Atrium | ein Gewitter hält Einzug

  • „ Dieser Staub.“ abgelenkt von einer Fussel, die an ihrer Palla haftete, bemerkte sie relativ spät, dass sie sich vor dem Haus der Tiberer befand. Innerlich krampfte sich alles in ihr zusammen. Die Geschäfte mochten vielleicht einen Sinn ergeben. Nach kurzer Überlegung ja. Sie brachten Geld ein. Geld was Corvina. Was Corvina und die Tiberer brauchten. Der Sinn dieses Kriegsgerätes über der Tür erschloss sich ihr überhaupt nicht. Es verschandelte die Fassade. Ihre erste Amtshandlung als sie das Atrium betrat. „ Ich wünsche das dieses Kriegsgerät draußen über der Tür entfernt wird. Sind wir hier in einer castra? Falls Fragen aufkommen. Ich bin Tiberia Corvina.“ sie drehte sich zur Tür und schimpfte vor sich hin. „ Ja ehrlich. Ist das hier ein Barbarenhort? Fehlt nur der abgeschlagene Kopf eines Feindes daneben.“ Sie schüttelte angewidert den Kopf. „ Roxa…..äh, nein.“ wie hasste sie es. Dieses dumme Ding hatte sich auf dem Landsitz von einem gallischen Ochsentreiber schwängern lassen. Was sollte sie mit einer cubicularia, die eine Bauch vor sich herschob und ständig über Unwohlsein klagte. „ Was! Wo sind die Herrschaften? Schläft hier alles? Los los, holt mein Gepäck rein! Gleich in mein cubiculum.“ Sie ging fest davon aus, das Verus wenigsten in dem Falle Festlegungen getroffen hatte. Sollt er nicht, würde sie frei von der Leber weg, eine der Räumlichkeiten die ihr zu sagte okkupieren.

  • Taubenschlag. Zur Zeit flogen die Familienmitglieder hier ein wie im Taubenschlag. Luna war gerade in der Culina und besprach das Essen für den Tag, als sie eine ihr vertraute Stimme im Atrium vernahm. So nickte sie Magda kurz zu und trat ins Atrium. „Salve Domina Corvina. Willkommen zu Hause.“ Sagte Luna freundlich. Das die Tiebria gerade schon dabei war das halbe Haus um zu dekorieren ignoriert Luna ganz gekonnt. „Ich hoffe du hattest eine angenehme Reise?“ Fragte sie und wies ein paar Sklaven an das Gepäck der Tiberia hereinzuholen. „Möchtest du dich erst erfrischen oder einen Imbiss oder beides? Oder soll ich dir erst dein Zimmer zeigen? Ich habe dir eins Parterre mit Blick und Zugang zum Garten eingerichtet. Ich hoffe es findet deine Zustimmung. Wenn nicht können wir natürlich umdisponieren.“ Sagte die Germanin freundlich. Nun aber gab sie der Tiberia, die ja mitunter unter Stimmungsschwankungen litt erst mal die Möglichkeit zu antworten.

  • Ach, sieh an das germanische Spielzeug von Verus lebt noch. „ Danke, eine reizende Fahrt.“ In einem Wagen bei dem man jeden Stein gespürt hatte und die staubige Luft dazu. Sie trug es mit Fassung. Der Weg, die Umstände, die neue Villa, die Luft war heute raus. Sie hatte keine Ambitionen mehr großartig auf den Putz zu hauen oder die Sklaven zu drangsalieren. Frau war fertig. „ Ich nehme beides.“ Sie sah sich im Atrium um. Huch, was stand denn da? Uralte dreckige Rüstungen. Die konnten nur von Verus sein. Wie sah das denn aus, wenn ein Gast kam. Wenn hier ein Gast kam. Bei dem verhunsten Ruf den ihre Familie hatte. Kam da überhaupt jemand. „ Halt! Erst das Zimmer, dann Erfrischung und Imbiss.“ Sie drehte sich zu Luna. „ Mit Zugang zum Garten? Das habe ich sicher nicht Verus zu verdanken. Nicht wahr mein Mäuschen?“ Ja das passte. Klein, grau und unscheinbar.

