[Cellarium] Weinkeller

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    Phocylides, Maiordomus


    Phocylides führte sie in den großen Weinkeller der Domus Iulia. Ein steinernes Gewölbe, das beinahe die gesamte vordere rechte Hälfte des Hauses einnahm. Fässer über Fässer stapelten sich hier, alle beschriftet mit dem Wein und dem Jahrgang, der darin zu finden war. Der Boden bestand aus gestampftem Lehm. Die beste Art Boden für so einen Raum, wo ständig schwere Weinfässer aus Holz und Eisen bewegt wurden. "Dies hier ist der Weinkeller. Hier lagert die Familie alle ihre Weine. Wie ihr seht ist..." Phocylides wurde durch eine plötzlich erklingende, laut schnarende Stimme unterbrochen.



    Alexander, Cellarius


    "Was geht hier vor?!" Eilige Schritte ertönten und nicht viel später erschien aus dem hinteren Bereich des Weinkellers ein Mann mittleren Alters, mit verkniffenem Mundwinkel und einer Tabula, in der Hand. Als er direkt vor ihnen zum stehen kam, betrachtete er mit abschätzigen Blick die Fremden und den Maiordomus und wiederholte seine Frage: "Ah, Phocylides. Du kommst nicht oft hierher. Doch wer sind die da und was wollt ihr in meinem Weinkeller?"
    "Alexander, ich wusste nicht, dass du hier bist. Hast du heute nicht deinen freien Tag?" Dann wandte sich Phocylides an Maahes und die Mädchen und wies dabei auf Alexander. "Darf ich euch vorstellen, das ist Alexander, der Cellarius Senator Centhos. Alexander, das sind Maahes, Aesara und Clarissa, drei neue Sklaven des Dominus Caesoninus." Alexanders missgelaunter Gesichtsausdruck hatte sich keineswegs gebessert, als er ihnen vorgestellt worden war. "Schön! Das beantwortet jedoch immer noch nicht die Frage, was sie hier zu suchen haben! Wenn der Dominus Wein will, soll er es mir sagen, ich werde ihm gerne einen Becher bringen, doch die haben im Weinkeller nichts zu suchen!"
    Mit einem entschuldigendem Schulterzucken sagte Phocylides zu den Dreien: "Alexander wacht über die Weinvorräte wie die Schlange, die den Baum mit den goldenen Äpfeln im Garten der Hesperiden hütet."
    "In der Tat! Also hoffe ich, dass ich keinen von euch hier jemals erwische! Und im übrigen..."
    "Schon gut, schon gut Alexander, sie haben es ja verstanden! Was bist du denn heute so missgelaunt?" würgte ihn Phocylides ab.
    Es war ja normal, dass der Cellarius mit einer Miene herumlief, als hätte man ihm den Geldbeutel gestohlen, doch heute fühlte sich das ganze noch eine Ecke härter an. Alexander indes wedelte mit der Tabula vor Phocylides' Augen herum.
    "Ich habe die gestrige Lieferung gerade in Augenschein genommen! Gestern konnte ich ja nicht, aber weißt du was? Zwei Fässer Falernerwein fehlen und ein Fass Massiker schmeckt nach Essig! So ein Zeug kann ich unmöglich dem Dominus servieren! Das kommt davon, wenn nicht ich es bin, der die Lieferung annimmt! Ich will wissen welcher sordes die Lieferung gestern entgegengenommen hat!" Phocylides hob abwehrend die Hände. "Nun beruhige dich einmal wieder, es wird sich alles klären. Wir haben ja noch genug Falerner, soviel ich weiß und das eine Fass Massiker wird erst für die kommende Cena des Herren Caesoninus gebraucht. Bis dahin ist noch genug Zeit."

