Grian - Der ganz normale Wahnsinn

  • Tja, da war ich schon wieder. Oder wie ein alter Kollege und Kumpel immer zu sagen gepflegt hatte: Here I go again on my own. Ja, und ich lächelte dabei. Kaum hörbar summte ich diese blöde Melodie vor mich her, weil mir der bescheuerte Text einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollte.
    Von hier oben sah die Welt nicht ganz so schlimm aus, sagte ich mir immer. Das tat ich meistens, um mich selbst zu beruhigen. Diesmal aber fühlte ich mich wirklich ziemlich gelassen. Keine Spur von Angst oder Aufregung. Ich konnte ja eh nichts daran ändern, was gleich passieren würde. Et kütt, wie et kütt. Et hätt noch immer jot jejange, hatte der alte Jupp, ein Sklave, der früher mal in Colonia Agrippinensum den Leuten die Haare geschnitten hatte, immer gesagt. Vielleicht war es auch einfach die Routine, die ich inzwischen gewonnen hatte. In Sachen Sklavenmarkt war ich ja schließlich schon eine Widerholungstäterin. Also lächelte ich weiter und summte so vor mich hin.


    Hin und wieder schaute ich nach unten und beobachtete die Leute. Diesmal war ganz schön was los. Der Sklavenhändler versprach sich offenbar ein feines Sümmchen mit mir zu verdienen, wenn er mich zu dieser Stunde aufs Podest brachte. Wenn Fortuna heute ihren Tag hatte, ging vielleicht sogar seine Strategie auf. Ein paar fette Geldsäcke mit schütterem Haar hatten sich zumindest schon mal unters Publikum gemischt und überlegten noch, was sie alles mit einer wie mir anstellen konnten. Ein junges Madämchen schaute fragend zu mir hoch. Wahrscheinlich kam sie mit der Tatsache nicht klar, dass ich lächelte. Einfach so. Vielleicht dachte sie auch nur, ich hätte gehörig eine an der Klatsche. Sollte sie doch denken, was sie wollte! Aber wieso sollte ich auch nicht lächeln? Ich wusste, was hier gleich passierte. Wie gesagt, ich gehörte schon zu den alten Hasen. Gleich würde ich mal wieder den Besitzer wechseln. Zum x-ten Mal also, wie oft konnte ich gar nicht so genau sagen.


    Zugegeben, in meinem Leben hatte es nie eine längere, geschweige denn eine konstante Periode gegeben, in der ich bei einem einzigen Herrn gelebt hatte. Immer wieder gab es etwas, weswegen man mich zurückgab, weitergab oder weiterverschenkte. Beim fünften Dominus hatte ich aufgehört zu zählen. Wie hieß es dann immer so schon? ‚Wegen unüberbrückbarer Differenzen muss ich mich leider von dir trennen, Grian!‘ Ja, ja ich weiß schon! Vielleicht war ja wirklich etwas dran, was alle sagten. Ich sei nervig und taktlos, hätte ein Schandmaul, das mich sicher eines Tages noch ans Kreuz bringen würde. Na sicher. Bisher hatte es auch gut ohne Kreuz geklappt und meine Zunge war auch noch an Ort und Stelle. Außerdem verbreitete ich ja keine Lügen sondern begnügte mich lediglich mit der Wahrheit. Was war also falsch daran, ehrlich zu sein?! Es war ja nicht mein Problem, wenn manche Leute die Wahrheit einfach nicht vertragen konnten.


    Oh, für einen kurzen Moment hielt ich inne in meinem Gesumme, denn es tat sich etwas. Der Sklavenhändler trat auf den Plan. Ein langes schmales Elend, kurz vor der Haltbarkeitsgrenze, mit maximal noch vier krummen Zähnen im Maul und deshalb auch mit widerlichem Mundgeruch, dass die Fliegen nur so ihre Freude hatten. Er grinste mich anzüglich an, bevor er sich dann an seine Kundschaft wandte.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Ein war ein warmer, für mich fast drückender Tag und die Sonne, die sich immer mehr dem Zenit näherte, machte es nicht wirklich besser. Mal wieder war ich auf der Straße und suchte mir gemeinsam mit meinen Sklaven Nepomuk und Ulcus meinen Weg über den Markt. Mein treuer Gehstück leistete mir dabei treue Dienste, auch wenn es meinem Knie im Augenblick an nichts zu fehlen schien. Muckel hatte auf dem Weg erwähnt, dass er Hunger gehabt hatte und somit hatten wir an einer neuen Garküche halt gemacht, die mit besonderen Kostbarkeiten Kunden in ihre Nähe spülen wollte. Bei uns war es ihr gelungen und meinen Sklaven hatte es sehr gefreut, dass es auch hier das ‚Fleisch im Brot‘ gab, welches er bereits zuvor bei den Trajansmärkten schon einmal gekostet hatte. Ich hatte ihm eine extra-große Portion gekauft und eine Ulcus gleich eine Doppelte, um für den Rest des Tagen mit flauen Befindlichkeiten in Magengegenden verschont zu bleiben. Mir selbst hatte ich ebenfalls eine Köstlichkeit gegönnt, welche ‚Allerlei am Spieß‘ hieß, was mehr oder weniger ein Spieß mit Fleisch, Gemüse und Käse war, den ich nun in der Hand hielt, um mit den Sklaven um die Wette zu schmatzen. So näherten wir uns immer weiter den Ständen der Sklavenhändler, die wie stets laut rufend und werbend ihre Ware an den Mann oder die Frau zu bringen versuchten.


    Schon seit einer Weile liebäugelte ich damit, eine Sklavin zu erwerben, doch war ich im letzten Moment ein jedes Mal von dem Vorhaben zurück getreten. Die Sklavin sollte ein Geschenk für Valentina zur Verlobung werden. Ich dachte dabei an eine kleine Schönheit, schlank, beredt, loyal und mit flinken Händen, um kunstvolle Frisuren und dergleichen zu zauben. Ulcus und Quix konnte ich meiner Geliebten unmöglich zumuten! Allerdings wollte ich auch nicht, dass meine Geliebte beschämt dachte, dass ich ihre Haartracht nicht mochte oder auch nur den Hauch einer Kritik an ihrem Äußeren hegen würde. Das tat ich nämlich gar nicht. Also hatte ich mir insgeheim gedacht, dass ich ja mir selbst eine Sklavin kaufen könnte, um diese – nach und nach – in den Besitz Valentinas übertreten zu lassen.


