• DAS
    HANDELSHAUS FURII
    AM HAFEN VON OSTIA



    Hier befindet sich das Handelshaus Furii direkt am Hafen von Ostia Links vom Magazzini Oleari. Im Erdgeschoß befinden sich die Geschäftsräume. Hier werden die Geschäfte besprochen und die Wahre angeliefert, die dann in einem der Obergeschoße eingelagert wird. Aus dem ganzen Imperium kommen Wahren an, vorwiegend aber aus dem Osten, hier vor allem Seide, Weihrauch und Datteln. Das Geschäft wurde von Furius Philus gegründet der mit seinen Kontakten nach Ägypten und Syrien die Basis für das Geschäft geschaffen hat.


    Die Geschäftsräumen sind in ein Dämmerlicht getaucht und hinter dem Tresen geht ein Verwalter seiner Arbeit nach. Mehrmals in der Woche ist aber der Besitzer hier um die Dinge zu ordnen und um sich das Geschäft zu kümmern.

  • Gnaeus war heute mit dem Zweispänner und seinem Sklaven Tiberius nach Ostia gefahren. Der Sklave hatte zwar gefragt was es heute da zu erledigen gab aber Gnaeus hatte beharrlich zu diesem Thema geschwiegen. So waren sie nicht direkt in der Stadt sondern am Portus angekommen. Natürlich mussten sie das Gespann ein Stück abseits abstellen und Gnaeus hatte einem Jungen dessen Aufgabe es augenscheinlich war ein As gegeben dafür das er auf das Gefährt aufpasste. Wagen konnte man sich ja außerhalb der Stadt mieten. Ob nun Reisewagen oder Zweispänner es gab alles für das entsprechende Geldsäckel. Die Streck nach Ostia war wie immer viel befahren und auch natürlich von vielen Fußgängern frequentiert. Häufig kam es hier zu tödlichen Unfällen weil jungendliche Raser wie Gnaeus auch gelegentlich einer war die Kontrolle über ihr Gefährt verloren. Wahrscheinlich weil sie sich für große Wagenlenker hielten und den Fahrern im Circus nacheiferten.


    Aber Gnaeus war heute zurückhaltend gefahren und so kamen sie recht entspannt am Portus an. Ein zwei Straßen weiter waren sie auch schon am Hafenbecken. Wenn man die See mochte dann war das ein Ort den man mögen konnte auch wenn man nicht von Seeluft reden konnte. Denn im Hafen roch das Wasser nach allem anderen aber nicht nach Seeluft. Brackwasser war schlierig und ekelhaft und wie es darin Fische geben konnte und die gab es war Gnaeus schleierhaft. Trotzdem mochte er das Gewirr aus Matrosen, Stauern, Lastenträgern und Fahrgästen. Aber von alldem bekamen sie heute nicht allzu viel mit den Gnaeus schritt zügig zu einem Gebäude über dessen Tür ein auf Holz gemaltes Bild angebracht war. Auf dem war zu sehen wie Er da stand, in der Toga eines römischen Ritters und mit einer Schriftrolle in der Hand. Sein Abbild sah Lastenträgern mit fremdländischem Aussehen dabei zu wie sie Bündel mit Wahren auf ein Schiff trugen. Es war Gnaeus Art Menschen die des Lesens nicht mächtig waren zu zeigen das er ein Mann von Reputation war der im Fernhandel tätig war. Er hatte das Bild erst kürzlich anfertigen lassen und so waren die Fahren noch leuchtend als die davor standen. Darunter stand in großen Buschstaben Handelshaus Furii. Er hatte mit Tiberius schon öfter über das Geschäft gesprochen doch heute würde er ihn in seinen großen Plan einweihen.



  • Tiberios war stolz darauf, dass Furius Philus diesmal ihn auswählte, ihn nach Ostia zu begleiten. .


    Obwohl die Via Ostiense auch schon zu früher Stunde sehr belebt war, hatte sein Herr sie in kürzester Zeit ans Ziel gebracht, und Tiberios hatte die schnelle Fahrt gefallen; sein Puls schlug höher, er fühlte sich unternehmungslustig und lebendig.


    Am Portus angelangt , und nachdem sie den Wagen und die Pferde stehen gelassen hatten, folgte er seinem Herren bis zu einem hohen Gebäude.
    Er beeilte sich, mit seinem dominus Schritt zu halten.
    Dabei gab es in diesem Hafen so viel zu sehen, das bunte Gewimmel, die Schiffe, die Menschen aus allen Ecken des Imperiums und darüber hinaus.
    Ganz erstaunt war Tiberios, als er am in der Ferne im Dunst einen Leuchtturm erblickte, der dem Pharos glich, nur etwas kleiner war. Der junge Sklave nahm es als gutes Zeichen, etwas zu sehen, was es in seiner Geburtsstadt auch gab.
    Auf der Tür des Gebäudes erkannte er das Abbild seines Herren in der römischen Toga mit Purpurstreifen in leuchtenden Farben, der Lastenträger beaufsichtigte , das Abbild eines Schiffes und den Namen des Handelshauses Furii.
    Er legte den Kopf zurück und zählte vier Stockwerke. Dieses Gebäude war beeindruckend. Er roch frisches Holz und einen unbestimmten, schweren , unverkennbaren Geruch. Weihrauch, dachte er respektvoll.
    Weihrauch, der mit Gold aufgewogen wurde.


    Warum sie heute jedoch nach Ostia gefahren waren? Tiberios war gespannt, was Furius Philus ihm für eine Arbeit geben würde.


    Aufmerksam blieb er dicht bei seinem dominus .

  • Einmal in der Woche spannte Amir immer früh morgens den Wagen an, um damit nach Ostia zu fahren. Genauer gesagt war sein Ziel der Portus Ostiensis. Seine Aufgabe war es, bei den dort ansässigen Handelshäusern Stoffe zu kaufen. Die edlen Stoffe, die bei der „flinken Nadel“ verarbeitet wurden, stammten meist aus fremden Ländern, die über ferne Handelsrouten vom Orient bis nach Rom gelangten. Besonders Kleider aus Seide waren der letzte Schrei, auch wenn kritische Stimmen dies aus moralischen und wirtschaftlichen Gründen verwerflich fanden und am liebsten den Handel mit Seide verboten hätten.
    Seide, so hatte Amir gelernt, wurde aus den Fäden von Raupen hergestellt. Besonders in Serica, einem sagenumwobenen Land im fernen Osten, verstand man sich auf diese Kunst. Über die Seidenstraße gelangten die edlen Stoffe ins Reich der Parther. Auch wenn die Parther die Feinde Roms waren, so bestanden doch Handelsbeziehungen zwischen den Reichen. Per Schiff gelangte dann die begehrte Ware bis nach Ostia.


