[Horti Maecenatis] Etwas Freizeit

  • Licinus hatte in den letzten Tagen recht viel zu tun und dadurch recht wenig Zeit mit Esquilina verbracht. Das wollte er heute wieder gut machen und hatte sich daher schon einen etwas früheren Feierabend verschafft. Gemeinsam mit seiner Tochter ging er durch die Wege der Gärten, streifte umher und näherte sich doch -- gänzlich unfähig etwas zielloses zu tun -- dem Heiligtum der Minerva Medica, dass in diesen Gärten gelegen war.


    Dabei ließ er sich von Esquilina erzählen, wie die Schule war. Das Kind unterbrach sich jedoch immer wieder selbst um ihn nach einer Pflanze oder einem der im Park umherstreunenden Tieren zu fragen. Häufig wusste er keine Antwort zu geben, aber das focht das Kind nicht an. Sie beide genossen die Zeit fernab von Schule, Garde und Haushalt und Licinus war zum ersten Mal, seit er in Rom war, ohne Sorge um seine germanischen Freunde.


    Sim-Off:

    reserviert

  • Sila war lange nicht mehr in Rom gewesen. Als sie nach Hause zurückkam, hatte sie nur noch eine Nachricht ihrer Schwester gefunden, dass sie aus dem Haus ausgezogen war. Sila war betrübt, aber sie kannte ihre Schwester. Ihr jetzt Vorhaltungen zu machen, war nicht der richtige Weg. Sila hatte Angst um ihre Schwester, die sich so weit von ihr entfernt hat ganz zu verlieren. Was sollte sie nur tun? Zu Hause konnte sie nicht denken, ihr fiel sprichwörtlich die Decke auf den Kopf. So war sie heute in die Gärten gegangen um den Kopf freizubekommen. Um nachdenken zu können. Sie war ganz in Gedanken und nahm kaum etwas um sich herum wahr, so dass sie das kleine Mädchen nicht bemerkte und es unsanft anrempelte. „Oh verzeih mir, ich hoffe ich habe dir nicht weh getan?“ Fragte Sila erschrocken.


  • Iulia Esquilina


    Da hielt man sich einmal nicht an seinem papa fest sondern war gut gelaunt ein paar Schritte voran gehüpft und schon haute es einen von den Beinen. Das oder ähnliches hätte Esquilina wohl denken können, während sie durch den Rempler das gleichgewicht verlor und etwas unsanft auf ihrem Hintern landete.


    Es war mehr überraschend als schmerzhaft geschehen, daher gelang es ihr mit dem Gedanken "Du bist ein großes Mädchen" die Tränchen in ihren Augen wegzublinzeln und guckte den Übeltäter, besser die Übeltäterin mit großen Augen von unten an.
    "Schon gut!" nuschelte sie von unten hinauf.


    Indes hatte Licinus seine Tochter mit zwei großen Schritten erreicht. Für den Moment nahm er Sila gar nicht wahr, sondern vergewisserte sich zuerst mal:
    "Geht es dir gut, meine Kleine?"
    Wofür er ein nicken erntete. Er half dem Mädchen wieder auf die Beine und klopfte mit einigen Strichen ihr Kleidchen wieder sauber. Indes fiel ihm auf, dass ihm das nur vage wahrgenommene Gesicht der anderen Partei irgendwie bekannt vor kam, er blickte erneut zu ihr, ums ich zu vergewissern.

  • Sila war total unglücklich über ihr Missgeschick und Ging vor dem Kind – ohne auf dessen Vater zu achten – in die Hocke. „Es tut mir wirklich von Herzen leid. Kann ich irgendetwas tun um es wieder gut zu machen?“ Fragte sie mit einem ehrlich betrübten Blick. „Kann ich dich vielleicht auf einen Honigkuchen einladen?“ Fragte Sila. „Honigkuchen hat mir immer geholfen.“ Versicherte sie mit ernsthafter Mine und bekräftigte das mit einem Nicken. Dann erst sah sie zu dem Mann der das Mädchen begleitete auf. „Oh Ähm... Salve Iulius, wenn ich mich recht erinnere. Du wirst dich bestimmt nicht an mich erinnern.“ Sagte sie lächelnd. „Quintilia Sila, wir sind uns mal auf einem Fest begegnet.“ Das dies die Verlobung ihrer Tante gewesen war, sagte sie nicht, denn irgendwie war es schon komisch, dass auch dieser verlobte ihrer Tante sie schlussendlich doch hat sitzen lassen.


