Rundgang des neuen Präfekten

  • Es gab viele Dinge, über die sich Menecrates nach seinem Amtsantritt einen Überblick verschaffen wollte. Eines davon betraf den Ausbildungsverlauf bei den Urbanern. Inwieweit der sich von denen der ihm bekannten Einheiten unterschied, wollte er zunächst an der Quelle erfragen und wer eignete sich dafür besser als ein Optio. Menecrates hoffte, Einheiten auf dem Exerzierplatz anzutreffen und machte sich auf den Weg. Sein Blick streifte über das Gelände, die Bauten und Wege. Sollte er eine reparaturbedürftige Stelle sehen, würde er sie sich einprägen. Er tendierte eher zu penibel als zu schludrig und liebte alles weitgehend korrekt.


    Schon von weitem hallten Kommandos herüber. Eine dezente Staubwolke schwebte über dem Platz und als Menecrates die letzte Biegung nahm, erblickte er auch die Männer. Ein Offizier brüllte seine Anweisungen, bis er schließlich den Praefectus entdeckte. Menecrates ging in seine Richtung, blieb aber am Rand des Platzes und beobachtete eine Weile das Training. Kurz darauf hob er die Hand und signalisierte mit einem Wink, dass er den Offizier zu sprechen wünschte. Er überließ es ihm, ob die Männer - der hohem Temperaturen wegen - eine Pause erhielten oder ob sie an einer konkreten Sache selbstständig weiterüben sollten.

  • Maro war nicht zufrieden mit der Leistung, die Tirones heute darboten.


    "He da! Wer hat dir erlaubt, dir über die Stirn zu wischen? Ich weiß, dass es warm ist. Das nennt man Sommer. Immer diese Pflänzchen hier. Sofort wieder ins Gleid und weiter marschieren. Los jetzt. Wisst ihr nicht wie warm es zwischen den scheiß Insulae wird, wenn da die Sonne den ganzen Tag rein knallt? Oder soll ich mich vielleicht mit nem Pfaunwedel hier hin stellen, damit die Damen nicht ins Schwitzen zu kommen? "


    Er brauchte jedoch nicht die Antwort auf diese rhetorische Frage abzuwarten, denn er bemerkte, wie ihn jemand von weitenm heran winkte. Was war denn nun schon wieder los? Dann bemerkte Maro, dass es sich um keinen geringeren, als den brandneuen Praefectus handelte. Dessen Einführungsrede hatte Maro durchaus zugesagt, hatte der Neue doch behauptet, nicht groß herum stochern zu wollen.


    Militärisch grüßte er den neuen Kommandeur.


    "Salve Praefectus."

  • Es war an diesem Tag wirklich warm. Sebastianus gab sich alle Mühe das Tempo mitzuhalten, was aber nicht einfach war. Maro schnautze einen Tiro an, dem das ganze wohl zu warm geworden war. Dann wandte er sich ab, weil irgendwer gekommen war. Endlich hatten die Tirones etwas Zeit zu verschnaufen. Sebastianus sah, das Maro den Neuankömmling grüßte, das könnte heute noch eine anstrengende Übung werden, befürchtet er....



    Sim-Off:

    Sry ich häng mich mal einfach mit ran :)

  • Sim-Off:

    Anhängen sehr gerne und im übrigen: Entschuldigung! :( Heute beim Nachsehen wurde mir erst bewusst, dass ich das nicht nur posten WOLLTE, sondern bereits geschrieben hatte. :patsch:


    Während sich der Offizier näherte, kamen Erinnerungen in Menecrates hoch. Er überflog seine eigene Ausbildung und dachte an die unzähligen Soldaten, die durch seine Schule gingen. Der Exerzierplatz unterschied sich nicht wesentlich von anderen, aber allein weil Menecrates wusste, dass ihn nicht germanische Wälder oder der mantuische Mincio umgab, fühlte er sich anders. Er vergaß für den Moment sein Amt und genoss den Rückblick.


    Mit dem Eintreffen des Offiziers holte der Alltag Menecrates zurück. Er nahm den militärischen Gruß mit einem Nicken entgegen und erwiderte: "Salve!" Eigentlich wirkte der Offizier nicht aufgeregt, aber irgendetwas hatte ihn abgehalten, sich vorzustellen. "Mit wem habe ich es denn zu tun?" Name, Dienstgrad, Einheit - das waren die üblichen Eckdaten, die genannt wurden. Möglicherweise gab es bei den Urbanern auch andere Gepflogenheiten, weswegen sich Menecrates vornahm, ein paar Erkundigungen mehr als vorgehabt einzuholen.