    Für gewöhnlich blieb ich in Rom, um Nelia beim Nähen zu unterstützen, wenn gerade keine Kundschaft meinen Laden beehrte. Außerdem mochte ich es nicht, für mehrere Stunden auf dem Wagen durchgeschüttelt zu werden. Auf der Straße zwischen Rom und Ostia waren jeden Tag unzählige Fuhrwerke und sonstige Passanten unterwegs, wodurch es regelmäßig zu Behinderungen kam. Unfälle und Pannen blieben dabei nicht aus.
    Doch heute hatte ich mich dazu durchgerungen, den syrischen Sklaven zu begleiten. Durch Zufall hatte er vor einigen Tagen im Gespräch das Handelshaus Furii erwähnt. Bei diesem Namen war ich hellhörig geworden. Der Name des junge Herrn, der vor wenigen Tagen in der Schneiderei erschienen war, um mehrere Kleidungsstücke schneidern zu lassen, war ebenfalls Furius gewesen. Ich hatte Erkundigungen eingezogen und war mir nun sehr sicher, dass es sich um den ein und selben Furius handeln musste, dem eben jenes Handelshaus gehörte. Insgeheim hoffte ich, den Furius dort wiederzusehen. Doch ich gab vor, neue Handelspartner finden zu wollen und mir selbst ein Bild von deren Waren machen zu wollen.


    Hermes schien uns tatsächlich gewogen zu sein, denn die Fahrt nach Ostia war recht unproblematisch gewesen, so dass wir noch vor der dritten Stunde unser Ziel erreichen konnten. Nachdem wir uns durchgefragt hatten, standen wir kurze Zeit später vor dem Handelshaus. Ein seltsamer Geruch, den Amir als Weihrauch-Duft ausgemacht hatte, lag in der Luft. Große Lettern mit der Aufschrift ‚Handelshaus Furii‘ und ein hölzernes bemaltes Schild ließen keinen Zweifel daran, dass wir hier richtig waren. Ich schritt voran, gefolgt von Amir, und betrat das Gebäude.

  • Sein dominus ließ ihn freilich noch warten. Er wollte noch ein paar Angelegenheiten erledigen und vielleicht Freunde aufsuchen, so hatte er Tiberios zunächst die Aufgabe übertragen, die Wareneingänge zu überwachen . Heute waren Ballen von Seide angekommen, jeder einzelne von großem Wert.
    Die Einwohner des Seidenlandes selbst verstanden sich darauf, die Stoffe einzufärben , und wenn man ein Auge dafür hatte, konnte man sich bereits die Modefarbe des kommenden Frühlings sichern.
    Tiberios arbeitete also sehr konzentriert .
    Dennoch erblickte er die Viniciana Thula , als sie in Begleitung eines dunkelhaarigen Sklaven das Gebäude betrat.
    "Warte einen Moment auf mich ", sagte er zu dem Sklaven , der gerade einen Seidenballen auf eines der erhöhten Regale legte , behielt aber seine trypticha, seine dreifache Wachstafel, und seinen stylus in den Händen -
    damit wollte er der Schneiderin zeigen, dass er nicht zu den körperlich arbeitenden Dienern gehörte.
    Außerem trug er eine neue Tunika, schmucklos aber zweckmäßig und das Bronzetäfelchen mit der Aufschrift



    SERVUS AUTEM
    GN.FURIUS C.F SUB PHILUS


    Er war kein Hafen- sondern ein Haussklave und ein Scriba noch dazu.
    Er eilte auf die Schneiderin zu ,und die Freude über das Wiedersehen in seinen grauen Augen war nicht gespielt :
    .
    " Sei gegrüßt, Domina Viniciana Thula ", sagte er und verbeugte sich :
    " Was wünschst du ?"

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Nachdem ich eingetreten war, schaute ich mich sofort um, in der Hoffnung, Furius Philus wieder zu sehen. Doch stattdessen traf mein Blick seinen Sklaven, der ihn auch schon vor einigen Tagen in meinen Laden begleitet hatte. Wie Aufmerksam von ihm, dachte ich. Er begrüßte mich mit meinem Namen, den er sich offensichtlich noch gemerkt hatte und titulierte mich sogar mit Domina. Leider hatte ich seinen Namen schon wieder vergessen.


    In seiner Hand hielt eine Tabula und den dazugehörigen Stylus und machte dadurch einen recht geschäftsmäßigen Eindruck auf mich. Das Bronzetäfelchen, auf dem der Name seines Dominus zu lesen war, sprang mir sofort ins Auge und erinnerte mich an mein eigenes Schicksal. Glücklicherweise hatte Massa nie darauf bestanden, dass auch ich ein solches Täfelchen tragen musste.
    Amir hielt sich dezent im Hintergrund, was ihm ganz gelegen kam. Denn heute musste nicht er die Verhandlungen führen. Diese Aufgabe fiel mir zu.


    „Salve! Bitte nur Viniciana Thula. Ich bin keine Domina, “ entgegnete ich lächelnd auf die freundliche Begrüßung des Sklaven. Ich verabscheute die Sklaverei. Die Tatsache, dass ich freigelassen worden war, machte mich noch lange zu einer Domina. „Ich interessiere mich für Seide. Ich nehme an, ich bin hier richtig.“ Mir war zu Ohren gekommen, dass der Furius stets über exzellente Ware verfügte. Doch natürlich wollte ich mich selbst davon überzeugen.
    Sag, ist auch dein Dominus zugegen?“, fragte ich beiläufig nach einer Weile. Nicht weil ich dem Sklaven etwa nicht vertraute. Letztendlich aber war der eigentliche Grund meines Besuches, den Furius wieder zu sehen.

