Rom Erkunden | Der Marktplatz

  • Obwohl es irgendwie der Wahrheit entsprach, so kam es dem Thraker immer etwas komisch vor, wenn Azita ihn als ihren Retter bezeichnete. Bisher war er immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, aber würde dies wirklich auch immer so sein? Selbst hier am Brunnen, war es doch relativ knapp, und Lyciscus musste schon viel Geschwindigkeit aufbringen, um die hübsche Sklavin gerade noch so aufzufangen. Noch während der Leibwächter der Aurelia nachdachte, ob Azita Gedanken lesen konnte, da sie tatsächlich in seinem Gesicht gesehen hatte, das er sie für vermutlich tollpatschig hielt, rechtfertigte sich die kleine Sklavin.


    Und während der Thraker noch seine Vorschläge machte, und dabei Azita immer noch auf seinen Händen trug, sah er wie die Augen der kleinen Sklavin eine Ausstrahlung erreichten, die er so bei ihr noch nicht gesehen hatte. Langsam zog sie sich mit ihrem Arm, der um den Nacken von Lyciscus gelegt war, nach oben, und ohne auch nur zu ahnen, was gleich kommen würde, fühlte der Thraker ein angenehme Wärme auf seinen Lippen.


    Noch nicht komplett realisiert, was hier eigentlich vor sich geht, war Lyciscus eher steif. Azita immer noch in seinen Armen, und ihre Lippen, auf seine. Es war ein Gefühl, das der Leibwächter schon lange nicht mehr gefühlt hatte, und die Verwirrtheit zu beginn, schwand äußerst schnell. Der Thraker erwiderte die Küsse, genau so sanft und zärtlich, wie er sie erhielt. Schon eine Ewigkeit durchströmte Lyciscus nicht mehr dieses Gefühl, das gerade durch seinen ganzen Körper strömte.


    "Soll … ich … das Kleid … für dich tragen … heute … Nacht? … flüsterte es verführerisch in das Ohr von Lyciscus, und für einen Moment öffnete er seine Augen, und setzte seine Lippen wieder ab, von der Frau die er gerade zärtlich küsste. Für einen kurzen Augenblick dachte er, sein Herz sei stehen geblieben, dabei raste es bereits so schnell, das es ihm gleich aus der Brust springen könnte. Ein tiefer Blick in die Augen von Azita folgte, dabei dachte er natürlich an das Kleid, und wie die kleine Sklavin darin aussah, als sie sich auf dem Marktplatz zur schau stellte. Etwas kraftvoller drückte Lyciscus Azita an sich, und begann nun von seiner Seite aus, sie weiter zu küssen. Zärtlich war der beginn, und dennoch wurde das saugen an den Lippen kräftiger, während er dabei wieder die Augen schloss. Hin und wieder ließ er seinen Zungenspitze zwischen den Lippen der Sklavin hin und her gleiten, und man konnte definitiv ein Leidenschaftliches Feuer spüren.


    Ein enormes Gefühlschaos breitete sich in Lyciscus aus, tausende Gedanken durchströmten seinen Kopf, ohne auch nur einen davon klar erkennen zu können. Das einzige was er mit seinen geschlossenen Augen sah, war das hauchdünne Kleid, das langsam auf ihn zu kam. Viel zu lange war es schon her, das der Thraker so etwas genießen durfte, und nicht weniger lang ist es her, das Lyciscus ein Bett mit einer Frau geteilt hatte. Unter dem Kleid konnte man so einiges erkennen, das den Leibwächter durchaus gefiel, das Kleid würde wohl nicht lange diesen Körper bedecken, denn die wahre Schönheit, und das was er begehrte, befand sich darunter. Etwas genauer betrachtete Lyciscus seinen Gedanken, und plötzlich erkannte er zugleich, die Frau, die dieses Kleid trug. Es war nicht Azita, die er gerade voller Leidenschaft auf seinen Arm küsste, nein, es war seine Herrin, seine Domina, die Aurelia, die Frau, an die sich sein Herz klammerte.


