Officium| Aulus Tiberius Verus

  • Ich war tatsächlich tiefenentspannt. Gut nach dieser Nacht war das auch wenig verwunderlich. Dennoch kotze es mich gelinde gesagt an jetzt zu meinem Bruder zu gehen. Insgeheim hoffte ich, dass er vielleicht schon aus dem Haus war. So betrat ich also sein Offizium „Salve Aulus.“ Sagte ich kühl. Als ich mein Bruder und seine zwei Wachhunde erblickte. „Können wir allein reden?“

  • Verus sortierte gerade ein paar Schriftrollen in sein armatarium, wandte sich um, als sein Bruder eintrat. Grimmig verzog Verus sein Gesicht, wie einst sein Vater, wenn die Kinder wieder mit ihren schwächlichen Befindlichkeiten auftauchten. "Ja," antwortete der trecenarius und legte die letzten Schriftrollen schnell ab und deutete dann seinen Heerscharen an, den Raum für einen Moment zu verlassen. Insofern war Verus noch ein Bruder und nahm seine Pflicht als interrex der Familie durchaus ernst. "Wir können reden," sagte der angeschickte Patriarch dieser Familie, der seinem Vater ähnlicher war, als er wahrhaben wollte. Verus nahm auf seinem sedes platz und schenkte beiden unverdünnten Wein in Bronzebecher ein, die mit dem Familienwappen gesegnet waren. Der trecenarius war sich recht sicher, dass beide bei diesem Gespräch Wein gebrauchen konnten.

  • „Gut!“ Sagte ich mit eisiger Stimme nachdem die Wachhunde den Raum verlassen hatten. Ich trat an den Tisch und mein Blick fiel auf eben jene Vitis mit der er mir gestern verdeutliche wie ähnlich er Vater geworden ist. Ich nahm eben jene Rebstock auf, ein angeekelter Gesichtsausdruck war davon begleitet. Kurz wog ich eben jene Stock, den ich so oft spüren durfte und der böse Erinnerungen weckte, in der Hand, bevor ich ihn genau vor meinen Bruder legte.
    „Ich werde mich nicht entschuldigen. Das ist dir klar oder?“ Sagte ich und meine Stimme war so kalt wie mein Gesichtsausdruck nur in meinen Augen lag ein unendlicher Schmerz. Wann genau war eigentlich mein Bruder gegangen und hatte dieses Monster hier zurück gelassen? Früher war er der große Bruder gewesen, wie oft hatte er, als er noch im Haus war, sich schützen zwischen mich und Vater gestellt? Und nun? Nun war er genau wie er.
    Er meinte genau wie Vater, dass ich ständig an meinen Platz erinnert werden müsste. Als ob ich diesen nicht zur Genüge kannte. „Tu es Vater gleich und nimm das Ding. Tu dir keinen Zwang an.“ Sagte ich zu ihm. Gewalt sinnlose Gewalt, was anders schienen sie nicht zu kennen. Vielleicht war er deshalb ein so guter Soldat geworden. „Du solltest es aber so tun wie Vater.“ sagte ich zynisch. „Sichtbare Verletzungen werfen immer Fragen auf.“ Ich legte meine Hände auf die Tischplatte und beugte mich zu ihm. Eine Geste, die ihm nicht fremd sein durfte, genau so hatte Vater uns ja immer in seinem Offizium platziert, bevor er zuschlug. „Tu dir keine Zwang an. Ich bin nicht mehr der kleine zerbrechliche Bruder, den man beschützen muss. Was meinst du hat Vater mit mir gemacht als ihr... du, und Titus aus dem Haus waren?“ Mit meinem Blick fixierte ich meinen Bruder. „Was meinst du hat er gemacht nachdem ihr und unsere verstorbenen Brüder nicht den Weg eingeschlagen haben den er sich vorgestellt hatte?“ Meine Hände formten sich nun zu Fäusten. Bisher habe ich habe ich nie mit meinen Brüder darüber gesprochen, außer unserer Schwester wusste es niemand. „Meinst du er hat seine liebevolle Seite entdeckt?“ mein zynisches Lachen musste wie blanker Hohn wirken. „Nein das kann ich dir versicher, dass hat er nicht. Er war der Meinung, dass er bei euch versagt hat und so hat er seine Bemühungen noch intensiviert. Er wollte unbedingt einen besseren Tiberius aus mir machen.“ Ich nahm den Becher und schüttete ihn in einem Zug runter, bevor sich wieder eben jene Position einnahm. „Wenn Corvina nicht gewesen wäre hättest du wohl einen toten Bruder mehr.“ Kalt waren meine Worte nur den Namen meiner Schwester sprach ich voller Liebe aus. Sie war mein Rettungsanker in all der Zeit gewesen. Auch wenn wir uns gern gegenseitig zur Weißglut brachten, verband uns dieses gemeinsam durchlebte Zeit. „Sie war für mich da.“ Sagte ich und ohne das ich es aussprach schwang der Vorwurf mit, dass meine Brüder trotz des Wissens um Vaters Gewaltausbrüche mich zurückgelassen hatte beim ihm. „Vater brachte mir bei zu funktionieren. Und ich funktioniere. Du hast mich hergeholt, damit ich den Namen Tiberius wieder Glanz verleihe und während du dich hoffentlich von deiner Verletzung erholt hast, habe ich deine Anweisung umgesetzt. Ich habe mir einen Patron gesucht, habe ein Tirocinium fori beim Consular Purgitius in Aussicht und ein Empfehlungsschreiben für die Augustales von meinem Patron Aurelius Lupus. Außerdem habe ich für Corvina eine potenziellen Ehemann gefunden. Einen Verbindung die der Familie nützlich sein wird. Du wirst den Mann kennen, es ist Iunius Silanus.“ zählte ich trocken auf. „Aber es ist wohl wie du es gesagt hast. Ich verletze den Anstand und die Würde unseres Namens. Einst musste unser Vater mich richten und da ich immer noch nicht gelernt habe musst du dies tun. Ich muss doch stets an meinen Platz erinnert werden nicht wahr.“ Sagte ich mit kaltem verachtenden Blick. „Du bist wie unser Vater, also tu dir keinen zwang an, dein kleiner Bruder hat über die Jahre gelernt zu ertragen und wenn ich die Prügel von Vater als Kind überstanden habe wird mich deine wohl nicht gleich umwerfen.“