  • "Für Seide bist du hier richtig, Viniciana Thula. " , sagte Tiberios : " Was meinen dominus angeht - er ist leider nicht im Haus. Wenn du auf ihn warten möchtest, lass ich dir Erfrischungen bringen. "
    Er wies auf eine cella , die unter anderem für Besprechungen diente; die Einrichtung war ähnlich wie die eines officium in einer Villa : Ein Schreibtisch , Stühle und zwei Sessel , wo man auch einmal Kunden empfangen konnte, alles von gediegener, nicht überladener Qualität.
    Der Sklave, der den Seidenballen auf das Gestell gelegt hatte , stand abwartend auf seinem Platz .
    "Wenn du es wünschst , kann ich dir aber auch schon einmal die neue Seide zeigen, die heute gekommen ist ." , sagte Tiberios eifrig.
    Er fragte sich, ob sich Viniciana Thula überhaupt an ihn erinnern konnte. Es war damals sein erster Tag in Roma gewesen, er war halbverhungert und voller Sorge, was ihn in seinem neuen Leben erwarten würde. Aber den Göttern sei Dank hatte sich Furius Philus als guter dominus erwiesen.

  • Ich nickte zufrieden. Vielleicht fand ich sogar noch andere kostbare Waren aus fernen Ländern, die ich mir privat gönnen konnte – mit etwas Glück sogar zu zweit. Doch zunächst wollte ich mich den geschäftlichen Dingen widmen. Dazu gehörte auch, mit dem Eigentümer des Handelshauses zu verhandeln. Der Sklave jedoch versetzte meinen Hoffnungen, den Furius wieder zu sehen einen herben Schlag. Die Enttäuschung, die ich innerlich empfand, wollte ich jedoch nicht nach außen dringen lassen. So überspielte ich meine Frustration mit einem Lächeln und winkte ab.
    „Ach nein, das ist nicht notwendig! So habe ich einen Grund, noch einmal herzukommen. Aber du könntest ihm ausrichten, dass ich hier war. Über eine Erfrischung würde ich mich aber trotz allem freuen.“


    Damit ich nun nicht vollkommen umsonst gekommen war, wollte ich das Angebot des Sklaven annehmen. Sollte er mir doch dann die Ware zeigen! Wenn mir es zusagte, was ich sah, dann konnte ich auch mit ihm Geschäfte machen. Zumindest wirkte der Sklave in dieser Hinsicht sehr kompetent.
    „Nun, du kannst mir gerne eure Ware zeigen. Ich würde gerne die Qualität prüfen und möchte auch gerne erfahren, welche Farben und Muster ihr vorrätig habt.“ Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb kurzzeitig auf jenem Sklaven hängen, der zuvor damit beschäftigt gewesen war, einen Seidenballen in eines der Regale zu legen. Schließlich wanderten meine Augen wieder zurück zu dem jungen Sklaven.
    „Du hast deinen Dominus begleitet, als er bei mir im Laden war, nicht wahr?“ Wenn ich mich recht erinnerte, hatte der Sklave sich mir diesem Iulier-Sklavenmädchen recht intensiv unterhalten, während ich mich um seinen Dominus gekümmert hatte. Der Sklave hatte an diesem Tag ein trauriges Bild abgegeben. Heute jedoch war er zwar einfach aber ordentlich gekleidet. „Leider ist mir dein Name entfallen, fürchte ich.“

  • " Es soll sofort getan werden, was du wünschst. ", sagte Tiberios mit einer Verbeugung.
    Er ging aber selbst zu dem Diener hin , der für die Bewirtung zuständig war - der dominus hätte dem Sklaven ein Handzeichen gegeben.
    Tiberios wies ihn an, geeisten Wein , Käse, Oliven, Brot und Konfekt aus Mandeln, Datteln und Honig tzu bringen. Der geeiste Wein war mit Früchten verfeinert und gewürzt , die Datteln wurden vom Handelshaus Furii selbst vertrieben .


    Dann fiel sein Blick auf den Sklaven, den Viniciana Thula mitgebracht hatte, und der den weiten Weg von Roma gekommen war.
    "Sobald du der domina aufgetragen hast , bringe dem Mann auch etwas. ", sagte er : "Aber ersetz den Wein durch posca. "

    Wenig später stellte der Sklave vorsichtig einen grünlich schimmernden Henkelbecher aus mundgeblasenem Glas und eine Silberplatte mit den gewünschten Speisen auf den Tisch in der cella. und reichte Tiberios ein heißes, parfümiertes Tuch.
    In einem domus hätte es nicht zu den Aufgaben des jungen Mannes gehört, doch hier im Handelshaus gab es weniger Diener , deshalb wischte er geschickt die Hände der Schneiderin ab,
    rückte einen der Sessel für Viniciana Thula zurecht und trat drei Schritte zurück .


    "Auf dein Wohl, Viniciana Thula , möge Mercur deine Geschäfte segnen. " , sagte er:
    "Ich werde meinem dominus ausrichten, dass du hier warst. Und ja , ich hatte meinen dominus begleitet, als er bei dir im Laden war. Mein Name wurde dir freilich nie genannt. Man nennt mich nun Tiberius. "


    Die junge Frau war ausnehmend gütig, denn sie hatte so getan, als müsse sie seinen Namen kennen anstatt ihn in Befehlston danach zu fragen.
    Sie war also freundlich, sie verstand ihr Handwerk und war eine erfolgreiche Geschäftsfrau , sonst hätte sie nicht das Handelshaus Furii aufgesucht . Es gab anderswo billigere Ware von schlechterer Qualität.


    Vielleicht aber war die anmutige Schneiderin nicht nur wegen Seide hier ? Sie schien ein wenig - nun ein wenig enttäuscht gewesen zu sein, Furius Philus nicht anzutreffen.


    Tiberios merkte selbst, dass er Viniciana einen Moment zu lange ansah und senkte den Blick.


    Er wünschte seinem Herren aufrichtig Glück. Bisher gab es keine Frau an seiner Seite., soweit er wußte. Und außer taktvoll , freundlich und wohlhabend war die Viniciana Thula auch noch jung und schön.