  • Iulia Esquilina


    Honigkuchen? Hatte hier jemand Honig gesagt? Honigkuchen waren zwar noch keine Honigkirschen, aber nah dran. Eifrig nickte das Mädchen. Blickte dann zu Licinus, der keine Einwände erhob und stimmte dann auch verbal zu:
    "Honigkuchen ist toll."


    "Der zweite Zwilling." lachte Licinus. "Ja, doch, ich erinnere mich."
    Zum Thema Verlobung sagte er nichts, zum einen schmerzte es ihn, dass sein Freund Serapio so einfach verschwunden war, aber insbesondere hielt er es auch für unverantwortlich, seine Verlobte einfach so sitzen zu lassen. Gerade als Soldat empfand Licinus das Klischee des Soldaten, der die Frau vor der Hochzeit sitzen ließ, als besonders schimpflich. Der Grund dafür raffte sich zu seinen Füßen gerade auf, und versuchte seine Ungeduld nach dem Honigkuchen im Zaum zu halten.
    "Ich habe deine Schwester ziemlich verärgert und du hast versucht die Wogen zu glätten. Ich versprach euch eine Tour durch das Mantuarer Kastellum. Es ist lange her und ihr beide seit zwischenzeitlich erwachsen geworden. Du und deine Schwester."
    Ein komischer Zufall, dass er den beiden Mädchen, die er trotz ihrer Gegensätze für fest zusammengehörig gehalten hatte, nun in so kurzer Zeit beiden begegnet war. Beiden jeweils ohne die andere.

  • Sila lächelte das Mädchen an und öffnete das kleine Päckchen das sie dabei hatte. Nun hielt sie der Kleinen die Honigkuchen unter die Nase. „Ich wollte ein Picknick hier im Park machen. Greif zu.“ Sagte sie lachend. „Honigkuchen helfen gegen fast alles.“ setze sie noch zwinkernd nach, bevor sie sich wieder dem Iulier zuwandte. „Oh du erinnerst dich, das ehrt mich. Sonst sind wir in Rom ja eher unscheinbar und kaum jemand kennt uns.“ Sagte sie mit einem traurigen Unterton. „Ja mein kleine Schwester. Sie ist nun ja, schon immer etwas aufbrausend. Auch das älter werden hat daran bei ihr nichts geändert.“ Ihre Stimme wurde nun wirklich traurig. „Ich weiß gerade nicht mal wo sie ist. Sie hat sich von der Familie zurückgezogen. Seit dem Aufstand hat sie sich verändert. Sie machte diese Varia – sie hat sie bewundert. Sie kann und will es nicht verstehen, warum man sie hingerichtet hat. Ihre Bewunderung für alles Militärische ist ins Gegenteil umgeschlagen.“ Sila seufzte leise. „Ich verstehe meine Schwester nicht mehr. Ich war wohl zu lange auf dem Land und wir haben uns zu weit voneinander entfernt. Aber ich wüsste schon gern ob es ihr gut geht.“

  • Auf Licinus nicken hin griff Esquilina beherzt zu und mümmelte ein "Danke!" zwischen zwei Bissen hinaus. Mjam. Honig.


    "Oh, natürlich erinnere ich mich." auch wenn es überraschend war, wie die Zeit vergangen war. Er hatte sich an zwei junge etwas naseweise Mädchen erinnert. Nun stand er zum zweiten mal einer ausgewachsenen Frau gegenüber und musste sein inneres Bild revidieren. "Nun, ich habe ein gutes Gedächtnis für Personen. Bringt der Job so mit sich. Und die unorthodoxen Ansichten deiner Schwester taten ihr übriges."


    "Das erklärt einiges," murmelte die Licinus in seinen nicht vorhanden Bart hinein, als er hörte wie ihm die Entfremdung der Schwestern mit greifbarer Traurigkeit geschildert wurde. Er erinnerte sich noch an die hitzige Diskussion über Frauen im Militär und ihm kam wieder in den Sinn, dass Quintilia Pina etwas über eine Kämpferin, nein eine Soldatin erzählt hatte. Ihm fiel wie Schuppen von den Augen, dass damit wohl die Anführerin des Aufstandes gemeint gewesen sein musste. "Deine Schwester ist da in gefährliche Gesellschaft geraten. Und das erklärt auch, weshalb sie so enttäuscht schien, mich in Schwarz zu sehen." Nachdenklich wie er war, sprach Licinus mehr zu sich selbst, als zu seinem Gegenüber und merkte gar nicht, dass er etwas sagte, was bei der jungen Frau heftige Emotionen geradezu auslösen musste.

