Basis der Kreuzweg-Bruderschaft

  • "Salve wir haben einige Fragen, in einer Ermittlungsangelegenheit und benötigen die Hilfe Eurer Bruderschaft. Wo können wir ungestört reden?", fragte Lurco freundlich rundheraus.


    Er wollte dem Mann direkt verdeutlichen, dass dies keine Razzia war, sondern ein Hilfeersuchen in einer Ermittlungsangelegenheit. Die Bruderschaft wusste viel, vielleicht hatten sie neben der Information über das Püppchen, auch weitere zu der Leiche oder hatten sogar einen Verdacht. Oder sie wussten genau so viel wie er. Ein Versuch war es auf alle Fälle wert.

  • Die Zusammenarbeit zwischen den Urbanern und den Bruderschaften in Rom war kompliziert. Einerseits wurde sie von der ständigen Angst geleitet, dass eine der halblegalen Machenschaften einer Bruderschaft um die Ohren fliegen könnte, andererseits waren die Bruderschaften unter sich ständig in Bandenkriege verstrickt, wobei es meist um die genaue Festlegung der Grenzen zwischen den einzelnen Machtbereichen ging. Drittens wiederum hatten die Urbani sehr oft keine Chance irgend etwas zu wissen oder herauszufinden, wenn sie nicht mit den Bruderschaften zusammenarbeiten würden. Daher war es eine ständige Gratwanderung und jedes Wort wurde auf die sprichwörtliche Goldwaage gelegt.


    In diesem Fall schien alles friedlich und freundlich zu sein, weshalb der Mann an der Porta die Herren umgehend eintreten liess und sie zum Officium des Anführers brachte, wo Selenus diese bereits erwartete.


    Salvete die Herren! Bitte nehmt Platz. Getränke zur Erfrischung?

  • Lurco folgte gemeinsam mit Scato dem Kreuzwegbruder ins Haus und bis zum Officium. Freundlich wurden sie empfangen, was die Angelegenheit erleichtern würde. Lurco war nicht nur mit Fragen erschienen, sondern hatte auch bare Münzen dabei. Lurco nahm wie angeboten Platz und nickte dankbar.


    "Salve, werter Kreuzwegbruder. Mein Name ist Manius Purgitius Lurco, Optio der Cohortes Urbanae,Zwölfte Kohorte, dritte Zenturie, siebtes Contubernium. Das Angebot eines Getränks nehme ich sehr gerne an, Poska falls es im Angebot ist. Wie Du Dir denken kannst, sind wir nicht grundlos hier. Wir benötigen die Hilfe Deiner Bruderschaft. Genauer gesagt benötigen wir Euer Wissen. Du hast sicher von dem Mord am Tigillum Soroium gehört.


    In dieser Angelegenheit möchte ich Dich als Berater buchen. Wir arbeiten nicht umsonst und Du ebenso wenig. Deshalb kannst Du mir Deine Beratung als freier Berater in Rechnung stellen. Ich trage Dir den Bericht der Fallakte, samt der offenen Fragen vor. Bitte ergänze alles, was Du darüber weißt oder was Dir dazu einfällt.


    Fallakte Mordfall - Leichenfund am Tigillum Sororium:


    Gegebenheiten/bisherige Erkenntnisse (stichpunktartig):

    - Leiche: männlich, nackt, leichenblass, geschwollener Bauch, gepflegte Erscheinung - Bart gestutzt, Haare gezupft, Hände gepflegt, ehemals beringt.

    - Tatort: Roma, Tigillum Sororium, zu Füßen der Altäre


    - Opfer erstem Anschein nach wohlhabend gewesen oder sogar reich

    - Opfer wurde (möglicherweise) zum Schweigen gebracht, Verräter oder jemand der zu viel wusste

    - Opfer dient (möglicherweise) als Warnung für andere

    - Opfer keine ersichtlichen Abwehrspuren. Möglicherweise Täter Bekannte, Verwandte, "Freude"

    - Opfer wurde Püppchen in den Rachen geschoben

    - Püppchen ähnlich den Vogelschädeln der Krähen (Bande)? Markenzeichen? Wenn ja von wem?


    geklärte Gegebenheiten:

    Todesursache: Ersticken durch Püppchen

    Kehlschnitt: erfolgte nach dem Tode

    Todeszeitraum: Opfer seit ein bis zwei Tagen tot, garantiert jedoch mindestens einen Tag


    Klärungsbedarf:

    - Identität des Opfers. Obdachlose befragen, Nachtarbeiter - Fuhrwerk etc. befragen

    - Soziales und Berufliches Umfeld des Opfers?

