Ein Sohn auf den Spuren seines Vaters

  • Wie sie es versprochen hatte, hatte die Duccia sich einen Tag frei gehalten um Florus zum Ulpianum wo sein vater Lucius Annaeus Florus mit einer Büste geehrt wurde, auch eine Abschrift der Rede die auf seinen Vater gehalten wurde hatte sie besorgt und überreichte sie dem Florus Minor. „Es war eine wirklich würdige und schöne Veranstaltung, erzählte sie ihm von der Einweihung des Ulpianum. Senator Iulius Cento hat diese Laudatio für deinen Vater gehalten. Er hat ihn würdig und würdevoll dargestellt. Schade das du nicht dabei sein konntest. Ich denke es hätte dir gefallen zu sehen, wie viele Bürger dieser Stadt hier waren um dabei zu sein um um die Männer zu ehren und ihrer zu gedenken.“ Sagte sie kurz bevor die Mietsänfte anhielt. „Komm lass es uns anschauen. Und lass uns die Erinnerung an deinen Vater auffrischen.“ Sagte sie lächelnd zu dem Annaeus.

  • Ich hatte mir in Ruhe angehört, was Tante Sorana auf dem Weg erzählte. Nun, da wir angekommen waren, war ich doch ziemlich nervös. Das Ulpianum war fast wie ein Tempel, nur war dieser hier nicht für Götter, sondern für grosse Männer des Imperium gedacht. Und hier soll mein Vater wirklich geehrt worden sein? Ich konnte es mir kaum vorstellen.


    Mit der Schriftrolle in der Hand entstieg ich der Sänfte und reichte dann meine andere Hand meiner Tante, um ihr behilflich zu sein.


    Bitte Tante, ich freue mich, dass du die Zeit gefunden hast, mir diesen Ort zu zeigen. Gerne folge ich dir.

  • So ergriff die Duccia als die Hand und gemeinsam betraten sie das Ulpianum.
    Ja dieser Ort hatte schon was erhebendes, besonderes. Die Büsten die hier standen, die Inschriften all das zeugte von den Errungenschaften der hier geehrte. So schritten sie nun Büste um Büste, Staute um Statue ab, bis sie schließlich vor der des Annaeus Florus zum Stehen kamen.
    „Da schau.“ Sagte die Duccia leise. Angesichts des Ortes und der hier geehrten Männer traute sie sich nicht ihre Stimme laut zu erheben.

  • Die Grösse und Erhabenheit dieses Ortes blieben nicht ohne Wirkung auf mich. Gebannt schaute ich mich um und als wir die Büsten und Statuen der Geehrten abschritten, nahm ich mir bei jeder kurz Zeit die Namen zu lesen. Einige kamen mir bekannt vor, andere hatte ich noch nie gehört, doch die Wirkung verfehlte diese Galerie keineswegs.


    Als wir dann vor dem Bildnis meines Vaters standen, war das Erste was mir auffiel, wie ähnlich ich ihm in der Zwischenzeit sah. Wer bloss einen flüchtigen Blick auf die Büste warf hätte meinen können, ich sei ein jüngeres Abbild.


    Gefangen von diesem Moment bliebt ich mit offenem Mund stehen.


    Als ich dann las, was mein Vater alles vollbracht hatte, dass er nicht nur Senator gewesen war, sondern vermutlich auch ein mehr als bloss erfolgreicher Soldat, auf Grund der errungenen Auszeichnungen inklusive der Corona Exploratoria, dann aber eben auch Flottenkommandant, Rector der Academie und erfolgreicher Politiker, ja sogar Volkstribun, da wurde mir für einen kleinen Moment ganz schummrig. Wie bei allen Göttern sollte ich diesem Erbe bloss gerecht werden?


    Bei allen Göttern! entfuhr es mir, vermutlich etwas zu laut, denn einige in der Nähe stehende Herren drehten sich etwas verwundert in unsere Richtung.


    Bewusst einiges leiser wandte ich mich dann an Sorana: Tante, das hat mir mein Vater gar nie erzählt, was er alles erreicht hatte. Schau nur, sogar Rector der Militärakademie war er und Volkstribun!


    Das war wirklich eine aussergewöhnliche Karriere und vermutlich nach heutigen Gesetzen gar nicht mehr möglich. Dieser Gedanke erleichterte mich schnell ein wenig.

