Auf nach Thrakien, die Heimat wartet.

  • Etwas unsanfte Tritte gegen den Oberarm des Sklaven, lassen diesen erwachen. Die Sonne schien dem Sklaven direkt ins Gesicht, er konnte nicht erkennen wer oder was ihn gerade geweckt hatte, nachdem er sich jedoch aufgerichtet hatte sah er das ihn zwei Soldaten, vermutlich bei ihrem Rundgang, aus den Schlaf gerissen hatten. Da der Thraker sich nicht um eine Unterkunft bemüht hatte und außerhalb der Taverne eingeschlafen war, war es auch nicht verwunderlich das man ihn so wecken würde. Nachdem der Sklave sich kurz entschuldigte und die Soldaten keine weiteren Anspielungen machten, huschte dieser weiter in Richtung Marktplatz.


    Endlich war der neue Tag angebrochen, man konnte die Freiheit regelrecht riechen, voller Energie bewegte sich Lyciscus durch die verschiedenste Stände am Markt. Das Interesse hier etwas zu kaufen hatte der Thraker jedoch nicht, er war nur auf der Suche nach einer Person die ihm nun behilflich sein würde bei seinem vorhaben. Es war gar nicht so einfach wie sich der Sklave das vorstellte, so musste er doch sehr lange suchen und verschiedenste Gespräche führen. Doch nach einer weile, die dem Thraker wie eine Ewigkeit vorkam, fand er jemanden der wohl für einen Beutel Münzen alles tun würde. Zusammen bewegten sie sich fort vom Markt, man sollte das abkommen das sie gleich treffen würden nicht unbedingt mitbekommen, also wanderten sie in eine Seitengasse die Schutz vor lauschenden Ohren geboten hatte. Der Bärtige Mann der sein Gesicht verschleierte durch eine Kapuze, klärte den Sklaven über den Vorgang auf, auch der Preis wurde mehrmals angesprochen und sichtlich konnte der Mann es kaum erwarten Geld in seinen Händen zu spüren. Lyciscus hörte aufmerksam zu und bestätigte ständig mit einem Kopfnicken den Plan seines Helfers, letztendlich willigte der Thraker ein und schüttelte seinem Gegenüber die Hand. Dieser fing an zu lachen, jedoch nicht so laut das man es außerhalb der Seitengasse hören würde, es war Zeit für die Bezahlung. Voller Freude sein geliebtes Heimatland bald wieder sehen zu können griff der Thraker nach dem Beutel, er schupfte ihn noch zwei bis dreimal in die Luft bevor er seine Hand ausstreckte damit der Verschleierte Mann diesen ergreifen konnte. Geldgierig wie er zu sein schien griff er auch nach diesen, doch konnte er ihn nicht aus den Händen des Sklaven entwenden, völlig verstutzt sah er Lyciscus an der in einer art Trance zu sein schien, "Was ist los? Willst Du jetzt doch nicht mehr in Dein Land zurückkehren?" Während der Sklave den Beutel betrachtete hatte er einen Schub von verschiedenste Gedankengänge, auch sah er sich am Podest stehen als Verkaufsware wie es einen Tag zuvor noch der Fall war. Ihm gegenüber, die Wunderschöne Frau die ihm diesen Beutel zukommen ließ, er sah wie der kleine Sklavenjunge ihm den Becher überreichte, die wundervollen Blauen Augen die den Sklaven so beeindruckten. Seine Gedanken hörten nicht auf, ein sanftes lächeln von der Frau die er als absolut Bösartig einstufte, wann hatte er dieses zu Gesicht bekommen, er konnte sich nicht erinnern sie jemals in dieser Art und Weise lächeln gesehen zu haben. Und natürlich waren seine Gedanken auch von ihrem beeindruckenden zarten Rücken begleitet, dieser schien es dem Sklaven ja besonders angetan zu haben.