  • Sila wollte gerade antworten, da ging ihr erst auf, was die letzten Worte bedeuteten. „Du ..du hast sie gesehen? Wann? Wie geht es ihr? Sah sie verhungert aus?“ Ja Sila macht sich wirklich Gedanken um ihre kleine Schwester. „Nun Gesellschaft ist wohl zu viel gesagt. Pina war fasziniert von dieser Varia. Ein Frau die kämpft wie ein Mann, da musste ja gerade auf Pina eine Anziehungskraft haben wie das Licht auf eine Motte.“ Sila seufzte und hielt der Kleien noch ein Honigküchlein hin. „Nimm ruhig.“ sagte sie lächeln. „Sie darf doch oder?“ Dann fuhr sie aber fort. „Nun diese Varia hat ihr wohl während des Aufstandes das Leben gerettet beziehungsweise sie hat dafür gesorgt, das Pina und ihre Begleitung nicht angegriffen wurde. Das hat auf Pina natürlich Eindruck hinterlassen. Ich selbst war während des Aufstandes nicht in der Stadt und auch danach nur ganz kurz. Ich war auf dem Land und habe unsere Tante gepflegt. Jetzt wo es ihr wieder besser geht kam ich zurück und musste feststellen, das meine Schwester das Haus verlassen hat. Sie ist ausgezogen einfach so. Ich weiß nicht mal wo und wie sie wohnt.“ Ja man konnte Sila wohl anmelrken, welches Sorgen sie sich macht. "Moment, sagtest du gerade in Schwarz? Bist du bei der Kaisergarde? Den Prätorianern?"

  • "Ja, ich bin ihr kürzlich auf dem Forum begegnet, wollte mich mit der Umgebung vertraut machen." Licinus antwortete auf die Fragen, die auf ihn einstürmten, als wären die Antworten die Luft, die eine Ertrinkende brauchte.
    "Sie sah ... Also verhungert sah sie nicht aus. Nur anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Aber das sind nun auch schon ein paar Jahre. Und dennoch anders als du anders aussiehst. Trauriger vielleicht, ich kann es nicht genau beschreiben. Ich habe sie eingeladen, mich mal zu besuchen. Sie schien auf dem Forum nicht reden zu wollen. Aber ich zweifle daran, dass sie kommen wird. Tut mir Leid, ich hätte gerne bessere Nachrichten für dich gehabt."


    "Natürlich darf sie." antwortete Licinus und zog das schmatzende Kind unbewusst ein bisschen näher an sich heran, strich ihr über den Kopf. Er würde nie zulassen, dass sie einfach verschwandt. Auch die neuen Informationen über diese Varia. Sie hate in dem ganzen Aufstand doch noch dafür gesorgt, dass ein halbes Kind sicher aus der Gefahrenzohne herauskam. Das passte so gar nicht zu dem Bild, dass er sich von der Anführerin des Aufstandes gemacht hatte.


    Kurz zuckte durch seinen Kopf der Gedanke. Die Prätorianer waren gut darin, Leute aufzuspüren. Verdammt gut. Aber Quintilia Pina würde es nicht danken, da war er sich sicher. Von dem Amtsmissbrauch zu schweigen. Er schluckte das Angebot hinunter. "Und ich alter Mann dachte, euch beide könnte bei aller Verschiedenheit nichts trennen. So kann man sich irren." Es war etwas, was ihn unerklärlich traurig stimmte. "Es tut mir Leid für dich. Für euch eigentlich."


    "Ja. Der Kaiser hat mich aus der Germania zurückgerufen. Anscheinend brauchte man nach dem Aufstand jemanden, der die Verwaltung der Garde aufräumte. Keine Ahnung, wie man auf mich verfallen ist, aber nun bin ich hier."
    Er sagte es lakonisch, aber wenn die junge Frau ein feines Gespür hätte, würde sie vielleicht dennoch merken, dass der Abschied aus der Germania im schwergefallen war.