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    [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa


    Zugegebenermaßen konnte der Weinkeller sich sehen lassen. Jener in Germanien hatte nur ein Bruchteil der Größe dieses Gewölbes und erst recht nicht so viele Fässer, die übereinander und fein säuberlich sortiert lagerten. Ein einziger Blick hatte Maahes genügt, um festzustellen, dass es sich um einen gepflegten Vorratsraum handelte und wie sich herausstellte, hatte dies auch einen Grund in Form eines Mannes mittleren Alters, der eine mürrische Miene zur Schau trug. Phocylides sprach ihn mit dem Namen ‚Alexander‘ an und wie zuvor schon erwähnt konnte es sich nur um den Cellarius handeln. So erklärte es auch der Maiordomus, auch wenn der andere keineswegs erfreut über ihrer aller Anwesenheit war. Dem folgenden Gespräch zu urteilen nahm dieser Alexander seine Aufgabe sehr ernst und schien sogar seine freien Tage untertage zu verbringen. Der Schalk in Maahes merkte an, dass es bestimmt am fehlenden Sonnenlicht liegen musste und an der Kühle des Gewölbes, dass der Mann selbst eine Art charakterlicher Unterkühlung erlitten hatte, doch wäre er im Traum nicht darauf gekommen, seine Gedanken diesbezüglich zu äußern. In Germanien wäre das etwas anderes gewesen, denn dort war er sehr wohl für allerlei Scherze bekannt gewesen, doch seit Seneca nicht mehr war, war ihm auch nicht mehr nach Frohsinn gewesen.


    Als der Maiordomus meinte, dass der Cellarius den Wein mit Argusaugen bewachte und ihn wohl auch mit Zähnen und Klauen verteidigte, wie es aussah, bemerkte er Aesaras spöttisches Lächeln, das ihm selbst zugedacht war. Gleich darauf stellte sie heimlich eine Miene des höchsten Bedauerns zur Schau, nur um dann wieder ironisch zu grinsen. Gewiss. Ein Gesicht konnte mehr aussagen als ein Schwall von Worten und dieses Mal sah Maahes ihr finster entgegen. Dabei wusste er nur zu gut, was sie ihm damit sagen wollte: Keine Chance an einen Schluck Wein zu kommen! Maahes merkte, wie allmählich Wut in ihm aufstieg. Nicht auf den Wein, der nicht zu erreichen war, sondern auf die Sklavin, die sich ihm noch in Germanien auf das Übelste angebiedert hatte. Avancen, die er auch nur zu gerne angenommen hatte, denn wenn Aesara auch sonst nichts hatte: In den Laken verfügte sie über ein unglaubliches Talent und Feuer. Eine Schande, dass er niemals hatte widerstehen können. Unterdessen konnte man erfahren, dass Dominus Caesoninus wohl in einiger Zeit eine Cena plante, was oftmals viel Arbeit bedeutete. Von den Sklaven allerdings mischte sich niemand in das Gespräch zwischen Phocylides und Alexander ein.

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    Phocylides, Maiordomus


    Phocylides gefiel es weniger, dass er sich vor den Augen der Neuen mit dem Cellarius herumstreiten musste, bloß wegen einer fehlerhaften Lieferung. Alexander war missgelaunt darüber und dass dann auch noch Phocylides und Fremde(!) in seinen geheiligten Weinkeller eingetreten waren, hatte seinen freien Tag "perfekt" gemacht. Würden Maahes und die Mädchen erst länger in der Domus Iulia wohnen, würden sie bald schon früher oder später erfahren, dass das Verhältnis zwischen dem Maiordomus und dem Cellarius ohnehin nicht das beste war, da Alexander Phocylides seine Position neidete. Also verstieg er sich darauf, was er am besten konnte; alle Belange was Wein anging und dieses Territorium verteidigte er mit seinem Leben!
    Es würde ihm gerade noch fehlen, dass z.B. Phocylides hier hereinspazieren und verkünden würde, dass dieser neue dort, dieser Maahes der neue Cellarius des Hauses sei! Wäre doch gut möglich, dass dieser alte Hund von Ägypter ihn entgültig absägen und durch einen Landsmann von ihm ersetzen wolle, doch Alexander würde sich bis aufs Blut wehren, sollte das tatsächlich eines Tages der Fall sein!
    Jetzt jedoch hatte er andere Aufgaben. Es galt den Maiordomus und die Fremden aus seinem Refugium zu vertreiben und anschließend den Schlamassel mit dem Wein in Ordnung zu bringen. Immerhin rückte doch die große Cena von Iulius Caesoninus immer näher! Da mussten Fehler ausgeschlossen sein. So faste sich Alexander wieder etwas und sagte:



