vielleicht bist du so gut, und klärst mich auf. Wer euch geschickt hat. Und warum ich.. als Römerin, als Ritterin, als Senatorengattin.. ohne Vorwarnung von euch überfallen wurde.. mitten in Italia.. in meinem eigenen Anwesen.. von dort wie Vieh mit einem Sack überm Kopf.. und gefesselt.. und ohne die Möglichkeit, mich als Mutter von meiner kleinen Tochter zu verabschieden.. von euch entführt wurde.. als wäre ich nicht zur Erziehung meiner Kinder.. im kaiserlich genehmigten Erziehungsurlaub.. mit den Kleinen auf mein Landgut gefahren.. sondern hätte gerade den schlimmsten Hochverrat begangen.", giftete ich ruhig aber böse (und mit immer wieder kleinen Denkpausen, weil ich nichts Unüberlegtes sagen wollte) zu diesem Folterer.


    Dann gabs eine größere Pause in meinen Worten. Ich verzog leicht meinen Mund. Weil ich mich ärgerte. Ärgerte, dass ich jetzt doch so viel gesagt hatte. Obwohl ich doch eigentlich möglichst wenig reden wollte. Und auf diese Psycho-Spielchen eingehen. "Was wird mir vorgeworfen?" Klartext. Hatten die Prätorianer mal wieder nicht aufgepasst? War ihnen mal wieder ein Kaiser weggestorben? Der Aquilier vergiftet wie der letzte Ulpier? Oder aus heiterem Himmel plötzlich tot gewesen wie der Cornelius? - Und ich wurde jetzt verdächtigt, von Misenum aus das alles arrangiert zu haben? Es war einmal.. eine einzelne Römerin, die eine ganze Kaiserfamilie stürzte. Es war einmal.. eine Märchenstunde für Erwachsene.

  • Konsequenz und Verlust. Zwei gleichschlagende Atemzüge der Zeit. Verus wusste um Konsequenzen und Verluste. In seinem Leben hatte er viel verloren, vorallem seinen Seele an den Krieg und nun mehr war sein eigenes Leben eine bloße Konsequenz seiner Umstände. Sergia Fausta hatte in ihrem Leben selten verloren. Sie war anders als Verus. Deutlich anders. Dieser Umstand veränderte vieles, da Verus keinerlei Gemach damit empfand, dass eine Frau in allen Belangen mehr Glück und Erfolg im Leben hatte als er. Er, dem sein Stand nichts als Unglück gebracht hatte; ihm, der Person, welche geblutet und verloren hat, um am Ende nur eine neue grausame Aufgabe zu erben. Verus war insgeheim nedisch auf ihre Person, die mit spielender Hand ganze Intrigen entwarf, sich an allen Traditionen vorbei hochgearbeitet hatte und zudem noch vielerlei Verbindungen unterhielt, die selbst Verus zu heiß wären. Dennoch schien Sergia Fausta unantastbar. Alles schien ihr spielend zu gelingen; selbst ihre Feinde hatte sie ohne großen Aufwand in Misskredit gebracht, ohne das jemand ihr wirklich stichhaltig einen Nachweis erbringen konnte. Die Prätorianer kannten diese Frau. Sehr gut sogar. Einst hatte ein Präfekt den Auftrag gegeben, diese Frau kennenzulernen und sie entsprechend zu beurteile. Diese Urteile, jene Auswertungsergebnisse, lagen den scheinbar unendlichen Akten der Prätorianer vor. Verus hatte sie gelesen und war beeindruckt von dieser Frau, die er dennoch zutiefst verachtete. Natürlich war sie in seinen Augen fähig, auch jenen Umsturz aus Profitgier zu wagen. Sie war stets in Zeiten der Unruhe aufgestiegen, hatte sich bereichert und war niemals die Treppe hinab gefallen. Verus wollte dies nicht zwingend ändern aber ihr eindringlich verständlich machen, dass sich die Regeln des Spiels geändert hatten.


    Verus schwieg, starrte die Frau schlicht an. Seine Augen wichen nicht von ihr und sein kalter Zorn keimte in diesen. Er hatte bereits einige Menschen töten müssen; auf dem Schlachtfeld und auch hier in Rom. Seine Augen waren vertraut mit tödlichen Gedanken und waren auch an den Anblick voin Sterbenden gewöhnt, auch wenn dieser Anblick, wie Blei auf der Seele hing. "Keine Entschuldigungen," verlangte Verus. Denn in seinen Augen waren Entschuldigungen nutzlos. Man tat etwas oder man tat es nicht. Eine Person brauchte sich keine Rechtfertigungen zurecht legen oder sich entschuldigen, denn was getan war, war getan. Ebenso konnte man Gesagtes nicht zurücknehmen. Man musste schlicht mit den Konsequenzen des eigenen Tuns leben. Jeden Tag. Auch eine Sergia Fausta würde dieser Konsequenz nicht entkommen. Die Prätorianer waren eine grausame Konsequenz der römischen Welt, die jetzt auch eine Sergia traf. Es war nur die Frage, ob diese Konsequenz entsprechend der Wirklichkeit oder der ureigenen Ängste der Prätorianer ausfallen würde. Die Paranoia dieses Apparates wuchs stetig.


    "Hör mit diesem Standesdünkeln auf, Frau," schimpfte Verus und schlug mit der flachen Hand auf die Holzbank, bevor er seine unelegante Pose verließ und mit einem großen Satz auf die Frau zuging. "Der Kaiser duldet unsere Anwesendheit hier. Und auch die beiden Präfekten. Du bist uns ausgeliefert," erklärte der Trecenarius eindringlich. "Und ja, wir werfen dir genau jenen Hochverrat vor, Gefangene," donnerte seine Stimme, während er ungehalten vor ihr auftrat. Seine Augen durcbohrten die feindseligen ihren. "Du bist bereits deines Amtes enthoben und ein Nachfolger ist eingesetzt," fügte er drohend an und deutete auf Sergia Fausta, wobei er mit seinem Zeigefinger immer wieder in die Luft tippte. Verus verband schlicht Fakten mit seiner üblichen Rhetorik, die schon einige Gefangene zu Fall gebracht hatte. Aber Sergia Fausta war widerspenstig.


    Ihre giftige Stimme hatte ihre Wirkung nicht verfehlt. Verus war zornig über diese Selbstherrlichkeit einer Frau, der einiges vorgeworfen wurde. Vielleicht war es auch jener Punkt, dass sie sich nicht unterwarf, wie so viele andere. "Du lebst nur noch, weil wir es wünschen und Wahrheit aufklären wollen," zürnte der Offizier mit frostiger Stimme.


    "Deine Kinder sind zu ihrem Schutz in unserem Gewahrsam," log der Prätorianer. "Auch dein Sohn." Er war informiert worden, dass er entlaufen war und konnte so eine geeignete Geschichte stricken. Immerhin waren seine Leute klug genug auch andere Aufgaben wahrzunehmen, nicht nur eine Festsetzung. Unabhängig davon würde er zeitnah eine Einheit entsenden, damit die Lüge Wahrheit wurde. "Er ist dir entlaufen, nicht wahr?" Eine zynische Frage, die zeigen sollte, dass die Prätorianer Sergia Fausta auch ihre Dynastie streitig machen wollten. "Und hör mit diesen Lügen auf. Wir kennen deine Lebensgeschichte. Deinen Ehebruch. Die Eigenschaften deines Gatten und auch vieles mehr, wie deine dubiose Sekte," erklärte der Trecenarius nun wieder ruhig und fand seine gemäßigte Vernunft wieder. "All das interessiert uns nicht, solange es das Reich, den Kaiser und uns nicht betrifft. Du weißt, warum wir hier sind, Gefangene." Wieder nur das Wort "Gefangene". Er nahm ihr ihren Namen und damit auch ihren Stand. Dehumanisierung war ein geeignetes Mittel einer verhörenden Rhetorik. "Helvetius Commodus," war der Name, den er halblaut aussprach und ihr zu verstehen gab, welche Verbindung er meinte. "Helvetius Varus," erweiterte Verus und schloss dann mit der Feindin Roms ab: "Varia." Wieder Schweigen und Stille, bevor er Sergia Fausta direkt konfrontierte: "Was fällt dir dazu ein? Warum hast du diesen Aufstand gefördert und hervorgerufen? Bist du eine geheime Christin?" Mehr Versatzstücke zur Verarbeitung.

  • Keine Entschuldigungen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was der Folterer mir damit sagen wollte. Dass er sich jetzt doch nicht bei mir entschuldigte? Für meine ganze Aufzählung verschiedenster Taten, die mich in meinen Rechten verletzt hatten? Wahrscheinlich. Aber das war ja nichts Neues. Wie viele Prätorianer hatte ich heute erlebt, die alle keine Ahnung hatten, wie man mit meiner Frau meiner Klasse umzuspringen hatte. Soldatenpack! (Ich fragte mich, wie ich nur jemals so ein gutes Bild von den Verteidigern des Reiches kriegen konnte. Iulius Licinus. Helvetius Corvinus. - Obwohl: Der Helvetius hatte es ja auch irgendwie fertig gebracht, dass er alle Sympathien, die ich anfangs für ihn hatte, ruckzuck wieder verspielt hatte.)


    Ich zuckte kurz zusammen, als der Typ mit seiner Hand auf die Holzbank schlug. Dann fing er an zu reden. (Dabei nannte er mich "Frau". So weit waren wir jetzt also schon gekommen. Wahnsinn.) Dann bestätigte der Foltermeister, was ich sowieso schon geahnt hatte: Hinter dieser Aktion steckte definitiv nicht der Kaiser. Denn der duldete die Anwesenheit der Prätorianer hier? Das hieß: Seine Initiative war das hier nicht gewesen. Also war das wirklich eine Aktion der Schwarzröcke selbst. Die mir.. Bitte was?? Man warf mir Hochverrat vor? Das konnte doch wohl nur ein schlechter Scherz sein! Hochverrat. Das war doch.. Was sollte ich denn gemacht haben? Hatte ich irgendwas getan, um die Thronfolgeregelung zu beeinflussen? Versucht, einen anderen Kaiser auf den Thron zu bringen? Mich selbst mit kaiserlichen Titeln geschmückt? Irgendwie gewaltsam die Existenz des Reichs oder des Kaisertums in Gefahr gebracht? Sicher. Ich war kein Unschuldslamm. Manchmal war ich sogar richtig durchtrieben. Aber das?? Das konnte der Kerl doch nicht ernsthaft glauben! Oder? Mein Mund stand leicht offen. Meine Augenbrauen waren zusammengezogen. Ich war sprachlos. Fassungslos. Verwirrt. Dann hieß es, ich wäre meines Amtes enthoben worden. "Ich bin im Erziehungsurlaub." Mechanisch korrigierten meine Lippen den Foltermeister. Zu beschäftigt war mein Geist mit dem Vorwurf des Hochverrats. Da konnte ich jetzt gerade nicht richtig zurück giften.