  • Wieder diese verdammte Dunkelheit. Dieser Zorn, der so sicher und doch so grausam war. Immer wieder schug sein Herz pulsierend, als sein Bruder über den Vater sprach. Verus war einst geflohen, mit seiner Calena, um auch diese wieder zu verlieren. Seine Flucht führte ins Militär, wo er erneut Gewalt und diese Abhärtung erleben musste, die sein Vater so sehr liebte. Männer mussten stark sein. Immer stark sein. Und doch war Verus niemals stark gewesen. Seine Gewalt war Flucht und Selbstbetrug. "Die Welt ist ein Drecksloch, Nero," konterte Verus und gab damit seine tiefe Verachtung preis, die er inzwischen allen Dingen schenkte. Nur eines hielt ihn gänzlich vor der zynischen Brutalität seines Vaters fern: die Liebe zu Luna und die Hoffnung, dass er sein Kind zu einem besseren Menschen machen konnte, als er selbst war. Nicht mit Gewalt, sondern mit Mitgefühl und Gnade. Genau in diesem Gedanken fand die Kriegsbestie Zuversicht. "Unser Vater war ein Monster aber diese Welt wird von Monstern gemacht," erklärte Verus seinem Bruder mit kaltem Blick. "Gewöhne dich daran, dass Rom Gewalt ist. Dieses Imperium ist auf Gewalt errichtet und auch deine kleine Sklavin ist durch Soldaten, wie ich einer bin, entführt worden. Wir zerstören Völker und Reiche, damit Rom leben kann," sagte der trecenarius bitter. "Es tut mir leid," versucherte Verus einen Hauch Rechtfertigung, als ihm klar wurde, was diese Familie einst wirklich zerstört hatte. Der Vater hatte diesen Namen deutlich mehr geprägt und alle zu diesem Schicksal verdammt. Diese Hölle trug auch seinen Namen. "Ich habe in Dakien hunderte Unschuldige ermorden müssen. Hunderte Menschen und Tausende versklavt, auf Befehl und Wunsch dieser einen Urbs. Ich habe erstochen, verbrannt, stranguliert, tot geprügelt, niedergerungen, ausgepeitscht, bespuckt, nieder gemacht, vertrieben, entrissen, angekettet, die Augen ausgebrannt, zerschnitten, geschnitten, mit der Vitis geschlagen...," schrie Verus lautstark und seine Augen füllten sich mit Tränen, als er mit beiden Fäusten auf seinen Schreibtisch schlug. "Diese Welt ist gewalttätig. Diese verdammte Welt ist ein böser Witz und unser Vater..." Der Tiberius schluchzte gebrochen, als die Erinnerung ihn übermannte. Verus sah ein, was geschehen war und was aus ihm geworden war."... hatte Unrecht." Die Stimme brach ein und mit zittrigen Händen griff er zu seinem Becher Wein, um aus diesem einen Schluck zu trinken, bevor er mit Zorn und Wut gegen die Wand hinter Nero schleuderte. Ein blutroter Fleck blieb zurück. "Es gibt noch etwas anderes. Irgendwo...," blickte er seinen Bruder eindringlich ein. Dann schleuderte er auch die Vitis zur Seite, die vor ihm lag. "Ich bin ein Soldat und kann nichts anderes mehr sein. Nichts Besseres. Unser Vater hat mir die Gelegenheit genommen, etwas anderes zu sein. Aber du kannst mehr sein als ein Monster, Nero," forderte er ein und seine Lippen bebten dabei in Angst. "Sei etwas Besseres und aus diesem Grund versuche ich dich von Fehlern fernzuhalten. Ich versuche euch zu beschützen und anders als unser verhasster Vater, tue ich dies aus Liebe," sprach der gebrochene und traumatisierte Soldat, der mit seinen Erinnerungen kämpfte, die seine Augen vollständig einnahmen, wie eine fremde Armee. "Ich grabe längst mein leeres Grab, Nero. Ich bin verloren in dieser Welt, die ich gleichsam grausam mache aber du musst sie nicht grausam machen. Du kannst sie besser machen aber vergiss' niemals, dass diese Stadt Rom purer Machtanspruch ist. Und Macht verdirbt immer. Absolute Macht verdirbt absolut," teilte der erfahrene Meuchelmörder seine Lebensweisheit. "Es tut mir leid, dass ich nicht der Bruder bin, der ich sein müsste...," gestand der Soldat endlich.

  • Da war es wieder sein Selbstmitleid. Die Welt drehte sich um ihn. Er hatte durch gemacht, er hatte erlebt. Er war die arme Sau, die in den Krieg gezogen war und gemordet hat.
    Wo mein Vater bei ihm versagt hat setzt bei mir die „Erziehung“ ein.
    Ich empfand nichts. Kühl blickte ich ihn aus meinen blauen Augen an und lies in reden lies ihn in seinem Selbstmitleid ertrinken. Lies ihn reden reden und reden.
    „Ja die Welt ist ein Deckloch Aulus. Meinst du nicht, dass ich das schon sehr früh erfahren durfte. Früher als mir lieb war?“ Sagt ich und stieß mich nun von dem Tisch ab. „Du hast deinen Weg selbst gewählt Aulus niemand zwang dich Soldat zu werden.“ Sagte ich und verzog nicht mal eine Mine, als der Becher an die Wand knallte. „Du kannst also nichts anderes mehr sein außer Soldat?“ Und das erst Mal blitze so etwas wie Wehmut für einen Moment in meinen Augen auf. „Dann Aulus kannst du zu deinen vielen vielen toten und gequälten Seelen noch eine weitere hinzurechnen.“ Sagte ich und goss mir in aller Seelenruhe einen neuen Becher Wein ein. „Vater schlug aus Gründen der Erziehung du aus Liebe? Wo ist der Unterschied? Es gibt keinen Aulus es gibt keinen.“ Sagte ich und trank den Becher leer. Ich fixierte meinen Bruder. „Ja die Welt ist ein Drecksloch Aulus. Ich kam in der Hoffnung nach Rom, dass zumindest dieser Ort hier, dieses Heim etwas anderes sein könnte. Aber du und dein Wahn, dass dir jeder was schlechtes will zerstört.. du zerstörst alles selbst unsere Familie. Wozu brauchst du im Kreis deiner Familie Leibwächter, warum betrittst du mit ihnen mein Zimmer? Nimmst du wirklich an, ich könnte dir etwas antun? Ich würde mein verdammtes Leben für dich hergeben. Du bist mein Bruder verdammt! Hier sind wir für dich da du bist sicher, aber in deinem Wahn bist du wie Vater und kannst nicht erkennen. Verprügelt mich, wenn du daran Freude hast, wenn dir das die Sicherheit gibt das ich dir nicht antue. Schlag mich zusammen wie Vater es getan hat. Schläge und Schmerzen kann ich ertragen, aber das mein Bruder mir sagt, dass er nur noch Soldat und nicht mehr Bruder sein kann... das Aulus, dass rammt mir ein Messer ins Herz.“ Ich hob die Vitis vom Boden auf und drückte sie ihm in seine Hände „Dein Instrument deiner Macht Soldat.“ Sagte ich zynisch. „Wenn du nicht Bruder sein kannst sei Soldat, sei wie Vater walte deines Amtes und wirf mich raus. Ich werde mich nicht bei dem Soldaten und Vater entschuldigen. Falls irgendwo in dir noch mein Bruder sein sollte, sag ihm das ich ihn brauchen könnte. Ihn meinen großen Bruder zu dem ich immer aufgeblickt habe.“