    Alexander, Cellarius


    "Nun gut Phocylides. Doch sei jetzt so gut und entferne diese Leute hier aus dem Weinkeller und gehe bitte selbst gefälligst auch. Ich muss die restlichen Fässer der Lieferung prüfen, ob die von diesem unvermögenden Hornochsen von Winzer, oder Lieferant nicht auch runiert wurden. Und ich will den Namen desjenigen der..." Wieder unterbrach ihn Phocylides. Das war zwar nicht ganz höflich, doch die schnellste Art Alexander still zu bekommen, ohne dass der sich wieder in Rage redete. "Gut gut, ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern. Dann verlassen wir dich also wieder. Wenn du fertig bist mit deiner Inspektion, halte alles schriftlich fest und dann raus mit dir aus diesen Gewölben. Du hast heute eigentlich deinen freien Tag, geh raus und lass dir die Sonne etwas auf die Nase scheinen, du wirst ja noch blasser, wenn du länger hier unten hockst. Morgen dann kannst du mir den Bericht hierüber ins Officium legen. Bis später." Und mit diesen Worten drehte Phocylides sich um und bugsierte die Neuen hinaus aus dem Weinkeller, während Alexander, mit den Augen fest auf die Tabula blickend, wieder ins hintere des Kellers verschwand. Nachdem alle durch die Tür waren schloss Phocylides sie und seufzte. "Naja, jetzt habt ihr Alexander auch kennengelernt. An dieser Stelle ist die Führung beendet. Ihr könnt zurück ins Servitriciuum gehen, ich werde euch später wieder aufsuchen. Richtet euch solange dort ein, ihr werdet dafür jetzt ein wenig Zeit haben, während ich mit Dominus Caesoninus sprechen werde."

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/aesara61k70.jpg]| Aesara | [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/clarissaaval9kni.jpg] | Clarissa


    Dass der Maiordomus und der Cellarius nicht das beste Verhältnis zueinander hatten, war zwischen den Worten durchaus zu hören. Doch noch schob Maahes es eher auf das wenig offene Verhalten von Alexander, der sich nun schnell wieder den Fässern und seiner Lieferung widmen wollte. Seine Worte kamen also einem Rausschmiss schon recht nahe. Also verließen sie, fast schon getrieben von Phocylides wieder den Weinkeller. Maahes jedoch drehte sich noch einmal um, um in das Gewölbe hinein zu schauen. Alexander verschwand gerade mit seinen Notizen hinter einem der größten Fässer. Nur das Beste war hier zu finden und eigentlich war es kein Wunder, dass Alexander dies alles wie ein Schatz gehütet haben wollte. Dies war in der Tat schade, denn über die letzten Wochen und auch Monate hatte sich Maahes an den Wein gewöhnt und bestimmt würde er diesen auch vermissen. Doch würde er sich zusammenreißen müssen, denn es war deutlich geworden, dass diesen Raum niemand unbemerkt betreten und etwas entwenden konnte. “Oh, wie schade für dich!“, wisperte Aesara ihm wieder mit einem gemeinen Ausdruck in der Stimme zu. “So viel Wein und keine Gelegenheit!“. Nachdem sie ihr Gift verspritzt hatte, war sie die erste, die wieder auf dem Gang war. Zudem hatte sie sich wieder ihres stolzen Hüftschwungs befleißigt. Clarissa unterdessen schaute Maahes mitleidig an, als wolle auch sie nun ausdrücken, dass in der Hispanierin eine Schlange hauste.


    [...]