  • Sila nickte, der Eindruck den der Iulier hatte deckte sich mit ihrem. „Ja ich würde sie zu gern verstehen. Vielleicht kommt sie dich ja doch besuchen. Ich hoffe es und wenn sie kommt, lässt du es dann wissen?“ Sila hoffte zumindest, das Pina vielleicht doch noch ein wenig zugänglich war. Die Hoffnung starb ja bekanntlich zuletzt. Ein kleines Lächeln überzog nun Silas Gesicht. „Werter Iulius, mach dich nicht älter als du bist. Du bist doch immer noch im besten Mannesalter.“ Sagte sie lächelnd, bevor sie wieder ernst wurde. „Nun ich hoffe, dass diese Trennung nicht für immer ist. Aber ich denke, dass auch meine lange Abwesenheit zu einer gewissen Entfremdung beigetragen hat. Ich hätte sie nicht hier in Rom allein lassen sollen.“ Sagte sie und nun wirkte die junge Frau wohl noch viel erwachsener als sie eigentlich war. „Eigentlich wollte ich immer auf sie aufpassen. Schließlich bin ich ja auch die Ältere und damit ist das meine Aufgabe.“ Sila zuckte mit den Schultern und war froh, dass sie ein andere Thema fanden. „Oh du bist nun wieder ganz hier in Rom? Das freut mich. Aber so wie du dich anhörst wärst du lieber im Norden geblieben?“ Natürlich hatte Sila den feine Unterton herausgehört. Plötzlich fiel ihr noch etwas ganz anderes auf. „Iulius.“ sagte sie gespielt empört. „Du hast ganz vergessen mir die entzückende junge Dame an deiner Seite vorzustellen.“ Sagte sie und blickte freundlich lächelnd zu dem Kind hinab.

  • "Ich lasse es dich wissen." versprach Licinus "Vorher oder hinterher, wie es sich ergibt. Ich zweifele allerdings daran, dass sie es schätzen würde überrascht zu werden."


    Der Princeps lachte trocken. "Werte Quintilia," immitierte er ihren Tonfall und konnte sich eines Hauches gutmütigen Spotts nicht erwehren. "Ich habe 30 Jahre für Senat und Volk gekämpft. Ich habe zwei Reichsgrenzen verteidigt und einen Bürgerkrieg denkbar knapp überlebt. Ich bin mit knapp fünfzig Jahren vermutlich doppelt so alt und ein paar Jährchen mehr wie du. Ich bin alt. Für einen Soldaten allzumal." Begütigend sah er sie an.
    "Aber ich danke dir für deine Worte. Sie zeigen mir, dass ich immerhin nicht gebrechlich bin." Sein Ohr konnte er in diesem Moment problemlos vergessen. Das erste Zeichen, dass auch dieser Umstand sich zu ändern begonnen hatte, plagte ihn gelegentlich durchaus. Denn er kündete davon, dass seine verbliebene Zeit begrenzt war, mehr noch, dass die verbliebene Zeit beim Militär begrenzt war, und dann würde er eines Tages ohne Aufgabe da stehen. Eine Perspektive, die ihn ängstigte.


    Mit ernster Miene hörte Licinus, was sich zugetragen hatte und er kam nicht umhin zu sehen, was er sich selbst hätte lange denken können. Natürlich nur durch eine räumliche Trennung, so erkannte er, war auch die emotionale Trennung möglich gewesen. "Ich verstehe." Den Impuls auf jemanden aufpassen zu wollen kannte Licinus. Er durchlebte ihn selbst sehr häufig, wie viel stärker musste es dann erst sein, wenn man Geschwister oder gar eine Zwillingsschwester hatte.


    Auch wenn die Quintilia im Großen und Ganzen Recht hatte, gab es da ein Detail in dem sie sich irrte.
    "Nicht wieder. Es ist das erste Mal, dass ich nicht nur zu Besuch hier in der Stadt bin. Und ich kann tatsächlich nicht sagen, dass mich meine Versetzung über die Maßen erfreut hätte. Ich habe gute Freunde in Mogontiacum zurücklassen müssen. Ihretwegen wäre ich gerne geblieben." Die Stadt war austauschbar und auch Rom erwies sich als weniger schlimm, als er es vorverurteilt hatte. Die neue Aufgabe war eine Herausforderung, auch wenn er sich bei der Garde an einige Dinge gewöhnen musste, die ihm nicht wirklich zusagten.