  • Maro hatte angenommen, dass der Praeffectus mit einem bestimmten Auftrag im Sinn auf dem Exerzierplatz erschienen war. Die Granden ließen sich doch eher weniger im Staub der Exerzierbahn blicken. Aber anscheinend hatte der Kommandeur heute kein wahnsinniges Hadeskommando im Angebot und es lag anscheinend auch keine besondere Notsituation vor, die Maros spezielle Aufmerksamkeit gefordert hätte.


    "Marcus Octavius Maro. Cornicularius. Dem Officium des Tribun Crispus zugeteilt, Praefectus."

  • Bei der Nennung des Namens horchte Menecrates auf. Er suchte das Wiedererkennen im Antlitz des Offiziers, war sich aber nicht sicher.
    "Ich hatte einen Urbaner-Optio Octavius Maro in meine Ermittlungskommission zum Sklavenaufstand gerufen. Das liegt sehr lange zurück und er nahm auch nicht immer teil, was wohl am Dienstplan lag. Steht hier derselbe Offizier vor mir?" Seine Sicherheit nahm zu, er wollte aber Gewissheit.


    "Unabhängig davon bin ich heute hier, um mich über die Ausbildung unserer Soldaten zu informieren. Aktuell ist es so, dass ein Ausbilder mehr darüber weiß als ich und das möchte ich ändern. Die Einheit nimmt mehr als nur den Stellenwert eines Anhängsels für mich ein. Sie liegt mir am Herzen. Ich wüsste gern sowohl über die Grundausbildung Bescheid als auch über Aufbau- und Fithaltetrainings, sofern es die explizit gibt. Ab wann ein Tiro bisher mit auf Streife darf, interessiert mich ebenso wie die Quote der Bewerber und der Abbrecher der Ausbildung." Das Wort Abbrecher rutschte ihm aus dem Mund, bevor er darüber nachdenken konnte, ob es das Wort überhaupt gab. Letztlich spielte das auch keine Rolle, wenn Maro ihn verstand.

  • Ah. Also erinnerte sich der Praefectus doch.


    "In der Tat bin ich derselbe, der damals in der Kommission auch zugegen war."


    Die Frage, die der Kommandeut an ihn richtete, sagte ihm noch mehr zu. Es war nicht selbstverständlich, dass sich de Granden über die weniger ruhmreichen, schweißtreibenden Abläufe der Truppe informierten. Maro konnte sich nicht erinnern, welchen militärsichen Hintergrund der Praefectus hatte, aber nahm an, dass er als teil seiner patrizischen Karriere wenigstens eine gewisse Zeit im Dunstkreis der Streitkräfte verbracht hatte.


    "Um auf deine Frage zu kommen: Die Ausbildung und die Erhaltung der Kampfkraft unterscheidet sich nicht wesentlich von der, die reguläre Legionäre erhalten. Es werden auch die selben Waffen gelehrt und geübt und, wenn ich das sagen darf, die selben Tugenden indoktriniert. Gladius, Pilum, Scutum, Loyalität und Gehorsam. Hinzu kommt natürlich eine Komponente, die sich aus dem urbanen Umfeld, das auch unser Schlachtfeld ist, ergibt. Wir haben im Zuge des Sklavenaufstandes einige Veränderungen eingeleitet und sind nun in der Erprobungsphase. Dazu gehört unter anderem das Einüben des Kampfes mit einer Steinschleuder. Der Straßenkampf während des Aufstandes hat gezeigt, dass wir nicht ausreichend auf feindliche Kräfte vorbereitet waren, die sich einen Höhenvorteil verschafft hatten. Die Schleuder ist ein guter Kompromiss. Ausreichend Reichweite für den Straßenkampf und handlich genug, dass sie ohne Weiteres der Ausrüstung hinzugefügt werden kann. Pfeil und Bogen wären aufwendig und logistisch nicht sinnvoll.


    Außerdem werden wir den Häuserkampf in die Ausbildung aufnehmen und auch die schon fertig ausgebildete Truppe in dieser Disziplin bilden, Praefectus.Unsere Abbrecherqoute ist im normalen Bereich. Wenn du das so nennen willst. Die Philosophie hier bestand eher darin, diejenigen auszusortieren, die zu schwach waren. Ich schätze diesen Teil auch etwa ein Viertel oder Drittel, aber die genauen Daten kann ich dir auswendig nicht sagen. Müsste ich nachsehen. Tirones nehmen wir normalerweise mit, sobald sie die Wafenn soweit beherrschen, dass sie nicht mehr eine größere Gefahr für sich und ihre Kameraden darstellen, als für den Feind und die grundlegenden Formationen beherrschen. Vorher nicht. Das Risiko der Missionen wird kontnuierlich gesteigert. Im Ganzen findet allerdings der Hauptteil der Ausbildung hier in der Castra statt."

