Verus war überzeugt, dass die Zusammenarbeit der Prätorianer mit dem Stadtpräfekten für überzeugende Ergebnisse sorgen würde. Immerhin arbeiteten wichtige Organisationen des römischen Staates eng zusammen, um die gewünschte Agenda umzusetzen: Rom musste obsiegen. Verus war ein Fanatiker aber nicht dumm. Sein Interesse lag nur oft im Kontrast zu sanfteren Gemütern.
Einst war er selbst sanft und rücksichtsvoll aber durch einen langen Dienst war dieses Attribut seiner Persönlichkeit ins Gegenteil verkommen. Im Geschäft war er hart und brutal, um die etablieren Interessen umfänglich zu verteidigen. "Du wirst alle notwendigen Informationen und Erkenntnisse erhalten, damit deine Amtsführung gesichert ist," versicherte der trecenarius loyal und betonte dies sogar durch ein fürsorgliches Nicken. Die Augen waren dabei geschlossen, ehe er sie wieder im gewohnten Ton seiner frostigen Kälte öffnete; diese verteufelte Traurigkeit, die gleichsam Leere war. Auf den Kommentar konnte Verus eingehen, da dies tatsächlich ein Beweis für den Versuch der Manipulation gewesen wäre. Der trecenarius musste also elegant über dieses Problem hinweg steigen, um das gemachte Vertrauen nicht zu vernichten. Immerhin wertschätzte er den Claudius sehr. Ein echter Verbündeter, der jedoch auch seine Fallstricke hatte. Seine seltsame Ehre verhinderte ein übermäßig radikales Vorgehen, so dass Verus seine Säuberungen nicht verdeckt aber behutsam und langsam durchführte. Man säuberte die Staatsfeinde Stück für Stück, Woche für Woche, bis die Zahlen erreicht waren, die Verus selbst mit seinem Stab quotiert hatte.
Der trecenarius war inzwischen bei den einfachen Klassen gefürchtet, denn das Gesetz kannte keine Gnade mehr. "Nach meinen Informationen besuchte die begierige Iunia Axilla mit Verwandten das Haus der Iulier, um dort an einer cena teilzunehmen. Auch scheinen die Iunia rege Kontakte zu pflegen, einst zu Iulius Dives, dann zur entschwundenen Sergia Fausta und nun ist dieser wundersame Aufstieg verwirklicht, begünstigt durch den derzeitigen procurator a memoria. Die Namen, die Iunia Axilla kennen und hofieren, reichen weit, Claudius," formulierte der trecenarius seine bekannten Berichte und blickte den Präfekten mit seinen Eisaugen an. "Auch scheint sie öfters gegen Abend aufzubrechen, und suchte wohl nach Angaben noch nicht gesicherter Quellen, ein Haus eines bekannten christlichen Predigers auf. Dieses Haus ist inzwischen geräumt und der Prediger...," sagte Verus und brach dann ab, um dies besonders zu betonen: "... verschollen." Es war klar, was Verus als Meuchelmeister damit meinte. Man hatte den unliebsamen Störer entsorgt. "Das reicht uns selbstverständlich noch nicht für eine Festsetzung, sondern wir müssen diese Person noch eine Weile beobachten, um sicher zu gehen. Wir werden diesen Fall sauber bearbeiten, Claudius. Heikel ist dies nur, weil aus dem Hause der Iulier auch wichtige Offiziere stammen und dieser Kontakt sie kompromittieren könnte," meinte der Prätorianer nüchtern.