    An diesem Tag war der Händler Tuff Tuff besonders laut und vielleicht lohnte es sich ja, bei ihm vorbeizuschauen. Zumindest waren wir nun hier und konnten wenigstens ein paar Blicke werfen. Darüber hinaus war Tuff Tuff nicht so unverschämt teuer wie Titus Tranquillus, der ein wahrer Halsabschneider sein konnte. Immerhin wollte ich auch nicht übertreiben, denn wenn eine Sklavin infrage kam, dann eher eine der mittleren Preisklasse, denn ich musste auch an meinen Geldbeutel denken. Das Sägerwerk lief bescheiden und mein Edelholz fand im Moment keinen Absatz. Gegen eine solche Flaute konnte meine Tonstrina überhaupt nicht gegen anrasieren. Noch an meinem üppigen Fleischspieß kauend wühlte ich mich durch die entstehende Masse Neugieriger, die sich vor dem Podest platzierten. In der Tat war eine Sklavin oben drauf und ich neigte meinen Kopf, um sie mit Kennerblick zu mustern. Dieser Kennerblick verriet, dass sie keineswegs verunstaltet und recht ansehnlich wirkte. Freundlich auch, denn sie lächelte ja! Von den billigen Kleidungsfetzen an ihrem Leib einmal abgesehen. Doch das war schon normal. Nach dem Kauf bei den meisten Händlern sah man erst nach einem ausgiebigenen Bad der Sklaven, wen oder was man da eigentlich erworben hatte. Man munkelte ja auch, dass Erwerb sich danach als herbe Enttäuschung herausstellen konnte. Muckel war neben mir und kaute ebenfall eifrig, während Ulcus sich wie ein Berg hinter mir auftürmte, und das gleiche tat.


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Tuff Tuff hatte heute Morgen wieder exzellente Ware hereinbekommen; einen ägyptischen Koch, der es verstand die besten Schlammkuchen zwischen Tiber und Nil zu kreieren, einen griechischen Heiler, der vor seiner Versklavung bei einem der ganz großen Mediziner seines attischen Bergdorfes studiert hatte, einen iberischen Mienensklaven, auf dessen Cervisiabauch jeder Tavernenbesitzer neidisch gewesen wäre und eine junge Gallierin die.. offenbar so ziehmlich jeder wieder schnell loswerden wollte, auch Tuff Tuff.


    So stand er nun hier und biss mit der einen Hand in einen nicht mehr ganz so frischen Knoblauch (seine Lieblingszwischenmahlzeit, vor allem wenn schon dieser lustige graue Pelz im Inneren zu schmecken war) und pries Grian mit der anderen den Leuten unter sich an: "Kommt ihr nur, ihr lieben Leut', kommt nur herbei und lauschet mir! Ein fabelhaftes Angebot wartet auf euch! Kommt und seht! Hier diese Gallierin! Eine Schönheit! Ein Prachtmädchen! Eine einzigartige Gelegenheit biete ich euch heute hier mit ihr an! Kommt und seht! Egal ob als Wäschemädel, Köchin oder für euer Bett, einen solchen Heißsporn könnt ihr nirgendwo sonst erwerben! Nur heute! Nur hier! Die Gebote beginnen bei 600 Sesterzen!


    Sim-Off:

    Sklavenhändler-NSC mit freundlicher Genehmigung: Link

  • Oh, welch übles Odeur! Kaum hatte der Sklavenhändler mit dem lustigen Namen das Maul aufgemacht, wurde es mir auch schon ganz blümerant in der Magengegend. Die Mischung aus einer süßlichen Fäulnis gepaart mit dem penetranten Geruch von Knoblauch hätten mir schier den Boden unter den Füßen weggezogen. Dabei wäre mir haarscharf das Wichtigste entgangen. Folglich versuchte ich, unabhängig von dem widerwärtigen Gestank, einfach weiter zu atmen und die Ohren dabei zu spitzen. Ja, sogar mein feines lächeln, welche schon zu entschwinden drohte, konnte ich aufrechterhalten.


    Was der Sklavenhändler nun so von sich gab, unterschied sich kaum von dem, was sonst so über mich im Verkaufsgespräch gesagt wurde. Na klar, ich war ein erstklassiges Angebot: jung, attraktiv, fleißig, vielseitig einsetzbar. Alles Attribute, die normalerweise dazu führten, dass man sich um Sklaven wie mich riss. Wohlweißlich aber verschwieg er gewisse Dinge, die dazu geführt hätten, dass mein Marktwert drastisch wieder zu sinken begonnen hätte. Natürlich war es verständlich, dass er nicht gerne über die Fluktuation seiner Ware sprach, denn dies hätte zur Folge gehabt, dass er sich auch über deren Schwächen und Fehler hätte auslassen müssen. Also, pries er mich als das Supergirl an, für das mich die Leute halten sollten – und das für einen ordentlichen Preis. Wenn man das so sagen durfte. In gewisser Weise konnte das ein Vorteil für mich sein. Letztendlich würde ich diesmal nicht bei einem armen Schlucker enden.
    Langsam entspannte ich mich wieder. Der Gestank aus Tuff Tuffs Inneren konnte mir nicht mehr viel anhaben. Gleich würden die ersten Gebote kommen, so dass sich schon bald unsere Wege wieder trennen würden. Daraufhin stellte sich auch wieder das Summen ein. Genau, der bescheuerte Liedtext hatte sich wieder den Weg in mein Hirn zurückerobert und ließ mir nun keine Wahl mehr, als diese bescheuerte Melodie vor mich hin zu summen – ganz leise, damit es keiner mitbekam.


    Selbstredend war ich ganz gespannt darauf, wer denn nun als erstes ein Gebot für mich abgab. Etwa einer von den fetten Geldsäcken dort unten, die sich, angeregt durch die Worte des Sklavenhändlers, nun ihr Antlitz zu mir nach oben richteten. Scheinbar hatte sich das junge Madämchen aus dem Staubgemacht. Zumindest konnte ich sie nicht mehr in der Menge entdecken. Ich war wohl doch nicht das Richtige für sie! Stattdessen aber waren neue Gesichter dort unten aufgetaucht, angezogen von Tuff Tuffs Worten. Manche von ihnen schienen Interesse zu bekunden, indem sie mich eindringlich zu mustern begannen. Wahrscheinlich um nachzuprüfen, ob die Anpreisungen des Sklavenhändlers nicht mehr als nur heiße Luft waren. Die Blicke ließen mich scheinbar unbeeindruckt. Ich bleib einfach stehen, so wie ich stand und machte nicht den Affen, wie vielleicht manch anderer Sklave in dieser Situation. Schließlich war es ja Tuff Tuffs Aufgabe, mich zu veräußern, denn er war es ja auch, der den ganzen Zaster für mich einstrich.