    Der Mann sprach davon, die Wahrheit aufklären zu wollen. Was sollte ich dazu noch sagen? Ja? Ja, ich würde das auch gut finden? Damit der Kerl hoffentlich schnell rausfand, dass ich keine Hochverräterin war? Denn beim besten Willen: Was sollte ich bitte Hochverräterisches getan haben? Das war doch absurd. Und darum konnte ich auch wirklich nichts weiter dazu sagen. Sollte er doch endlich fragen, was er von mir wissen wollte! Wenn er hier nur so kryptisch in Rätseln sprach, was sollte ich ihm denn erzählen? Was? Zu allem Überfluss brachte er jetzt auch meine Kinder ins Spiel. Angeblich waren sie in seiner Gewalt. Dann erwähnte er meinen Sohn. Und dass er ausgerissen war. Sagte er also doch die Wahrheit? Waren meine Kinder vielleicht doch im Gewahrsam der Prätorianer? Plötzlich war ich mir da nicht mehr so sicher. Aber während ich noch darüber nachdachte, prasselten schon die nächsten Worte dieses Folterers auf mich ein. Lügen. Ehebruch.. Eigenschaften meines Mannes? (Ermittelten die Prätorianer.. ausgerechnet unter dem Präfekten.. jetzt etwa schon sowas? Wie abartig! Und wie ianusgesichtig.) Und von was für einer Sekte redete der Kerl? Wann bitte war ich religiös geworden und hatte mich irgendeiner Sekte angeschlossen? (Ich machte das Nötigste, was die römische Religion von mir verlangte. Damit niemandem auffiel, dass ich von dem ganzen Zirkus ansonsten nicht besonders viel hielt. Dem der römischen Religion. Genauso wie dem aller anderen "Religionen", von denen man so hörte.)


    Das war die Stelle, an der mir die ganze Geschichte zu absurd wurde. Ich kam nicht mehr mit. Die mussten mich verwechseln. Was ich dem Folterer aber so jetzt bestimmt nicht einfach aufs Brot schmieren konnte. Er schrie ja jetzt schon Lüge, Lüge, Lüge. So einfach kam ich da nicht raus. Also schloss ich meine Augen. Senkte meinen Kopf. Versuchte nachzudenken. Anfangs. Später (nur einen kleinen Moment später) versuchte ich mich zu erinnern. An den Zeitpunkt, als alles noch ganz frisch war. Als ich gerade erst meinen Vater verloren hatte. Meinen Vater, den ich wirklich geliebt hatte. Bedingungslos. Caius! - Und es klappte: Tränen sammelten sich in meinen Augen. Die ich daraufhin nun wieder öffnete. Und mit denen ich dann zu diesem bösen, großen, schier übermächtigen Foltermeister sah. (Mich zu solchen Gedanken über diesen.. Mann zu zwingen, half dabei, nicht aus der Rolle zu fallen.) Ich schluchzte und zog die Nase hoch. Ließ meine Schultern hängen. Mein Rücken wurde krumm. War nicht mehr so stolz und aufrecht. Sah nicht mehr aus wie der einer Sergierin aus einem uralten, früher patrizischen Geschlecht. "Ich sage die Wahrheit. Ich sage dir, was du wissen willst. Ich sage dir alles.", winselte ich erbärmlich. "Nur bitte.. bitte tut meinen Kindern nichts!" Ich hoffte.. betete fast, dass mir der Prätorianer meinen Flehen glaubte. Eine Träne löste sich aus meinen Augen. Caius!


    "Ich gebe zu, dass ich mit anderen Männern geschlafen habe.. obwohl ich schon mit Marcus verlobt war." Das war die Wahrheit. Mit zwei anderen Männern hatte ich geschlafen. Vor meiner Hochzeitsnacht. Danach war ich schwanger gewesen. Mit meinem Sohn. Und so ganz sicher war ich mir bis heute nicht, wer jetzt wirklich sein Vater war. Aber: Ich konnte nicht zugeben, dass ich auch nach meiner Hochzeit noch anderen Männern beischlief. Denn das wäre eine Lüge gewesen. Genauso konnte ich darum natürlich auch keinen Ehebruch zugeben. Denn wo noch keine Ehe, da auch kein Bruch derselben. (Man konnte ja auch nicht beim Bewerbungsgespräch für einen Job beim Cursus Publicus reinkommen und sagen, dass man kündigte.. noch bevor man den Job überhaupt bekommen hatte. Wäre genauso ein Logikfehler.) "Ich gebe zu, dass ich Varus kenne. Und auch Commodus. Den sogar sehr gut." Dass Commodus einer von den zwei beiden Männern war, mit denen ich außer meinem Mann noch geschlafen hatte, verschwieg ich natürlich. Stattdessen schluchzte ich lieber nochmal. Auch um dem Drang zu widerstehen, eine Gegenfrage zu stellen. Dabei interessierte es mich wirklich: Was war mit den beiden Helvetiern? Wieso fragte der Prätorianer mich nach ihnen? "Aber eine Varia kenn ich nicht." Das war leider gelogen. Unbewusst. Woher aber auch sollte ich wissen, wie diese seltsame Amazone hieß, mit der sich Commodus bei seinen Besuchen so gerne geschmückt hatte? Ich interessierte mich einfach nicht für Sklaven. Gerne hatte ich welche um mich, um mich bedienen zu lassen. Aber alles andere an denen war mir eigentlich herzlich egal. Besonders ihre Namen. Lang genug hatte es gedauert, dass ich mir überhaupt einen Namen mal eingeprägt hatte. Aber Callisto war auch meine Leibsklavin. Und sie war eine der wenigen Dinge, die mir mein Vater hinterlassen hatte. (Ich hätte einer Sklavin auch niemals diesen Namen gegeben! Callisto. Benannt nach der "schönsten" Nymphe Callisto aus der römischen Mythologie. Absolut kein Name für eine kleine, unbedeutende Unfreie.) Caius! Eine zweite Träne kullerte aus meinem anderen Auge. Dazu schluchzte ich nochmal.


    Der Aufstand. Jetzt wusste ich also, was man mir anhängen wollte. (Darum vergaß ich auch erstmal alles, was die Helvetier anging, und konzentrierte mich lieber darauf, den Verdacht des Hochverrats aus der Welt zu schaffen.) "Der Sklavenaufstand? Ich bin unschuldig!" Ich raufte mir mit meiner rechten Hand die Haare. "Nie.. niemals würde ich einen Aufstand gegen Rom und den Kaiser unterstützen! Ich liebe den Kaiser!" Ehebruch? "Also.. wie eine Untertanin. So liebe ich den Kaiser." Der Caesar war auch viel jünger. Schöner. Und mit dem hatte ich ja sogar wirklich schon mal so ein bisschen geflirtet. "Ich war ihm immer treu ergeben. Hab ihm immer treu gedient." Sicher. Es hatte auch Konflikte gegeben. Aber wo gab es die nicht? "Er hat mich aus der dreckigen Annona in die schicke Kanzlei geholt!" Der Job als Procuratrix Annonae hatte mir damals wirklich nicht besonders gefallen. Nach meiner Zeit als Postpräfektin und der Erhebung in den Ritterstand hatte sich die Arbeit in der Annona für mich wie ein Rückschritt angefühlt. "Er hat mich zur Procuratrix a memoria gemacht! Hat mir ein eigenes Büro auf dem Palatin gegeben. Mit untergebenen Notarii." Und ob im Privaten die Sklaven oder im Job die Notarii. Ich scheuchte einfach gerne andere Leute herum und ließ mich bedienen. Wieder seufzte ich. "Er hat mich sogar in den Erziehungsurlaub entlassen. Den Erziehungsurlaub, für den ich meine Kinder aus der Domus Iulia mit auf mein Landgut bei Misenum genommen hab. Um meine Kinder dort in Ruhe gegen ihren Vater aufzustacheln." Das gab ich zu. Denn ohne irgendwelche Eingeständnisse glaubte mir der große, übermächtige Prätorianer bestimmt nicht. "Damit er mich braucht. Wenn er seine Bindung zu den Kleinen erhalten will." Wieder schluchzte ich. Sah zum Boden. Wurde etwas leiser. "Damit er mich vielleicht irgendwann richtig liebt." Für einen kurzen Moment betretenes Schweigen. Denn den letzten Teil hatte ich mir eigentlich gerade ausgedacht. Aber.. uneigentlich. Uneigentlich fragte ich mich gerade, ob an meinen Worten vielleicht doch mehr dran war, als ich selbst wahr haben wollte.


    Ich schüttelte den Kopf. Wollte diesen Gedanken schnell wieder loswerden. Sah wieder auf. "Aber ich habe nie einen Aufstand gefördert! Habe mich nie so auf eine Stufe mit irgendwelchen Sklaven gestellt." Bei dem Satz verzog sich mein Mundwinkel. Ganz wie von selbst. Denn schon diesen Gedanken fand ich wirklich abstoßend. Ich auf derselben Stufe wie irgendwelche unfreien, abhängigen, ausgelieferten Sklaven. "Und erst recht gehöre ich nicht zu diesen verrückten Christianern und ihrer komischen Sekte!" Mit glasigen Augen sah ich den starken Prätorianer an. Unterwürfig und leicht von unten. Wieder zog ich die Nase hoch. "Bitte.. bitte, du musst mir glauben. Ich sage die Wahrheit. Um meiner Kinder Willen, ich sage ich Wahrheit. Ich bin keine Hochverräterin. Ich habe nichts mit diesem Aufstand zu tun." Und das war ja wirklich so. Die Frage nur: Hatte mein "Talent" (nicht dass ich mich gerne als Schauspielerin beschimpfen ließ) ausgereicht? Glaubte mir der Schwarzrock?

  • Niemand fragte ihn wirklich danach, was er im Krieg getan hatte. Alle interessierten sich für seine Auszeichnungen, seine Heldentaten und die damit verbundenen Heldengeschichten. Doch Tiberius Verus war kein Held. Niemals gewesen. In seiner unvermeidlichen Trägheit war er schlicht in Situationen geraten, die ihm Pflichtgefühl und Tapferkeit abverlangten. Verus konnte sich kaum ändern und folgte schlicht willfährig den Umständen. Dieser Unwille gegenüber der Welt wuchs mit der Zeit und verstärkte nur jene Effekte. Anders als Sergia Fausta war er stets durch diese Umstände getrieben worden. Er hatte sich nie etwas erarbeitet, sondern viel mehr erlitten. Seine Kämpfe waren blutig, grausam und unnachgiebig. Verus war hart zu sich selbst und mit der Zeit wuchs eine zynische Weltsicht aus dem Tod, der ihm zu folgen schien. Dieser Mann war weit davon entfernt ein Held zu sein. Eher ein tragischer Antagonist, der seiner selbst nicht entkommen konnte. Der Kaiser tat gut an seiner Person, da sie Befehle und Pflicht über alle Maße verstand. Doch der Mensch Tiberius Verus war längst unter den Kriegsbildern verschüttet. Hattest du einen Menschen getötet, fiel der nächste tödliche Stich leicht. Hattest du einem Gewalt angetan, wurde es mit der Zeit leichter, es immer wieder zu tun. Gewalt war ein probates Mittel der Obrigkeit. Ein Mittel der Wahl, welches nach Vernunft und Relation abgewogen wurde. Als Soldat hatte er gelernt Gewalt nicht zu verurteilen, nicht zu verdammen, denn alles in dieser Welt war gewalttätig. Selbst Worte konnten Gewalt haben und einen Menschen töten. Sergia Fausta war ausgeliefert, wie Verus einst seinen Umständen ausgeliefert war. Doch im Gegensatz zu ihm, hielt sie an ihrem Stolz fest. Der Tiberius versuchte nicht einmal mehr stolz auf etwas zu sein. Oder überhaupt Stolz zu empfinden. Voller Verachtung vor dem Leben blickte Verus auf diese Frau herab. Wie er auf alles herab blickte, mit jenen kalten Augen, die wahrheitlich alle Schrecken gesehen hatten und abzubilden vermochten. Sie war endlich sprachlos. Endlich kehrte eine beruhigende Stille in seinen Zorn ein, der sich nicht nur gegen die Sergia richtete. Auch gegen seine Aufgabe, seine Pflicht und seine erneuten Umstände. Er konnte einfach nicht entkommen. Verus war Gefangener seiner Taten und seiner Reue, die ihn wütend machte. "Nein, du bist entlassen," stellte Verus eindringlich fest und hob ihre Korrektur mit dieser verbalen Attacke auf. "Du bist ganz ausgeliefert," stellte der Trecenarius verbittert fest und durchbrach endgültig diese verdammte Stille.


