ubiculum
Dies ist das Cubiculum der Iulia Stella
ubiculum
Dies ist das Cubiculum der Iulia Stella
In meinem eigenen Zimmer angekommen, setzte ich mich zuerst gleich auf den Stuhl, der an einem kleinen Tisch stand. Erst jetzt, nach der ganzen Reise und Begrüssung, bemerkte ich, wie unendlich müde ich eigentlich war.
...
pfffff
BONK!
AUA!!!!
Ich war tatsächlich eingenickt und mein Kopf war auf die Tischplatte geschlagen. Zum Glück bloss die Stirn und nicht gleich die Nase, aber dennoch.
Nun war ich auf jeden Fall wieder wach!
Am späteren Abend, als ich nach der komischen Cena endlich wieder meine Ruhe hatte und mich in mein Cubiculum zurückziehen konnte, fand ich trotzdem keine Ruhe. Mir schossen tausend Gedanken durch den Kopf.
Warum hatte Caesoninus mich rufen lassen, wenn doch die Servilia auch im Hause war?
Warum hatte Caesoninus mich alleine rufen lassen und nicht daran gedacht, wie unschicklich das war?
Warum waren die Türen des Tricliniums verschlossen worden aber niemand war drinnen geblieben?
Was wollte die Servilia plötzlich vom Annaeus?
Wollte dieser wirklich Iulia Phoebe heiraten?
Warum schmerzte mich dieser Gedanke?
Als ich dann, viel später, doch endlich in Schlaf versank, war dieser unruhig und von Bildern durchsiebt. Lucius Annaeus Florus, Iulia Phoebe, Florus und Phoebe zusammen, Florus mit mir zusammen ... Ich schrak auf, ungewohnt warm und feucht war mir, nicht bloss weil es draussen eine fast schon sommerliche Nacht war, sondern auch an Orten wo ich es sonst nur bei der Lektüre gewisser Schriften kannte, welche uns Damen eigentlich verboten waren.
Lucius Annaeus Florus ... Ich schlief wieder ein und verbrachte eine sehr unruhige, wenn nicht gar beunruhigende Nacht.
Nach ihrer kleinen Einkaufstour am Trajansmarkt wollte Iulia den Stoff natürlich gleich herzeigen und wer kam da besser in Frage, als ihre liebe Cousine Stella?
So lief sie zuhause angekommen gleich schnurstracks durchs Haus und zu der Tür ihres Cubiculums und klopfte, in der Hoffnung, dass sie zuhause war.
*Poch*
*Poch*
*Poch*
Ich verbrachte in der letzten Zeit sehr viel Zeit alleine in meinem Zimmer. Irgendwie hatte ich keine Lust, draussen in Rom herumzuwatscheln. Mir fehlte etwas, jemand. Seit der Abreise des Annaeus Florus hatte ich nichts mehr gehört von ihm und das nervte mich gewaltig. Ich verstand nicht, warum er nicht schrieb? War ihm vielleicht sogar etwas zugestossen und er hatte Germania gar nie erreicht?
Der Gedanke machte mich krank. So sehr, dass ich fast täglich an Bauchschmerzen litt, welche auch kein Medicus mit irgendwas hätte vertreiben können. Daher sagte ich gar nichts.
Doch dann klopfte es
JA? rief ich mit leiser Stimme.
Auch wenn sie von der gleichen Familie waren und im selben Haus wohnten, wartete Iulia geduldig das Einverständnis von Stella ab, ehe sie durch die Tür stürmte, voller Freude über ihre Erlebnisse am Markt.
„Hallo Stella! Sieh dir das an!“ Stolz breitete sie den den zuvor gekauften Seidenstoff auf Iulia Stellas Bett aus. „Das ist Seide aus Serica! Wahnsinn, nicht? Der Händler sagte mir Serica soll sogar noch hinter Parthien und Alexanders Indien liegen. Ich kann mir das kaum vorstellen und du? Wie findest du den Stoff?“ sprudelte es aus ihr in ihrer ganzen Freude hervor.
Stella war doch -im Gegensatz zu Iulia- auch schon auf Reisen gewesen, vielleicht hatte sie dabei schon mal was von diesen Seidenleuten gehört? Ooh Iulia würde soo gerne einmal dieses mysteriöse Serica sehen!
Phoebe stürmte auf meinen Ruf herein und überfiel mich sogleich mit einem Stoff, dessen Weichheit und gleichmässige Struktur mir alle Gedanken aus dem Kopf blies.
Ich liess mich von ihrem Überschwang etwas anstecken und nahm die Seide in die Hand.