    Doch dann erblickten meine Augen einen mächtigen Hünen, der aus der Masse herausstach, weil er locker mindestens drei, wenn nicht sogar vier Kopf größer war, als der Durchschnittsrömer. Meine Güte, der Riese war dazu noch ein einziges Muskelpaket. Kurzzeitig hatte sogar mein Lächeln einem erstaunten Gesichtsausdruck Platz machen müssen. Ja länger mein Blick auf dem Fleischberg lag umso mehr nahm ich die beiden Hänflinge in seiner Begleitung wahr. Der eine sah ganz witzig aus, was wohl seinem Dauergrinsen geschuldet war. Der Dritte schien ein wenig beeinträchtigt zu sein, denn er stützte sich auf einen Gehstock. Trotz allem machte er einen guten Eindruck: er war etwa in meinem Alter und sah nicht nach einem Psychopathen aus, der junge Sklavinnen zum lentaculum verspeiste.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Was meine Augen dort auf dem Podest erblickten schien alles in allem recht gefällig zu sein. Am meisten jedoch gefiel mit das Lächeln, welches ein wenig fatalistisch und zugleich ein wenig herausfordernd war. Meine Menschenkenntnis wollte mir suggerieren, dass es sich um eine Sklavin handelte, die keineswegs gebrochen war und in der noch eine Menge Leben steckte. Dies war ja immerhin wichtig für die Arbeit, die sich verrichten sollte. Zwar war mir noch nicht sonderlich klar, welche das sein sollte, doch sie gefiel mir wirklich, sodass sich schon irgendwas finden würde. Vielleicht konnte sie meinem Muckel zur Hand gehen und sich ein wenig um mein Wohlergehen kümmern, was nicht immer eine leichte Aufgabe war. Besoders imgaginierte ich mir bereits ihre zarten Hände an meinem Knie, um diesem Entlastung zu verschaffen. Muckel war dabei ja arg grob und kannte wenig Feingefühl.


    “Ihr Lächeln ist schön!“, kommentierte mein Sklave meine Gedanken und ich nickte schlicht. Dann lauschte ich den Worten des Tuff Tuffs, der herzhaft in eine Knoblauchzehe biss und wahrscheinlich bereits jetzt auf diese Weise die Insekten im Umkreis von zehn Metern abwehrte.
    Nachdenklich biss ich in ein Fleischstück an meinem Spieß, während der Mann nun sein fabelhaftes Angebot an den Mann bringen wollte. Eine Gallierin! Ich verzog anerkennend den Mund und unterbrach so kurz mein Kauen. Obwohl. Gallier waren ja dafür bekannt nicht sonderlich arbeitswütig zu sein. Sie sollten stur und störrisch sein und in der Freizeit besangen sie heimlich ihre Freiheit und Brüderlichkeit. Lucius Gemmius hatte ein paar Gallier. Gerade neulich hatte erzählt, welche Probleme sie mit sich brachten. Doch eine gallische Frau? Ich runzelte die Stirn. Sie waren bestimmt nicht so garstig wie die Germaninnen, die nach Schafsfett und Kuhstall riechen sollten, während sie einem Mann mit einer Axt den Schädel spalteten.


    Schön war die Gallierin dort oben auf jeden Fall und sie machte auch nicht den Eindruck, als würde sie mordend durch unsere Casa ziehen wollen. Waschen, kochen oder für das Bett. Da wird bereits eine gute Wäscherin hatten und auch die Coqua eine hervorragende Arbeit leistete, blieb meine Aufmerksamkeit an diesem letzten Punkt hängen. Allerdings nicht allzu lange, da ich es als unschicklich empfand einen armen Menschen auf einem Markt bereits in Kissen drapiert zu sehen. Auch wenn die Vorstellung etwas hatte. Durchaus, durchaus… “Nur 600 Sesterzen!“, riss mich mein Sklave mit vollem Mund aus den Träumen. Ich schüttelte flüchtig, ja, gar fast kaum merklich den Kopf, seufzte leicht meine Fantasien davon und konzentrierte mich wieder auf die anderen Verwendungsmöglichkeiten. “SECHSHUNDERT!“, brüllte ich dann kurzentschlossen, hob die Hand mit dem Fleischspieß in die Luft, um anzuzeigen, dass niemand anderes als ich der erste Bieter war. “SECHSHUNDERTFÜNZIG!“, schrie dann ein hochgewachsener, schlakiger Mensch schräg hinter mir, sodass ich mich ein wenig pikiert zu ihm herumdrehte.


    Aber gut. Vielleicht ließ sich ja noch etwas über das Geschöpf auf dem Podest in Erfahrung bringen, ehe ich den infamen Kerl überbot. “VERSTEHT SIE SICH AUF UNSERE SPRACHE? VIELLEICHT AUF FRISUREN ODER NÄHARBEITEN?“, wollte ich lautstark wissen. Das wäre vor allem für Valentina gut zu wissen, der ich mittlerweile so viel Stoff geschenkt hatte, dass ihre Schneiderin wohl kaum noch mit der Verarbeitung nachkam.


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Kaum hatte Tuff Tuff geendet, kamen sogar gleich zwei Gebote für die Ware, Fortuna war ihm wahrlich hold! Derart angeregt und des Interesses an ihr versichert, konnte er sogar etwas wagen, als er sprach: "Natürlich, natürlich! Und zum Beweis dessen, dass ich keinen Murks verkaufe, werter Edelmann, lasse ich sie nun selbst zu Wort kommen! Du da! Tritt vor und erzähle diesen guten Leuten von deinen Talenten!", wies er Grian an und trat seinerseits einen Schritt zurück, damit die Sicht der Käufer auf die Ware ungetrübt war und er sich währenddessen wieder seinem pelzigen Knoblauch widmen konnte.