    Die Quelle begann zu sprudeln. Das gefangene Vöglein sang sein Lied und sprach jene Worte, die Verus schon oft gehört hatte. Sie wollten alles sagen aber taten es selten. Immer glaubten die Menschen, mit diesen Mächten umgehen zu können und die Lüge zu beherrschen. Verus wurde täglich belogen. Nicht nur von Gefangenen, sondern auch von sich selbst. Lügen waren ein delikates Konstrukt. Ihr Weinen wirkte echt. Die gesammelten Tränen waren für Verus bitter-salzig. Und doch wollte Verus keine Tränen, sondern Antworten mit seiner rechten Hand holte er aus, um ihren seelischen Schmerz zu erweitern. Er gab ihr eine Ohrfeige mit seiner Rückhand, um sie an den Moment zu erinnern. Sie sollte sich nicht flüchten. Der Trecenarius genoss diese Macht nicht und ließ die Hand wieder sinken, doch noch einmal drohend vor dem Gesicht der Frau lag, bevor sie wieder aus dem Gesichtsfeld verschwand. "Alles?" Zynisch lächelte der Maestro dieses Theaters. "Das habe ich oft gehört und am Ende wurden ihre gefühlten Wahrheiten zu Lügen," erklärte der grausame Prätorianer und versteifte seine Augenlider, so dass ein schmaler Schlitz entstand. Er blickte sie grimmig und niederträchtig an. Tränen berührten ihn nicht. Auch Tränen konnten Lügen. Menschlichkeit zählte an diesem Ort nicht mehr. Für Verus gab es nur eine Funktion zu erfüllen und sicherlich auch für Sergia Fausta. "Über die Wahrheit entscheiden wir, was uns glaubhaft erscheint," stellte der Trecenarius kaltschnäuzig fest und spuckte dabei ein paar Speicheltropfen in ihr Gesicht. Verus war längst ein Genosse des Krieges und der Tod folgte ihm auch hier. Ihr Winseln durchbrach nicht seinen frostigen Panzer aus unmenschlicher Gewalt, die mit einer einfachen Entscheidung losbrechen konnte.


    "Du warst umtriebig," kommentierte Verus mit sarkastischer Stimme und zog dabei die Mundwinkel zu einer Fratze hoch. Sein Angesicht wirkte entstellt durch eine Narbe auf seiner Wange, die nicht breit aber nun zu erkennen war. Scheinbar war eine Klinge einst über sein Gesicht gefahren. Je nach Lichteinfall konnte sie besser oder schlechter erkannt werden. "Du kanntest ihn sehr gut? Wir wissen von deiner Beziehung zu Commodus," ließ Verus eine Erkenntnis fallen, die aus den Verhören entnommen war. Varia hatte dies angedeutet und auch andere Zeugen. "Aha," machte Verus blaffend und zog dann die Nase hoch, so dass ein merkwürdiges Geräusch entstand. "Dann weißt du auch sicherlich von den diversen Aktivitäten des Varus und Commodus, nicht wahr?" Der Trecenarius entfernte sich wieder von Sergia Fausta, um sich wieder auf der Holzbank nieder zu lassen. Er atmete tief durch und lehnte sich zurück, um die weiteren Worte zu vernehmen. "Auch, wie Commodus dir dein Grundstück beschafft hat?" Ein weiterer Beweis aus Sicht der Prätorianer. Commodus, ein schmieriger und intriganter Aasfresser aus den Gefilden der Habgier und Machthungers, verschaffte einer aufsteigenden Frau ein Grundstück, mit dessen Besitz sie den Census bestreiten konnte. Für Verus war klar, dass die beiden nicht nur ein Liebespaar waren, sondern auch diverse Geschäfte getätigt haben. "Varia war einst Sklavin des Commodus. Sie war stets bei ihm als seine Leibwächterin, Gefangene!" Verus schlug erneut mit der flachen Hand auf die Bank, bevor er sich wieder zurücknahm. Nun wurde es ernst und Verus stand erneut auf, um direkt vor die Gefangene zu treten. Dennoch näherte er sich nicht soweit, dass sie ihm auf kurze Distanz gefährlich werden konnte. "Varia nannte auch deinen Namen," sagte der Tiberius sehr leise aber auch sehr betont, so dass Sergia Fausta jedes Wort vernehmen konnte. "Du bist nicht unschuldig. Wir glauben das nicht, Rom glaubt das nicht und sicherlich auch nicht deine Kinder," spielte er erneut auf ihre Situation an. "Wir haben zwei Geständnisse, die sich gegen dich aussprechen," ergänzte Verus und seufzte betont, um sich selbst von der emotionalen Last dieses Unterfangens zu befreien. Dieser Tag würde noch unangenehmer werden. "Wer ist Nutznießer des Aufstandes?" - schob er eine deutliche Frage ein, um den Druck gegen Fausta zu erhöhen.


    "Wir kennen deinen Karriereweg und deine geheuchelte Treue kannst du dir sparen, Gefangene!" Es war wirklich übertrieben und überzogen, wie sie nun sprach. Mochte es der Situation geschuldet sein aber Verus missfiel dieses Getue. Der Trecenarius wollte gerade erneut zu einer Ohrfeige ausholen, als er diese abbrach und der Frau eine ruhige Sekunde gab, um ihre Haare zu raufen. Verus nahm die Hand zurück und ließ diese Sekunde wirken. Endlich flossen konkretere Fakten. "Senator Iulius Dives ist nicht Thema," sagte Verus nun nüchtern und brach damit den drastischen Tonfall. Immerhin war nun deutlicher, wie die Beziehung in dieser Ehe gelagert war und diese Aussage offenbarte deutlich mehr über Sergia Fausta als ihr jetzt bewusst war. Sie intrigierte ganz verdeckt und benutzte Kinder als Waffe. Aufstacheln, ein Wort welches bei Verus besonders hängen blieb. Sie stachelte also auf. Ganz und gar ähnlich dem Aufstand, den Varia aufgestachelt hatte. Ferner suchte Sergia Fausta nach Liebe. Echter Liebe. Vielleicht sogar nach der Liebe des Christengottes? Predigten sie nicht Liebe, diese Christen? Verus ließ sich Zeit und trat mit festen Schritten um die Gefangene herum; immer wieder im Kreis, um sie weiter sprechen zu lassen. "Ich rede nicht davon, dass du dich mit ihnen auf eine Stufe stellst, sondern, dass du sie für eigene Interessen benutzt und diesen Aufstand inszeniert hast, um ... ?" Er ließ diesen Satz unvollendet und blickte sie eindringlich an. Seine Augen weiteten sich wieder und der kalte Frost schien aus ihnen heraus zu springen, so sehr durchbohten sie das Angesicht der armen Sergia. "Vielleicht bist du sogar einen Christin! Ich denke, dass uns dies einer deiner Sklaven bestätigen wird," erhob Verus zynisch seine Stimme und wartete auf eine erneute Reaktion seiner Gefangenen. "Wir entscheiden, was wir glauben und ob du eine Hochverräterin bist," schränkte er dennoch ein und zeigte damit, dass er insoweit von einer vorzeitigen Verurteilung Abstand genommen hatte. Er wollte noch entscheiden und somit hatte sie noch Gelegenheit, ihre Rolle auszubauen. Ihre glasigen und unterwürfigen Augen verfehlten zwar ihre Wirkung aber rundeten ein Bild ab, welches Verus gerade in seinem Hinterkopf konstruierte. Zumindest war ihre volle Beteiligung am Aufstand in seinem Angesicht reduziert und somit suchte Verus neue Anknüpfungspunkte für die intrigante Sergia Fausta, um diese erneut ins paranoide Weltbild der Schwarzen einzupflegen. "Suchst du Liebe?" - eine entfremdete Frage in diesem Verhör aber Verus versuchte darüber tatsächlich einen Bogen zum Christengott zu schlagen.

  • Ich ließ die Demütigungen über mich ergehen. Die Ohrfeige. Den fremden Speichel in meinem Gesicht. Denn das alles.. es gehörte dazu. Es gehörte zu der Rolle. Der Rolle, die ich hier zu spielen gezwungen war. Ich war keine stolze Römerin. Eine Ritterin. Die Frau eines Senators. Nein. Nein, zur Zeit war ich nicht stark. Ich war schwach. Ich war, was ich nie sein wollte. Ein Opfer. - Aber auch ein Opfer prägte sich ein. Merkte sich. Erinnerte sich später. Und dann, später, wenn ich meine Rolle abgelegt hätte.... Man sah sich ja immer zweimal im Leben.


    Bis es irgendwann soweit war, musste ich aber erstmal durch dieses Verhör kommen. Durfte nicht aus meiner Rolle fallen. Musste weiter sein, was ich zutiefst verachtete. Ein Opfer. "Ich gestehe! Ja, ich war umtriebig." Ich stellte mir vor, wie enttäuscht mein Vater von mir wäre, wenn er das hier miterleben würde. Weitere Tränen bahnten sich ihren Weg. Ich schluchzte ein paar mal. Dabei hörte ich mir an, wie der Folterer thematisch zu den Helvetiern überging. Und wie er mir zwischen den Zeilen auch eine Affäre mit Commodus unterstellte. Aber solange er nur Andeutungen machte, beschloss ich, dass der Ausnahmezustand, in dem sich meine Opferrolle befand, zu groß war. Diese Andeutungen gingen an mir vorbei.


    "Commodus?" Ich tat überrascht. "Natürlich kannte ich ihn sehr gut.." Erst als ich diese Wortwahl des Prätorianers wiederholte, da stutzte ich. "..kenne ich ihn sehr gut." Er lebte doch noch. Oder? "Ich habe eine sehr enge Beziehung" Absicht, dass ich genau das Wort wählte. "zu ihm aufgebaut, als ich nach dem Tod meines Vaters aus Alexandria nach Italia gekommen bin." Ich schluchzte nochmal. Dann erinnerte ich mich, dass ich schon eben gefragt wurde, was ich über Commodus und Varus wusste. Also holte ich einfach mal ein bisschen aus. "Damals bin ich in Ostia in der Casa Helvetia untergekommen. Mein Vetter Helvetius Ocella hat mich damals empfangen. Und er hat sogar extra für mich eine kleine Familienfeier veranstaltet. Eine Familienfeier, bei der ich eben auch meine beiden Vetter Commodus und Varus kennengelernt hab. Später bin ich dann natürlich weiter nach Rom gereist. Zu meinen sergischen Verwandten. Helvetius Ocella ist in Ostia geblieben. Aber meine beiden Vetter Commodus und Varus lebten auch hier in Rom. Die hab ich also häufiger noch gesehen. Dabei ist mir besonders mein Vetter Commodus sehr ans Herz gewachsen. Mein Lieblingsvetter." Ich ging natürlich stark davon aus, dass ein großer Teil dieser Geschichte nicht neu war. Besonders meine Verwandtschaft mit den Helvetiern (meine Mutter war ja bekanntlich eine Helvetia) stand sicherlich in jedem einzelnen Prätorianerbericht über mich. Mehrfach. Oder? Denn unter diesem Präfekten dienten ja keine Schlampersäcke, die so ein wichtiges Detail einfach übersahen. Richtig?