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    Ein weiteres Mal war Maahes in die Küche gehastet, wo man ihm bereits einige weitere Tabletts mit allerlei Köstlichkeiten entgegen schob, doch dieses Mal nahm er nicht sogleich zur Hand, um zurück in den Garten zu laufen.
    “Ich muss zum Cellarius,“ sagte er in Richtung Clarissa, die ihn flüchtig anschaute, während sie jede Menge Rettich schnitt.
    “Warum?“, fragte sie, während sie das Gemüse nun in Würfel zerlegte.
    “Weil…,“ setzte Maahes an, ehe Locusta die Coqua dazu trat und sie ermahnte nicht zu reden, sondern die Arbeit zu erledigen. Maahes schenkte der germanischen Sklavin noch einen schnellen Blick, fasste nach den Speisen und entfernte sich schleunigst wieder aus der Küche. Doch es war klar, dass das Hin-und Her zwischen Hortus und Culina eine wahre Sisyphus-Arbeit bedeutete er wohl kaum die Chance bekommen würde in den Keller hinab zu steigen. Es sei denn, er nahm sich eine Ausszeit. In den Gängen schaute er sich noch einmal um, ob ihn jemand beobachtete und stellte dann das Essen einfach auf einer der Bänke ab. Er würde ja gleich wiederkommen und wenn er Glück hatte, wäre die Information, die der römische Gast haben wollte schnell beschafft.


    Unter diesen Gedanken ging er rasch in das Untergeschoss, wobei er mehrere Treppenstufen auf einmal nahm und sich zum Weinkeller begab. Dort öffnete er die schwere Tür und trat in das Reich, in welchem Alexander sein Unwesen trieb. Hier war es im Gegensatz zum Garten sehr kühl und der typische Geruch reifenden Weines stieg ihm verlockend in die Nase. Ein paar Schritte ging er noch, ehe er vernehmlich den Namen des Cellarius rief. “Alexander?“ Maahes schaute sich weiter um und trat zu einem der alten Weinfässer, um die Beschriftung zu studieren. Dabei runzelte er die Stirn. Wie gerne würde er einen Becher davon kosten. “Alexander?“, rief er dann noch einmal, wobei er aber allerdings nicht die Augen von dem Fass nahm.


  • Alexander, Cellarius


    Das Fest oben im Hortus war im vollen Gange und so hatte auch Alexander alle Hände voll zu tun. Seine Aufgabe war es an einer separaten Station ganz am Rande des Festes mit einigen Gehilfen den Wein auszuschenken, entweder direkt an Gäste nach Wunsch, oder die Tabletts der Weinkellner nachzufüllen, damit diese dann mit mehreren Weinbechern die Runde machen konnten und jeder sich einen nehmen konnte, wenn sie an ihm, oder ihr gerade vorbeikam. Die Iulier boten auf diesem Fest heute drei verschiedene Weinsorten an; Falerner, Massiker und Surrentiner. Der Falerner wurde Alexander regelrecht weggesoffen, doch war das natürlich kein Wunder bei der allgemeinen Beliebtheit dieses Tropfens. Natürlich war Alexander kein Barbar, er schenkte alle Weine nur mit Wasser verdünnt aus, eben genauso wie sich das gehörte. Neben diesen drei puren Weinsorten befand sich auch Mulsum in seinem Angebot. Dieses ging vor allem anfangs besonders gut bei den Gästen, als der Großteil am Essen war, dank seiner apetitsanregenden Wirkung. Später dann ging der Mulsumkonsum zurück und die Weine gewannen die Oberhand. Schon bald mussten die ersten Fässer Falerner getauscht werden, da deren Inhalt dank dem regen Konsum der Gäste zur Neige gegangen war. So begab sich also Alexander von seinem Weinstand weg und hinunter in sein Reich, um ein passendes Fass auszuwählen. Natürlich würde er den Falerner darin zuerst kosten müssen, ehe es nach oben ging, nicht dass ein weiteres Fass nach Essig schmeckte so wie die beiden der einen Lieferung von vor einer Woche. Ziemlich schnell hatte Alexander ein passendes Fass mit dem richtigen Jahrgang ausgewählt und wollte sich gerade um den Transport kümmern, als er jemand anderen im Gewölbe hörte. Wer war das nun schon wieder?! Leicht erregt lief er wieder nach vorne. "Wer ist da? Verschwinde aus meinem Keller!"