  • Das Ende eines Imperiums. Das Imperium der Tiberii zerbröselte erneut, durch Gewalt und Macht. Verus nahm die Vitis entgegen, um auf diese herab zu blicken. Ja, er war ein guter Soldat. Brutal, zielgerichtet und gehorsam. Der Mann diente Rom mehr als gut und zerstörte Feinde des Reiches mit aller Härte aber hier... funktionierte dieser Mann nicht mehr. Verus war machtlos und ausgeliefert. Das Höllenfeuer loderte bereits unter ihm. Mit einer gezwungenen und eingeübten Bewegung erhob er seine Schlagwaffe, um erneut Macht und Obrigkeit zu üben. Verus wollte sich, gewohnt, für die Gewalt entscheiden, die vieles abwürgte und leichter machte. Doch etwas hinderte ihn. Das Stück Holz fiel aus seiner zittrigen Hand. Wortlos blickte er auf seinen Bruder, als die Worte ihre Wirkung nicht verfehlten. Die Vitis fiel auf den Boden. "Was ist bloß in diese Welt geraten...," meinte Verus und ließ sich in seinen Sedes zurücksinken. Er war müde, erschöpft von all der Macht und sogenannten Stärke, die alles vergiftete. Immer wieder sprachen sie von Ehre, Macht und Stärke zeigen, Widerstand leisten, sich durchsetzen und Standhaftigkeit. Alles leere Floskeln für eine einfache Tatsache: man übte Gewalt und suchte eine Begründung dafür. "Das natürliche Gesetz der Gewalt," meinte Verus und erkannte etwas über sich. Jede Handlung hatte Konsequenzen. "Es gibt keinen Unterschied," war die Antwort. Er diente Rom und Rom hing selbstverständlich als Staat auch der natürlichen Gewalt an. Gewalt war der Ursprung der Authorität. Alle folgenden Authoritäten orientierten sich an der gewalttätigen Handlung. Gesellschaften basierten auf Unterwerfung unter eine gemeinschaftliche Idee oder geteilte Sache, auch wenn sie dies gerne verkleideten und die Römer schöne Begriffe für Gewalt gefunden hatten, blieb am Ende nur eine einfache Wahrheit übrig. Man tat sich Gewalt an. Immer wieder. Ob nun durch Waffen oder Worte. Gewalt war der Schlüssel und der Kern einer jeder Gesellschaft. Der Umgang mit der Gewalt regulierte schlicht, was in einer Gesellschaft als adäquat und nicht adäquat galt. In diesem Staat hatte Rom alle Gewalt bei sich und gab sie über ein sogenanntes Imperium weiter. Auch Verus besaß eine erstaunliche Teilhabe an der Staatsgewalt. Ihm wurde bewusst, dass er nicht anders war, als sein Vater; vielleicht sogar brutaler als dieser, da er sich noch heute hinter schönen Worten versteckte. Er suchte einen Grund und Begründung aber am Ende übte er Gewalt aus, weil er Gewalt ausübte. Er war hineingeraten in diesen Kreislauf aus Angriff und Verteidigung. Immer wieder musste er sich im Konflikt beweisen. Diese einfache Erkenntis erleichterte die geschundene Seele um ein Bleigewicht, doch die Reue blieb. Nicht der Vater war allein Schuld, auch nicht die Gesellschaft, sondern er selbst. Er musste sich selbst verzeihen. Gnade mit sich zeigen, um anderen Gnade geben zu können. Es war zu leicht einen Fluchtpunkt zu suchen aber die Erkenntnis über die Gewalt selbst nahm einem jede Gelegenheit zur Flucht. Man war Teil des Ganzen. Stets war man ein Teil des Ganzen. Herrschaft war ein brutales Unterfangen und Rom mit all seinen Sklaven, seinen Legionen und auch Gesetzen war nichts anderes als ein großes Unterfangen. Die Welt war niemals einfach und doch durchzogen von dieser Gewalt. Jeder ahmte sie auf verschiedene Weisen nach. Der eine durch Worte, der andere durch Widerstand und der andere suchte bewusst nach dem Knüppel. Sie war in dieser Welt, ging nicht aus ihr und war fest verbunden mit all dem, was man Gesellschaft nannte. Erkenntnis und Verlust hielten sich in diesem Atemzug die Waage. Verus verlor etwas von sich und vermisste es nicht. Es war diese Leichtfertigkeit der Gewalt. Er handelte nicht mehr gedrillt und gesteuert, sondern fiel in diese seltsame Starre der Nachdenklichkeit.

  • Da hob der Soldatenbruder drohend die Vitis und ich bereitete mich innerlich auf schon bekanntes vor. Jeder Faser, jeder Muskel meines Körpers war angespannt und mein Blick fiel kalt in seine Augen. Ich erwartete den ersten Schlag, doch die Vitis fiel zu Boden. Und Aulus versank in einer seltsam anmutenden Starre. „Wir.“ sagte ich trocken. „Wir sind in diese Welt geraten.“ Ich blickte auf meinen Bruder und musste wohl erkennen, dass ich diesen wohl für immer verloren hatte. So nickte ich nur stumm auf ihn blickend. „Gut.“Sagte ich schließlich, nicht fähig etwas anderes zu empfinden als Enttäuschung. "Wenn du denkst, dass von mir eine Gefahr für dich ausgeht, wenn du wirklich annimmst, dass du im Kreis deiner engsten Familie nicht sicher bist...“ Ich seufzte ein Anflug von Bedauern huschte über mein Gesicht, bevor ich auch diese Emotion wieder unter Kontrolle hatte. „... dann ist es wohl besser, wenn ich dieses Haus … dich verlasse. Keine Sorge. Ich werde deine Anweisungen bezüglich der Politik dennoch umsetzen. Vater hat ganz Arbeit geleistet. Ich funktioniere, denn ich verletze nicht den Anstand und die Würde unseres Namens.“ Sagte ich und setzte ruhig und emotionslos nach. „Leb wohl Soldat und grüß meinen Bruder Aulus wenn du ihn eines Tages treffen solltest.“

  • Ein neuer Morgen, ein neuer Tag. In Corvina keimte die Hoffnung, dass der Trecenarius über Nacht ihren Bruder wieder gefunden hatte. Auf dem Weg durchs Atrium hörte sie die Stimmen von Aulus und Nero aus dem Officium. Zwei schwarze Brüder des Trecenarius standen vor dem Officium. Die Tür war einen Spalt offen. Sie hatte nicht viel verpasst. Das erste was sie hörte trieb ihr Tränen in die Augen. Nero und sie sprachen nie über ihre gemeinsame Zeit unter dem Regime ihres Vaters. Es war ihr Geheimnis sie schwiegen, sie verdrängten, sie verbargen es. Er tat es, er sprach darüber, er musste verzweifelt sein, wenn er das aussprach. Er hoffte auf seinen großen Bruder. Corvina gefror das Blut in ihren Adern. Der große Bruder war nicht da. Da drinnen saß dieses Scheusal von Trecenarius und Nero war kurz davor von diesem Scheusal verprügelt zu werden. Wie sehr hatten sie und Nero sich geirrt ihren Bruder zu finden. Nein, sie hatten einen Mann vor sich der in Selbstmitleid ertrank und nur an sich dachte. Er schrie nach Familie, nach Bruder und Schwester und stellte sie gleichzeitig als seine potentiellen Mörder hin. Er machte nicht einmal den Versuch Bruder zu sein.
    Corvina war enttäuscht und wütend zugleich. Ihr Beschützerinstinkt gegenüber Nero meldete sich. Dieser Mann wird Nero nicht schlagen. Sie stürmte ins Officium. Blieb abrupt vor dem Schreibtisch neben Nero stehen. Wollte etwas sagen. Sah Neros Gesicht, sah den roten Striemen, der sich bereits begann zu verfärben. Er war nicht frisch. Was hatte sie gestern verpasst? „ Du Scheusal hast ihn geschlagen?!“ Wo war dieser verfluchte Stock? Corvina hatte in neben dem Schreibtisch entdeckt. Sie ging hin, hob ihn auf. Wütend sah sie zum Trecenarius, der wie ein Häufchen Elend in seinem Sedes saß und holte gegen ihn aus.
    Sie war besonnen genug nicht zuzuschlagen. „ An dir mache ich mir die Hände nicht schmutzig. Es wäre besser gewesen du wärst vor der Türe verreckt.“ Angewidert warf sie ihm den Stock auf den Schoß. „Ich hoffe nur Luna hat das Kind verloren. So wie du bist, wirst du ihm niemals ein guter Vater sein. Und sollte sie es bekommen haben, sollte sie jetzt schon anfangen die Götter anzuflehen, dass der Trecenarius ihren Sproß nicht vor dem 14. Geburtstag aus Liebe tot prügelt.“ Sie sah zu Nero. „ Ich lasse meine Truhe packen. Soll er hier mit seiner „schwarzen Familie“ einziehen. Unter diesen Umständen bleibe ich keine Minute länger im Haus."