    Wieder ein kleines Schluchzen. "Natürlich war ich dann auch häufiger bei meinen Vettern mal zu Besuch. Genauso wie ich auch meinen Onkel Modestus besucht hab. Später. Als er sich von seinen Kriegsverletzungen erholt hatte und wieder hierher in die Urbs in die Casa Annaea gezogen ist." Sicherlich nichts, was man mir objektiv vorwerfen konnte. Dass ich häufiger mal meine Verwandten besuchte. (Wären die Helvetier keine Verwandten. Und stünde davon auch nichts in irgendeinem Prätorianerbericht. Dann.... Aber als wenn ausgerechnet den Prätorianern diese Verbindung durch die Lappen gerutscht wäre. Richtig?) "Ich hab mich dann irgendwann mit Marcus Dives von den Iuliern verlobt. Und da muss es gewesen sein, dass der Senator Helvetius Geminus gestorben ist. Der Senator, dem das Grundstück gehört hat, was jetzt mir gehört.", ging ich dann auf die Frage nach dem Land ein. (Wie Commodus mir das Land beschafft hatte?? Der Prätorianer schien wirklich nicht zu wissen, wie es gewesen war.) "Marcus war dann nämlich Vigintivir, als mein Vetter Commodus nach Misenum gefahren ist, um da alles Nötige zu regeln. Und dabei hätte er fast die Frist verschlafen, um als Enkel des Senators dessen Erbe auch offiziell anzunehmen. Da hab ich mich dann natürlich eingemischt und einen Deal zwischen meinem Verlobten und meinem Lieblingsvetter vermittelt. Und zum Dank dafür hab ich das Anwesen bei Misenum bekommen. Während Commodus die anderen Ländereien seines Großvaters selbst behalten hat." Bei so viel zu erzählen, trockneten meine Tränen langsam. Aber solange ich nicht angeblafft wurde, war das bestimmt auch okay für meine Rolle. Außerdem wollte ja bestimmt auch der Prätorianer, dass meine Rolle redete. Und er nicht vor lauter Tränen und Schluchzen kein Wort mehr verstand.


    Ich schluchzte trotzdem nochmal. So ganz wenig. Wie man eben noch so ein kleines bisschen schluchzte, wenn das große Heulen vorbei war und man sich langsam wieder beruhigte. "Was ich sonst noch von den Aktivitäten meiner Vettern mitbekommen hab.. ähm.." Ich überlegte kurz. "Dass sie genauso verrückt nach der Factio Praesina sind, wie mein Mann nach der Veneta. Mein Vetter Varus ist sogar irgendwie der stellvertretende Chef bei den Grünen geworden, glaub ich." Ich selbst interessierte mich für dieses stumpfe im-Kreis-Gefahre leider absolut nicht. Deswegen konnte ich viel mehr dazu auch nicht sagen. "Das "sogar" sag ich deswegen, weil.. Varus hat sich irgendwann immer mehr zurückgezogen. Hat lieber einen Winzer auf dem Land gespielt, als der Familie und dem Staat zu dienen. Bevor ich als Prokuratorin an die Kanzlei gekommen bin, hat ihn mein Vorgänger noch in den Ritterstand erhoben. Aber auch das hat ihn nicht wieder zurückgeholt. Wie man sieht." Nochmal ein trockenes Schluchzen. "Commodus und ich haben mehr als nur einmal darüber geredet. Und das letzte, was er da so über unseren Vetter gesagt hat, war sowas wie.. Varus weiter zu helfen und zu unterstützen, lohnt die wertvolle Zeit nicht." Im Klartext: Das letzte Bild, das ich von meinen beiden Vettern Commodus und Varus hatte, war das.. dass sie einander egal waren. Der eine träumte seinen Traum vom bäuerlichen Winzerleben. Der andere konnte damit genauso wenig anfangen wie ich.


    Ja. "Aber auch zu Commodus hab ich irgendwann den Kontakt verloren. Das ging los.... Eigentlich fing alles mit diesem Duccius an." Ich weigte mich, ihn einen Konsular zu nennen. "Denn Commodus fand es eine tolle Idee, sein Tirocinium Fori bei dem zu machen. Er als Enkel eines Senators. Bei einem Germanen." Ich musste mich stark zusammenreißen. Meine Rolle war die Opferrolle. Und Opfer blickten nicht abwertend auf die Entscheidungen von anderen. Also spulte ich einfach den Teil eher etwas monoton ab. Wie eine Aufzählung. Eine Aufzählung von Fakten. "Darüber haben wir uns mehrmals gestritten. Commodus und ich. Besonders als Commodus sich zum Vigintivirat beworben hatte. Denn da war der Duccius Vorsitzender im Senat und hat die Wahlen aussetzen lassen. Und hat damit alle Pläne von Commodus über den Haufen geworfen. Und trotzdem hat mein Vetter ihn immer wieder verteidigt. Das hab ich einfach nicht verstanden. Bis heute nicht." Absicht, dass ich ihn jetzt in meiner Erzählung nicht mehr als Lieblingsvetter betitelte. Denn den Konflikt hatten wir nie aus der Welt geschafft. Nur aus unserem Blickfeld verbannt. Da war er aber trotzdem noch. Unsichtbar zwischen uns. Bis heute. "Er hat mich trotzdem noch mal in Misenum besucht. Weil er sehen wollte, was ich aus dem Anwesen seines Großvaters gemacht hatte. Aber danach haben auch wir uns dann aus den Augen verloren. Das letzte, was ich gehört habe.. dass er irgendwann doch noch zum Vigintivir vereidigt wurde." Ein kleines bisschen Enttäuschung war in meinen Worten. Denn eigentlich mochte ich Commodus sehr. Aber der Duccius.. mein Sohn.. mein jetzt Ehe-Mann.. Das waren einfach ein..zwei Dinge zu viel. Da müsste er erst wieder was gutmachen. Früher kriegte er seinen Status als mein Lieblingsvetter nicht zurück.


    Varus abgehakt. Commodus abgehakt. Varia. "Ähm.. Wenn diese Varia eine Amazone ist, dann kann es sein, dass ich sie doch kenne.", gab ich ehrlich zu. "Nach meiner Hochzeit war Commodus bei Marcus und mir zu Besuch.. und war ganz stolz darauf, dass er so eine halb nackte Frau als Leibwächterin hatte. Zuerst dachte ich, dass er sie uns irgendwie schenken wollte. Es hat sich aber zum Glück herausgestellt, dass er sie einfach nur präsentieren wollte. Weil er es anscheinend toll fand. Sein Tirocinium Fori bei einem Germanen. Eine Amazone als Leibwächterin." Ich machte eine Geste mit der Hand. Der Prätorianer konnte sich ja bestimmt denken, was ich meinte. (Und dass ich selbst diese Amazone genauso großartig fand wie sein Tirocinium bei einem Germanen.) "Er scheint das.. sehr zu mögen. Dieses Außergewöhnliche. Auch wenn es in der Praxis nicht immer praktisch ist." Ich hatte patrizische Ahnen. Und es gab Bereiche (nicht überall), wo das (fand ich) auch wirklich durchschlug. Wo ich sehr konservativ war. Zum Beispiel bei Sklaven. "Möglich, dass ich dieser Amazone danach noch ein..zwei Mal über den Weg gelaufen bin.. immer wenn ich mich mit meinem Vetter Commodus getroffen hab. Aber mehr weiß ich wirklich nicht über diese Amazone. Ich hab mich nie für sie interessiert. Noch habe ich jemals ein Wort mit ihr gewechselt." Vielleicht hatte ich mal etwas gesagt, wenn sie mir im Weg stand. Möglich. Aber daran erinnerte ich mich nicht. Denn Sklaven waren mir eben im Grunde herzlich egal.


    Ich machte die Augen zu. Presste sie zusammen, als der Prätorianer wieder damit anfing. Ich wäre nicht unschuldig. Er glaube mir nicht. Rom glaube mir nicht. Meine Kinder glaubten mir nicht. Ich schüttelte den Kopf. Ich dachte an meinen Vater. Caius! Ich dachte an sein Lächeln. An sein Lachen. Dachte zurück an unser gemeinsames Leben in Alexandria. Oh, Caius! Ich fühlte die frischen Tränen, wie sie über den salzigen Film der getrockneten alten über meine Wangen liefen. "Ich sage die Wahrheit!" Zwei Geständnisse sollte es geben? "Man will mir etwas anhängen!" Aber wer? Wer versuchte, mich da so in den Dreck zu ziehen? Der.. Präfekt sagte ja bestimmt nicht in seinem eigenen Fall aus. Den schloss ich also irgendwie aus. Aber bevor ich weiter grübeln konnte, kam die Frage nach den Nutznießern des Aufstands. "Nicht ich." Ich schluchzte. Denn was auch brachte mir dieser Aufstand? Nichts. "Aber.." Varus? Der sich eh für nichts zu interessieren schien, was nicht an irgendeiner Rebe wuchs und nach Weinbeere schmeckte? Selbst seine Erhebung in den Ritterstand war ihm ja (ich erwähnte es) anscheinend völlig egal gewesen. Der strebte nicht nach Macht. Nicht nach Geld. Nicht nach Einfluss. Nein. Der profitierte nicht davon. "..ähm.." Commodus? Der seinem Großvater irgendwann mal (ich hatte sein Vigintivirat erwähnt) in den Senat folgen wollte? Und der ja sooo gute Erfahrungen damit gemacht hatte. In unruhigen Zeiten aufzusteigen. Seine Karriere anzuschieben. Wenn mal eben so die Wahlen ausgesetzt wurden. Nein. Er hatte sich durch seinen Großvater (ich erzählte es) reich geerbt. Er hatte Geld. Und er wollte in den Senat. Der profitierte also ganz sicher auch nicht von einem Aufstand in Rom. "..vielleicht.." Diese Varia? Was hatte ein Sklavin von einem Aufstand? Am Ende wurde sie besiegt und war tot.


    Sim-Off:

    Wie gesagt. Ich hätte auch eine Theorie. Aber ich hab keine Namen. Wenn du willst, darfst du Rätselraten. :D Musst du aber nicht. 8)


    Ich musste also wirklich improvisieren. "..irgendein Politiker? Einer, der erst Unruhe in Rom stiftet, um dann gewählt zu werden?" Ich überlegte. "Genau. Weil in unsicheren Zeiten wird ja immer besonders konservativ gewählt. Also jemand mit einem guten Namen. Vielleicht sogar ein Patrizier?" Wieder überlegte ich. "Einer, von dem bestimmt auch eigene Sklaven an dem Aufstand beteiligt waren. Um nicht verdächtig unverdächtig zu sein. Ja. Und einer, wo aber bestimmt der Anführer vom Aufstand nicht aus seinem Haushalt stammt. Denn das wäre ja schon zu auffällig. Außerdem: Wo der Anführer herkommt, der Haushalt wäre ja später auch der perfekte Sündenbock." Wieder musste ich kurz nachdenken. Was würde ich tun? Wie würde ich diese Intrige spinnen? "Einer, der aber bestimmt irgendeinen Mittelsmann hat, um den Anführer vom Aufstand zu kontrollieren. Ich weiß nicht. Vielleicht ein freigelassener Sklave, der im Haushalt vom Aufstandsführer einen Job annimmt? Oder.. nein. Genau. Einer, der von seinen Sklaven einen auswählt. Den dann verkauft oder verschenkt.. und dann durch diesen Sklaven den Anführer für einen Aufstand in einem fremden Haushalt rekrutiert." Klang das plausibel? Eher etwas konstruiert, oder? Außerdem: Was, wenn irgendwer den Mittelsmann schnappte? Wie sollte dann der gewählte Politiker irgendwie dafür sorgen, dass der Mittelsmann wieder in den eigenen Haushalt kam? Denn nur so (oder durch den Tod des Mittelsmanns) könnte der Politiker ja seine Intrige sicher vertuschen....


