Res Gestae des Vigintivir Galeo Claudius Gallus

  • "Wir hören nun Galeo Claudius Gallus, der sich als Vigintivir mit dem Münzwesen befasste", leitete der Consul einen weiteren Rechenschaftsbericht ein.


    Sim-Off:

    Die Amtszeit liegt schon etwas länger zurück, aber da sich bisher noch niemand über den fehlenden Bericht beklagt hat, müssen wir die Zeitebenen ja nicht so eng sehen.

  • Galeo wusste, der Rechenschaftsbericht stand an und das verdarb ihm jede freie Minute. Abgesehen davon, dass er den Bericht erst einmal fertigstellen musste, er würde mit ihm wieder vor die Senatoren treten müssen. Es gab wahrlich schönere Vorhaben als dieses. Andererseits wusste er schon bei seiner Kandidatur, dass ein Bericht die Magsístratszeit abschloss und so gesehen verglich er den Bericht mit einem Haken, den er hinter die geleistete Arbeit setzen konnte.


    Er hatte Stunden am Bericht gefeilt, um nicht durch falsche oder unklare Formulierungen für unnötige Nachfragen zu sorgen, denn Unabgeschlossenes gab es in seinem Bericht genug. Nun fühlte er sich bereit und wartete darauf, aufgerufen zu werden. Die Notizen an die Brust gepresst trat er vor das Gremium.
    Er wusste spätestens bei diesem erneuten Auftritt, dass er nicht zum Reden geboren wurde. Die Aufregung wühlte in seinem Gedärm, der Schweiß brach trotz kühlen Außentemperaturen aus, der Hals war trocken und dafür die Hände feucht. Vor seinen Pflichten wollte er sich trotz allem nicht drücken, denn am Ende würde das ein schlechtes Bild auf die gesamte Familie werfen.


    "Patres Conscripti,


    ich war im vergangenen Jahr als Vigintivir und im Speziellen im Bereich der Münzprägung tätig. Mir oblag der organisatorische Teil.
    Meinen Arbeitsalltag durchbrachen zwei Ereignisse. Eins betrifft meinen Vorschlag zur Veränderung der Münzlegierung, den ich in diesen Hallen vorgetragen habe. Ich vermute, es wird noch beratschlagt, denn zum jetzigen Zeitpunkt ist mir kein Ergebnis bekannt. Meine Anregung wurde weder abgelehnt noch beschlossen und auch nicht umgesetzt.


    Das zweite Ereignis betraf die Entdeckung von Fehlprägungen auf Münzen, die im Umlauf sind. Ich habe euch darüber informiert. Leider ist mir auch in dieser Sache kein Ergebnis bekannt bzw. kann ich nicht berichten, welcher Tätigkeitsbereich sich der Sache annimmt, sofern sie für relevant betrachtet wird. Selbst diese Einschätzung entzieht sich meiner Kenntnis."
    Seine Knie zitterten und er hielt kurz inne. Fast wären ihm zwei Wachstafeln aus der Hand gerutscht, als er die Reihenfolge ändern wollte. Er fasste nach und rettete sie so vor dem Absturz.


    "Patres" Er räusperte sich mehrmals, weil ein Kloß das Sprechen behinderte. "Patres Conscripti, ich bin sicherlich wenig öffentlich in Erscheinung getreten, denn bei der Aufteilung der Aufgaben wurden mir vor allem die im Hintergrund zugeteilt. Ich halte diese Arbeiten für wichtig, auch wenn sie nicht schillern, denn ohne Rohstoffe können keine Münzen hergestellt und ohne Aktenforschung und Analytik in Sachen Chemie keine Neuerungen entwickelt werden. Mein Anspruch ist die gewissenhafte Erledigung meiner Pflichten und diesbezüglich konnte sich jedermann jederzeit auf mich verlassen."
    Er konnte nicht einschätzen, ob fleißige Hintegrundarbeit den Senat beeindruckte, aber es lag nicht in seinem Wesen, über die Maßen aufzuschneiden.


    "Ich bedanke mich für das Gehör und stehe für Nachfragen zur Verfügung." Dabei hoffte er, es handelte sich um fachspezifische Fragen, wo er sich sattelfest fühlte. Die allgemeine politische Debatte lag ihm nämlich nicht.