  • Konnte ich da einen Hauch von Entschlossenheit im Blick des leicht Versehrten entdecken? Mir war so, als hätte er sich mit seinen Begleitern über mich ausgetauscht. Oder war es schlicht und ergreifend der leckere Fleischspieß in seiner Hand, der ein seltsames Verlangen in meinem Mund auslöste und sich darin äußerte, dass die Produktion von Speichel rapide anzusteigen drohte. Bei den Göttern, wann hatte ich zuletzt Fleisch kosten dürfen? Richtig gut zubereitetes Fleisch, an dem sich nicht bereits die Fliegen gelabt hatten und das bereits schon zu riechen begonnen hatte. Aber ich durfte jetzt nicht schwach werden! Jetzt in dieser alles entscheidenden Phase, die über meine weitere Zukunft bestimmte. Und da passierte es auch schon! Der Fleischspieß wurde samt der ihn haltenden Hand nach oben gereckt. Gleichzeitig wurde das erste Gebot für mich gebrüllt. Ja, der Fleischesser wollte Sechshundert für mich ausgeben! Eine beachtliche Summe, wie mir schien. Dabei stellte ich mir vor, wie auch ich schon bald an einem solchen Fleischspieß knabbern durfte. Jedoch verpuffte diese angenehme Vorstellung sofort wieder. Nur ein fahler Geschmack im Mund blieb zurück. Ein Anderer hatte es gewagt, Fünfzig mehr für mich zu bieten! Wie konnte er nur, dieser Wüstling!


    Beinahe synchron wanderten meine Augen, wie auch die des Erstbieters zu dem langen dürren Kerl, den ich bis dato nicht auf dem Schirm hatte. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich mir eine Meinung über ihn gebildet und die fiel nicht besonders positiv für ihn aus. Was hätte denn einer wie der mir schon bieten können, außer übergroßer Togen, die zunächst geglättet werden mussten, um die danach wieder in Falten zu legen? Nein, da zog es mich doch eher zu dem Fleischesser und seinen beiden Freunden. Aber was konnte ich von hieraus schon ausrichten? Sollte ich jetzt doch damit beginnen, den bereits erwähnten Affen zu geben?
    Zum Glück wurde dies zunächst nicht nötig, denn auch für den leicht Versehrten schien die aktuelle Situation eher suboptimal zu sein, was ihn dazu veranlasste, sich über mich zu erkundigen. Natürlich waren Sechshundert ein Haufen Geld und Siebenhundert erst recht!
    Wie gerne hätte ich ihm entgegengebrüllt, dass ich jede einzelne Sesterze wert war, auch wenn ich Nähen hasste und meine Frisuren – na ja, doch manchmal recht gewagt ausgesehen hatten. Für den Typ mit dem Fleischspieß wäre ich zu allem bereit gewesen. Selten war ich so motiviert, wie jetzt gerade! Nun hing es nur noch an Tuff Tuff. Hoffentlich verkackte er es nicht. Doch auf den gewieften Sklavenhändler war stets Verlass. Natürlich ließ er mich als Universalgenie dastehen, obwohl er eigentlich keine Ahnung hatte, was ich so alles drauf hatte. Denn mein letzter Besitzer hatte kaum ein gutes Wort für mich übrig, als er mich dem Sklavenhändler für ein paar schlappe Sesterzen überlassen hatte. Doch nun wagte der Sklavenhändler einen Geniestreich und erteilte mir selbst das Wort, wodurch es mir möglich wurde, mein Schicksal vielleicht minimal in eine positivere Richtung zu lenken.


    „Ja, ich spreche deine Sprache und ich kann dich gut verstehen, Dominus!“ Hoffentlich du mich auch, dachte ich und flehte innerlich, dass diese Anspannung bald von mir genommen wurde. „Ich kann alle Hausarbeiten – auch Nähen - zu deiner vollsten Zufriedenheit erledigen!“ Allerdings nur, wenn seine Ansprüche nicht zu hoch waren. „Und Frisuren stecken kann ich auch, Dominus. Darin bin ich sehr kreativ.“ Oh ja, und wie! Mit meinen Frisuren fiel man garantiert auf!
    Wieder erschien jenes bezaubernde Lächeln auf meinem Gesicht, welches ich nur dem Fleischesser, allenfalls noch seinen beiden Begleitern, schenkte. Den schlaksigen Kerl, der es gewagt hatte, meine Kreise zu stören, war in diesem Moment meilenweit entfernt. Ich hatte ihn ausgeblendet, so als hätte es ihn nie gegeben. Nur noch mein Fleischspieß essender Retter dort unten und ich waren noch da. Vielleicht sollte ich ihm auch noch erzählen, wie gut ich singen und seinen Kopf massieren konnte, wenn er unter Kopfschmerzen litt. Doch dann dachte ich mir, weniger ist mehr. Schließlich fuhr man immer besser, wenn man sich noch einen Trumpf im Ärmel behielt.

  • Der schlaksige Hüne hatte mir ebenfalls entgegen gesehen und etwas Kampfeslust schillerte in seinen Augen. Offenbar waren wir nun Gegner in diesem Schauspiel und innerlich wappnete ich mich schon, denn es würde ein recht Kostspieliges werden. Meine Aufmerksamkeit war dann aber wieder beim Sklavenhändler Tuff Tuff, der meinte keinen Murks zu verkaufen. Dass er mich als Edelmann ansprach, schmeichelte mir sehr und ich lächelte darüber fröhlich, obwohl ich ob des anderen Bieters noch ein wenig in Harnisch war. Dann aber sollte die Sklavin vortreten und verkünden, welche Künste sie beherrschte. Noch immer empfand ich sie als schön und ansehenswert und auch jetzt schien sie nicht im Mindesten eingeschüchtert zu sein, denn sie ergriff das Wort und verkündete in verständlichem Latein, dass sie meine Sprache spreche. Das war schon einmal eine gute Voraussetzung, wie ich fand. Auch hatte sie schöne, zierliche Knöchel, was ich von meinem Standpunkt auch gut sehen konnte.


    Also nickte ich geflissentlich, während meine Sklaven neben und hinter mir weiter an ihrem Fleisch im Brot kauten. Ich allerdings lauschte der Sklavin weiter, welche auch verkündete, dass sie sich auf Hausarbeiten verstehe. Nähen, und das zur vollsten Zufriedenheit. Ich war verzückt, das musste ich gestehen. Auch Frisuen, so meinte sie, sollten kein Problem darstellen, immerhin sei sie sehr kreativ. Wie wunderbar. Vor dem inneren Auge konnte ich meine Valentina bereits mit der schönsten Haarpracht ganz Roms sehen, was unabdingbar war als Gattin eines Tonstrina-Besitzers! Ich nickte wieder und brüllte dann: “SIEBENHUNDERT!“ Lautstark schmetterte meine Stimme gen Podest.