    Ich machte meine Augen wieder zu. Schüttelte den Kopf. Dachte an meinen Vater und weinte. Denn was ich mir da spontan zusammengesponnen hatte, überzeugte mich nicht. Also auch den Prätorianer bestimmt nicht. Der redet dann auch wieder davon, was ich von einem Aufstand hätte. "Aber ich hab doch nichts von diesem Aufstand.", schluchzte ich. "Es bringt meine Karriere in der Kanzlei nicht weiter, wenn es in Rom einen Aufstand gibt. Im Gegenteil. Wenn es einen Aufstand gibt, dann läuft ja irgendwo irgendwas nicht rund. Da verlier ich eher meinen Posten, meinen Einfluss, meine finanzielle Unabhängigkeit durch das Gehalt, meinen Status, meine Untergebenen, mein Büro auf den Palatin, als dass mir ein Aufstand irgendwas bringt." Ein erschöpftes Stöhnen. Dann weinte ich wieder ein bisschen. Was?? Was sollte ich für einen Nutzen aus diesem Aufstand ziehen können? "Ich bin keine Christianerin." Wieso? Wieso nur wollte er mich zu einer machen? "Frag nach. Zum Beispiel im Tempel der Iuno Februata. Ich opfere den römischen Göttern. Wenn du mir dann glaubst, dann opfere ich dem höchsten Schwurgott Iuppiter auch gerne vor deinen Augen." Das kam mir gerade als rettende Idee in den Sinn. Denn war das nicht einer der Knackpunkte mit dieser Christianer-Sekte? Dass die alle nur einem einzigen Gott opferten? Und lieber in den Tod gingen, als ein Opfer an einen römischen Gott zu vollführen? (Und ich ging garantiert nicht in den Tod für irgendeinen Gott, an den ich nicht glaubte!) Erschöpft.. nach meiner Entführung.. der unbequemen Reise.. diesem anstrengenden Verhör.. ließ ich mich auf meine Knie fallen. Nur unzureichend fing ich den Aufprall mit meinen Händen ab. Am Ende lag ich halb auf dem Boden. Suchte ich Liebe? "Ich suche Marcus...."

  • Verus merkte sich entsprechende Aussagen, sortierte deren Bedeutung in seinem Schädel aber war sich gleichermaßen gewiss, dass ein treuer Prätorianer alle ihre Worte fast wortwörtlich auf einer Tabula notieren würde; ohne das sie dies wirklich verfolgen konnte. Verus wollte sogar den Anschein erwecken, dass er nicht ganz zuhörte, um sie in falscher Sicherheit zu wiegen. Der Protokollant befand sich unweit aber nicht in direkter Sichtlinie. Es war das alte Spiel. Man gab vor etwas zu sein, um einen anderen in Sicherheit oder Unwissen zu wiegen. Falsche Informationen, falsche Sicherheiten und Winkelzüge waren Teil des Geschäftes. Möglichst stets die Kontrolle über jene einzelne Möglichkeit des Momentes zu haben. "Ich finde es interessant, dass dein Wissen spontan genauer sprudelt, wenn wir auf entsprechende Verbindungen hinweisen," erklärte Verus und ließ offen, inwieweit er diese Aussage in Bezug zu den genannten Personen setzte. "Es ist egal, ob es dir angehängt wurde oder ob es wirklich so geschah, Gefangene." In der Tat war dies so. Letztlich entschied Verus über diesen Fall und konnte dank der weiten Strukturen der Prätorianer viele Details korrigieren sowie kontrollieren. Ihre Worte über jene vermutete Person, den wahren Drahtzieher, verfielen in ihrer Wirkung nicht. Verus, in seiner verführerischen Paranoia, fand so Querverweise und saugte ihre Wortwahl genau auf. Dennoch nannte er keinen Namen, schwieg beharrlich aber nickte Sergia wohlwollend zu. Sie spielte in diesem Geschäft mit und verweigerte sich nicht mehr. Ein Spiel der Verleumdungen, Lügen, und Nachstellungen. Eigentlich sollte sie dies sehr gut beherrschen. Verus war sich da sehr sicher. Doch aus diesem Grund, misstraute der Trecenarius dieser Frau. Römischen Frauen sollte man misstrauen. Sie waren alle auf Stand und Wirkung aus. Aus diesem Grund hatten die Ahnen gut daran getan, sie von allen wichtigen Ämtern und Posten im Staate auszuschließen. Verus hielt auch nicht von dieser feminina nova, die hier kauerte und vor ihm auf ihre Knie fiel.


    Auch ihre Beteuerungen nahm er ihr nicht wirklich ab, denn jeder würde vor den Prätorianern ab einem Punkt flehen, betteln und auf Gnade hoffen. Die Prätorianer waren Horror und eine geordnete Terrormacht. Doch ihre Worte passten ins Bild der geplanten Ängste: Verus fand einen Namen in seinem Schädel auf diese Beschreibung passte. Er würde sich in wenigen Tagen dieser Sache annehmen. Oder diese Idee verwerfen, wenn sich andere neue geeignete Möglichkeiten ergaben, das Imperium zu stabilisieren. Im Grunde ging es auch nur darum: Stabilität durch Kontrolle. Sein Schweigen galt allein ihr, um ihr eine Unsicherheit zu erlauben. Verus dachte nach. "Es gibt Belege, dass du eine Organisation betreibst," stellte Verus bitter fest und log. Denn seine Belege waren dünn und schlicht Vermutungen auf Basis diffuser Quellenlage. "Eine Organisation, die uns nicht gefällt. Vielleicht bist du doch eine heimliche Christin?" Er ballte beide Händen zu Fäusten, bis die Knochen knackten. "Mir ist egal, dass du damit Interessen verfolgt hast. Diese Interessen standen nicht gegen Rom und uns," schwabulierte Verus, um ihr Informationen zu entlocken. Man wusste nichts Genaues, so dass man vorhandes Wissen als große Erkenntis verkaufte, um die finalen Teile aus ihrem Munde zu erhalten. Bisher hatten die Prätorianer nur Gerüchte und Durchsatzwissen von anderen Stellen. "Wie sollen wir mit dir umgehen?" - fragte er zynisch mit sanftem Ton, der in seiner Bösartigkeit nicht zu überbieten war. "Ich denke, dass du dein Leben längst durch deinen Weg verwirkt hast, der durch Machthunger und Gier getrieben war. Du dienst nicht Rom, sondern allein dir selbst," stellte er fest und verbalisierte einen grausamen Gedanken, den er nicht in die Tat umzusetzen gedachte.


    "Wir haben Geständnisse, dass du beteiligt warst. Wir haben Belege für eine Organisation unter deiner Schirmherrschaft. Wir werden deine Kinder dazu bringen, gegen dich auszusagen," zählte er auf, was die Prätorianer hatten und kombinierte diese Aufzählung geschickt mit erlogenen Substanzargumenten. Sein Gesicht war nun emotionslos und eingeforen. Keinerlei Regung zeigte sich mehr und auch die Lippen sprachen die Worte kalt aus. "Nicht einmal ein Opfer vor Jupiter kann dich retten," meinte Verus, der an seine Hüfte griff, um aus einer versteckten Tasche einen Pugio zu ziehen. Die Waffe blitzte im Schimmer auf und zeigte bereits einige Kerben. Verus hatte diese Waffe häufiger eingesetzt. Klebten in diesen Kerben etwa noch Blutreste? In der Tat hatten sich dort Reste von Sterbenden versammelt, die eine schwarz-braune Kruste bildeten, obwohl dieser Dolch ansonsten poliert und sauber war. Nur die Kerben boten Anlass zur Spekulation. "Wir haben ein Problem." Er näherte sich mit der Waffe. "Du suchst Marcus," gab er nun endlich eine Antwort auf ihre Aussage. Seine Frage zur Liebe hatten nun ihre Frucht gefunden. Sie war die Vorbereitung für diesen Akt. "Er kann dir ins Elysium nachfolgen," gebot der falsche Meister und blickte über die Klinge hinab auf die Sergia, welche immer noch in ihrer gebrochenen Position auf ihren Knien verharrte. Mitgefühl wuchs in Verus, welches er jedoch unterdrücken musste. Das Geschäft war unerbittlich. Gnade kannte es nicht. Auch wenn Verus gerne Gnade zeigen würde. Doch noch musste dieses Spiel weitergehen. Die Plagen konnten nicht einfach zurückgerufen werden. Nicht nach alldem. Nicht nach diesem Aufstand. Die Prätorianer suchten eifrig mit ihrer Terrormacht nach einem Schuldigen; einem echten Schuldigen, der die hasserfüllten Gedanken zufriedenstellen konnte. Doch Verus war längst zur Erkenntnis gekommen, dass Sergia Fausta eine furchtbare Frau war aber nicht konkret mit dem Aufstand in Verbindung stand. Sie war mitunter nur Nutznießerin über diesen Commodus. Verus war dies jedoch vorerst egal, denn diese Frau musste nun einem neuen Nutzen zugeführt werden, damit die Prätorianer in ihren Ermittlungen fortfahren konnten. Sie musste den Prätorianern nutzen, ansonsten war jedes Wort verschwendet.


    "Diese Klinge wird nur durch ein Gebot eingehalten, Gefangene," erklärte der Trecenarius in seinem eifrigen Pflichtgefühl, das jede Menschlichket verdammte. "Der Kaiser gab sie frei und ich führe sie mit der gebotenen Macht aber...," meinte Verus und strich mit der Klinge sanft über ihren Kopf. Eine hektische Bewegung durch ihre Person, würde einen Schnitt in den Schädel zur Folge haben. Nicht in den Knochen, jedoch in die Haut und würde zumindest eine blutige Wunde hinterlassen. Mit einer ruckartigen Bewegung seiner Hand griff er nach ihren Haaren und durchtrennte die lange Haarpracht, so dass die fesche Frisur zusammenbrach und eine größere Menge an Haaren zu Boden fiel. Die Klinge gab dabei ein leises Geräusch von sich. Ein hässlicher Bob entstand, der ausgefranst und unförmig ihren Nacken freigab. Schließlich setzte Verus die Klinge in ihrem Genick an, um den üblichen Todesstoß zu vergeben. Die Spitze des Pugio bohrte sich berührungsempfänglich - jedoch sanft und noch ohne Blut - in ihre Haut. Ein kräftiger Stoß würde ausreichen, um das Leben der Frau zu beenden. "... du bist nützlich." Eine einfache Wahrheit. Verus wollte diese Frau für die Geschäfte der Prätorianer nutzen. Sie sollte Teil der großen Gemeinschaft an Spitzeln werden. Dieser ganze Aufwand sollte doch einen Nutzen haben. Verus wollte nicht umsonst gekommen sein, auch wenn diese Frau nutzlos für den Fall war; umso mehr war sie nützlich als intrigante Schlange unter Kontrolle der Prätorianer. Was sie nicht wissen konnte, dass man Senator Iulius Centho ebenso umgedreht hatte; aber deutlich freundlicher. Centho war ebenfalls sehr freundlich in der Zusammenarbeit gewesen. Der Trecenarius nahm die Klinge zurück und verstaute sie mit einer geübten Bewegung in der versteckten Dolchscheide. Die einfache Tunika fiel darüber hinweg. Mit einer Fußbewegung wischte er ein paar zusammengeballte Haarsträhnen von Sergia Fausta weg, die in einem vorsichtigen Wind über den Boden getragen wurden. Es zog in diesem Haus.


