• Als Titus in trockener Kleidung am Hafen ankam, hatte ich bereits die kleine Schaluppe klar zum ablegen gemacht.


    "Dann mal hoch mit dem Segel." sagte ich sofort, als er an Bord kam.


    Nachdem wir das Segel gehisst hatten, machte ich die Leinen los und drehte das Segel in den Wind. Wie von Geisterhand setzte sich das Boot in Bewegung. Wir fuhren langsam auf den Rhenus, und ich hielt Segel und Steuer so, dass das schiff langsam in der Mitte des Flusses fuhr, gerade so schnell, dass es die Strömung kompensierte. Wir standen also auf der Stelle.


    "Segeln gehört zu den Dingen, die viele Offiziere nur grundlegend beherrschen. Ein Boot oder sogar Schiff in einem Fluss auf der Stelle zu halten, nur mit Hilfe des Windes, ist gar nicht so einfach, auch wenn es leicht und elegant aussieht."

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  • "Das glaub ich ihnen gern, Herr Kapitän. Wenn alle ihre Männer hier vom Heer strafversetzt werden, dann ist das ja auch kein Wunder", scherzte Titus.


    "Da fällt mir ein, warum ist die Classis eigentlich so unbeliebt bei den neuen Rekruten? War das schon immer so?"

  • Ich lachte kurz.


    "Es sieht so aus, als würden wir Römer festen Boden bevorzugen. Deshalb meldet sich kaum jemand zur Classis. Ich denke, das war schon immer so. Naja, vielleicht war's gegen Karthago anders. Aber seitdem..." ich zog die Schultern hoch.

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  • "Genau deshalb wollte ich mit dir reden. Du hast heute gezeigt, dass du Mut hast und dir deine Kameraden nicht egal sind. Das sind wichtige Eigenschaften für einen Seemann. Ich weiß zwar nicht, wie es bei der Legio ist, aber in der Classis ist das Leben eines Soldaten mehr wert als seine Ausrüstung. Wenn in der Legio ein Soldat fehlt, ist der Verlust schnell ausgeglichen. Aber wenn auf einem Schiff Verluste sind, sieht die Sache anders aus. In der Legio ist es einer von fünftausend, auf einem Schiff ist es einer von hundert."


    Ich klopfte ihm kameradschaftlich auf die Schulter.


    "Du bist aus dem richtigen Holz geschnitzt, wir müssen dir nur noch den richtigen Schliff geben."

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  • "Konnte ich auch nicht erwarten. Die meisten lernen das erst kurz bevor sie zum Proreta befördert werden. Und bis sie es richtig können, sind sie schon fast Centurio Classicus." sagte ich, mehr zu mir, als zu Titus.


    "Aber das werden wir in den nächsten eineinhalb Wochen ändern, Nauta! Du hast dich heute nämlich für mein Schiff qualifiziert. Es hat nur fünfundzwanzig Mann Besatzung, aber die werden auf dem außergewöhnlichsten Schiff der Classis dienen. Und sie werden segeln können. Dieses Schiff wird nämlich nicht gerudert."

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  • "Echt? Ich ... uhm... wow. Ich weiß gar nicht wie mir ist. Danke vielmals Herr Kapitän. Es wird mir eine große Ehre sein unter ihnen dienen zu dürfen! Aber wie funktioniert das denn mit demSchiff? Lenken die Götter etwas das Schiff persönlich?", scherzte Titus ein wenig... der Scherz hatte aber einen wahren Hintergrund. er wußte es echt nicht.

  • "Es wird natürlich gesegelt! Zwei Masten, mehr als haushoch, werden die beiden Haupsegel halten. Dazu kommen noch zwei... Sturmsegel, die zwischen dem vorderen Mast und einem waagerechten Bugmast angebracht sind." Den Begriff Sturmsegel hatte ich mir gerade einfallen lassen, weil es so etwas noch nie zuvor gab. In diesem Schiff steckten meine zehn Jahre Seefahrtserfahrung, mit allem was ich bisher gesehen hatte.

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  • "Das schiff was du mir beschreibst, klingt wirklich gigantisch! Das wird wohl der ganze Stolz der Flotte. Ich kann nicht oft genug wiederholen, wie dankbar ich dir für diese Gelegenheit bin! Und wie sieht es mit der Besatzung aus? Wird es ein Kriegsschiff?"

  • "Es ist ein schnelles und schlankes Schiff, etwa so groß wie eine kleinere Triere. Die Besatzung besteht, wie schon gesagt, aus nur fünfundzwanzig Mann. Für den Enterkampf ist es nicht geeignet, auch nicht zum rammen. Es soll zunächst nur als Erkundungsschiff dienen. So lange, bis ich herausgefunden habe, welche Manöver damit möglich sind. Der Vorteil des Schiffes gegenüber einem Ruderschiff ist dir klar?"

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  • Ich grinste. "Der Vorteil ist in der Tat die Geschwindigkeit. Und, ja, du hast recht, es wird extrem schwierig sein damit zu navigieren. Man muss nicht nur das Steuer richtig bedienen, sondern die Besatzung muss auch die Segel schnell und richtig in Position bringen. Ich denke, dass wir das Schiff nach einem Monat auf See halbwegs unter Kontrolle haben können. Nach zwei Monaten können wir uns vielleicht schon auf Gefechte einlassen. Und da werden wir unseren Vorteil ausspielen können. Na, hast du noch behalten, welche Arten von Seegefechten es gibt? Und kannst du dir denken, für welche Art dieses Schiff wohl gebaut ist?"

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  • "Kein Katapult." antwortete ich und es war wirklich lustig anzusehen, wie sich sein Gesicht förmlich in ein Fragezeichen verwandelte. "Aber Ballisten! Ballisten sind präziser als Katapulte, wenn auch schwieriger zu bedienen. Aber bei diesem Schiff geht es nur um zwei Dinge: Geschwindigkeit und Präzision. Schnell ansegeln, den Gegner unter Beschuss nehmen und in einiger Entfernung beobachten, wie er abfackelt."

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  • "Huch! Sowas ist mit sicherheit einzigartig auf der Welt, nicht? Kaum vorstellbar, was dies für eine Waffe sein wird!", sprach Titus.. im Kopf dachte er noch über die ballisten nach. Er hatte schon von ihnen gehört , aber in seiner kurzen Zeit in der Legion noch nicht gesehen. Wie die wohl aussähen, wußte er nicht.

  • "Ganz mein Gedanke. So, zum Schluss zeige ich die jetzt mal, was man mit Segeln alles machen kann. Halte dich gut fest!"


    Ich änderte abrupt den Kurs zurück in Richtung Hafen. Dabei wendete ich das Segel fast komplett auf die andere Seite. Das Boot stand fast quer zum Wind und lag durch die Kraft des Windes ziemlich schief im Wasser. Ich hatte selbst fast schon Angst, dass wir über die Backbord-reling voll Wasser laufen würden, aber das geschah nicht. Und obwohl der Wind nicht voll in den Segeln lag, kamen wir schnell auf Geschwindigkeit.

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