    " Bitte greif zu, Viniciana Thula .", sagte er : "Wenn du es wünschst, kann ich dir später die Ware zeigen und auch deine Bestellung aufnehmen. Doch den Verkauf kann ich leider nicht abschließen, dazu hat mich mein dominus nicht befugt. "

  • Handelshaus Furii, Erdgeschoss



    Die Ware, die von den Schiffen gelöscht wurde, wurde im Erdgschoss entgegen genommen und in den oberen Stockwerken gelagert.
    Händler aus Roma oder den italischen Städten oder ab und an auch mal ein größerer Handwerksbetrieb stellten einen festen Kundenstamm dar, der Waren vorbestellte und Bestelltes abholte.


    Im Erdgeschoss hinter dem Tresen vor der Treppe in den ersten Stock , würde auch auch der neue vilicus Tiberios meistens anzutreffen sein.



    Da Tiberios noch jung war und außerdem jünger aussah, hielt er sich sehr aufrecht und versuchte immer klar und deutlich zu sprechen und seinem Gegenüber fest in die Augen zu sehen.
    Auch sein Kleidungstil hatte sich geändert, er trug eine längere helle Tunika aus Wolle und eine Chlamys, einen braunen kurzen Mantel, der seinen rechten Arm freiließ und auf der Schulter mit einer Bronzespange zusammengehalten wurde. Das Lederband der Bronzetafel , die ihn als Sklaven seines Herren auswies, hatte er durch eine Kette aus dem gleichen Metall ersetzt.
    Tiberios war ehrlich genug, sich einzugestehen, dass er keinerlei eigene Autorität besaß - seine Autorität kam von Furius Philus ,und es war ihm wichtig, sich ganz als Vertreter des dominus zu zeigen.
    Das erste Mal in seinem Leben war Tiberios anderen Sklaven gegenüber weisungsbefugt.


    Drei Sklaven arbeiteten im Lager und in den Geschäftsräumen:


    Himildo, ein ruhiger, sanfter Kelte oder Germane, so genau wußte er es wohl selbst nicht,



    Cassander ,ein älterer Griechen , der sein Leben lang hart gearbeitet hatte und die Arbeit im Warenlager eher als Ruhestand empfand , er hatte die meiste Erfahrung von allen.




    und Gorgonus, ein großer, kräftiger Mann unbestimmter Herkunft , der nachts mit seinem Knüppel und den beiden Hunden das Handelshaus bewachte, der eigentlich Gorgus hieß , aber Gorgonus nach den drei Gorgonen, den mythischen Schreckgestalten mit Schlangenhaaren passte zu seinem schroffen Äußeren, und alle anderen nannten ihn so.





    Tiberios nahm sich vor, seine Leute zu schätzen und gut kennen zu lernen. Seine Ansicht war, dass die meisten Menschen, und Sklaven waren da keine Ausnahme, sich eher für Belohnungen und Lob anstrengten als aus Angst vor Strafen.

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    7 Mal editiert, zuletzt von Tiberios ()


  • Mit Cassander und Himildo gab es keine Probleme. Aber Gorgonus verhielt sich widersprüchlich.
    Als der dominus anwesend gewesen war, war er sehr diensteifrig erschienen, und da er groß und kräftig war, schleppte er die meisten Waren.
    Gerne passierte ihm nun, dass er eine Kiste Datteln
    oder anderes direkt vor Tiberios‘ Füße fallen ließ, so dass der junge Sklave zurückspringen musste.
    „Entschuldige, vilicus“, sagte Gorgonus dann und unterdrückte ein Grinsen, und Tiberios schüttelte den Kopf : „Pass auf!“


    Anderseits, wenn es etwas zu tragen oder hochzuheben galt , dann war Gorgonus sofort zur Stelle, zu helfen.
    Er war ein großer Mann, muskulös und schwer. Die beiden Wachhunde , die ihm folgten, kniffen sofort die Schwänze ein, wenn er sich ihnen näherte. Er sprach wenig , aber wenn er sprach , dann klang es rauh und spöttisch.
    An den Tagen, an denen der dominus abwesend war, hatte sich Gorgonus offenbar seine eigene Position geschaffen, obwohl Cassander der Ältere und Erfahrene war. Die anderen beiden Sklaven taten , was Gorgonus sagte.
    Doch nun war Tiberios da, und das in Zukunft fast ständig .
    Tiberios merkte schon, dass es Gorgonus nicht gefiel, von ihm kontrolliert zu werden. Aber er hoffte, dass er, wenn er sachlich und selbstsicher blieb, mit dem Mitsklaven arbeiten konnte.
    Und arbeiten tat Gorgonus durchaus, wenn seine Kraft gefragt war.


    Den ersten Konflikt , den Tiberios mit dem Mann haben sollte, ließ nicht lange auf sich warten.:


    Offenes Feuer war in einem Gebäude mit kostbaren Waren viel zu gefährlich, so dass es keine culina im eigentlichen Sinne gab, sondern nur eine Einrichtung unter der Treppe, um die Erfrischungen für Kunden vorzubereiten.
    Daher bezog das Handelshaus Furii das Mittagessen gewöhnlich aus der Taberna "Zum lachenden Tritonen" ,und mittags kam immer ein Sklavenmädchen mit einem Henkeltopf zu ihnen.
    Der "lachende Triton " war eine Hafenspelunke und das Essen bestand aus schlampig gekochter Puls mit halbgaren Körnern darin und fasrigem Gemüse in einer undefinierbaren Soße . Das Ganze war mit billigstem Garum übergossen und als Tiberios in den Henkeltopf schaute, roch es nach altem Fisch.


    Der große Vorteil der Taverne war, dass sie de facto um die Ecke lag, aber Tiberios fürchtete um die Gesundheit seiner Leute und seine eigene.
    Er winkte das Sklavenmädchen in sein officium. Eigentlich wollte er ihr sagern, dass er mit ihrem Herren oder ihrer Herrin über die Qualität des Essens sprechen wollte,
    da öffnete die Sklavin auch schon ihre Tunika , entblößte ihren Körper und schaute ihn ergeben an.


    Tiberios hieß sie, sich wieder anzuziehen.


    So etwas war gegen die Ordnung, die er als vilicus aufrecht erhalten wollte:
    Das Handelshaus war doch kein Lupanar! An Feiertagen bekamen die Sklaven ein paar Asse, damit sie etwas für ihre Gesundheit tun konnten, das musste genügen.