    "Ich kann die Geständnisse vergessen," erhob Verus mit bitterer Kälte seine Stimme. "Ich kann die Beweise über deine Organsation vergessen," setzt er fort und zeigte mit der Hand jeweilig die Zahlen an, an welchem Punkt er gerade war. "Ich kann deine Kinder und Familie freigeben," sagte er nun sanfter und lächelte sie sinister an, wobei sich seine Augen ins Dämonische veränderten. "Ich kann vergessen, dass du eine Christin sein könntest," stellte er fest und trat dann wieder ein paar Schritte von der Gefangenen weg. "Doch,- was kannst du in deinem mitleidigen Leben tun?" - fragte der Mann recht leise aber hörbar. "Kannst du endlich Rom dienen?" Er beugte sich dezent herab, machte dabei eine Art Buckel, als er erneut zu ihr hinab blickte, wie zu einem Tier. "Wir können dir eine Zusammenarbeit anbieten, damit du garantiert nicht in den Zusammenhang mit dieser Sache gerätst. Damit du Leben kannst. Es ist eine Gnade...," sprach Verus mit gewählter Stimme. "... die auch dir helfen wird. Nicht nur Leben können wir dir geben, sondern auch Schutz und Geld," lockte der Trecenarius nun mit Werten, die diese Frau einst gelockt hatten. "Du bist eine kluge und fähige Frau, die sich leider mit Kräften angelegt hat, die sie übersteigen," vermittelte Verus. Dann trat er heran, näherte sich ihrem Ohr, jedoch mit einer Hand in Abwehrhaltung, nicht das sie spontan angriff, und flüsterte mit fester Stimme: "Serapio." Er wusste um die persönliche Abneigung des Präfekten gegen diese Frau und wollte mit diesen Rufnamen zumindest eine falsche Flagge setzen, damit dieser Einsatz nicht auf seine eigenen Füße fiel. Teile und herrsche. Das galt auch im Geschäft der Prätorianer. Schließlich wagte der Prätorianer wieder zwei Schritte zurück, um diese Frau zu beobachten. Ihre Reaktion war von maßgeblichem Interesse.

  • Ich konnte nur ganz leicht den Kopf schütteln. Erschöpft von dieser Befragung. Erschöpft von diesem Foltermeister der Prätorianer. Erschöpft von dieser ganzen Farce. Denn war es nicht interessant, dass mein Wissen genauer sprudelte, wenn er mich auf entsprechende Verbindungen hinwies. Oh, ja! Das war es. Interessant. Dass ich nicht gleich wusste, wer diese Sklavin Varia war. Die mir nicht gehörte. Und die mich also noch weniger interessierte als meine eigenen Sklaven. Interessant. Auch dass mir mehr zu meinen Vettern einfiel, wenn man mich auch ein bisschen spezifischer nach ihnen fragte. Ganz interessant. Erinnerte mich fast ein bisschen an eines der Kindermädchen, das früher in Alexandria mal auf mich aufgepasst hatte. Während mein Vater ausging. Ich war noch etwas jünger. Aber ihr schrecklich sympathisches Gesicht sah ich immer noch genau vor mir: "Du bist also die kleine Sergia. Dann erzähl doch mal was über dich." - "Was soll ich denn erzählen?" - "Ich weiß nicht. Etwas über dich." - "Mir fällt nichts ein." - "Dir wird doch wohl irgendetwas einfallen. Irgendwas." - "Nö." Ja. Dazu ihr debiles Grinsen und ihre übertriebene Freundlichkeit. Wir haben uns sofort verstanden. Blendend. (Sie hat nie wieder auf mich aufgepasst.) Dieser Prätorianer hier war genauso. Nur in unfreundlich.


    Erschöpfend war es trotzdem. Diese Art. Und überhaupt. Einfach alles. So erschöpfend, dass ich nicht die Energie hatte, so aufmüpfig zu sein wie "die kleine Sergia". Selbst wenn ich wollte. Fast ein Glück, dass ich (unter diesen Umständen hier) aber auch gar nicht aufmüpfig sein wollte. Ich wollte kooperieren. Um diese Situation hier möglichst schnell hinter mich zu bringen. Dann wollte ich mich erholen. Und dann. Dann.. Die Stimme des Prätorianers unterbrach meinen Gedanken. Es war ihm egal. Das sagte er. Egal, ob mir etwas angehängt wurde oder ob es wirklich so passierte. Das sagte er. Ich schluchzte. Aber mittlerweile war mir eins klargeworden: Ich saß hier nicht in irgendeiner Zelle. Ich war nicht in den Castra Praetoria. Ich stand also noch lange nicht fest als Hochverräterin. (Die ich ja auch wirklich nicht war.) Hieß: Ganz egal konnte es nicht sein, was ich zu sagen hatte. Und was wirklich passierte und was mir nur angehängt wurde. (Darauf hundertprozentig verlassen wollte ich mich aber nicht. Nur um mir selbst immer wieder Mut und Kraft zum Durchhalten zu geben. Dafür reichte es.)


    Das Verhör ging weiter. Jetzt betrieb ich also irgendeine Organisation. Ich sah hoch zu dem Prätorianer. Mein Gesicht glänzte noch hier und da von den Tränen. Und meine Mimik wollte ihm nur sagen: "Hä?" Ganz ehrlich. Denn: Tatsache, dass ich nicht eine Organisation betrieb. Eigentlich waren es zwei! Erst hatte ich mir mein eigenes kleines Netzwerk aufgebaut: Meine Imkerei produzierte neben dem normalen auch kleine Mengen "Pontischen Honig". Den Fischern meiner Fischerei ging auch manchmal ein giftiger Fisch ins Netz. (Und sie ließen ihn nicht wieder frei.) Und dass die Kräuter und Gewürze meiner anderen beiden Betriebe ebenfalls nicht alle ausnahmslos gut waren, konnte man sich dann vielleicht schon denken. Natürlich verkaufte ich diese mal etwas mehr und mal etwas weniger giftigen Dinge nicht auf dem freien Markt an jeden. Aber unter der Hand.. für den richtigen Preis.. wenn man wusste, wen man für sowas am besten kontaktierte..? (Denn dass ich das nicht persönlich verkaufte, war ja mal klar.) Das war meine erste kleine Organisation. Das Geschäft der Fausta Ultrix. Und das Tor zu meinem zweiten "Standbein":


    Die Nimbati. Sie waren eine richtige Organisation. Ein echter Verein sogar. Zugelassen und genehmigt von der Kanzlei des Kaisers! (Wahrscheinlicher, dass der Prätorianer also die meinte.) Offiziell ein rechtschaffener Schuppen. Denn sonst wäre er ja auch schon längst von oben verboten und aufgelöst worden. So wie die Societas Pompeiana zum Beispiel. Darum war es auch völlig Quatsch, was da manche Leute manchmal ohne jeden Beweis behaupteten. Denn nur weil halt rein zufällig vielleicht (das war nicht bewiesen!) ein Hehler in Rom und ein Vergewaltiger (ich wurde über sowas natürlich informiert) irgendwo in den Germaniae dem Verein angehörten, war ja noch lange der Verein nicht schlecht. Oder waren auch alle Senatoren Cäsarenmörder, nur weil eine kleine Gruppe den Caesar erdolcht hatte? Und was war mit einem Catilina? Auch ein Senator. Und jemand, den man zum Hochverräter abgestempelt hatte. Am Ende: Schlimme, tragische Einzelfälle, die aber den Senat noch lange nicht zu einem kriminellen Verein machten. Genau wie bei den Nimbati. Egal, was irgendwelche vereinzelten Verleumder behaupteten.


    Ich hatte mich also festgelegt. Es waren die Nimbati, von denen der Prätorianer da redete. Dass er zwischendurch zum x-ten Mal von diesen Christianern anfing, überhörte ich. Denn ich hatte ihm jetzt schon mehrfach gesagt, dass ich nichts mit dieser Sekte zu tun hatte. Ich hatte ihm sogar angeboten, dem höchsten römischen Schwurgott zu opfern, um ihm das zu beweisen. Wenn er mir das nicht glaubte.. nicht glauben wollte.. dann half jetzt auch eine x-te Beteuerung nichts, dass ich keine Christianerin war. Insofern. Ließ ich ihn einfach weiter reden. (Irgendwann fehlte mir auch einfach die Kraft, den falschen Behauptungen ständig zu widersprechen.) Ich senkte meinen Blick und ließ den Kopf hängen, als er erst mein Leben bedrohte und dann auch wieder meine Kinder ins Spiel brachte. Denn was mehr konnte ich tun? Was mehr, als ihm den größten Teil (alles wirklich Relevante) über die Personen zu erzählen, nach denen er mich gefragt hatte? Was mehr, als ihm damit zu zeigen, dass keiner von uns einen Nutzen aus diesem Aufstand hatte? Was mehr, als ihm den Beweis dafür zu liefern, dass ich keine Christianerin war? (Dass ich als nicht Christianerin natürlich auch keinen Christianer-Verein führte, war für mich so trivial. Ich kam nicht mal auf die Idee, ihm das jetzt auch noch vorzukauen.) Ich klammerte mich an die Hoffnung, dass ich trotz der vielen Drohungen und Drohgebärden nicht hier wäre.. in der Casa Sergia.. wenn man wirklich von meiner Schuld überzeugt wäre. Wenn man mich für diesen Hochverrat, den ich nicht begangen hatte, töten wollte.


    Mein Puls schoss in die Höhe und die Erschöpfung war für einen winzigen Moment wie weggeblasen, als ich aus den Augenwinkeln plötzlich diese Klinge auf mich zukommen sah. Tausende Dinge schossen mir durch den Kopf. Gleichzeitig. Durcheinander. Völlig chaotisch. Ich wusste, dass ich etwas sagen wollte. Meine Lippen öffneten sich und waren bereit. Aber mir fehlten die Worte. Ich wusste nicht, was ich sagen wollte. Was ich sagen konnte, um mich noch zu retten. Denn ich hatte doch wirklich alles versucht. Oder nicht? Und die Ironie war ja: Ich war wirklich unschuldig. Was hatte ich nicht alles schon getan? Ich hatte Leben auf dem Gewissen! Aber ich war immer irgendwie davongekommen. Bis jetzt. Wo ich mal nichts getan hatte. Mal wirklich unschuldig war. (Ich sollte scheints darüber nachdenken, wieder häufiger an etwas Schuld zu sein.. wenn ich denn nochmal die Gelegenheit dazu bekam.) Ich hielt die Luft an und schluckte.. während ich die Klinge auf meinem Kopf spürte. Jetzt bloß keine falsche Bewegung machen.... Und dann passierte es doch: Ich spürte einen Ruck. Einen ziehenden Schmerz. Hörte, wie die Klinge schnitt. Und fühlte die luftige Kälte an meinem Hinterkopf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich geradeaus. Mein Mund stand noch offen vom ziehenden Schmerz. Ein Schmerz, der jetzt nicht mehr da war. Weil mein Haar dort nicht mehr da war. Mein Haar. Das Haar. Mehr noch als in 2000 Jahren ein Statussymbol für Männer und Frauen gleichermaßen. Vor allem in der Oberschicht. Zu der ich ja immer noch gehörte. Aber mein Haar an dieser Stelle war weg. Mein Haar. Mein Status innerhalb der Oberschicht. Der Prätorianer hatte ihn mir gerade genommen. Ich war tot.