  • Eigentlich hatte Luna Verus überraschen wollen. Sie hatte es ohne ihn einfach nicht ausgehalten und war nur kurz nach ihm nach Rom aufgebrochen. Die Villa hatte sie durch den Seiteneingang betreten. Man hatte ihr schon berichtet, das im Haus dicke Luft herrschte. Sie hatte also die ganze Zeit hier in der kleine Nebentür gestanden und hatte alles mit angehört. Sie hatte alles gehört und ihr rannen die Tränen über die Wangen. Stumm ging sie nun in den Raum, nickte allen Anwesend zu ging zur Tür und verschloss dieses von Innen. Kurz lehnte sie mit der Stirn an der Tür und atmete einmal tief durch bevor sie sich umdrehte.
    „Niemand wird dieses Haus verlassen.“ Sagte sie in den Raum hinein. Sie ging zu Verus und nahm ihr diesen unsäglichen Stock und legte ihn auf den Tisch. „Niemand wird dieses Haus verlassen.“ Bekräftigte sie noch einmal ihre Worte. Sie blickte von einem zum anderen. Was sie gerade gehört hatte erklärte vieles. Es erklärte zumindest, warum jeder der hier anwesenden Tiberii seine eigenen Dämonen hatte.
    „Habt ihr eigentlich alle den Verstand verloren?“ Fragte sie rhetorisch keine Antwort erwartend. „Ihr seid eine Familie.. bei den Götter ich wünschte mir ich hätte noch eine und ihr wollt das was ihr habt einfach wegwerfen?“ Sie schüttelte mit dem Kopf und war nun wohl eher Idun und nicht Luna. „In euren Ader fließt das gleichen Blut. Den Kern einer Gesellschaft bildete immer die Familie. Ihr gegenüber sind alle Mitglieder zur vollen Loyalität verpflichtet. Du Verus als das Oberhaupt hast die Aufgabe die gesamte Familie zu schützen.“ Begann sie ihren Vortrag. Wenn den hier Anwesend nicht klar war, was Familie bedeutete, dann musste sie ihnen das wohl klar machen.
    Sie ging kurz zu Corvina und Caudex. Legte ihnen jeweils eine Hand auf den Arm, bevor sie sich umdrehte und sich kniend vor Verus niederließ. Sie nahm seine Hände in die ihren. „Sieh mich an.“ Forderte sie bevor sie weitersprach. „Kannst du es nicht sehen?“ Sie deutete mit einem Kopfnicken zu den beiden Geschwistern. „Kannst du es wirklich nicht sehen?“ Lunas Augen füllen sich mit Tränen. Vor ihr saß der Vater ihres Sohnes und er war nicht fähig zu sehen, dass seine Geschwister förmlich nach dem großen Bruder schrien? „Einst lernte ich eine Verus kennen, der hätte es gesehen. Der wäre zu seiner Schwester und seinem Bruder gegangen und hätte sie in die Arme geschlossen.“ Sagte sie und wieder liefen stumme Tränen über ihre Wange. „Ich hätte jene Mann wohl lieber in den germanischen Wälder verstecken müssen.“ Sagte sie traurig. „Ich weiß das es in dir ist und tief in dir weißt du das auch. Tief in dir hast du dein Herz verborgen. Dein Herz was gerade zerspringen muss Angesichts dessen was dein Bruder dir gerade offenbart hat. Sieh ihn dir an. Verus sieh ihn dir an!“ Forderte sie und drehte seine Kopf in Caudex's Richtung. „Kannst du es wirklich nicht sehen? Was siehst du? Ich sehe einen kleinen Jungen, der sich hilfesuchend nach seinem großen Bruder umsieht. Was jedoch siehst du? Siehst du wirklich einen Rekruten, der nicht funktioniert, der diszipliniert werden muss? Aus Liebe?“ Luna atmete tief durch. „Ich sehe einen kleinen Jungen und einen gereiften Mann, der dennoch seinen Bruder braucht. Ich sehe eine kleine Schwester die die Hand des einen Bruder hält und ihre andere nach dem großen ausstreckt. Sie suchen beide nach dir. Kannst du das wirklich nicht sehen?“ Luna erhob sich. Ihren Pupillen waren geweitet, so das ihre Augen vollkommen schwarz schienen. Sie nahm die beiden Geschwister bei der Hand und dirigierte sie sanft zu Verus. Caudex's Hand wurde in den rechte Hand von Verus und Corvina's in die Linke gelegt. „Wenn du es nicht sehen kannst, dann spüre es, kannst du es spüren? Ich weiß, dass tief in dir drin immer noch ein guter ein mitfühlender Teil übrig ist. Lass ihn jetzt raus oder verliere alles. Ja Verus wenn du so weiter machst verlierst du jegliche Familie die du hast. Du verlierst und hat dann nur noch deine schwarze Familie jene Familie die dich innerlich tötet. Was willst du Verus? Willst du leben? Odfr willst du sterben? Willst du jegliche Gefühle in dir töten? Willst du wieder einmal davon laufen? Ja du läufst davon schon dein ganzes Leben tust du das. Halt endlich an und stell dich. Stell dich deiner Aufgabe und sei das Oberhaupt dieser Familie.“
    Luna trat einen Schritt zurück und ließ den drei Geschwistern somit den nötigen Raum. Sie sollten begreifen, dass sie der Kern dieser Familie waren.

  • Es war ein Sturm. Ein Sturm zog nicht nur durch dieses Haus, sondern auch durch die Seelen der Betroffenen. Ein Sturm, so brutal und überfordernd, dass er unaufhaltsam seine Winde peitschte. Verus stand im Auge des Sturmes, nahm die Worte der Beteiligten entfernt wahr. Er hatte oft genug Konflikte ertragen, ausgefochten und angefacht, um diese für sich oder andere zu entscheiden. Der Konflikt war sein Lebensinhalt. Die Gewalt war seine Lebensbestimmung geworden. Unter seinem Befehl waren die Amazonen vernichtet worden. Unter seinem Befehl wurden ganze Feinde des Reiches niedergemacht.


