[Appell] -- Abschied eines Präfekten

  • Licinus war das nicht gewöhnt. Er war das verdammt noch mal nicht gewöhnt. Normalerweise war er es, der die Truppen formierte um irgendeine höhergestellte Person zu empfangen, zu ehren oder einfach nur vorzustellen.


    Heute war es anders. Er selbst war der Ehrengast, denn es ging um seinen Abschied. Also war er auch nicht dafür verantwortlich, dass alles reibungslos lief. Und dennoch würde er sich selbst Vorwürfe machen, wenn es das nicht tat.
    Dauerte die ganze Aufstellung nicht ohnehin schon einen Tick zu lange. Endlich hörte er die Befehle, die die Truppe ausrichteten und die Köpfe herumschnellen ließen in jene Richtung, aus der der Geehrte erwartet wurde. Zeit aufzubrechen.


    Ab jetzt übernahm die Routine. Tausendmal war es das gleiche gewesen, jetzt trugen seine Füße ihn automatisch strammen Schrittes genau da hin wo er hingehörte.
    Er schritt die Reihen ab und dann das tribunal hinauf. Dort standen die übrigen höheren Offiziere der näher gelegenen Einheiten. Direkt gegenüber des tribunus laticlavius kam er zu stehen. Ein Salut wurde getauscht, er nahm die obligatorischen Meldungsworte entgegen. Als nächstes würde sich der Laticlavtribun an die Truppen wenden.

  • Der Tribunus gab dem Iulier einen aufheiternden Klaps auf die Schulter, "Die Einheiten stehen wie mit dem Lineal gezogen Iulius." sprach der Mann ihm leise zu, da er ja wusste welche hohen Ansprüche der Iulier stets an sich selbst gehabt hat, bevor er sich an die Truppe wandte.


    "Milites!" begann er wie üblich die Rede, welche die letzte Rede der zweiten sein sollte welche Licinus als ihr Praefectus miterleben würde.
    "Wir verabschieden heute einen wahren Soldaten Roms. Einen Sohn des Mars, welcher unserer Germanica lang und treu gedient hat, und damit nicht nur hier im Kastell, sondern auch in der Stadt einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Marcus Iulius Licinus kam einst als Veteran der Prima zu uns, und hat uns hier alle nachhaltig beeinflusst. Nun verlässt er uns, weil der Kaiser nach ihm ruft und ihn in seiner Garde wissen will. Eine große Ehre, und unser Verlust ist sicherlich der Gewinn der Prätorianer."
    Einen Moment hielt der Tribun inne, blickte Licinus an und lächelte kurz "Er war nie ein Mann der großen Worte, und er war nie ein Mann der den Mittelpunkt liebte. Er leistet viel für Rom ohne dafür auf Anerkennung zu pochen. Und dennoch, um auch in seinem Sinne wenige weitere Worte zu verschwenden, wird Marcus Licinus aus dem Haus der Iulier heute mit einer Hasta Pura ausgezeichnet um seine Dienste hier in Germanien zu würdigen. Lasst ihn hochleben!" fordert der Tribunus, überreichte die Hasta Pura während die Truppen in Jubel ausbrachen und seinen Namen zum Abschied skandierten.

  • Massa stand mit den anderen im Hintergrund. Als Augusticlav Tribun war er Unterstellter des Präfekten gewesen. Lange hatten sie nicht miteinander zu tun gehabt. Im Herbst war Massa gekommen, jetzt kam der Frühling, es wurde wärmer. Mit dem Frühling ging der Präfekt nach Rom. Hier änderte sich deswegen nichts. Es sei denn der neue Präfektus castrorum hatte komplett andere Vorstellungen von Massa's Aufgabenbereich, der jetzt in der Verwaltung des Valetudinarium's lag. Für ihn machte es im Endeffekt keinen Unterschied.
    Was Massa bedauerte, von Licinus hätte er noch einiges mehr lernen können als er bereits von ihm hier in Germanien gelernt hatte.

  • Licinus nickte. Er hatte sie gut gedrillt. Die besten centurionen seiner Laufbahn herangebildet und diese hatten eine Elite aus dieser Grenzlegion geschmiedet.


    Als Licinus die hasta pura, das übliche Abschiedgeschenk für Stabsoffiziere, hochreckte wurden die Rufe nochmals lauter!
    In den Jubelrufen, die sich zum Teil tatsächlich echt anhörten, ging jedes noch so laute Wort unter. Also hob Licinus seine Hand um sich das Gehör zu verschaffen, dass er für die Worte benötigte, der er nun wohl sprechen musste.


    "Soldaten!" hob er an
    "Kameraden der zweiten Legion!


    "Ich bin kein Mann vieler Worte. Daher nur das. Es war eine Ehre mit euch zu dienen. Als ich hier ankam, fand ich eine legio, die den Drang hatte, sich ihren neuen Soldaten zu beweisen. Sie hat sich bewiesen! Ihr habt Rom Ehre gemacht! Ich hoffe, ihr meint, dass ich dieser Legion Ehre gemacht habe.
    Nun hat der Kaiser mir eine neue Aufgabe zugewiesen und ich muss nach Rom ziehen. Ich tue dies ruhigen Gewissens, denn ich weiß diese Grenze in guten Händen. In euren Händen. Und euch in den Händen guter Offiziere!"

    Er wies mit den Händen auf die Männer, die er im Halbkreis hinter sich wusste.
    "Daher sage ich: Lebt wohl! Lang lebe die Germanica! Lang lebe Rom! Lang lebe der Imperator!"


    Damit war seine kleine Rede beendet. Der Offizier konnte wegtreten lassen.

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