    Es stellte sich heraus, dass es vor Tiberios' Anwesenheit meistens Gorgonus war, der das Mittagessen in Empfang nahm , und dass er die Küchensklavin dabei jedesmal belästigte oder mit ihr schlief.

  • [Blockierte Grafik: https://s19.directupload.net/images/200323/p86gwb3y.jpg]


    Für Tiberios verstieß so ein Verhalten gegen die Ordnung, die er sich in den Kopf gesetzt hatte.


    Er ließ Gorgonus und die anderen holen, und sagte zu ihnen : : „Das hier ist kein Lupanar! Der dominus wünscht bestimmt nicht, dass du diese Küchensklavin hier in den Räumen für deine Entspannung gebrauchst. Du kannst ab und zu den lupae gehen, das muss genügen.“


    Gorgonus verschränkte die Arme und sah auf ihn herab :


    „Zu Befehl, vilicus“, knurrte er und dann : „
    Sieh mir nach , dass ich mich an dieser Sklavin vergriffen habe. "


    Tiberios nickte kurz. Er hatte schon wieder anderes im Kopf. Die Räumlichkeiten sahen noch nicht so aus, wie er sich das vorstellte , und er plante, solange keine Warenlieferung- oder abholung anstand, mit den Männern zusammen alle Regale und Installationen zu säubern..


    Da hörte er Gorgonus'Stimme zu den anderen beiden Sklaven tönen:
    " Ich tu es mit Küchenmädchen, und andere wärmen vorzugsweise das Bett ihres dominus."

    Tiberios horchte auf, ging ein paar Schritte auf Gorgonus zu , der ihn ruhig erwartete.
    „Meinst du gerade jemanden Bestimmten ?“, fragte er leise .


    „Wir alle wissen doch , warum jemand Bestimmtes so plötzlich auf einen hohen Posten
    kommt !" ,
    erwiderte Gorgonus und kratzte sich unter seiner Tunika.


    Himildo und Cassander schwiegen. Sie schauten zu Tiberios hin, ihre Mienen waren bedrückt , doch kein einziges Wort war von ihnen zu hören.
    Es war nun Tiberios, von dem sie eine Reaktion erwarteten.


  • Vielleicht lag das daran, dass Tiberios schon einmal alles verloren hatte, als man ihn so plötzlich aus Alexandria wegverkaufte, und dass er sich geschworen hatte, so etwas sollte ihm nie wieder geschehen:
    Wenn er seine Position in Gefahr sah, fühlte er das Bedürfnis, sie sofort und umfassend zu verteidigen.


    Gorgonus hatte ihn eindeutig herausgefordert.


    "Man kommt auf hohe Posten, in dem man Fleiß und Einsatz zeigt, Gorgus.“, sagte Tiberios scharf :
    „Du kannst es ja mal damit versuchen ! Ich befehle dir , hier erstmal sauber zu machen, das hier ist ein Saustall. Besen, Lappen, Eimer – und dann putzen bis zum vierten Stock .“

    Er deutete auf das Geländer über ihnen :


    „Wir anderen werden nun zu Mittag essen. Da du beschäftigt bist, wirst du das Essen verpassen. Melde dich bei mir, wenn du mit deiner Arbeit fertig bist.“


    Das Grinsen wich aus Gorgonus ‘Gesicht und machte etwas Düsterem Platz.


    „Ich kann Gorgonus gerne helfen, vilicus Tiberius “, bot der sanfte Himildo an, doch Tiberios schüttelte den Kopf : „ Gorgus arbeitet, und du wirst zu Mittag essen.“


    Tiberios‘ Stimme klang kalt , und Himildo senkte den Kopf. Das tat Tiberios gleich wieder leid, aber er ging auf den Sklaven nicht weiter ein.


    Tiberios dachte bei sich, dass dieses grauenvolle Mittagessen wohl eine größere Strafe war als Aufräumen.


    Über ihm erklang das Geräusch des Reisigbesens auf dem Holzboden. Gorgonus tat erstmal was er ihm aufgetragen hatte .
    Tiberios fühlte sich unwohl . Ihm fiel ein , dass ein dummer Alexandriner Witz " Nur kein Neid auf meine Schönheit" oder ähnliches vielleicht der bessere Weg gewesen wäre, aber nun war es zu spät .Es war gar nicht so einfach, anderen zu befehlen.


    Am Abend erhielt der Sklave dann wieder seine Ration wie alle anderen auch. Es sollte ein Friedensangebot sein , doch Gorgonus ignorierte ihn völlig.

  • Tiberios kehrte vom Forum der Minerva in das Handelshaus Furii zurück - diesmal war er von einer Kutsche mitgenommen worden. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass wenn man einigermaßen reinlich aussah und freundlich fragte, sich immer etwas ergab. Die Kutsche war von einer Familie aus der Provinz gemietet , und Tiberios hatte, nach dem sie herausbekommen hatten, dass er Grieche war, dem filius griechische Vokabeln abfragen dürfen: ho philos, tou philou, to philo und so weiter und das die halbe Strecke- bis der Junge eingeschlafen war.


    Der furische Sklave kam in Portus Ostiensis an. Ein kalter Wind wehte, und die Luft roch nach Schnee, obwohl der Frühling so warm angefangen hatte., Tiberios zitterte und klapperte mit den Zähnen. Er klopfte an das Tor des Handelshauses : „Salvete !“, und Himildo öffnete ihm . Drinnen war es nur unwesentlich wärmer als draußen, dafür war es windgeschützt.
    „Salve, vilicus – du siehst nicht gut aus. Bist du krank ? Sollen wir einen medicus besorgen?“, sagte der Sklave.
    Tiberios schüttelte den Kopf : „Ich hoffe nicht“, sagte er: „Ich muss erstmal etwas ausschlafen, ich bin seit gestern durchgehend wach. !“
    Er war weiß wie eine Kalkwand.
    Himildo nickte:
    Ich konnte es nicht verhindern, dass das Mädchen wieder hier war.“, flüsterte er und hob bedauernd die Arme.
    „Danke, dass du mir Bescheid sagst“, sagte Tiberios : „Ich kümmere mich später darum. „
    Himildo schaute ihm etwas irritiert hinterher. Tiberios ging in sein cubiculum – das erste Mal in seinem Leben besaß er ein eigenes Schlafzimmer, selbst wenn seine Decke klamm und das Ganze nur mit einem Vorhang vom Hauptraum abgetrennt war.