    Licinus guckte mit großen Augen. Hatte er? Das war nun wirklich ... ein Zeichen für seinen mangelnden Umgang mit gesellschaftlichen Konventionen.
    "Das tut mir Leid. Iulia Esquilina, meint Tochter." der Stolz in Licinus Stimme spiegelte sich in den Augen des Kindes wieder, die gut genug erzogen war, sich durch die Vorstellung von den Honigkuchen ablenken zu lassen.
    "Quintilia Sila ist eine alte Bekannte. Als ich sie kennenlernte war sie wenig älter als du jetzt."
    Unwillkürlich musste er lächeln. Er war ungefähr doppelt so alt wie Sila, Sila ungefähr doppelt so alt wie Esquilina. Die Entdeckung dieses mathematischen zusammenspiels amüsierte ihn tatsächlich so sehr, dass er sich unwillkürlich nach einem fünf- oder sechsjährigen Kind umsah.
    Esquilina schluckte den großen Happs, den sie noch im Mund hatte herunter.
    "Freu mich, dich kennen zu lernen." säuselte sie mit einem kleinen Knicks. Oder zumindest dem Versuch einen solchen hinzubekommen. Licinus fragte sich, wo sie sich das abgeguckt hatte.

  • Das er das letzte Mal nur zu Besuch in Rom war, war ihr tatsächlich entfallen. „Nun dann hoffe ich, dass du dich hier in Rom wohlfühlst.“ Sie nickte bei den Freunden die er vermisste. „Ich verstehe dich. Aber so richtig gute Freunde, die trennt nichts, auch die Entfernung nicht.“ Sagte sei und nickte zur Bekräftigung. „Ich weiß nicht ob es mich in den hohen Norden ziehen würde, aber ich weiß, dass wenn gute Freunde von mir dort wären, dann würde ich alles in Kauf nehmen um sie ab und an zu besuchen. Und sie würden dies umgekehrt sicherlich auch tun. Also ich denke du wirst deine Freunde wiedersehen.“ Ja Sila würde wohl tatsächlich in den Norden reisen um ihre Freunde zu besuchen oder Pina, wenn sie denn dort wäre. Kein Weg wäre dann zu weit.
    „Es freut mich ebenso dich kennenzulernen Iulia Esquilina.“ Antwortete Sila dem jungen Mädchen und vollführte ebenso einen kleinen Knicks. „Du hast eine entzückende Tochter Iulius. Du und deine Frau ihr müsst wirklich stolz auf sie sein. Wirklich entzückend. Und ich sehe schon, dass ihr Vater sein Galdius noch brauchen wird, wenn sie halb Rom den Kopf verdreht.“ Fügte Sila lachend hinzu. Ja man konnte jetzt schon erkennen, dass hier eine kleine Schönheit heranwuchs. „Und habt ihr euch denn wenigstens schon in Rom einleben können?“ Fragte sie nun und blickt vom Vater zur Tochter und zurück.

  • "Ich lebe mich langsam ein. Es ist so vieles so anders als in Mogontiacum, Mantua oder Tarraco." Von dem Landgut in Cremona mussten sie da gar nicht sprechen.
    "Und ja, ich denke du hast Recht. Und für alles andere gibt es Briefe." Er dachte an Alpina, die sich als durchaus fleißige Briefschreiberin herausgestellt hatte.
    Von Seneca hatte er dagegen noch nichts gehört, was ihn ein wenig wunderte.
    "Und ich danke dir für die Aufmunterung."


    "Meien Frau?" fragte Licinus etwas überrascht. so absurd es klang, dass eine Frau als Voraussetzung für ein Kind allgemein anerkannt war, war eine Tatsache, die ihm allzu leicht entfiel, wenn es um ihn und Esquilina ging. Die war da allerdings etwas mehr auf zack.
    "Meine Mama ist tot" erklärte das Kind mit fester Stimme. Sie hatte sich damit abgefunden. Meistens zumindest. Nur manchmal, wenn sie schwer traurig oder einsam war, vermisste sie einen bestimmten Gerucht. Seit sie in Rom war wieder mehr, denn sie wohnte nicht mehr im gleichen Haus wie Licinus und hatte mit Alpina ihr weibliches Rollenmodell verloren.
    "Marcus hat mich aus dem Wasser gerettet und ist jetzt mein Papa!" Sie ließ von den Honigkuchen ab und umarmte ihren Papa voller Liebe.


    "Du wolltest ein Picnic machen. Vielleicht sollten wir uns wirklich auf die Wiese setzen und ich erkläre es dir?" bot er Sila an. Denn Esquilinas präzise aber sehr knappe Darstellung war wohl kaum als Erklärung geeignet. Er merkte aber andererseits, dass das Stehen seinem Töchterchen langsam schwerfiel.
    Zugleich war es der ungeschickte Versuch sich vor dem Thema "Esquilina wird erwacshen und verdreht jungen Männern den Kopf" zu drücken. Denn das in der Antwort darauf sein gladius tatsächlich eine möglicherweise nicht unerhebliche Rolle spielte musste er sich offen eingestehen.