    “SIEBENHUNDERFÜNFZIG!“, grölte nun auch mein schlaksiger Widersacher und er hatte sogar noch den Arm erhoben. “ACHTHUNDERT!“, schmetterte ich zurück, wobei ich wutentbrannt in seine Richtung starrte. “ACHTHUNDERZWANZIG!“, meldete sich nun eine weibliche Stimme von weiter hinten zu Wort. Offenbar war die Dame recht klein, sodass ich sie nicht auf Anhieb ins Visier nehmen konnte. “ACHTHUNDERFÜNFZIG!“, schrie ich wieder, reckte erneut den Fleischspieß in die Luft und wartete ab. “KANN SIE TANZEN UND SINGEN?“, wollte jemand anderes aus der Menge wissen. Mir war das egal. “ACHTHUNDERSECHZIG!“, setzte ich lautmalerisch nach und wurde von Muckel angestoßen. “Du überbietest dich selbst!“, raunte er mir zu und mein Augenmerk ruckte in seine Richtung. Ach ja, das stimmte ja. “ACHTHUNDERTACHTZIG!, röhrte der Schlaksige. Ich nickte Muckel bestimmt zu. “Nun nicht mehr!“, stellte ich entschlossen fest. “NEUNHUNDERT!“, rief ich dem Sklavenhändler entgegen und schaute dabei fordernd drein. Muckel zuckte mit den Schultern und biss wieder in sein Brot.


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Hatte man sowas schon gesehen! Brach doch einfach so unversehens ein Gebotssturm sondergleichen um diese, in Tuff Tuffs Augen, doch recht unscheinbare Sklavin los!
    Doch egal! Begeistert zeigte er auf Casca.
    Siebenhundert der Herr! Siebenhundert! Höre ich Siebenhundertfünfzig?
    Tuff Tuffs Wunsch wurde sofort erfüllt, denn ein anderer bot die gewünschte Menge. So zeigte er jetzt auf ihn und rief: „Siebenhundertfünfzig! Siebenhundertfünzig! Wer bietet achthundert?“ Der Bieter von vorhin wollte anscheinend nicht locker lassen und bot die achthundert Sesterze. So hatte er die Ehre wiederum nun das Objekt der Begierde von Tuff Tuffs Zeigefinger zu sein. „Achthundert Sesterze! Es sind achthundert Sesterze geboten! Wer...“ da wurde er plötzlich von einer weiblichen stimme unterbrochen die den Preis um weitere zwanzig Sesterze anhob. Tuff Tuff konnte sie in der Menge nicht erblicken, weshalb er einfach so rief: „Achthundertzwanzig! Achthundertzwanzig Sesterze!“ Der, der dem Sklavenhändler zuvor schon aufgefallen war, überbot die Unsichtbare um nochmal dreißig Sesterze. Tuff Tuff wies auf ihn. „Achthundertfünfzig! Achthundertfünfzig für diesen Edelmann!“ Noch jemand rief etwas dazwischen, doch verstand er es nicht so recht, bis der eine plötzlich sein eigenes Gebot von sich aus nach oben korrigierte. Tuff Tuff war begeistert!
    Und schon folgte auch darauf das Gegengebot. „Achthundertachtzig! Achthundertachtzig zum ersten, zum zweiten...
    Noch ein Gebot!
    Neunhundert Sesterze! VERKAUFT! An diesen ehrenwerten Edelmann hier vor mir! grinste Tuff Tuff sein zahnloses Grinsen und wies auf Casca.

  • Hatte ich zu dick aufgetragen oder war es genau das, was mein hoffentlich Fleischspieß essender Dominus in spe hören wollte? Gebannt schaute ich auf ihn hinab, ohne aber diesmal dieses andere lange Elend aus dem Augenwinkel zu verlieren. Mir schien, als wären die Sekunden plötzlich doppelt und dreifach so lang als sonst, Bis endlich das erlösende Gebot kam. Siebenhundert! Was wollte man mehr? Alles richtig gemacht, dachte ich und klopfte mir in Gedanken anerkennend auf die Schulter.
    Aber als ob ich es nicht schon längst geahnt hatte, meldete sich gleich dieser lange Widerling wieder zurück und überbot den Fleischesser um sage und schreibe 50 Sesterzen! So ein blöder Mist, hätte ich am liebsten laut hinausgeschrien. Was jetzt, fragte ich mich selbst und meine Augen schnellten sofort wieder zum Fleischesser und seinen kauenden Begleitern zurück. Vielleicht konnte er den flehenden Blick in meinen Augen erkennen. Dieser Hundebabyblick, dem eigentlich keiner widerstehen konnte. Dann folgte auch schon sein Gebot – achthundert! Meine Güte, hoffentlich schlugen sich die beiden nicht noch die Köpfe ein, sondern begnügten sich mit dem gegenseitigen Überbieten. Aber wenn zwei sich streiten, freut sich bekanntlich der Dritte. Oder sollte ich besser „die Dritte“ sagen? Ich begriff erst nicht, woher nun dieses Gebot kam, bis ich schließlich ein kleines Frauchen in der Menge ganz weit hinten entdeckte, zu der sich plötzlich alle umzudrehen schienen oder sie suchend ins Visier nehmen wollten, wenn sie etwas weiter entfernt standen. Was will die denn jetzt, dachte ich mir sichtlich genervt. Anscheinend entwickelte sich hier ein regelrechter Nervenkrieg, ein Krimi der ganz besonderen Art. Nein, das war der ganz normale Wahnsinn!


    Aber der Fleischesser fackelte nicht lange und gab der Guten die Antwort, auf die nicht nur ich, sondern sicher auch der Sklavenhändler gewartet hatte. Im Glauben, meinem Ziel wieder ein Stückchen näher gekommen zu sein, erschien wieder ein feines Lächeln um meine Mundwinkel herum. Nicht mehr lange und ich konnte endlich wieder von diesem elenden Podest herabsteigen.
    Aber Pustekuchen! Gerade dann, als ich mir schon sicher war, Tuff Tuff würde nun endlich dieses Schauspiel beenden, kam eine weitere Anfrage, ob ich den tanzen und singen könne. Mir blieb gar keine Zeit, um zu antworten, denn schon prasselte das nächste Gebot auf mich ein. Momentmal, hatte sich der Fleischesser etwa gerade selbst überboten? Ja, genau so war es, wenn einem die Nerven versagten. Zum Glück überbot er sich nur um zehn Sesterzen.


    Dummerweise war es genau das, was den langen Kerl dazu veranlasste, noch mal zwanzig draufzupacken. Verdammt nochmal, mir wurde ganz schwindelig! Ich wollte gar nicht mehr hinschauen. Was sollte ich nur machen, wenn ich gleich mit diesem langen Elend gehen sollte oder mit der Kurzen von weiter hinten? Ich hatte mich schon so auf den Fleischspieß gefreut, ich konnte ihn fast schon auf meiner Zunge schmecken, doch plötzlich war da nichts mehr! Der leckere pikante Geschmack aus meiner Vorstellung war wie weggeblasen und hatte einer Bitternis Platz gemacht.