    Er legte sich hin und fühlte sich noch immer elend.
    "Minerva , bitte hilf mir ", sagte er laut .


    Er würde jeden Abend zu Minerva beten, Scato zu beschützen. Vielleicht auch zu Mars, da er doch ein miles war , und auch zu Fortuna, damit sie ihm gewogen war. Und zu Faunus sowieso – der dominus Scato gehörte ja seiner Bruderschaft an.


    Vielleicht würden die Götter das Opfer , das er gebracht hatte, akzeptieren.


    Und Tiberios fiel noch etwas ein, was er für Scato tun konnte:
    Er würde ihm das Werk eines Schriftstellers kopieren, der ihm nützlich für sein Studium sein würde. Tiberios konnte nur in seiner freien Zeit daran arbeiten und Papyrus war nicht billig , so würde die Arbeit eine Weile dauern ,und das war ihm gerade Recht.

  • Wenige Stunden später wachte Tiberios auf. Er hatte geschlafen, und er fühlte sich nicht mehr ganz so elend. Er erfrischte sich mit kaltem Wasser, spülte den Mund aus und kämmte sich, dann schob er den Vorhang bei Seite.


    Seine drei Mitsklaven saßen um den Henkeltopf , jeder eine Schale in der Hand. Einziges Licht spendete ein funzeliges Öllämpchen.
    Tiberios setzte sich dazu und zeigte ihnen den neugekauften, sauberen Topf.
    Hunger hatte er keinen, eher das Gefühl, er könne nie wieder im Leben etwas essen.


    "Was ist los, vilicus ?", fragte Cassander, der ältere Sklave: "Du siehst aus, als wärst du den lemures begegnet."


    "Mir geht es gut ", sagte Tiberios, und wandte sich direkt an Gorgonus:


    Zitat

    Original von Sisenna Iunius Scato
    "Der erste Weg wäre natürlich, mit Gorgonus zu reden. Eine Einladung zum Essen, bei der du dich allen Sklaven in ungezwungener Atmosphäre vorstellst, am besten mit viel Alkohol, wäre für den ersten Tag gut gewesen, um sich zu beschnuppern. So bist du da einfach reingeplatzt und hast die in Abwesenheit des Herrn ausgekasperte Rangordnung über den Haufen geworfen. Obendrein wird ihm nun der Sack drücken, nachdem du sein Liebchen verjagt hast. Das macht die Meisten nicht freundlicher. Du bist jünger, du bist kleiner und du bist dort allein. So lange Gorgonus dich nur ignoriert , aber deinen Anweisungen nachkommt, ist es in Ordnung und die Sache ist noch zu retten. Bleibe ruhig, körperlich sitzt er am längeren Hebel."


    Tiberios benutzte Scatos lockere Ausdrucksweise:
    „Hat dich der Sack gedrückt, Gorgonus?
    , fragte er : „Ich hoffe, ihr ward nicht in meinem officium. . Sonst muss ich wieder stundenlang sauber machen …..“
    Gorgonus schwieg.


    Aber Cassander lachte : „Weshalb glaubst du, dass bei Gorgonus soviel daneben geht, vilicus ?“, fragte er: „Nein, sie waren natürlich in deinem cubiculum, .....das war gerade ein Scherz.“
    Gorgonus schaute düster.


    „Nenn mich Tiberios“, sagte Tiberios zu dem älteren Sklaven .
    Cassander nickte : „Das wollte ich doch schon länger fragen. „, sagte er : „Warum hast du einen römischen Namen ? Du bist doch kein Römer ,oder.? Oder hat dich der dominus so genannt ?“
    Tiberios schüttelte den Kopf :
    „Ich heiße nach Tiberios Claudius Balbillus, der früher einmal Praefectus Aegypti, war. Sein Vater war noch ein Freigelassener gewesen, das behauptete meine Mutter wenigstens, doch das war Unsinn, und sie meinte, sein Name würde mir Glück bringen. Außerdem behauptete sie, er wäre ihr Großvater.“


    „Ich weiß nicht, wer mein Großvater ist „, sagte Himildo und Cassander ergänzte: „Du weißt nicht einmal, wer dein Vater ist !“
    Himildo, weit entfernt davon beleidigt zu sein, fing an zu lachen, und Gorgonus stieß ihn grinsend an .


    „Wir sitzen gerade auf dem Trockenen.“, sagte Tiberios : „Wie wäre es mit etwas Wein für die Gemütlichkeit ?“


    „Gorgonus, geh du !“, sagte Himildo : „ So wie du aussiehst, haut dich keiner übers Ohr !“,
    Tiberios schaute den großen Sklaven über dem Schein der Öllampe an und fragte::
    „Würdest du uns den Gefallen tun, Gorgonus?“


    Er erhob die Stimme nicht. . Er wollte auch als vilicus so sein, wie er nun mal war und keine schlechte Imitation eines dominus.
    Zu seiner Überraschung nickte Gorgonus, ohne ihn anzusehen und erhob sich .
    Tiberios holte das Geld ,das er vom Topfkauf übrig hatte, aus dem Beutel und gab es ihm .Wenig später kam der Mann mit einer Amphore zurück, und der Wein war zwar kein Falerner, aber nicht schlecht .


    Tiberios trank ziemlich viel und war schweigsam. Die Unterhaltung plätscherte hin -und her.
    Der Wein erzeugte einen angenehmen Nebel im Kopf, in den er eintauchen konnte .


    Es war kein guter Abend, aber auch kein ganz schlechter.

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Die nächsten Tage verflogen.
    Tiberios verfolgte sein Ziel weiter, die Räumlichkeiten des Handelshauses Furii zu den am besten aufgeräumtesten, den saubersten und wohlgeordnesten von Portus Ostiensis zu machen. Und gerade hatte er den Eindruck, die drei anderen Sklaven unterstützten ihn .
    So erfolgte der Frühlingsputz - und ab und zu gab es auch eine erstaunliche Entdeckung: Cassander fand zwei kleine Ballen Seide, die zwar im letzten Jahr bezahlt – Tiberios sah das in den Büchern – aber nie abgeholt worden waren, sie waren vielleicht von Kunden, die im Exil oder gar gestorben waren, bestellt worden.
    Tiberios notierte sich die Namen auf, das musste er in Roma recherchieren beziehungsweise Gnaeus Furius Philus mitteilen.