    Ja. Genau das war ich: Tot. Meines Status beraubt. Am Boden. Gesellschaftlich.. ja.. tot. Ein anderes Wort dafür gab es nicht. Ich fühlte das spitze Metall in meinem Nacken. Doch ich hatte keine Angst. Ich fing nicht an zu flehen. Ich bettelte nicht um mein Leben. Denn ich war tot. Und Tote bettelten nicht um ihr Leben. Ich schon gar nicht. Denn auch wenn er mir mein Leben nahm. Ich war eine Sergia. Sergia Fausta. Durch meine Venen floss das patrizische Blut meiner Ahnen, die bis zum sagenhaften Sergestus zurückreichten. Und wenn ich starb.. ich schloss Mund und Augen.. dann starb ich mit Würde. Eine einzelne Träne löste sich und kullerte meine Wange hinunter. Es war nach all den künstlichen die erste echte Träne, die ich vergoss. Denn wer bedauerte es nicht? Das Ende des Lebens....



    ....



    Ich hatte mit meinem Leben abgeschlossen. Damit dass ein eifersüchtiger, hasszerfressener Decimer mit abartigen, perversen Neigungen mich am Ende doch besiegt hatte. Nicht fair. (Denn ich war ja völlig unschuldig in dieser ganzen Geschichte.) Aber besiegt. Und fair.. wer spielte schon fair? Ich jedenfalls nicht. Es war vielleicht nur eine kleine Genugtuung. Aber er würde damit leben müssen. Dass er mich fair nicht schlagen konnte. Dafür spielte ich mein Spiel mittlerweile zu gut. Nein. Er konnte nur dreckig gegen mich gewinnen. Indem er mir einen Aufstand andichtete. Einen Aufstand von Sklaven. Einen Aufstand hinter dem vielleicht doch kein Politiker steckte? Sondern nur ein hasszerfressener Präfekt der Prätorianer, der von Beginn an nur dieses eine Ziel verfolgte: Mich loszuwerden? Glauben wollte ich es eigentlich nicht. Allerdings: So eine große Intrige.. das sprach schon eher für einen weibischen Charakter. Also durchaus im Bereich des Möglichen.


    Meine Augen waren noch immer geschlossen, als eine Stimme in mein Ohr flüsterte. Den Namen des Mannes, der für meinen Tod verantwortlich sein würde. Meine Lippen öffneten sich. "Serapio.." Ich hatte ihn nie so genannt. Den Decimus. Decimus Serapio. Meinen Mörder.

  • Sie alle lebten in einer großen Falle. Verus war längst klar, dass diese Welt nicht durchgehend jene verheißenden Wunder bereithielt, die Erlösung versprechen konnten. Auch Sergia Fausta musste nun lernen, was es bedeutete, dieser antiken Welt ausgesetzt zu sein. Die Prätorianer waren die Macht und sie die Machtlose. Die Prätorianer waren grausam und organisiert; sie hingegen war ehrgeizig aber nicht militärisch organisiert. Sie hatte keine Soldaten. Mitunter hatte sie sich mit den falschen Leuten verbündet, sich bereichern wollen und in dieser Sekunde an ihrem eigenen Ehrgeiz erstickt. Verus wertschätzte dieser Art von Frauen nicht sonderlich, so dass er dieses Theater, zwar mit belastetem Herzen, aber mit gewisser Hingabe fortführen konnte. Ihre Tränen war morbide Bezahlung. Verus verspürte eine sadistische Erleichterung, dass sich diese eine Träne nun echt anfühlte. Nicht, dass er dieses Gefühl wirklich erlauben wollte und ertragen konnte aber es machte sich breit. Er hatte diese Frau endlich an dem Punkt, wo die Prätorianer sie schon lange haben wollten. Dennoch war er erstaunt darüber, dass sie das Angebot schlicht überhörte. Vielleicht war sie zu gefordert und zerstört, dass sie nicht mehr wirklich zuhörte? Es kam häufiger vor, dass die Delinquenten nicht mehr zuhörten und sich schlicht ergaben. Das machte die Sache um einige Punkte leichter aber auch komplexer in der Einleitung einer geplanten Zusammenarbeit. Verus kannte dieses übliche Problem. Denn sie mussten sich klar für die prätoranische Sache entscheiden, ansonsten waren sie nutzlos. Ihre Augen waren geschlossen und sie wiederholte den genannten Namen. "Du hast eine Wahl," sagte Verus laut genug, damit es direkt in ihr Ohr drang. "Entweder du entscheidest dich für uns, arbeitest umfänglich in unserer römischen Sache mit uns zusammen oder du wirst hier einen bedauerlichen Unfall haben," erklärte der Trecenarius nun deutlicher. "Du kannst in Zusammenarbeit mit uns beweisen, dass du unschuldig bist und ein sicheres und langes Leben führen oder du endest traurig und besiegt genau hier," deutete er vor sich auf den Boden. "Menschen sterben leider," fügte er an und leistete sich einen zynischen Schmunzler, der garnicht zu seinen glasigen Augen passen wollte. "Eine Zusammenarbeit soll dein Schaden nicht sein. Du wirst reichlich entlohnt werden," bot er nun an und hoffte, dass dieser Frau nun deutlicher wurde, worum es ging. Sie sollte durch die Gnade der Prätorianer leben aber ihnen entscheidende Dinge zutragen. "Oder du wählst ein schnelles Ende," setzte er nach und betonte dies sehr überzogen.

  • Ich erwartete, dass es jeden Moment vorbei war. Aus. Schwarz. Tot. Aber es passierte.. nichts. Nichts passierte. Es dauerte einen Moment, bis die Worte des Prätorianers auch bis in mein Bewusstsein vordrangen. Ich hätte eine Wahl. Als das bei mir ankam, zogen sich meine Brauen etwas zusammen. Eine Wahl? Hatte ich die? Und vor allem: Worin sollte die bestehen? Auch das erklärte mir der Prätorianer. Zusammenarbeit oder Tod. Es verging ein weiterer Moment, bis auch das ganz bei mir angekommen war. Er wollte meine Kontakte bei den Nimbati. Oder meinen Tod. Ich schlug meine Augen auf. Meine Brauen waren immer noch zusammen gezogen. Fokus!


    Dieser.. Präfekt hatte mich in der Hand. Auf dem Servierteller. Zwei falsche Zeugen hatten "gestanden", dass ich etwas mit diesem Sklavenaufstand zu tun hätte. Dazu unsere persönliche Fehde über meinen Marcus. Ich hätte noch verstanden, wenn er sich dieses "Schauspiel" nicht entgehen lassen wollte. Hätte verstanden, wenn er jetzt aus irgendeinem Nebenzimmer gekommen wäre, um meinen Tod live mit anzusehen. Aber nie.. niemals bot er mir nach allem, was zwischen uns stand, irgendeine Art der Zusammenarbeit an! Nie! Völlig ausgeschlossen. Absolut. Und das hieß: Ich war hier komplett auf dem Holzweg gewesen. Die ganze Zeit. Nicht der Kaiser steckte hinter meiner Entführung und diesem Verhör. Und auch nicht dieser Decimus steckte dahinter. Blieben entweder der zweite Präfekt. (Aber warum? Den kannte ich ja nicht mal richtig. Geschweige denn, dass ich je was mit dem zu schaffen gehabt hatte.) Oder jemand, den ich gerade absolut nicht auf dem Schirm hatte....


    Aber darum musste ich mich später kümmern. Jetzt war erstmal etwas anderes viel wichtiger. Damit es überhaupt noch ein Später für mich gab. "Ich.." musste mich erstmal räuspern. "Ich habe Rom schon immer treu gedient. Rom und dem Kaiser. Mehr als viele andere. Als Prokuratorin auf dem Palatin. Als Prokuratorin in der Annona. Als Postpräfektin und davor Stationaria im Cursus Publicus von Italia." Ein gutes Stichwort. "Ich habe also auch den Prätorianern schon einmal treu gedient. Ziemlich lange sogar." Denn: Der Cursus Publicus unterstand in den Provinzen dem jeweiligen Statthalter. In Italia unterstand er den Prätorianern. Seit dem Usurpator. Und erst nach seinem Tod war ich ja überhaupt hier in Italia angekommen. Ich hatte also wirklich schon einmal.. indirekt.. für die Schwarzröcke gearbeitet. "Wenn das endlich beweist, dass ich unschuldig bin, dann.. will ich sehr gerne wieder mit euch zusammenarbeiten." Denn sicherlich: Auch eine reichliche Entlohnung war nett. Da sagte ich nicht nein. Viel wichtiger als das waren aber: 1. Mein Leben. 2. Meine Unschuld. Und 3. Die Möglichkeiten, die sich aus so einer Zusammenarbeit für mich ergaben. Denn das waren einige. Das wusste ich sofort. Ohne langes Überlegen. "Nicht als Postpräfektin natürlich.." Das war mir klar. Und das hatte der Prätorianer auch sicher nicht so gemeint. Ganz sicher.