  • Ein wenig tat Macer der Vortragende schon Leid, denn auf Projekte zu verweisen, die im Senat stecken geblieben waren, war zweifellos gleich doppelt unschön. Zum einen möchte der eine oder andere Senator vielleicht lieber nicht daran erinnert werden, dass er einer Debatte nicht Elan entgegen gebracht hatte und zum anderen bedeuteten steckengebliebene Projekte, dass es weniger abgeschlossene Projekte gab, über die man berichten konnte. Macer hatte allerdings nicht vor, dem ehemaligen Vigintivir letzteres vorzuwerfen und bezüglich ersterem hatte er sich selber nichts vorzuwerfen. Im Gegenteil, an die Debatte um die Münzlegierung erinnerte er sich sogar noch recht gut.


    "Vigintivir Claudius, ich kann mich noch gut an die Debatte um die Münzlegierung erinnern und wir können sie natürlich hier jetzt nicht wieder aufnehmen oder gar abschließen", begann er daher seinen Redebeitrag. "Aber sofern ich mich richtig erinnere, betraf dein damaliger Vorschlag den Sesterz. Kannst du uns kurz berichten, ob dies deiner Zuständigkeit geschuldet war und für die anderen Münzen deine Kollegen zuständig waren, oder ob du während deiner Amtszeit alle Münzen bezüglich ihrer Legierungen geprüft hast?" hakte er dann nach.

  • Galeo blickte zu Senator Purgitius Macer und nickte zuweilen oder schüttelte den Kopf. Als Antwort mochte dies nicht reichen, also schluckte er mehrmals und ergriff anschließend das Wort.


    "Wir haben die Betrachtung der Münzen aufgeteilt bzw. auch beschlossen, nicht alle mit der gleichen Sorgfalt zu prüfen. Das ist in einer Amtszeit auch nicht zu schaffen. Ich weiß nicht, ob mir mehr aufgefallen ist als den anderen. Es kann auch sein, dass der Sesterz das Interessanteste aller Untersuchungsobjekte ist. Auf alle Fälle weiß ich zu berichten, dass sich zum Beispiel die Betrachtung der Legierungen bei den Silbermünzen insofern als schwierig herausgestellt hat, weil seit der Republik viele Falschmünzen im Umlauf waren und vielleicht noch sind. Es musste vor der Legierungsforschung Verschiedenes geklärt werden. In Zeiten der Not, als die römische Republik im zweiten Punischen Krieg nach der Niederlage am Trasimenischen See gleichzeitig neben guten Denaren plattierte Stücke ausgegeben hat, kam ordentlich Durcheinander in das Münzwesen und vor allem auch die Aufzeichnungen. Auch später wurden z.B. auf Antrag des M. Livius Drusus die Mehrkosten der erhöhten Getreideverteilungen dadurch gedeckt, dass jeder achte Denarius als Subaerater ausgebracht wurde." Galeo hielt inne. Er fühlte sich wohler, wenn er sich auf sein Wissen stützen konnte, aber bemerkte rechtzeitig, dass er vielleicht zu fachlich vortrug.


    "Subaerate sind Münzen, bei denen der Innenkern Kupfer oder Bronze ist, der Überzug aber aus Gold oder Silber. Zusätzlich erschwert den korrekten Vergleich die Tatsache, dass gleichwertige Münzen einen ungleichen Wert besaßen oder besitzen. Beim Sesterz hatte ich es leichter, deswegen konnte ich weit in die Tiefe gehen." Er lächelte verlegen, weil er merkte, wie er seine Mitstreiter in Schutz nahm, was eigentlich nicht seine Aufgabe war.

  • Die Antwort fiel deutlich umfangreicher und detaillierter aus, als Macer erwartet hatte. "Dankeschön. Das heißt, es empfiehlt sich, das Thema auch längerfristig im Blick zu behalten und künftigen Vigintiviri den Auftrag zu erteilen, weitere Recherchen anzustellen?" hakte Macer nach, ob er die Essenz der Ausführungen richtig verstanden hatte.

  • Ein Nicken bestätigte die Annahme des Senators, bevor Galeo antwortete.
    "Ich sehe in den Recherchen viel Potential für Erkenntnisse und empfehle, die Forschung auf diesem Gebiet nicht einzustellen." Ohne weitere Aufträge an nachfolgende Vigintiviri würde die Münzforschung auf dem aktuellen Stand einfrieren. Galeo würde dies sehr bedauern, denn er erhoffte sich weitere Neuigkeiten.

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