    CELLARIUS - DOMUS IULIA

  • Noch konnte er nicht vernehmen, dass sich neben ihm im Keller noch jemand aufhielt. Vielleicht war das auch kein Wunder, denn im Grunde war ein jeder Sklave für das Fest auf den Beinen, was den Cellarius wohl keineswegs ausschließen würde. Seine Blicke allerdings ruhten noch immer auf dem Fass, in welches man die Inschrift ‚Falerner‘ eingegraben hatte. Erneut wallte in Maahes beim Lesen ein unbändiges Verlangen nach diesem edlen Rebsaft auf und er musste tief durchatmen, um dieses Verlangen einmal mehr beiseite zu schieben. In der letzten Zeit hatte er sich diesbezüglich mehr oder weniger wie ein Fisch auf dem Trocknen gefühlt, wobei Aesaras Sticheleien ihm auch noch ungemein zusetzten. Er brauchte dringend einen guten Tropfen, doch auch wenn er nun direkt an der Quelle war, war sie doch elend weit entfernt.


    Dann allerdings hörte er doch den Ruf von Alexander, der so fröhlich und freundlich erschien wie immer. Unter dieser Ironie in seinen Gedanken, fuhr er herum und schaute dem Mann entgegen, der nun eilig auf ihn zukam. “Entschuldige, Alexander,“ sagte er dann schnell und wich vorsichtshalber einen Schritt vom Falerner zurück. “Ein Gast hat großen Gefallen an dem Wein gefunden, den wir ausschenken und er forderte mich auf, ihm zu sagen, von welchem Gut der Wein stammt, doch das konnte ich ihm leider nicht sagen. Nun soll ich nachfragen und ihm dann Bescheid geben.“ So stolz wie Alexander auf seine Aufgabe und den Inhalt ‚seines‘ Kellergewölbes war, so sehr würde es ihn sicher freuen, dass jemand hoch entzückt über die Qualität desselben war. Doch bei Alexander konnte man nie wissen.


  • Alexander, Cellarius


    Bei Pluto und Zerberus, was waren andere Menschen nervig! Nie ließen sie einen in Ruhe das eigene Tagewerk machen, ständig kam irgend so einer von diesen Idioten herbeigerannt, um Alexander in seiner Arbeit zu stören mit ihren Nichtigkeiten!
    So auch jetzt, wie sollte er sich um den Transport dieses Fasses kümmern, wenn schon wieder jemand nach ihm rief? So konnte er nicht arbeiten!


    Brummend eilte er also nach vorne, um den Eindringling in Augenschein zu nehmen. Aber halt, das war doch dieser Neue! Alexander knurrte. Er mochte ihn nicht, keine Ahnung wie er genau hieß. Ägypter oder so sollte er sein. Alexanders miese Laune steigerte sich noch mehr, als ihm zu Ohren kam, wegen welcher Lapalie er von seinen Fässern weggeholt worden war und so war es auch kein Wunder, als er noch knurrender als zuvor antwortete: "Was, das ist alles? Wegen so einer Nichtigkeit unterbrichst du meine Arbeit? Bei Skylla und Charybdis! Welchen Wein meinst du überhaupt? Wir schenken drei verschiedene Sorten aus, falls dir das noch nicht aufgefallen ist! Und außerdem, was geht deinem "hohen Herrn" schon die iulischen Bezugsquellen an, hä?"