    Der trecenarius war der Herrscher der Peitschen und tödlichen Waffen in diesem Imperium, welches mit seiner unfertigen Gerechtigkeit, die Last einer Minderheit auf die Schultern einer Mehrheit legte. Verus weinte nicht nur, um diese Welt, sondern auch um seine Familie. Wie sehr wünschte er sich eine Erlösung von der Gewalt. Einen echten Frieden und doch war ihm vollens klar, dass es in Rom nie wirklichen Frieden geben konnte. Es gab nur einen vorübergehenden Waffenstillstand, der jeden Tag mit Blut und Grausamkeit errungen werden musste. Seine schwarzen Soldaten durchsuchten, durchkämmten und durchsetzten ganze Häuser. Seine Horden an inoffiziellen Meuchlern und Agenten unterstützten nicht nur die Stadt, sondern auch eine alte Idee. Verus war eine Plage, eine segensreiche Plage für alle Widerstände, Störer und Feinde des Imperiums. Und doch war er auch sich selbst eine Plage; eine echte Heimsuchung, denn er hatte verlernt, den Frieden zu suchen. Krieg war die Wahl. Konflikt war die Antwort auf ein zerrüttetes Leben, welches Pein und Folter kannte. Verus wollte seine Familie sogar verlieren. Sie waren ein Hindernis; eine Schwäche in einer Welt, die mehr nahm als sie gab. Die Straßen bluteten unter seinen Klingen, während andere an seinem Gift erstickten und die Christen ihrem Messias folgten. Er würde sie alle brennen lassen und doch brannte bereits etwas in seinem Leben. Seine Familie. Sie zerfiel unter der Asche der Verzweifelung. Verus keuchte als die okkulten Klänge durch seinen Verstand fuhren, wie ein Kriegswagen.


    Dumpfe Töne, fordernd und einfordernd, die sich seines Verstandes bemächtigten und deutlich machten, was Verus wirklich geworden war. Die Tentakel seiner Vergangenheit, umschlungen seinen Hals, unterdrückten eine freie Atmung, als ihm diese verächtliche Reue widerfuhr. Er spielte diese Musik. Fleißig und tapfer spielte die Musik auf, wie eine verdammte Spieluhr seiner Schuld. Sein Vater wanderte als Geist im Schatten, als er er hinter Luna blickte. Die Zeit blieb stehen. Stillstand. Endlich Ruhe, als seine Wahrnehmung zum Erliegen kam. Eine Epiphanie setzte ein. Eine wahre Erkenntnis, die nicht beschreibar war. Der Hass ließ von ihm ab und die mächtigen Tentakel seiner Schuld zogen sich in die Untiefen des Kraken zurück, der nicht nur Pluto diente, sondern auch jenem Zorn des Krieges. Hörte Verus Regen, der auf das Dach schlug? Spürte er etwa Regen auf seiner Haut? Dieser verdammte Regen, den er einst in Dakien und später auch in Germanien so intensiv erlebt hatte; ein Regen, der den Tränen der Götter nicht unähnlich war. Ein Regen, der so brechend und doch so erlösend, in die Natur schlug. Ein Regen, der einen Sonnenschein erst schön machte, wenn er vorbeigezogen war. Dieser Regen, der Blut und Schlamm fortwusch, bis der Mensch im Angesicht der Wolken frei stand. Diese Melodie war es. Es regnete. Nicht nur in der Außenwelt, sondern auch in der Innenwelt des Mannes, den man zu sehr mit seinem Amt verband. Verus weinte mit gleichen Tränen, wie seine geliebte Luna.


    Sie war der Mond in seinem Leben, welches nur eine lange Nacht kannte. Und der Regen gab beiden ihre Würde zurück. Seine Augen fokussierten Luna, als sich die Zeit aus dem Stillstand befreite und der Moment mit all seiner brutalen Macht zurückkehrte. Verus spürte die Hand seiner Schwester in seiner Hand, und schließlich auch die Hand seines Bruders in seiner anderen. Verus realisierte, dass er nicht nur eine Narbe, sondern auch eine Wunde, in sich trug, die sein Vater ihm zugefügt hatte. Eine Wunde, die ihn antrieb und die Fehler einforderte, die sein Leben begleiteten. Gewalt wollte mit Gewalt beantwortet werden. Und doch konnte Verus nicht mehr. Er wollte sie nicht mehr. Nicht mehr hier. "Wir sind eine Familie," setzte er Wort für Wort einen Satz zusammen. "Ich bin nicht, wie Vater," erklärte Verus mit salziger Stimme, als der Regen von einem festen Donner untergraben wurde. "Vergebung," war das Wort, was ihm schwer fiel und so sprach er es getragen und langatmig aus. Etwas, was er wirklich suchte und vielleicht jetzt finden konnte.

  • Hätte sich nicht just in jenem Moment Lunas Hand auf meine Schulter gelegt, hätte ich mich wohl enttäuscht umgedreht und das Zimmer und Haus verlassen. Ich wusste immer noch nicht wie diese kleine Germanin es geschafft hatte, aber ich hatte einen großen Respekt vor ihr. Dennoch konnte ich nicht anders. „Wir tragen den selben Namen. Aber eine Familie?“ Fragte ich und mein Augen blicken auf den Mann der immer noch vor uns saß. „Vergebung ist wie Respekt, beides muss man sich verdienen.“ sagte ich kühl. Ich konnte einfach keine Emotionen mehr zeigen. Ich hatte am Anfang des Gespräches mein Innerstes offenbar und er hatte es nicht verstanden. So hatte ich mich wieder zurückgezogen und legte eben jene Kühle an den Tag die ich mir zu eigen gemacht hatte. „Ein Bruder, ein wirklicher Bruder wäre aufgestanden und hätte seine Familie in die Arme geschlossen. Ihnen gezeigt, dass er ihnen vertraut. Ein Bruder würde nicht um Vergebung bitten, denn der wusste das seien Familie ihm eh alles verzeiht.“ Sagte ich, atmete einmal tief ein und aus. „Uns musst du nicht um Vergebung bitten, tu das bei den Göttern und Ahnen, nicht bei uns.“ Traurig sah ich zu meiner Schwester, nahm ihre Hand und zog sie zu mir in meinen Arm. „Sind wir es nicht wert? Sind wir es nicht einmal mehr wert, dass du dich erhebst und uns zeigst, das wir eine Familie sind? Worte sind Lippenbekenntnis nichts weiter. Sie sind schnell ausgesprochen und ebenso schnell gebrochen. Wenn wir es nicht mal mehr wert sind, dass du uns auf Augenhöhe begegnest, was für eine Familie sind wir dann?“