    Doch dann kam das nächste Gebot von meinem Fleischesser und ein wages Fünkchen Hoffnung flammte in mir wieder auf. Ich traute mich gar nicht mehr zu atmen, weil ich Angst hatte, dass dann gleich das nächste Gebot kommen würde. Kam es aber nicht! Zum Glück, sonst wäre ich garantiert gestorben oder zumindest blau angelaufen, aufgrund des Sauerstoffmangels. Nein, es kam ganz anders! Tuff Tuff hatte ein Einsehen und beendete meinen Verkauf. Neunhundert Münzen waren wohl mehr, als er sich jemals hätte erträumen können.

  • Der Sklavenhändler hatte eifrig die Auktion geleitet und nun ruhten meine Blicke beständig auf ihm. In mir war immerhin der Ehrgeiz erwacht, dieses Spektakel für mich zu entscheiden, gegen allen Widerstand der Gegner, wobei ich gestehen musste, dass die Sklavin dabei beinahe schon zur nebensache degradiert wurde. Erst als Tuff Tuff die erlösenden Worte sprach, dass ich nun der Besitzer der jungen Frau war, atmete ich erleichtert auf und nickte meinem Kontrahenten siegreich entgegen. Den Moment davor hatte ich noch gebraucht, um mich auch wirklich zu vergewissern, dass ich der Gewinner war. “Haben wir denn auch so viele Sesterzen dabei?“, wollte ich im Flüsterton von Muckel wissen. Dieser begann nach der kleinen Geldkatze an seinem Gurt zu greifen und klammheimlich die Münzen zu zählen.


    Unterdessen bewegte ich mich näher an das Podest heran und hob die Blicke wieder der Sklavin entgegen. Sie hatte wirklich eine schöne Figur und liebliches Anlitz, sofern ich dies beurteilen konnte. Wie ich schon einmal angedacht hatte, benötigte sie jedoch gewiss ersteinmal ein Bad. Gewiss auch ein wenig Nahrung, denn als Decimer wollte ich mir nicht nachsagen lassen, dass meine Sklaven Not litten und in der Casa Decima Mercator verschmachten mussten. Obwohl… man musste eigentlich nur Ulcus anschauen, um zu wissen, dass niemand bei uns zu kurz kam und bei genauerer Betrachtung hatte auch Nepomuk ein winziges Bäuchlein angesetzt. Doch war dies nichts, was ein wenig Training in einer der Thermen nicht wieder glattbügeln würde.


    “Ich wünsche sie sogleich mitzunehmen!“, erklärte ich dem Sklavenhändler und bedeutete mit einem Wink einer seiner Schergen, sie herunterzuführen. Muckel unterdessen war mir gefolgt. “Wir haben nur siebenhundert!“, raunte er mir ins Ohr, was mich die Stirn runzeln ließ. “Keine Sorge, mein Kind!“, sprach ich dann die Sklavin an, wobei ich mich nun wieder um ein Lächeln bemühte. “Du hast nun einen neuen Herrn und ein neues Heim!“ Zur Not musste mich eben einer der Handlanger bis nach Hause begleiten, wo ich noch ein wenig Geld in einer meiner geheimen Truhen untergebracht hatte.

  • Mir war ganz taumelig zumute, bis ich endlich begriff, dass es zu Ende war und der Fleischesser mich bekommen hatte. Die Tatsache, dass er mich gleich mitnehmen wollte, versetzte mich in einen wahren Freudentaumel. Ich musste nicht noch stundenlang hier herumhängen und warten, bis die Ware des Sklavenhändlers verhökert war. Nein, mein Dominus wollte mich gleich mitnehmen!!! Wie sich das anhörte - mein Dominus! War jetzt endlich meine Pechsträhne vorbei? Keine notorischen Spieler mehr, die mich beim Würfeln verspielten, keine brutalen Schläger, die mich verprügelten, weil mir beim Waschen ihrer Klamotten ein kleines Missgeschick passiert war und auch keine Geizhälse mehr, die mich ständig hungern ließen. Nein, die Götter meinten es heute gut mit mir! Sonst hätten sie ganz sicher nicht den Fleischesser und seine beiden Begleiter vorbeigeschickt! Bei diesem Gedanken jauchzte ich innerlich, denn mit etwas Glück bekam auch ich einen solchen Spieß mit leckerem kross gegrilltem Fleisch. Alleine schon der Duft brachte mich schier um den Verstand. Mein wässriger Mund konnte es kaum erwarten. Ja, für einen, wenn auch kurzen, Moment würde ich im siebten Himmel schweben, wenn ich das butterweiche Fleisch mit meinen Zähnen von dem Holzstäbchen abriss und sich mein Speichel mit dem köstlichen Fleischsaft verband. Und dann, wenn das Fleisch in meinem Mund zerkleinert war und ich es voller Verlangen nach mehr herunterschluckte. Sicher würde sich mein ganzer Körper verzücken, während der Bissen ganz langsam, Stück für Stück seinen Weg von der Speiseröhre bis in meinen Magen fand, wo er bereits sehnlichst erwartet wurde. Ein wahres Fest würde das sein, was ich schon lange, sehr lange nicht mehr erlebt hatte.


    Ja genau! Seeehr lange. Meine Freude erfuhr einen leichten Dämpfer als ich beobachten konnte, wie der Dauergrinser ganz hektisch mit seiner Geldkatze herumuchtelte und schließlich dem Fleischesser etwas ins Ohr flüsterte.


    „Och nö!“, hörte ich mich leise raunen, denn irgendwie konnte ich mir schon bildhaft vorstellen was dort unten gerade vor sich ging. Der Kerl – mein neuer Dominus – hatte zu wenig Zaster dabei! Na prima! Woher kannte ich das nur?! Die Enttäuschung übermannte mich erbarmungslos. Ich hätte lauthals heulen können. Da half es auch wenig, als sich mein Dominus an mich wandte und nach beruhigenden Worten suchte. Ade, leckerer Fleischspieß, ade tolles Geschmackserlebnis! Ich sah mich bereits die nächsten Stunden hier herumhängen und warten, bis Tuff Tuffs Handlanger mich ndlich zum Haus meines neuen Dominus schleiften.