  • Der Großteil der Tirones unterbrach die Übungen und lauschte aufmerksam dem Gespräch von Maro und den Neuankömmling. Die kurze Pause war sehr Willkommen, da die Sonne unerbitterlich auf die Tirones brannte.
    Als das Wort -Praefekt- viel nahm Sebastianus und zwei weitere Tirones sofort Haltung an, schließlich hatten sie diesen Part in ihrer Grundausbildung bereits gehabt.
    Die anderen Tirones, hatten dies entweder nicht verstanden, oder aber erkannten den Präfekten nicht als solches. Sebastianus versuchte unauffällig einige Tirones darauf aufmerksam zu machen, aber das Gespräch der beiden schien mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

  • Menecrates sah sich bestätigt und nickte. Der Zufall hatte gewollt, dass er beide Offiziere der Ermittlungskommission gleich in den ersten Tagen traf. Er nahm das als gutes Omen, obwohl es im Grunde nichts bedeutete. Er würde mit einer Vielzahl an Unbekannten in dieser Einheit, in den beiden anderen Stadteinheiten sowie im Verwaltungsbereich zu tun haben. Da halfen ihm zwei bekannte Gesichter nicht wesentlich weiter. Trotzdem fand er den Zufall witzig.

    Interessant wurde es bei der nachfolgenden Schilderung. Menecrates hörte genau zu und vermerkte bei sich die Angaben. Es störte ihn dabei keineswegs, dass es sich um viele Informationen handelte, im Gegenteil. Das gezeichnete Bild erlaubte einen guten Einblick, während er die ausführliche Berichterstattung auf eine motivierte Diensthaltung zurückführte. Das sprach in jedem Fall für Octavius, möglicherweise sogar für weite Teile der Einheit. Ein guter erster Eindruck, wie Menecrates fand.
    "Gladius, Pilum, Scutum und neuerdings die Steinschleuder", wiederholte der Praefectus. Er besaß keinerlei Übung im Gebrauch von Steinschleudern und er nahm sich vor, das Ganze einmal im heimischen Garten auszuprobieren. Die privaten Gedanken schob er zur Seite, es galt hier und heute, die Ausbildung näher zu beleuchten. Ihn interessierten die auf dem Übungsplatz anvisierten Ziele für Schleudern, die zugehörigen Kommandos und das Geschick der Tirones.
    "Was steht für heute noch auf dem Trainingsplan? Ich möchte auf alle Fälle noch eine kurze Demonstration des Schleudertrainings sehen. Es spielte dabei keine Rolle, in welchem Stadium des Trainings sich die Tirones befinden."
    Er wollte ein Training beobachten und keine Vorführung von ausgefeilter Fähigkeiten, denn dazu hätte er eine Parade besucht.

    "Bei den Legionen umfasst die Grundausbildung auch Disziplinen wie das Training an den verschiedenen Geschützen und Übungsmärsche. Legionen haben andere Aufgaben, also auch eine abweichend zugeschnittene Ausbildung. Dafür bietet ihr den Häuserkampf an. Sehr gut!" Wie der im Einzelnen aussah, interessierte ihn momentan nicht. Das käme später. Er fragte erst einmal weiter.
    "Ein Formationstraining gehört also auch zur Grundausbildung. Ich dachte schon, weil du es eingangs nicht erwähnt hast, gehört das nicht dazu. Du sagst außerdem, die Steinschleuder wurde erst nach dem Sklavenaufstand in die Ausbildung aufgenommen. Gibt es noch weitere Disziplinen, die stadttypisch sind? Die Beherrschung von Pfeil und Bogen für den Fall der Fälle zum Beispiel?"

    Es gab noch einiges, was er fragen oder auch anmerken wollte. Zum Beispiel kannte es Menecrates, dass in Anwesenheit bzw. beim Eintreffen eines hochrangigen Offiziers oder des Befehlshabers, die Mannschaften stillzustehen hatten. Ein wenig ungeordnet fand er den Trupp Tirones durchaus und ob ein Befehl diesbezüglich erteilt wurde, konnte er auch nicht sagen. Immerhin räumte er ein, dass er möglicherweise fehlgedeutet und für einen Zivilisten gehalten wurde.
    Er wusste noch nicht, ob im Allgemeinen der Schliff fehlte, aber er wollte auch nicht vorschnell urteilen. Er war hier, um sich ein umfassendes Bild zu machen.

  • So unauffällig wie möglich warf Maro den Tirones, bei denen der Denarius nicht zügig genug gefallen war und die immer noch herum standen wie ein Haufen Hausmüll am Tiber Blicke zu, die absoluten Schrecken für später verhießen und machte ein paar deutliche Bewegungen mit seinem Stab, bis es auch der letzte gerafft hatte. Er wollte vor dem Praefecten nicht herum kreischen und ihr Gespräch unterbrechen.