    Auch für das Problem mit dem Essen gab es eine Lösung : Eine Ostienser Witwe mit Kindern würde für das Handelshaus kochen und das Essen im neugekauften Henkeltopf persönlich anliefern. Das schaffte ihr ein kleines, aber regelmäßiges Einkommen. Die Frau hatte einmal bessere Tage gesehen und kochte ordentlich..
    Damit schlug Tiberios zwei Fliegen mit einer Klappe : Das Essen wurde besser ,und die Küchensklavin – Gorgonus „Freundin“ würde gar nicht mehr kommen.


    Passend zum Fest der Veneralia gab der furische vilicus das Geld für ein billiges, aber sauberes Lupanar aus, es war wichtig , dass auch Sklaven etwas für ihre Gesundheit und ihre Arbeitskraft taten.


    Da sie das Handelshaus nicht alle alleine lassen konnten, blieb Tiberios .alleine zurück.
    Gerade war er dankbar für die Arbeit der Vigiles, die für Sicherheit vor Räuberbanden sorgten – es wäre wohl sonst nicht möglich gewesen, ein Handelshaus mit kostbaren Waren auch nur kurzzeitig von einem einzelnen unbewaffneten Mann bewachen zu lassen.


    Trotzdem fühlte er sich in dem großen Gebäude seltsam. Er streifte durch die Stockwerke- sehr gut, alles war an seinem Platz und der Boden roch nach Essigwasser. Essig scheint Miasmen zu vertreiben, dachte Tiberios, und dann fielen ihm die Seiten des Werkes von Terrentius VarroDe re rustica“ ein, die er in einer der großen Bibliotheken Romas kopieren wollte – leider kannte er niemanden, der er ihm die Schriftrollen ausleihen konnte.
    Vermutlich hatten sie in der Casa Furia aber eine Ausgabe.


    Roma ! Das war gerade weit weg.
    Tiberios lehnte die Stirn an die Wand.


    Er sehnte sich danach , jemanden in den Arm zu nehmen und nach Liebe und nach der einzigen Frau, die er lieb haben wollte: Eireann stand vor seinem inneren Auge :, anmutig und so schön, das er den Atem anhielt , wenn er an sie dachte.
    Außerdem : Sie konnten sich gegenseitig alles sagen. Sie beide waren Sklaven, es gab keine Kluft zwischen ihnen. Höchstens dass sie einst frei gewesen war und er noch nie.
    Er sehnte Eireann herbei.
    In Gedanken fing er an, einen lieben Brief an sie zu schreiben:
    „Chaire, meine Schönste ,
    ich hoffe, du berfindest dich wohl ,
    ich hoffe, du hast mich nicht vergessen.
    Ich denke jeden Tag an dich ….“

    Tiberios lächelte:
    „Mein kleiner Feuerkopf, mein Mädchen, das immer mit dem Kopf durch die Wand möchte, und dass ich gar nicht anders haben will. Teuerste, Treuste und Liebste Eireann.
    Ich weiß nicht, wann ich wieder nach Roma komme, an einem Feiertag oder wenn meine Dienste benötigt werden – es ist immerhin fast eine Tagesreise. „


    Sein letzter Satz holte Tiberios in seine einsame Realität zurück: Er hatte keine Möglichkeit, Eireann zu erreichen. Und was nützte die Liebe in Gedanken?

  • In Alexandria hatten sie so etwas „Tote Ware“ genannt , Dinge, die zwar bezahlt, aber aus unerfindlichen Gründen nicht abgeholt worden waren. War der Kunde nur verstorben, gehörten die Sachen seinen Erben, doch ab und zu kam es auch vor, dass der Betreffende in Ungnade gefallen war. Da war es besser, geschäftliche Verbindungen überhaupt nicht offen zu legen. Gerade politische Delikte zogen manchmal Kreise.


    Außerdem war so ein Fund eine hübsche Versuchung für diebisches Personal.
    Auch wenn es sich hier um die ganz kleinen Ballen zu einer semilibra im Wert von 20 aurei handelte, war die Seide so wertvoll, dass Tiberios nur mit der Hälfte davon beispielsweise sich selbst und Eireann dazu hätte freikaufen können - und noch genug übrig geblieben wären.


    Gorgonus und Himildo kamen auf solche Überlegungen nicht, doch der erfahrene Cassander hatte Tiberios angestupst und gelacht :
    „Wie wäre es, wenn du dein Kürzel bei „Ware abgeholt“ hinschreibst , wir verkloppen das Zeug und machen Halbe – Halbe.“
    Natürlich würde Cassander jederzeit behaupten, er habe nur einen Witz gemacht, aber Tiberios war solchen Witzen gegenüber misstrauisch :
    Es konnte sein, dass Gnaeus Furius Philus seinen neuen vilicus auf die Probe stellte.
    Tiberios musste sich so schnell wie möglich um dieses Problem kümmern.


    Er verfasste in seinem officium folgendes Schreiben:


    Nachtrag ANTE DIEM IV NON APR DCCCLXX A.U.C zum Geschäftsbericht vom VIII KAL APR DCCCLXX A.U.C:
    Auffinden von zwei Semilibra Seide ,Qualität sehr gut ,
    bestellt und bezahlt jeweils ANTE DIEM III NON IUL DCCCLXIX et NON MAI DCCCLXIX A.U.C.
    von Memmius Vibullius Vatinianus und Numerius Nasidius Triarianus Tranquillus
    wurden jedoch bis zum heutigen Tag nicht abgeholt.


    Anrede und Grußformel ließ er weg, da es sich nur um einen Nachtrag handelte.


    Und so musste der junge Sklave doch wieder nach Roma, zur Casa Furia.