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Neunhundert Sesterze! Ein bomben Geschäft für eine Ware von... "solche Qualität" wie Tuff Tuff fand! Wunderbar! Perfekt! Breit grinsend machte er die Hand auf und meinte: "Aber gerne doch, edelster, gütigster Herr! Mit Freuden darfst du sie von mir aus mitnehmen, nachdem du mich bezahlt hast! Und nicht vergessen! Alle Geschäfte sind entgültig! Kein Umtausch, keine Rücknahme!"


    Aber das verstand sich doch natürlich von selbst.

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Muckel hatte etwas hektisch in der Geldbörse gekramt, doch wie ein jeder wusste, konnte noch so intensives Kramen bewirken, dass sich Geld heimlich vermehrte. Also schaute ich die Sklavin entschuldigend an, während mich Tuff Tuff drauf hinwies, dass die Ware vom Umtausch ausgenommen war. Dies allerdings entsprach wohl nicht dem Recht, welches auf dem Sklavenmarkt herrschte. Also schlich sich etwas Zorn in meine Miene, mit welcher ich nun den apart müffelnden Mann bedachte. Dennoch war ich aufgrund der fehlenden Sesterzen wohl nicht in der Lage, hier weiterhin zu verhandeln. Also straffte ich ein wenig meine Haltung und drückte Ulcus meinen Fleischspieß in die Hand, damit dieser gut darauf achtgeben konnte. “Du weißt Händler, dass mit keiner Silbe erwähnt worden war, dass deine Ware vom Umtausch ausgeschlossen ist! Dafür gibt es auf diesem Markt mannigfache Zeugen und du willst doch wohl nicht erzählen, dass du für die Qualität deiner Sklaven keine Gewähr übernimmst?“


    Muckel drückte mir nun das Geld in die Hand, welches ich an Tuff Tuff weiter reichte. “Hier hast du siebenhundert Sesterzen als Anzahlung. Wenn du mir einen deiner Männer mitgeben würdest, sodass er mir zu Casca Decima Mercator folgen kann, so werde ich ihm die restlichen Sesterzen aushändigen.“ Wieder lächelte ich etwas entschuldigend der Sklavin entgegen, die nun wirklich den Eindruck vermittelte, dass sie noch viel länger auf dem Podest stehen wollte. “Dafür wäre ich bereit wirklich auf mein Umtauschrecht zu verzichten!“, stellte ich dann wieder in Richtung Sklavenhändler in den Raum. Muckel nickte dazu, doch war dies wohl ohne Bedeutung. “Keine Sorge, mein Kind!“, sprach ich wieder zur Sklavin, die von so nahmen wirklich als sehr hübsch erschien. “Wir haben das alles gleich geregelt.“


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Irgendwie verlor dieser gütigste Herr und ehrenwerte Edelmann doch etwas an Farbe für Tuff Tuff, als dieser ihm eröffnete, dass er nicht zahlen könne. Aber immerhin war es keiner von den üblichen Helden, die überhaupt nicht zahlen konnten, denn siebenhundert Sesterze waren nicht gerade wenig Geld, die Tuff Tuff sofort auf die Hand bekommen sollte. Doch natürlich war er nicht ganz auf den Kopf gefallen. "So so, du hast also nicht genug Geld und ich soll dir jemanden mitschicken, Herr?" meinte er mit einem schiefen Grinser (in dem man seine wunderschöne schware Kraterlandschaft von Zähnen bewunder konnte) mit einem Blick auf Ulcus. "Ich bin nicht ganz so dumm, wie ich aussehe, bestimmt lässt du deinen Hünen dort meinen Mann niederschlagen und fliehst, gesetzt dem Fall unehrlicher Absichten, von denen ich natürlich nie und nimmer ausginge, bei allen Göttern, nein!" beeilte er sich zu beschwichtigen, ehe Casca das negativ auffassen konnte, "Es geht nur rein ums Geschäft und damit ich ganz und gar abgesichert bin, schicke ich dir drei Leute mit. Einer wird auf jeden Fall durchkommen, wenn... aber lassen wird das." beendete Tuff Tuff den Satz und setzte ein einschleimendes Lächeln auf. Dann ruckte er mit Blick auf seine Gehilfen kurz in Richtung Casca und drei seiner Mitarbeiter (das waren eigentlich alle die er besaß, doch musste das Casca ja nicht wissen), lösten sich von der Mauer gegen die sie eben noch gelehnt hatten und gingen auf Casca zu, bereit ihm zu folgen.
    "Sobald du wieder zurück bist mit meinem Geld, sollst du deine Ware mitnehmen dürfen, bis dahin bleibt sie natürlich in meinem Besitz." versicherte Tuff Tuff noch einmal, um auch ja jedes Missverständnis auszuräumen.

  • Meine Vorahnungen nahmen langsam Gestalt an. Warum musste ich auch immer Recht haben?! Die Aussicht auf einen leckeren Fleischspieß sank von Sekunde auf Sekunde gen Null. Allein das hätte schon genügt, ungehalten zu werden. Aber, so sagte ich mir, war es gewiss besser im Augenblick tunlichst die Klappe zu halten. Nicht dass ich am Ende meinen neuen Dominus gleich verschreckte und er mich dann doch nicht wollte. Also setzte ich ein schüchtern leidendes Gesicht auf, dass jedem der Beteiligten zeigen sollte, das ich die Situation zwar zum kotzen fand, aber alles über mich ergehen lassen würde, was dort unten gerade beschlossen wurde. Eigentlich war es ja logisch! Tuff Tuff, der Halsabschneider, dessen Mundhöhle dem Tartaros garantiert in nichts nachstand, war nicht so blauäugig, mich meinem Dominus gleich mitzugeben, solange der nicht die volle Summe für mich gelöhnt hatte. Das konnte noch richtig heiter werden!

  • [Blockierte Grafik: https://abload.de/img/nepomukavatarr9jvs.gif| Nepomuk//[Blockierte Grafik: https://abload.de/img/ulcusvrju4.jpg| Ulcus


    Einen Moment lang schaute ich den Sklavenhändler an, als wäre er soeben dem festen Boden unter unseren Füßen entstiegen. Wollte er mir etwa unterstellen ich wäre ein unehrenhafter Mann, der sich mit einer unbezahlten Sklavin aus dem Staub machen würde? Seine beschwichtigenden Gesten machten das Ganze auch nicht besser und mein Mund verzog sich zu einem abfällig Ausdruck der Angewidertheit. Dann schweifte mein Blick zu Ulcus, dem zugetraut wurde, dass er den Gehilfen des Händlers einfach so niederschlagen würde. Meines Wissens war der Hüne jemand, der sogar Fliegen in Bechern und Gläsern fing, um sie wieder in die Freiheit zu entlassen und neben seiner Statur war im Grunde genommen rein gar nicht Gefährliches an ihm. Flüchtig dachte ich daran, mein Geld wieder an mich zu raffen und dem Händler auf alle Zeit Adieu zu sagen, natürlich ohne seine Waren gekauft zu haben, doch entschied ich mich nach einem Seitenblick auf die Sklavin dagegen. Sie war ein wirklich hübsches Geschöpf und hatte es gewiss nicht verdient noch länger in der Obhut dieses Schergen zu bleiben. Dennoch wollte ich mich von einem stinkenden Mann wie Tuff Tuff nicht zum Narren halten lassen.