  • Entweder Verus entschied sich für einen Kampf oder für die Flucht. Doch beides wollte nicht passen. Nicht mehr möglich erscheinen, nachdem die Vergebung errungen werden musste. Seine ihm eigene Zuversicht in die kalte Welt zerfloss im Bedürfnis, endlich ein Zuhause zu finden. Doch die Person, geprägt durch eine traurige Vergangenheit, konnte nicht einfach handeln. Sie war in sich gefangen, gehalten durch Ketten der Furcht. Er fürchtete sich, dass seine Familie auch Verrat üben konnte. Diese Welt war voller Lügen und Verrat, so dass der trecenarius zweifeln musste aber dies nicht wollte. Er wollte nicht an seiner Familie zweifeln, selbst wenn er Vergebung verlangte. Verus musste aufgeben. Sich selbst aufgeben, um sich zu erheben. Der Schritt war schwierig, denn die Bestie des Krieges lungerte. Vielleicht war es das Schicksal von verdammten Männern, durch die Hand ihrer Liebsten zu sterben? Verus erhoffte sogar diesen Tod, dass sein Bruder oder seine Schwester ihn töten würden, damit diese Verurteilung endete. Ihr Verrat wäre vollständig und perfekt. Für Verus gab es nur diese eine Welt, die ein Gefängnis für alle war. Wo die Tiere die Gnade des Unwissens hatten, waren die Menschen wissend. Und leider - trotz ihrer Hybris - waren die Menschen auch nur Tiere, gehalten durch Umstand und Gelegenheit. Gesellschaft war Verkleidung. Gesetze, die Peitschen und Gewalt die natürliche Ordnung. Ohne Staat würden die Menschen zerfallen und Verus wusste ganz genau, dass auch seine Familie zerfallen würde. Dennoch konnte er so nicht weitermachen. Nicht mehr. Das Kriegsschwein raffte sich unter dem Gewicht von unzähligen Gewichten auf, um sich seiner Familie zu nähern. Eine neue Ordnung musste etabliert werden. Auch wenn diese Schwäche war. Verus gestand sich seine Schwäche ein und breitete seine zur finalen Geste aus, um seine beiden Geschwister in seine Arme zu schließen, darauf das sie ihm ihre Dolche in den Rücken rammen würden. Er akzeptierte dieses Ende. Sehnsüchtig und erwartungsvoll schloss er seine Augen.

  • Ich sah meinen Bruder an. Die Stille die im Raum lag war erdrückend. Sie nahm einem förmlich die Luft. Als sich mein Bruder nun schwerfällig erhob, seine Arme ausbreitete und seine Augen schloss drückte ich die Hand meiner Schwester. In mir brach alles zusammen. Ich hatte meine Kontrolle für einen Moment vergessen. Hatte ihm einen Blick in meine Seele gewährt. Seit Jahren hatte ich dies nicht mehr getan und ich bekam gerade wieder vor Augen geführt, warum ich meine Gefühle nicht zuließ. Man wurde verletzt. Tief getroffen. Aulus hätte lieber den Stock nehmen sollen, damit hätte er mir weniger Schmerzen zugefügt als mit dem was er gerade tat. Er konnte uns nicht mal ansehen. Wir waren es wohl nicht wert. In seinen Augen hatte ich zuvor nichts erblicken können was auf Vertrauen hindeuten würde. Er vertraute nicht mal uns, seiner engsten Familie. Ich hielt die Hand meiner Schwester fest. Sie war die letze Familie die ich noch hatte. Sie hatte mich noch nie enttäuscht. Aulus aber tötete gerade einen Teil von mir. Jener Teil, der sich einen großen Bruder wünschte. Sich wünschte, dass der Bruder Bruder war und mir nur ein klein wenig Anerkennung schenkte. Jene Anerkennung, auf die ich schon bei Vater umsonst gehofft hatte. Ich sah meine Schwester an, nickte ihr kurz zu. Ich wandte mich ab und zog Corvina mit mir. „Es tut mir leid Luna, aber .. es gibt keine Familie mehr.“ Sagte ich und verließ mit meiner Schwester den Raum.

  • Die ganze Welt beobachtete das Versagen eines Mannes, der eigentlich nur jene Liebe suchte, die er gerade verwarf. Er verwarf alles durch militärische Konditionierung und Abhängigkeit von seiner ihm eigenen Angst. Alle Oper in seinem Leben war umsonst und verschwendet. Selbst der Versuch der Rückeroberung seiner eigenen Würde scheiterte in dieser stillen Agonie. Es gab keine Lösung, keine klare Linie und eine Antwort für einen Mann, der sich selbst herzlos machen wollte. Sein Paradies war längst verloren, in der Vergangenheit und dem verlorenen Wunsch. Angst bestimmte seine Welt, getrieben durch Umstand und Verstand. Der Wunsch nach einem neuen Eden war hier. Der Wunsch nach einer Erlösung, dem Neubau eines Heimes mit seinen Geschwistern und doch blitzte nur das Versagen in seinen Augen. Verus versagte. Er scheiterte an sich selbst, obwohl er in allen anderen Dingen mit Brutalität siegte. Doch dieser Mann war hilflos getrieben in sein eigenes Überleben, als die erwartete Reaktion seines Bruders ausblieb. Verus musste realisieren, dass die Zeit als Bruder für ihn verloren war; verloren, wie seine Liebe, die in einem Lichtblitz deutlich wurde, während er seine Augen erneut öffnete. Verus wollte kämpfen, während die Welt sein Versagen beobachtete. Die Arme sanken herab und die Augen starrten auf die sich entfernende Familie. Etwa entriss ihm sein Fundament, als er mit beiden Fäusten wütend auf den Tisch schlug und nicht von seinem Stand ausbrechen konnte. Tränen füllten erneut seine Augen, die seinen leeren Blick umschlossen und um sehnsüchtige Menschlichkeit bettelten. Noch wenige Schritte und seine Geschwister mitsamt Luna wären für ihn verloren. Verlust kannte er.


    Er hatte viel geopfert, um der trecenarius zu werden. Ein Soldat Roms. Doch war er nicht mehr bereit, noch mehr zu opfern. Verus war der göttlichen Gnade eines Menschen gefallen, alles verloren und doch wollte er nicht kampflos schwinden und den letzten Rest verlieren, der noch von einem einstigen Menschen übrig geblieben war. Alles, was noch möglich war, lag in dieser verlustreichen Handlung, der letzte Aufgabe eines Soldaten, der um seine Liebe und mitsamt Herz rang.


    "Doch es gibt noch eine Familie," rief Verus mit trauriger Stimme, als er sich endlich aufmachte, um seinen Geschwistern hinterher zu fallen. Mit schnellen Schritten holte er auf. "Alles, was ich immer wollte, war eine Familie," sagte er eindringlich und überholte seine Geschwister, um sich vor diese zu stellen. "Alles, was ich immer wollte, war euer Vertrauen. Ich habe nur verlernt und vergessen, was dieses Vertrauen ist," erklärte er einsichtig und seine Finger zitterten, wie sein Blick, umschlossen von wankenden Augenlidern. "Ich weiß, dass ich vieles verspielt habe. Vieles aufgegeben habe, dass ich geflohen bin... dass ich ein - Uns - nicht verstanden habe ...," sortierte er stammelnd Worte, als er Emotionen erweckte, die einen Soldaten schwach machten. "Ich weiß, dass ich uns kein Heim geboten habe...," gestand er ein. "Ich weiß, dass ich nicht der Bruder für euch war, der ich hätte sein müssen. Egal, was die Umstände verlangt haben, ich hätte mich nicht flüchten dürfen. Doch habe ich es getan... Ich habe es getan," suchte er Vergebung in ihren Gesichtern. "Ich habe zugehört," versicherte der gebrochene Mann, dessen Stand nicht mehr durchdrungen von militärischer Stärke war, sondern eher gekrümmt. Die prätorianischen Wachen folgten und umschlossen die Familie drohend, da die Prätorianer ihren gefallenen Teufel nicht aufgeben wollten. Verus war aus ihrer Sicht in erster Linie Prätorianer und erst dann Familienmensch. Dieses Disput konnte die Sicherheitslage beeinträchtigen, so dass sie aufmerksam beobachteten und im Zweifel einschreiten würden, wenn Caudex oder Corvina aggressiver wurden. Verus bemerkte diese Geste seiner Männer und schickte sie fort: "Lasst uns allein. Das ist eine Sache der Tiberii," verlangte der trecenarius und die Prätorianer zogen sich murrend in die umliegenden Bereiche zurück, so dass die Familie tatsächlich richtig alleine war. Für einen Moment hatte der prätorianische Eid keine Macht mehr. Verus fühlte sich verlassen, aufgegeben aber ertrug dies aus tiefer Reue für sein Versagen. Nicht nur als Mensch, sondern auch als Bruder. "Es gibt eine Familie. Es muss eine Familie geben," sagte er seine Geschwister mitleidig anblickend. "Lasst mich euch als Bruder umarmen. Wenigstens dies, bevor ihr geht," war der letzte Wunsch in emotionaler Agonie.

