Eine kleine cena zu Beginn ihres Aufenthaltes in Italia. Genau das erwartete Lucius von seiner Schwester. Sie wollte wissen wie es hier weiter ging. Lucius freute sich auf das gemeinsame Essen und ging ins Triclinium. beim Hinlegen auf die Kline streifte er seine Schlappen von den Füßen und machte es sich bequem. " Das fühlt sich neu an. Hast du das heute gekauft?" fragte er mehr um das Gespräch in Gang zu bringen. " Wie gefällt dir Rom nach den ersten Eindrücken?" Er nahm sich zwei gefüllte Eihälfte und Gurkensalat. " Zu meinem verspäteten Eintreffen. Ich habe mich in Ostia umgesehen und ein kleines Geschäft in Mantua getätigt. Wie du weißt ist Eusepio weit vor uns nach Mantua abgereist. In Ostia haben wir uns getroffen. Er hat sich die Casa in Mantua angesehen, sie ist gekauft. Verlässliche Leute kümmern sich, während unserer Abwesenheit darum." Drei Scheiben vom aufgeschnittenen Rettich, eine Prise Salz, danach eine Keule vom gefüllten Huhn und zum Abschluss Pfannkuchen mit Honig, Nüssen und Mohn.

Triclinium |
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Corona lag bereits auf einer der Klinen. Zu dieser cena kein Stuhl, hier waren sie unter sich. Ihr Bruder tauchte wenig später auf. Seine Anmerkung zu den neuen Kissen nahm Corona dankend an. " Ja, ganz neu und bequemer." Sie löffelte en paar eingelegte Oliven auf ihren Teller und nahm von den gefüllten Eiern. " Sehr laut, unüberschaubare Menschenmassen, ein riesiges Angebot an Waren. Das muss ich erst mal verdauen. Die Stadt hat mich heute regelrecht überfordert mit ihren Eindrücken." Die kommenden Tage öfter auf die Straße gehen, das war bestimmt ein gutes Mittel um Rom näher kennenzulernen und mit der Größe zurecht zu kommen. " Eine Casa in Mantua. Für was das bitte? Spar dir, es mir heute erklären zu wollen. Ich mag heute keine komplexeren Vorgänge mehr." hr Bruder war ihr wieder drei Schritte voraus. Sie machte sich darüber keine Sorgen, bei allem was er bisher getan hatte, war Corona eine feste Größe. " Hast du dir für die kommenden Tage was vorgenommen?" Wollte sie beim Verzehr ihres Nachtisches wissen. Sie selbst hatte genug vor.
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Er wusste ziemlich genau, was er die kommenden Tage vor hatte. " Ich werde zum Curator Rei Publicae gehen und wegen einer Anstellung in der Verwaltung nachfragen. Es wird sich ganz bestimmt etwas ergeben. Weiter sind geplant, ein Patron zu suchen und langsam mit den Vorbereitungen auf den Cursus Honorum zu beginnen." Hörte sich nach Kleinigkeiten an. Das waren sie nur auf den ersten Blick. Es war nicht einfach für Primus hier in Riom war er neu und unbekannt. In Barcino war er in der Gemeindeverwaltung Scriba gewesen. Dort hatte er erste Einblicke in Verwaltungstätigkeiten erlangt. Gute Voraussetzungen für seinen weiteren Weg hier in Rom. Bis zu den nächsten Wahlen musste er sich um einiges mehr ins Zeug legen. " Meine Zeit wird ausgefüllt sein. Du siehst, du musst dich nicht sorgen, dass mir hier langweilig wird." Was er nach den offiziellen Terminen zu unternehmen gedachte, behielt er für sich.