  • „Oh.“ Sagte Sila leise. „Ich wollte keine ...“ Sila schaute wirklich bestürtzt drein. Sie hatte wirklich nicht vorgehabt Wunden aufzureißen. So war sie auch dankbar für die Ablenkung des Iulius. „Oh ja gern. Dort vielleicht?“ Sila zeigte auf ein halbschattiges Plätzchen unter einem Magnolienbaum. „Ich habe noch etwas Zitronenwasser und ein paar kandierte Früchte dabei, das reicht bestimmt für uns alle.“ Sila sah zu der Kleinen. „Iulia Esquilina du magst doch sicherlich auch kandierte Früchte oder?“

  • Gemeinsam machten sie es sich unter dem Baum bequem. Esquilina kletterte auf Linicus Schoß (was dem Mann auf Grund fortgeschrittenen Alters und schwereren Kindes mittlerweile doch in die Knochen ging) und so saßen sie beide Sila gegenüber.
    "Solange es nur süß ist, wirst du in ihr immer eine gute Abnehmerin finden." Und Licinus, so oft er es sich auch vor nahm, konnte dem Kind das Naschen einfach nicht verbieten.


    "Du musst dich nicht entschuldigen." begann er ihre gemeinsame Geschichte zu erzählen. "Die meisten Leute denken sofort, dass ich eine Frau haben müsste. Aber Esquilina ist nicht meine leibliche Tochter. Auch wenn das für uns beide keine Rolle spielt. Gell, mein Schatz?" Licinus zerwuschelte Esquilinas Haare liebevoll, die sich gegen seine Brust gelehnt hatte. Sie warf ihm im Gegenzug einen leicht empörten Blick zu. Licinus erzählte weiter
    "Du kommst selbst aus Mantua. Es gab dort vor einigen Jahren einen heftigen Sturm, der die Stadt ziemlich verwüstete. Eine der insulae war das Haus, in dem Esquilina mit ihrer Mutter wohnte. Ihr Vater war ein Soldat, der sie verlassen hatte, als sie schwanger wurde. Das Haus stürzte zusammen, Esquilina war durch den Schutt im Regenwasser gefangen und von uns abgeschnitten. Ihre Mutter lag schwer verwundet in der vorderen Haushälfte. Mit einem meiner Soldaten gelang es mir, das Kind zu retten, ihre Muter kam ins valetudinarium. Ich nahm sie vorläufig in meine Obhut, versuchte Verwandtschaft zu finden, bis die Mutter wieder gesund würde. Sie wurde es nicht, sondern starb. Ich behielt Esquilina vorläufig bei mir, aber ich konnte nie Verwandte von ihr finden. Zum Glück, sage ich heute, denn so blieb sie bei mir."
    Eine Sanftheit, die man ihm sonst nie anmerkte lag in Licinus Augen, aber auch ein winziger Zug unerklärlichen Schmerzes. War es nur Mitgefühl für das Kind, oder war da noch mehr.
    "Nun verstehst du, was sie eben meinte, nicht wahr?"
    Esquilina war still geworden. Sie mochte diese Geschichte nicht hören. Sie wollte nicht und Licinus spürte das. Aber die Geschichte war ihm wichtig. Es war eine gute Geschichte. Und es war gut, wenn die Leute sie kannten, den er wollte, dass die Menschen ein korrektes Bild von ihm hatten, keines, dass sie sich zusammendachten.
    "Aber lass uns lieber über anderes reden. Was gibt es bei dir neues? Wie geht es deiner Tante?"
    Ja, auch dieses Thema war nicht nur positiv besetzt, aber es lenkte das Kind womöglich ab.