    Also antwortete er nur:
    "Es gibt designierte Bogenschützeneinheiten. Es wäre nicht effizient jedem Soldaten einen Bogen in die Hand zu drücken. Die Milites sind voll genug gepackt. Man stelle sich die Situation vor. Eine Patrullie kommt unter Feuer und muss erst den Schild fallen lassen, das Schwert wegstecken, den Bogen rausholen - was lange dauern kann, den Pfeil raus holen, spannen, zielen und schießen. Das würde nicht funktionieren. Bei einer Schleuder geht das ganze deutlich schneller augrund der größeren Handlichkeit der Waffe und Ladung. Aber wie gesagt, wir sind noch in der Erprobungsphase.Auf Übungsmärsche legen wir tatsächlich etwas weniger Wert, sie kommen aber nicht zu kurz. Die Stadt hat ihre ganz eigenen Anforderungen, besonders im absoluten Nahebreich. Der Dolch zum Beispiel kommt sehr häufig in den engen Gassen zum Einsatz, wenn selbst der Gladius zu unhandlich wird. Der Einsatz erfordert es auch, dass wir öfter in kleinen bis kleinsten Einheiten agieren. Ermittlungen, die in unseren Zuständigkeitsbereich fallen werden zu zweit oder zu dritt durchgeführt. Es wäre auch nicht zweckmäßig, durch die engen Gassen mit ganzen Horden durch zu rennen. Das hat uns der Aufstand wieder einmal gezeigt. Ansonsten ist schnelles, vorausschauendes Denken und eine hohe Reaktionsfähigkeit im unübersichtlichen Gewimmel unabdingbar. Hinter jeder Ecke kann einer stecken. Das kommt aber meistens mit der Erfahrung und wird durch stete Praxis im Außendienst eingeübt. Das kann man auf dem Exerzierplatz nur schwer vermitteln.


    Wir sind, wie du wahrscheinlich bemerkt hast, bei dieser Abteilung Tirones, die du hier vor dir siehst, ganz am Anfang. Später werden wir die Schleuder auch einführen. Wenn du das also gern besichtigen willst..."

  • Keine Regung zeigte an, was Menecrates dachte, als Maro dezent, aber eindeutig für Ordnung unter den Tirones sorgte. Ein Resümee würde folgen, hier und jetzt nahm der Praefect einzig die Gegebenheiten wahr. Anschließend folgte er den Erklärungen. Manches Mal wiegte er den Kopf, ein anderes Mal nickte er.


    "Zum Laden bedarf es bei der Steinschleuder auch zweier freier Hände, nehme ich an." Schild und Schwert waren also auch da im Weg, nicht nur für Bogenschützen. Die gehörten Argumente zeugten trotzdem vom Durchblick.
    "Du hast Recht, Schild und Schwert in Kombination mit anderen Waffen bedeuten immer eine Behinderung. Je nach Einsatz muss die Bewaffnung angepasst werden." Er sann kurz nach und kam zu dem Schluss, dass sein Vorgänger und dessen Stab bereits gute Konsequenzen aus dem Sklavenaufstand gezogen hatten. Er würde den Prozess der Erprobung fortsetzen.


    "Keine Sorge, zur Pflichtbewaffnung werden Pfeil und Bogen ganz bestimmt nicht. Meine Intension ging dahin, jedem Soldaten im Rahmen seiner Grundausbildung das Training an dieser Waffe zu ermöglichen. Es gäbe ein beschämendes Bild ab, wenn ein durchschnittlicher Soldat die Waffe seines neben ihm gefallenen Kameraden, der Bogenschütze war, in höchstem Maße ungeschickt oder gar nicht bedienen kann, sie aber bräuchte." Auf ein paar Grundlagen wie Arm- und Körperhaltung sowie Aufstellung sollten die Soldaten im Notfall zurückgreifen können. Menecrates wusste, dass bereits die richtige Aufstellung zur Schussrichtung von der Hälfte aller Neulinge falsch gewählt wurde.


    Die Ausführungen zum Praxistraining in Roms Straßen interessierten ihn sehr und er hörte aufmerksam zu. Dabei nickte er mehrmals bedächtig. Es gab nichts entgegenzusetzen oder hinzuzufügen.

    "Einfach so weitermachen im Training, als wäre ich nicht hier"
    , erwiderte Menecrates, als die Sprache auf die Hospitation kam. "Was geplanter Maßen dran war, soll auch drankommen. Keine Extraeinlagen für mich."

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