Ich könnte, aber ich mag nicht
Rom - die ewige Stadt! Endlich war Azita am Ziel ihrer Träume angelangt. Die anfängliche Freude war allerdings schnell verflogen, nachdem sie einige erste Eindrücke gewonnen hatte. Viel hatte die Perserin zwar noch nicht von der Stadt gesehen, aber das wenige war eher ernüchternd gewesen. Zweifelsohne waren die Römer begnadete Baumeister aber prunkvolle Paläste bauen konnten auch die Parther. Und eigentlich hatte Azita erwartet, dass viel mehr Römer in prunkvollen Gebäuden wohnen würden als in solchen Wohnblöcken wie sie in der suburba gesehen hatte.
Naja wenigstens war die Behausung dieser Flavier einigermaßen standesgemäß für eine Prinzessin (für die sich Azita immer noch hielt), nur leider konnte sie das alles nicht so richtig genießen. Sklavenunterkunft statt eigenes Schlafgemach, Badezuber statt balneum, Essen nebenher in der Küche statt ausgiebig im Speisezimmer und dann diese ständigen Aufgaben und Arbeiten die sie verrichten sollte, obwohl das schöne Wetter und der Garten eigentlich zum süßen Nichtstun einluden.
Warum musste das Schicksal nur so grausam zu ihr sein? Azita haderte wieder einmal mit ihrem Dasein als Sklavin und mit der Aufgabe, die man ihr gegeben hatte. Sie sollte beim Gießen der Blumen helfen, indem sie die Wassereimer am Brunnen neben den Sklavenunterkünften füllte und zu den Arbeitern brachte! Klang soweit noch ganz gut, wenigstens war sie an der frischen Luft, aber bereits nach dem ersten Eimer Wasser hatte Azita genug. Denn gefühlt bedurfte es noch einer Millionen Eimer voll Wasser bis der ganze Garten endlich versorgt gewesen wäre.
"Bei Ahura Mazda, ich spinn doch nicht und schlepp mich hier in der Hitze für das Grünzeug zu Tode", fluchte Azita auf persisch und mit einem schwungvollen Schlenker flog der leere Holzeimer gegen die Wand der Sklavenunterkunft, wo er mit einem lauten Knirschen in seine Einzelteile zerbarst. Von dem unliebsamen Arbeitsgerät befreit fühlte sich Prinzessin gleich viel besser und da im Augenblick niemand in ihrer Nähe war, huschte sie schnell hinter die Mauer und weiter in Richtung der Büsche davon.
So! Und jetzt erst mal ein kleines Päuschen machen! … Nur wo wäre sie ungestört und niemand würde sie finden? ...