Obwohl es irgendwie der Wahrheit entsprach, so kam es dem Thraker immer etwas komisch vor, wenn Azita ihn als ihren Retter bezeichnete. Bisher war er immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort, aber würde dies wirklich auch immer so sein? Selbst hier am Brunnen, war es doch relativ knapp, und Lyciscus musste schon viel Geschwindigkeit aufbringen, um die hübsche Sklavin gerade noch so aufzufangen. Noch während der Leibwächter der Aurelia nachdachte, ob Azita Gedanken lesen konnte, da sie tatsächlich in seinem Gesicht gesehen hatte, das er sie für vermutlich tollpatschig hielt, rechtfertigte sich die kleine Sklavin.
Und während der Thraker noch seine Vorschläge machte, und dabei Azita immer noch auf seinen Händen trug, sah er wie die Augen der kleinen Sklavin eine Ausstrahlung erreichten, die er so bei ihr noch nicht gesehen hatte. Langsam zog sie sich mit ihrem Arm, der um den Nacken von Lyciscus gelegt war, nach oben, und ohne auch nur zu ahnen, was gleich kommen würde, fühlte der Thraker ein angenehme Wärme auf seinen Lippen.
Noch nicht komplett realisiert, was hier eigentlich vor sich geht, war Lyciscus eher steif. Azita immer noch in seinen Armen, und ihre Lippen, auf seine. Es war ein Gefühl, das der Leibwächter schon lange nicht mehr gefühlt hatte, und die Verwirrtheit zu beginn, schwand äußerst schnell. Der Thraker erwiderte die Küsse, genau so sanft und zärtlich, wie er sie erhielt. Schon eine Ewigkeit durchströmte Lyciscus nicht mehr dieses Gefühl, das gerade durch seinen ganzen Körper strömte.
"Soll … ich … das Kleid … für dich tragen … heute … Nacht? … flüsterte es verführerisch in das Ohr von Lyciscus, und für einen Moment öffnete er seine Augen, und setzte seine Lippen wieder ab, von der Frau die er gerade zärtlich küsste. Für einen kurzen Augenblick dachte er, sein Herz sei stehen geblieben, dabei raste es bereits so schnell, das es ihm gleich aus der Brust springen könnte. Ein tiefer Blick in die Augen von Azita folgte, dabei dachte er natürlich an das Kleid, und wie die kleine Sklavin darin aussah, als sie sich auf dem Marktplatz zur schau stellte. Etwas kraftvoller drückte Lyciscus Azita an sich, und begann nun von seiner Seite aus, sie weiter zu küssen. Zärtlich war der beginn, und dennoch wurde das saugen an den Lippen kräftiger, während er dabei wieder die Augen schloss. Hin und wieder ließ er seinen Zungenspitze zwischen den Lippen der Sklavin hin und her gleiten, und man konnte definitiv ein Leidenschaftliches Feuer spüren.
Ein enormes Gefühlschaos breitete sich in Lyciscus aus, tausende Gedanken durchströmten seinen Kopf, ohne auch nur einen davon klar erkennen zu können. Das einzige was er mit seinen geschlossenen Augen sah, war das hauchdünne Kleid, das langsam auf ihn zu kam. Viel zu lange war es schon her, das der Thraker so etwas genießen durfte, und nicht weniger lang ist es her, das Lyciscus ein Bett mit einer Frau geteilt hatte. Unter dem Kleid konnte man so einiges erkennen, das den Leibwächter durchaus gefiel, das Kleid würde wohl nicht lange diesen Körper bedecken, denn die wahre Schönheit, und das was er begehrte, befand sich darunter. Etwas genauer betrachtete Lyciscus seinen Gedanken, und plötzlich erkannte er zugleich, die Frau, die dieses Kleid trug. Es war nicht Azita, die er gerade voller Leidenschaft auf seinen Arm küsste, nein, es war seine Herrin, seine Domina, die Aurelia, die Frau, an die sich sein Herz klammerte.
Dieser Moment verursachte einen Blitzschlag, der durch den Körper des Leibwächters drang. Langsam entfernte Lyciscus wieder seine Lippen von Azita, obwohl ihre Lippen so verführerisch schmeckten, und er diesen Moment mehr als nur genoss. Aber das Chaos das so eben entstanden war, in seinem Kopf, in seinem Herz, ja sogar zwischen seinen Beinen, verwirrten ihn nun gänzlich. Sanft und behutsam ließ der Thraker seine Begleiterin zu Boden, so das sie auf ihren Füßen zum stehen kam, dabei kratzte er sich nachdenklich am Hinterkopf. "Nun... ähm... also..." so richtig wusste Lyciscus nicht was er eigentlich sagen sollte. Obwohl es ihn eigentlich brennend interessierte, warum Azita überhaupt so gehandelt hatte, behielt er die Frage für sich. "Also wann... möchtest Du dann zu mir... wegen dem Kleid... also ich meine... willst Du... jetzt etwas essen gehen?" Natürlich sah man Lyciscus an, das er etwas Nervös war, und zugleich auch verwirrt, und das war er in der tat. "Oder möchtest Du lieber gleich... ohne Kleid... ähm... ich meine zum forum gehen?" Sogar ein schlechtes Gewissen plagten den Thraker, gegenüber der Aurelia, obwohl es unbegründet war, aber sein Herz klammerte an ihr, und verursachten diese Gefühle. Doch Azita war eben doch etwas besonderes, außergewöhnlich, und Lyciscus fand immer mehr gefallen an ihr, und ohne Grund, wäre es wohl niemals so weit gekommen...