  • Luna lächelte auch und obwohl die Tiberia eine wohl eher sarkastische Bemerkung zu der Reise machte. „Beides also.“ Die Germanin nickt und wandte sich kurz an einer der bereitstehenden Sklavinnen, damit diese einen Imbiss und Erfrischungen in das Balneum brachte.
    Gerade wollte sie schon in Richtung Balneum gehen, als die Tiberia ihre erste Anweisung revidierte. Luna hielt mitten in der Bewegung inne. „Natürlich erst das Zimmer.“ Sagte sie und schlug nun diese Richtung ein. „Nun der Dominus ist selten im Haus. Er kommt immer erst am Abend. Die Einrichtung des Hauses und die Verteilung der Zimmer hat er in meine Verantwortung übertragen. Wenn du also Änderungswünsche hast, dann ist das kein Problem diese umzusetzen.“ Sagte Luna freundlich. Sie würde tatsächlich dankbar sein, wenn mal einer der Familie seine Wünsche vorbringen oder Anregungen geben würde. Bisher hatte sie das Haus so eigerichtet, wie sie sich einen römischen Haushalt vorstellt. „Hier entlang Domina.“ Sagte sie und ging langsam vor.

  • In diesem Falle hatte die kleine graue Maus einen guten Riecher bewiesen. Ein Zimmer mit Ausgang zum Garten. Corvina ging ihr hinterher. Änderungswünsche? Ja die hatte sie seit sie diese schrecklichen Rüstungen ihres Bruders im Atrium sah. „ Da wäre der erste. Diese schrecklichen Rüstungen meines Bruders müssen aus dem Atrium verschwinden. Entweder in das Tablinum.“ Sie überlegte und hatte eine viel bessere Idee. „Hat er hier ein Officium?“ warf sie ein. „Dann wären sie da hervorragend aufgehoben.“ zu mehr Veränderungen hatte sie nach der Reise keine Lust. Morgen frisch und wieder aufgetankt ging das viel besser. „ Wer bewohnt die anderen Zimmer ?“ Corvina mochte es nicht unvorbereitet auf Unbekannte im eigenen Haus zu treffen. „ Ich brauche eine fähige cubicularia. Haben wir eine im Haus?“ Schlechte wäre, wenn nicht.

  • Luna nickte. Die Dinger standen ja nur da, weil Verus ihr gesagt hatte das es Tradition war. „Ja er hat ein Officium. Ich werde den Umzug der Rüstungen umgehend veranlassen.“ Sagte Luna, denn in diesem Punkt vertraute sie natürlich darauf, dass die Tiberia mehr Ahnung von der Einrichtung eines Hauses hatte als Verus. Luna war nun an dem Eckzimmer angekommen. Es war groß geräumig und durch die Glasfenster fiel ausreichend Licht in das Zimmer. Ein Bett bildete den Mittelpunkt. Eine geräumige Truhe, ein Schreibtisch, eine kleiner Tisch nahe des Fensters mit einem bequemen Korbsessel, so platziert das man in den Garten blicken konnte. An der Wand hinter dem Bett befand sich ein Bildnis der Venus.
    „Neben dir wohnt Domina Maximilla, In der oberen Etage wohnt Dominus Caudex und Dominus Verus.“ Sagte sie und lies nach drei Sklavinnen schicken. „Diese drei hier Nana, Ina und Anna sie alle fähig um deine Wünsche zu erfüllen. Such dir eine auch, Domina.“