    - Wohnort des Opfers und Besitz?

    - Der oder die Täter? Einzelperson, Gruppe oder Bande? Wer kennt das Markenzeichen?

    - Opfer eventuell aufgrund seines Berufes oder Standes ermordet?

    - Möglicherweise Ritualmord? Kelten/Menschenopfer (Püppchen/Ritualgegenstand?)

    - Weshalb wurde dem Opfer nach dem Ersticken die Kehle durchgeschnitten? Ritual?

    - Möglicherweise Mord aus Habgier? Familie?


    Das ist der vorliegende, letzte aktuelle Stand. Im Rachen des Mordopfers steckte ein Püppchen.

    Möglicherweise kannst Du uns über die Bedeutung aufklären. Was kannst Du uns zu alledem sagen?", fragte Lurco und zückte eine seiner Wachstafeln, um mitzuschreiben. Einen Augenblick später zückte er das Püppchen und reichte es seinem Gastgeber.


    Lurco wartete gespannt, was der Mann zu sagen hatte. Die Rechnung würde er persönlich übernehmen. Jeder arbeitete besser, wenn er wusste, er wurde entsprechend entlohnt. Und der Bruder sollte sehen, dass sie nicht gekommen waren, um die Hand aufzuhalten, auch nicht für Informationen.

  • Selenus stellte sich ebenfalls mit Namen vor und deutete dem Mann, welcher die Urbani begleitet hatte, den gewünschten Poska zu servieren, was wenig später geschah.


    Dann hörte er aufmerksam zu. Die Bemerkungen zur Bezahlung nahm er zur Kenntnis, doch er hatte nicht vor darauf einzugehen. Es war besser, wenn die Urbani in seiner Schuld standen, als wenn sie ihn als bezahlten Informanten auf ihrer Liste hatten.


    Der Mord war zwar schon einige Zeit her, jedoch erinnerte sich Selenus sehr genau an die Schilderung seiner Brüder, welche bei ihrer Arbeit ebenfalls über die Leiche gestolpert waren bevor die Cohors Urbana sich des Falles angenommen hatte. Zur Identität des Opfers konnte er vielleicht einen Hinweis geben, hatte ihn doch einer seiner Brüder erkannt. Vom Püppchen hingegen hörte er heute zum ersten Mal und war daher äusserst aufmerksam gewesen, als es um dieses Detail ging. Schon seit dem Ende der Königszeit war es üblich, Puppen aus Stoff oder Wolle an den Heiligtümern der Kreuzweglaren aufzuhängen. Jede Bruderschaft hatte eigene solche Puppen und deswegen könnte es durchaus möglich sein, dass Selenus die ihm gezeigte erkennen würde.


    Das sind sehr viele Informationen. Die meisten davon sagen mir gar nichts, aber gewisse Dinge kann ich bestätigen, respektive ergänzen:


    - Du hast die Krähen genannt und gefragt, ob das Püppchen ein Markenzeichen sein könnte. Davon gehe ich schwer aus. Jede Bruderschaft nutzt solche Puppen, um sie an den Heiligtümern der Kreuzweglaren aufzuhängen. Dieser Brauch existiert seit dem Ende der Königszeit. Vorher wurden Menschen geopfert, was zum Glück heute nicht mehr erlaubt ist. Daher die Puppen. Jede Bruderschaft nutzt andere Puppen, daher könnte es durchaus möglich sein, von ihr auf eine gewisse Bruderschaft oder Gruppe zu schliessen.


    - Der Ermordete wurde von einem meiner Brüder mit einer gewissen Sicherheit erkannt. Ganz sicher ist er sich auf Grund des Zustandes der Leiche nicht, aber er meint, es könnte sich um den Eques Pontius Liber handeln. Mehr wissen wir jedoch nicht über diesen Mann. Wir haben oder hatten mit ihm nichts zu tun.


    - Es gibt im Moment mehrere Konflikte zwischen Bruderschaften und kriminellen Banden, vorallem in der Subura. Dort scheint eine gewisse Unsicherheit vorhanden zu sein, wer sich im Moment um die Laren und die Betriebe kümmert.


    Lass mich doch bitte einmal die Puppe genauer ansehen.

    Er nahm die Puppe von dem Urbaner entgegen und betrachtete sie genau.

    Wenig später fuhr er fort:


    Diese Puppe sieht denjenigen sehr ähnlich, welche das Collegium Maniae benutzt. Eine Gruppe, welche dem Collegium nahe steht, ist in der Subura in die vorhin genannten Probleme verwickelt.