  • Sila lauschte der Geschichte, sie war tragisch, traurig, aber endete doch für das kleine Mädchen schön. Sie beugte sich vor, drückte sanft die Hand des Mädchens. „Ich habe meine Eltern auch früh verloren. Und ich weiß wie gut es ist, wenn dann jemand für eine da ist und einen auffängt. Bei mir war es die Großmutter.“ Vorsichtig streichelte sie die Hand des Mädchens. „Ich denke, dass die Götter dir deinen Retter schickten. Sie haben dir nicht nur einen Retter sondern einen Vater geschickt, der...“ Sila sah den Mann lange an, in ihren Augen glänzten kleine Tränen. „...der dich wahrscheinlich noch viel mehr lieb, als es so mancher leibliche Vater könnte.“
    Die junge Frau beugte sich nun wieder zurück. Und brauchte einen Moment um sich zu fangen. Solche Geschichten die dermaßen ans Herz gingen, konnte sie nicht einfach wegwischen. „Du bist wirklich ein herzensguter Mensch Iulius.“ Sagte sie mit einem schüchternen Lächeln. „Oh meiner Tante geht es wieder gut, so dass sie mich auch wieder nach Rom geschickt hat. Ich glaub sie hätte mich auch weggeschickt, wenn es ihr nicht so gut ging, aber dann wäre ich nicht gefahren. Sie meinte es ist Zeit, dass ich endlich einen Mann finde. Aber Rom.. nun ja bisher hat sich Rom nicht unbedingt als gute Quelle für Ehemänner ergeben. Meine Familie ist wohl auch zu unbedeutende, als das man eine Verbindung mit uns wollte.“ Sagte Sila und sie wirkte nachdenklich dabei. Vor Jahren war sie hergekommen fest entschlossen bald einen Mann zu haben, aber dieser Wunsch erfüllte sich bisher nicht und so langsam hatte sie die Hoffnung aufgegeben. „Nun für die Vestalinnen bin ich inzwischen wohl zu alt, aber ich kann ja immer noch eine Stelle als Kindermädchen oder Hauslehrerin annehmen. Schließlich kann ich meiner Tante Valentina nicht ewig auf der Tasche liegen.“ Sagte sie also schulterzuckend. Ja sie suchte inzwischen tatsächlich nach Alternativen zur Ehe.

  • "Mein Beileid", entgegnete Licinus ein wenig mechanisch und Esquilina sah schweigend mitfühlend zu Sila. Sie hielt die streichelnde Hand fest und strich ihrerseits mit dem Daumen über die Handkante.
    "nich weinen!" hauchte das Kind und drückte die Hand fest, während Licinus ein wenig unbefangen da saß. Weinende Frauen brachten ihn immer ein wenig aus dem Konzept, denn der Impuls zu trösten und der Impuls körperlichen Kontakt zu meiden stießen in seinem Inneren aneinander. "Zu viel der Ehre!" wiegelte Licinus hab. Komplimente waren ihm unangenehm, vor allem dieses. Er hatte so viel durch Esquilina gewonnen, dass ihm seine Tat gar nicht mal selbstlos erschien.


    So mit dem Kopfe darauf gestoßen bemerkte auch Licinus, dass die Quintilia im besten Heiratsalter war, vielleicht sogar schon ein Quäntchen darüber hinaus.
    Nur, was sollte er dazu sagen? Von der römischen Heiratspolitik hatte er keine Ahnung, davon welche die wichtigen Familien waren auch nicht wirklich. Auch wenn er "dank" seiner Arbeit in dieser Frage langsam voran kam.
    "Das mag sein. Aber du bist ein freundlicher Mensch, es würde mich wundern, das kann das sicher augleichen." Natürlich war Licinus bewusst, dass das mitnichten der Fall war, aber er wollte etwas positives sagen.
    "Und außerdem bist du voll schön!" stellte das Kind sehr viel pragmatischer fest. "Fast so schön wie Lucia!" Tiberia Lucia war für Esquilinas kindliches Verständnis der hinbegriff aristokratischer Schönheit geworden, während sie gemeinsam in der Kutsche durch Gallien und Germanien gefahren waren und Esquilina jeden morgen zerzaust in die Kutsche stieg, in der eine tadellos frisierte und geschminkte Frau saß. So zumindest in ihrer Erinnerung.


    "Du bist nicht alt!" stellte das Mädchen entsetzt fest. Die Frau hier war bestimmt jünger als Pina und Pina war auch nicht alt. Ihr Papa war alt. Der cornicularius war alt. Und Locusta war alt. Aber nee.
    Sie schwieg aber schnell wieder als ihr Licinus die Hand auf den Unterarm lag. Sie wusste, was das hieß: Sei mal bitte ruhig, Papa will ernsthaft reden.
    "Wenn das dein Ernst ist, Quintila Sila," Licinus schlug einen ganz rationalen Ton an, nicht mehr das unbefangene Geplauder von zuvor.
    "dann lass uns darüber mal ernsthaft reden. Ich muss nämlich zugeben, dass ich mit Esquilinas Schulsituation nicht völlig zufrieden bin."