    Dieser Moment verursachte einen Blitzschlag, der durch den Körper des Leibwächters drang. Langsam entfernte Lyciscus wieder seine Lippen von Azita, obwohl ihre Lippen so verführerisch schmeckten, und er diesen Moment mehr als nur genoss. Aber das Chaos das so eben entstanden war, in seinem Kopf, in seinem Herz, ja sogar zwischen seinen Beinen, verwirrten ihn nun gänzlich. Sanft und behutsam ließ der Thraker seine Begleiterin zu Boden, so das sie auf ihren Füßen zum stehen kam, dabei kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf. "Nun... ähm... also..." so richtig wusste Lyciscus nicht was er eigentlich sagen sollte. Obwohl es ihn eigentlich brennend interessierte, warum Azita überhaupt so gehandelt hatte, behielt er die Frage für sich. "Also wann... möchtest Du dann zu mir... wegen dem Kleid... also ich meine... willst Du... jetzt etwas essen gehen?" Natürlich sah man Lyciscus an, das er etwas Nervös war, und zugleich auch verwirrt, und das war er in der tat. "Oder möchtest Du lieber gleich... ohne Kleid... ähm... ich meine zum forum gehen?" Sogar ein schlechtes Gewissen plagten den Thraker, gegenüber der Aurelia, obwohl es unbegründet war, aber sein Herz klammerte an ihr, und verursachten diese Gefühle. Doch Azita war eben doch etwas besonderes, außergewöhnlich, und Lyciscus fand immer mehr gefallen an ihr, und ohne Grund, wäre es wohl niemals so weit gekommen...

  • Völlig unerwartet wurde dieser unscheinbare Ort zu etwas ganz besonderem - zumindest für Azita. Nur was genau das besondere ausmachte, konnte Prinzessin selbst nicht sagen. Es fühlte sich einfach nur schön an gehalten zu werden und die Lippen eines Mannes zu kosten, der so ganz anders war als die meisten Kerle, denen sie in ihrem bisherigen Leben bereits begegnet war. Das waren zum einen die Haremswächter von damals, als Azita noch gut behütet im Palast ihres Vaters gelebt hatte. Sofern man die Wächter überhaupt dazu rechnen konnte, denn ein entscheidendes Detail fehlte ihnen, um sie als "echte Männer" bezeichnen zu können. Und zum anderen waren da noch die Kerle, denen Azita auf ihrer Odyssee in die Sklaverei begegnet war. Diese wiederum hatten meist nur das Eine mit Azita im Sinn gehabt und genau das hatten sie nicht von ihr bekommen, denn Prinzessin hatte gelernt sich mit allen Tricks und Mitteln zu wehren.


    Oh ja! Azita kannte viele Methoden und Möglichkeiten, um einen zudringlichen Kerl auf Distanz zu halten, doch genau das wollte sie bei Lyciscus nicht. Im Gegenteil verspürte Prinzessin zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit wieder das Verlangen, einem Mann ganz nah zu sein. Einem Mann wie Lyciscus, dessen Nähe ein angenehmes Kribbeln in ihrem Bauch erzeugte, sodass sie bereit wäre ihm noch mehr zu geben, … viel mehr als nur verführerische Küsse … schon in dieser Nacht. Allein der Gedanke daran ließ Azita´s Herz augenblicklich schneller schlagen, doch just in der Sekunde fand dieser wundervolle Moment sein Ende.


    Nicht schlagartig oder gar unschön und doch irgendwie seltsam, so wie Lyciscus sanft seine Lippen von den ihren löste. Ein Hauch der Verwunderung huschte über Azita´s Gesicht als Lyciscus sie behutsam zurück auf die eigenen Füße stellte und er nach Worten rang. Stimmt etwas nicht? … Stimmt etwas mit mir nicht?, grübelte Azita woran es liegen mochte und je weiter Lyciscus sprach, umso mehr bekam sie den Eindruck, dass ihn diese Nähe und die Zärtlichkeiten gerade mehr verwirrt hatten als, dass sie sein Verlangen nach ihr geweckt hätten. War es nur Einbildung? Vielleicht, aber für Azita wirkte die Reaktion ihres Gegenübers so, als hätte er ihr gerade einen Korb gegeben: Also wann möchtest du dann zu mir … wegen dem Kleid … Sollte sie etwa einen Termin bei ihm buchen? Als ob es hier um das Kleid ginge!!


    Der Zauber war vorüber (zumindest für´s Erste) und je länger Azita darüber nachdachte umso mehr war sie überzeugt, dass sie beinahe einen großen Fehler begangen hätte. Mich einem Mann aufdrängen? Na so weit kommt´s noch. … Pah! So leicht bekommt Lyciscus mich auch nicht, fiel Prinzessin wieder in jene Denkweise zurück, dass es eines Prinzen bedurfte um sie zu erobern und dementsprechend leicht fiel es ihr scheinbar wieder gefasst und unberührt zu reagieren - so als wäre gerade nichts zwischen ihnen gewesen: "Schon gut, Lyciscus, lass uns was essen gehen. Kennst du eine gute Taverne in der Nähe? … Und mal sehen, das Forum können wir auch irgendwann mal besuchen.", entgegnete Prinzessin schulterzuckend und ein Hauch Unterkühlung schwang dabei in ihrer Stimme mit.