  • Lurco nahm einen Schluck der Poska und hörte zu, was Selenus zu berichten hatte. Der Mann war eine Fundgrube an Wissen, was Purgitius freute. Er notierte alles fein säuberlich auf seiner Wachstafel.


    Bericht - Informationen der Kreuzwegbruderschaft

    ANTE DIEM IV NON NOV DCCCLXXI A.U.C. (2.11.2021/118 n.Chr.)



    Mordopfer:

    - bei dem Mordopfer handelt es sich laut Aussage eines Kreuzwegbruders mit hoher Wahrscheinlichkeit um Eques Pontius Liber!



    Püppchen:

    - Puppe sieht denjenigen sehr ähnlich, welche das Collegium Maniae benutzt!

    - Puppen werden von jeder Bruderschaft genutzt. Zweck Opfergabe, Puppen werden in den Heiligtümern der Kreuzweglaren aufgehangen.

    - Jede Bruderschaft hat ihre eigene Art von Puppe, sozusagen ihr Marken- oder Erkennungszeichen

    - Es ist durchaus möglich, von der Puppe auf die Bruderschaft zu schließen

    - Der Brauch der Puppen reicht bis zur Königszeit zurück, wo Menschen anstatt Puppen geopfert wurden /Mögliche Parallele zum Toten?





    Lurco blickte von seiner Tafel auf und nickte verstehend.

    "Du führst auf, dass es im Moment mehrere Konflikte zwischen Bruderschaften und kriminellen Banden gibt, besonders in der Subura. Was genau meinst Du mit, es scheint eine gewisse Unsicherheit zu herrschen, wer sich im Moment um die Laren und die Betriebe kümmert? Wird um dieses Vorrecht gestritten oder sogar gekämpft?

    Berichte mir bitte auch darüber alles was Du weißt.


    Wem obliegt diese Aufgabe offiziell? Oder gibt es keine klare offizielle Regelung was die Laren und die Betriebe betrifft Selenus? Selbstverständlich meine ich damit die Bruderschaften. Den kriminellen Banden sollte längst das Handwerk gelegt werden. Gaunereien im kleinen Rahmen gehören zum Leben dazu, wer anderes behauptet lügt. Aber wenn in der Subura ein Krieg entsteht, weil sich eine Banden aufführen als gehöre ihnen Rom oder anstreben die Subura zu einem rechtsfreien Raum zu gestalten, werden wir dem Einhalt gebieten müssen und zwar in unser aller Interesse. Also auch in Eurem Selenus.


    Kurzum Ihr würdet unliebsame und gefährliche Konkurrenz los.


    Bezüglich des Mordfalles, was kannst Du mir über Eques Pontius Liber als Person sagen?

    Wer war er? In welchen Kreisen bewegte er sich? Wer war mit ihm befreundet oder wem ist er auf die Füße getreten?


    Was kannst Du mir über das Collegium Maniae sagen, welches Püppchen wie das unsere benutzt? Wer sind sie? Wo finden wir sie?


    Der Brauch der Puppen reicht bis zur Königszeit zurück, wie Du mir erläutert hast. Nun werden Puppen anstatt Menschen geopfert. Siehst Du hier mögliche Parallele zum Toten? Heißt ging hier jemand auf Nummer sicher und opferte einen Menschen samt Puppe? Oder wurde der Tote letztendlich zum Schweigen gebracht, da er dem Collegium Maniae auf die Füße getreten ist? Durchaus auch möglich, dass jemand die Spur auf das Collegium Maniae lenken möchte. Das die Puppe ein Hinweis ist, wo der nächste Hinweis im Mordfall zu finden wäre. Eine Herausforderung des Mörder oder der Mörder an uns oder wen auch immer", erklärte Lurco und wartete gespannt was Selenus zu offenbaren hatte. Das Gespräch hatte sich allein schon wegen dem Namen des Toten gelohnt. Lurco war zufrieden, mehr noch er war regelrecht glücklich.

  • Selenus wurde von der Flut an Fragen regelrecht überfahren, doch er war schon lange genug der Chef dieser Bruderschaft, dass er sich davon nichts anmerken liess. Die Fragen, welche er beantworten konnte, merkte er sich, die anderen würde er einfach übergehen.


    In der Subura herrscht im Moment eine Auseinandersetzung zwischen sicher zwei unterschiedlichen Gruppen. Eine davon gehört in die Umgebung des Collegium Maniae und damit auch mehr oder weniger zu den Kreuzwegbruderschaften. Die andere kenne ich nicht. Wir haben in der Subura nichts verloren und kümmern uns daher nicht um deren Angelegenheiten. Doch kann ich dir sagen, dass es bei diesem Konflikt nicht bloss um Gaunereien geht. Es handelt sich um einen bewaffneten und äusserst kämpferisch geführten Zwist. Ob es dabei um Schutzgeld geht oder um das Privileg den Laren zu dienen, das wissen wir nicht. Wie gesagt, die Subura ist nicht unser Gebiet.


