Das Neujahr hielt eine ganz besondere Aufgabe für Carbo bereit, die Ludi Compitales standen an! Die Compitalien waren ein dreitägiges Fest nach den Saturnalien, zu Ehren der Schutzgeister der Wegkreuzungen. Und da der Kult der Lares Compitales in den Aufgabenbereich des Magister Vicis fiel, wurde von diesem natürlich auch dann die Organisation und Austragung der Compitalien in seinem Vicus erwartet. Insbesondere, dass er für Spiele sorgte. Carbo war nur durch Zufall daran erinnert worden, als er Mitte December mit einem Einwohner seines Bezirks gesprochen hatte. Also zum Glück noch rechtzeitig, um alles nötige organisieren zu können.
Carbo selbst hatte noch nie an den Compitalien in Mogontiacum teilgenommen, doch von 1-2 Besuchen dieses Festes zuhause früher in Noricum wusste er zumindest ungefähr, was er alles tun musste. Er wusste, dass die Familien zuerst bei ihnen zuhause zusammenkommen würden, um gemeinsam zu speisen und zu trinken und in der Nacht vor und nach den Ludi Compitales für jedes freie Familienmitglied je eine Wollpuppe und für jeden Sklaven ein Wollknäuel in die häusliche Kultnische gehängt. Das war der private Teil, der Carbo nichts anging. Er war Kraft seines Amtes jedoch für den öffentlichen Teil zuständig. Bänke und Tische mussten her, um an jeder größeren Wegkreuzung beim dortigen Larenschrein aufgestellt zu werden. Auch Wein, Essen und je zwei Musiker zur musischen Untermalung des Festschmauses an jeder Kreuzung (letzteres eine Idee Carbos) wollten organisiert werden. Und natürlich die Spiele. Gladiatorenspiele waren in Carbos ohnehin schon mehr als knapp bemessenen Budget einfach nicht drinnen, weshalb er umdisponieren musste. Wenn die Leute Spiele wollten, mussten sie eben dafür auf 1-3 Wochen Theater (während seiner Amtszeit gab es ja jede Woche je eine Vorstellung eines immer anderen Stücks) verzichten. So plante er also das Geld, das eigentlich für insgesamt drei Vorführungen im Theater geplant war, herzunehmen, um damit einmal Gladiatorenspiele am zweiten Tag der Compitalien zu finanzieren. Ein Kompromiss, den er schon Tage vor Beginn des Festes überall im Vicus Apollinensis öffentlich nachlesbar anschlagen hatte lassen.
Die Bänke und Tische waren kein Problem, da hierfür die Curia welche besaß, die jedes Jahr immer aufgestellt wurden. Was das Essen und den Wein anging, so hatte Carbo schon Tage zuvor damit begonnen Vorräte anzukaufen und entsprechende Aufträge an die entsprechenden Betriebe, wie Bäcker, Garküchen und Schlachter, etc. zu verteilen, damit genug Essen für alle da war während dieser drei besonderen Tage.