In den letzten Tagen war es auf den Märkten Roms etwas ruhig geworden. Nur noch ganz wenige Händler waren in der Lage frische Waren zu verkaufen. Aus diesem Grund hatte ich mir heute meine Sklaven zusammengetrommelt und auf dem Forum Romanum in einem etwas ruhigeren und nicht von politischen Ränkespielen und Reden belebten Teil meine Tische aufstellen lassen.
In grossen roten Lettern stand auf extra angefertigten weissen Holztafeln geschrieben:
Für die Hungernden
Und darunter noch viiiieeel kleiner: Lucius Annaeus Florus Minor - Civis
Meine Vorratskammer war dadurch zwar etwas geleert worden, aber mein Vater hatte mich stets gelehrt, dass die Bürger Roms wichtiger seien als alles Andere. Wenn Not herrschte, dann sei es unsere Pflicht zu helfen.
Ich wollte diesem Vermächtnis gerecht werden und stellte mich daher an diesem Tage zum ersten Mal ins Rampenlicht der Stadt, denn seit meiner Ankunft hatte ich mich eingelebt und angewöhnt, aber noch keine Schritte unternommen.
In den Handkarren hinter den aufgestellten Tischen lagen 100 frische Brote, welche ich gerade erst aus einer Bäckerei holen gelassen hatte, dazu 100 Tagesrationen frisches Fleisch und 100 Tagesrationen Obst bereit für die Verteilung.
Mehr konnte ich mir im Moment nicht leisten und es war mir total bewusst, dass dies bloss einen winzigen Tropfen auf den heissen Stein darstellen würde, wenn es auch in den nächsten Tagen auf den Märkten nichts zu kaufen gäbe, doch für heute würde ich im Namen meiner Gens und in Gedenken an meinen Vater ein Zeichen setzen.
Damit niemand auf die Idee kam uns zu beklauen oder zu überrennen hatte ich die gesamte Zahl an Sklaven, welche an diesem Tag im Haushalt entbehrt werden konnten, zum Schutze der Aktion mitgenommen. Ohne bedrohlich zu wirken standen sie hinter den Tischen und warteten auf die Bedürftigen. Doch im Notfall waren diese 10 Männer nicht zu unterschätzen.