# # # Nahe des Sklavenmarktes | Nicht all zu lange vor Mittag # # #
Noch während Lyciscus durch die Villa Flavia wanderte, und ein Schreiben begonnen hatte zu lesen, das er von einer unbekannten Sklavin erhalten hatte, verwandelte sich sein zuerst verwirrter Blick, in einen schmerzverzerrten...
Anfangs verstand er überhaupt nicht, warum gerade er ein Schreiben erhalten hatte, und vor allem, von wem? Das die Worte dann auch noch in Thrakisch geschrieben waren, machten es keinesfalls besser, denn alle Menschen die er in seinem Heimatland kannte, waren tot. Erst als er das Schreiben zu Ende gelesen hatte, wusste er, um was es eigentlich ging. Er war bereits in seiner Unterkunft angekommen, und setzte sich dort völlig schockiert auf sein Bett. Das Schreiben glitt ihm dabei langsam aus der Hand, bis es schlussendlich am Boden liegen blieb. Lyciscus kämpfte damit keine Träne zu vergießen, denn wenn man dem Schreiben glauben schenken durfte, war jemand verstorben, der es sehr schnell geschafft hatte, sich in das Herz des Thraker's einzunisten. Mit einem ungläubigen Blick öffnete er die Truhe, die neben seinem Bett stand, in dieser waren verschiedenste Dinge aufbewahrt, unter anderem ein Mantel. Dieser gehörte dem Menschen, dem der Sklave nachtrauerte, und als er diesen in seinen Händen hielt, überkam es ihm regelrecht. Lyciscus presste seine Stirn gegen den Mantel, und seine Kraft verließ ihn, er konnte sich nicht mehr gegen seine Tränen wehren, und so landeten diese direkt auf dem Mantel. Mit dem Kleidungsstück im Gesicht, und dem stechen in seiner Brust, schlief er letztendlich ein.
Am nächsten Tag stand Lyciscus schon sehr früh auf, noch immer war sein Gesicht von trauer erfüllt, doch er hatte sich zumindest ein wenig, wenn auch nur minimal, erholt. Und so machte er sich mit dem Kleidungsstück auf den Weg, zum Sklavenmarkt, denn dort würde man ihn empfangen, um das gute Stück entgegen zu nehmen, zumindest stand es so geschrieben. Noch während er die Straßen entlang wanderte, erinnerte sich Lyciscus zurück, auch wenn er eigentlich kaum Zeit mit jenem Menschen verbracht hatte, so fühlte er sich schon damals sehr verbunden, und das innerhalb kürzester Zeit. Die Augen wanderten in den Himmel, ein Schwarm Vögel zog vorbei, und die Sonne hatte eine angenehme Höhe erreicht. ...Hiera... Lag es daran das sie ihn unterrichtete? Oder weil sie ihm so faszinierte? Der Thraker konnte es nicht beantworten, doch für ihn stand fest, es war mehr als nur das.
Angekommen an der Position die beschrieben wurde, beobachtete Lyciscus aufmerksam die Umgebung, der Mantel war fest zwischen seinem Arm gepackt. Es waren schon einige Menschen unterwegs auf den Straßen sowie auch auf dem Markt, der Ort der als Treffpunkt gewählt wurde, war jedoch wesentlich ruhiger. Wie man es bereits von ihm kannte, lehnte er sich an eine Wand, während seine Augen weiterhin hin und her wanderten. Jetzt hieß es geduldig warten, natürlich war er sehr gespannt darauf, wer ihn hier in Empfang nehmen würde, schließlich hatte der Thraker keine Ahnung. Es konnte genau so gut eine art Falle sein, vielleicht um das Kleidungsstück zu entwenden, oder um den Sklaven zu foltern, damit er Informationen zu Hiera herausrückte. Nun, es war definitiv ein Risiko, das Lyciscus gerne in kauf nahm.