  • Ich blickte meinen Bruder an und ließ ihn reden. „Du hattest eine Familie, die hattest du immer. Oder meinst du Corvina und ich wären nach Rom gekommen, wenn du ein weit entfernter Verwandter wärst.“ Sagte ich und warf den den sich drohend aufbauenden Leibwächtern einen abfälligen Blick zu. Er schickte sie weg? Erkannte er endlich, dass er von uns nichts zu befürchten hatte. „Du hattest unser Vertrauen, doch wolltest du es nicht sehen. Du redest dir lieber ein, dass alle dir ans Leder wollen.“ Sagte ich und sah meinen Bruder mit eisigen Blick an. „Wenn ich dich hätte töte wollen, hätte ich dafür nicht selbst nach Rom kommen müssen, du weißt genau wie ich, dass es Leute für so was gibt.“ Ich schüttelte den Kopf. „Aulus, warum wohl bin ich hier? Warum? Weil du DU es warst der mich hergeholt hat. DU warst es. Also warum WARUM? Warum denkst du, dass wird nicht deine Familie sind? Das du uns nicht vertrauen kannst? Ja du bist geflohen, wie wohl jeder gern von uns geflohen wäre nur nicht jeder konnte es. Aber darum geht es nicht. Darum geht es schon lange nicht mehr. Vater ist tot und Geschichte. Nun auch seit ich hier bin, warst du nie da. Du warst körperlich anwesend... ja aber DU WARTS NICHT DA!“ Ich musste tief durchatmen um mich unter Kontrolle zu behalten. „Wir wollen nicht gehen.“ fuhr ich leiser fort. Abgesehen davon wenn jemand das Haus verlassen würde, dann wäre er das und nicht wir. Dies hier war der Stammsitz der Tiberiii und nicht sein Privatbesitz. „Wir wollen unseren verdammten Bruder. Unseren Bruder, der weiß, dass er nicht allein ist, und der weiß, dass er eine Familie hat. Der weiß, das die Tiberii nicht nur aus ihm bestehen." Sagte ich und fügte im Geiste an. Einen Bruder der weiß, dass nicht nur er eine Vergangenheit mit sich herumzutragen hat.
    „Wenn wir hierbleiben, gibt es Bedingungen. Die dort....“ Ich zeigte auf seine schwarzen Brüder. „...haben ab heute keinen Zugang mehr zum Haus. Wir haben eigene Leute für die Sicherheit. Sie können in einer der Mietwohngen nächtigen. Aber in diesem Haus haben sie keinen Zugang mehr, hier droht dir keine Gefahr. Und deinen Schwester und ich wollen ein normales Leben führen. Wenn du uns vertraust, wirklich vertraust, dann sollte das kein Problem sein. Und dann und nur dann können wir auch wieder eine Familie werden und uns als solche in die Arme schließen.“

  • Mit schnellen Schritten geleitete er seinen prätorianischen Kameraden in sein Arbeitszimmer, wo bereits einige Dokumente auf dem großen Arbeitstisch ausgebreitet lagen. Eine halbleere Karaffe Wein sprach für einen langen Tag. Verus schenkte dem Iulius ungefragt ein und reichte ihm den Becher. Es handelte sich um einen guten und süßen Wein von herausgehobenener Qualität. Verus hatte es sich angewöhnt zu trinken, um mit der Belastung klar zu kommen. Und auch um einige Gedanken abzutöten, die ihn stets verfolgten. Verus schloss die Tür hinter dem Iulius. "Marcus," sagte Verus erleichtert und nahm seinen eigenen Becher auf, um mit ihm anzustoßen. "Ich danke dir, dass du gekommen bist," teilte der verzweifelte trecenarius seine Emotionen mit, die auch in seinem Gesicht sichtbar waren. "Es gibt Dinge, die muss ich im Vertrauen mit dir besprechen, auch fern der Hierachien," klärte er seinen alten Freund auf, um Missverständnisse gleich aus dem Weg zu räumen, obwohl er wohl damit neue Fragen erschuf. "Du hast sicherlich Hunger?" - fragte Verus in römischer Sitte, um seinen Gast standesgemäß zu behandeln.

  • Ein guter Wein für Licinus war Perlen vor die Säue geworfen, entsprechend folgte außer einem knappen "Danke!" auch keine besondere Würdigung des Getränkes.
    "Ja, gerne!" nahm er das Angebot des Essens an. Ein Soldat aß immer, wenn sich die Gelegenheit bot, man wusste ja nie, wann es das nächste Mal etwas gab.
    Allerdings war Licinus auch ein Mann der Tat und dieses beinahe geheimnisvolle Treffen irritierte ihn ein wenig, daher ließ er sich durch das ankommende Essen nur ungern aufhalten.
    Ein hierarchieloses Treffen zwischen zwei Militärs war allerdings allenfalls ein Witz, und in diesem Fall auch nur möglich, weil sie sich eben in unterschiedlichen Ämtern der gleichen Rangstufe befanden.
    "Also? Was liegt an? Dein Einaldung klang, wenn du erlaubst, recht geheimnisvoll."