Oh wow, die ist ja voll weich! Und so schön kühl zum Anfassen! Das ist ja unglaublich. sprudelte es zuerst auch aus mir heraus. Und dann noch diese Farbe, die passt mega gut zu dir!
Iulia erötete über Stellas Lob: „Dankeschön, dankeschön, aber dir passt er bestimmt auch gut!“
Sie befühlte ihrerseits eingehender den Stoff. Was man wohl daraus alles machen konnte? Am besten gleich die beste Freundin und Cousine fragen! „Hm, ich kann mich nicht so recht entscheiden, was ich mir jetzt daraus schneidern soll. Was würdest du tun? Vielleicht gehen sich ja zwei Kleider aus dem Stoff aus, dann könntest du dir auch eines aus dem Rest machen!“ meinte sie begeistert.
Dann fiel ihr ein, dass sie das beste noch gar nicht erzählt hatte. „Achja, Stella! Weißt du, was der Händler mir noch gesagt hat? Dass das Volk aus Serica auch als die Seidenleute bezeichnet werden. Jedes Baby soll dort direkt nach der Geburt in seidene Windeln gekleidet werden und Serica überhaupt ein gewaltiges Kaiserreich am anderen Ende der Welt sein, ja sogar eine Art zweites Roma! Kannst du dir das vorstellen? Ich wüsste gerne wie wohl diese Leute so im Detail sind“, meinte sie verträumt.
Es war eine hektische Zeit in der Domus Iulia. Alle paar Wochen meldeten sich neue Bewohner oder auf Grund der zunehmenden Bewohnerzahlen mussten neue Sklaven angeschafft und eingearbeitet werden. In der Zwischenzeit war ich nicht mehr die "Jüngste" im Haus, obwohl ich das vom Alter her noch immer war, aber ich wusste bereits viel und wurde von den Neuen auch immer wieder nach etwas gefragt oder durfte die Sklaven anleiten.
Auch heute war mir wieder ein neuer Iulius gemeldet worden. Ob oder wann er mich besuchen oder antreffen würde wusste ich natürlich nicht und es war auch nicht an mir, mich einem neuen Mann im Hause aufzudrängen. Trotzdem war ich gespannt, wer er sein würde und was für ein Mensch er war.
Nun war es wieder so weit. Die dunkle Jahreszeit kehrte in Rom ein und es wurde immer früher dunkel. Viele Öllampen und einzelne Kerzen aus Talg beleuchteten immer mehr die Domus und jeden Raum.
Die Männer im Haus hatten klar die Überhand gewonnen in den letzten Wochen, immer mehr Mitglieder der Familie hatten die Domus aufgesucht und die Frauen beschäftigten sich mit ihren Arbeiten um die Herren nicht zu stören.
Doch dies wurde zunehmend langweiliger und mehr als einmal ertappte sich Stella dabei, dass sie sich einen Vorfall, ein Abenteuer oder wenigstens einen Brief von Florus aus Germanien herbeiwünschte. Doch einen Brief hatte sie bisher nicht erhalten und auch von Caesoninus hatte sie keine Nachrichten über Florus gemeldet gekriegt. Nun war Caesoninus mit seiner neuen Arbeit beschäftigt und war für sie auch fast nicht mehr zu sehen. Da konnte sie ihn natürlich auch nicht nach Nachrichten fragen.
Hastig vertrieb Stella diese trüben Gedanken wieder und nahm die Tunika wieder auf, deren Saum sie gerade frisch nähte. Das musste jetzt erledigt werden! Danach dann weiter mit der Spinn-Arbeit. ...
Nachdem Caesoninus in seinem Officium den Brief an Lucius Annaeus Florus Minor fertiggestellt und per Sklave zum Cursus Publicus entsandt hatte, hatte er sich daran gemacht auch seinem Vetter Marcus Iulius Dives nach Bollivae zu schreiben. Als auch das beendet war, stand er auf, um das Cubiculum seiner Verwandten Iulia Stella aufzusuchen.
Caesoninus klopfte und trat ein. "Ach, Stella, hast du eigentlich schon einmal Lucius Annaeus Florus Minor nach Germanien geschrieben? Der Gute hat schon ein oder zwei Mal nach dir gefragt." Bei diesen Worten konnte Caesoninus den Anflug eines wissenden Grinsens nicht unterdrücken.
"Ich habe gerade wieder erst einen Brief für ihn abgeschickt, wenn du dich beeilst, kannst du deinerseits einen Brief an ihn schicken, der dann zusammen mit meinem ihn in der gleichen Postfuhre erreichen würde. Vibilius sollte gleich wieder von meiner Briefsendung zurück sein, du kannst ihn mit deinem Schreiben ja dann später gleich nochmal losschicken und als Bezahlung belaste einfach unsere Wertkarte, ja?"
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