    Das angenehme Kribbeln in Azita´s Bauch war hingegen immer noch da, doch im Augenblick wollte sie diesem Gefühl nicht mehr nach geben. Nicht jetzt und nicht hier und … auch nicht heute Nacht, geschweige denn in dem gekauften Kleid. Mit energischen Schritten stolzierte Azita an Lyciscus vorbei und in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren: "Na komm schon! So viel Zeit bleibt uns nicht mehr … Ich muss nämlich bald zurück in die villa. Unsere Herrin wollte, dass ich Mara bei der Vorbereitung des Bades zur Hand gehe ….", rief sie mit einem flüchtigen Blick über die Schulter zurück und da sie nun ein wenig eingeschnappt war, konnte sie sich folgende Worte nicht verkneifen:


    "Und danach wollte mir Nestor noch seine Schnitzereien zeigen. … ", den Namen betonte Azita dabei ganz besonders und bewusst: "Hattest du gewusst, dass Nestor diese kleinen Holzfiguren herstellt, welche die Römer für ihren Ahnenkult benutzen? Ich glaube ich lasse mir auch ein paar Figuren von ihm schnitzen …"Nestor, Wer bei Ahura Mazda war Nestor? Lyciscus kannte den griechischen Sklaven bestimmt: Nestor war einer von unzähligen Haussklaven. Etwa so alt wie Lyciscus, kleiner und weniger athletisch gebaut, aber vom Aussehen her durchaus attraktiv. Im Prinzip war Nestor für Azita Luft, aber im Augenblick kam der Grieche Prinzessin gerade recht um eventuell Lyciscus´ Reaktionen ein wenig zu … testen

  • Viele Gedanken durchzogen äußerst schnell den Kopf des Thrakers, so schnell, das er sie nicht ordnen konnte, und zusätzlich wusste er nicht ganz recht, ob das hier alles gerade passiert ist. Man konnte nicht behaupten, das Lyciscus die Szene gerade nicht genossen hatte, schon allein deshalb, weil er durchaus gerne die nähe einer Frau genoss. Doch das dies mit Azita passieren würde, damit hatte der Leibwächter der Aurelia nicht gerechnet, vielmehr hätte er sich gedacht, das es wohl mit seiner Herrin selbst passieren würde, nicht zuletzt, weil ihn sein Herz immer zu ihr zog.


    Doch so locker wie die kleine Sklavin das ganze nahm, schien sie selbst kein bisschen davon verwirrt zu sein. Auf die Frage ob er eine gute Taverne kennen würde, antwortete er etwas zögerlich, da er immer noch verwirrt war. "Ähm... ja natürlich, wir müssen nur ein wenig noch durch den Markt gehen, auf der rechten Seite gibt es dann eine, die auch gutes Essen bereit stellt." Das die hübsche Sklavin nun den Besuch des Forums verschieben wollte, war zwar etwas merkwürdig, aber Lyciscus wollte Azita nicht dazwischen reden.


    Jedoch war es dann schon wesentlich merkwürdiger, als die kleine Prinzessin an dem Leibwächter vorbei ging, und dabei auch noch meinte, das die Zeit drängen würde, schließlich wartete noch Arbeit auf sie in der Villa. Azita und Arbeit? Die hübsche Sklavin der man regelrecht ansah, das jegliche Art an Arbeit ihr eigentlich eine Last war? Nun, hier wurde Lyciscus doch etwas stutzig, hatte er etwas falsch gemacht? So richtig erklären konnte es sich der Thraker nicht, und so folgte er ihr langsam wieder Richtung Markt.


    Dann fing Azita auch noch an über Nestor zu sprechen, wie auch immer sie plötzlich auf diesen Kerl kam. Lyciscus kannte Nestor nur sehr flüchtig, besonders viel kam er eigentlich nicht mit den anderen Sklaven in Kontakt, da er meist mit seiner Herrin beschäftigt war. Immerhin erfuhr er von Azita, das dieser scheinbar recht Geschickt war mit Schnitzereien. "Es ist schön, das Du Dich auch mit anderen in der Villa angefreundet hast." lächelte der Thraker seiner Begleitung freundlich zu, auch wenn er nicht ganz denn Sinn dahinter verstand, warum Azita gerade jetzt von Nestor zu sprechen begann. "Das ist natürlich toll, wenn er für Dich ein paar Figuren machen würde, hast Du da schon welche im Sinn, die Du gerne hättest!?" fragte Lyciscus nach, denn nur wegen dem Vorfall gerade eben, musste man ja nicht gleich das Reden komplett einstellen. Und so folgte der Thraker seiner Begleitung in Richtung Taverne...

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