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Die Dämmerung schleicht sich durch die fein gewebten Vorhänge. Der Tag stirbt langsam – wie so vieles in diesen Zeiten. In der Mitte des prachtvoll ausgestatteten Speisezimmers liegt Agrippa auf seinem Speisesofa. Seine Toga ist locker geschlungen, ein alter Mann in einem Raum voller Erinnerungen. Die Wände erzählen Geschichten von Triumphzügen und Seeschlachten – von Zeiten, als die Welt noch jung schien.
Ein goldener Becher ruht in seiner Hand, gefüllt mit schwerem Falerner, jahrzehntealt und dunkel wie Blut. Auf dem Tisch vor ihm: gebratene Wachteln, Feigen in Honig, Käse aus Kampanien, Oliven, Datteln – eine Auswahl, wie sie nur einem Mann seines Standes zusteht.
Agrippa hebt den Blick und lächelt. In der Ecke, im Schatten des Raumes, meint er eine vertraute Gestalt zu sehen. Schlank, hager, das Haar grau und die Augen wach – so, wie er ihn in Erinnerung trägt.
„Anton…“ murmelt Agrippa, den Blick noch immer ins Halbdunkel gerichtet. „Du bist spät dran, wie immer.“
Er lacht leise, ein raues, kehliges Geräusch, das mehr Melancholie als Freude trägt.
„Ich hoffe, sie geben dir dort, wo du jetzt bist, auch etwas Ordentliches zu trinken. Oder ist der Nektar der Götter am Ende doch nur dünner Traubensaft?“
Agrippa hebt den Becher, schwenkt den Wein langsam, bevor er trinkt.
„Weisst du noch, wie wir jung waren? Immer zu zweit, immer mit leeren Bechern und vollem Appetit. Kein Fest war sicher vor uns. Kein Fass vor Mitternacht leer. Und jetzt…“
Er greift nach einer Feige, taucht sie in Honig, kaut langsam.
„Jetzt esse ich allein. Trinke allein. Und rede… nun ja, mit dir. Obwohl du seit Jahren tot bist.“
Kurzes Schweigen. Das Knacken einer Olivenhaut zwischen den Zähnen. Das Knistern des Feuers in der Wandnische.
„Du hast das große Los gezogen, Anton. Sanft entschlafen, in deinem Garten, umgeben von deinen Kindern. Kein Schwert, kein Gift, keine Intrige. Altersschwäche, sagt man. Als wäre es eine Tugend, friedlich zu vergehen.“
Er nippt wieder am Wein, diesmal länger, nachdenklicher.
„Ich frage mich oft, ob ich den Genuss verlernt habe. Nicht das Essen – das ist gut, sehr gut sogar. Und der Wein? Stark, süss, mit einem Nachhall von Aprikose und Holz. Aber der Geschmack… er ist nicht mehr derselbe. Als würden meine Sinne alles durch einen Schleier wahrnehmen.“
Er lässt den Becher sinken.
„Früher war Genuss wie ein Sturm. Heftig, berauschend. Heute ist er wie ein Windhauch – kaum spürbar, schnell verweht. Oder liegt es daran, dass du nicht mehr da bist, um mit mir anzustoßen?“
Agrippa greift nach einem Stück Lamm, bricht es mit den Fingern, kaut langsam, schweigend. Dann wieder:
„Du hast einmal gesagt: Der wahre Genuss liegt nicht im Übermass, sondern in der Gesellschaft. Ich habe damals gelacht, dich verspottet. Und jetzt… jetzt verstehe ich dich endlich.“
Er schaut in die dunkle Ecke, wo der Schatten seines Freundes verweilt.
„Vielleicht ist das der Preis des Alters: Der Gaumen bleibt, aber die Freude schwindet. Der Tisch ist gedeckt, aber der Platz neben dir bleibt leer.“
Langsam erhebt er den Becher ein letztes Mal an diesem Abend.
„Auf dich, alter Freund. Und auf all die Mahlzeiten, die wir nie mehr teilen werden.“
Er trinkt. Lange. Dann sinkt er zurück in die Kissen. Die Schatten im Raum werden länger, stiller.
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