    “Nun gut!“, stellte ich in den Raum. “Mein Sklave wird mit deinen Männern zur Casa Decima gehen!“, erklärte ich. Ein und den selben Weg mehrfach zu beschreiten kam für mich überhaupt nicht infrage. Zumal mein Knie nicht besonders wohlgelitten war und mit das Laufen generell recht schnell Schmerzen verursachte. “Ich werde hier bleiben und mich mit meinem neuen Beistz unterhalten!“ Um mein Vorhaben auch weitergehend zu verdeutlichen, ließ ich mich neben dem Händlerstand auf einem großen Stein nieder und streckte seufzend mein Bein aus. Zeitgleich winkte ich die Sklavin herbei, während sich sah, dass Muckel die Augen verdrehte. Doch Botengänge waren ihm nichts Neues und Dank dem Fleisch im Brot war er nun auch gestärkt genug, um den Weg auf sich zu nehmen. “Der andere Sklave wird bei mir bleiben!“, erklärte ich weiterhin und stellte zufrieden fest, wie Ulcus sich neben mir aufbaute. Händlern war nicht zu trauen und offenbar sah Ulcus trotz all seiner Einfalt genauso.


  • Tuff Tuff der Sklavenhändler


    Während seine Leute weg waren zur Beschaffung des restlichen Geldes, pries Tuff Tuff solange die restliche Ware seines Standes an. Er schaffte es den ägyptischen Koch („Ja sicher ist er in der exquisiten römischen Küche bewandert!“) und den griechischen Heiler („Skalpel? Ja schon mal davon gehört“) zu verkaufen, natürlich mehr durch Lügen, denn durch Anpreisung ihrer wahren Fähigkeiten (die nicht soo weit her waren).


    Dann endlich kamen seine Lakaien zurück und hielten einen Münzbeutel hoch. Tuff Tuff brummte zufrieden. So war also auch dieser Verkauf abgeschlossen. Er drehte sich zu Casca um.
    Die Schuld ist beglichen, du kannst deine Ware mitnehmen. Nur mach jetzt bitte den Weg frei für weitere zahlende Kundschaft“ Und schon drehte er sich wieder zur Menge um und rief: „Kommt ihr Leute, so kommt herbei! Bestaunt die besten Sklaven, die ihr je gesehen habt! Gallische Barden, nackte nubische Tänzerinnen, alles da!

  • Zitat

    Original von Cnaeus Decimus Casca



    “Nun gut!“, stellte ich in den Raum. “Mein Sklave wird mit deinen Männern zur Casa Decima gehen!“, erklärte ich. Ein und den selben Weg mehrfach zu beschreiten kam für mich überhaupt nicht infrage. Zumal mein Knie nicht besonders wohlgelitten war und mit das Laufen generell recht schnell Schmerzen verursachte. “Ich werde hier bleiben und mich mit meinem neuen Beistz unterhalten!“ Um mein Vorhaben auch weitergehend zu verdeutlichen, ließ ich mich neben dem Händlerstand auf einem großen Stein nieder und streckte seufzend mein Bein aus. Zeitgleich winkte ich die Sklavin herbei, während sich sah, dass Muckel die Augen verdrehte. Doch Botengänge waren ihm nichts Neues und Dank dem Fleisch im Brot war er nun auch gestärkt genug, um den Weg auf sich zu nehmen. “Der andere Sklave wird bei mir bleiben!“, erklärte ich weiterhin und stellte zufrieden fest, wie Ulcus sich neben mir aufbaute. Händlern war nicht zu trauen und offenbar sah Ulcus trotz all seiner Einfalt genauso.


    Wenn ich mal kurz Revue passieren ließ, war das mit Sicherheit mein längster Verkauf und bestimmt auch der Nervenaufreibendste! Inzwischen hatten mich die Schergen des Sklavenhändlers endlich vom Podest heruntergezerrt, da der Disput zwischen Tuff Tuff und meinem neuen Dominus anfänglich sicher ganz amüsant für die umstehenden Leute gewesen sein mochte. Inzwischen fanden es aber die meisten ermüdend und begannen sich schon mal bei der Konkurrenz umzuschauen. Hätte ich eine Wahl gehabt, wäre es mir sicher nicht anders ergangen. Zumal es mir so vorkam, als ob selbst die Sonne sich gegen mich verschworen hatte, deren Strahlen mich inzwischen regelrecht auf penetrante Weise stachen und meine Haut an den unbedeckten Stellen zum erröten brachten. Alleine deshalb war ich nun froh, endlich aus der Sonne zu kommen.


    Glücklicherweise fand man dann doch noch eine Möglichkeit, wie beide Parteien glücklich werden konnten. Ich atmete erleichtert auf, denn die Leere in meinem Magen machte sich nun auf anklagende Weise mit einem lauten Knurren bemerkbar, dass man es, wenn man denn genau hinhörte, sicher noch bis Ostia hören konnte.
    Ach ja, Ostia… das Meer… ja ja. Da kam ich glatt ins Schwärmen! Einige Besitzer vorher hatte ich tatsächlich auch einmal in Ostia gelebt. Nun ja, für ungefähr drei Tage. Danach trennten sich die Wege meines damaligen Dominus und die meinen wieder… Oh ja, das war lange her.


    Gerade noch rechtzeitig kehrte ich mit meinen Gedanken wieder zurück ins hier und jetzt und bekam so auch noch die Absichtserklärung meines Dominus mit, sich mit mir ein wenig unterhalten zu wollen, während er auf die Rückkehr seines Sklaven und Tuff Tuffs Männer wartete. Das war auch gut so, denn so konnte ich mich selbst noch einmal am Riemen reißen und mich ermahnen, dieses Mal nicht wieder alles falsch zu machen. Besonders nicht zu vorlaut zu sein! Selbst dann, wenn ich im Recht wäre. Also lächelte ich meinem Dominus dankbar und ein wenig unterwürfig zu, um ihm gleich das Gefühl zu geben, hier eine richte gute Tat vollbracht zu haben.

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