  • Die Rache der Krähe >>>




    Himildo bürstete die große Porta ab und schwang den Besen.
    Der Sklave merkte nicht, dass er mit Argusaugen beobachtet wurde, pfiff vor sich hin und fand, dass dieser Tag sonnig und somit gut war.
    Der ihn beobachtete, war ein Mann in einfacher Kleidung, einem dunklen pallium, einen Mantel, wie ihn ärmere Leute trugen.
    Dann bewegte er sich quer über den Platz und setzte, als er vor Himildo stand, das auf, was er für ein gewinnendes Lächeln hielt:
    „Salve!“, sagte er: „Du bist nicht zufällig der Sklave Tiberios?“


    Himldo schüttelte den Kopf: „Salve, nein, Herr, ich bin der Sklave Himildo.“, antwortete er freundlich:“ Tiberios macht nur noch die Buchhaltung hier, normalerweise ist….“


    Es war eben Himildo mit seinem arglosen Gemüt. Cassander hätte sofort gefragt, wer denn diese Auskunft wünschte, und Gorgus hätte nur irgendetwas Leises geknurrt – er sprach generell nicht mit mit Fremden.



    Doch da trat auch schon Cassander vor die Porta:
    „...Normalerweise ist Cassander hier der stellvertretende villicus, und du kannst alle Bestellungen für deinen dominus bei mir aufgeben.“, vollendete er den Satz.
    Er tat natürlich nur so, als hielte er den Mann für einen Sklaven:
    „Wenn du jedoch Tiberios etwas ausrichten lassen möchtest, tu ich es gerne. Er ist nicht im Haus. Bist du ein Freund von ihm?“


    Als Cassander mit diesem Satz klar stellte, dass er nicht Tiberios war, war das gerade großes Glück für ihn, doch davon ahnte keiner der furischen Sklaven etwas.


    Der Mann verzog das Gesicht: „Nein, will ich nicht und bin ich nicht.“, erklärte er kurz angebunden.


    "Na dann kannst du ja genauso gut hier verschwinden.", sagte Cassander. Der Mann sah wirklich nicht aus wie die gutgestellten Kunden, die Seide oder Weihrauch kauften.


    Die Augen des Mannes wurden schmal, und er machte eine höchst unanständige Geste. Zu gerne hätte er diesem hochnäsigen Sklaven seine sica in den Wanst gerammt, doch dazu hatte er keine Order.


    Ohne einen weiteren Gruß marschierte er über den Vorplatz zurück, und Cassander sah ihm nach.



    Gorgus, der aber nur Gorgonus genannt wurde, stellte sich mit verschränkten Armen neben Cassander.
    Der ältere Sklave legte ihm die Hand auf die Schulter:
    „Mir gefällt nicht, wie der Bursche da eben ausgesehen und geredet hat.“,
    sagte er und wies mit dem Kinn auf den Davoneilenden:
    „ Was wollte er von dem Maiordomus? Tu mir den Gefallen und sag Tiberios Bescheid, dass ein höchst unhöflicher Kerl da war und nach ihm gefragt hat. Vielleicht weiß er ja, mit wem er es zu tun hat.“


    Gorgus nickte, und er machte sich auf den Weg.


    >>> Casa Furia, Roma

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

  • Tiberios hatte Krates zum emporium am südlichen Tiber geschickt, um gegen ein paar Asse einem der Transportleute eine Nachricht an den Sklaven Cassander mitzugeben.
    Nach einem Tag kam die Tabula im Handelshaus Furii an:

    Ad Cassander
    Handelshaus Furii
    Portus Ostiensis


    Salve Cassander,
    bitte kauf mir Vorräte für ungefähr 17 Tage ein:
    I Schlauch Posca
    Eingelegter Kohl
    X Zwiebeln
    I Hartkäse
    II Hartweizenbrote
    Öl
    allec*
    Nimm das Geld dafür aus der Kasse, bewahre aber die Rechnung gut auf.
    Vale Tiberios Casa Furia


    Weitere Erklärungen schrieb Tiberios nicht, weil Cassander große Mühe mit dem Lesen hatte. Aber er wusste, dass der ältere Mann für ihn Proviant einkaufen und auf ihn warten würde.


    Sim-Off:

    *allec= Pressrückstand von der Garumherstellung

  • Aquila non captat muscas >>>


    Cassander hatte das Aufgetragene besorgt und in einen Ledersack getan;
    Während Dominus Saturninus sich von Himildo das Gebäude zeigen ließ und dessen etwas verworrene Erklärungen über die Waren lauschte *, hatte Tiberios dem dienstältesten Sklaven die Rechnung quittiert und gebeten, sie zusammen mit den Büchern des Handelshauses so bald wie möglich in die Casa Furia zu schicken, damit sie noch vor der nächsten Abrechnung der Ausgaben von Diocles, der Neuerwerbung, verbucht werden konnten.


    Tiberios ertappte sich dabei, dass er sich darum sorgte, ob Diocles dort alles richtig machen würde, aber dann besann er sich: Er war nicht mehr in der Casa Furia, dort waren nun Dominus Saturninus und Diocles zu Hause, und die Ordnung lag nicht länger in seinen Händen.


    Der Reisesack war schwer, aber im Laufe der Reise würde er Gewicht verlieren, und bei der Ankunft in Alexandria nur noch einem leeren Weinschlauch gleichen, wenn er seinen Bedarf richtig kalkuliert hatte.
    Ich hole meine Sachen später, wenn ich einen Kapitän gefunden habe.“, sprach Tiberios:
    „Ich danke dir, dominus Saturninus fürs Herfahren. Und dir Cassander fürs Einkaufen. Und dir Himildo für deine Freundlichkeit und dir, Gorgonus...“
    Jetzt lächelte er:
    „ ..dafür, dass du mich nicht die Balustrade hinuntergeworfen hast, obwohl ich so unerträglich war!“


    Dass er sich nun mit Gorgonus halbwegs verstand, war dominus Scatos Rat zu verdanken - wie lange war das schon her; Tiberios dachte daran wie an einen fernen Traum.

    Er schüttelte die Hände der Sklaven und verbeugte sich noch einmal vor dem Römer. Dann machte er sich auf zum Portus.
    .


    >>> Portus Traiani /Panta rhei kai ouden menei

    Sim-Off:

    * Er weiß davon.
    * griech. von Heraklit

    ir-servus.png

    SKLAVE - IUNIA PROXIMA

    Einmal editiert, zuletzt von Tiberios ()

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!