    Nachdem Lyciscus wieder ein wenig zu Sinnen gekommen war, sah er den Bärtigen Mann an, dieser erwartete immer noch seine Bezahlung, doch der Thraker... lehnte ab. Mit komischen lauten und Gefluche verschwand der Helfer aus der Seitengasse und ließ den Thraker zurück, dieser war völlig Steif erstarrt. Was in Gottes Namen ist hier gerade passiert, hatte er soeben wirklich seine Heimfahrt abgelehnt und sich selbst ins verderben gestoßen. Ein Emotionaler Ausbruch überkam den Sklaven, völlig irritiert schlug er auf eine Wand ein, die Knöchel schmerzten, doch das Blut das aus seinen Händen entsprungen war dämpfte den aufprall seiner Faust. Der Thraker setzte sich zu Boden, er musste zu Ruhe kommen, und vor allem überlegen was sein nächstes vorhaben sei.


    War nun Aurelia Prisca, die einen Sklaven der nach Freiheit schrie, ihm einen Beutel voll Münzen zukommen ließ und ihn dann fort schickte, die Verrückte die den Verstand verloren hatte, oder war es Lyciscus selbst, hatte die Sonne wohl doch eher seinem Kopf geschadet als, wie er annahm, dem der Wasserspenderin. Die Gedanken die er von kürzlich geschehenen Ereignisse hatten waren in keinster weise mehr von Qual oder Trostlosigkeit umgeben, vielmehr waren es Momente die der Thraker genoss, Momente in denen er gerne länger versunken wäre. Der Mann, der wohl als Geisteskrank eingestuft worden wäre hätte man ihn so gesehen, richtete sich auf, es war Zeit den Anweisungen seiner Domina folge zu leisten.


    Das erste was Lyciscus nach dem verlassen der Seitengasse aufsuchte war eine Möglichkeit, sich die Hände zu waschen, waren diese doch sehr in Mitleidenschaft gezogen. Er wurde schnell fündig, in Rom war es anscheinend üblich das man das Volk an jeder Ecke mit Wasser versorgte, langsam entfernte er das bereits leicht getrocknete Blut an seinen Händen, die Wunden waren zum Glück nicht so groß, so musste er nicht befürchten das seine Hände nochmals rot anlaufen würden. Seit der reise nach Rom hatte der Sklave nicht gebadet, er wollte auch keine öffentlichen Bäder besuchen, aber zumindest das Gesicht konnte er hier ein wenig reinigen. Fertig mit der eher sparsamen Körperpflege, machte sich Lyciscus auf den Weg um die Stände des Marktes zu begutachten, überall bot man ihm feinste Waren an, dabei war er nur auf der suche nach gutem Schuhwerk und etwas zum überziehen. Nach einer weile fand er dann auch einen Stand der ihm genau diese Gegenstände lieferte, schlichte Sandalen und eine Braune Tunika, es musste einfach nur praktisch sein, einen Modewettbewerb wollte er schließlich nicht gewinnen. Die Sandalen legte er sofort an, die Tunika packte er in einen Sack, er wollte diese nicht mit dem Schmutz in Berührung bringen der auf seinem Körper haftete.


    An einem weiteren Stand wurde das Interesse des Sklaven geweckt, wunderschöne Edelsteine funkelten ihn an, die Auswahl an Schmuck war riesengroß, sollte er seiner neuen Herrin etwa ein Geschenk mitnehmen. Er blickte umher, es waren so viele Stücke dabei, die Entscheidung fiel dem Mann sichtlich nicht leicht, aber würde sie überhaupt gefallen daran haben, wahrscheinlich würde sie ihm eher auslachen da sie mit Sicherheit selbst einen großen Vorrat an solchen Gegenstände ihr eigenen nennen konnte. Um einer Peinlichkeit zu entgehen wandte sich der Sklave von einem Kauf ab, während er die Straße weiter voran schritt, kam ihm eine weitere Anweisung in den Sinn, er sollte doch die Stadt erkunden und sich mit den Gewohnheiten dieser auseinandersetzen. Nun dies würde sicherlich keine leichte Aufgabe sein, hatte er doch schon sehr oft bemerkt das er viel zu wenig Erfahrung hatte was Rom betraf, doch fest entschlossen, ohne leere Hände seiner Domina gegenüber zu treten, machte sich Lyciscus auf den Weg, wohin er ihn auch führen mag.

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