  • Sila versuchte zu lächeln, es gelang ihr auch nach einer Weile. Immer noch hielt sie die Hand des kleinen Mädchens, während sie zu dem Iulier sprach. „Freundlichkeit ist nicht unbedingt ein Kriterium nach dem Frauen ausgewählt werde, aber ich danke dir.“ Ihr Lächeln war ehrlich, als ihr Blick nun auf die Kleine fiel. „Oh.. danke.“ Dann beugte sie sich wieder vor um dem Mädchen leise zuzuflüstern. „Egal wer diese Lucia ist. Sie kann nicht schöner sein als du. Du wirst sicherlich die Herzen Roms im Sturm erobern.“ Sanft streichelte Sila kurz die Wange des Mädchens. „Du kannst wirklich stolz auf deine Tochter sein Iulius. Sie ist etwas Besonderes.“ Stellte Sila fest als sie sich nun wieder gerade hinsetzet.
    Als der Tonfall sich plötzlich änderte und ernsthafter wurde, hörte sie aufmerksam zu. „Ja.. natürlich. Ich muss doch meinen Lebensunterhalt …was? Oh… wirklich?“ Sie war überrascht uns schaute den Iulier entsprechend an. Sie blickte von Vater zu Tochter und wieder zurück. „Also ja …. Natürlich würde ich gern Esquilina unterrichten… also wenn sie das auch möchte. Was meinst du damit wenn du sagst unzufrieden mit der Schulsituation? Nur damit ich weiß ob ich auch leisten kann, was du dir für Esquilina wünscht.“ Ja diese Frage musste geklärt werden, denn Sila wollte nicht, dass er ihr den Job nur aus Mitleid gab und es schlussendlich mit Sila genauso unzufrieden war wie mit der jetzigen Situation.

  • "Sie ist sogar viel schöner als ich."
    Es war nicht so, dass Esquilina sich nicht schön fand, aber Tiberia Lucias mit Leichtigkeit vorgetragene Eleganz (sie wusste ja nicht, wie viel Arbeit von Lucilla und ihren Sklaven darin steckte) bewunderte sie sehr.
    Und Licinus hatte sie so erzogen, dass sie nicht gerne besser gemacht wurde, als sie war, bewahre denn sich vor jemand anderen drängte.
    "Ich weiß", Licinus strich ihr über den Kopf.


    "Ja, wirklich" bestägite Licinus mit einem Ernsthaften nicken.
    "Naja, da wäre zum einen, dass die besten öffentlichen Schulen auf dem Forum sind. Und der Weg vom Esquilin über das Argiletum zum Forum ist nicht gerade kurz." Und auch nicht der sicherste. Kein Weg in Rom war der sicherste. Schon gar nicht für die Tochter eines ranghohen prätorianischen Offiziers. Der Überfall auf Verus hatte ihm vor Augen geführt, dass seine Position nun exponierter war als je zuvor und sich seiner größten Schwachstelle, seine Tochter, war er sehr bewusst. Aber er wollte das Kind nicht ängstigen, daher verschwieg er es.
    "Außerdem sind alle Schulen offen für alle Altersklassen. Und die älteren Jungen haben doch recht derbe Manieren." Sie hatten Esquilina zwar nie Probleme gemacht, aber das mochte auch damit liegen, dass er das Kind am ersten Tag persönlich in die Schule gebracht hatte. In der schwarzen Uniform.
    "Sie soll aber nicht vereinsamen, daher würdest du wohl auch die Kinder meiner Verwandten unterrichten müssen und vielleicht noch das ein oder andere Nachbarskind, wenn du einverstanden bist." Das waren Licinus wünsche und Bedingungen.

  • Es war wirklich ein überraschendes Angebot. Sila hörte sich in aller Ruhe die Beweggründe des Iulier an. Sie konnte diese gut nachvollziehen.
    „Ich verstehe.“ Sagte sie kurz. „Nun natürlich kann ich auch weitere Kinder unterrichten. Ich kann ihnen die Grundlagen des Lesens und Schreibens beibringen. Ebenso wie ein wenige Philosophie besonders jene der großen griechischen Philosophen. Natürlich würde ich ihnen auch etwas über die Künste der Maler, Bildhauer und Musik lehren. Und für die Mädchen unter den Schülern noch das Sticken, weben und wenn du es wünscht kann ich sie noch unterrichten wie man auf der Lyra und dem Trigonum spielt.“ Sagte Sila und zählte damit wohl sogleich ihre Bildung, die doch recht umfassend war auf. Ja ihre Großmutter und ihre Tanten hatten darauf bestanden, dass die Zwillinge bestmöglich und in vielgefächerten Bereichen unterrichten worden waren. „Wenn dir diese Themenfelder zusagen, die ich unterrichten kann… ja dann bin ich einverstanden.“

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