  • Verus öffnete eine Schublade, zog einen Schinken hervor und legte ein paar alte Brote daneben. Soldatenbrot. Es war eine schnelle Speise, wie sie unter Offizieren üblich war, die kurzfristig und schnell speisen mussten. Verus rammte ein scharfes Messer in das Fleisch und drehte Licinus das Holzbrett zu. "Bediene dich," forderte Verus auf und lächelte scharf dabei. Denn Verus aß häufiger in seinem Büro und die Sklaven brachten bereits entsprechende soldatische Speisen unter, damit er seine Arbeit nicht vernachlässigen musste. Anders als andere Römer, die nur vier Stunden am Tag einer wirklichen Arbeit nachgingen, lebte Verus für seine Sache und war durchweg Soldat, was man an dieser Geste sehen konnte. Marcus würde diese Speise kennen. Üblich war nur ein wenig Knoblauchöl, um das Brot in dieses zu tunken, was leider fehlte. So blieb vorerst nur Brot und frischer Schinken, der bereits an einigen Stellen angeschnitten war. "Ich nehme an, dass du ahnst, dass ich bald nach Parthien aufbrechen soll," leitete der trecenarius vorsichtig ein und blickte dabei in seinen Becher. "Ich würde dies gerne vermeiden aber die Augusta gab mir einen vertrauenswürdigen Auftrag aber wir beide wissen, dass es dort allerhand Gefahren gibt. Meine Rückkehr ist ungewiss und bei der Lage in Rom mit den Christen, korrupten Beamten und einem latent trägen Senat, gehe ich sogar davon aus, dass dies eine Todesmission ist, um mich sauber zu entsorgen," sagte der Prätorianer recht monoton aber man merkte ihm dennoch eine gewisse emotionale Belastung an. "Aber du weißt, dass ich keine Wahl habe. Ein Befehl ist ein Befehl und ich werde nicht gegen meinen Eid handeln," versicherte er, obwohl er dies gelegentlich sicherlich getan hatte. Sein Eid war immer sehr flexibel und dehnbar. Doch in dieser Sache konnte er sich nicht mehr herauswinden und wollte es auch nicht. Seine Schuldgefühle und Albträume wollten enden und auch Verus hatte genug von diesem ewigen Kampf. "Aber, als Kamerad und Eidbruder, wollte ich dich nach deiner Meinung fragen und wie du die Sache bewertest," fügte er an und blickte Marcus mit traurig glasigen Augen an.

  • "Ich weiß. Gewisse Vorbereitungen wurden bereits getroffen. Gelder an verschiedenen Stellen bereit gestellt." Kein Mensch konnte mit allzu großen Geldbeträgen reisen. Dazu hatten die Logistiker des Präfekten angefangen Münzen in Edelsteine umzutauschen um mit dieser universellen und noch dazu leichten Währung, das Fortkommen des trecenarius zu unterstützen.


    Das klang alles mal wieder ausgesprochen theatralisch. Todesmission, entsorgen, dass war nicht Licinus Wortwahl. Er war Fatalist. Jede Mission konnte den Tod bedeuten. Rom war nur wenig ungefährlicher als die Parthische Grenze, die Banden der subura nicht weniger gnädig gegen Spione, wie die Parthischen Herren.
    "Nun," wie du schon sagtest, "Befehl ist Befehl und du hast Gehorsam geschworen. Also hast du schlicht und ergreifend keine Wahl."

  • War dies der Weg, der notwendig war? Diese Parthien Mission konnte nicht nur sein eigenes Ende bedeuten, sondern auch ein Ende seines persönlichen Krieges. Verus fühlte sich verraten, verlassen von seinen eigenen Wünschen, und dieser grausame Hass kochte in ihm auf, dass vielleicht doch alles vergebens war. Es dürfte nicht vergebens sein. Dieser Krieg dürfte niemals enden, denn dann würde seine Bedeutung schwinden. Er selbst hatte nur einen Sinn im Kampf. Ein Soldat im Frieden war bedeutungslos, ein fremdes Überbleibsel in einer Welt, die sich im Alltag vergeht. Doch einen Alltag bewerkstelligen, das konnte ein Soldat selten zufriedenstellend, denn alles wurde mit Disziplin und martialer Macht behandelt. Es fehlte an ziviler Würde, die im Umgang angenehmer war, als sturer Kampf. Doch war in dieser zivilen Welt verloren, wenn er keine Feinde zu bekämpfen hätte. Er war selbst noch weit von einem echten Frieden entfernt, da er mit sich selbst rang. Es gab immer noch Schlachtfelder zu erobern, Gegner nieder zu werfen, und die Macht einer Idee mit Gewalt darzustellen. Seine Wahrheit lag inzwischen dem Griffel und dem Schwert seines Amtes. Und doch war diese Parthien Mission ein Angriff auf seine Authorität, die er hier in Rom mit fester Absicht errungen hatte. Die Christenverfolgung erblühte inzwischen nicht mehr durch seine Tatkraft, sondern auch durch die feste Fixierung des Apparates auf diese Feinde; inzwischen konnte man jede staatsfeindliche Aktivität unter dem Begriff "Christ" zusammenfassen, da Verus in den Köpfen vieler jenen Gedanken etabliert hatte. Seine Beharrlichkeit und Betonung des Feindes, führte zu einer Vergiftung der Vernunft. Nicht nur bei einem Senator, sondern bei vielen. Verus verlor seine Liebe, seine Menschlichkeit und wandelte sich in jenen Dämon, den die Christen fürchteten. Denn Verus verstand nicht mehr, wollte nicht sehen, welches Leid er in Wahrheit bereit hielt. Nicht für die Feinde, sondern auch für die Verbündeten. Krieg war nicht einfach, er war komplex und zerstörte nicht nur Feinde. Doch dieser Krieg war längst ausgebrochen, so dass selbst Verus ihn nicht mehr aufhalten konnte und gerade deswegen wollte er hier in Rom bleiben, um an der Front zu kämpfen und nicht fern und nutzlos sterben. Doch was Verus verkennen musste, war das jener Kampf in Parthien ihm einen Waffenstillstand mit sich selbst bescheren konnte. Die Ferne, die Loslösung von der vermeintlichen Heimat, die er geschaffen hatte, konnte endlich zu einem Umdenken führen, wenn er mit seinem eigenen Tod erneut konfrontiert wurde. Nicht nur in Gedanken, sondern leiblich. Er musste das Gift seines eigenen Hasses trinken, um das Leid zu sehen, welches er wirklich brachte.


    Fronten waren dabei einzubrechen, so auch zwischen seinem Kameraden Licinus und ihm. "In der Tat," schloss er den Gedanken ab und verlor sich in einem gleichenj Fatalismus, wie der Iulius. "Du bist ein guter Logistiker, alter Freund," wertschätzte Verus mit einer gewissen Ironie seinen militärischen Bruder. Vielleicht verstand dieser am ehesten, was Verus bewegte. - Und hinderte ihn deshalb daran, diesem Befehl zu entkommen. Ein ehrbarer Tod war stets besser, als eine Entehrung durch Feigheit. Als Feigheit würde man ihm dies auslegen, wenn er einen anderen anstatt seiner selbst schicken würde, um den abtrünnigen parthischen General zu verfolgen und die Aktivitäten des parthischen Reiches aufzuklären. Nebensächlich gab es auch noch die geheime Order der Kaiserin, die eine Sache dort erledigt wissen wollte. Der Caesar befand sich in der Region und Verus war willige Helfer der Machenschaften und Spiele der Kaiserin. Nicht nur aus diesem Grund konnte er diesem Befehl nicht entfliehen. Die Mission forderte alles von ihm, so dass er sich wirklich eingestehen musste, dass er vielleicht auf zu vielen Schlachtfeldern kämpfte. "Ich habe keine Wahl," gestand er und blickte seinen Kameraden trüb an. "Doch wer übernimmt die Bearbeitung der möglichen Aufständischen und Christen?" - fragte er, um sein politisches Erbe in dieser Stadt verwaltet zu wissen, wenn er nicht vor Ort war. Er musste davon ausgehen, dass andere Offiziere nicht diesen Fahndungsdruck auf die Christen aufrecht erhalten würden.

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