    Sollte es sich bei der Leiche um Pontius Liber handeln, so wirst du mehr Informationen in den Kreisen der Ritter und Senatoren erhalten. Dorthin hatte er zweifellos gewisse Beziehungen. Wir hatten mit dem Mann nichts zu tun. Alles was wir wissen ist, dass er mit dem Collegium Maniae zu tun hatte, was zu der Puppe passt.


    Das Collegium Maniae wiederum ist eine Art Gesellschaft der Kreuzwegbruderschaften, in welcher die verschiedenen Gruppierungen sich treffen und gemeinsame Interessen diskutieren. Traditionell hat sie in der Subura gewisse Aufgaben, weil es dort immer wieder zu Auseinandersetzungen kommt und die gemeinsame Organisation deswegen bessere Chancen hat, die Laren korrekt zu versorgen.*


    Mehr bot Selenus nicht an. Entweder wusste er nicht mehr, oder er hatte die weiteren Fragen vergessen.


    Sim-Off:

    * Diese Information ist vielleicht nicht ganz historisch, doch ergibt sie in unserem Kontext meiner Meinung nach die besten Spielmöglichkeiten.

  • Lurco notierte alles fein säuberlich auf seiner Wachstafel und dachte angestrengt über alles nach.



    Bericht - Informationen der Kreuzwegbruderschaft

    ANTE DIEM IV NON NOV DCCCLXXI A.U.C. (2.11.2021/118 n.Chr.)


    Weiterführung:

    - Subura herrscht zur Zeit eine Auseinandersetzung zwischen sicher zwei unterschiedlichen Gruppen.

    - Eine davon gehört in die Umgebung des Collegium Maniae und damit auch mehr oder weniger zu den Kreuzwegbruderschaften.

    - Zweite Gruppe ist bis dato unbekannt.

    - Konflikt wird bewaffnet und kämpferisch ausgetragen.


    Mordopfer Pontius Liber:

    - Weitere Infos über den Toten Pontius Liber vermutlich erhältlich in den Kreisen der Ritter und Senatoren.

    - Pontius Liber hatte mit dem Collegium Maniae zu tun.

    - Puppe im Rachen des Mordopfers passt als Hinweis zu dem Collegium Maniae.



    "Erneut scheint der Weg in die höchsten Kreise Roms zu führen. Wir werden der Sache auf den Grund gehen, aber ich befürchte wir werden in ein Wespennest stechen. Vermutlich ist das ebenso Pontius Liber passiert. Ich Danke Dir für Deine Hilfe Selenus. Du hast uns mit den Informationen sehr weitergeholfen. Das Mordopfer ist nun nicht länger ein Namenloser Toter. Was bin ich Dir für Deine Hilfe schuldig?", fragte Lurco freundlich, klappte seine Wachstafel zu und erhob sich.

  • Der Urbaner wusste sehr wohl, dass ich sein Angebot auf Bezahlung ausschlagen würde, trotzdem versuchte er es erneut. Ich beschloss die Frage aktiv zu ignorieren und erhob mich, als Zeichen, dass unser Gespräch hiermit beendet war.


    Ich bin froh, wenn ihr es schafft, in der Subura und dem dortigen Gewühl an Kriminellen etwas mehr Ordnung zu erzwingen. Je mehr von diesem Pöbel in den Strassen Roms herumläuft, umso unsicherer werden diese, auch für uns, die wir für den Frieden der Strassen sorgen und unsere Riten pflegen wollen.


    Hoffentlich hilft unser Wissen, diesen schrecklichen Mord an einem heiligen Ort zu sühnen und das Gleichgewicht mit den Göttern wiederherzustellen.


    So sülzte ich noch und wies dem Besuch dann den Weg, welcher in Richtung des Ausganges führte.

  • Auch am sonst völlig unauffälligen Haus der Kreuzwegbruderschaft des Esquilin tauchten zum Wahlkampf immer wieder neue Schriftzüge auf, denn wenn es nicht so gewesen wäre, dann wäre es wohl auffälliger gewesen.


    Die neuste las sich so:


    490-wahlkampf-praetor-2


    Sim-Off:

    Lucius Annaeus Florus Minor ist ein sehr guter Curator Aquarum. Er wird ein guter Praetor sein.

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