    CELLARIUS - DOMUS IULIA

  • Hatte er sich eben gerade noch Hoffnungen gemacht, dass es Alexander erfreuen würde, wenn der Wein und somit seine Arbeit Anklang fand? Wie gut, dass er sich nicht in diese Vorstellung hinein gesteigert hatte! Dies zumindest waren Maahes erste, ironische Gedanken, als der Cellarius nun um die Ecke gestiefelt kam und die einzige Laune vor sich herschob, zu der er wohl imstande war. Er knurrte auch gleich los, dass das sein Ansinnen eine Nichtigkeit wäre, wüsste nicht, von welchem Wein die Rede wäre und den ‚hohen Herrn‘ gingen die Bezugsquellen nichts an. Nun war es an dem Ägypter finster dreinzuschauen und der Drang nach einem Becher Falerner, Massiker oder anderem genießbaren Rebsaft wurde übermächtig. Einst war er der Maiordomus eines guten, einflussreichen Hauses gewesen und nun musste er sich von einem übellaunigen Hund anknurren lassen. Dennoch wusste er in der Tat nicht, welcher der Weine genau gemeint gewesen war und alles was er jetzt würde aussprechen können, waren Vermutungen darüber. “Entschuldige, Alexander!“ sagte er dann. “Ich habe lediglich dem Wunsch eines Gastes nachgegeben.“ Was hätte er auch sonst tun sollen. “Ich weiß nicht, von welchem er gekostet hat, doch wenn du meinst, dann werde ich zurück gehen und ihm mitteilen, dass du nicht gewillt bist, das große Geheimnis der Herkunft zu verraten.“ Seine Stimme hatte inzwischen einen recht verächtlichen Unterton angenommen, auch wenn dies ein Spiel war, was durchaus gefährlich werden konnte. Doch war es ein Spiel? Für Maahes sicherlich nicht. Erst recht für Clarissa, die verzweifelt sein würde, wenn er einen Fehler beging und des Hauses verwiesen werden würde. Trotzdem war er es jetzt schon leid. Der Tag war anstrengend für alle und man würde ihn schon bald auf dem Pendelweg zwischen Culina und Garten vermissen. “Ich danke für deine Hilfe!“, erklärte er dann, verneigte sich steif vor Alexander und machte auf dem Absatz kehrt.


  • Alexander, Cellarius


    Anscheinend konnte der Neue nicht mit Kritik und direkten Worten umgehen, doch im Grunde war es Alexander auch egal. Hauptsache er konnte wieder ungestört seine Weinfässer umsorgen, bzw. im aktuellen Fall sein ausgewähltes hinauf zum Fest im Hortus zu schaffen. "Sehr gut, nächstes Mal erkundige dich vorher welcher Wein überhaupt gemeint ist. Und dem Römer kannst du sagen, wenn er unbedingt wissen muss von woher der Wein kommt, dann soll er zu mir persönlich zum Weinstand oben kommen, dann werde ich ihm mit Freuden weiterhelfen. Und jetzt mach, dass du weiterkommst! Ich habe zu arbeiten."


    Ohne einen weiteren Gedanken an Maahes zu verschwenden, organisierte Alexander gleich darauf zwei Helfer, die für ihn das neue Fass hinaus zum Ausschanksort schleppten, damit die saufende und feiernde Meute wieder flüssigen Nachschub erhielt.






    CELLARIUS - DOMUS IULIA

  • Während er sich noch entfernte, hörte er die Stimme des Cellarius hinter sich und er nickte noch ihm Gehen, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Ein weiteres Wort allerdings gönnte er Alexander nicht mehr. In den Unterkünften angekommen eilte er sich, die Treppe wieder nach oben zu nehmen, was besonders schnell vonstatten ging, da er nun recht wütend war. Warum genau vermochte er nicht zu sagen. Wahrscheinlich die Müdigkeit, die Tatsache, dass hier nichts so lief wie bei Iunius Seneca, Aesaras Sticheleien und das Bewusstsein, noch immer für Clarissas Wohl verantwortlich zu sein. Hinzu kam gerade heute noch das Fest und die Tatsache, schon seit Ewigkeiten in dessen Rahmen auf den Beinen zu sein. Weitere Stunden würden ihm bevorstehen und in seinen Eigeweiden wühlte der Wunsch nach Wein nun so sehr, dass er sich bereits einen ganzen Becher voll imaginierte. Einen Becher, den er zum Munde führen und hinunterstürzen konnte.


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