  • Oh, sieh an. Die kleine graue Maus wurde Corvina sympathischer. Das Zimmer ideal und das Bild traf ihren Geschmack. Die Fenster waren purer Luxus, Corvina musste das Glas unbedingt anfassen. „ Hmm wie glatt und durchsichtig.“ Ein Blick in die Truhe und fluchs machte sie es sich im Korbstuhl bequem. Der Ausblick in den Garten eine Augenweide. „ Ganz nett das Zimmer.“ Nur nicht zu freundlich werden. Die kleinen grauen Mäuse wurden schnell anhänglich. „ Ah Tante Maximilla. Für schlüpfrige Unterhaltung ist gesorgt.“ Das Verus hier wohnte? Er war mit seiner Arbeit verheiratet. Brauchte er hier ein Zimmer? Sie musterte Luna, für das bett etwas dürr. „ Wer bitte wohnt in der oberen Etage? Der kleine Nero? Mein kleiner kluger Bruder, der immer alles besser weiß?“Das war eine Überraschung. Sie hasste es, wenn er mit politischen Themen anfing und immer wieder eine Schippe drauf legte, bis Corvina schmollend das Feld räumte. Oder er machte sich lustig über sie, wenn sie die Ränge in der Legion durcheinander brachte. „ Klugscheißer, Grieche.“ Da konnte sie zickig werden. „ Ist er da? Zu einer kleinen cena würde ich mich heute mit ihm treffen wollen. Wir haben uns lange nicht gesehen.“ die Sklavinnen standen bereit. Corvina umkreiste sie wie ein Geier. Wollte ihre Hände sehen, die Zähne. Sie mussten Lächeln und ihre Zunge raus strecken. „ Mmmmhhh, du bist raus.“ scheuchte sie die mittlere weg. Nana oder Anna? Die mit dem vollen Busen oder die schmalbrüstige? Ach schwere Entscheidung. Die wäre gut für ein paar Spielchen im Bett. Eine Alternative zum fehlenden Mann. Bei der anderen musste sie keine Angst haben, dass ihr einer hinterher stieg. „ Ich nehme die schmalbrüstige, Nana.“ Ihre Hand lag auf dem Arm von Anna. „ Diese hier wird sich um den abendlichen Gang ins Balneum kümmern. Sie hat für warmes Wasser, Wein, Häppchen usw. zu sorgen.“ Und die entsprechende Unterhaltung sollte Corvina danach sein. „ Gibt es in Rom was neues Mäuschen?“ fragte sie und machte sich auf in den Hortus. An Nana gewandt. „Mir ist nach Weintrauben spute dich.“

  • Luna konnte sich ein Schmunzeln nun wirklich nicht verkneifen. Auch wenn die Tiberia mitunter unausstehlich sein konnte, war sie auf der anderen Seite auch total lustig. Das der kleine Bruder von ihr gern mal was besser wusste, hatte selbst Luna mitbekommen. Er hatte seit seiner Ankunft des Zepter an sich gerissen und scheuchte alle gern um her und die meisten Sklavinnen gingen ihm wo nur möglich aus dem Weg, denn er wusste scheinbar nicht nur alles besser, er war auch der Meinung alles und jeder im Haus gehöre ihm und das er alles was ihm gehört auch benutzen kann wie es ihm passt. Nur vor Luna hat er bisher halt gemacht. Dafür dankte sie den Göttern und sie verfluchte den jungen Caudex für sein Verhalten allen anderen gegenüber. Nur mit Verus konnte sie nicht reden, der war in letzter Zeit immer weniger ansprechbar für alltägliche Probleme.
    „Ja er ist da. Ich lasse eine Cena für euch beide vorbereiten und unterrichte den Dominus von deiner Ankunft.“ Sie sah dann bei der Auswahl der Sklavinnen zu und rollte für die Domina unsichtbar mit den Augen. Nana sprintete sofort nach der Aufforderung los um die Weintrauben zu holen. „Ins Blaneum bitte.“ Rief Luna ihr noch hinterher. „Anna du schaust dann bitte gleich, ob das Balneum soweit vorbereitet ist für die Domina.“ Dann wand sie sich der Tiberia wieder zu. „So kann sie ihre Aufgabe gleich übernehmen. Ich hoffe es ist dir recht? Ich würde dir dann jetzt den Garten zeigen und dich dann ins Bad geleiten?“ Sagte sie und schaute die Tiberia an ob diese mit dem Vorschlag einverstanden war.