  • Sorana legte dem jungen Mann in einer mütterlich anmutenden Geste die Hand auf den Arm. „Nun ich denke dein Vater war wohl eher ein bescheidener Mann. Er wird mit seinem Sohn zufrieden gewesen sein. Wirklich Großen Männer, Florus, wirklich große Männer tun Dinge und tragen sie nicht wie Trophäen vor sich her. Ich denke, dein Vater war so ein großer Mann.“ Sagte sie und sprach dabei leise und betrachtet die Statue vollen Achtung für den hier geehrten Mann.

  • Die mütterliche Hand auf meinem Arm strömte Wärme aus, etwas das ich seit langer Zeit nicht mehr verspürt hatte. Ich war meiner Tante unendlich dankbar dafür und legte meine andere Hand auf die Ihre.


    Das werde ich mir merken, Tante. Ich hoffe, dass ich in dieser Hinsicht auch ein grosser Mann werden kann. Handeln sagt mir mehr zu als darüber zu reden!


    Dann wurde ich nachdenklich und schickte ein kleines Gebet zu den Totengeistern meines Vaters und an meine Schutzgötter.


    Danach: Meinst du es ist erlaubt morgen nochmals herzukommen und meinem Vater auch mit einigen kleinen Opfergaben zu gedenken?


    Die genauen Verhaltensregeln im Ulpianum kannte ich ja noch nicht, aber da sich die Ehrenhalle im Tempel der vergöttlichten ulpischen Kaiser befand, nahm ich an, dass es vielleicht möglich sein sollte.

  • Die Duccia sah zu dem jungen Mann auf. „Das wirst du, da bin ich mir ganz sicher.“ Sagte sie um dem Folrus zu bestärken, dass er seinen Weg machen würde. „Ich denke, dass das kein Problem sein sollte ihm mit einem kleinen Opfer zu gedenken. Schließlich ist das hier doch genau der Ort dafür, dass wir sie ehren und ihrer gedenken.“

  • Dann werde ich dies morgen in Ruhe tun.


    Der Blick wanderte nochmals zur Büste und zur Inschrift. In Ruhe las ich mir alles nochmals durch.


    Ich danke dir, Tante, dass du mir diesen Ort gezeigt hast. Nun weiss ich noch genauer, was ich erreichen möchte und weshalb.


    Dann wandte ich mich zum Gehen, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass Sorana noch lange hier verweilen wollte. Sie war ja nicht verwandt mit meinem Vater.

  • Sorana lächelte den jungen Mann mütterlich an. "Nun das war doch selbstverständlich. Außerdem sollen wir unsere Ahnen in Ehren halten. Und auch wenn ich nicht mit euch verwandt bin... also nicht mehr, so war es mir tatsächlich auch ein Bedürfnis hier herzu kommen. Ich bin froh, dass ich dich begleiten konnte und das du nun neue Anreize für deine Zukunft bekommen hast. Wenn du morgen her gehst, würde ich dir gern, wenn es dir recht ist, einen Blumenkranz mitgeben den du hier für ihn opfern kannst." Sagte sie und sah noch einmal zu der Büste um dieser noch einmal ehrfurchtsvoll zuzunicken.
    Als sie sich dem jungen Mann nun wieder zuwandte, sagte sie. "Und Florus zögere bitte nicht mich zu fragen wenn du Unterstützung benötigst. Ja? Ich helfe dir und deinem jungen verwandten wirklich gern. Ich habe deiner Familie einiges zu Verdanken und freu mich wenn ich etwas von dem an euch zurückgeben kann."

  • Selbstverständlich darfst du mir gerne einen Blumenkranz mitgeben, den ich in deinem Namen opfern werde! Das tue ich sogar sehr gerne.


    Und meine Einstellung zum Thema Familie kennst du ja. Nur weil dein Gatte zu früh verstorben ist, ändert sich für mich nichts. Du hast mit deiner Hochzeit einen Platz in der Familie erhalten und diesen behältst du, bis du es dir anders überlegst.


    Dass ich damit sowohl die Tatsache meinte, dass Sorana jederzeit zu ihrer eigentlichen Familie zurückkehren konnte, als auch dass sie vielleicht wieder einmal einen anderen Ehemann finden könnte, liess ich unausgesprochen. Ich erinnerte mich daran, wie schwer der Gedanke an eine erneute Heirat Sorana in Mantua gefallen war und entschied mich, dieses Thema hier und jetzt nicht anzuschneiden.


    Ich werde daher gerne weiterhin auf deine Hilfe zählen. Danke!

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