  • Verus lachte bitter-salzig auf. "Du hast dir selbst gedient," spuckte der biedere Prätorianer aus seinem Mund und blickte dann mit seinen glasigen Augen auf diese Frau herab. Ihm war nicht entgangen, dass sie einen gewissen Stolz besaß aber Stolz kümmerte ihn nicht. Sofern er diesen nicht zum eigenen oder zum Vorteil der Prätorianer nutzen konnte. "Deine Ämter sind uns bekannt," erklärte der Trecenarius erneut, um ihr klarzumachen, dass ihre Position längst durchleuchtet war. Verus zeigte sich enttäuscht, dass sie erneut in alte Muster fiel. Scheinbar war seine Arbeit nicht erfolgreich gewesen. Der Prätorianer-Chefmeuchler zögerte kurz, um dann tief Luft zu holen. Endlich endete ihre selbstbeweihräuchernde Erklärung. Diese Frau war lästig aber leider nützlich. Ihre Arroganz und ihr Stolz schienen grenzenlos, wenn sie jetzt noch den Mut für solche Worte gefunden hatte. "Eine Bitte für die Zukunft," leitete Verus nüchtern ein. "Lass' diesen arroganten Scheiß weg," wurde er deutlich. "Wir brauchen deine Titel nicht, denn bei uns zählen andere Dinge." In der Tat waren den Speculatores andere Dinge deutlich wichtiger: Kontrolle. Und solange Sergia Fausta sich nicht vollens unterwarf, gab es gewisse Defizite. "Wir brauchen deine wirklichen Fähigkeiten und deinen Namen," sagte Verus mit einem gewissen Hintergrundwissen, was man wirklich für sie geplant hatte. Zwar hatten sich gerade andere gröbere Pläne zerschlagen aber er als nun erfahrener Trecenarius hatte stets einen Nutzen für Personen. "Danke," ließ er tatsächlich ein höfliches Wort zu und strich genügsam über seinen eigenen Nacken, bevor er diese Bewegung abbrach. "Wenn du uns gut dienst, wirst du unschuldig sein. Ansonsten stirbst du," sprach der Mann kaltherzig und zeigte dabei kaum eine emotionale Höhe. Für ihn war die Welt so einfach. Man diente oder starb. So hatte er es bei der Legion gelernt und setzte diese harte Disziplin nun fort. "Gut," jappste der Prätorianer, der nun wirklich einen wachsenden Durst verspürte. Er hatte heute wieder sehr viel geredet und sich sehr verausgabt. "Es gibt Regeln," begann Verus mit der Erziehung seiner neuen Agentin. "Du handelst nicht gegen uns. Du wirst unsere Anweisungen umsetzen. Du wirst Stillschweigen bewahren. Du wirst ohne Zögern handeln. Und du wirst alle Aktivitäten einstellen, die uns, Rom oder dem Kaiser schaden," folgte die Erläuterung der offensichtlichen Regeln. "Wenn du die Regeln brichst, wirst du sterben und mit dir alle, die du kennst und vielleicht sogar liebst. Dein Name wird vergessen und alles ausgelöscht, was du einst warst," drohte der Trecenarius erneut ohne wirkliche Regung im Gesicht. "Für deine Arbeit wirst du entsprechend üppig entlohnt und deine Treue soll nicht nur durch das Geld gesichert sein, sondern auch durch Geschenke. Zuwendungen besonderer Leistungen, die wir dir gerne anbieten," fügte er an und ging damit zur Entlohnung über, wenn sie entsprechende Regeln einhielt und folgsam war. "Auch erhälst du unseren Schutz, sofern du Gewähr bietest." Eine kleine Einschränkung, da der Schutz der Prätorianer auch Überwachung war. "Du wirst uns Informationen beschaffen. Viele Informationen und uns helfen, die Christen zu verfolgen," wurde Verus nun deutlicher und betonte das Wort "verfolgen" besonders, da es für ihn nun mal die Wahrheit war. Man verfolgte etwas - also warum sollte man dies verschweigen? Das war nun mal die Arbeit. "Darüber hinaus wirst du bald beim Konsul Claudius aussagen. Du wirst unsere Aussage vertreten, die wir dir gerne vergolden." Und somit ging das Geschäft handelsüblich weiter. Verus musste schlicht seine Pflicht tun und war erleichtert, dass er heute kein Blut vergießen musste. Mit der Ausnahme von Schweineblut. "Du wirst in Rom Gerüchte verbreiten. Du wirst Christen benennen, die wir dir vorgeben. Und du wirst hetzen. Immer wieder gegen Christen hetzen. Auf deinen Feiern. Bei deinen Freunden und auch vorallem wirst du uns alles berichten, was man dir zuträgt. Alles," forderte Verus nun einer gewissen Bösartigkeit in der Stimme, da diese Sätze nie ganz ohne diese Fantasie auskamen.

  • Ich sah diesen Prätorianer nur an. Sagte nichts. Prägte mir nur ganz genau seine Gesichtszüge ein. Sein heute so heiteres Lachen. Dabei war mir völlig klar, was er von mir dachte. Er dachte: Nützliche Kleine, die in ihrem Leben alles geschenkt bekommen hatte (ganz anders als er, der bestimmt immer sehr, sehr arm dran gewesen war und ganz, ganz hart für alles kämpfen musste). Von meinen Titeln dachte er, sie wären mir mitsamt dem Ritterring in die Wiege gelegt worden. Und meine Arroganz kam einfach daher, dass ich schon als junges Mädchen eine völlig verzogene Göre war. Dass ich selbst aber fast nichts von meinem Vater geerbt hatte.. keinen Ritterring.. kein Land.. keine Ämter oder Titel; und dass ich auch selbst (als Frau in einer von Männern dominierten Welt) immer viel mehr leisten musste als meine männlichen Pendants, nur um dann trotzdem hinter ihnen zurückzustehen. Das konnte er als Mann wahrscheinlich nicht mal verstehen, wenn ich es ihm erklärte. Und dass ich mich mit meinen Titeln schmückte, nicht weil ich überheblich war, sondern weil ich mir den damit verbundenen Respekt selbst hart verdient hatte, das überforderte einen Soldaten vermutlich ebenfalls.


    Der Prätorianer wollte eine Zusammenarbeit? Er sollte seine Zusammenarbeit kriegen. Doch er sollte auch arg aufpassen, dass er sich dabei nicht selbst verlor. Und unterging in seinem kleinen Machtrausch. Denn hier und heute war ich nicht in der Position, etwas gegen seine respektlose Art zu sagen. Aber ihm sollte klar sein: Ich war nicht mal meinem eigenen Mann gegenüber loyal, weil er mich nicht ausreichend respektierte. Und das, obwohl ich ihn trotz seiner.. Art doch irgendwie.. liebte? (Wollte traf es vielleicht eher.) Unterm Strich: Ich war keine Sklavin. Kein Eigentum. Nicht der Prätorianer. Nicht von irgendwem sonst. Denn ich hatte von Natur aus eine große Klappe. Widersprach. Diskutierte. Stritt. Da hatte ich mich selbst vor dem Kaiser nicht immer ganz im Griff gehabt. (Der hatte bestimmt ein..zwei ergraute Härchen, die nur auf mich zurückgingen.) Zusammenarbeiten war also kein Problem. Nicht zusammenarbeiten und nur Befehle entgegennehmen konnte ich auch. Mindestens temporär. Aber loyal? Das war ich nur gegen Respekt.


    Ich hörte mir genau an, welche Regeln der Prätorianer aufstellte. Was ich alles tun würde. Was ich alles nicht tun würde. Wie er sich vorstellte, dass ich als seine Marionette funktionierte. "Natürlich." Ich hatte dem Kaiser widersprochen. Hatte mehrfach sehr anstrengend mit ihm diskutiert. Hatte eine seit Jahren offen schwelende Fehde mit einem der Prätorianerpräfekten bis heute gut überstanden. (Und auch für diese Entführung und dieses Verhör hatte ich ihn ja eben von der Liste der verdächtigen Strippenzieher gestrichen.) "Ich habe verstanden."

  • Es war getan. Endlich. Diese Zusammenarbeit konnte beginnen. Oder zumindest starten. Einen wirklich netten Beginn musste diese Arbeit erst finden. Verus deutete mit einer kreisenden Bewegung seines Zeigefingers an, dass man abrücken konnte. Prätorianer eilten mit geordneten Schritten heran und begannen Spuren zu beseitigen und Beweismittel mitzunehmen, wie das Tuch oder die abgeschnittenen Haare. Man wischte sogar den Boden, damit man das Haus sauber hinterließ. Man war fleißig und vornehm. "Gut," antwortete Verus und verlor das kalte Lächeln wieder und das maskenhafte Gesicht aus fleischlichem Eisen kehrte ein. "Du wirst dich in Rom aufhalten und auf eine Einladung warten. Wenn wir außerhalb dessen, etwas von dir wollen, melden wir uns," sagte der Trecenarius, während er sich bereits zur Tür begab. Für diesen Tag war seine Arbeit wirklich beendet und er freute sich auf ein warmes Bad, da seine Kriegsverletzung wieder schmerzte. Dieses verdammte Ding sorgte stets für Unmut, da es sich sehr drastisch in den Vordergrund spielte. Für Verus war dieser Tag überaus erfolgreich. Eine Verdächtige weniger, eine neue Agentin gewonnen und eine erweiterte Beeinflussung der Kommission durch Fernsteuerung war durchaus gelungen. Der Trecenarius begann seine Arbet zu schätzen aber nicht in dem Umfang, wie es ein Normalbürger tat. Spaß und Freude erlebte man in diesem Geschäft niemals. Auch Verus fühlte selten Freude, sondern eher Erleichterung. Es war gut, wenn ein Tag ohne Tod oder übermäßige Gewalt enden konnte. Sergia Fausta hatte sich gerettet und somit war auch Verus wirklich erleichtert. Er tötete so ungerne. Das war der schmutzige Teil seiner Arbeit. "Vale," verabschiedete sich Verus und ließ seine Männer vorerst zurück, die ihren Arbeiten erledigten. Sergia Fausta würde bald wieder allein sein. Leichtfüßig war der Trecenarius entschwunden, so als ob nichts gewesen wäre.

  • In Rom bleiben und auf eine Einladung warten. Nichts leichter als das. Denn nach dem ganzen konnte ich sowieso nicht hier weg. Meine Kontakte. Mein Netzwerk. Das war vor allem hier. In Rom. Im Zentrum der Welt. Ich hatte einige Fragen. Und wollte die passenden Antworten dazu. Da war ich auf jede meiner Ressourcen angewiesen. Jetzt mehr als je zuvor.


    Ich bewegte mich kein Stück, während die Prätorianer ihre Spuren verwischten. Wartete ab, bis sie gingen. Das Valedico konnte sich der Foltermeister sparen. Denn das hier war bestimmt kein Lebewohl. "Auf wiedersehen." Das versprach ich ihm. Das versprach ich mir selbst. Man sah sich immer zweimal im Leben. Heute hatte ich Haare gelassen. Ganz wörtlich. Ein Tag, den ich so schnell bestimmt nicht wieder vergessen würde. Dafür hatte ich mir die Gesichtszüge dieses Prätorianers ja eingeprägt.


    Aber ganz gemach. Denn Geduld war zwar nicht meine Stärke. Aber meine Intrigen waren nicht deshalb so gut, weil ich sie so hastig und überstürzt plante. Nein. An einem guten Netz musste eine Spinne erstmal einige Tage arbeiten. Erst dann konnte sich eine Fliege darin verfangen. Und erst dann riss auch ein dicker, schwarzer Brummer kein Loch. Also ganz gemach. Alles der Reihe nach. Schritt für Schritt: Als die Prätorianer weg waren, suchte ich den Ort, wo sie die Sklaven eingeschlossen hatten. (Denn egal ob ein Sergier hier war oder nicht. So völlig unbewohnt und unbewacht war die Casa ja auch dann nie.) "Du und du, ihr geht auf die Märkte. Ich brauche neue Haare. Lang und in meiner Farbe. Drei Perücken sind besser als zwei." Denn die Blöße gab ich mir bestimmt nicht. Mich jetzt so aus dem Haus zu wagen. "Du und du, ihr kümmert euch um meine richtigen Haare. Ich will, dass ihr rettet, was noch zu retten ist." Ich fühlte mich nämlich noch viel zu jung, um auf Dauer auf eine Perücke angewiesen zu sein. "Und du, Idiot, hörst auf so dämlich zu gucken. Wenn du nicht als Hauptattraktion der nächsten Tierhatz enden willst, dann schrubbst du das Atrium nochmal komplett durch. Ich will diesen.." Besser ich achtete in nächster Zeit erstmal ein bisschen mehr auf meine Wortwahl. "..Schweißgeruch von Soldaten hier aus dem Haus haben." Bis ich meine neuen Perücken nicht hatte, konnte ich dieses verfluchte Haus ja leider noch nicht wieder verlassen. "Außerdem brauche ich ein ordentliches Kleid aus der Domus Iulia. Da muss dann auch gleich meine Rückkehr angekündigt werden. Denn hier bleibe ich keinen Moment länger, als ich unbedingt muss." Ich sah die Erleichterung über diese Ankündigung. Bei fast allen. Aber egal. Was sollte ich mich drüber aufregen? So waren sie wenigstens motiviert, mich schnell wieder los zu sein. Sobald meine Wünsche erfüllt waren.... >>

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