  • Corvina vermisste eine Antwort auf ihre Frage. Wollte die kleine graue Maus sie dumm sterben lassen? Oder gedachte sie ihr beim Gang durch den Hortus zu erzählen was es neues in Rom gab. In Anbetracht des guten Geschmacks, den Luna bewiesen hatte, gedachte Corvina sie nicht gleich in Grund und Boden zu stampfen. „ Rom, Mäuschen. Was gibt es neues in Rom?" sagte sie ganz bestimmt. „ Garten? Dann Balneum? Ja, soll mir recht sein.“ Wer was machte war ihr egal. Hauptsache es wurde so gemacht wie sie es wollte.
    Bis jetzt wurde die Villa ihren Ansprüchen gerade so gerecht . Sollte das Grün dazu passen, dann konnte man sich hier ein paar Tage aufhalten. Hauptsache der Lärm blieb vor der Tür.

  • „Oh.“ Entfleuchte es Luna, denn sie hatte die Frage tatsächlich überhört. „Nun...ähm, also da ich mich mit den Vorgängen in Rom nicht so beschäftige, kann ich dir nur ganz allgemeine Informationen geben.“ Sagte sie und überlegte, was sie während der Abwesenheit der Tiberia so alles aufgeschnappt hatte. „Also es gab eine Hochzeit in höchsten Kreisen. Ein Flavier und eine Claudia. Der Aurelier der euch Unterschlupf gewährt hatte ist inzwischen mitten in seiner Amtszeit, ebenso wie ein gewisser älterer Claudier. Rom selbst ist immer noch mit den Nachwirkungen des Aufstandes beschäftigt. Private Feiern gab es recht wenige. Aber dafür viele Spiel, Wagenrennen und so ein Zeugs. Viel mehr kann ich dir nicht berichten, da dein Bruder, wie du dir sicher denken kannst, nicht wirklich an dem gesellschaftlichen Leben interessiert ist.“ Nun trat Luna aus dem Raum heraus und sie standen mitten im dem ruhigen und prachtvoll hergerichteten Garten. Ja hier konnten man sich wirklich aufhalten und seine Seele baumeln lassen.

  • Ein sehr beruhigender Ort. Der Lärm von der Straße war fast nicht zu hören. Das schön gestutzte Grün. Die Statuen, die dazwischen standen. Kleine versteckte Sitzmöglichkeiten. " Ja, hier kann man es eine Weile aushalten." Der Garten sah gepflegt aus. " Weiter zum Balneum. Es wird Zeit, der Staub der Straße wird mir zuviel." Crovina nahm sich für die nächsten Tage vor, sich einen umfassenden Überblick über die neue Behausung zu verschaffen.

  • Der Garten gefiel, das freute Luna, sie hatte ja auch extra Gärtner beauftragt diesen so römisch wie möglich herzurichten. Wenn es nach ihr gegangen wäre würde man hier sicherlich nur Kräuter und Nutzpflanzen finden, aber das wäre dann wohl kaum ein Garten, nach dem Geschmack der Tiberia.
    „Zum Bad geht es hier lang.“ Luna deutet auf den seitlichen flachen Gebäudeteil. Das Bad war so wie man es in einem patrizischen hasuhalt erwarten konnte. Die von der Tiberia ausgesuchte Skalvin wartete auch schon um sie in Empfang zu nehmen und ihr beim Bad behilflich zu sein. „Benötigst du mich noch Domina? Wenn nicht, würde ich sonst eine kleine Cena für dich vorbeireiten lassen. Soll ich deinen Bruder Dominus Caudex dazu bitten?“

  • Das Mäuschen huschte vorn weg. Corvina folgte ihr, sah sich das Grün links und rechts an. Bei dem flachen Bau wurde sie skeptisch. Die Skepsis verflog als sie das Balneum betrat. „ Ja geh ruhig. Hier, so weit ich es sehe, ist für alles nötige gesorgt.“


    Ihre Erwartungen, was die Sklavin betraf, waren relativ hoch gesteckt. Das nötige Feingefühl sollte sie haben. Corvina mochte es nicht bei der Reinigung und Schönheitspflege unnötig gequält zu werden. Die kommende Stunde durfte die Sklavin zeigen was sie konnte. Das volle Programm war angesagt. Von Reinigung, über Enthaarung, Massage, Nagelpflege und Haarpflege. Zur cena wollte sie wieder wie aus dem Ei gepellt aussehen.

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